[Archiv] [Storywettbewerb Frühjahr 11] [WHFantasy] "Die Waffen einer Frau"

SHOKer

Mentor der flinken Federn
03. Februar 2006
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Die Gosse stinkt so sehr nach menschlichen Ausdünstungen, dass es mir die Galle hochtreibt. In dieser Beziehung steht Buchenhain den Städten des Imperiums in nichts nach, auch wenn die kleine Stadt in den Grenzgrafschaften es größentechnisch nicht mit ihnen aufnehmen kann. Doch wie überall gibt es auch hier ein verrufenes Viertel, in dem sich lichtscheue Gestalten zwischen heruntergekommenen Kaschemmen tummeln.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragt mein Herr mich mit besorgtem Blick.
„Nur Übelkeit“, antworte ich dem Hexenjäger knapp, um möglichst wenig von dem Gestank einzuatmen.
„Verena, wenn du...“, beginnt er, doch ich unterbreche ihn sofort: „Ich schaffe das! Ist ja nicht das erste Mal, dass ich im Dreck für dich wühle, um den Abschaum auszugraben.“ Ein schiefes Lächeln teilt meine Lippen, um meinen Worten wenigstens etwas von der Schärfe zu nehmen. Nur die altbekannte Nervosität.
„Ich meine nur, da braut sich was zusammen.“, äußert der große Mann achselzuckend.
„Hast du jetzt auf Wettervorhersage gewechselt, Arnigisel? Ich bin keine Anfängerin mehr. Wir haben Wochen gebraucht, um die Kerle zu finden, also bringen wir es auch zu Ende.“, versichere ich ihm.
„Gut. Ich verlass mich auf dich.“ Er legt mir die behandschuhte Hand auf die dunklen Haare, ergreift mit der Anderen sein silbernes Hammeramulett und flüstert: „Möge Sigmar über dich wachen.“ Dann dreht er sich um und ich sehe der großen Gestalt mit ihrem langen Wildledermantel und dem breitkrempigen Hut hinterher, bis er in einer Seitengasse verschwindet.
„Hast du alles?“, fragt mich Folkin. Ich sehe den drahtigen Mann an, der im Schatten an einer Hauswand lehnt und mich anzüglich angrinst. Ich kenne ihn nun zwar schon seit drei Jahren, doch er benimmt sich noch so kindisch wie eh und je, wenn ich weniger als meine Lederrüstung trage und wir ein paar Momente allein haben. Ich streiche über mein dunkles Korsett und taste nach den beiden darin versteckten Wurfdolchen und dem Stilett, bevor ich den weinroten, geschlitzten Rock glätte und den Griff des Kurzschwerts im Schaft meines Stiefels ertaste. Ich bin mir bewusst, dass sein Blick an mir klebt, während er sich fahrig mit einer Hand über den schwarzen Dreitagebart fährt.
„Ich lasse dich so ungern allein...“, druckst er herum.
„Danke, aber ich kann auf mich aufpassen“, versichere ich ihm.
„Ja, Arnigisel deutete so etwas an. Aber dennoch wirkst du immer so zerbrechlich“, versucht er es erneut.
„Du kannst nichts zerbrechen, was schon gebrochen ist“, lächle ich verbittert, als ich mich an den Tag erinnere, an dem ich den Hexenjäger zum ersten Mal sah.
„Wie meinst du das?“, fragt Folkin nach. Ich stocke, überlege, ob ich die Kraft habe, an diesen Abschnitt meines Lebens zu denken.
„Ich...war Priesterin der Shallya, wie du weißt. Mein Heiligtum... Es wurde von Chaosanhängern überfallen. Sie töteten die wenigen Wachen und drangen in das Innere Heiligtum ein, wo wir uns versteckten. Nicht einmal dort hatten sie Mitleid mit den Verletzten und ich betete zu Shallya, dass die Schreie endlich aufhören sollten.“
„Und...Was geschah dann?“, hakt er nach, als ich nicht mehr weiterrede.
„Oh, Shallya erhörte mich, doch sie muss einen zynischen Tag gehabt haben, denn anstatt der Sterbenden hörte ich nun das angsterfüllte Kreischen meiner Schwestern. Es gibt Vieles, was eine Frau ertragen kann, doch das war zu viel“, flüstere ich und sehe bekümmert die Gosse entlang in Richtung des Sonnenuntergangs.
„Ich tötete sie mit dem Schwert eines toten Wächters, während sie damit beschäftigt waren, meinen Schwestern die Kleider in Fetzen zu reißen. Damals konnte ich zwar noch nicht mit einem Schwert umgehen, aber gegen drei Bastarde mit heruntergelassenen Hosen hat es gereicht... Arnigisel fand mich Stunden später, nachdem er und seine Gefolgsleute die Chaosanhänger vertrieben hatten.“
„Tut mir leid“, wispert Folkin in die Stille zwischen uns hinein.
„Du kannst nichts dafür“, wehre ich ab. Weitere, ewig erscheinende Sekunden der Stille folgen.
„Dann pass auch weiterhin auf dich auf“, seufzt er schließlich und schlingt sich seine Armbrust mit dem Lederband über den Rücken.
„Ich dachte, das ist deine Aufgabe“, gebe ich zurück. Er sieht mich noch einmal mit einem dieser tiefen Blicke an, beugt sich zu mir hinab und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Folkin hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet. Außerdem hat seine unsichere Art ihn mir sympathisch gemacht, auch wenn ich nicht weiß, wie ein gutaussehender Mann wie er so schüchtern sein kann. Wenn Liebkosungen und Sex nur noch Mittel sind, um ihnen den Kuss des Todes zu geben, verliert man vielleicht den Blick für so etwas.
„Das werde ich“, sagt er sanft und verschwindet auf einen Innenhof, um von dort einen Weg auf die Dächer zu suchen und über mich zu wachen.
Ich atme noch einmal durch, unterdrücke den Würgereiz und gehe aus der Gasse auf die etwas breitere Pflasterstraße, an der sich Spelunken, Wetthallen und Bordelle drängen. Huren, Freier, Taschenspieler und Angetrunkene, mit Sicherheit auch Diebe, Mörder und Hehler tummeln sich auf den abgewetzten Pflastersteinen. Selbst einen bretonischen Ritter in einem abgenutzten Wappenrock sehe ich über die Straße stolzieren.
