Hallo Leute,
ich habe mir die Age of Sigmar Grundbox bestellt und am Wochenende geliefert bekommen und wollte euch mal mit einem kurzen Review meine ersten Eindrücke mitteilen. Auch könnt ihr hier eure Meinungen zur Grundbox kundtun, denn ich gehe mal davon aus, dass sich schon einige das Ding gekauft haben werden.
Übersicht
So, da ist sie also, GWs neue Starterbox mit der dem Warhammer Fantasy Universum ein radikaler Neuanfang spendiert wird. Von außen sieht es aus wie eine gewöhnliche Starterkiste, die mit 100 Euro jetzt aber klar teurer ist als die bisherigen Produkte "Schlacht auf der Blutinsel" (die letzte Fantasy Starterbox) oder Dark Vengeance von Warhammer 40k. Wie hinlänglich bekannt, beinhaltet die Box jeweils eine kleine Truppe der neuen Fraktion der Stormcast Eternals sowie eine Chaos-Kriegsbande des Khorne. Dazu kommen noch eine Handvoll Würfel, zwei Zollmaßstäbe, sowie die Regeln, eine Bastelanleitung und ein Begleitbuch.
Die Miniaturen
Insgesamt finden sich 5 große Gussrahmen in der Box. Davon ist ein Gussrahmen doppelt vertreten und beinhaltet 10 "Chaosbarbaren" sowie 4 Stormcast Libarators und einen der engelsähnlichen Prosecutors. Das heißt, dass diese Miniaturen doppelt vertreten sind, was bei der Menge aber jetzt noch nicht so auffällt. Ausnahme ist der Prosecutor, aber GW hat sich da einen Kniff überlegt und die Arme von diesem etwas freier positionierbar gestaltet, so dass damit etwas Abwechslung reingebracht werden kann.
Bemerkenswert ist die Aufteilung, denn die Fraktionen sind getrennt auf Mittelgroßen Gussrahmen untergebracht, die einfach auseinander gebrochen werden können. Das heißt, dass die Miniaturen in der Box noch im Gussrahmen einfach voneinander getrennt werden können, bspw. wenn man sich die Box mit einem Kumpel teilt. Ob das jetzt eine nette Geste von GW ist, oder ob man plant, später die Gussrahmen als kleinere Fraktions-Startersets zu verkaufen, positiv ist es allemal.
Über den Stil der neuen Stormcast Eternals mag man sicher geteilter Meinung sein, die Qualität ist aber auf dem gewohnt hohen GW Standard. Es ist schon unglaublich, wie man die Miniaturen segmentiert hat, so dass sie zusammengebaut wirklich nicht mehr wie Starterboxfiguren aussehen. Dies ist aber auch die Kehrseite der Medaille, denn die Bastelanspruch ist schon sehr hoch. Ich selber betreibe jetzt schon über 20 Jahre Modellbau und es war mitunter schon sehr schwer, die Minis ohne Beschädigungen aus dem Gussrahmen zu bekommen. Und gerade bei den sehr filigranen Flügelspitzen der Prosecutors ist mir eine beim Herauslösen glatt abgebrochen. Klar, es ist Plastik und damit kann man das noch relativ gut wieder beheben, aber da man ja davon ausgeht, dass sich die neue Box vor allem an Neueinsteiger und ggf. auch ein jüngeres Publikum richten soll, ist da eventuell etwas Frust vorprogrammiert. Hat man dafür die Minis aber einmal fertig stehen, so sehen sie von Detailgrad her schon sehr beeindruckend aus.
Das Begleitbuch
In der Starterbox gibt es zum einen das mittlerweile berüchtigte 4-Seiten-Regelheft, eine deutlich umfangreichere Bastelanleitung, die aber bei den anspruchsvollen Modellen wirklich Sinn macht, und ein knapp hundertseitiges Hintergrundbuch. Zu den Regeln will ich später ein paar Sätze verlieren, an der Stelle gehe ich eher auf das Begleitbuch ein. In diesem wird im Groben der Hintergrund des neuen Universums eingeführt, außerdem erfährt man einiges zu den beiden Fraktionen in der Starterbox. Auch die Änderungen am Universum werden unter den alten Fans stark diskutiert, denn immerhin haben wir es hier praktisch mit einem komplett neuen Warhammer Fantasy-Universum zu tun, das nur noch an Ansätzen im Hintergrund Anleihen an das alte Warhammer ausweist. Verbindendes Element ist vornehmlich Sigmar, aber man kann davon ausgehen, dass es auch in Zukunft den einen oder anderen Hinweis auf die untergegangene Wahrmmer-Welt geben wird.
