40k Adlertag

Zum wiederholten Mal fuhr seine Hand das Hosenbein seines Druckanzugs entlang, und fand das Objekt. Seine behandschuhten Finger spürten den soliden Widerstand in seiner Beintasche. Das Objekt war eine gekrümmte Münze, sein alter Glücksbringer.
Und sein neuer Glücksbringer seit jenem denkwürdigen Tag.
Als frischer Absolvent der Flottenakademie von Jurn hatte er eine Gedenkmünze an einer Kette befestigt, und war in jedem Einsatz damit geflogen.
Bis zu jenem denkwürdigen Tag. Im Nachhinein konnte er sich nicht erinnern, dass sich dieser eine Tag von allen anderen vorhergegangenen unterschieden hätte. Die Bewölkung war in den vorhergegeben Einsatzparametern, ebenso wie alle anderen Faktoren, die für gutes Flugwetter ausschlaggebend waren.
Es war ein schöner Tag mit Sonnenschein, und die Mission war so austauschbar und einfach, wie die zuvor absolvierten.
Bis auf den einen entscheidenden Unterschied, dass er mit einer intakten Maschinen gestartet war, und mit einer durchlöcherten, eine hässliche schwarze Rauchfahne hinter sich herziehenden Flieger gerade einmal notdürftig gelandet war.
Und er selbst hatte ebenfalls seinen Preis bezahlt, genauso wie seine geliebte Thunderbolt. Die Bodencrew war herbeigeeilt um ihn mit Brecheisen und Schneidbrennern aus der zersplitterten Kanzel herauszuschneiden.
Er konnte sich nicht mehr an Alles erinnern, eine Folge des massiven Blutverlusts. Eine Woche danach war er aufgewacht, sein Staffelführer saß in einem Sessel an seiner Seite und zeigte ihm erfreut seinen Glücksbringer. Tatsächlich war es die zerbeulte Gedenkmünze, die den tödlichen Schuss von seiner Halsschlagader abgelenkt hatte.
Seit diesem Tag war sich Major Lacy Gringer der Tatsache bewusst, wie schnell sich das Leben ändern konnte. Besonders als Kampfpilot der imperialen Flotte der in einer Thunderbolt saß.

Thunderbolt, ein bezeichnender Name für eine derart vor Waffen strotzenden Bestie. Eine Vertikalschubmaschine, die spielend Richtung und Höhe verändern konnte. Eine todbringende Waffe im Dienst des Imperators. Und dennoch …
Und dennoch konnte auch all die Technik des Mechanicums und die Hingabe und liebevolle Wartung der Bodencrew nicht verhindern, dass der Tag kam. Dieser eine Tag, an dem sich ein Anderer als der bessere Flieger erwies.
Major Gringer, von allen in der Einheit „Gringe“ genannt, erinnerte sich wehmütig daran, dass diese Tatsache auch in dieser Kampagne zur Lektion für so viele unglückliche Piloten geworden war. Und nur die Wenigsten hatten das Glück, wie einst er selbst, dass sie diese Lektion überlebten.
Es gab Gerüchte auf der Basis, dass einer der Piloten vom 134. Flottenregiment seine an den Tragflächen schon brennenden Jäger noch gelandet war. Zumindest kursierte es unter den Piloten der Staffel.
General Hardman bestätigte diese Geschichte auf Major Gringers inoffizielle Anfrage. Und er sagte ihm auch, was die offiziellen Kanäle verschwiegen. Das der unglückselige Pilot in seiner Maschine flambiert wurde, bevor eines der Löschfahrzeuge ihn erreicht hatte.

Vielleicht war das der Grund, warum sich Major Gringer vergewisserte, dass sein Glücksbringer noch an der richtigen Stelle war. Vielleicht lag es auch daran, dass seine Einheit einen entscheidenden Einsatz flog. Das Ziel: Die Ruinen einer Makropole am nordwestlichen Rand von Volskars nördlichen Primärkontinent. Die Parameter: Zwei Zehntel Bewölkung, Sonnenschein, strahlend blauer Himmel.
Ein Einsatz wie im Bilderbuch. Konditionen, die man sich nur wünschen konnte.
Und dennoch wurde Major Lacy Gringer das flaue Gefühl im Magen nicht los, als er seine Thunderbolt mit flammenden Triebwerken in mehr als sechstausend Meter Höhe dem Einsatzziel entgegen flog.

