[Archiv] [Storywettbewerb Frühjahr 11] [W40K] "Dunkel war es" — PLATZ 3

SHOKer

Mentor der flinken Federn
03. Februar 2006
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[Archiv] [Storywettbewerb Frühjahr 11] [W40K] "Dunkel war es" — PLATZ 3

Diese Geschichte erreichte den 3. Platz und wurde von Sarash geschrieben.

Dunkel war es. Er wusste nicht mehr, wo er war, wie er dorthin gekommen war, was er dort tat. Er wusste auch nicht, ob er jetzt dachte oder träumte, oder sich gar in einem anderen Zustand befand. Alles, was er noch über die jüngste Vergangenheit zu sagen wusste, war, dass es mit einem weltenverheerenden Knall dunkel geworden war.
Natürlich war er Soldat in einer der millionen Armeen unzähliger Soldaten des heiligen Gottimperators. Auch wusste er, dass sie sich gerade auf einem Feldzug befanden, dass sie auf einem Planeten gelandet waren und dass er bereits gekämpft hatte. Doch es war ihm alles gleich und obschon er dieses Wissen hatte, schließlich hatte er sein Gedächtnis nicht verloren, dachte er im Moment nicht daran. Vielmehr fragte er sich, warum er diese Schleier vor sich sah?
Er konnte nicht sagen, ob er lag oder ob er saß oder stand. Sein Gefühl für oben und unten, eigentlich für jedwede Richtung und Einordnung hatte er verloren. Er konnte nicht sagen, ob er seine Augen geschlossen hatte oder sie offen waren. Dachte er daran, seine Augen zu schließen, waren dieselben nebligen grauen Dunstschwaden vor ihm, wie wenn er daran dachte, die Augen nun zu öffnen. Jenseits der ominösen Schwaden war nichts als Dunkelheit. Unmöglich zu sagen, ob er noch atmete, denn er konnte nichts schmecken, Zunge und Zähne konnte er nicht fühlen, Gerüche nicht wahrnehmen. Er fühlte nichts auf seiner Haut, seine Haut allerdings fühlte er auch nicht. Er hörte etwas, wie es schien, doch dann war es wieder so unwirklich, dass er nicht sagen konnte, ob es nicht doch Einbildung war. Einbildung oder nicht, er dächte er höre ein monotones, hochfrequentes Piepsen.
Die einsame Seele versuchte, sich seiner Umgebung mehr zu vergegenwärtigen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Die Hoffnung, er würde vielleicht den Schlag seines Herzens oder das Rauschen seines Blutes wahrnehmen, wenn er nur lange genug lauschte, schwand mit jeder wahrgenommenen Sekunde, und mit jeder verstrichenen Zeitspanne, die er sich als Sekunde vorstellte, schwand mehr und mehr der kümmerliche Rest seines Zeitgefühls.
Er spürte das Schreckgespenst der Machtlosigkeit, von Menschen durch das Wort Panik mit greifbaren Konturen versehen, wie es seine heißkalten Klauenfinger nach ihm ausstreckte, nach dem Geist eines neuen, sterblichen Opfers geifernd. Und da er nichts Körperliches fühlen konnte, was ihm vielleicht von der eigentlichen Schrecklichkeit jenes Gefühls hätte zumindest teilweise ablenken können, potenzierten sich die geistigen Auswirkungen erheblich. Verzweifelt versuchte er, irgendwie etwas Materielles zu greifen, etwas wahrzunehmen abseits der grauen Schlieren auf schwarzem Untergrund, die in ihrer toten Gefühllosigkeit jedes kalte Leichenschauhaus zu einem erstrebenswertem Ort machten, spürte man dort doch wenigstens Kälte und den grauenhaften Duft der Desinfektionsmittel. Die Unmöglichkeit, sich zu bewegen und seiner Situation zu entfliehen, hielt seine Gedanken auf Kurs, stets der schrecklichen Spirale der menschlichen Angstfantasien folgend.
Obwohl es objektiv gesehen keine Bedrohung für ihn gab, obwohl nichts ihm etwas antun könnte, da er sowieso nichts spürte, hatte sein Verstand längst kapituliert. Alptraumhafte Vorstellungen gaben sich in seiner Gedankenwelt die Klinke in die Hand. Er malte sich aus, bereits tot zu sein und festgestellt zu haben, dass das versprochene Jenseits an der Seite des Imperators nichts als Trug gewesen war. Dann dachte er, dies sei die Hölle und er sei auf ewig dazu verdammt, mitten ihm Nichts, nichts wahrnehmend, aber bei vollem Bewusstsein, ein trostloses Scheindasein zu führen und einst als verrückte, verkümmerte Seele zu enden, ohne Zeitgefühl oder der Fähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen, jedoch weiterhin und auf immer bei Bewusstsein und in Einsamkeit. Schließlich projezierte ihm seine Angst, er wäre schwer verwundet worden und sei nun, seines Körpers beraubt, ein Gehirn in einem Einmachglas, bis zu seinem biologischen Ende, verlassen in einer Ecke eines Regals stehend, gezwungen, unter dem Staub der Zeit zu verweilen.
Von immer neuen Nuancen des Grauens ging ein Gedanke in den nächsten über, bis er plötzlich glaubte, wieder etwas sehen zu können.