Doch er ist nicht, wonach ich Ausschau halte. In letzter Zeit verschwanden ein Dutzend Menschen in diesem Viertel, besonders unter den Hübschlerinnen. Die Gerüchte sind farbenfroh, von Sklavenhändlern über miteinander konkurrierende Zuhälter bis hin zu einem Untoten ist mir inzwischen so ziemlich jedes Gerede zu Ohren gekommen, das man sich vorstellen kann. Doch was auch immer an diesen Schauergeschichten wahr sein mag, der hiesige Baron hat an den Wegkreuzungen Hilfsgesuche anschlagen lassen. Arnigisel von Dragen antwortete darauf und deshalb bin ich hier, denn ich bin sein bestes Auge und seine tödlichste Klinge zugleich.
Ich bewies es in den letzten Jahren mehrfach, als ich an der Zerschlagung verschiedener Kulte beteiligt war. Die Blutige Faust, ein Khornekult in Middenheim, der Menschen entführte und sie in brutalen Grubenkämpfen abschlachtete. Die Slaaneshi des Violetten Dorns unter der estalianischen Hexe Estrella, die ich persönlich in die brennenden Tiefen ihres Turmverlieses stieß. Der Zirkel Des Sehenden Auges und die Magier Des Schwebenden Felsens, beides Bruderschaften abtrünniger Magier, die in und um Nuln operierten. Selbst in Altdorf waren wir erfolgreich, als wir die Infiltration führender Patrizierfamilien durch einige Vampire aufdeckten und ausmerzten. Ich denke gerne mit einem grimmigen Lächeln an diese Momente zurück, in denen ich die Schändung meiner Schwestern und meines Heims rächen konnte.
Ich verdränge die Gedanken an vergangene Siege und konzentriere mich wieder auf meine Aufgabe. In den letzten Jahren habe ich gelernt, meine Gefühle zu unterdrücken, um dadurch eine andere Person darstellen zu können und so fand ich vor drei Tagen endlich einen Hinweis auf den Verbleib der Verschwundenen: einer meiner Kunden mit auffälligen Tätowierungen sprach von einer neuen Sekte in der Stadt. Er war offensichtlich ein Kultanhänger, der einfach mit jemandem reden musste und die Hure, mit der er gerade geschlafen hatte, schien ihm gerade recht. Ein armseliger Tor, doch durch ihn erfuhr ich von der so genannten „Tropfenden Klinge“, wie sich der rasch wachsende Kult nennt. Jetzt suche ich seine Anhänger in diesem heruntergekommenen Viertel.
Unauffällig wandere ich mit in die Hüften gestemmten Armen zwischen den werbenden Huren umher und sehe mich um. Mein Blick fällt auf zwei Männer, ein Gedrungener mit fassförmiger Brust und ein hagerer, pockennarbiger Kerl, der noch keine zwanzig Winter gesehen haben kann. Sie wirken wie Söldner mit ihren Lederpanzern und Schwertern, doch der Rest ihrer Kleidung sieht viel zu elegant aus, als dass ein Kriegsknecht sie sich leisten könnte. Langsam schlendere ich näher und frage mit einem becircenden Lächeln:
„Was kann ich für euch zwei stattliche Recken tun?“ Sie mustern mich auffällig, doch ich lächle einfach weiter.
„Nun...Wir bräuchten eine Begleitung für einen ganzen Abend“, äußert der Gedrungene seine Vorstellungen.
„Ein ganzer Abend, Hübscher? Vierhundert Kronen“, verlange ich, während ich verführerisch eine meiner Locken um meinen Finger wickele. Die beiden Männer sehen sich kurz an und der Jüngere nickt, bevor er mit fistelnder Stimme sagt: „Bezahl sie, Lothar.“ Der angesprochene zieht einen Beutel aus seinem Gürtel, wiegt ihn in der Hand und grinst wölfisch: „Behalt den Rest.“
Ich nicke lächelnd, während ich die Börse verstaue. Mein Gespür hat mich nicht getäuscht.
„Folge mir“, meint der Jüngere und setzt sich in Bewegung. Wir schieben uns durch die Menschenmenge und wechseln in eine Seitengasse. Eine Schatten auf den Dächern, nur ein vager Schemen in meinem Augenwinkel, gibt mir die Gewissheit, dass Folkin mir folgt. Ich weiß nicht, wie der drahtige Mann mich zwischen den ganzen umherwandernden Menschen überhaupt im Blick behalten kann.
Der Pockennarbige führt mich auf einen kleinen, abgeschiedenen Hinterhof, auf dem Weinfässer im Schein einer einzelnen Fackel gestapelt sind. Anspannung macht sich in mir breit und ich achte darauf, den Gedrungenen nicht in meinem Rücken zu haben.
„Hier?“, frage ich amüsiert, um nicht aus der Rolle zu fallen.
„Oh, du wirst noch auf deine Kosten kommen“, grollt Lothar heiser, woraufhin ich einen beunruhigten Schritt zurückweiche.
„Weshalb so ängstlich? Ich werde dir nichts tun“, fistelt der Jüngere lachend und dreht sich zu den Schatten hinter ihm um. Ich folge seinem Blick und entdecke einen stämmigen Mann mit den Zügen eines Norse und eine athletisch gebaute Frau mit beängstigend schönen Zügen und dunklen, lockigen Haaren. Ihre eisengrauen Augen mustern mich interessiert.
Es ist das dröhnende Lachen des Nordmannes, das mich einen Moment innehalten lässt, denn es erinnert mich an die Chaosanbeter, die sich an meinen Schwestern vergingen. Hass steigt in mir auf. Ich will nicht noch einmal einen solch grausamen Moment durchleben.
„Im Namen Sigmars, Ihr seid verhaftet“, proklamiere ich mit fester Stimme und suche einen festen Stand. Zuerst schauen mich alle verdutzt an, doch dann beginnen die Männer zu lachen. Die Mundzüge der Dunkelhaarigen umspielt ein amüsiertes Lächeln.
„Schau an, die Hure will spielen“, fistelt der Junge und zieht genüsslich sein Breitschwert. „Mal schauen, ob sie schön quieken kann!“
Ich zwinge mich zur Ruhe, während ich versteckt eines der Wurfmesser aus meinem Korsett ziehe.
„Legt Eure Waffen nieder und ergebt Euch!“, verlange ich beharrlich, was erneutes Lachen unter den Männern hervorruft. Der Fistelnde macht zwei Schritte auf mich zu und hebt sein Schwert. Ich schüttele noch einmal warnend den Kopf. Sein Lachen geht in ein erschrockenes Kreischen über, als mein Wurfmesser sich in seine rechte Schulter bohrt. Sein Schwert fällt zu Boden, als er ungläubig glotzend zu den Fässern zurückweicht und schreit: „Du Miststück! Tötet sie!“