Weiterhin gibt es in dem Buch einige kurze Bemalanleitungen sowie Tipps für alternative Farbschemata. Insgesamt ist die Seitenzahl aber trügerisch den viele großformatige Miniaturenfotos und Artworks lassen das ganze eher wie ein Bildband anmuten. Viel zu lesen gibt jedenfalls nicht.
Das Buch wird von 7 Szenarien abgerundet, die man mit den Figuren der Starterbox spielen kann und die einen narrativ ins Spiel einführen. Hintergrund ist der erste Angriff der Stormcast Eternals in die vom Chaos beherrschten Reiche der Sterblichen, wobei ein Portal zu Sigmars Reich geöffnet werden muss, damit die Hauptstreitmach der Stormcasts in die Kämpfe eingreifen und damit den Tag retten kann. Gespielt habe ich noch keins der Szenarien, aber die Art der Aufmachung halte ich für eine gute Entscheidung und führt einen schonend an die neuen Regeln heran. Vor allem für Neulinge ist das eine gute Sache. Ach ja, die Warscrolls als Einheitenstatuswerte sind auch in dem Buch abgedruckt, wobei schon jetzt klar ist, dass diese nur für das Starterset wirklich relevant sind, denn die neue Warscroll, die für die Stormcast Libarators am Wochenende von GW veröffentlicht wurde, ist wesentlich umfangreicher als die in dem Begleitbuch aus der Age of Sigmar Box.
Etwas schade ist, dass die Warscrolls nicht separat als Karten / Zettel in der Box liegen. Das hätte dem Spielfluss sicher gut getan. Aber gut, bis jetzt hatte man sowas bei Warhammer ja auch nicht und konnte auch gut spielen.
Die Regeln
Zu den neuen Regeln ist ja schon viel geschrieben worden und wird auch noch viel geschrieben werden. Ich will nur einige positive und negative Aspekte aufschreiben die mir persönlich wichtig sind und die ich als erwähnenswert erachte.
Als positiven Aspekt will ich schon das Verschlanken des Regelwerks anführen. Klar, wir brauchen nicht darüber zu diskutieren dass damit der Großteil der Komplexität von Warhammer wegfällt, aber Hand aufs Herz - GW hatte doch schon lange nicht mehr diesen spielerischen Anspruch. Ich finde den Wegfall des alten Rank&File-Looks auch jammerschade, aber man sollte das System eben als etwas Neues begreifen und auch so bewerten. Dennoch kann ich jeden verstehen, der sich von GW auf den Schlips getreten fühlt, denn ohne Frage ist die liebevoll aufgebaute Warhammer Armee mit dem neuen System erst einmal nach den offiziellen Regeln Geschichte. Aber natürlich muss man auch erwähnen, dass man ohne Probleme nach den alten Regeln weiterspielen kann, das System wird nur nicht mehr von GW unterstützt. Ichweis es ist ein schwacher Trost, aber was anderes bleibt wohl nicht. Und mit Kings of War von Mantic gibt es immerhin auch ein aktuelles, alternatives Fantasy-Massenschlachtsystem, bei dem man seine alte Warhammer-Armee ohne Probleme benutzen kann. Generell muss man außerdem festhalten, dass sich GW an der einen oder anderen Stelle von Kings of War hat inspirieren lassen, denn sowas wie die Angabe benötigter Würfelergebnisse zum Treffen oder zum Verwunden in den Warscrolls gibt es auch bei Mantics System schon seit Anfang an.
Was mir an den Regeln noch gefällt ist das neue Moralsystem, bei dem man nach einen verpatzten Test so viele Modelle aus der Einheit entfernt, um den man den Test verpatzt hat. Das zeigt an, dass einige Kämpfer aus der Schlacht fliehen aber andere noch verbissen weiterkämpfen und fühlt sich irgendwie natürlicher an als das bisherige System mit der Komplettflucht.
