Die Landschaft sah aus wie mit Blut übergossen als die Sonne hinter dem Horizont versank. Vlad von Carstein zügelte sein Pferd und musterte die Burgruine deren Turmreste im letzten Sonnenlicht in Flammen zu stehen schienen. Er lächelte schief, Mannfred hatte gelogen. Sein Spross hatte nie gewusst wo der Carsteinring war sonst hätte er ihn längst selbst getragen und sich nicht schier dumm und dämlich gesucht. Langsam ließ er sein Pferd weitertraben. Die Ironie des Verstecks gefiel ihm. Trotz der Jahrtausende erinnerte er sich noch gut an seine Verwunderung als Nagash ihm damals den Ring überreicht hatte. Ein schmaler Reif aus mattem schwarzen Eisen. Nichts deutete auf seine Kräfte hin. Während des Vampirkrieges hatte er ihn an der linken Hand getragen, an der Rechten ein protziges Schmuckstück. Ein extravaganter Goldring mit einem Schwingenemblem dessen Spitzen mit Diamanten besetzt waren und ein schon vulgärer Edelstein in der Mitte. Und alle hatten ihn für den Carsteinring gehalten, nicht den Schlichten. Er lächelte, vier Mal war er während des Ersten Vampirkrieges getötet worden nur um wieder aufzuerstehen. Seine Feinde hatten ihn dafür gefürchtet und gehasst. So viel Furcht, so viel Hass und so viele finstere Erzählungen über hin wegen eines so kleinen Dings.
Der Dieb der ihm den Carsteinring schließlich entwendet hatte, hatte das Ganze jedoch durchschaut. Damals hatte er gerast vor Wut und denjenigen verflucht. Aber heute, ruhig und mit klarem Kopf, hätte er ihm die Hand geschüttelt und ihn dafür beglückwünscht das kleine Spiel durchschaut zu haben. Ein schlichter Reif und eine kleine schlichte Ruine als sein Versteck, absolut passend. Da sie den Ring nicht hatten zerstören können hatten sie ihn verborgen. Er konnte ihren wütenden Frust über das Misslingen der Zerstörung nachempfinden. Nagash hatte ihm gesagt das der Ring ihm die Kontrolle über die anderen Vampire geben und ihn im Fall des Falles wiedererwecken würde, das er jedoch mit ihm am Finger jedem Befehl des Großen Nekromanten und später auch Arkhan dem Schwarzen folgen musste hatte er nicht gesagt. Was hatte er damals getobt und gewütet, wieder und wieder versucht den Ring zu zerstören um der Gefangenschaft zu entkommen ohne es zu schaffen. Die erste Fähigkeit war erloschen als Nagash getötet worden war, die Zweite jedoch war erhalten geblieben. Vlad erreichte die Ruine und stieg im mit Schutt, Staub und dürrem Gras bewachsenen Innenhof ab. Ein zwei Mal bog er falsch ab aber unweigerlich näherte er sich seinem Ziel. Er war der erste Träger des Rings bei voller Stärke gewesen und das prägte. Egal wo er war, er spürte ihn wie einen kleinen Dorn im Fleisch wenn er ihn nicht trug. Damals bei dem Diebstahl war er jedoch vor Wut zu vernebelt gewesen um dem Gefühl Beachtung zu schenken und zu verstehen was es bedeutete. Schließlich stand er in einer Sackgasse obwohl ihm sein Gefühl sagte dass er noch weiter musste. Leicht die Augen zusammenkneifend musterte er die Wand vor sich. Die Ziegel waren genau so vom Alter gezeichnet wie die ringsum aber ebenso immer noch gut gefügt.
Dann stutzte er, sah genauer hin, strich mit den Fingerspitzen über die Steine und Mörtelfugen. Zwergenarbeit. Wenn schon den Ring verstecken dann auch gründlich. Auch wenn es lobenswert war war es in diesem Fall zu viel des Guten. Der Rest des Ganges war von Menschen gemacht und wäre die nachträglich errichtete Wand von einem menschlichen Maurer gefertigt worden hätte er jetzt geglaubt zum Beispiel vor einer Zimmerwand zu stehen und hätte woanders nach einer Tür gesucht. So jedoch... Er legte eine Hand an die Wand um selbige zu Staub zerfallen zulassen als er eine Präsenz spürte. Nach einem kurzen Nachforschen legte er irritiert den Kopf schief. Ein untoter Wächter? Während die Wand unter seinem Zauber zu zerbröseln begann trat er mehrere Schritte zurück und legte eine Hand auf das Heft von Bluttrinker. Aus der wallenden Staubwolke ertönte ein tiefes nichtmenschliches Knurren und schlurfende Schritte erklangen. Vlads Finger schlossen sich um sein Schwert, rot blitzte es auf als er es aus der Scheide zog. Langsam senkte sich die Staubwolke während der Wächter gleichzeitig aus ihr heraustrat. Er hatte mit vielem gerechnet aber sicher nicht mit diesem Gegner. „Jerek von Carstein."
