[Archiv] [Storywettbewerb Herbst 10] [W40K] "Zweifel am System"

SHOKer

Mentor der flinken Federn
03. Februar 2006
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Schmerzlich wird mir meine Unfähigkeit bewusst, meine Unfähigkeit zu leben. Würde ich leben können, wie es zu leben gilt, dann wäre ich das, was man als lebensfähig bezeichnet, aber so?

Ich fühle mich wie eine Akte der Seele, der Körper des Menschen, der Sklave meiner selbst. Und trotzdem schreibe ich hier - ja, ich schreibe, aber Worte, die nicht von mir stammen, sondern von meiner Seele. Wie schrecklich es doch ist, sein eigener Finger zu sein. Sein eigener Körper, ohne die Macht zu haben, diesen zu beherrschen. Eine fremde Macht, die sich meine Seele nennt, scheint mich zu steuern. Und ich, ich bin unfähig, diese zu verstehen. Und verstehe nur das, was sie mir zu verstehen gibt - Lügen.
Eine Welt, die ferner nicht sein könnte, denn nur durch meine Seele ist sie zu vernehmen. Der Gedanken alles aufzugeben, im Bette zu bleiben und zu sterben scheint zwar ein trötstlicher Ausweg zu seien, aber zu was sollte dieser führen? Denn selbst dieser Gedanke würde wahrscheinlich von meiner Seele kommen. Eine Seele? Eine Seele, die mir vorkommt wie ein niederträchtiger Dämon, der mich beherscht. Der mir jede Zuversicht nimmt, da ich nicht weiß, warum ich diese haben könnte. Der all mein Wissen verfremdet und steuert. Der meine Augen führt... Und der wahrscheinlich auch diesen Text verfasst...

Was nun die Seele ist und ob sie ein Dämon ist, ist mir unbegreifbar. Eine Antwort , die ich zu finden versuche, werde ich nie finden, denn auch diese Antwort könnte nur von einem Dämon stammen. Einem Dämonen, den ich nicht zu begreifen verstehe. Daher ergeb ich mich ihm. Denn alles, was ich tue, könnte von ihm stammen, denn er ist in mir und steuert mich... Niemals werde ich begreifen, wie dies ihm gelingt, was Freiheit bedeutet.

Die Frage, ob die Seele vom Imperator stammt, was dieser auch immer ist und inwiefern er auch nur noch lebe... Werde ich niemals beantworten können, denn die Findung zu Antwort wird er leiten, in meiner Seele. Doch als Plage empfinde ich diese Seele. Eine Seele soll wunderbar sein? Aber wie kann etwas, das so furchtbar ist, wunderbar sein? Die meisten Menschen behaupten, eine Seele zu haben, viele behaupten sogar, diese zu seien. Dass diese wunderbar wäre, meinen sie auch. Doch welche Qualen, sie uns ihren Körper, mir und evtl. auch dir, der du dies beantwortest auf Befehl deiner Seele, zufügt, vermag niemand zu verstehen.

Kein Schmerz ist größer als die Unfreiheit zu leben. Eingesperrt in der Hoffnungslosigkeit und wenn man nun auch noch den Glauben dem Priestern schenkt, muss man noch die letzte Verhöhnung des Imperators an uns bemerken, denn dieser wird uns nicht auffahren lassen, wir, die Diener der Seele, müssen wir im Imperium bleiben und verfaulen, oder als Diener des Chaos schmoren.

Doch ein einziger Gedanken hält mich am Leben und lässt mich nicht zusammen brechen, sei er auch nur von meiner Seele geschürt, die Unwissenheit, ob ich der einzige empfindende Körper bin, oder ob es doch noch Mitleidensgenossen gibt. Aber dies werde ich wohl niemals erfahren...