Der Norse hört auf zu lachen, schnaubt und bewegt sich finster starrend auf mich zu, eine schwere Zweihandaxt in den Händen. Ich beginne zu grinsen, während ich Kurzschwert und Stilett zücke. Der Norse mag stark sein, doch er ist unbeweglich. Ich springe aus der Reichweite des ersten Schlages, ducke mich unter dem zweiten hinweg und ziehe dem Mann das Kurzschwert über die Bauchmuskeln, während ich mit einer Pirouette an ihm vorbeitänzele. Er grunzt erstaunt und schmerzerfüllt auf, doch er ist zu stur, um einfach zu Boden zu gehen. Brüllend wie ein Stier reißt er seine Axt herum und versucht mich von der Hüfte bis zur Schulter zu spalten.
Er ist zu langsam, denn ich drehe mich aus der Schlagrichtung und trete ihm seitlich gegen das Knie, dass es knackt. Der Norse geht zu Boden, gepeinigt keuchend und sich vor Schmerzen windend. Sein Bein steht in einem unnatürlichen Winkel ab.
Ich sehe über meine Schulter und sehe den Gedrungenen schreiend auf mich zu rennen, doch der Bolzen in seiner Brust streckt ihn nieder.
Folkin greift also doch noch in das Geschehen ein. Wird ja auch Zeit.
Das Lächeln der Dunkelhaarigen weicht nicht von ihren wunderschönen Zügen, als ich mich ihr nähere.
„Ergebt Euch“, verlange ich erneut.
„Warum sollte ich mich einer Schwester im Geiste ergeben?“, fragt sie mit honigsüßer Stimme.
„Was?“ Ich bin viel zu überrascht von der Frage, als dass ich meine Fassung wahren könnte.
„Du bist wie ich, tötest mit Eleganz und Präzision. Und du empfindest Freude dabei. Khaine hat seine Freude an deinen Opfern“, lächelt sie und breitet die Arme aus, so dass ich den hautengen Lederpanzer unter ihrem dunkelvioletten Umhang erkennen kann.
„Oh nein. Ich töte nicht für irgendeinen blasphemischen Gott. Ich töte all jene, die das Imperium zu zerstören trachten!“
„Meinst du, es interessiert den blutbefleckten Gott, wofür du tötest? Er sieht und erfreut sich an deinen Taten, Schwester.“
„Ich bin nicht deine Schwester“, zische ich erbost, denn es ist eine Beleidigung, von solch einer Wahnsinnigen so genannt zu werden. Ihre Augen scheinen vor Ekstase zu glühen, als sie zwei gewellte Kurzschwerter aus ihrem Gürtel zieht.
„Dann stirb zu seinen Ehren“, lacht sie hysterisch und greift an. Sie ist schnell, beinahe zu schnell für mich. Im letzten Moment kann ich ihren Angriff parieren und aus ihrer Reichweite springen, doch ich kann nicht durchatmen. Sie folgt mir und attackiert erneut. Allein die Erfahrungen der letzten sechs Jahre lässt mich die Angriffe überleben, doch sie setzt mir immer mehr zu, gibt mir keine Atempause und dringt immer schneller auf mich ein. Ich wirbele herum, um einem geraden Stoß zu entgehen und schlage nach ihr, doch mein Angriff scheitert an ihrer zweiten Klinge. Ich versuche noch mit meinem Stilett zuzustoßen, als ich merke, wie die Dunkelhaarige mir eines ihrer Kurzschwerter über den rechten Oberschenkel zieht. Schmerzen durchzucken mein Bein.
Ich hinke keuchend zurück und hebe meine Waffen zur Parade, doch die Wahnsinnige folgt mir nicht. Sie lacht auf und leckt genüsslich mein Blut von der gewellten Klinge. Ihr Blick und ihr Lächeln sind eine einzige Herausforderung. Mit einem wütenden Aufschrei beginne ich einen Angriff gegen ihren Hals, doch der kräftige Hieb ist nur eine Finte, denn im letzten Moment drehe ich meinen Oberkörper und ramme mein Stilett von unten nach oben. Ich kann es nicht glauben, doch der Angriff geht ins Leere und ich verspüre den schmerzhaften Biss einer Klinge auf meinem Schulterblatt. Ich schreie erneut, dieses Mal jedoch wegen der Schmerzen, als ich herumwirbele und einen horizontalen Schnitt gegen ihren Bauch führe. Wieder klirrt mein Kurzschwert gegen Ihres. Ich lasse eine Drehung folgen, um in ihrem Rücken zu landen und mit meinem Stilett ihren Nacken zu durchstoßen.
Die Dunkelhaarige duckt sich unter meiner Klinge hinweg und tritt mir ihren Stiefelabsatz in den Schnitt auf meinem Oberschenkel, so dass ich vor Schmerzen schreiend in die Knie gehe. Ich versuche, wieder auf die Füße zu kommen, doch mein Bein versagt mir den Dienst. Durch Tränen hindurch erkenne ich, wie sie sich genüsslich lächelnd über mir aufbaut. Ich ringe mit der Ohnmacht. Diese Genugtuung kann ich ihr nicht geben.
„Oh, dein Opfer wird Khaine mit Sicherheit hoch erfreuen“, flüstert sie, vor Erregung heiser, bevor sie ihr Schwert zum finalen Stoß hebt. Plötzlich dreht sie sich weg. Ein Bolzen zischt an ihr vorbei und schlägt klirrend auf das Kopfsteinpflaster.
Ich weiß, dass ich nur diese eine Chance habe und drücke mich schreiend vom Boden ab. Mit aller Kraft springe ich die Wahnsinnige an und stoße ihr mein Stilett zwischen die Rippen. Einen Moment sieht sie mich aus erstaunt aufgerissenen Augen an.
Dann fällt sie zu Boden. Blut fließt aus ihrem Mundwinkel, als sie mich noch einmal anlächelt.
„Ein würdiges Opfer“, japst sie noch, bevor ihr Blick bricht.
Ich hocke lange neben ihr, schaue auf sie hinab und denke darüber nach, ob sie nicht vielleicht doch Recht mit ihren Worten hatte.
Irgendwann bemerke ich, dass Folkin neben mich getreten ist. Stadtwächter verhaften die Verletzten, halten jedoch respektvoll Abstand zu mir.
„Sie meinte, ich sei wie sie...“, beginne ich, doch er unterbricht mich sanft: „Tugend und Wahnsinn sind nahe beieinander.“
„Aber wie können wir es unterscheiden?“, will ich wissen. Verzweiflung schleicht sich in meine Stimme.
Folkin nimmt mich in den Arm und ich lasse es geschehen, denn ich weiß nicht, was ich tun soll.
„Manchmal ist es fast das Selbe und nur der Zweck, wofür wir es tun, unterscheidet zwischen einer ehrenhaften und einer schändlichen Tat.“
„Vielleicht hast du Recht“, flüstere ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solide geschriebene Geschichte die sich auch sehr flüssig lesen lässt. Vom Schreibstil und der Ausdrucksweise her sehr ordentlich, nur das mit der Wettervorhersage am Anfang störte mich etwas.
Die Story selbst ist wie schon gesagt solide, bietet aber für mich keine wirkliche Überraschung.