Aber natürlich gibt es an den Age of Sigmar Regeln auch vielen, was mir nicht zusagt und zwei Dinge möchte ich besonders herausstellen. Zum einen ist da der oft diskutierte Wegfall von Punktewerten und Armeeaufstellungsregeln. Das bedeutet, dass man in einem Spiel seine Armee aktuell so aufstellen kann, wie man will, d.h. das auch Armeen aus nur 5 mächtigen Helden und 3 dicken Monstern möglich sind. Mit so was kann man nach den regeln logischerweise klar gegen eine relativ normale Truppe gewinnen. Im negativen Extrem fördert dies eine ungesunde Pay-to-Win Atmosphäre, bei nur der gewinnt, der die meisten teuren Einheiten auf den Tisch stellt. Realistischerer bedeutet diese absolute Freiheit aber wohl eher, dass sich beide Spieler vor dem Kampf über die Armeegröße verständigen müssen und man selber herausfinden muss, was ein spannendes und ausgeglichenes Spiel sein könnte. Natürlich kann ich das absolute Arschloch raushängen lassen und meinen Gegner mit meiner Riesenarmee vom Feld fegen, aber ich sollte nicht erwarten, dass der dann nochmal mit mir spielen will. Die echte Kritik die ich daran habe ist der Umstand, dass GW hier das Balancing irgendwo auf die Spieler abwälzt. Sind wir aber mal ehrlich, dann wird klar, dass Warhammer nur selten richtig gut gebalanced war. Bringt GW nun eine dicke neue Einheit heraus, so bleibt es den Spielern überlassen, wie sie drauf reagieren und wie viele Truppen mehr jemandem zugestanden werden, die gegen so eine neue Einheit antreten muss. Und wenn es eine lockerere Spielatmosphäre fördert kann es ja so schlecht nicht sein. In dem Zusammenhang kann man natürlich auch erwähnen, das Warhammer nun wieder in sehr kleinem Rahmen gespielt werden kann. Es ist aber definitiv ein Abgesang auf ein kompetitives Spiel im Rahmen eines Turniers, wobei auch da ja schon an passenden Aufstellungsregeln gearbeitet wird.
Ein zweiter Punkt, der mich aber richtig stört ist die Regel mit dem Messen von Entfernungen. Kurz gesagt zählen Bases absolut nicht mehr sondern es wird der kürzeste Abstand zwischen zwei Modellen gemessen. Welchen Spaß man da bei den irregulär geformten Modellen haben kann überlasse ich da mal der Fantasie jedes einzelnen. Man überlege nur mal, welchen Unterschied ein ausgetreckter und ein erhobener Speer haben kann. Und da es jetzt ein 360-Grad Sichtfeld gibt, ist es wohl vorprogrammiert, dass man, falls man angreifen will, die Modelle so dreht, dass der Abstand zum Gegner minimiert wird, während man bei der Gefahr eines Angriffs die Modelle so dreht, dass die Entfernung zum Feind maximiert wird. Eventuell ist diese Einschätzung aber auch falsch und im Spiel eher selten relevant. Als Hausregel würde ich aber persönlich lieber zum wesentlich faireren Base-to-Base Abstand gehen. - ist ja auch kein Problem, so lange es keiner bei der Basegestaltung übertreibt.
Das Fazit
Oh, wie bewerte ich nur das neue Warhammer? Produktionstechnisch sind die Miniaturen in der Starterbox absolut top, da gibt es nichts dran zu rütteln. Auch wenn der Stil der Stormcast Eternals nicht jedem zusagt, handwerklich sind die absolut gelungen. Unterm Strich bleibt aber, dass GW mit einem Federstrich das alte Warhammer zu Grabe trägt. Das war nach den Endtimes allerdings schon abzusehen und insgesamt sehe ich die neue Richtung immer noch eher als Chance auf einen echten Neuanfang an. Allerdings wird sich erst in einigen Monaten zeigen, ob der neue Kurs aufgeht und ob GW mit Age of Sigmar neue Spieler für das System begeistern kann. Wenn man sich aber mal vor Augen führt, dass das System weiterhin hochpreisig bleibt sind Zweifel in jedem Fall angebracht, auch wenn GW die neuen Regeln aktuell kostenlos unters Volk wirft.
