Diese Geschichte wurde von iudex verfasst.
„Achtung!“ Markus warf sich zu Boden und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Eine Explosion war zu hören und zerriss zwei Säulen in der Nähe. Schutt und Asche regnete auf sein Haupt herab. Noch bevor sich der Staub in der Luft gelegt hatte, war er wieder auf den Beinen und ging hinter einem großen Betonklotz in Deckung. Dann riskierte er einen kurzen Blick nach hinten, sah, dass sein Trupp unversehrt war, winkte noch kurz, dass sie zu ihm aufschliessen sollten und schaute dann wieder auf seine Gegner. Mittlerweile hatte die Imperiale Armee schwere Waffen in Stellung gebracht und belegte ihre Position mit einem tödlichen Hagel von Geschossen. „Wir kommen hier nicht weg!“ schrie einer der Kultisten in Panik. „Khorne hat uns verlassen! Wir werden…“ weiter kam er nicht. Ein imperialer Scharfschütze, verflucht sei er, setzte einen präzisen Kopfschuss und setzte dem kläglichen Leben des Kultisten ein Ende. Markus verschwendete keinen Gedanken daran. Der Mann war noch nie wirklich nützlich gewesen.
Wie jeden Morgen stieg Markus in den Bus zur Arbeit. Wie jeden Morgen war der Bus vollkommen überfüllt. Wie jeden Morgen dauerte die Fahrt eine Ewigkeit. Markus rieb sich die schlaftrunkenen Augen bevor er ausstieg und den kurzen Fussmarsch zu seinem Arbeitsplatz begann. Bald saß er im Büro, trank eine heiße Tasse Kaffee und schaute sich die Arbeit für heute an. Er hatte zwei Briefe zu beantworten und einige Schreiben weiterzuleiten. Seufzend dachte er an all die Stunden, die er tatenlos würde herumsitzen müssen, weil er mit den Briefen in einer halben Stunde fertig sein würde und den Rest in einer weiteren Stunde erledigt hätte. Er fuhr sich mit einer Hand durchs (schon etwas schüttere) Haar und öffnete den ersten Brief.
„Ihr sechs gebt mir Feuerdeckung, der Rest kommt mit. Wir werden diesen imperialen Hundesöhnen zeigen, wozu Khorne uns führen kann!“, schrie Markus und lief geduckt zur nächsten Deckung. Zwei, drei Schüsse zischten knapp an seinem Kopf vorbei, dann war er in Sicherheit. Sofort folgten ihm die Übrigen. Einen erwischte es, kurz bevor er in Sicherheit war. Markus konnte den dümmlich-überraschten Blick des Soldaten sehen, bevor er nach hinten kippte. Er spuckte auf den Boden, warf einen Blick auf die zurückgebliebenen, sah ihr Nicken und sprintete zu einer halb eingestürzten Wand. Das Deckungsfeuer zwang die imperialen Soldaten ihren Kopf unten zu behalten, während seine Männer verwundbar waren. Alle schafften es. Markus hob den Kopf und überblickte das vor ihnen liegende Gelände. Es war noch ein weiter Weg.
Die Uhr zeigte 18:30, sein Arbeitstag war zu Ende. Obwohl auch heute nicht von Arbeit gesprochen werden konnte. Schon vor der Mittagspause hatte er alles erledigt gehabt und dann nur noch herumgesessen. Kein Wunder, war Markus nun genervt und unzufrieden. „Wenn nur nicht so grosse Arbeitslosigkeit herrschen würde…“, dachte er sich und begab sich zum Bus.
Nach dem Abendessen ließ er sich ins Sofa fallen und schaltete den Fernseher an. Die Meldungen waren seit Wochen die Gleichen: Hier ein Arbeiteraufstand niedergeschlagen, dort eine Demonstration von Arbeitslosen aufgelöst. Ihn ging das nichts an, er hatte seine Arbeit. Wenn auch eine unbefriedigende. Markus drückte auf den Ausknopf und begab sich ins Bett zu seiner Frau. Ihr warmer Körper schmiegte sich an den seinen, doch ihm war die Lust auf alles Mögliche schon lange vergangen.