Tendenz: 4 Punkte
 
Anfangs war ich von der Geschichte schlichtweg begeistert. Die Atmosphäre hat mich sofort in ihren Bann gezogen und die Charaktere wirken glaubwürdig. Aus ihnen wurde das Maximum heraus geholt, das im Rahmen einer Kurzgeschichte möglich ist. Der Hexenjäger wirkt angemessen distanziert, die schwierige Beziehung zwischen Folkin und Verena ist eine interessante Note. Wie sie sich durch das "Rotlichtviertel" von Buchenhain vorarbeiten wirkt sehr stilvoll.

Meine Begeisterung hielt exakt bis „Im Namen Sigmars, Ihr seid verhaftet“.

Ab hier wird die Geschichte plötzlich unglaubwürdig. Verena hat zu diesem Zeitpunkt keinerlei exakten Anhaltspunkt dafür, dass sie wirklich bei dem Kult gelandet ist den sie sucht geschweige denn weiß sie, was für ein Kult es ist. Die "Verhaftung" kommt daher aus heiterem Himmel und erschließt sich mir nicht wirklich. Der Kampf ist zwar gut geschildert, wirkt aber dennoch surreal. Es ist unklar, warum keine weiteren Angehörigen des Kultes den Vieren auf dem Hof zu Hilfe eilen. Falls die Geschichte aufgrund ihrer Überlänge gekürzt wurde, hat sie leider sehr stark darunter gelitten.

Das Leitthema "Tugend und Wahnsinn" wurde hier offensichtlich hervor gehoben, ich bin mir aber nicht sicher, ob es wirklich gut umgesetzt wurde. Eine Bewertung dazu folgt, wenn ich alle Geschichten gelesen habe.

Ersteindruck:
4 Punkte
 
hm ... schwierig. Eigentlich ist die Geschichte - gerade anfangs - recht gut geschrieben. Die Beschreibung der Umgebung und auch die Dialoge wirken sehr stimmig und machen Lust auf mehr. Dann geht es mir aber irgendwie ein wenig zu holter die polter in die Kampfszene im Innenhof über und auch mir ergibt sich nicht so ganz der Sinn, weshalb sie ihr auf einmal zu viert gegenübertreten? Ein Opfer für Khain? Aber dann hätte man das doch auch ein wenig besser andeuten können. Die Kampfszene ist mir irgendwie zu langatmig. Das was du umständlich erzählst, passiert in wenigen Sekunden. Da ist mir ein bischen zu wenig action drin.
Das Ende greift das Leitthema wieder auf, das man schon den ganzen Text hindurch so ein wenig spüren konnte. Das hat mir grundsätzlich gut gefallen, aber es kommt einen Tick plump rüber.
In meiner Wertung bin ich etwas unsicher. Nicht schlecht, aber auch nicht herausragend ... 3 -4?
 
