3D Drucker - was geht, was geht nicht ?

Eugel

Tabletop-Fanatiker
20. Mai 2001
3.007
247
19.456
49
Moin zusammen.

Über Sinn und Unsinn von 3D Druckern wurde an anderer Stelle ja schon diskutiert. Im Endeffekt war ich da auch eher skeptisch. Mein "Pioniergeist" hat aber schlussendlich gesiegt und ich habe mir letzte Woche einen 3D Drucker zugelegt.
Da das Thema ja hier sicherlich auch für den einen oder anderen interessant ist, dachte ich mir ich erstelle diesen Thread in dem ich meine Eindrücke, Erfahrungen und Ergebnisse mit euch teilen kann.
Dabei werde ich in erster Linie den Drucker mal in Bezug auf unser Hobby testen, also keine Panik, ich werde hier nicht irgendwelche Vasen oder sowas drucken 😉

Zunächst mal ein paar Fakten: Das Gerät ist ein Ultimaker 2, ein FDM Drucker, der hauptsächlich mit PLA und ABS druckt. Die minimale Schichtdicke gibt der Hersteller mit 0,02 mm an, was auf dem Consumer Markt mitunter der beste Wert ist den man (aktuell) kriegen kann. Allerdings muss ich das direkt in Relation setzen: Es ist eben nur die Schichthöhe, die Druckdüse hat eine 0,4 mm Öffnung. Sprich: Die einzelnen Schichten sind zwar hauchdünn, von oben betrachtet ist aber 0,4 mm das kleinste was man drucken kann.

Reicht das für Miniaturen ? Das versuche ich heraus zu finden...
Mein erster Test war daher ein möglichst kleines Modell. Da wir in unserer Gruppe überlegen mit "Victory at Sea" anzufangen, dachte ich mir, ein Schiff ist recht einfach zu modellieren und im Maßstab 1:2400 kann ich mal testen was aus dem Drucker so an Details rauskommt.

Dies ist das Modell was ich drucken wollte:
http://i274.photobucket.com/albums/jj243/Eugel75/fubuki_zpsjseu5j0v.jpg

Als Ergebnis ist dies hier rausgekommen:
http://i274.photobucket.com/albums/jj243/Eugel75/CAM00086_zpstiqapijn.jpg

Zur Info: Das Modell ist knappe 50 mm lang und ca. 5 mm breit. Druckzeit betrug knapp 30 Minuten auf der höchsten Qualitätsstufe.
Wie ich erkenn musste, wurden die Kanonen und die einzelnen Torpedos leider gar nicht gedruckt. Ich vermute, es liegt daran dass die Objekte an sich deutlich kleiner sind als die Druckdüse. (die Kanonen wären in diesem Maßstab ca. 0,05 mm dick). Genauso hab ich festgestellt dass ich mir das Modellieren einzelner Fenster auf der Brücke hätte sparen können.
Positiv überrascht wurde ich jedoch vom sauberen Druck des Rumpfs.
OK, schon mal ein vielversprechender Anfang. Für den nächsten Druck habe ich einige Details gestrichen, die Torpedos und Kanonen z.B. als einfache Blöcke modelliert. Dazu wollte ich ein Base mit Wellen modellieren, und den Namen des Schiffs sowie die japanische Flagge dazu packen.

Mein bisheriges Ergebnis ist also dieses hier:
http://i274.photobucket.com/albums/jj243/Eugel75/IMG_0314_zpsnteqoopy.jpg

Leider habe ich bei dem Druck die Skalierung etwas verpeilt, und das Schiff ist nun etwa 1 cm größer geworden, ist also eher im Maßstab 1:2000. Außerdem hat das Base die Druckzeit auf ca. 9 Stunden hoch getrieben. Ich hatte zwar angegeben, dass die Base nicht massiv, sondern im Inneren nur zu 10% gedruckt werden soll (die Software fügt automatisch Stützstrukturen im Inneren hinzu). Ich konnte den Druck allerdings nicht die ganze Zeit beobachten, daher weiß ich nicht ob die Einstellungen auch alle korrekt waren. Kann auch sein, dass die Wellen einfach zu viele Polygone hatten. Da ist sicherlich noch etwas Verbesserungspotential. Der Text und die Flagge an der Front sind außerdem etwas angewinkelt, was den Druck wiederum auch etwas unsauber werden lässt.
Als nächsten Schritt werde ich die Wellen noch etwas vereinfachen und die Base insgesamt auch etwas kleiner machen.