Markus hob den Kopf und überblickte das hinter ihnen liegende Gelände. Es war ein weiter Weg gewesen, doch sie hatten es geschafft. Mit immerhin noch zwölf Mann lag er nun in der Flanke der Imperatortreuen und wies die Ziele zu. Mit dem Überraschungseffekt rechnete er sich gute Chancen aus, sie zu überrumpeln und zu vernichten. Er selbst nahm sich den Schützen eines schweren Bolters zum Ziel. Leise klickten die Waffen, als die Kultisten sie entsicherten und noch ein letztes Mal überprüften. Dann visierten sie ihre Ziele an. Markus schrie laut „Blut für den Blutgott! Tötet sie Alle!“ und eröffnete das Feuer. Der anvisierte Schütze wälzte sich bald in einer Lache seines eigenen Blutes und die überraschten Schreie seiner Kollegen verstummten bald im Feuer der Verräter.
Ein Poltern an der Tür zu seinem Arbeitsraum ließ ihn aus seinem Halbschlaf aufschrecken. Schnell ordnete er seine Ordner und Akten, ließ die Zeitung verschwinden (in der sowieso das gleiche stand wie gestern und vorgestern) und erhob sich, um die Tür zu öffnen. Das war aber nicht nötig: Mit einem lauten Knall flog die Tür an die Wand und zwei Polizisten zeigten ihm ihre Dienstmarken. „Mitkommen! Kein Widerstand, dann passiert Ihnen nichts!“ Markus war vollkommen baff und zu geschockt, um an Gegenwehr überhaupt zu denken. Wehrlos ließ er sich in ein wartendes Polizeiauto schleppen.
Markus starrte auf die Fotos, die seinen Sohn bei einer der Illegalen Demonstrationen zeigten. Langsam hob er den Blick und schaute zum Polizisten auf. Dessen kalte, blaue Augen liessen keine Gefühlsregung erahnen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er darüber nachdachte, was jetzt aus seinem Leben werden würde.
Einige der Soldaten hatten sich wieder gefasst und nahmen nun ihrerseits die Kultisten unter Beschuss. Markus warf sich zu Boden, als die Laserstrahlen über ihn hinweg zischten und einen seiner Männer töteten. Der nun folgende Schusswechsel war schnell vorbei, als die anderen Verräter begriffen, dass der schwere Bolter ausgeschaltet worden war und nun ihrerseits vorrücken. Die so eingekesselten Soldaten des Imperators warfen ihre Waffen weg und rannten um ihr Leben. Viele von ihnen starben mit durchlöchertem Rücken. „Los weiter!“, schrie Markus den Neuankömmlingen zu und ging gleich mit gutem Beispiel voran. Mühelos, fast ohne Verluste stießen die Chaosanhänger in die imperialen Linien vor. Nach dem Durchbruch schien bei den Imperialen ein heilloses Durcheinander zu herrschen, sie fanden dutzende zurückgelassene schwere Waffen. Erst vor einem stark befestigten Gebäude nahm ihr Vorstoss ein vorläufiges Ende.
Sie hatten ihn freigelassen. Natürlich war er seinen Job bei der Verwaltung los, und er würde auf Jahre hinaus bei keinem Unternehmen angestellt werden, aber er war noch am Leben. Er würde schon einen Weg finden, Geld zu verdienen und bis dahin konnten sie noch von seinem Ersparten leben. Zischend öffneten sich die Türen des Busses und er stieg aus und machte sich auf den Weg nach Hause.
Schon auf dem Gehsteig vor seinem Haus merkte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Kein Laut war zu hören, es herrschte wortwörtlich eine Totenstille. Als er eintrat, sah er seine Frau mit verweinten Augen am Küchentisch sitzen. Er wusste, was sie sagen würde, noch bevor sie den Mund aufgemacht hatte und mit zitternder Stimme das aussprach, was er schon auf der Polizeistation befürchtet hatte: „Sie haben ihn umgebracht!“
Markus drückte sich eng an eine noch halb stehende Hausmauer und wagte es nicht, den Kopf zu heben. Das mit Sandsäcken und Schutt befestigte Haus schien die Kompaniekommandatur zu sein und noch mindestens ein Zug Infanteristen hatten sich in seinem Inneren verschanzt. Markus schrie seine Männer an, die gefundenen schweren Waffen in Stellung zu bringen und damit das Gebäude unter Beschuss zu nehmen. Obwohl sie unter schwerem Feuer standen, kamen die Kultisten seinem Befehl so gut wie möglich nach. Bald schon flogen die ersten Raketen und Boltgeschosse in Richtung des Hauses und sprengten grosse Löcher in die Wand. Der imperiale Beschuss schwächte sich schliesslich so weit ab, dass Markus einen Sturmtrupp zusammen stellte und den Männern befahl, das Gebäude zu stürmen.