Nun stellt sich nur eine Frage, wenn ich doch schon geknechtet bin, nur ein Diener, ein Sklave, kann mir dann vor dem Imperator angerechnet werden (sollte es ihn noch tatsächlich geben), wenn ich jemand töte, quäle, oder zum Chaos überlaufe. Oder wäre dies nicht nur ein Grund, meine Seele zu bestrafen? Denn dies wäre ja ihre Schuld und ich könne ja eh nie nach eigenem Handeln weiterleben. Doch ist es wirklich klug sich, mit dem anzulegen, der alles, was du weißt, zu verwalten hat... Ich habe Angst davor.
Und verstehe nun, warum manche Menschen ihres Gewissen gegen handeln. Warum Serienmörder ein Ende der Morde wünschen. Denn ihr, meine Artgenossen, begeht die Morde der Freiheit wegen und eure Herrin, die Seele, muss darunter leiden. Doch was erreicht ihr durch diese Taten? Zahn um Zahn heißt es? Aber, bringt es euch wirklich der Freiheit näher, wenn ihr so handelt? Oder schadet es nicht nur eurer Seele und fügt euch dadurch weiteren Schaden zu, da die Seele euch danach umso mehr quält? Allerdings die anderen, die dem Chaos überlaufen, verabscheue ich. Ihr schafft es zwar, dem Diener des Imperators, der Seele, zu entkommen, stürzt euch dafür aber in ein nur noch größeres Unglück. In den Dienst der Chaosgötter. Aber vielleicht ist ja auch der Imperator ein Gott des Chaos, der sich zu tarnen weiß…

Aber auch diesen Gedanken muss ich verwerfen. Solltet ihr wirklich diesen Text lesen können, durch eine Seele, die dies zu ließe, unverfälscht, dann versucht doch, mir zu antworten. Allerdings seid ihr wahrscheinlich auch nur die Wesen, die sich Seele nennen und daher diesen Text nicht verstehen können. Was für ein Graus.

Noch ein weiterer schrecklicher Gedanke kommt mir. Entwickel ich gerade durch diese Gedanken eine neue Seele, denn sie bringt mir Gefühle und werde ich mich nun spalten? Indem ich eine neue Seele erschaffe, die die erste zwar bekämpft, aber die Hälfte, die mein Körper bleibt, weiter dranglasiert. Doch diese wird dann ja eventuel nicht mehr empfinden, denn alle Gedanken gehen in die zweite Seele über...

Empfindungen entstanden beim Schreiben, unerklärliche. Ich fürchte, dass eine zweite Seele entsteht, aber da sie nicht vom Imperator (sollte er existieren) kommt, entsteht sie aus meinen Körper und ist ein Dämon. Mein Körper ein Dämon - auch dies stiftet noch mehr Verwirrung. Vielleicht werde ich es irgendwann mal verstehen.

(In der Hoffnung, dass dies meine Worte und nicht die meiner Seele sind, lasse ich sie hier erscheinen. Mit dem Wissen etwas Merkwürdiges im Hals zufühlen, dass man wohl Gefühl nennen muss.)

--- Briefausschnitt des von der Inquisition verurteilten Ketzer Lutios ---


Das Unheil in dieser Zeit, die Boshaftigkeit der Ketzer, führt immer wieder zur Besudelung unserer wichtigsten imperialen Strukturen. Selbst unsere ältesten Glaubensfragen schaffen sie mit ihrem Makel zu besetzen. So schaffte es ein Ketzer unter uns, die Menschen in wahnsinnigen Reden vom rechten Weg abkommen zulassen. Ja, ein Feind des menschlichen Volks hat unter uns gewütet. Deßhalb war die Aufgabe der Inquisition sofort darauf gerichtet, den Niederleger des Unheils zu erwischen. Denn auch, wenn ihre Worte groß erscheinen mögen, sind deren wirkliche Ziele die Verwüstung jeglichen Lebens. Den Keil der Angst, welchen der Ketzer schürte, schafften wir nun zu ersticken. Nie wieder soll er irgendeine Art des Makels auf uns, das imperiale Volk, werfen. Somit mussten wir, die Heilige Inquisition, unserer vornehmlichsten Aufgabe walten, den Ketzer ermitteln und fest nehmen. Nun haben wir allerdings noch die Pflicht, die grundlegenden Verfehlungen des Ketzers offenzulegen, zu verdammen und mit einem Bann zu belegen, sodass sie nie wieder als Form eines Makels in uns aufkommen werden. Aus diesem Grunde sind die Bewohner dieses Planeten dazu aufgefordert, die wahren Lehren des Imperatores gelehrt zu bekommen, zu ihrem eigenen Schutz. Deßhalb dürfen sie den Verkündigungen des jeweiligen imperialen Abgeordneten in ihren Bezirk lauschen. Sollte jemand den Veranstaltungen fernbleiben, wird er zu seinem eigenen Schutz unter Quarantäne gestellt. Der Inquisition des oben genannten Ketzers Lutios darf das Volk allerdings nicht beiwohnen, um dieses vor den Gefahren des ausströmenden Chaos zuschützen.
Verkündigung des Großmeister Quicur durch den Repräsentanten der Inquisition auf Xenostischen Planeten X7.11, Inquisitor Malarax.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also wenn dieser Text tiefgründig oder etwas ähnliches sein sollte, hat er seine Wirkung verfehlt. Vielmehr sehen wir hier das Standartrepertoire solcher Imperiumskritischer Texte aus der Sicht sogennanter Ketzer.
Vielleicht habe ich sowas einfach schon zu häufig gelesen und kann es langsam nicht mehr sehen, aber der Text lässt mich nur aufstöhnen. Weiterhin kann dieser Text auch nicht weiter irgendwie bewegen oder interessieren, da keine weiteren Informationen zu der Person oder den Begebenheiten gegeben werden. So ist es, also würde man den letzten Brief eines geistig nicht ganz auf der Höhe befindlichen vor sich haben, diesen registireren und weglegen.