Daher will ich die Box auch nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer aber die neuen Minis haben will und auch von den Regeln keinen Wutanfall bekommt kann ja mal zugreifen - sofern sich ein- bzs. umstiegsbereite Mitspieler finden lassen.
ich habe mir die Age of Sigmar Grundbox bestellt und am Wochenende geliefert bekommen und wollte euch mal mit einem kurzen Review meine ersten Eindrücke mitteilen. Auch könnt ihr hier eure Meinungen zur Grundbox kundtun, denn ich gehe mal davon aus, dass sich schon einige das Ding gekauft haben werden.
Übersicht
So, da ist sie also, GWs neue Starterbox mit der dem Warhammer Fantasy Universum ein radikaler Neuanfang spendiert wird. Von außen sieht es aus wie eine gewöhnliche Starterkiste, die mit 100 Euro jetzt aber klar teurer ist als die bisherigen Produkte "Schlacht auf der Blutinsel" (die letzte Fantasy Starterbox) oder Dark Vengeance von Warhammer 40k. Wie hinlänglich bekannt, beinhaltet die Box jeweils eine kleine Truppe der neuen Fraktion der Stormcast Eternals sowie eine Chaos-Kriegsbande des Khorne. Dazu kommen noch eine Handvoll Würfel, zwei Zollmaßstäbe, sowie die Regeln, eine Bastelanleitung und ein Begleitbuch.
Die Miniaturen
Insgesamt finden sich 5 große Gussrahmen in der Box. Davon ist ein Gussrahmen doppelt vertreten und beinhaltet 10 "Chaosbarbaren" sowie 4 Stormcast Libarators und einen der engelsähnlichen Prosecutors. Das heißt, dass diese Miniaturen doppelt vertreten sind, was bei der Menge aber jetzt noch nicht so auffällt. Ausnahme ist der Prosecutor, aber GW hat sich da einen Kniff überlegt und die Arme von diesem etwas freier positionierbar gestaltet, so dass damit etwas Abwechslung reingebracht werden kann.
Bemerkenswert ist die Aufteilung, denn die Fraktionen sind getrennt auf Mittelgroßen Gussrahmen untergebracht, die einfach auseinander gebrochen werden können. Das heißt, dass die Miniaturen in der Box noch im Gussrahmen einfach voneinander getrennt werden können, bspw. wenn man sich die Box mit einem Kumpel teilt. Ob das jetzt eine nette Geste von GW ist, oder ob man plant, später die Gussrahmen als kleinere Fraktions-Startersets zu verkaufen, positiv ist es allemal.
Über den Stil der neuen Stormcast Eternals mag man sicher geteilter Meinung sein, die Qualität ist aber auf dem gewohnt hohen GW Standard. Es ist schon unglaublich, wie man die Miniaturen segmentiert hat, so dass sie zusammengebaut wirklich nicht mehr wie Starterboxfiguren aussehen. Dies ist aber auch die Kehrseite der Medaille, denn die Bastelanspruch ist schon sehr hoch. Ich selber betreibe jetzt schon über 20 Jahre Modellbau und es war mitunter schon sehr schwer, die Minis ohne Beschädigungen aus dem Gussrahmen zu bekommen. Und gerade bei den sehr filigranen Flügelspitzen der Prosecutors ist mir eine beim Herauslösen glatt abgebrochen. Klar, es ist Plastik und damit kann man das noch relativ gut wieder beheben, aber da man ja davon ausgeht, dass sich die neue Box vor allem an Neueinsteiger und ggf. auch ein jüngeres Publikum richten soll, ist da eventuell etwas Frust vorprogrammiert. Hat man dafür die Minis aber einmal fertig stehen, so sehen sie von Detailgrad her schon sehr beeindruckend aus.
Das Begleitbuch
In der Starterbox gibt es zum einen das mittlerweile berüchtigte 4-Seiten-Regelheft, eine deutlich umfangreichere Bastelanleitung, die aber bei den anspruchsvollen Modellen wirklich Sinn macht, und ein knapp hundertseitiges Hintergrundbuch. Zu den Regeln will ich später ein paar Sätze verlieren, an der Stelle gehe ich eher auf das Begleitbuch ein. In diesem wird im Groben der Hintergrund des neuen Universums eingeführt, außerdem erfährt man einiges zu den beiden Fraktionen in der Starterbox. Auch die Änderungen am Universum werden unter den alten Fans stark diskutiert, denn immerhin haben wir es hier praktisch mit einem komplett neuen Warhammer Fantasy-Universum zu tun, das nur noch an Ansätzen im Hintergrund Anleihen an das alte Warhammer ausweist. Verbindendes Element ist vornehmlich Sigmar, aber man kann davon ausgehen, dass es auch in Zukunft den einen oder anderen Hinweis auf die untergegangene Wahrmmer-Welt geben wird.
