Episode XXII
Die Schlacht um Sybal
Aurek
Es ist ein schöner Anblick, dem aufsteigenden Explosionspils zuzusehen. Diese äußerst vergängliche Schönheit der Zerstörung ist wie immer eine äußerst angenehme Befriedigung für all unseren Mühen. Wir sind dem Endsieg im Krieg um Sybal einen wichtigen Schritt weiter gekommen.
Jugendliche Klankrieger tauchen auf und helfen beim wegschaffen der Gasflaschen. Unbehelligt erreichen wir den Untergrund und verladen die Flaschen auf den Rancor Express. Damit ist die Mission wohl erfolgreich abgeschlossen und wir können uns nun Gedanken darüber machen, wie wir Mine 169 unter unsere Kontrolle bringen und die Geiseln aus den Klauen der niederträchtigen Suul-Tanca Corporation befreien.
Nita funkt uns wie aufs Stichwort über Com an und bittet zu einer weiteren Konferenz. Die Klanführer sind sich ausnahmsweise einmal einig, dass alles getan werden muss, die Geiseln zu befreien. Momentan werden auch die letzten Bewohner des Flüchtlingscamp interniert und deportiert. Dieser Vorgang dürfte in etwa drei Tagen abgeschlossen sein, bis dahin brauchen wir dann einen guten Plan. Wenn sich alle Geiseln an nur einem Ort befinden, müssen wir unsere Kräfte nicht splitten, was ein großer taktischer Vorteil ist.
Die Unterbringung der Flüchtlinge in Mine 169 erfolgt in einem alten und stillgelegten Teil der Minenanlage. Dieser Teil hat zwei Stockwerke. Der obere beinhaltet eine Zerkleinerungsanlage und die notwendige Infrastruktur dafür. Im Gebäude der Anlage sind etwa 500 Gefangene untergebracht und das auch nur, weil die Käfige im unteren Level schon vollkommen überbelegt sind. Alle offiziellen Zugänge sind bis auf einem gesprengt und damit blockiert. Der einzige Zugang ist vermint und in einem Hinterhalt lauern genau einhundert Droiden darauf, dass eine Streitmacht sie passiert und dann den Gegner in die Zange zu nehmen. Im unteren Level dem Eingang zugewandt befinden sich zwei E-Netz Repetierblaster in einer ausgebauten festen Stellung. Weitere zwanzig leichte und fünf schwere Sicherheitsdroiden sorgen für... Sicherheit. Im oberen Level befinden sich nur fünf Leichte und ein Schwerer Sicherheitsdroide.
Überall sind Bomben verteilt und die Ladungen sind mehr als ausreichend, alles zum Einsturz zu bringen. Separat entschärfen geht nicht. Die Ladungen sind miteinander verkabelt und obendrein noch mit Funkzündern versehen. Funk stören bringt nichts, da in regelmäßigen Abständen die Verbindung nachgefragt wird. Gibt es keine Verbindung, wird ein Countdown gestartet. Um die Sache etwas zu verschärfen, können die Bomben nicht nur von der sich im unteren Level befindlichen Sicherheitszentrale gezündet werden, sondern auch extern von Sektor 2, wo ein Offizier wohl ständig die Daten und Bilder der Überwachungskameras auswertet. Myrtes Gas kann die Sprengladungen temporär stark schwächen, aber nicht komplett zerstören. Das ist Problematisch, da auch die Käfige, in denen die Geiseln gefangen gehalten werden, mit Sprengladungen versehen sind. Auch eine geschwächte Ladung reicht aus, um da ein Massaker zu veranstalten.
Es gibt zwei Wege sich hinein zu schleichen. Zwischen den beiden Ebenen gibt es einen Durchbruch, in dem wiederum ein Kriechgang führt. Da herunter zu kommen erfordert eine ziemliche Kletterei an der unteren Decke entlang. Der andere Weg ist durch einen Abfluss in einen toxischen See im Zentrum der unteren Ebene. Das kalte Wasser trennt ein Großteil der Ebene in zwei Teile. Das Wasser sickert von oben herunter und ist mit Schwermetall belastet. Wir haben die notwendige Ausrüstung, um das zu bewerkstelligen.
Damit sind die Fakten auf den Tisch. Wir sprechen sehr viele verschiedene Pläne und davon ein gutes Dutzend Varianten durch. Keinem gefällt das Ausgangsszenario, in ein mit Bomben vollgestopften Hohlraum zu infiltrieren, wenn der Gegner genau weiß, irgendwann kommt jemand, um den Köder aus der Falle zu stehlen. Wenn die ihre Felle davon schwimmen sehen, werden die einfach sprengen.
Wir könnten das einfach den Klans von Sybal überlassen. Freiwillig für diese Mission haben die mehr als genug. Roark hat sie zwar inzwischen etwas auf Vordermann gebracht, aber diese Aufgabenstellung überfordert selbst uns Veteranen bei weitem. Wir müssen darauf vertrauen, dass Myrthes Gas die meisten Sprengsätze temporär soweit außer Kraft setzt, dass sie keinen Schaden anrichten können. Außerdem müssen wir so heimlich und subtil vorgehen, dass wir die Geiseln aus den Käfigen haben, bevor die Sprengsätze dort gezündet werden. Selbst ein vom Gas angegriffener Sprengsatz dürfte in den voll besetzten Käfigen immer noch für einige Tote und viele Verletzte sorgen.