Er fühlte nichts, hörte nichts, konnte weder riechen, noch schmecken, aber er sah. Mit seinen eigenen Augen blickte er auf eine Woge der Gewalt, auf ein grünes Meer, welches ihm entgegen brandete. Er hatte keine Kontrolle über sich, oder auf das, was er sah. Sein Blick schwenkte nach beiden Seiten und am Rande des Sichtfeldes konnte er jeweils einen Blick auf andere Menschen erhaschen. Die Menschen, die er nur eine Sekunde lang sehen konnte, trugen Rüstungen und Uniformen im Schema der Cadianer, die Panzerung in grau und die Kleidung in einem blaugrauen Stadttarnmuster. Auf ihren Gesichtern saß eine regungslose Maske, Verzweiflung und Angst waren in ihren Augen zu lesen, doch alle weiteren Züge waren wie versteinert. An der unteren Peripherie seines Blickfeldes konnte er auf graue Sandsäcke und blutigen Staub blicken, die sich klar von der verbrannten, schwarzen Erde des Untergrundes abzeichneten. Der Himmel war ein rotes Meer, ob aus Flammen oder aus Blut konnte er nicht sagen, doch eine blendende helle Sonnenscheibe strahlte ihn unbarmherzig auf zwei Uhr an. Ihm näherte sich eine Sturmflut aus grün, grau und dreckigem braunen Qualm, in der man eine Gestalt und ein Gebilde nicht mehr von der oder dem daneben unterscheiden konnte.
Der Blick, von seinem Blick dachte er nicht mehr, ruckte heftig nach unten, ein Paar behandschuhter Hände griff sich einen Laserkarabiner. Die Hände überprüften die Einstellung des schmutzigen Karabiners, welcher anscheinend schon oft in Mitleidenschaft gezogen worden war. Schnell, aber nicht sonderlich geschickt, legten die Hände das Gewehr an eine Schulter, die er nicht sehen konnte, und der Blick senkte sich an den Diopter der Waffe. Die Peripherie verschwamm, da sich die Augen, durch welche der Körperlose blickte, auf das Zielen konzentrierten. Nur schemenhaft zeichneten sich in weiter Entfernung einzelne Gestalten ab, der Schütze, sowie alle um ihn herum, warteten, wohl bis sie einzelne Ziele klar auszumachen imstande waren. Die Bewegungen schienen langsamer abzulaufen, auch wenn er wusste, dass dies nur das subjektive Empfinden eines Körpers war, der unter Einfluss von Adrenalin zu höheren Leistungen bereit ist. Man konnte bereits zwischen zwei Geschöpfen, zwischen Alien und Alien und Alien und Panzer unterscheiden, doch der Schussbefehl war anscheinend noch nicht gegeben worden. Das natürliche leichte Wanken des Blicks hatte aufgehört, der Körper musste die Luft angehalten haben, um einen besseren Stand für den ersten Schuss zu bekommen. Zäh und schwer erstarrte der Moment, die Zeit protestierte, wollte nicht verstreichen, um nicht sehen zu müssen, was zwangsläufig bei ihrem Fortschreiten geschehen würde. Er war sich sicher, dass der Schütze jeden Sekundenbruchteil abdrücken würde. Ein Schatten senkte sich über die Welt.
Alles explodierte.
Klar und schrecklich detailliert sah er, wie der von ihm beobachtete Körper in die Luft geschleudert wurde. Dreck, Schrapnelle und blutige Fetzen wirbelten umher, immer noch in der surrealen Zeitlupe gefangen. Roter Himmel und schwarze Erde wechselten sich als Hintergrund des Spektakels wieder und wieder ab. Ein Kaleidoskop des Todes füllte alles aus, was er sehen konnte, längst konnte er nicht mehr zwischen dem unterscheiden, was da vor ihm in der Luft tanzte. Einzig diverse Farben tauschten unablässig ihre Positionen, mal beinahe symmetrische Formen ergebend, mal ein ungreifbares Chaos ergebend. Allmählich verschwammen die Farben, gingen ineinander über und ergeben neue. Aus Hunderten wurden Dutzende, aus jenen wurden Einige, aus diesem wiederum Wenige. Schließlich konnte er nur noch rote, weiße und schwarze Schlieren erkennen, welche immer mehr zu einem dunklen Braun verschwammen, dann zu schwarz.

