[Archiv] [Storywettbewerb Herbst 08] [WH40K] "Ich, der Geist" — PLATZ 2

SHOKer

Mentor der flinken Federn
03. Februar 2006
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[Archiv] [Storywettbewerb Herbst 08] [WH40K] "Ich, der Geist" — PLATZ 2

Und wieder kam mir einer von ihnen vor die Linse. Ich drückte den Abzug, sah den zusammenbrechenden Körper, lud nach.
>Positionswechsel: Teams Sieben – Dreizehn.
Auch wir, Team Neun, waren darunter. Ich blickte mich nach unserem Truppenführer um. Mein HUD zeigte mir seine Silhouette, die etwas größer als ich war. Er deutete auf ein Gebäude westlich unserer Position. Wir befanden uns auf dem Dach einer Häuserzeile von fünfstöckigen Gebäuden und brauchten für den Positionswechsel nur über einige Dächer zu gehen. Ich überprüfte den Energiestatus meines Anzugs, blickte auf das Radar und stellte mein Zielprogramm auf Mitteldistanz. Unser Trupp setzte sich in Bewegung.
Wir kamen, um das Höhere Wohl zu verteidigen. Die Bewohner dieser Welt, Menschen, waren mit uns, mit dem Höheren Wohl, mit der Wahrheit. Doch die Bestie war gekommen, um Tod und Zerstörung über die Erleuchteten zu bringen. Selbstverständlich kamen wir, die Söhne Tau’ns, unseren neuen Verbündeten zu helfen. Zu Beginn hatte ich natürlich Vorbehalte, doch folgte ich den Worten Aun’els, auf seine Weitsicht und Weisheit vertrauend. Dann bröckelten meine Zweifel, dann waren sie vom Winde fortgetragen. Ich stimmte der Himmelskaste voll und ganz zu. Wer nach dem Höheren Wohl strebt, muss seinen Weg zu ihm finden, denn die Menschen hatten demonstriert, dass es ihnen erst war. Wir werden helfen. Die Galaxis ist groß und Verbündete sind schwer zu finden.
Als ich mich aus meinen Gedanken löste, hatten wir unsere Position fast erreicht. Wir gingen sofort wir in Deckung, überprüften die Tarnvorrichtungen und lauerten. Und just erschien eine Rotte dieser Kreaturen.
„Nehmt euch ein Ziel.“, kam die Stimme Shas’vres klar durch das Kom. Ich stellte wieder auf Entfernung, nahm mein Ziel, blickte dem Barbar förmlich in die Augen. In ihnen stand nichts als Mordlust. Solche Kreaturen waren einer höheren Philosophie vollkommen unzugänglich. Sie waren nur Tiere.
„Erlegt die Beute.“
Ein synchrones Zischen, blitzschnelle Impulsprojektile, fünft tote Orks. Die Rotte sprang hinter Trümmer. Gebrüll drang zu uns herüber.
„Wärmesicht; Schussintensität erhöhen.“
Unsere Helme schalteten simultan in die Wärmeansicht, das taten sie immer im Gleichklang. Ich stellte mein Gewehr auf den höchsten Energielevel. Ich war bereit, durch Stein zu schießen. Unsere Beute leuchtete in schimmerndem Rot, selbst die steinernen Trümmer retteten sie nicht. Fünf weitere fielen. Die Gruppe geriet in Panik. Die meisten, verbliebenen Feinde vergaßen jede Vorsicht, hasteten davon. Sie fielen. Die Anderen kauerten sich tiefer in Deckung. Es half ihnen nicht.
„Shas’vre Tau’n Il’kos an Kaderhauptquartier. Eine weitere Rotte erledigt.“
Es vergingen einige Sekunden, dann hörte man ein fernes Summen im Kom.
„Exzellent, neu formieren. Eine neue Position wurde auf ihrem Einsatzgebietsplan vermerkt.“
Alle Geister hatten gehört. Ich lud mein Gewehr. Lächelte unter meinem Helm, denn die Jagd war erfolgreich. Ich verstand zwar nichts von der Psyche dieser Wesen, hoffte jedoch, dass wir durch diese stillen Jagden bald ihre Moral brechen würden. Wir machten uns zur neuen Position auf. Unser Weg führte durch das Gebäude, auf dem wir uns vorher befunden hatten. Diese Teile des Weges interessierten mich am meisten. Man konnte etwas über Freund, beziehungsweise Feind lernen. Wie Shas’ O Jash’ ra, unser Commander, immer zu sagen pflegte: Kennst du deinen Feind, ist er ein toter Feind.