Weiterhin gibt es in dem Buch einige kurze Bemalanleitungen sowie Tipps für alternative Farbschemata. Insgesamt ist die Seitenzahl aber trügerisch den viele großformatige Miniaturenfotos und Artworks lassen das ganze eher wie ein Bildband anmuten. Viel zu lesen gibt jedenfalls nicht.
Das Buch wird von 7 Szenarien abgerundet, die man mit den Figuren der Starterbox spielen kann und die einen narrativ ins Spiel einführen. Hintergrund ist der erste Angriff der Stormcast Eternals in die vom Chaos beherrschten Reiche der Sterblichen, wobei ein Portal zu Sigmars Reich geöffnet werden muss, damit die Hauptstreitmach der Stormcasts in die Kämpfe eingreifen und damit den Tag retten kann. Gespielt habe ich noch keins der Szenarien, aber die Art der Aufmachung halte ich für eine gute Entscheidung und führt einen schonend an die neuen Regeln heran. Vor allem für Neulinge ist das eine gute Sache. Ach ja, die Warscrolls als Einheitenstatuswerte sind auch in dem Buch abgedruckt, wobei schon jetzt klar ist, dass diese nur für das Starterset wirklich relevant sind, denn die neue Warscroll, die für die Stormcast Libarators am Wochenende von GW veröffentlicht wurde, ist wesentlich umfangreicher als die in dem Begleitbuch aus der Age of Sigmar Box.
Etwas schade ist, dass die Warscrolls nicht separat als Karten / Zettel in der Box liegen. Das hätte dem Spielfluss sicher gut getan. Aber gut, bis jetzt hatte man sowas bei Warhammer ja auch nicht und konnte auch gut spielen.
Die Regeln
Zu den neuen Regeln ist ja schon viel geschrieben worden und wird auch noch viel geschrieben werden. Ich will nur einige positive und negative Aspekte aufschreiben die mir persönlich wichtig sind und die ich als erwähnenswert erachte.
Als positiven Aspekt will ich schon das Verschlanken des Regelwerks anführen. Klar, wir brauchen nicht darüber zu diskutieren dass damit der Großteil der Komplexität von Warhammer wegfällt, aber Hand aufs Herz - GW hatte doch schon lange nicht mehr diesen spielerischen Anspruch. Ich finde den Wegfall des alten Rank&File-Looks auch jammerschade, aber man sollte das System eben als etwas Neues begreifen und auch so bewerten. Dennoch kann ich jeden verstehen, der sich von GW auf den Schlips getreten fühlt, denn ohne Frage ist die liebevoll aufgebaute Warhammer Armee mit dem neuen System erst einmal nach den offiziellen Regeln Geschichte. Aber natürlich muss man auch erwähnen, dass man ohne Probleme nach den alten Regeln weiterspielen kann, das System wird nur nicht mehr von GW unterstützt. Ichweis es ist ein schwacher Trost, aber was anderes bleibt wohl nicht. Und mit Kings of War von Mantic gibt es immerhin auch ein aktuelles, alternatives Fantasy-Massenschlachtsystem, bei dem man seine alte Warhammer-Armee ohne Probleme benutzen kann. Generell muss man außerdem festhalten, dass sich GW an der einen oder anderen Stelle von Kings of War hat inspirieren lassen, denn sowas wie die Angabe benötigter Würfelergebnisse zum Treffen oder zum Verwunden in den Warscrolls gibt es auch bei Mantics System schon seit Anfang an.
Was mir an den Regeln noch gefällt ist das neue Moralsystem, bei dem man nach einen verpatzten Test so viele Modelle aus der Einheit entfernt, um den man den Test verpatzt hat. Das zeigt an, dass einige Kämpfer aus der Schlacht fliehen aber andere noch verbissen weiterkämpfen und fühlt sich irgendwie natürlicher an als das bisherige System mit der Komplettflucht.