Der gebürtige Middenländer, zu Lebzeiten unter dem Namen Jerek Krüger bekannt und ehemals Großmeister der Ritter des Weißen Wolfes zur Zeit der Vampirkriege, stampfte auf ihn zu und blieb dann stehen als er die Reste der Mauer einen Schritt hinter sich gelassen hatte. Hinter ihm gab die Staubwolken den Blick auf einen kleinen Alkoven frei in dem sich nur ein kleines Kästchen befand. Der Vampir hatte sich einmauern lassen um den Ring zu bewachen. Jerek legte eine Hand auf den Griff eines wuchtigen Hammers grollte tief während er die Waffe zog und in Verteidigungsstellung ging. Er hatte für seine Entscheidung einen hohen Preis bezahlt. In seinen Augen loderte der Wahnsinn und seine linke Körperhälfte war bereits fast völlig zu der eines Varghulf mutiert. Und doch griff er ihn nicht an sondern blieb in der Nähe des Rings um ihn zu bewachen. Dieses Pflichtbewusstsein selbst im Wahnsinn war bewundernswert. Vlad hob Bluttrinker zum Salut vor sein Gesicht. Dann ging er zum Angriff über. Es war ein kurzer aber harter Kampf. Sein Schwert war vor langer Zeit von den Chaoszwergen aus Blutstahl geschmiedet worden was ihm die Fähigkeit verlieh die Lebenskraft des Gegners auf ihren Besitzer zu übertragen und die einem Vampir überlegene Regeneration eines Varghulf, auch wenn er in einem so frühen Stadium wie Jerek war, half nicht dagegen. Der Middenländer war zu Lebzeiten ein guter Kämpfer gewesen, sein Untod war dem sogar zuträglich gewesen und die einsetzende Verwandlung tat ihr übriges. Vlad war wieder einmal froh nicht mehr atmen zu müssen sonst hätte ihm die völlig zerschmetterte rechte Hälfte seines Brustkorbs mehr zu schaffen gemacht. Während sich die Bauchwunde seines Gegners schloss schwang er Bluttrinker und trennte ihm die Klauenfinger der linken Hand ab, trotzdem ließ ihn ein Schlag derselben gegen die nächste Wand taumeln während ein etwas träger Blutfluss und lodernde Schmerzen verkündeten das sein Unterkiefer nur noch in einem Gelenk hing. Er drückte ihn lange genug an seinen Platz das er halbwegs festwuchs und stürzte sich wieder auf den Wahnsinnigen. Schließlich war es vorbei. Bluttrinker durchbohrte das Herz seines Gegners während dessen Kriegshammer seine Seite zermatschte und das Rückgrat brach. Vlad brach zusammen während Jerek zu Staub zerfiel. „Ruhe in Frieden.", nuschelte er und salutierte erneut während er auf das Heilen seiner Wunden wartete.
