WHFB 4. Platz: Mondlicht

Elrond de Gravenesse

König von Bretonia
02. August 2001
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leider hats nicht zu mehr gereicht 😉

Mondlicht


Nur vereinzelt durchdrang das Mondlicht das dichte Blätterwerk und machte kurzzeitig Nebelschwaden über dem Waldboden in seinem schwachen Schein sichtbar. Es herrschte eine unheimliche Stille, nur das leise Rascheln der Blätter war zu vernehmen. In der Ferne hörte man das Heulen von Wölfen und das Flattern aufgescheuchter Fledermäuse.

Heute Nacht würde Valerons Queste ihr Ende finden. Er würde den dunklen Ritter, der an dieser heiligen Stätte Bretonias jahrelang sein Unweisen trieb, zum tödlichen Zweikampf stellen und niederstrecken. So sah es sein Questgelübde vor.
Heute Nacht würde er seine verlorene Ehre zurückgewinnen und der Herrin des Sees seine Treue beweisen. Nur so würde er seine Familie und sich selbst davor bewahren können, in Ungnade zu fallen.

Die Schabracke seines Pferdes wiegte sanft im kalten Wind. Durch die lange Suche war sie staubig und zerklüftet und auch Valerons Rüstung und der Harnisch seines Schlachtrosses hatten von ihrem ehemaligen Glanz verloren. Sein Schild zeigte wie die Schabracke die Heraldik seiner Familie: ein weißer Pegasus auf rot-schwarzem Grund. Seinen Vollhelm zierte das goldene Abbild eines Hippogreifen. Zu seiner Linken steckte sein Schwert in der Scheide an seiner Hüfte, die Lanze hielt er senkrecht in seiner Rechten. Dort, wo die Rüstung seine Haut berührte, konnte er das kalte Metall fühlen.
Langsam trabte sein Pferd den steinigen Weg entlang, während Valeron auf dessen Rücken die Umgebung durch den schmalen Sichtschlitz seines Helmes beobachtete. Angespannt suchte er den Wald nach einem Zeichen seines Widersachers ab. Bis jetzt war seine Suche, die schon mehrere Monate währte, erfolglos geblieben. Immer wieder veranlassten ihn Visionen, in denen ihm die Herrin selbst erschien, den dichten Wald erneut zu durchreiten. Immer wieder hatte er geglaubt, seinen Gegner endlich erspäht zu haben. Doch am Ende blieben alle seine Hoffnungen unerfüllt.

Das unverkennbare Geräusch eines galoppierenden Pferdes erweckte Valerons Aufmerksamkeit und ließ seinen Blick nach rechts schnellen. Dort zwischen den Bäumen erblickte er nur wenige Meter entfernt die dunkle Silhouette eines weiteren Reiters, welcher sich schnell von ihm fortbewegte. Valeron riss die Zügel seines Schlachtrosses herum, verließ den Waldweg und gab seinem Pferd die Sporen. Die dunkle Gestalt vor sich ins Auge gefasst, trieb er sein Pferd unaufhörlich weiter an und jagte dem unbekannten Reiter hinterher. Minutenlang verfolgte Valeron seinen Widersacher durch das Dickicht des Waldes hindurch. Während dieser ihn immer tiefer in den Wald hineinführte, hatte Valeron große Mühe, das immense Tempo des Fremden zu halten und den Anschluss nicht zu verlieren. Mehrere Male verlor Valeron den unheimlichen Reiter scheinbar aus seinen Augen, nur um ihn kurz darauf erneut zwischen den Bäumen zu entdecken und wie besessen nachzujagen.
Als die beiden schließlich eine kleine Lichtung erreichten, verlangsamte der dunkle Reiter sein Tempo. In die schützende Dunkelheit der Nacht gehüllt verweilte in einiger Entfernung zu Valeron und schwenkte sein Pferd herum. Am anderen Ende der Lichtung kam auch das Schlachtross des Questritters zum Stehen und richtete sich auf seinen Gegner aus.

Valerons entschlossene Stimme hallte über die Lichtung.

„Ich fordere euch heraus. Bei der Herrin, euer abscheuliches Treiben hat nun ein Ende.“

Der Questritter ließ sein Pferd einige Schritte nach vorn gehen, sprach ein kurzes Gebet an die Herrin und senkte langsam seine Lanze. Die dunkle Gestalt allerdings reagierte nicht und verharrte regungslos an Ort und Stelle.