Aber natürlich gibt es an den Age of Sigmar Regeln auch vielen, was mir nicht zusagt und zwei Dinge möchte ich besonders herausstellen. Zum einen ist da der oft diskutierte Wegfall von Punktewerten und Armeeaufstellungsregeln. Das bedeutet, dass man in einem Spiel seine Armee aktuell so aufstellen kann, wie man will, d.h. das auch Armeen aus nur 5 mächtigen Helden und 3 dicken Monstern möglich sind. Mit so was kann man nach den regeln logischerweise klar gegen eine relativ normale Truppe gewinnen. Im negativen Extrem fördert dies eine ungesunde Pay-to-Win Atmosphäre, bei nur der gewinnt, der die meisten teuren Einheiten auf den Tisch stellt. Realistischerer bedeutet diese absolute Freiheit aber wohl eher, dass sich beide Spieler vor dem Kampf über die Armeegröße verständigen müssen und man selber herausfinden muss, was ein spannendes und ausgeglichenes Spiel sein könnte. Natürlich kann ich das absolute Arschloch raushängen lassen und meinen Gegner mit meiner Riesenarmee vom Feld fegen, aber ich sollte nicht erwarten, dass der dann nochmal mit mir spielen will. Die echte Kritik die ich daran habe ist der Umstand, dass GW hier das Balancing irgendwo auf die Spieler abwälzt. Sind wir aber mal ehrlich, dann wird klar, dass Warhammer nur selten richtig gut gebalanced war. Bringt GW nun eine dicke neue Einheit heraus, so bleibt es den Spielern überlassen, wie sie drauf reagieren und wie viele Truppen mehr jemandem zugestanden werden, die gegen so eine neue Einheit antreten muss. Und wenn es eine lockerere Spielatmosphäre fördert kann es ja so schlecht nicht sein. In dem Zusammenhang kann man natürlich auch erwähnen, das Warhammer nun wieder in sehr kleinem Rahmen gespielt werden kann. Es ist aber definitiv ein Abgesang auf ein kompetitives Spiel im Rahmen eines Turniers, wobei auch da ja schon an passenden Aufstellungsregeln gearbeitet wird.
Ein zweiter Punkt, der mich aber richtig stört ist die Regel mit dem Messen von Entfernungen. Kurz gesagt zählen Bases absolut nicht mehr sondern es wird der kürzeste Abstand zwischen zwei Modellen gemessen. Welchen Spaß man da bei den irregulär geformten Modellen haben kann überlasse ich da mal der Fantasie jedes einzelnen. Man überlege nur mal, welchen Unterschied ein ausgetreckter und ein erhobener Speer haben kann. Und da es jetzt ein 360-Grad Sichtfeld gibt, ist es wohl vorprogrammiert, dass man, falls man angreifen will, die Modelle so dreht, dass der Abstand zum Gegner minimiert wird, während man bei der Gefahr eines Angriffs die Modelle so dreht, dass die Entfernung zum Feind maximiert wird. Eventuell ist diese Einschätzung aber auch falsch und im Spiel eher selten relevant. Als Hausregel würde ich aber persönlich lieber zum wesentlich faireren Base-to-Base Abstand gehen. - ist ja auch kein Problem, so lange es keiner bei der Basegestaltung übertreibt.
Das Fazit
Oh, wie bewerte ich nur das neue Warhammer? Produktionstechnisch sind die Miniaturen in der Starterbox absolut top, da gibt es nichts dran zu rütteln. Auch wenn der Stil der Stormcast Eternals nicht jedem zusagt, handwerklich sind die absolut gelungen. Unterm Strich bleibt aber, dass GW mit einem Federstrich das alte Warhammer zu Grabe trägt. Das war nach den Endtimes allerdings schon abzusehen und insgesamt sehe ich die neue Richtung immer noch eher als Chance auf einen echten Neuanfang an. Allerdings wird sich erst in einigen Monaten zeigen, ob der neue Kurs aufgeht und ob GW mit Age of Sigmar neue Spieler für das System begeistern kann. Wenn man sich aber mal vor Augen führt, dass das System weiterhin hochpreisig bleibt sind Zweifel in jedem Fall angebracht, auch wenn GW die neuen Regeln aktuell kostenlos unters Volk wirft.
Daher will ich die Box auch nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer aber die neuen Minis haben will und auch von den Regeln keinen Wutanfall bekommt kann ja mal zugreifen - sofern sich ein- bzs. umstiegsbereite Mitspieler finden lassen.