Da nützte auch die Anwesenheit des Regimentskommandanten, General Erik Hardman herzlich wenig. Hardman war in der imperialen Flotte bereits so etwas wie eine lebende Legende. Und das war nicht verwunderlich, brachte es der General doch auf satte zweihundert Abschüsse! Seine Weigerung, die Pilotenkanzel gegen einen Schreibtisch einzutauschen, brachte ihm noch mehr Verehrung entgegen, als er sich durch seine makellose Bilanz ohnehin verdiente. In Hardmans Regiment war Major Lacy Gringer die Nummer Vier. Es gab noch zwei Andere, die in der Hierarchie über ihm standen. Und nicht nur wegen ihres Rangens, sondern vor allem wegen ihrer Vita als Jagdflieger. Sie wurden „Zwillinge des Todes“ genannt. Vielleicht weil sie beste Freunde waren, aber wahrscheinlich lag es an ihrer Abschussbilanz. Major Virtus Galland, der Eine, brachte es auf 135 vernichtete Feindmaschinen. Major Gordon Gollob, die andere Hälfte dieses Duos, auf satte 148.
Einhundertachtundvierzig Abschüsse.
Dagegen nahmen sich Gringers eigene achtundzwanzig Abschüsse geradezu lächerlich aus. Und in seinem alten Regiment war er damit das Ass gewesen.
Ja, entschied Major Gringer, vielleicht war das der Grund für sein Unbehagen. Schließlich war dieses Regiment, das stolze 2481. Flottenregiment „Die Himmelsstürmer“, brandneu. Eigens für diese Kampagne von der obersten Flottenleitung zusammengestellt, die stets ein Fehlen an Einfühlvermögen und ein Übermaß an bürokratischem Eifer an den Tag legte.
Vier Staffeln, zweiundsiebzig Maschinen, vier Staffelführer.
Die Rechnung ging auf.
Ging sie nicht, dachte Gringer und zog an seinem Steuerknüppel, damit seine Maschine wieder etwas an Höhe gewann.
Sie waren das Prestigeprojekt der Flotte. Die drei besten Flieger des ganzen Segmentums, gefeierte Asse. Und Major Lacy Gringer.
Doch Volskar war keine Parade.
Volskar war ein Schlachthaus.
Selbst für die Flieger.

Major Gringer sah nach rechts und nach links. Von den einst zweiundsiebzig Maschinen waren nur mehr fünfundvierzig übrig. Und all diese Maschinen waren heute in der Luft.
Etwas Großes war im Gang. Etwas von der Dimension, dass alle verbliebenen Einheiten der Flotte für einen Großeinsatz starten ließ.
Unter ihnen flogen die Marauders, die imperialen Bomber, in ihren stählernen Eingeweiden lag die tödliche Fracht, bereit für den Abwurf.
Seine eigene Staffel war dazu da, sicher zu stellen, dass die Bomber ihr Ziel auch erreichten.
Ja, das war der Grund, erkannte Gringer, dessen Hand sich um die Beintasche samt darin befindlichen Glücksbringer krallte, für sein Unbehagen. Dieses pochende Warnen tief in seinem Hinterkopf. Er war sich als Pilot und Offizier nur zu sehr der Bedeutung dieses Einsatzes bewusst. Wenn sie hier und heute scheitern würden, dann war Alles umsonst. All die Opfer, all die Mühe.
Dann würden den imperialen Streitkräften die Ressourcen ausgehen, und sie würden sich aus dem Volskar-System und seinen umkämpften Planeten zurückziehen müssen.

„Kontakt!“, rief jemand über Kom und riss Gringer damit endgültig aus seinen Gedanken. „Drei Kilometer auf tausend. Schnell näher kommend.“
„Hier Gold Eins an Alle.“ Gold Eins, das war General Hardmans Kennung. „Bereit machen zum Angriff.“
 
Lacy Gringer hakte die Atemmaske ein und machte sich für den Sturzflug bereit. Vor ihm ging die Gold-Staffel bereits in den rasanten Sinkflug. Einer nach der anderen kippte weg.
Dann war er selbst an der Rolle, und ein einzelnes Manöver brachte ihn in Sekundenbruchteilen auf mehr als Vier G, das vierfache seines Körpergewichts. Hinter ihm stürzten sich seine Flügelmänner ebenfalls hinab.
Vier G, das Blut schoss einem in den Kopf, während sich das Blickfeld zu einem Tunnel verengte. Ohne den speziellen Druckanzug und die Atemmaske wäre er bereits gestorben.
Doch auch so war es eine Tortur, die ihm Alles abverlangte. Mit einem Auge behielt er ständig seine Instrumente im Blick, besonders den Höhenmesser, dessen Nadel sich in rasantem Tempo drehte.
Fünftausendfünfhundert, Fünftausend, Viertausendfünfhundert, …