Auch ich fand den Anfang eher vielversprechend, doch hat mich die Geschichte zu keinem Zeitpunkt vom Hocker gehauen. Die Verhaftung versetzte meinem literarischen Empfinden einen Stich, weil sie völlig ohne Überleitung daherkam. Und aus detektivischer oder kriminalistischer Sicht kann ich nicht erkennen, wie sie sich sicher sein kann, die richtigen vor sich zu haben. Naturlich ist in Warhammer das Gefühl eines Inquisitionsdieners ausreichend, doch auch von einem Gefühl habe ich vorher kaum was mitbekommen.

Der Kampf ist schlicht unübersichtlich wie ich finde, was nochmal die Qualität ein ganzes Stück mindert.
Die Auflösung des Thema finde ich auch plump, aber ok. Ich hatte während der ganzen Lesezeit gar keine Idee, welches Thema gewählt wurde. Im Nachhinein lässt sich durchaus etwas finden, doch die Bemerkung mit Tugend und Wahnsinn wirkt so, als wollte der Autor das auch ja niemandem entgeht, welches Thema er wählte.

Mittelmäßig.
Genaue Punktangaben werde ich bei diesem Wettbewerb, und bei allen zukünftigen, nicht mehr im eigentlichen Geschichtenthread abgeben, da man wenn man mit allen Geschichten durch ist, die Eindrücke noch gegeneinadner abwägen muss, um zu exaten Punktwerten zu kommen.

Oder fällt es dir leicht, eine genaue Punkttendenz abzugeben, Blackorc?
 
Hm, gut geschrieben, flüssige Dialoge, gute Kampfbeschreibung. Die Protagonistin hat Profil und Tiefe, wenn auch nicht letztendlich schlüssig. Ein Shyalla Priesterin tötet einfach mal so aus dem Stehgreif drei stämmige, fiese, gut trainierte Chaosanhänger? Einen ja, aber drei? Da fing es schon an, etwas unglaubwürdig zu werden. Dann die beeindruckende Aufzählung, erinnert mich an einen Rollenspielcharakter, der nichts anderes tut, als kreuz und quer durch die Weltgeschichte zu reisen. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Es erschließt sich auch mir nicht, wie sie sicher sein kann, den Kult gefunden zu haben. Es könnten genau so einfach Sklavenhändler sein. Sie führen nichts gutes im Schilde, dass erschließt sich schnell. Es könnten die Kultisten sein, müssen es aber nicht zwingend zu diesem Zeitpunkt. Dann der Kampf an sich, flüssig, plastisch, aber da ist ein Heckenschütze, ab diesem Zeitpunkt wäre ein Wechsel des Kampfplatzes für die Gegner von Vorteil gewesen. Angetäuschte Flucht in einen Innenraum oder in eine schwer einsehbare Gasse. Für die Höchstpunktzahl wird es nicht reichen, aber mindestens vier Punkte. Vielleich auch fünf, mal sehen.
 
Oder fällt es dir leicht, eine genaue Punkttendenz abzugeben, Blackorc?

Das kann ja jeder halten wie er möchte. Ich persönlich gebe immer eine Punktzahl als Ersteindruck an, um dem Autor ein Gefühl zu vermitteln, wo aus meiner Sicht die Reise hin geht. Ich fühle mich an diese Angabe aber keineswegs gebunden und modifiziere das nach eigenem Gusto, wenn ich alle Geschichten gelesen habe. Vor allem auch, weil ich eigentlich immer versuche, das gesamte Bewertungsspektrum auszureizen (wobei ich diesmal vermutlich keiner Geschichte weniger als 2 Punkte gebe, das haben sie nicht verdient).

Mit mir selbst uneinig bin ich derzeit damit, inwiefern ich die Bearbeitung der Leitthemen in mein persönliches Bewertungsschema mit einfließen lasse.

Mittlerweile bin ich mit allen Geschichten durch und habe wohl auch meinen Favoriten gefunden, der 6 Punkte bekommen wird. Bei dieser hier werde ich wohl bei 4 Punkten bleiben. Sie ist vom Schreibstil her zu gut um weniger Punkte zu geben, sackt aber in der zweiten Hälfte zu sehr ab, um mehr zu geben.
 
Das kann ja jeder halten wie er möchte. Ich persönlich gebe immer eine Punktzahl als Ersteindruck an, um dem Autor ein Gefühl zu vermitteln, wo aus meiner Sicht die Reise hin geht.

Genau das ist es, was mir so schwerfällt. Irgendwelche Tipps? Denn bei mir ändern sich die Punktzählen so lange täglich, bis ich im Abstimmungsthread geposted habe.
 
Genau das ist es, was mir so schwerfällt. Irgendwelche Tipps? Denn bei mir ändern sich die Punktzählen so lange täglich, bis ich im Abstimmungsthread geposted habe.

Ich denke, eine grobe Einteilung in Elite-, Standard- und Penaltruppen kann man immer vornehmen. 😀
Das wären dann halt frei übersetzt 5, 4, 3-1 Punkte. Die 6 Punkte hebe ich mir immer für den Gesamteindruck auf da ich die auch immer nur einmal vergebe und dafür muss man natürlich alles gelesen habe. Und na ja, mit einem Punkt watsche ich nur Geschichten ab die richtig schlecht sind, da ist diesmal zum Glück keine dabei.

Danach mache ich mir eine Excel-Liste, damit ich die Geschichten nach Noten sortieren kann und versuche, sie in eine endgültige Reihenfolge zu bringen. Im Moment experimentiere ich gerade damit, eine Extra-Note fürs Leitthema mit einzurechnen, aber die Ergebnisse sind irgendwie unbefriedigend.
 
Für die Einhaltung des Leitthemas gebe ich nicht extra Kredit. Das ist für mich eine Voraussetzung für die Teilnahme einer Geschichte an diesem Wettbewerb. Daher ziehe ich einfach einen halben bis ganzen Punkt ab, wenn eine Geschichte keines der Theman trifft oder sie nur unzureichend schneidet.
 