Langsam und noch etwas steif betrat er den kleinen Alkoven und kniete nieder um das Kästen zu öffnen. Der Carsteinring sah immer noch genau so aus wie damals in Nagashizaar, nicht einmal eine kleine Spur des Alters war ihm anzusehen was ihn zugleich ein wenig erfreute und etwas enttäuschte. Langsam streifte er ihn über den Ringfinger der linken Hand und verließ die Ruine wieder. Draußen war die Sonne vollständig untergegangen und die Nacht hatte sich über das Land gesenkt. Vlad lehnte sich gegen eine Mauer, mal wieder hatte er eine seiner nachdenklichen Stimmungsschwankungen und Jereks Pflichtbewusstsein selbst im Wahnsinn erinnerte ihn fast schon schmerzlich an einen anderen Mann den er vor Jahrtausenden gekannt hatte, den er als ehrbaren Feind geschätzt und respektiert hatte. Ein leichtes erinnerungsschweres Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Sie waren in vielem so gegensätzlich gewesen. Vlad hatte lange genug ungelebt und Zeit im Jenseits verbracht um seine Schwächen zu kennen, seinen Stolz, sein Temperament. Zu Lebzeiten als nehekharanischer Adliger hatte ihn das Volk nur mäßig interessiert auch wenn er sich natürlich um jene gekümmert hatte die ihm unterstellt waren. Sein Untod hatte daraus im Laufe der Jahrhunderte eine ehrliche, tief empfundene Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen gemacht. Alcadizaar hingegen hatte sich beinahe so hingebungsvoll um seine Leute gekümmert als wären sie seine eigenen Kinder. Für sein Reich hatte er sich sogar lange von seiner Familie entfremdet, dort wo sich andere Könige vor ihm gelegentlich für eine Jagd oder sonstige Vergnügungen vom Hof zurückgezogen hätten hatte er diese gescheut oder es selbst währenddessen nicht lassen können Bittsteller zu empfangen und Verwaltungsangelegenheiten zu regeln. Und als das Ende gekommen war opferte er seinem Reich seinen Verstand und sein auch sein Leben.
Vlad hatte ihn dafür zutiefst respektiert, sogar bewundert. Heute war er ein äußerst belesener Mann, welches Thema man auch ansprach er konnte etwas dazu sagen. Alcadizaar war damals ebenso gewesen, in seiner Jugend hatte er so viel gelesen das einige gescherzt hatten sein Frühstück würde aus Pergamentrollen und Büchern bestehen, die Liebe zum Lesen hatte übrigens auch seine Frau geteilt. Vor seiner Inthronisierung waren sie einander doch ab und an begegnet. Wo Vlad stolz war war er bescheiden gewesen, sein Temperament ausgeglichen gewesen. Alle Herrscher hatten ihren Anspruch auf den Thron als ein ihnen zustehendes Recht gesehen. Für Alcadizaar war es das Recht auf eine Bürde gewesen die es zu stemmen oder unter ihr zu zerbrechen galt. Nächtelang hatten sie darüber gesprochen während sie ein taktisches Strategiespiel gespielt hatten mit dem man damals das Koordinieren und Schlagen von Schlachten geübt hatte, niemals hatte er einen härteren Gegner gehabt. Dann war er gekrönt worden und Lahmia nach wochenlanger Belagerung gefallen. Vlad und andere Vampire hatten mit ihm die Klingen gekreuzt. Sachte strich er über sein rechtes Schlüsselbein, wenn er sein Oberteil auszog würde er dort noch hauchfein die Narbe sehen die ihm der König zugefügt hatte. Sogar gegen Abhorash, durch seinen Untod zum besten Schwertkämpfer des Zeitalters geworden hatte einen der längsten Kämpfe in seiner Karriere gegen ihn bestritten ehe er ihn besiegte auch wenn Alcadizaar überlebt hatte. Unzählige Male hatten sie einander in der Schlacht gegenübergestanden als Nagash gegen sein ehemaliges Heimatland in den Krieg gezogen war und gegeneinander gefochten. Auch wenn man seiner Art mit Hass und Abscheu begegnet war hatten sie einander respektiert, sogar Briefe hatten sie einander geschrieben. Vlad hatte ihm und seiner Familie mehrmals zum Geburtstag gratuliert, sich bei einer Zeit des Kränkelns nach deren Befinden erkundigt und Behandlungsvorschläge gegeben. Alcadizaar hatte immer zurückgeschrieben, sich erkundigt wie er mit den anderen Vampiren zurechtkam, nach geschlagenen Schlachten gefragt ob die Heilung den glatt verlief, ihn ebenfalls zu Geburtstagen und einmal scherzhaft zum Todestag beglückwünscht. Sie hatten, so merkwürdig es auch war, über die Briefe weiterhin das Strategiespiel gespielt. Er war der größte General seines Zeitalters gewesen und nur einmal war er wirklich gefährlich am Rand einer Niederlage gestrauchelt.