Wir machten uns auf den Weg zur Straßenebene, welche einige Stockwerke unter uns lag. Wie wir durch das Gebäude gingen, kam uns sinnlose Zerstörung entgegen. Die Orks hatten alles in Stücke gehauen. Offenbar bereitet ihnen dies ein perverses Vergnügen. Ich betrachtete die bruchstückhafte Einrichtung. Den Zweck vieler Dinge konnte ich nur erahnen, im besten Falle. Zwar hatten diese Leute das Höhere Wohl anerkannt, doch sie waren noch immer Menschen, waren noch immer Fremde. Fremde, das durfte ich nicht vergessen. Doch ich war zuversichtlich, dass wir sie in die Gesellschaft integrieren konnten. Das dürfte leichter werden als bei vielen anderen Alliierten.
In einem Raum entdeckte ich die Leiche eines jungen Menschen. Den Begegnungen der letzten Tage nach war dieser Mensch weiblich. Ein primitives Projektil hatte sie im Rücken getroffen und ihren Corpus regelrecht zerfetzt. Eine Orkwaffe, ohne Zweifel.
Plötzlich öffnete sich eine Tür und hinaus trat ein Mensch. Er trug graue Kleidung, die in dieser Umgebung kaum auffiel und er hatte ein langes Gewehr geschultert. Primitiv, doch wirkungsvoll, wie ich bei eigenem Gebrauch festgestellt hatte. Ein Scharfschütze. Ein Geistkrieger der Menschen, also im entferntesten Sinne etwas wie ein Genosse.
Als er die Leiche des jungen Menschenmädchens erblickte, nahm er seine schmale Kopfbedeckung, die Menschen im Lager hatten so etwas Barett genannt, ab. Andere Menschen erschienen. Nun sah ich auch, dass der erste Mensch ihr Truppführer war, denn er trug einen silbernen Punkt am Kragen. Ein Sergeant. Vor kurzem stellte ich fest, dass dieser Rang im militärischen Sinne mit dem Shas’ui verglichen werden konnte. Doch er war trotzdem etwas anderes. Schließlich hatte dieser Mann sozial einen anderen Status als militärisch. Eine Eigenartigkeit der Menschen. Dies war etwas, was wir noch verändern mussten, wollen wir ihre Integration gewährleisten und das höhere Wohl in ihnen verwurzeln.
Die Männer blickten alle auf die Leiche. Einer zeigte die menschlichen Symptome für Wut.
Wir enttarnten uns. Die Gewehre der Männer schnellten hoch, verweilten auf uns. Doch schnell erkannten sie, wer vor ihnen stand und senkten die Waffen wieder.
„Hallo Genossen. Wir freuen uns, euch zu sehen.“
„Ich grüße euch, Gue’la.“, antwortete unser Shas’vre.
„Wart ihr diejenigen, die die Orkbande auf der Straße erledigt haben?“
„So ist es.“, antwortete Shas’vre.
„Super Leistung. Ich seh Schwarz für die Orks, hehe.“
Alle Männer lächelten. Schadenfreude! Kein gutes Attribut für einen Krieger.
„Wahrscheinlich.“
„Also gut, wir sehen uns. Wir müssen uns eine neue Position suchen.“
Shas’vre machte eine knappe Verbeugung.
Und auch die Menschen verbeugten sich alle und gaben den Weg zur Tür frei.
„Für das Höhere Wohl.“, sagten die Gue’la wie ein Mann, als wir an ihnen vorbeischritten. Natürlich erwiderten wir, doch gab mir dies einen neuen Denkanstoß. Einst sprach Aun’el zu uns: Wer unter einer Philosophie geboren wird, der lebt sie. Wer eine Philosophie annimmt, verehrt sie. Ich war mir nicht sicher, ob diese Tatsache positiv zu bewerten ist.
Wir verließen das Gebäude, überquerten die Straße und betraten das Nächste. Unsere angestrebte Position war ein kleiner Turm, der gute Sicht auf mehrere Straßen bot. Oben angekommen teilte Shas’vre jedem einen Platz zu. Und so blickte ich mit dem Zielprogramm auf eine Straße, wartete auf Feinde, und das sehr lange.