Seit den Ereignissen mit seinem Sohn war schon einige Zeit vergangen. Markus nahm in der Zwischenzeit immer mehr an den immer grösser werdenden Demonstrationen teil und auf einer solchen war er auch, als er das erste Mal mit den Anhängern des „Erneuerers“ zusammentraf. Einer von ihnen verwickelte Markus in ein Gespräch über seine persönliche Lage und fragte zum Schluss, ob er schon mal an eine Veränderung des Systems gedacht hatte. Markus war verwirrt. Was für eine Veränderung? „Ich glaube nicht… nein daran habe ich noch nie gedacht!“ „Dann tun Sie’s Mann, tun Sie’s.“ Mit diesen Worten wandte sich der Mann ab und verschwand in der Menge. Und Markus dachte nach, lange und gründlich. Bis er zum Entschluss kam, dem „Erneuerer“ mal einen Besuch abzustatten.
Mit seinem Kettenschwert wehrte er einen von unten geführten Schlag ab, riss es hoch und schnitt dem Mann durch die Panzerweste. Röchelnd brach er zusammen. Markus riss sein Schwert wieder heraus und wandte sich dem nächsten Gegner zu. Das ganze Haus war ein einziges Nahkampfgetümmel, keiner hatte mehr den Überblick und jeder hieb einfach um sich. Trotzdem glaubte Markus seine Anhänger leicht in der Überzahl und warf sich mit neuem Elan ins Getümmel.
„Die zwei schweren Bolter hier herüber! Los, der Gegenangriff kann jeden Moment kommen!“ Die Kultisten wuselten überall herum, um Markus‘ Befehlen nachzukommen und verwandelten das Haus langsam in eine Festung des Chaos. Irgendein Witzbold fand sogar noch Zeit, einige Köpfe getöteter Imperialer Soldaten an die Hauswand zu hängen. Dann warteten sie auf den Gegenstoss.
Markus wurde von der grossen Menge der Besucher einfach in den Saal, der dem „Erneuerer“ als Versammlungshalle diente, hineingedrückt. Ab und zu glaubte er, ein bekanntes Gesicht zu sehen, doch an keinen kam er nah genug heran, um ihn anzusprechen. Plötzlich wurde es ruhig im Saal. Ein flüstern ging durch die Menge, als der „Erneuerer“ auf die Bühne trat. Er war in ein blutrotes Gewand gekleidet und trug verschiedene, fremd wirkende Symbole auf der Kutte. Sein Gesicht war von Furchen durchzogen und seine Augen glänzten. Er hob die Hand und fing dann an zu sprechen.
Wie in einem Traum lief Markus nach Hause. Alles erschien so unwichtig, so unwirklich. Immer wieder sausten Teile der Rede des Alten durch seinen Kopf. Was hatte der Imperator je für ihn getan? Was das Imperium? Markus dachte lange darüber nach. Dann schüttelte er den Kopf und sprach zu sich selbst: „Nichts.“
Ein Brüllen wie von riesigen Triebwerken war zu hören, dann stürzte irgendetwas durchs Dach, durchschlug die oberen Stockwerke und landete dann im Erdgeschoss. Markus rannte sofort zur (zum Glück) noch heilen Treppe und begann den Abstieg. Schon bevor er unten war, spürte er die Hitze eines Flammenwerfers und hörte seine Leute schreien. Einige versuchten, an ihm vorbei über die Treppe zu flüchten, doch er stieß sie wieder herunter. Jetzt kam es drauf an, jetzt mussten sie die Stellung halten!
Als er am Ende der Treppe ankam, sah er erst mal nichts. Dichter Rauch machte es unmöglich, mehr als Schemen zu erkennen. Da teilte sich der Rauch einen Moment und ließ einen Blick zu. Eine Hünenhafte Gestalt packte eben einen Kultisten um den Hals und warf ihn zu Boden. Blut spritze hoch und der Verräter rührte sich nicht mehr. „Space Marines!“ durchfuhr es Markus. Er liess noch einmal den Blick über die Kämpfenden schweifen, dann sprang er mit fauchendem Kettenschwert den schwergepanzerten Kriegern entgegen.