Nach zehn Sekunden und dreitausend Meter Höhenunterschied, fing Major Gringer seine Maschine wieder ab. Durch die Anstrengung keuchend richtete er seine Thunderbolt wieder aus und orientierte sich.
Vor ihm sah er ein Gewirr aus Kondensstreifen und Maschinen. Der Feind, Orkjäger, war aus der Tiefe geklettert, wo er durch die niedrigere Nähe von ihren Auspex nur schlecht geortet werden konnte, und hatte sich dann auf die Bomberformationen geworfen. Gringer sah zwei Marauder, die eine dunkle Rauchfahne hinter sich herzogen. Die Bomberformation war zersprengt. Im Grund ein einfaches Spiel für ein Rudel Jäger.
Doch die Orks hatten die Rechnung ohne „Die Himmelstürmer“ gemacht. Mit dem Vorteil größere Höhe waren Hardmans Staffeln hinabgestürzt, wodurch die Jäger nun selbst zu Gejagten wurden.
Wilde Luftkämpfe waren bereits im Gang. Tatsächlich hatte General Hardman bereits im Sturzflug einen Feind erwischt, dessen Maschine nun brennend abschmierte.

All das war für Lacy Gringer jedoch nur Nebensache. Mit dem Instinkt eines erfahrenen Piloten fixierte er bereits sein Ziel. Vor ihm war eine der feindlichen Flugmaschinen. Sie war klobig, sah zusammengeflickt aus. Tatsächlich man ihm unweigerlich der Gedanke, wie sich solch eine Anhäufung von Schrott überhaupt in der Luft halten konnte.
Gringer wusste aber seit jenem ehrwürdigen Tag, dass man diesen Gegner keinesfalls unterschätzen sollte.
Seine Beute, ein grellrote Maschine mit zwei qualmenden Triebwerken näherte sich einem imperialen Bomber auf sechs Uhr. Der feindliche Pilot flog ein wenig tiefer, sodass er außer Sicht der imperialen Bordschützen blieb.
Ein Manöver, das ihm gegen Gringer keineswegs half.
Gringer legte den Schubhebel um, und mit flammenden Nachbrennern schoss sein Thunderbolt vorwärts. Sein Herz pochte trotz jahrelangen Trainings und des Druckanzugs, als es versuchte, weiterhin sauerstoffreiches Blut in seinen Körper zu pumpen.
Er war gleich in Reichweite. Vor sich sah er den Feind, wie er den Bomber bereits ins Korn nahm. Leuchtspurgeschosse jagten über den Horizont. Die erste Salve verfehlte das Ziel, doch die Zweite würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Abschuss führen.
Major Gringer sorgte dafür, dass es nie dazu kam.
Er aktivierte die Autokanonen, indem er den Waffenschalter umlegte, und stürzte sich auf sein Ziel. Die Kanzel des Thunderbolts erbebte, als Gringer seine Bordgeschütze feuern ließ. Mit geübter Routine tarierte er die minimale Abweichung durch kurze Bewegungen am Steuerknüppel aus.
Sein Gegenspieler war ein erfahrener Pilot. Die ersten Schüsse waren gerade einmal an ihm vorbeigezischt, als dieser schon seinen Flieger in eine enge Kurve legte.
Gringer stürzte hinterher.
Sein Feind flog keine Vektormaschine, dennoch war er schnell.
Verdammt schnell.
Noch vor dem Scheitelpunkt der Kurve musste Gringer die Verfolgung abbrechen, da die Belastung zu groß wurde. Fast augenblicklich fand er sich in einem Duell von vier Maschinen wieder, davon zwei Imperialen. Eine hastig geflogene Rolle brachte ihnen mehr schlecht als recht aus dem Gefecht. Im Augenwinkel behielt er diese Konfrontation jedoch im Blickfeld. Ein einziger Blick genügt, und er wusste, dass es sich dabei um die Zwillinge des Todes handelte. Blau Eins, Galland, und Schwarz Eins, Gollob, trieben ihre auserwählte Beute vor sich her. Ihre Art zu fliegen war elegant und waghalsig. Sie flogen ineinander greifende Rollen, eine Art Doppelhelix, während sie mit gezielten Schüssen ihre Beute aus der Fassung brachten. Als einer der feindlichen Flieger schließlich einen minimalen Fehler machte, war Galland zur Stelle. Der Bruchteil einer Sekunde, dieser Augenblick in dem der Pilot zu langsam reagierte, wurde dem Orkflieger zum Verhängnis. Eine kurze Salve aus Gallands Laserkanonen verwandelte ihn in einen Flammenball. Zu zweit stürzten sich nun Galland und Gollob auf die verbleibende Maschine, die verzweifelt versuchte ihren Häschern zu entkommen.