Wir saßen da und warteten. Kein Gegner kam in Sicht. Meine Gedanken schweiften zu den Menschen ab. Waren sie wirklich vom Höheren Wohl überzeugt? Ich hatte immer noch Zweifel. Aun’el predigt, wir sollten sie freudig empfangen, doch ich habe schon oft gegen Menschen gekämpft. Jetzt auf derselben Seite zu stehen, war einfach anders.
„Du denkst wieder nach, Shas’la Myol’as.“
Ich blickte auf. Mein HUD zeigte mir Shas’vre neben mir. Er hatte sein Gewehr ebenfalls auf meinen Straßenabschnitt gerichtet.
„Ja, Shas’vre.“
„Hast du Zweifel?“
„Nein, Shas’vre.“
„Du kannst mich nicht täuschen. Du denkst über unsere neuen Alliierten nach. Du fragst dich, ob sie uns nicht verraten werden, ob sie es ernst meinen und alle Veränderungen akzeptieren werden“
Ich senkte den Kopf. Atmete tief ein.
„In dieser Richtung sind meine Gedankengänge, Shas’vre.“
„Darüber mache ich mir weniger Sorgen. Ich würde mich eher darum sorgen, ob nicht andere Menschen kommen. Bessere, Gefährlichere. Die Menschen sind zahlreich und alt. Ihr Imperator ist ihr Gott. Sich von ihm abzuwenden ist ein großer Frevel. Ich warte schon seit Tagen darauf, dass ihre Kapseln vom Himmel stürzen und die Space Marines kommen. Diese Krieger sind anders.“
Er blickte in die Ferne. Mehrere Augenblicke lang war es ruhig.
„Hast du schon gegen sie gekämpft, Shas’la?“
„Nein, Shas’vre.“
„Sie sind nicht so wie normale Gue’la. Sie sind keine mehr. Manchmal kommt es mir vor, als kämpfe ich gegen eine vollkommen andere Rasse. Sie sind schnell, sie durchschauen oft unsere Tarnung, ihre Waffen durchdringen mühelos den XV8 oder den XV22. Wenn sie kommen, dann haben wir allen Grund zur Sorge.“
Eine Detonation ließ uns aufschrecken. Ich zoomte sofort heran. Der Staub hing in der Luft. Das Geschoss war in einer Hauswand explodiert. Just fiel eine nahe Hauswand in sich zusammen. Eine weitere Detonation erfolgt weiter entfernt. Und dann noch eine, dann eine auf der Straße vor unserem Turm.
Jetzt sah ich sie. Große Krieger in gewaltigen Rüstungen in der Farbe von Blut. Sie stiegen aus einer Kapsel, so wie Shas’vre sagte. Unnatürlich schnell für ihre Größe bewegten sie sich in Deckung, aus unserer Schussbahn. Wir gaben keinen Schuss ab, vorsichtshalber. Shas’vre bedeutete uns zu warten.
Ich begab mich in Deckung. Wenn sie unsere Tarnung zu durchschauen vermochten, und sei es nur selten, sollten wir kein Risiko eingehen.
„Ihr hattet Recht.“, flüsterte ich zu Shas’vre.
Doch unser Truppführer blickte angestrengt in die Ferne. Er hatte vollkommen vergessen in Deckung zu gehen, stattdessen zeigte seine Körperhaltung etwas Anderes. Ich war beunruhigt.
„Shas’vre!“
„Warte. Irgendetwas stimmt nicht. Ich habe solche Fahrzeuge noch nie bei ihnen gesehen.“
„Dann haben sie Neue entwickelt. Geht in Deckung, ich bitte Euch.“
Doch er blieb, wo er war.
„Wir müssen zum Hauptquartier. Ich habe eine Vermutu…“
Ein roter Strahl riss unserem Führer den Kopf weg. Schnell rollte ich mich zur Seite, um nicht von der Selbstzerstörung seines Anzuges betroffen zu werden. Ein Knall war zu hören und die Tarnvorrichtung hatte versagt. Die entstellte Leiche unseres Kommandanten lag am Boden. Die Selbstzerstörung zerriss auch den Rest von ihr.
Ich kam auf die Füße und aktivierte mein Flugmodul. Meine Kameraden standen noch dort. Ich schickte ihnen durch das Kom die Aufforderung zum Flug und sprang ab. Jedoch plötzlich, als ich schon in der Luft war, erloschen ihre Lebenszeichen.
Und da hörte ich ihn, einen Satz in der Sprache der Menschen. Einen Satz, der mich immer verfolgen würde, der mir niemals mehr Ruhe gönnen würde. Der mir in meinen Träumen nachklingt, denn er löschte meinen Trupp aus und berichtete mir von einem Feind, von dem ich bisher nie gehört hatte.
„BLUT FÜR DEN BLUTGOTT!“
 