Prüfend hob er die Pistole und schaute in den Lauf. Sie schien die lange Zeit im Schrank einigermaßen überstanden zu haben. Er warf sie zur Munition aufs Bett und schaute dann weiter, was noch von seiner kurzen Militärausbildung, die hier jeder Bürger machen musste, übrig war. Das Kampfmesser war zwar schon etwas rostig, sonst aber noch brauchbar. Der „Erneuerer“ hatte ihm den Befehl über zehn Mann gegeben, schon morgen würden sie die Arbitres-Station stürmen. Ein kurzes Gespräch mit dem „Erneuerer“ selbst hatte ihn vollends überzeugt, für diese gute Sache zu kämpfen. Zwar wusste er nicht, was genau nach ihrem Sieg kommen würde, aber es konnte ja nur besser werden.
Mit einem Kuss verabschiedete er sich von seiner Frau. Dann begab er sich zu seinem Trupp, ohne noch einen Blick zurück zu werfen. Er ging mit ihnen noch einmal alles genau durch, dann machten sie sich auf zur Schlacht.
Der Space Marine war gerade dabei, einem seiner Männer den Kopf zu zerquetschen und stieß gleichzeitig einem anderen sein Kettenschwert tief in den Brustkorb. Markus schwang sein Kettenschwert und stieß es auf den Marine nieder. Der warf sich blitzschnell zur Seite, sodass sich das Schwert, anstatt den Kopf zu treffen, nur an seinem Brustpanzer vorbeischrammte. Markus fluchte, zog seine Waffe zurück und führte einen erneuten Schlag mit beiden Händen in Richtung Kopf. Der übermenschliche Feind blockte mit seinem Arm ab und es spritze Blut, als sich das Schwert durch seine Panzerung frass. Dann blockierten die Kettenzähne, das Schwert hatte sich an der Rüstung festgefressen. Mit einem Ruck riss der Space Marine Markus das Kettenschwert aus den Händen und stiess mit seinem eigenen zu. Mühelos durchtrennte er Fleisch und Knochen von Markus‘ Brust und wandte sich dann einem weiteren Gegner zu. „Ich habe versagt“, dachte Markus in seinen letzten Atemzügen. „Ich habe versagt“.
„Achtung!“ Markus warf sich zu Boden und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Eine Explosion war zu hören und zerriss zwei Säulen in der Nähe. Schutt und Asche regnete auf sein Haupt herab. Noch bevor sich der Staub in der Luft gelegt hatte, war er wieder auf den Beinen und ging hinter einem großen Betonklotz in Deckung. Dann riskierte er einen kurzen Blick nach hinten, sah, dass sein Trupp unversehrt war, winkte noch kurz, dass sie zu ihm aufschliessen sollten und schaute dann wieder auf seine Gegner. Mittlerweile hatte die Imperiale Armee schwere Waffen in Stellung gebracht und belegte ihre Position mit einem tödlichen Hagel von Geschossen. „Wir kommen hier nicht weg!“ schrie einer der Kultisten in Panik. „Khorne hat uns verlassen! Wir werden…“ weiter kam er nicht. Ein imperialer Scharfschütze, verflucht sei er, setzte einen präzisen Kopfschuss und setzte dem kläglichen Leben des Kultisten ein Ende. Markus verschwendete keinen Gedanken daran. Der Mann war noch nie wirklich nützlich gewesen.
Wie jeden Morgen stieg Markus in den Bus zur Arbeit. Wie jeden Morgen war der Bus vollkommen überfüllt. Wie jeden Morgen dauerte die Fahrt eine Ewigkeit. Markus rieb sich die schlaftrunkenen Augen bevor er ausstieg und den kurzen Fussmarsch zu seinem Arbeitsplatz begann. Bald saß er im Büro, trank eine heiße Tasse Kaffee und schaute sich die Arbeit für heute an. Er hatte zwei Briefe zu beantworten und einige Schreiben weiterzuleiten. Seufzend dachte er an all die Stunden, die er tatenlos würde herumsitzen müssen, weil er mit den Briefen in einer halben Stunde fertig sein würde und den Rest in einer weiteren Stunde erledigt hätte. Er fuhr sich mit einer Hand durchs (schon etwas schüttere) Haar und öffnete den ersten Brief.