„Rot Eins, sofort ausbrechen!“, rief jemand über Kom.
Instinktiv gehorchte Gringer, während er sich einen Narren schalt. Er war zu lange geradeaus geflogen. Ein Anfängerfehler, den er fast mit seinem Leben bezahlen musste. Etwas spitzes, schnelles huschte über sein Blickfeld hinweg. Ein zweites Schemen folgte. Rot Vier, derjenige, der auch die Warnung ausgesprochen hatte. Die beiden Maschinen jagten über den Himmel, wie zwei Schmetterlinge bei ihrem Paarungstanz. Finten, Ausweichmanöver und Gegenfinten wechselten einander in rasanter Folge ab. Rot Vier blieb hartnäckig an dem feindlichen Jäger dran. Gringer zündete seine Nachbrenner, und klinkte sich ebenfalls in die Verfolgung ein. Er war noch weit entfernt, wechselte deshalb von den Autokanonen auf die Laser. Die Lader zeigten volle Batterien an. Dreißig Schuss.
Rot Vier kam ihm in dem Moment in das Schussfeld, als er den feindlichen Flieger für einen Moment ins Visier bekam. Instinktiv nahm er den Finger vom Abzug, um seinen eigenen Flügelmann nicht zu gefährden.
Gringer jagte mit mehr als tausend Kilometer pro Stunde vorwärts und näherte sich Rot Vier und seiner Beute. Noch nicht, sagte er sich in Gedanken, aber der Moment würde bald kommen.

Konfrontiert mit zwei Verfolgern, wobei der Zweite rasch aufschloss, entschied sich der Orkpilot für ein waghalsiges Manöver. Er ging in eine enge Kurve. In jugendlichem Eifer folgte ihm Rot Vier.
Major Gringer, der nur Sekunden davon entfernt war, in den Kampf einzugreifen, sah das Unheil kommen.
„Großer Imperator, Nein“, schrie er entsetzt. „Abbrechen! Abbrechen, Rot Vier.“
Doch Rot Vier hörte nicht auf ihn. Er erlitt dasselbe Schicksal wie Gringer in seiner Verfolgung seines Gegners nur wenige Minuten zuvor.
Am Ende war es zu spät.
Der Ork hatte Rot Vier ausgekurvt. Gringer fragte sich noch, warum Rot Vier seine Geschwindigkeit nicht verringert, oder die Vektorschubsteuerung verwendet hatte. Aber bei mehrfachen G-Kräften war es schwer kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Doch genau diese Fähigkeit war der Unterschied zwischen einem Piloten und einem Ass. Und Rot Vier sollte niemals die Gelegenheit dazu bekommen ein Fliegerass zu werden.
Am Ende der Kurve waren die Rollen vertauscht. Rot Vier war plötzlich der Gejagte, als der Orkjäger hinter ihm auftauchte. Den Vorgang nannte man im Fliegerjargon eine Fassrolle, so wie sie auf den imperialen Flugakademien gelehrt wurde. Der Leidtragende war Rot Vier.
Seine Maschine verwandelte sich in einen Feuerball der brennend auf die Erde hinabstürzte.
 