Für die Einhaltung des Leitthemas gebe ich nicht extra Kredit. Das ist für mich eine Voraussetzung für die Teilnahme einer Geschichte an diesem Wettbewerb. Daher ziehe ich einfach einen halben bis ganzen Punkt ab, wenn eine Geschichte keines der Theman trifft oder sie nur unzureichend schneidet.

Klingt sinnvoll. ^_^
 
Der Ersteindruck von 4 Punkten bestätigt sich in meiner finalen Bewertung. Diese Geschichte markiert für mich ziemlich exakt das Mittelfeld in diesem Wettbewerb, ist sie doch stilistisch exzellent geschrieben, hapert jedoch an der inneren Logik. Dieser Mangel gleicht somit die Vorzüge aus und führt zu ausgeglichenen 4 Punkten. Bei keiner anderen Geschichte bin ich so sehr wie bei dieser auf das Statement des Autors nach dem Wettbewerb gespannt.
 
Hoho, diese Geschichte ist in der Gegenwart, Ich-Form und von einer Frau erzählt. Damit unterscheidet sie sich schonmal von den anderen Beiträgen. Die Dialoge sind schwungvoll und die "Wettervorhersage" fand ich auch lustig. Irgendwie hat es ja gepasst.
Doch die Zeitform stört mich irgendwie. Das Geschehen passiert quasi in dem Moment in dem ich es lese vermittelt durch die Protagonistin. Aber so richtig mag das nicht rüber kommen, erzählt sie es während sie Kämpft? Ist es eine ausgedachte (also von derProtagonistin) Geschichte. Nein wahrscheinlich doch eher in der ein Erlebnisbericht in der Gegenwart ... Ich kann mir nicht helfen und ich weiß ehrlich gesagt auch gerade nicht woran es liegt aber ich glaube ich hätte die Geschichte in der Vergangenheit erzählt besser gefunden und nicht aus der Ich-Perspektive sondern aus der Sicht eines allwissendne Erzählers, da man viel mehr über die Hauptperson erfährt als wenn man schreiben würde "Andere sagen über mich ich sei...) ich weiß, wurde hier nicht so gemacht aber nur als Beispiel.

Der Plot ist etwas überraschend, wie meine Vorredner ja bereits besprochen haben ist nicht sofort ersichtlich, warum das jetzt der Kult sein muss, sie hätte zumindest noch ein paar Minuten mitspielen müssen bis sie ganz sicher ist und um evtl. noch mehr Informationen zu bekommen, die Lage zu sondieren etc.

Also wie gesagt mit der Erzählperspektive, vielleicht weiß ja jemand was ich meine es ist so ein Gefühl, dass die irgendwie nicht passt. Mag aber auch an mir liegen.
 
Ich finde die Erzählperspektive grundsätzlich sehr sinnvoll, aber wie ich finde, wurden die Vorteile der Ich-Perspektive nicht richtg genutzt. Diese Perspektive zeichnet sich gerade durch die Direktheit des Geschehens und Erlebens aus und kann dem Leser das Gefühl vermitteln "in die Geschichte einzutauchen" und das viel besser, als jede andere Perspektivik. Das schafft zum einen das penible schildern von Sinneseindrücken durch den Protagonisten, zum anderen eine gewisse Erzähldynamik, die sich der Handlung anpasst. Will heißen: wenn die Handlung so dahinplätschert, dann kann man langatmig schildern, den Protagonisten wie in einer Art Tagtraum seine Gedankenketten und Eindrücke vortragen lassen (was im ersten Teil der Geschichte recht schön gemacht wird - mit der Ausnahme, dass sie etwas zu geordnet denkt, aber gut). In Momenten aber, in denen die Handlung sich schlagartig beschleunigt, MUSS auch die Sprache diese Dynamik wiedergeben!!! und das ist bei der vorliegenden Geschichte nicht der Fall. Nicht nur kommt die Sache mit dem Kult (der überdies mit 4 Mitgliedern äußerst mickrig ist) völlig überraschend, nein, die Szene zieht einen auch schon deswegen nicht in den Bann, weil sie viel zu langatmig erzählt ist.
Es gibt verschiedene Techniken, Spannung durch Erzähldynamik zu entwickeln. Zum einen kann man Versuchen, durch Gedankenfetzen (also unvollständige, abgehackte Sätze und Einwürfe: Art stream of Consciousnes) die beschleunigte Handlung wiederzugeben. Oder man verwendet eine Kommasetzung, die eine Art Atemlosigkeit generiert (siehe: Novellen von Heinrich von Kleist), auch kann man mit vielen Konjunktionen kurze Satzteile zu langen und doch sehr stark sequentierten und pulsierenden Szenen verknüpfen. (Ich sprang hoch und griff, durch eine Mauer eiskalte Luft und fasste die harte, Schlag gegen die Schulter, Schmerz und Salz in meinem Mund und seine widerliche Fratze, es durchzuckt mich, doch ich drehe mich und trete und treffe und meinen Fingern entgleitet und Ahhh und falle ins Nichts, kein halt und Falle, SCHMERZ!)
Das Beispiel ist sehr auf die Spitze getrieben, aber es soll eben nur aufzeigen, wie man aus einer Ich-Perspektive die Dynamik rausholen kann, die zweifelsohne in ihr steckt.
Fazit: Handwerklich hätte man den zweiten Teil besser umsetzen müssen. Die Ich - Perspektive ist generell ein schönes Instrument, aber hier nicht richtig angewandt worden.
 
Es ist im Nachhinein immer schwer zu sagen, da man beim wiederholten Lesen kritischer auf so etwas achtet (vor allem wenn es diskutiert wird) aber mir ist beim ersten Lesen die Erzählperspektive zumindest nicht unangenehm aufgefallen. In wie weit sie meinem Lesegenuss zu- oder abträglich war kann ich jetzt aber nicht mehr wirklich formulieren.