„Ihr sechs gebt mir Feuerdeckung, der Rest kommt mit. Wir werden diesen imperialen Hundesöhnen zeigen, wozu Khorne uns führen kann!“, schrie Markus und lief geduckt zur nächsten Deckung. Zwei, drei Schüsse zischten knapp an seinem Kopf vorbei, dann war er in Sicherheit. Sofort folgten ihm die Übrigen. Einen erwischte es, kurz bevor er in Sicherheit war. Markus konnte den dümmlich-überraschten Blick des Soldaten sehen, bevor er nach hinten kippte. Er spuckte auf den Boden, warf einen Blick auf die zurückgebliebenen, sah ihr Nicken und sprintete zu einer halb eingestürzten Wand. Das Deckungsfeuer zwang die imperialen Soldaten ihren Kopf unten zu behalten, während seine Männer verwundbar waren. Alle schafften es. Markus hob den Kopf und überblickte das vor ihnen liegende Gelände. Es war noch ein weiter Weg.
Die Uhr zeigte 18:30, sein Arbeitstag war zu Ende. Obwohl auch heute nicht von Arbeit gesprochen werden konnte. Schon vor der Mittagspause hatte er alles erledigt gehabt und dann nur noch herumgesessen. Kein Wunder, war Markus nun genervt und unzufrieden. „Wenn nur nicht so grosse Arbeitslosigkeit herrschen würde…“, dachte er sich und begab sich zum Bus.
Nach dem Abendessen ließ er sich ins Sofa fallen und schaltete den Fernseher an. Die Meldungen waren seit Wochen die Gleichen: Hier ein Arbeiteraufstand niedergeschlagen, dort eine Demonstration von Arbeitslosen aufgelöst. Ihn ging das nichts an, er hatte seine Arbeit. Wenn auch eine unbefriedigende. Markus drückte auf den Ausknopf und begab sich ins Bett zu seiner Frau. Ihr warmer Körper schmiegte sich an den seinen, doch ihm war die Lust auf alles Mögliche schon lange vergangen.
Markus hob den Kopf und überblickte das hinter ihnen liegende Gelände. Es war ein weiter Weg gewesen, doch sie hatten es geschafft. Mit immerhin noch zwölf Mann lag er nun in der Flanke der Imperatortreuen und wies die Ziele zu. Mit dem Überraschungseffekt rechnete er sich gute Chancen aus, sie zu überrumpeln und zu vernichten. Er selbst nahm sich den Schützen eines schweren Bolters zum Ziel. Leise klickten die Waffen, als die Kultisten sie entsicherten und noch ein letztes Mal überprüften. Dann visierten sie ihre Ziele an. Markus schrie laut „Blut für den Blutgott! Tötet sie Alle!“ und eröffnete das Feuer. Der anvisierte Schütze wälzte sich bald in einer Lache seines eigenen Blutes und die überraschten Schreie seiner Kollegen verstummten bald im Feuer der Verräter.
Ein Poltern an der Tür zu seinem Arbeitsraum ließ ihn aus seinem Halbschlaf aufschrecken. Schnell ordnete er seine Ordner und Akten, ließ die Zeitung verschwinden (in der sowieso das gleiche stand wie gestern und vorgestern) und erhob sich, um die Tür zu öffnen. Das war aber nicht nötig: Mit einem lauten Knall flog die Tür an die Wand und zwei Polizisten zeigten ihm ihre Dienstmarken. „Mitkommen! Kein Widerstand, dann passiert Ihnen nichts!“ Markus war vollkommen baff und zu geschockt, um an Gegenwehr überhaupt zu denken. Wehrlos ließ er sich in ein wartendes Polizeiauto schleppen.
Markus starrte auf die Fotos, die seinen Sohn bei einer der Illegalen Demonstrationen zeigten. Langsam hob er den Blick und schaute zum Polizisten auf. Dessen kalte, blaue Augen liessen keine Gefühlsregung erahnen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er darüber nachdachte, was jetzt aus seinem Leben werden würde.