Erneut ertönte Valerons Herausforderung.

„Tretet aus dem Schatten, Feigling. Kämpft wie ein Ritter und sterbt wie ein Ritter.“

Allmählich schritt das Pferd des unheimlichem Reiters aus der Dunkelheit der Nacht und gewährte Valeron so im schwachen Mondlicht einen kurzen Blick auf seinen Widersacher.
Das schwarze Pferd seines Gegners umhüllte eine ebenso rabenschwarze Schabracke. Ungewöhnlicherweise zierte sie kein Wappen oder Emblem, wie für einen Ritter Bretonias üblich, sondern war ohne jegliche Heraldik. Auch die Rüstung des Reiters samt Vollhelm war gänzlich unverziert.
Nach einem scheinbaren kurzen Nicken senkte nun auch Valerons Gegner langsam seine Lanze.

Für einen kurzen Moment standen sich die beiden Ritter Auge in Auge gegenüber. Dann setzten sich die beiden Schlachtrösser fast gleichzeitig in Bewegung und peitschten aufeinander zu. Beide Reiter trieben ihre Pferde zu Höchstleistungen und richteten zeitgleich ihre Lanzen auf den Gegner aus.
In der Mitte der Lichtung trafen beide schließlich aufeinander. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen splitterten beide Lanzen. Ein Reiter wurde aus dem Sattel geschleudert.

Kurzzeitig von der Wucht des Aufpralls betäubt hatte Valeron Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen. Sein Gegner war indes von seinem Schlachtross gestiegen und stand ihm einige Meter entfernt gegenüber. Der dunkle Ritter hielt einen Morgenstern in seiner Rechten, noch hingen die stählernen Kugeln ruhig zu Boden.
Valeron hatte den kurzen Schock überwunden und sprang auf die Beine. Mit einem Stoßgebet an die Herrin warf er sich mit gezücktem Schwert auf seinen Widersacher. Dieser wich Valerons Schlägen jedoch mit überraschender Leichtigkeit aus und nutzte die überstürzte Attacke des Questritters, um seinen Gegner mit einem gezielten Schwung seines Morgensterns zu treffen. Mit voller Wucht trafen die stählernen Kugeln Valerons Gesicht, rissen ihm den Helm vom Kopf und schleuderten ihn rücklings zu Boden. Sein Gesicht war mit Schürfwunden übersät und Blut lief aus seiner gebrochenen Nase. Unter Schmerzen konnte sich der Questritter abermals aufrappeln, nur um kurz darauf erneut von den stählernen Kugel getroffen zu werden. Immer wieder schwang der dunkle Ritter seinen Morgenstern und traf mit jedem seiner kraftvollen Schläge. Valerons Parierversuche scheiterten kläglich, ein besonders starker Schlag des Morgensterns brach sein Schwert entzwei. Ununterbrochen prasselten die Schläge auf den Questritter ein, bis er schließlich erschöpft zusammenbrach.
Regungslos zu den Füßen seines Feindes liegend erwartete Valeron den Gnadenstoß des dunklen Ritters. Es würde nicht der aufrechte Tod eines Ritters Bretonias sein, stattdessen würde er ohne Tugend sterben, ohne Ehre.
Ein allerletztes Mal sah er die stählernen Kugeln des Morgensterns auf sich zurasen, dann umgab ihn Dunkelheit.

Im Mondlicht glitzerte eine einzelne Träne, welche über Valerons kalte Wange rann.
 
Saugut geschrieben, ohne Witz.

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Nur leider keine Handlung, keine Überraschung, keine Tiefe. Einfach nur gut geschrieben. Trotzdem sehr angenehm und spannend zu lesen. Erinnert mich stark an die Blutdrachen-Kurzgeschichte aus dem Vampire-AB.

Gruß
Virius
 
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Einfach nur gut geschrieben. [/b]

Oi, alles schon gesagt, aber ich muss trotzdem noch meinen Senf zugeben 😉

Richtig super! Ich hab es so genossen die Geschichte zu lesen! Hab immer gedacht da kommt noch was, so ne Art Ueberraschung, aber auch so, wie sie is, isse gut - weiss ja jetzt, dass auch genauso beabsichtigt war... is dir echt gut gelungen!
Echt klasse... gibt´s da vielleicht eine Vorgeschichte oder eine Fortsetzung von?? 😀

Gruss
Mira