Die Kurve war sehr eng gewesen. So eng, dass der feindliche Jäger nun direkt auf Gringer zuschoss. Gringer sah gerade noch blitzende Geschützte, bevor der Feind in nächster Nähe an ihm vorbeischoss. Etwas erschütterte seine Maschine, instinktiv legte er seine Thunderbolt auf die Seite und zog am Steuerknüppel.
Die Welt drehte sich. Oben wurde unten, und unten wurde oben. Gringer ging in einen steilen Sturzflug. Mehrfache G-Kräfte wirkten auf ihn ein. Für einen Moment erschienen schwarze Flecken in seinem Blickfeld, während Herz und Lunge darum kämpften, seinen Organismus weiterhin mit Luft und Blut zu versorgen.
Hunderte Meter und wenige Sekunden später fing er seine Maschine wieder ab. Das Blickfeld wurde wieder sauber, die Atmung und der Blutdruck flacher. Die Welt war wieder in ihrer richtigen Ordnung, die Erde lag unter ihm, der Himmel über ihm.
Ein klassisches Ausweichmanöver, ein Abschwung.
Ein rascher Blick auf die Instrumente zeigte Gringer an, das soweit Alles in Ordnung war. Die Konfrontation hatte zu keiner Beschädigung seiner Maschine geführt.
Soviel dazu.
Es galt nur noch, eine offene Rechnung zu begleichen.
Gringer zog wieder am Steuerknüppel, während er gleichzeitig die Nachbrenner ausschaltete. Über ihm, in weniger als hundert Meter Entfernung flog der feindliche Jäger. Sehr wahrscheinlich suchte er nach seiner Beute, die ihm so plötzlich abhanden gekommen war.
Zielstrebig näherte sich ihm Gringer von unten, wechselte von Laser wieder auf Autokanone, wobei er geflissentlich im toten Winkel seiner Beute blieb.
Ein weiteres Lehrbuchmanöver, ein langsamer Jo-Jo. Der Ork bekam dieses Mal keine Zeit mehr, zu reagieren. Gringer tauchte mit blitzenden Geschützen auf, klinkte sich auf dessen Sechs, und feuerte eine volle Salve ab. Der Orkflieger klappte in sich zusammen. Zuerst die Flügel, dann verformte sich der Rumpf unter dem Beschuss der Treffer. Ein Haufen Altmetall stürzte den ausgebrannten Ebenen von Volskars Primärkontinent entgegen. Als erfahrener Pilot wandte sich Gringer sofort von seinem Ziel ab und suchte am Himmel nach neuer Beute. Überall befanden sich Flieger im Luftkampf. Die Bomberformation war endgültig zersprengt, einzelne Bomber flohen in alle Himmelsrichtungen. Manche davon gejagt von feindlichen Maschinen. Diese wiederum sahen sich mit dem Jagdschutz konfrontiert, den Staffeln Hardmans und befreundeter Einheiten. Der ganze Himmel war ein Schlachtfeld.

In der Zeit, die Gringer für seinen Abschuss benötigte, erhöhte Hardman sein eigenes Kontigent auf Vier. Noch bevor Rot Vier zum Feuerball wurde, erledigte der General einen Jäger, der zwei Bombern arg zusetzte. Dann entsetzte Hardman in seiner humorlosen, trockenen Art zwei Jäger, Schwarz Vier und Schwarz Drei, die von drei feindlichen Maschinen gejagt wurden. Hardman flog eine Rolle und erledigte mit einer kurzen Salve den ersten Feind im Vorbeiflug. Er fuhr mitten durch die Gegner und zwang sie dadurch, ihre Formation aufzulösen. Hardman klemmte sich mit einer schnellen Korrektur seiner Flugbahn durch Vektorschub hinter die zweite Maschine, die verzweifelt hochzog. Ein Unterfangen, das rasch mit Hardmans dritten Abschuss an diesem Tag endete. Der dritte Versprenge sah sich mit Schwarz Drei und Vier konfrontiert, die inzwischen gewendet hatten und sich nun an die Verfolgung des Flüchtenden machten. Abschuss Vier war reine Formsache. Eine bereits getroffene Maschine, die eine Rauchfahne hinter sich her zog. Es gesellte sich eine zweite Rauchfahne dazu, und schließlich begann die Maschinen zu brennen.

Gollob und Galland flogen wie Wahnsinnige, ineinander verschachtelte Rollen und Kehren, gaben sich gegenseitig Deckung und jagten über den Himmel. Galland erledigte an diesem Tag zwei Gegner, Gollob brachte es sogar auf Fünf und übertraf damit sogar seinen eigenen Vorgesetzten.
Gringer sah Gollobs vierten Abschuss. Dann bemerkte er eine imperiale Thunderbolt, die von zwei hartnäckigen Feinden verfolgt wurde. Seine Hand suchte und fand den Glücksbringer. Er seufzte kurz, dann legte er seine Maschine auf die Seite, und ging in den Sturzflug. Auf seinem Auspex erschienen weitere Kontakte. Von Westen her, sechs Kilometer Entfernung und schnell näher kommend. Mit mehr als tausend Kilometern pro Stunde Geschwindigkeit raste Gringer zum Entsatz der bedrängte imperialen Maschinen herbei. Die Kontakte waren nun nah. Gringer sah kurz hoch, er nahm die vertrauten Formen von Thunderbolts wahr. Eine weitere Staffel imperialer Jäger, die sich ins Gefecht warf.