Einige der Soldaten hatten sich wieder gefasst und nahmen nun ihrerseits die Kultisten unter Beschuss. Markus warf sich zu Boden, als die Laserstrahlen über ihn hinweg zischten und einen seiner Männer töteten. Der nun folgende Schusswechsel war schnell vorbei, als die anderen Verräter begriffen, dass der schwere Bolter ausgeschaltet worden war und nun ihrerseits vorrücken. Die so eingekesselten Soldaten des Imperators warfen ihre Waffen weg und rannten um ihr Leben. Viele von ihnen starben mit durchlöchertem Rücken. „Los weiter!“, schrie Markus den Neuankömmlingen zu und ging gleich mit gutem Beispiel voran. Mühelos, fast ohne Verluste stießen die Chaosanhänger in die imperialen Linien vor. Nach dem Durchbruch schien bei den Imperialen ein heilloses Durcheinander zu herrschen, sie fanden dutzende zurückgelassene schwere Waffen. Erst vor einem stark befestigten Gebäude nahm ihr Vorstoss ein vorläufiges Ende.
Sie hatten ihn freigelassen. Natürlich war er seinen Job bei der Verwaltung los, und er würde auf Jahre hinaus bei keinem Unternehmen angestellt werden, aber er war noch am Leben. Er würde schon einen Weg finden, Geld zu verdienen und bis dahin konnten sie noch von seinem Ersparten leben. Zischend öffneten sich die Türen des Busses und er stieg aus und machte sich auf den Weg nach Hause.
Schon auf dem Gehsteig vor seinem Haus merkte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Kein Laut war zu hören, es herrschte wortwörtlich eine Totenstille. Als er eintrat, sah er seine Frau mit verweinten Augen am Küchentisch sitzen. Er wusste, was sie sagen würde, noch bevor sie den Mund aufgemacht hatte und mit zitternder Stimme das aussprach, was er schon auf der Polizeistation befürchtet hatte: „Sie haben ihn umgebracht!“
Markus drückte sich eng an eine noch halb stehende Hausmauer und wagte es nicht, den Kopf zu heben. Das mit Sandsäcken und Schutt befestigte Haus schien die Kompaniekommandatur zu sein und noch mindestens ein Zug Infanteristen hatten sich in seinem Inneren verschanzt. Markus schrie seine Männer an, die gefundenen schweren Waffen in Stellung zu bringen und damit das Gebäude unter Beschuss zu nehmen. Obwohl sie unter schwerem Feuer standen, kamen die Kultisten seinem Befehl so gut wie möglich nach. Bald schon flogen die ersten Raketen und Boltgeschosse in Richtung des Hauses und sprengten grosse Löcher in die Wand. Der imperiale Beschuss schwächte sich schliesslich so weit ab, dass Markus einen Sturmtrupp zusammen stellte und den Männern befahl, das Gebäude zu stürmen.
Seit den Ereignissen mit seinem Sohn war schon einige Zeit vergangen. Markus nahm in der Zwischenzeit immer mehr an den immer grösser werdenden Demonstrationen teil und auf einer solchen war er auch, als er das erste Mal mit den Anhängern des „Erneuerers“ zusammentraf. Einer von ihnen verwickelte Markus in ein Gespräch über seine persönliche Lage und fragte zum Schluss, ob er schon mal an eine Veränderung des Systems gedacht hatte. Markus war verwirrt. Was für eine Veränderung? „Ich glaube nicht… nein daran habe ich noch nie gedacht!“ „Dann tun Sie’s Mann, tun Sie’s.“ Mit diesen Worten wandte sich der Mann ab und verschwand in der Menge. Und Markus dachte nach, lange und gründlich. Bis er zum Entschluss kam, dem „Erneuerer“ mal einen Besuch abzustatten.
Mit seinem Kettenschwert wehrte er einen von unten geführten Schlag ab, riss es hoch und schnitt dem Mann durch die Panzerweste. Röchelnd brach er zusammen. Markus riss sein Schwert wieder heraus und wandte sich dem nächsten Gegner zu. Das ganze Haus war ein einziges Nahkampfgetümmel, keiner hatte mehr den Überblick und jeder hieb einfach um sich. Trotzdem glaubte Markus seine Anhänger leicht in der Überzahl und warf sich mit neuem Elan ins Getümmel.
„Die zwei schweren Bolter hier herüber! Los, der Gegenangriff kann jeden Moment kommen!“ Die Kultisten wuselten überall herum, um Markus‘ Befehlen nachzukommen und verwandelten das Haus langsam in eine Festung des Chaos. Irgendein Witzbold fand sogar noch Zeit, einige Köpfe getöteter Imperialer Soldaten an die Hauswand zu hängen. Dann warteten sie auf den Gegenstoss.