Die Materialkosten halten sich übrigens ziemlich im Rahmen. Für das letzte Modell (inkl. Base) werden 11 gr. Material benötigt, die ca. 50 Cent kosten. Bei 9 Stunden Druckzeit sind da glaub ich eher die Stromkosten ein Faktor, aber ich gehe davon aus, dass ich die noch deutlich senken kann.

Als nächstes Projekt steht dann etwas im 28 mm Maßstab an: Ich möchte für meine Bolt Action Japaner alternative Türme für meinen Chi-Ha Panzer drucken, damit ich diese austauschen und nach Bedarf andere Panzer spielen kann.
Ich werde berichten 🙂
 
Das sieht doch schonmal sehr gut aus. 😀

Ich habe meine Bachelorarbeit über den UM2 geschrieben. Schau dich mal nach anderen Düsendurchmessern um; der UM2 ist im Düsenbereich baugleich mit dem UM1 und da kannst du dich dann verkünsteln. Musst nur aufpassen, dass die Materialzufuhr stimmt, sonst bekommst du zuviel oder zuwenig aus der Düse (bzw. sie verstopft).

Mein Tipp auch: Vergiss die Stützstruktur im Innern und drucke 100%. Bei den kleinen Modellen sparst du dir fast kein Material ein, aber es kann zu Unsauberkeiten an den Schichten kommen, die oben dann zu machen.
Noch ein Tipp: Vermeide unter allen Umständen alles was in irgend einer Form eine Stützstruktur braucht! Sprich: Überhänge. Schneid' das Modell lieber in 2 Teile und kleb es hinterher zusammen. Sonst kannst du das Modell gleich wegwerfen oder in langwieriger Nacharbeit "gerade biegen".
// das wirst du schon wissen, aber man kann es nicht oft genug wiederholen.

Um ein optimales Ergebnis zu bekommen, musst du wissen, in welche "Richtung" dein Drucker am besten druckt und das Modell dementsprechend auf der Druckplattform ausrichten.
 
Sieht doch schon mal ganz geil aus das Teil.

Mit Wabenstruktur statt voll Ausfüllung im inneren, auch bei kleineren Teilen, habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht in meiner Arbeit mit 3D Druck. Von Stützmaterial bei Überhängen etc rate ich bei filigranen Sachen auch ab, dann lieber ganz ohne wenn es physikalisch möglich ist.
Im Fall deiner Schiffe könntest du vielleicht gute Ergebnisse erziehen, indem du ein Loch lässt wo die Rohre reinkommen und druckst die Rohre hochkant 😉 dann die Löcher aufbohren und die Rohre reinstecken.

Wenn du ne richtig glatte Oberfläche haben willst, über Nacht mit Aceton bedampfen oder bepinseln (vorsicht beim bepinseln, das Zeug frisst sich gerne durch), dann kann man es sich auch mal erlauben, gröber und dafür schneller und billiger zu drucken (bei großen Teilen....zum Beipsiel einer ganzen Bastion) und trotzdem am Ende eine bemalwürdige Oberfläche zu haben
 
So, wie angekündigt, hier die ersten Ergebnisse in 28 mm.
Ausgangsmodell war jener japanische Chi-Ha Panzer für Bolt Action:

Anhang anzeigen 253545

Die Sache ist, die: Dieser Chi-Ha ist momentan das einzige Modell von Warlord Games, das im normalen Handel erhältlich ist. Alle anderen japanischen Panzer gibt es nur als Mailorder. Nun benutzen aber viele japanischen Panzer exakt den gleichen Rumpf wie der Chi-Ha. Daher dachte ich mir, ich drucke mir dann einfach die entsprechenden Türme für die anderen Varianten aus. Da man im normalen Bolt Action eh immer nur einen Panzer spielen kann, kann ich dann einfach immer die Türme tauschen je nachdem was ich gerade spielen möchte. Den Anfang macht da jetzt der Chi-Ha Shinhoto, der statt der leichten Haubitze eine Panzerabwehrkanone im Turm trägt.
Hier ein Bild vom 3D Modell des neuen Turms:
Anhang anzeigen 253546

Das MG und die Kanone habe ich separat und um 90° gedreht gedruckt.
Das Ergebnis nach 3 Stunden Druckzeit (in höchster Qualität) sah dann so aus:
Anhang anzeigen 253547

Leider hat der Drucker die Kanone total versaut, da er ab der Mitte etwa schon neue Schichten gedruckt hat bevor die vorherige ausgehärtet ist. Ich hatte in der Software eigentlich eingestellt dass er mindestens 5 Sekunden warten soll bevor er eine neue Schicht druckt, hat er aber irgendwie nicht gemacht. Dadurch ist die Kanone ein ziemlicher Klumpen geworden.
Darüber hinaus gibt es auch die üblichen unsauberen Stellen. An der Turmluke z.B. bei den Überhängen (vielleicht hätte ich die Luke auch separat drucken sollen). Und natürlich sind auch leichte Abstufungen an der Rundung des Turms zu erkennen, diese sind allerdings in natura nicht so stark ausgeprägt wie es die Kamera darstellt.