Nach viel hin und her über verschiedene Möglichkeiten einigen wir uns schließlich auf einen Plan, der trotz aller Widrigkeiten eventuell klappen könnte. Für so eine Mission sind wir prädestiniert und wenn wir es nicht schaffen, dann kann es keiner hier auf diesem Planeten schaffen. Also präsentieren wir den Klanführern unseren Plan. Risikoreich, Friktionsanfällig und Selbstmörderisch, aber schaffbar. Das ist die Art von Mission, für die ich mich der Rebellion angeschlossen habe. Menschen vor einem menschenverachtenden Regime zu retten und zwar um jeden Preis. Falls wir dabei sterben, dann deshalb, weil wir bereit waren, unser Leben für die Unschuldigen zu opfern. Manche Zyniker behaupten zwar, es gibt nichts, für was es sich zu sterben oder kämpfen lohnt, aber wenn alle so denken würden, wäre das Imperium immer noch an der Macht und Egoisten würden herrschen.
Wir müssen zurück zur "Vanguard", um nötige Ausrüstung mitzunehmen. Dieses mal ist es wichtig, heimlich dort hinein zu kommen. Je weiter wir unentdeckt rein kommen, desto mehr Menschen werden überleben. Und darauf kommt es ja an. Für alle Fälle nehme ich mein Jet Pack mit, falls es mit dem Klettern nicht so klappen sollte. Ein wirklich gutes Gefühl bei der Sache habe ich nicht. Der Plan ist nicht wirklich gut, aber das Beste, was überhaupt in einer solchen Situation möglich ist. Weiterer Knackpunkt ist, wir werden entdeckt werden und es wird zu einem äußerst harten Gefecht gegen einen nummerisch weit überlegenen Gegner kommen. Die leichten Suul-Tanca Sicherheitsdroiden machen mir keine Angst, die unlizenzierten B2 Nachbauten können durch ihre Feuerkraft und Panzerung durchaus gefährlich werden. Dazu zwei befestigte Stellungen E-Netz Repetierblastergeschützen. Ich habe oft genug gesehen, was diese schweren Waffen mit einem lebenden Wesen anstellen können.
Mit einem äußerst mulmigen Gefühl in der Bauchgegend reiten wir unserem Schicksal entgegen. Es wäre Schade, wenn ich jetzt sterben würde, wo ich doch meiner Schwester so nahe gekommen bin. Auf der anderen Seite wäre es kein wirklich sinnloser Tod, da es darum ging, tausende Unschuldige zu retten. Schließlich erreichen wir den Bereitstellungsraum. Es wird mehrere Teams geben. Das Angriffsteam wird von Roark geführt werden und ich hoffe, sie brechen schnell durch die hundert Droiden. Lyn wird die "Gasteams" koordinieren. Sie werden an verschiedenen Stellen durch verschüttete Gänge mit Hilfe von kleinen Schleppdroiden Schläuche in die Mine verlegen, durch die dann das Gas eingeleitet werden wird. Ich traue den Klanleuten durchaus zu, diesen Part gebacken zu bekommen. Aber ich weiß, wie gut Lyn klettern kann, nämlich gar nicht. Deswegen ist es aussichtslos sie auf diese Tour mitzunehmen, da sie eher früher als später abstürzen wird, weil sie einfach nicht die Fitness hat, so eine Klettertour mit Rüstung zu überstehen. Mit den gleichen Argumenten würde ich auch Shaka gerne irgendwo anders positionieren, aber sie will unbedingt mitkommen.
Wir klären die letzten Details ab, tauschen Kommandowörter aus, synchronisieren unsere Chronometer und stimmen die Frequenzen unserer Coms aufeinander ab. Dann kann es losgehen. Wir haben noch ein paar Klankrieger dabei, welche die Gefangenen im oberen Level befreien sollen. Es dauert vier Stunden, bis wir unsere Ausgangsposition erreicht haben. Wir sind gut im Zeitplan und können die nicht benutzte Zeit dafür verwenden, uns noch einmal etwas auszuruhen. Nach und nach haben alle Teams ihre Ausgangsposition erreicht. Nun können wir gemeinsam und koordiniert vorrücken. Ich übernehme die Spitze und achte auf Sprengfallen und Sensoren. Tatsächlich finden wir eine. Und die hat es in sich. Scav entdeckt, dass, wenn man sich zum entschärfen hinkniet, eine primitive Mine mit Druckzünder ausgelöst wird. Das ist ziemlich teuflisch. Wir entdecken noch zwei weitere solche Fallen und erreichen dann schließlich den "Spalt", wie wir die Schlucht zwischen den beiden Ebenen genannt haben. Unter uns liegt der "Schlackesee", er mit toxischem Wasser gefüllt ist. Hoffentlich fällt da keiner rein, denn allein schon der Geruch, der uns hier entgegenschlägt, ist mörderisch. Wir warten, bis alle "Gasteams" in Postion hinter den Einstürzen sind, dann kann es losgehen. Möge die Macht mit uns sein. Ausnahmsweise mal!
Nakagos wirre Gedanken
Es hat wirklich verdammt lange gedauert, bis wir uns auf einen halbwegs funktionierenden Plan geeignet hatten. Teilweise waren wir sogar soweit, es den Klanleuten zu überlassen. Das Szenario ist auch sehr ambitioniert aufgebaut. Der erste Fehler hat das Potential zu einem vollkommenen Partykill.