Beim einem erneuten Blick auf die Geschichte unter dem Blickwinkel der Ich-Perspektive fällt jedoch tatsächlich auf, dass hier viel Potential verschenkt wurde. Zunächst einmal ist die Kombination aus Egoperspektive + Präsens das Maximum an Involvement, dass man dem Leser angedeihen kann. Die Ich-Perspektive sorgt dafür, dass man die Geschichte direkt "aus den Augen des Protagonisten" erlebt, der Präsens lässt einen das Geschehen als schnelle Abfolge von Ereignissen wahrnehmen. Und da wäre tatsächlich mehr drin gewesen. Insbesondere die Gefühlswelt von Verena kommt einfach zu kurz, ist es doch der größte Vorteil der Egoperspektive auf diese sehr stark eingehen zu können. Hier liegt aber vermutlich auch das größte Problem darin, sie in einem Rahmen wie in diesem Wettbewerb einzusetzen. Ausschweifende Beschreibungen brauchen viel Raum, den man unter dem "Druck" einer Zeichenbegrenzung pro Geschichte nicht hat. Insofern war diese Perspektive vermutlich tatsächlich nicht die beste Wahl.

Eine Bemerkung am Rande: Ich kann jedem Fantasyfan bedenkenlos die Trilogie "Die Legende vom Weitseher" von Robin Hobb empfehlen. Diese besticht gerade eben durch einen meisterhaften Einsatz der Ich-Perspektive, welcher einen direkt mit dem Protagonisten lieben und hassen lässt.
 
So, letzter (Erst)Kommentar:

Sehr schöner Aufbau einer Geschichte, eine wirklich gelungene Beschreibung der Hauptpersonen und der Beziehungen zwischen ihnen und vor allem durch die Wahl einer weiblichen Hauptperson und der Ich-Perspektive ein Beitrag, der sich von den anderen abhebt.
Ich musste lange überlegen, wie ich den Wechsel zwischen Informationsbeschaffung zur Kampfszene interpretieren soll, kann inzwischen jedoch sagen, dass ich nicht der Meinung der breiten Masse hier bin: Selbst wenn es nicht der gesuchte Kult ist, es ist doch offensichtlich eine illegale Vereinigung und als solche von einem Angehörigen der Hexenjäger aufzulösen. Ebenso empfinde ich den Kult auch nicht zu klein, wenn man bedenkt, dass er erst ein paar Wochen aktiv ist und nicht gerade die große Werbetrommel rühren kann, wenn er nicht gleich zerschlagen werden will...Zumal sich sicher nicht immer alle Kultanhänger an einem Ort versammeln werden.
Dennoch wurde bei weitem nicht das Maximum herausgeholt, das bei einer Erzählung aus der ersten Person heraus drin gewesen wäre. Selbst wenn ich den Adrenalinrausch und das damit verbundene verschobene Zeitempfinden in Betracht ziehe, ist der Kampf zu langatmig. Die Gedanken von Verena kommen immer wieder mal zur Geltung, sind aber insgesamt zu knapp in der Zahl ausgefallen.

Trotz des gelungenen Ansatzes und des frischen Themas deshalb "nur" Mittelfeld.
 
Bei keiner anderen Geschichte bin ich so sehr wie bei dieser auf das Statement des Autors nach dem Wettbewerb gespannt.

Dann will ich mal deinem Wunsch entsprechen.
Wie schon vermutet wurde, ist bei der Geschichte eine ganze Menge gekürzt worden, um nicht noch mehr Punktabzüge für Überlänge zu bekommen. Ich schaffs ja jedes Mal aufs neue einen Punkt abgezogen zu bekommen...2500 Wörter sind irgendwie immer wieder zu wenig 🙄
Im Endeffekt ist es die dritte Version der Geschichte. Die ersten beiden Versuche haben mir an bestimmten Stellen immer nicht mehr gefallen, weswegen ich dann noch mal anfing...Und dann ging das große Streichen los.

Zwei Stellen, die besonders bemängelt wurden, sind dabei auch die beiden, an denen ich am Meisten gekürzt habe.
Zum ersten haben wir da die Erzählung Verenas von der Schändung ihres Heiligtums. In der ersten Version habe ich das noch etwas expliziter ausgeschmückt.
Vor Jahren war ich eine Priesterin der Shallya, kümmerte mich mit meinen Schwestern um Kranke und Bedürftige und half bei Geburten. Doch eines Tages wurde unser Heiligtum von marodierenden Anhängern der Chaosgötter überfallen, mögen ihre verdammten Seelen brennen. Unsere wenigen Wächter, die sowieso die meiste Zeit ihres Daseins bei uns betrunken waren, wurden abgeschlachtet, selbst im Inneren Heiligtum gab es kein Erbarmen. Ich hatte mich in einen Gebetsraum hinter einem der Wandschränke geflüchtet und flehte Shallya an, dass die Schmerzensschreie aufhören sollte. Die Göttin muss an diesem Tag einen wirklich zynischen Tag gehabt haben, denn sie erhörte meine Gebete. Doch anstelle der Sterbenden hörte ich nun meine Schwestern furchterfüllt kreischen. Es gibt vieles, was eine Frau ertragen kann, doch das Wehklagen und Jammern meiner geliebten Ordensschwestern war zu viel für mich. Mit Tränen des Zorns in den Augen schlich ich mich aus dem Gebetsraum und durch die Halle, bis ich bei Johanns Leiche ankam. Der treue Soldat war der Einzige unserer Wächter gewesen, der halbwegs anständig gewesen war. Er hatte mir aus einer Laune heraus ein paar Kniffe mit dem Schwert gezeigt. Nun war sein Brustkorb von einer Axt gespalten und sein gebrochener Blick betrachtete die Deckenfresken. Ich nahm ihm sein Schwert aus den toten Händen und wandte mich dem Altar zu, an dem sich drei der ungewaschenen Chaosanhänger über meine Schwestern hermachten. Sie waren viel zu beschäftigt damit, ihnen die Kleider in Fetzen vom Leib zu reißen, als das sie mich bemerkt hätten. Erst als ich dem Ersten die Klinge durch die Rippen stieß und die Spitze sich so zwischen seine Augen und den nackten Leib von Schwester Maria schob, bemerkten sie mich. Der Zweite, ein pockennarbiger Klotz, verstand noch nicht einmal, was passierte, als ich ihm die Kniesehnen durchtrennte. Ich hatte auf seine Leisten gezielt, doch das Gewicht der Klinge hatte mich überrascht. Beim Dritten, einem schmächtigen Kerl, der noch keine zwanzig Winter gesehen haben konnte, machte ich diesen Fehler nicht. Ich rammte ihm die Spitze in den Hals, noch bevor er seine Hose hochziehen oder gar an seine Waffen kommen konnte. Mein weißes Kleid war blutbespritzt, als ich mich voller Hass über den am Boden liegenden Pockennarbigen beugte und wieder und wieder mit dem Schwert auf ihn einschlug. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich danach mit dem Schwert in den zitternden Armen zwischen meinen geschändeten, weinenden Schwestern und der Eingangstür stand, von deren anderen Seite sich wieder Kampfeslärm erhoben hatte.
Ich denke, das macht schon etwas besser klar, wie und vor allem wieso die Gute es mit drei Chaosanhängern aufnehmen konnte.