Der Stil lässt auch teilweise zu wünschen übrig. Zunächst versucht der Autor, alles in einem seriösen, fatalistischen Stil zu erzählen, doch dann mit Fortschritt des Textes kommt immer häufiger Umgangssprache auf, die besonders im Kontrast unpassend wirkt.
Der Text nach dem Brief ist auch nicht wirklich überzeugend, vielleicht da er für solch eine Mitteilung zu lang geraten ist oder weil auch der Stil dieses Textes nicht unbedingt nach offizieller Verlautbarung anmutet.

Unteres Mittelfeld.
 
Ich muss meinem Vorredner zustimmen. Man gewinnt sofort den Eindruck, als hätte sich der Autor auf ein Themenfeld gewagt, das er nicht beherrscht. Seine philosophischen Ansätze passen nicht so recht, vor allem die Trennung der Seele und des Ichs irritieren mich. Das erinnert etwas an Goethes "Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust." Doch ist hierbei lediglich die Spaltung des Charakters in gut und böse gemeint. Vielleicht ist auch der Begriff Seele nur äußerst unglücklich gewählt. Aber ich schweife ab...
Der lamentierende Stil ist etwas, das ich auch sehr anstrengend finde, gerade, da der intellektuelle Hintergrund wie gesagt nicht stimmig ist, also es nicht schafft, das eintönige dahinjammern durch Tiefgründigkeit auszugleichen.
Auch bleibt total offen, wie man denn an einen Brief gelangt, der von der Inquisition doch sicherlich sofort vernichtet, oder zensiert, in Verwahrung genommen, etc. wurde.
Rein sprachlich merkt man, dass der Autor durchaus Potential hätte, das er leider schlecht umgesetzt hat.
Mein Fazit: Schwieriges Themengebiet betreten und leider etwas gescheitert.
 
Das Problem dieser Geschichte ist, dass die verworrenen Gedankengänge über Seele und Körper keine Spannung aufbauen, wohl eher Themen sind, die sich auch gut am Stammtisch machen würden.
Anfangs dachte ich es würde etwas mehr kommen als nur die endlosen Ausführungen ein und des selben Themas, aber leider war dem nicht so.

Tut mir Leid für den Autor der Geschichte, der sich sicherlich viel Mühe beim schreiben gegeben hat, doch von mir gibts leider keine Punkte.
 
Hm, das wichtigste wurde schon gesagt. Die Geschichte lässt den leser zwar mitlesen, aber nicht in sich hinein. Man bleibt über der Oberfläche. Sie baut keine Spannung, etc. auf. Dies ist sehr ungewöhnlich für eine Geschichte. Vorallem, da nicht einmal ein Versuch des Autoren erfolgt, eine solche aufzubauen.

Letztendlich scheint die Geschichte nur darauf aufzubauen, wie schnell jemand zum Ketzer wird. Dies ist aber weder ein großer Aha-effekt, noch etwas was der Leser nicht schon längst wüsste. Sorry aber eine solche Geschichte kann nur max. im Mittelfeld mitschwimmen, egal wie gut sie geschrieben sein sollte.

Ich würde einer solchen Geschichte max. 4Punkte geben. Und auch nur, wenn es sonst keine Patzer gibt. Die aber hier auftreten. Ich möchte den größten mal hervor heben. Der zweite Teil soll angeblich eine Verkündigung von einem Großmeister sein. Allerdings würde sich ein Großmeister niemals mit solchen Lapalien abgeben. Deßweiteren ist die "Verkündigung" auch nicht so geschrieben, als ob sie tatsächlich von einer solchen Amtsperson stammen könnte. Sie wirkt auch nicht offiziell.