Er konnte nicht sagen, wann genau es aufgehört hatte und er wieder die grauen Schwaden vor sich hatte, doch er erinnerte sich an jedes Detail seines… Traumes? Erschreckend klar konnte er jedes Detail benennen, ohne es sich jedoch vorstellen zu können. Hier war er wieder. Was hatte er gesehen?
Er versuchte, sich zu erinnern. Doch nichts kam ihm bekannt vor. Die Szene war so deutlich gewesen, dass es sicher eine Erinnerung war. Das hoffte er zumindest. Wieder keimte Panik in ihm auf, diesmal gelang es ihm allerdings, sie zu unterdrücken. Er sagte Primzahlen auf, löste Aufgaben des großen Einmaleins, rezitierte Sprichwörter und anschließend mehrere Zungenbrecher, was kein Problem war, da man diese in Gedanken eigentlich nie falsch machen konnte. Als er sich sicher war, sich einigermaßen unter Kontrolle zu haben, setzte er wieder an seinem in der Luft hängenden Gedankengang an.
War die eben erlebte Szene ein Traum? War sie eine Erinnerung? War sie überhaupt eben erlebt, oder lag das geistige Erlebnis bereits eine Ewigkeit her? Wieder schlich sich die Verzweiflung an, wieder versuchte er sie zu unterdrücken.
Dieser Zyklus wiederholte sich.
Es gelang ihm nicht, sich an die letzten Tage zu erinnern. Dann versuchte er es mit den letzten Wochen, doch auch da war nichts. Er ging weiter zurück und stellte entsetzt fest, dass auch da nichts zu finden war. Eine außergewöhnlich heftige Attacke von Angst und Terror durchfuhr ihn, sein Geist überschlug sich, ohne Zeitgefühl konnte er nicht sagen, wie lange er schon in diesem Strudel steckte. Als ihm wieder klarer wurde, konnte er nicht sagen, wie lange er im Wahn dahinvegetiert war. Es kam ihm vor, wie ein Moment, und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass ein Jahrzehnt vergangen war. Er setzte nochmals an, grub nochmals in seinen Erinnerungen.
Doch da war nichts.
Er wusste nicht, wie er hieß. Er wusste nicht, woher er kam. Er wusste nicht, wie er ausgesehen hatte. Wie ein Mensch überhaupt aussah. Und ob er überhaupt ein Mensch war?
Alles, was ihm geblieben war, war die schreckliche Szene, in der die Welt im Chaos verging.
Und schließlich verblasste auch sie.
Und überall waren diese Schwaden.
Und er konnte nicht einmal mehr sagen, wie sich ihre Farbe nannte.