Vlad sah zum Himmel auf. Als sie einander an diesem Tag im Duell gegenübergetreten waren hatte sein geschätzter Feind aus etlichen Wunden geblutet und war erschöpft gewesen, seine Armee umzingelt. Sie hatten beide gewusst das er an diesem Tag sterben würde wenn sie miteinander kämpften. Doch Vlad hatte sich in diesem Duell töten lassen um der Gefangenschaft zu entkommen. Als er sich entwaffnen ließ und sein Chepesch zwischen den Untoten und Menschen verschwunden war hatte Alcadizaar ihm mit einem traurigen Lächeln salutiert, an seine Worte erinnerte er sich bis heute. „Du und unser Spiel werdet mir fehlen." Er hatte zurückgelächelt. „Mir auch." Dann war er enthauptet worden. Bei seiner Wiederauferstehung hatte er sich in einer Gruft befunden, er war mit allen Ehren eines Adligen bestattet worden. Nachdem er sich davongemacht hatte hatte er Nehekharas und Alcadizaars Werdegang weiter verfolgt und die Verzweiflung des Mannes ob seiner Hilflosigkeit gegenüber der Seuche die sein Reich in die Knie zwang hatte ihm ins Herz geschnitten. Nagash hatte die Traditionen seines Volkes schon lange in den Staub getreten und als er den letzten lebenden König des Landes nach Nagashizaar bringen ließ als er besiegt war hatte er dies getan als würde man einen entflohenen Sklaven zurück zu seinem Herren schleifen. Vlad hätte ihn mit allen Ehren und verdientem Respekt behandelt. Nach Nagashs Tod war er zu spät gekommen und noch immer spürte er das Gefühl eine alte Schuld nicht beglichen zu haben, Alcadizaar hatte ihm ein anständiges Begräbnis gegeben und er hätte ihm dasselbe zuteil werden lassen müssen.
Ob seine Frau nach ihrer Wiederauferstehung durch Nagashs Großes Ritual nach ihm gesucht hatte? Er hatte es getan und nie eine Spur gefunden. Er sah Richtung Süden, dorthin wo Nagashs Armeen erneut gegen Nehekhara zogen. Er sollte der Witwe seines alten Feindes vielleicht einen Brief schreiben ehe er sich in den Norden begab um dem Imperium gegen das Chaos beizustehen. Die Augen schließend stellte er sich Alcadizaars Gesicht vor während er ihm im stillen Gedenken salutierte. Langsam ging er zurück zu seinem Pferd. Irgendwo war es gut das er nie eine Einbalsamierung und rituelle Bestattung erhalten hatte, so musste er nicht ein weiteres Mal gegen Nagash kämpfen. Als Vlad von Carstein, ehemals Vashanesh von Khemri zurück ins Imperium ritt betete er zum ersten Mal seit seiner Verwandlung in einen Vampir wieder zu den alten Göttern seiner Lebenszeit, betete für die Seele jenes Mannes der ihm ein respektierter und geschätzter Feind gewesen war. Den er, hätten sie nicht auf verschiedenen Seiten gestanden, einen nicht minder geschätzten Freund hätte nennen können.
Der Dieb der ihm den Carsteinring schließlich entwendet hatte, hatte das Ganze jedoch durchschaut. Damals hatte er gerast vor Wut und denjenigen verflucht. Aber heute, ruhig und mit klarem Kopf, hätte er ihm die Hand geschüttelt und ihn dafür beglückwünscht das kleine Spiel durchschaut zu haben. Ein schlichter Reif und eine kleine schlichte Ruine als sein Versteck, absolut passend. Da sie den Ring nicht hatten zerstören können hatten sie ihn verborgen. Er konnte ihren wütenden Frust über das Misslingen der Zerstörung nachempfinden. Nagash hatte ihm gesagt das der Ring ihm die Kontrolle über die anderen Vampire geben und ihn im Fall des Falles wiedererwecken würde, das er jedoch mit ihm am Finger jedem Befehl des Großen Nekromanten und später auch Arkhan dem Schwarzen folgen musste hatte er nicht gesagt. Was hatte er damals getobt und gewütet, wieder und wieder versucht den Ring zu zerstören um der Gefangenschaft zu entkommen ohne es zu schaffen. Die erste Fähigkeit war erloschen als Nagash getötet worden war, die Zweite jedoch war erhalten geblieben. Vlad erreichte die Ruine und stieg im mit Schutt, Staub und dürrem Gras bewachsenen Innenhof ab. Ein zwei Mal bog er falsch ab aber unweigerlich näherte er sich seinem Ziel. Er war der erste Träger des Rings bei voller Stärke gewesen und das prägte. Egal wo er war, er spürte ihn wie einen kleinen Dorn im Fleisch wenn er ihn nicht trug. Damals bei dem Diebstahl war er jedoch vor Wut zu vernebelt gewesen um dem Gefühl Beachtung zu schenken und zu verstehen was es bedeutete. Schließlich stand er in einer Sackgasse obwohl ihm sein Gefühl sagte dass er noch weiter musste. Leicht die Augen zusammenkneifend musterte er die Wand vor sich. Die Ziegel waren genau so vom Alter gezeichnet wie die ringsum aber ebenso immer noch gut gefügt.