Was mir allerdings am meisten missfällt ist die Verwendung von Seele. Das Wort passt irgendwie nicht in ein 40k Universum.


Fazit: Ich denke für die Idee und den Versuch verdient der Autor 4Punkt. Für die Umsetzung nur 1Punkt. Was einen Schnitt von 2-3Punkten ergibt. Ich muss allerdings erst die anderen Geschichten lesen, bevor ich mich festlegen kann.
 
Ein interessanter Beitrag - aber mitnichten eine Geschichte. Für letzteres fehlt leider jeglicher Spannungsbogen oder ein anderes Element, dass den Leser "bei der Stange hält". Dennoch muss man für den Ansatz respekt zollen. Der Gedanke dahinter war gut, ich denke aber, der Autor sollte noch ein wenig Erfahrung sammeln, bis er sich wieder auf dieses Terrain wagt. Die wesentlichen Kritikpunkte wurden bereits genannt - So schleicht sich immer wieder Umgangssprache in den Text, er bleibt insgesamt zu seicht. Auch die ständige Wiederholung des Wortes "Seele" hat mich gestört.

Für den guten Ansatz gibt es von mir einen kleinen Bonus, ich denke, ich werde 3 Punkte vergeben.
 
Hm, wie schon vor dem Wettbewerb angekündigt, fürchtete ich das diese Geschichte hölzern klingt. Die mangelnde fehlende Spannung, ist natürlich einer der größten Nachteile, der Geschichte. Allerdings muss ich ehrlich sein, habe ich auch nicht versucht diese aufzubauen. Der Text sollte lediglich den Gedankengang und die darauf folgende Bestrafung aufzeigen. (ob dies ein langweilt, oder nicht mag Geschmackssache sein. Womöglich ist es auch einfach schlecht von mir geschrieben worden.)

Aus Zeitmangel, sind mir auch einige Fehler unterlaufen, die niemand bemängelte. z.B. dass die untere Verkündigung ein Großmeister verfasst haben soll. Ich denke, Fluff mäßig dürfte, dies unter seiner Würde liegen. Dies viel mir allerdings zuspät auf.


Der Stil lässt auch teilweise zu wünschen übrig. Zunächst versucht der Autor, alles in einem seriösen, fatalistischen Stil zu erzählen, doch dann mit Fortschritt des Textes kommt immer häufiger Umgangssprache auf, die besonders im Kontrast unpassend wirkt.

Könntest du mir diese Kontraste evtl. aufzeigen? Ich habe den Text an einem Stück durch geschrieben. Abgesehen vom zweiten Teil (Verkündigung), den ich Nachträglich schrieb und den ich leider selber grotten schlecht finde. Mir fehlte nur die Zeit, für eine bessere Ergänzung - Ich weiß keine Entschuldigung.

Meinst du dies z.B. als Kontrast: "Ich fühle mich wie eine Akte der Seele, der Körper des Menschen, der Sklave meiner selbst." zu "Allerdings seid ihr wahrscheinlich auch nur die Wesen, die sich Seele nennen und daher diesen Text nicht verstehen können. Was für ein Graus."

Oder wo liegen, die Kontraste. Welche meinst du. Wäre über eine Antwort dankbar. Ein dank, für alle Kommentare bisher. Die mangelnde Bereitschaft, der meisten Autoren seine Punktevergabe zukommentieren, zu erklären, oder Verbesserungsvorschläge einzubringen, stößt mir allerdings negativ auf. Kann man nicht einfach sich mal die Zeit nehmen und jede Geschichte in ruhe einmal zukommentieren? Ich nehme mir, sie. Einige andere auch. Also tut dies auch bitte. Ich mache wegen der Kritik am Wettbewerb mit. Aber momentan scheint es so gut wie keinen mehr zugeben, der bereit ist eine abzugeben. Sehr schade.
 
Meinst du dies z.B. als Kontrast: "Ich fühle mich wie eine Akte der Seele, der Körper des Menschen, der Sklave meiner selbst." zu "Allerdings seid ihr wahrscheinlich auch nur die Wesen, die sich Seele nennen und daher diesen Text nicht verstehen können. Was für ein Graus."


Das ist ein Beispiel. Natürlich muss das zweite Zitat nicht zwingend Umgangsprache sein, aber trotzdem wirken die von dir zitierten Sätze, als kämen sie aus verschiedenen Texten.
Möglicherweise liegts auch nur am Thema und bei einer weniger mysteriösen Geschichte wäre mir das nie aufgefallen.