Die Sonne schien, der Himmel wies immer noch nur zwei Zehntel Bewölkung auf. Es war das perfekte Flugwetter, und beide Seiten wussten es. Es war Adlertag, der Tag, an dem die imperiale Flotte alle verbliebenen Einheiten in den Einsatz warf, um die Bodenoffensive der imperialen Armee zu unterstützen. Von den über zweitausend eingesetzten Flugmaschinen kehrten mehr als ein Drittel nicht in ihre Flugbasen zurück. Die Adepten von Tactica Imperialis gaben der weitläufigen Operation den Namen „Adlertag“. Am dritten Tag der Kampfhandlungen erstritt sich das vierte tallarnische Korps unter schweren eigenen Verlusten einen zwei Kilometer breiten Durchbruch in der feindlichen Front. Sie hielten diesen Brückenkopf gegen jede der vier Angriffswellen der Orks, die sie zeitweise einkesselten. Nach einem weitern halben Tag stellte die 147. Armee unter General Montecuccoli wieder Kontakt zu den Tallarnern her und nützte die Durchbruchstelle zu einem furiosen Gegenangriff, der letztendlich zum Zusammenbruch der feindlichen Front auf dem primären Nordkontinent führte. Es sollte der Wendepunkt der Kampfhandlungen aus Volskar selbst sein, obwohl zu diesem Zeitpunkt niemand im Oberkommando oder der Frontkommandanten dies erkennen konnte. Denn die erbitterte Gegenwehr einzelner Widerstandsnester erforderte weitere drei Wochen verbissen geführter Gefechte. Auch wenn es ein entscheidender Sieg war, so gingen die Kämpfe im Volskar-System damit keineswegs zu Ende. Die Truppen zogen einfach zum nächsten Planeten, „Wo das Schlamassel von vorne begann“, wie ein nicht publik gemachter Frontoffizier der Autrianer sagte.

Das 2481. Flottenregiment „Die Himmelsstürmer“, verlor in den zahlreichen Gefechten des ersten Tages mehr als zwanzig Maschinen. Unter den knapp zwanzig Überlebenden befanden sich neben General Hardman auch seine Staffelführer Virtus Galland, Gordon Gollob und Lacy Gringer. Von Gringers Staffel Rot, die vor dem Einsatz aus vier Maschinen bestanden hatte, war Gringer der einzige Überlebende. Er und sein Talisman überlebten an jenem denkwürdigen Tag der in die Geschichte des Segmentum Tempestus eingehen sollte.
 
Morgen

schöne sache, immer schön etwas anderes als bodenkämpfe zu lesen. Ich muss zugeben ich habe vom fliegen und dessen eigenschaften keine ahnung, kann daher nichts dazu sagen aber liest sich gut von daher "wird scho passn" 🙂

nur ist mir etwas aufgefallen, ein general ist ein rang der armee, bei der flotte währe das der admiral und der währe wohl sicher in einem raumschiff der befehlshabende, die anderen ränge weiß ich ehrlich gesagt nicht ob die stimmen.

Ein heftiges tempo legst du vor da kommt man ja nicht mehr nach zum lesen 🙂
 
Servus!
Die Manöver-Begriffe habe ich alle aus einem Buch abgeschrieben, die sind also Flieger-Jargon. Das mit dem General ist so eine Sache. Ich hab mich an historische Figuren aus dem 2.Wk angelehnt ("Des Teufels General"), und in der Luftwaffe hat es seinerzeit mehrere Generäle gegeben, die noch als Jagdflieger unterwegs waren.
Du hast natürlich mit deinem Einwand (Admiral) recht. Vielleicht sollte ich den Rang abändern, aber einen Admiral mache ich wirklich nicht aus ihm! 😱
Das wäre selbst mir zu hoch.
 
Danke fürs Lob! Immer nur Infanterie kann eintönig werden. Ich oute mich auch als Fan von Abnetts "Der doppelte Adler" (ja, sogar in der deutschen Übersetzung). Das Buch hat eine tolle Geschichte, sogar ein paar Lacher ("und der Junge hat gefürchtet, dass er wieder ein paar aufs Maul bekommt") und ein wirklich schockierendes Ende. Herzilein, was willst du mehr?