Markus wurde von der grossen Menge der Besucher einfach in den Saal, der dem „Erneuerer“ als Versammlungshalle diente, hineingedrückt. Ab und zu glaubte er, ein bekanntes Gesicht zu sehen, doch an keinen kam er nah genug heran, um ihn anzusprechen. Plötzlich wurde es ruhig im Saal. Ein flüstern ging durch die Menge, als der „Erneuerer“ auf die Bühne trat. Er war in ein blutrotes Gewand gekleidet und trug verschiedene, fremd wirkende Symbole auf der Kutte. Sein Gesicht war von Furchen durchzogen und seine Augen glänzten. Er hob die Hand und fing dann an zu sprechen.
Wie in einem Traum lief Markus nach Hause. Alles erschien so unwichtig, so unwirklich. Immer wieder sausten Teile der Rede des Alten durch seinen Kopf. Was hatte der Imperator je für ihn getan? Was das Imperium? Markus dachte lange darüber nach. Dann schüttelte er den Kopf und sprach zu sich selbst: „Nichts.“
Ein Brüllen wie von riesigen Triebwerken war zu hören, dann stürzte irgendetwas durchs Dach, durchschlug die oberen Stockwerke und landete dann im Erdgeschoss. Markus rannte sofort zur (zum Glück) noch heilen Treppe und begann den Abstieg. Schon bevor er unten war, spürte er die Hitze eines Flammenwerfers und hörte seine Leute schreien. Einige versuchten, an ihm vorbei über die Treppe zu flüchten, doch er stieß sie wieder herunter. Jetzt kam es drauf an, jetzt mussten sie die Stellung halten!
Als er am Ende der Treppe ankam, sah er erst mal nichts. Dichter Rauch machte es unmöglich, mehr als Schemen zu erkennen. Da teilte sich der Rauch einen Moment und ließ einen Blick zu. Eine Hünenhafte Gestalt packte eben einen Kultisten um den Hals und warf ihn zu Boden. Blut spritze hoch und der Verräter rührte sich nicht mehr. „Space Marines!“ durchfuhr es Markus. Er liess noch einmal den Blick über die Kämpfenden schweifen, dann sprang er mit fauchendem Kettenschwert den schwergepanzerten Kriegern entgegen.
Prüfend hob er die Pistole und schaute in den Lauf. Sie schien die lange Zeit im Schrank einigermaßen überstanden zu haben. Er warf sie zur Munition aufs Bett und schaute dann weiter, was noch von seiner kurzen Militärausbildung, die hier jeder Bürger machen musste, übrig war. Das Kampfmesser war zwar schon etwas rostig, sonst aber noch brauchbar. Der „Erneuerer“ hatte ihm den Befehl über zehn Mann gegeben, schon morgen würden sie die Arbitres-Station stürmen. Ein kurzes Gespräch mit dem „Erneuerer“ selbst hatte ihn vollends überzeugt, für diese gute Sache zu kämpfen. Zwar wusste er nicht, was genau nach ihrem Sieg kommen würde, aber es konnte ja nur besser werden.
Mit einem Kuss verabschiedete er sich von seiner Frau. Dann begab er sich zu seinem Trupp, ohne noch einen Blick zurück zu werfen. Er ging mit ihnen noch einmal alles genau durch, dann machten sie sich auf zur Schlacht.
Der Space Marine war gerade dabei, einem seiner Männer den Kopf zu zerquetschen und stieß gleichzeitig einem anderen sein Kettenschwert tief in den Brustkorb. Markus schwang sein Kettenschwert und stieß es auf den Marine nieder. Der warf sich blitzschnell zur Seite, sodass sich das Schwert, anstatt den Kopf zu treffen, nur an seinem Brustpanzer vorbeischrammte. Markus fluchte, zog seine Waffe zurück und führte einen erneuten Schlag mit beiden Händen in Richtung Kopf. Der übermenschliche Feind blockte mit seinem Arm ab und es spritze Blut, als sich das Schwert durch seine Panzerung frass. Dann blockierten die Kettenzähne, das Schwert hatte sich an der Rüstung festgefressen. Mit einem Ruck riss der Space Marine Markus das Kettenschwert aus den Händen und stiess mit seinem eigenen zu. Mühelos durchtrennte er Fleisch und Knochen von Markus‘ Brust und wandte sich dann einem weiteren Gegner zu. „Ich habe versagt“, dachte Markus in seinen letzten Atemzügen. „Ich habe versagt“.
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