Im hintersten Winkel eines dunklen Zimmers, in einem alten Krankenhaus piepte ein einsames Gerät stoisch und dem Verfall trotzend vor sich hin.
Es war schon immer da gewesen, es hatte schon immer gepiept und so hatte sich kein Bewohner dieses alten Gemäuers an ihm gestört. Draußen konnte man durch ein Loch in der Decke einen roten Himmel sehen, in dem schwarze Wolken langsam im Wind schwebten. Betrachtete man das Zimmer, konnte man mehrere dieser sonderbaren Gerätschaften ausmachen, doch alle bis auf das eine, stoische, geradezu tapfere Exemplar hatten längst ihr letztes Geräusch von sich gegeben und waren in die stille Einheit dieses toten Ortes eingegangen. Irgendwo zwischen ihnen lief mal eine Ratte, mal ein großer Käfer durch den Schutt, schnupperte in allen Ecken und verließ den Schauplatz wieder, da alles verwertbare Futter längst durch andere Sammler entfernt worden war.
Doch wozu davon erzählen?
Das einsame Gerät piepte weiter und weiter, je ein Geräusch alle fünf Sekunden, exakt und akkurat arbeitend. In den Apparat war an einer Stelle eine kleine Platte aus explosionssicherem Glas eingelassen und schaute man hindurch, so erkannte man das Gesicht eines jungen Mannes, welches ruhig und makellos, scheinbar schlafend, dalag. Friedlich und ewig. Bis in alle Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Applaus!

Hier war jemand offensichtlich bereit gewesen, zu experimentieren und ich persönlich finde den Versuch sehr gelungen. Die Geschichte erschließt sich nicht so ohne weiteres - es gibt keine Action, ja noch nicht einmal Charaktere im eigentlichen Sinne - lediglich einen Ausflug in die ganz eigene Gedanken- und Gefühlswelt einer armen Seele. Und doch gefällt sie mir.

Es gab hier im Forum schon sehr viele Versuche, die Schrecken des Krieges darzustellen, meist mit plastischen Darstellungen und viel Blut und Leichenteilen. Diese Geschichte kommt ohne aus und erfüllt diese Aufgabe dennoch besser, schildert sie doch die Ohnmacht, die Hilfslosigkeit des betroffenen Soldaten.

Das Leitthema ist hier offensichtlich "Blindheit" und gut umgesetzt.

Um einen solchen Beitrag zu schreiben bedarf es neben einer Portion Mut eines exzellenten Ausdrucksvermögens, was hier offenbar vorliegt. Ich habe nichts zu meckern daher...

Ersteindruck:
5 Punkte
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine absolut surreale "Welt" wird hier auf eine für mich sehr eindrucksvolle Art und Weise beschrieben. Die Geschichte fesselt, aber die "Auflösung" hat mich ein klein wenig enttäuscht, wenn ich auch noch nicht genau sagen kann warum. Bisher die beste Geschichte diesmal, bin aber erst mit der Hälfte durch.

Tendenz: 5 Punkte
 
Zugegeben, es ist auf jeden Fall die wortgewaltigste und fantasievollste dieser Art von Kriegsmüdigkeitsgeschichten, die ich von Warhammer-Hobbyautoren bisher gelesen habe und über weite Strecken liest sie sich obwohl nichts passiert doch recht spannend. Man will irgendwie wissen, was denn eigentlich nun los ist. Aber nach seinem Traum wird es etwas öde. Immer wieder zu hören, dass er nichts wahrnimmt, wahlweise dass er nicht weiß wo er ist oder sich nicht an seine Vergangenheit erinnern kann ist nur anfangs beklemmend, dann verliert es deutlich an Wirkung. Raffinierter wäre gewesen, das Stilmittel der Wiederholung bewusster anzuwenden, in einem interessanten Zusammenhang, so finde ich die Geschichte auf die Länge etwas ... naja, langatmig eben. Nicht schlecht, nur eben mit einem kleinen Durchhänger. Was mich aber eigentlich so bischen stört ist das Ende. Irgendwie find ich die Verknüpfung des Materiellen mit der Maschine so bischen komisch.
... so erkannte man das Gesicht eines jungen Mannes, welches ruhig und makellos, scheinbar schlafend, dalag. Friedlich und ewig. Bis in alle Zeit.
Wieso makellos? Er war ja nur Soldat! Wieso ewig? Irgendwie will mich das nicht so begeistern.
Die Blindheit als Leitthema ist ersichtlich, aber selbst den Versuch der Wiederkehr könnte man hier hineininterpretieren. Die Sprache hat mir über weite Strecken recht gut gefallen, was die Bewertung dann auch von einer eher mäßigen zu einer mittelmäßigen werden lässt. 3-4 Punkte
 