Die zweite bemängelte Stelle ist das Wissen um den richtigen Kult.
Da fehlen eigentlich nur ein paar wenige Worte, aber ich hätte nie gedacht, dass diese so immens wichtig für die innere Logik sind. Das ist das Problem, wenn man eine Geschichte komplett zusammenschreibt und hinterher rausstreicht...Die rausgestrichenen Passagen sind immer noch unterbewusst vorhanden und werden automatisch zum Gesamtbild ergänzt. Bevor Verena die Festnahme proklamiert, wird ihr eigentlich von Lothar offengelegt, dass sie ein Opfer für Khaine sein soll und ihr Blut von der Klinge der Dunkelhaarigen tropfen wird.
Was wenige Worte doch ausmachen...<_<

Die "Größe" des Kults habe ich ja schon erklärt. Es ist eine junge Sekte und die muss aufpassen, nicht zu offensichtlich für die Autoritäten aufzutreten, sprich auch die Rekrutierung wird langsam und umsichtig geschehen.

Warum wechselt die Dame nicht den Kampfplatz?
Nun, die Intention war, dass sie sich ihrer (schon irgendwie übermenschlichen) Fähigkeiten bewusst ist und deshalb keinen Bolzen fürchtet. Zumal sie weiß, dass der Schütze nicht auf sie schießen wird, während sie in einem dynamischen, auf kürzeste Distanz geführten Nahkampf mit Verena ist. Dennoch stimmt es schon...Im Nachhinein betrachtet wäre ein Rückzug in eine uneinsichtliche Gasse die logischere Wahl gewesen. Manchmal übersieht man etwas so offensichtliches beim Schreiben.

Ach ja, Dynamik im Kampf...Ja, es kommt etwas langatmig rüber, aber ich weiß nicht, wer von euch schon mal einen Schwertkampf mitgemacht hat. Da kann es wirklich zu einem Phänomen kommen, dass man alles sehr viel langsamer wahrnimmt. Das wollte ich damit verdeutlichen, habs aber wohl übertrieben. Hm, und wieder einmal: Verenas Erklärung, dass sie spürt wie ihr Zeitempfinden sich nach dem Kampf wieder normalisiert, wurde gekürzt...

Thema Erzählperspektive:
Eigentlich gab es auch mal mehr Einschübe in Form von kurzen Gedanken zum Geschehen. Solche Sachen wie Verenas Verachtung gegenüber den Huren oder ein kurzes "Beruhig dich, du hast schon schlimmeres überstanden" sind auch mal wieder den Kürzungen zum Opfer gefallen. Wenn ich die Geschichte von der Seite aus betrachte, habe ich wirklich nicht mehr das Maximum an Involviertheit herausgeholt, was gerade bei der Erzählweise doch der große Pluspunkt ist. Schade.

Aber, ich danke allen Abstimmenden. Ich hab gesehen, dass die Geschichte doch als gut betrachtet wurde, obwohl ich selbst so meine Zweifel daran hatte. Im Gegensatz zu den letzten beiden Malen war ich mit dieser hier nie wirklich zufrieden. Dafür ist das Ergebnis allerdings ausgesprochen gut ausgefallen. Dafür, das ich einfach mal was Neues ausprobieren wollte und das Ganze mal aus Sicht einer Frau schildern wollte (man, das waren lange Gespräche mit einigen Freundinnen, um die Gefühlswelt halbwegs gut darstellen zu können...:lol🙂 ist es doch ganz gut gelaufen.

Falls ich einen Punkt, der irgendwem unter den Nägeln brennt, vergessen haben sollte, kann er es gerne sagen.
Ring frei für die Disskussion😀
 
Ich habe auch meine liebe Not mit dem 2500 Wort Limit, irgend etwas bleibt zwangsläufig immer auf der Strecke. Und manchmal auch wichtige Informationen, welche die Geschichte abrunden, ist mir auch schon passiert. Ich wäre für ein generelles anheben auf 3000 Wörter für den nächsten Wettbewerb.

Mit dem obigen Abschnitt macht der Hintergrund der guten Dame schon viel mehr Sinn und ist nachvollziehbarer. Und mit dem anderen Satz wären es dann auch sechs Punkte gewesen.