Dann stutzte er, sah genauer hin, strich mit den Fingerspitzen über die Steine und Mörtelfugen. Zwergenarbeit. Wenn schon den Ring verstecken dann auch gründlich. Auch wenn es lobenswert war war es in diesem Fall zu viel des Guten. Der Rest des Ganges war von Menschen gemacht und wäre die nachträglich errichtete Wand von einem menschlichen Maurer gefertigt worden hätte er jetzt geglaubt zum Beispiel vor einer Zimmerwand zu stehen und hätte woanders nach einer Tür gesucht. So jedoch... Er legte eine Hand an die Wand um selbige zu Staub zerfallen zulassen als er eine Präsenz spürte. Nach einem kurzen Nachforschen legte er irritiert den Kopf schief. Ein untoter Wächter? Während die Wand unter seinem Zauber zu zerbröseln begann trat er mehrere Schritte zurück und legte eine Hand auf das Heft von Bluttrinker. Aus der wallenden Staubwolke ertönte ein tiefes nichtmenschliches Knurren und schlurfende Schritte erklangen. Vlads Finger schlossen sich um sein Schwert, rot blitzte es auf als er es aus der Scheide zog. Langsam senkte sich die Staubwolke während der Wächter gleichzeitig aus ihr heraustrat. Er hatte mit vielem gerechnet aber sicher nicht mit diesem Gegner. „Jerek von Carstein."
Der gebürtige Middenländer, zu Lebzeiten unter dem Namen Jerek Krüger bekannt und ehemals Großmeister der Ritter des Weißen Wolfes zur Zeit der Vampirkriege, stampfte auf ihn zu und blieb dann stehen als er die Reste der Mauer einen Schritt hinter sich gelassen hatte. Hinter ihm gab die Staubwolken den Blick auf einen kleinen Alkoven frei in dem sich nur ein kleines Kästchen befand. Der Vampir hatte sich einmauern lassen um den Ring zu bewachen. Jerek legte eine Hand auf den Griff eines wuchtigen Hammers grollte tief während er die Waffe zog und in Verteidigungsstellung ging. Er hatte für seine Entscheidung einen hohen Preis bezahlt. In seinen Augen loderte der Wahnsinn und seine linke Körperhälfte war bereits fast völlig zu der eines Varghulf mutiert. Und doch griff er ihn nicht an sondern blieb in der Nähe des Rings um ihn zu bewachen. Dieses Pflichtbewusstsein selbst im Wahnsinn war bewundernswert. Vlad hob Bluttrinker zum Salut vor sein Gesicht. Dann ging er zum Angriff über. Es war ein kurzer aber harter Kampf. Sein Schwert war vor langer Zeit von den Chaoszwergen aus Blutstahl geschmiedet worden was ihm die Fähigkeit verlieh die Lebenskraft des Gegners auf ihren Besitzer zu übertragen und die einem Vampir überlegene Regeneration eines Varghulf, auch wenn er in einem so frühen Stadium wie Jerek war, half nicht dagegen. Der Middenländer war zu Lebzeiten ein guter Kämpfer gewesen, sein Untod war dem sogar zuträglich gewesen und die einsetzende Verwandlung tat ihr übriges. Vlad war wieder einmal froh nicht mehr atmen zu müssen sonst hätte ihm die völlig zerschmetterte rechte Hälfte seines Brustkorbs mehr zu schaffen gemacht. Während sich die Bauchwunde seines Gegners schloss schwang er Bluttrinker und trennte ihm die Klauenfinger der linken Hand ab, trotzdem ließ ihn ein Schlag derselben gegen die nächste Wand taumeln während ein etwas träger Blutfluss und lodernde Schmerzen verkündeten das sein Unterkiefer nur noch in einem Gelenk hing. Er drückte ihn lange genug an seinen Platz das er halbwegs festwuchs und stürzte sich wieder auf den Wahnsinnigen. Schließlich war es vorbei. Bluttrinker durchbohrte das Herz seines Gegners während dessen Kriegshammer seine Seite zermatschte und das Rückgrat brach. Vlad brach zusammen während Jerek zu Staub zerfiel. „Ruhe in Frieden.", nuschelte er und salutierte erneut während er auf das Heilen seiner Wunden wartete.