Puh! :mellow: Bin nicht sicher, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite will man wissen, was denn da nun genau los ist. Am Ende ist die Auflösung nicht wirklich sinnig. Zeitlos, junges Gesicht, hä? Gut, da ist ein Soldat, der wohl schwer verwundet wurde und in einer Überlebenseinheit dahinvegetiert. Hm, habe das Imperium noch so verstanden, dass sie auf das Leben eines einfachen Soldaten irgendetwas gibt. Teilweise werden ja Verwundete bei manchen Einheiten lieber sofort auf dem Schlachtfeld "erlöst", als irgendeine Mühe auf sie zu verschwenden. Forgeworld hat ja mit dem Regiment vom Krieg eine Einheit im Programm, wo man diesen Vorgang sieht. Kann bis jetzt noch keine wirkliche Punktanzahl angeben.
 
Eine interessante Geschichte. Auf jeden Fall hat der Autor sicherlich einen an der Waffel, dass er solch eine wirre Geschichte schreibt, aber sie ist mal wirklich was anderes.
Nach dem Lesen beschlich mich irgendwie das Gefühl, dass wir es hier mir einer Art Wachkoma zu tun haben könnten. Wie Nakago denke ich, dass da einer in einer Art Überlebenskapsel liegt und da dank Notstrom bleibt, obwohl keine Sau mehr da ist. Hat mich an eine Art nicht ganz waches Wachkoma erinnert.

Was mir auch negativ aufgefallen ist, ist die ständige Wiederholung davon, dass er nichts sieht und so weiter. Natürlich ist es schwer, beim Schreiben immer die Sprache abwechselnd zu gestalten, aber man hätte sicher weitere Formulierungen finden können.

Auch hier gibts viele Punkte.
 
Mein Ersteindruck hat sich bestätigt, ich gebe 5 Punkte. Ich mag die Idee und finde die Umsetzung sehr gelungen. Übrigens finde ich, dass hier von allen Geschichten das Konzept eines Leitthemas am besten heraus kommt, was sie fast zu meinem Favoriten gemacht hätte. Dazu fehlt dann aber doch wieder irgendwie der "Hollywood-Faktor", das begeisternde Element das die Massen jubeln lässt. Diese Geschichte ist eher wie ein (sehr feiner) Independent-Film.
 
Diese Geschichte ist ziemlich deprimierend. Das Einzige was einem wirklich als Bild im gedächtnis bleibt nach dem lesen der Geschichte ist eine "Eiserne Lunge" die verkabelt in einem verfallenen Krankenhaus steht. Und das Signal welches an diesem Ort wie völlig deplaziert piept.

Die Geschichte ist gut, definitiv. Aber ich fand sie stellenweise etwas langatmig, wurde ja bereits von Vorpostern erwähnt.

Also ein gute Antikriegs-Szenario. Ein verwundeter Soldat wird in ein krankenhaus eingeliefert, in eine eiserne Lunge gesteckt, die Stadt(?) wird überrannt und der Soldat bleibt als einizger Überlebender zurück, gefangen in der letzten grausamen Szene die er erlebt hat.. und sonst nichts. kann ja auch ein künstliches Koma sein in welchem er gehalten wird. Oder eine Narkose, denke da an diese Vorkommnisee in denen Patienten eine Vollnarkose erhalten aber trotzdem alles mitbekommen und bei vollem Bewusstsein sind. Wirklich harter Stoff den sich der Autor da ausgesucht hat.
 
Besonders gut fand ich den Vorgang des langsamen Vergessens von allem, was der Soldat wusste. Diese Geschichte zieht ihren Reiz aus der Neugier des Lesers, der wissen möchte, was denn eigentlich los ist, und dem mit der Geschichte voranschreitenden Verlust der Identität und des Wissens des Erzählers.
Allerdings ist auch mir die Auflösung etwas schleierhaft...Selbst wenn ich eine Staseeinheit annehme, frage ich mich, wie ein Krankenhaus eine solche Technologie haben soll und vor allem, warum es auf einen einfachen Soldaten verschwendet wird. Nun, vielleicht auch einen jungen Offizier, wer weiß, aber selbst das ist sehr unwahrscheinlich.