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Dies war eine der ersten Geschichten, die ich bekommen habe, und ich habe das Gefühl, dass man das auch merkt. Vielleicht hätte man da noch ein bisschen was machen können.

Also das Positive: Hier wurde ein sehr interessantes, oftmals viel zu unbekanntes Thema angesprochen, nämlich in Integration von Menschen ins Tau-Sternenreich. Das finde ich von der Idee her gut und auch die Umsetzung dieses Aspektes ist mit den anfänglichen Zweifeln des Geists, der Begegnung mit den Menschen usw. recht gut gelungen.

Aber: Gerade dieser Aspekt stört meiner Meinung nach die Geschichte. So etwas würde besser in eine längere Story passen, an dieser Stelle ruiniert es die ohnehin schon dürftige Handlung und lässt sie vollends verschwinden. Außerdem finde ich die Formulierungen an einigen Stellen unpassend. Entweder ein wenig naiv wie das mit der Frau („die Begegnungen in den letzten Tagen hatten gezeigt“ oder so ähnlich) oder für Tau-Krieger unangemessen, gerade in den Dialogen.

Fazit: Alles in allem haben wir hier eine sehr gute Idee mit gute Umsetzung, die leider zu sehr im Vordergrund steht und eigentlich wesentlich mehr Story-Länge bräuchte, sodass die Handlung schlichtweg untergeht und den Leser am Ende mit einem Gefühl von „Na und, was jetzt?“ zurücklässt.
 
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Dann fängt die Feder auch mal an.

Inhaltlich ist meiner Meinung nach gar nicht so viel auszusetzen, nein, es ist sogar recht gut. Ein klarer Spannungsbogen und eine nicht ausschließliche Fixierung auf den Kampf sind klar zu erkennen.
Das größte Manko sehe ich eher auf der stilistischen Ebene. Die Gedanken und Dialoge sind - gerade bei dem der Tau mit den Menschen - zu flapsig geschrieben. Vielleicht sollte hier Lockerheit suggeriert werden, es wirkt aber vor allem unpassend und etwas albern.
Dazu kommt ein etwas verquerer Satzbau. Mal fehlen Konjunktionen zwischen den Sätzen, oft wurde eine Information einfach, mit einem Komma abgetrennt, an einen Satz angefügt. Dazu kommen diverse Füllwörter und Wortwiederholungen.

Ob das Ende nun zu knapp ist? Darüber kann man sich streiten. Meiner Meinung nach kann man das bei anderen Kurzgeschichten eher sagen.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte durchaus, auch wenn der Lesefluss und der Text selbst etwas an stilistischen Mängeln kranken.
 
Ein sehr interessanter Ansatz, den man aber viel weiter hätte ausbreiten können. Ein paar doch recht banale Gedankengänge, ein paar naiv wirkende Erkenntnisse über die Menschen und letztlich die minimalistische Konfrontation - das alles wirkt, verstärkt durch den kurzatmigen Schreibstil, einfach sehr oberflächlich.
 
Also dann werde ich auch mal einen Kommentar los.

DIese Geschichte entstand am Stück und wurde nur ein einziges Mal von mir überarbeitet(ich weiß, Ausrede), daher ist sie nicht ganz rund. Auch die Dialoge wirken naiv, aber ich wollte eben etwas neues ausprobieren(wovon ich wohl die Finger lassen sollte). Mit dem Erfolg dieser Geschichte bin ich irgendwie überrascht. Ich hatte auf einen Platz im guten Mittelfled gehofft.

@Blackorc: Danke sehr.
@flix: freut mich, dass die Technik gefällt. Ich gebe zu, dass ich den Codex der Tau nie gelesen habe und mir das mit der Technik selbst ausgedacht habe(basierend auf dem, was ich aus DoW kenne).
@SBE: Kurzatmiger Schreibstil stimmt. Ich wollte eben mal was neues ausprobieren, da meine Sätze normalerweise nebensatzreich sind. Das sollte den Lauf der Geschichte beschleunigen, wie ein Jäger, der nur wenig Zeit zum denken hat.
@SHOKer: Die Idee, das in eine längere Geschichte zu integrieren nehme ich zur Kenntnis. Mal sehen, was meine Feder(oder eher Tastartur) hergibt.