Langsam und noch etwas steif betrat er den kleinen Alkoven und kniete nieder um das Kästen zu öffnen. Der Carsteinring sah immer noch genau so aus wie damals in Nagashizaar, nicht einmal eine kleine Spur des Alters war ihm anzusehen was ihn zugleich ein wenig erfreute und etwas enttäuschte. Langsam streifte er ihn über den Ringfinger der linken Hand und verließ die Ruine wieder. Draußen war die Sonne vollständig untergegangen und die Nacht hatte sich über das Land gesenkt. Vlad lehnte sich gegen eine Mauer, mal wieder hatte er eine seiner nachdenklichen Stimmungsschwankungen und Jereks Pflichtbewusstsein selbst im Wahnsinn erinnerte ihn fast schon schmerzlich an einen anderen Mann den er vor Jahrtausenden gekannt hatte, den er als ehrbaren Feind geschätzt und respektiert hatte. Ein leichtes erinnerungsschweres Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Sie waren in vielem so gegensätzlich gewesen. Vlad hatte lange genug ungelebt und Zeit im Jenseits verbracht um seine Schwächen zu kennen, seinen Stolz, sein Temperament. Zu Lebzeiten als nehekharanischer Adliger hatte ihn das Volk nur mäßig interessiert auch wenn er sich natürlich um jene gekümmert hatte die ihm unterstellt waren. Sein Untod hatte daraus im Laufe der Jahrhunderte eine ehrliche, tief empfundene Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen gemacht. Alcadizaar hingegen hatte sich beinahe so hingebungsvoll um seine Leute gekümmert als wären sie seine eigenen Kinder. Für sein Reich hatte er sich sogar lange von seiner Familie entfremdet, dort wo sich andere Könige vor ihm gelegentlich für eine Jagd oder sonstige Vergnügungen vom Hof zurückgezogen hätten hatte er diese gescheut oder es selbst währenddessen nicht lassen können Bittsteller zu empfangen und Verwaltungsangelegenheiten zu regeln. Und als das Ende gekommen war opferte er seinem Reich seinen Verstand und sein auch sein Leben.
Vlad hatte ihn dafür zutiefst respektiert, sogar bewundert. Heute war er ein äußerst belesener Mann, welches Thema man auch ansprach er konnte etwas dazu sagen. Alcadizaar war damals ebenso gewesen, in seiner Jugend hatte er so viel gelesen das einige gescherzt hatten sein Frühstück würde aus Pergamentrollen und Büchern bestehen, die Liebe zum Lesen hatte übrigens auch seine Frau geteilt. Vor seiner Inthronisierung waren sie einander doch ab und an begegnet. Wo Vlad stolz war war er bescheiden gewesen, sein Temperament ausgeglichen gewesen. Alle Herrscher hatten ihren Anspruch auf den Thron als ein ihnen zustehendes Recht gesehen. Für Alcadizaar war es das Recht auf eine Bürde gewesen die es zu stemmen oder unter ihr zu zerbrechen galt. Nächtelang hatten sie darüber gesprochen während sie ein taktisches Strategiespiel gespielt hatten mit dem man damals das Koordinieren und Schlagen von Schlachten geübt hatte, niemals hatte er einen härteren Gegner gehabt. Dann war er gekrönt worden und Lahmia nach wochenlanger Belagerung gefallen. Vlad und andere Vampire hatten mit ihm die Klingen gekreuzt. Sachte strich er über sein rechtes Schlüsselbein, wenn er sein Oberteil auszog würde er dort noch hauchfein die Narbe sehen die ihm der König zugefügt hatte. Sogar gegen Abhorash, durch seinen Untod zum besten Schwertkämpfer des Zeitalters geworden hatte einen der längsten Kämpfe in seiner Karriere gegen ihn bestritten ehe er ihn besiegte auch wenn Alcadizaar überlebt hatte. Unzählige Male hatten sie einander in der Schlacht gegenübergestanden als Nagash gegen sein ehemaliges Heimatland in den Krieg gezogen war und gegeneinander gefochten. Auch wenn man seiner Art mit Hass und Abscheu begegnet war hatten sie einander respektiert, sogar Briefe hatten sie einander geschrieben. Vlad hatte ihm und seiner Familie mehrmals zum Geburtstag gratuliert, sich bei einer Zeit des Kränkelns nach deren Befinden erkundigt und Behandlungsvorschläge gegeben. Alcadizaar hatte immer zurückgeschrieben, sich erkundigt wie er mit den anderen Vampiren zurechtkam, nach geschlagenen Schlachten gefragt ob die Heilung den glatt verlief, ihn ebenfalls zu Geburtstagen und einmal scherzhaft zum Todestag beglückwünscht. Sie hatten, so merkwürdig es auch war, über die Briefe weiterhin das Strategiespiel gespielt. Er war der größte General seines Zeitalters gewesen und nur einmal war er wirklich gefährlich am Rand einer Niederlage gestrauchelt.