Nachdem ich das Modell gesäubert habe, und sogar die Kanone mit dem Dremel noch retten konnte, sieht das fertige Modell nun so aus:
Anhang anzeigen 253548

Interessant war hier aber wieder zu sehen dass manche Details wie z.B. die Nieten und die Schweißnaht am Turm sehr sauber gedruckt werden, der Drucker aber auch mit kleinen Überhängen wie an der Turmluke große Probleme hat.
Ich werde auch nächste Woche noch das Modell mit Schleifpapier per Hand nachbearbeiten, da ich gemerkt habe, dass der Dremel schnell mal etwas zu viel Material abträgt und auch schnell an eine kritische Temperatur kommt.

Insgesamt werte ich das aber trotzdem als Erfolg, auch in Anbetracht dass die Resinteile von Warlord Games auch nicht gerade sehr sauber gegossen sind.
Materialkosten für den Turm waren knappe 20 Cent.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Schwierigkeit ist eher das CAD Programm kostenlos zu bekommen was dann auch die STL Daten rausgibt. Ist ja nicht so das es ein CAD Programm von Data Becker für 50€ gibt (wenn doch, wird es scheiße sein!)
Hätte man Zugang zu einem guten, z.B. Catia, Pro-E, Solid Works arbeitet man sich recht schnell ein und kann die ersten Teile Drucken.
Man sollte aber nicht auf die Idee kommen, das man sowas wie einen Space Marine nachbauen könnte in einer adäquaten Zeit.
Wie lange hast du für den Turm gebaucht zum modellieren? 1-2 Stunden würde ich in etwa dafür brauchen, ich mache das aber auch jeden Tag 😀 Als Anfänger wäre ich vermutlich mit 8+ Stunden dabei gewesen.
Es gibt Teile die gehen einfach zu modellieren und welche davon sollte man besser die Finger lassen. Tau zum Beispiel ist vom Design her recht einfach, Tyraniden oder Chaosdämonen würde ich lieber die Finger von lassen 😉

Sieht echt geil aus das Teil und ist vom Druck her auch echt toll geworden.

Probiere für die Nacharbeit/Schleifarbeit mal Aceton aus und Pinsel das Teil damit ein und lasse das einige Minuten einwirken. Gibt perfekt glatte Oberflächen!
 
Ich denke auch, dass die Vorstellung sich "mal eben" einen Space Marine zu drucken eher utopisch ist.

Ich habe für das Modellieren des Turms etwa 5-6 Stunden gebraucht, allerdings benutze ich Blender erst seit zwei Wochen, ist also momentan auch noch viel "Learning by doing" (habe aber schon etwas Erfahrung mit 3ds davor gesammelt).

Die Sache ist auch die, dass man für den 3D Druck auch erstmal eigene Erfahrungen sammeln muss. Beispielsweise habe ich dem Turm an der Heckluke Scharniere modelliert, die im Endeffekt zu klein waren und der Drucker hat sie entsprechend gar nicht erst gedruckt. Wenn man das vorher weiß kann man sich eben bestimmte Details gleich sparen. Die Scharniere AUF dem Turm wiederum haben zu wenige Details. Da werde ich nochmal nachbessern.
Man muss auch manche Teile überproportional modellieren, damit man sie nach dem Druck noch erkennen kann.
Wichtig ist auch zu wissen welche Teile man besser separat drucken sollte, in welcher Ausrichtung und ja, auch welche Teile man überhaupt drucken sollte. Ich würde z.B. im 28mm Maßstab gar nicht erst versuchen irgendwas zu drucken was ein Gesicht hat 😀
Panzer oder einige Waffenoptionen bieten sich wiederum schon an.

@shockwave: das mit dem Aceton hab ich auch schon im Ultimaker Forum gelesen. Beeinträchtigt das nicht die Haftung der Farbe hinterher ?
Werde jetzt aber erstmal Schleifpapier testen (jobbedingt komme ich da günstig ran 🙂)