Hier bin ich absolut auf die Kommentare des Autors gespannt, denn an sich fand ich die Geschichte wirklich gut, aber insgesamt zu undurchsichtig.
 
Der Wettbewerb ist vorbei, ich stehe auf Platz 3, kann also ganz zufrieden sein.

Wie ihr alle gemerkt habt, ist das Thema dieser Geschichte ein recht schweres. Und leider spiegelt diese Geschichte meinen Gemütszustand der letzten 2 Monate wider. Als ich diese Geschichte fertigstellte, hatte ich gerade eine Operation hinter mir und konnte vor Schmerzen kaum das Haus verlassen. Hinzu kam, dass ich mich in einer Phase der mentalen Trübheit befand (um es mal mit Distanz auszudrücken), weswegen mir auch nicht nach Heldengeschichten war, die ich eigentlich am liebsten schreibe.

Sprich, in den Inhalt dieser Geschichte sind alle meine dunklen Gedanken der letzten Zeit eingeflossen und als sie endlich fertig war, ging es mir zum Glück schon etwas besser.

Zum Inhalt: Wir haben hier einen schwer verwundeten imperialen Soldaten/ Offizier, der in einer Stasiseinheit liegt und eine Art Wachkoma durchlebt. Und weil dieses Wachkoma eine Ewigkeit dauert, bleibt er am Leben, ohne irgendwelche Eindrücke zu bekommen, was letztendlich darin resultiert, dass er alles vergisst und den Verstand verliert. Natürlich kann man fragen, warum ein Soldat eine Stasiseinheit bekommt, aber ich hatte weder Lust noch Zeit die Geschichte dahingehend auszubauen, dass ich dem Mann eine Offiziersvergangenheit gebe.
Der Schluss der Geschichte ist schlicht dieser, dass das verfluchte Gerät auf Notstrom weiterläuft, obwohl der Krieg längst vorbei und der Planat völlig zerstört ist. Und so fristet unser namenloser Protagonist ein wahnsinniges Dasein bis in alle Ewigkeit, in der Außenwelt piept das Ding immer weiter vor sich hin, obwohl kein Wartungstechniker jemals wiederkommen wird.

Beim Schreiben der letzten Szene habe ich ein Lied gehört;
http://www.youtube.com/watch?v=Por1ffIXPig
weswegen ich zum Ende hin mir wohl eine Inspiration vom Anime "Cowboy Bebop" geholt hatte. Wer den Anime kennt, wird mir zustimmen, dass man sich diesen Film nur als geistig gesunder Mensch ansehen sollte, jedenfalls finde ich den Anime verdammt tragisch. Wer ihn nicht kennt, darf sich angesprochen fühlen ihn anzuschauen.

Jetzt in diesem Moment läuft bei mir wieder die Musik...

Dass ich den dritten Platz erreicht habe, hellt meine Gedanken weiter auf, danke also für die guten Punktzahlen.

(Ich bin auf die Statements der anderen gespannt. Und ich bin nicht verwundet, dass der Fluffpapst gewonnen hat, nur dass es nicht mit einer Flufftreuen Geschichte geschehen ist.)

So weit von mir.
 
Meinen Glückwunsch zum Platz auf dem Siegertreppchen.

Aktuelle Stimmungen kreativ zu verarbeiten ist meiner Erfahrung nach generell ein sehr "interessanter" Prozess bei dem häufig auch erstaunliche Werke zustande kommen. Ich selbst habe das auch schon im Rahmen von Geschichten, Bildern und Musik-Mixtapes gemacht. Auf jeden Fall ist es wohl das Produktivste, was man damit anstellen kann wenn es einem schlecht geht. In diesem Fall hat es sogar zu einem dritten Platz im Wettbewerb geführt.

Trotzdem hoffe ich natürlich, dein Gemütszustand befindet sich inzwischen dauerhaft wieder in helleren Gefilden.