Vlad sah zum Himmel auf. Als sie einander an diesem Tag im Duell gegenübergetreten waren hatte sein geschätzter Feind aus etlichen Wunden geblutet und war erschöpft gewesen, seine Armee umzingelt. Sie hatten beide gewusst das er an diesem Tag sterben würde wenn sie miteinander kämpften. Doch Vlad hatte sich in diesem Duell töten lassen um der Gefangenschaft zu entkommen. Als er sich entwaffnen ließ und sein Chepesch zwischen den Untoten und Menschen verschwunden war hatte Alcadizaar ihm mit einem traurigen Lächeln salutiert, an seine Worte erinnerte er sich bis heute. „Du und unser Spiel werdet mir fehlen." Er hatte zurückgelächelt. „Mir auch." Dann war er enthauptet worden. Bei seiner Wiederauferstehung hatte er sich in einer Gruft befunden, er war mit allen Ehren eines Adligen bestattet worden. Nachdem er sich davongemacht hatte hatte er Nehekharas und Alcadizaars Werdegang weiter verfolgt und die Verzweiflung des Mannes ob seiner Hilflosigkeit gegenüber der Seuche die sein Reich in die Knie zwang hatte ihm ins Herz geschnitten. Nagash hatte die Traditionen seines Volkes schon lange in den Staub getreten und als er den letzten lebenden König des Landes nach Nagashizaar bringen ließ als er besiegt war hatte er dies getan als würde man einen entflohenen Sklaven zurück zu seinem Herren schleifen. Vlad hätte ihn mit allen Ehren und verdientem Respekt behandelt. Nach Nagashs Tod war er zu spät gekommen und noch immer spürte er das Gefühl eine alte Schuld nicht beglichen zu haben, Alcadizaar hatte ihm ein anständiges Begräbnis gegeben und er hätte ihm dasselbe zuteil werden lassen müssen.
Ob seine Frau nach ihrer Wiederauferstehung durch Nagashs Großes Ritual nach ihm gesucht hatte? Er hatte es getan und nie eine Spur gefunden. Er sah Richtung Süden, dorthin wo Nagashs Armeen erneut gegen Nehekhara zogen. Er sollte der Witwe seines alten Feindes vielleicht einen Brief schreiben ehe er sich in den Norden begab um dem Imperium gegen das Chaos beizustehen. Die Augen schließend stellte er sich Alcadizaars Gesicht vor während er ihm im stillen Gedenken salutierte. Langsam ging er zurück zu seinem Pferd. Irgendwo war es gut das er nie eine Einbalsamierung und rituelle Bestattung erhalten hatte, so musste er nicht ein weiteres Mal gegen Nagash kämpfen. Als Vlad von Carstein, ehemals Vashanesh von Khemri zurück ins Imperium ritt betete er zum ersten Mal seit seiner Verwandlung in einen Vampir wieder zu den alten Göttern seiner Lebenszeit, betete für die Seele jenes Mannes der ihm ein respektierter und geschätzter Feind gewesen war. Den er, hätten sie nicht auf verschiedenen Seiten gestanden, einen nicht minder geschätzten Freund hätte nennen können.
Zuletzt bearbeitet: