[Archiv] [Storywettbewerb I 2012] [WH40K] "Technik, die begeistert" — PLATZ 1
Diese Geschichte wurde von Ominus geschrieben und erreichte den 1. Platz
„Los, rein mit euch! Wenn wa wegen euch zu spät komm, mach ich euch n Kopp kürza!“ Heftig gestikulierend stand Mek Brizzelhamma am Heck des Kampfpanzers und spornte seine Jungs zur Eile an. Sie waren erschreckenderweise das letzte Gefährt, das noch regungslos auf dem Hof von Waaaghzahns Camp stand. Um sie herum wurden meterhohe Staubwolken von davonbrausenden Panzern, Trukks und Bikes aufgestoben und das Quietschen von verrosteten Kettenantrieben und das Geräusch durchdrehender Reifen auf sandigem Untergrund erfüllte die mit Abgasen geschwängerte Luft. All das wurde begleitet vom Gebrüll und Getöse aberhunderter Orks, die wie Gepäck gestapelt in, an oder auf den Gefährten hingen und sich lauthals auf das bevorstehende Gekloppe einstimmten. Der unruhige Pulk der Grünhäute, der sich vor dem metallenen Ungetüm angesammelt hatte, verschwand zusehends im Innenraum und Brizzelhamma half hier und da mit saftigen Tritten nach, wenn er der Meinung war, dass sich der ein oder andere nicht genug beeilte. Ein kurzer Blick über die Schulter ließ ihn annehmen, dass seine Rotte komplett war und so sprang er mit einem Satz am Ende der Reihe selbst in die muffige Ladefläche und versuchte, das unablässige Gewusel zu überblicken.
„Köppe zähln!“, bellte er in die Runde. Der Ork, der der Heckklappe am nächsten saß, fing den Befehl auf und schrie mit reibeisener Stimme „Einz!“, der nächste „Zwei!“, „Drei!“, „Neun?“, „Sechsundelfzig!“ –
„Schnauze halten jetzt! So wird dat nix, wir sin vollzählig!“ Brizzelhamma warf wütend die rostige Heckklappe ins Schloss und ignorierte gekonnt das laute Gekreische, das von einem seiner Boys kündete, dem er dabei die Finger eingeklemmt hatte. Er hinkte die paar Schritte zum anderen Ende der Ladefläche und hämmerte mit der Faust zwei Mal gegen die Metallwand, auf deren anderer Seite sich das Führerhaus befand. Der Kampfpanzer setze sich ächzend in Bewegung und die Moschaboys verfielen in einen munteren Sprechgesang, der ihrer Vorfreude und ihrer Ungeduld Ausdruck verlieh. Doch schon nach der zweiten Strophe waren gut zwei Drittel völlig ratlos, was den weiteren Verlauf des Textes anging, und so begnügte man sich damit, rhythmisch mit dem Spalta auf den scheppernden Fahrzeugboden zu hämmern. Jene, die keinen Boden unter ihren Füßen hatten, begnügten sich mit dem Kopf des Nebenmannes, was dieser mit einem fast ebenso klirrenden Grunzten belohnte. Das ferne Donnern der Kanonen und das Rattern der Wummen speisten das Ensemble mit weiteren Wohlklängen.
Brizzelhamma ließ unterdes unbeeindruckt von alldem den schweren Rucksack von seinen Schultern und setzte ihn auf dem Boden zu seinen Füßen ab. Er löste Knoten, schlug Planen zurück und entblätterte Stück für Stück einen wild zusammengewürfelt anmutenden Apparat. Mehr und mehr Boys hörten zu hämmern auf und betrachteten den Mek dabei, wie er sich auf dem auf und ab wippenden Boden des dahin rasenden Gefährts niederließ und in seiner Werkzeugtasche zu kramen begann.
„Wat is dat, Boss?“, wandte sich ein äußerst blasser und dümmlich dreinschauender Vertreter seiner Art an Brizzelhamma und streckte eine seiner klobigen Hände nach dem metallenen Irgendwas aus. Hastig fuhr ihm der Mek, der den anderen um einen guten Kopf überragte, wenn er nicht wie jetzt auf seinem Hintern saß, dazwischen und schlug ihm mit aller Gewalt auf die ausgestreckten Finger. Zwei davon brachen, doch das schien dieser nicht einmal zu bemerken, denn er nahm die vorgereckte Hand nur beleidigt zurück und zog seine Unterlippe zu einer Schnute über seine gewaltigen Hauer.
„Wenn mir dat einer von euch Dummschädln kaputt macht, reiß ich ihm alle Zähne raus!“ Geifer troff aus seinen Mundwinkeln und der gelbe Schein seines bionischen rechten Auges flackerte unruhig. Einen Schraubenschlüssel wie zu einem mahnenden Finger erhoben, deutete er in die Runde der neugierig dreinblickenden Grünhäute. Er ließ die Hand sinken und tätschelte mit der anderen den schäbigen rostigen Kasten.
„Dat is der Apparat, der uns heut die fiesen Wummen der dürren Spitzohren vom Leib hält! Da Waaaghzahn wollt‘s nich glauben, aber da wird sich noch umgucken, wenn dat Ding erstma läuft! Der Big Mek Ohmkopp hat in tausend Jahren nix Besseres erfunden sag ich euch, seine Kraftfelda sin total von gestern. Is’n guter Apparat, n guter iser…“ er murmelte vor sich hin; sprach dem vor ihm aufgebauten, mit einer Vielzahl an Spulen und Lampen ausgestatteten Stück Orktechnologie gutmütig zu, wie einem Squigg, den man dazu bringen wollte, den verdammten Zahn wieder ausspuckt, den er gerade gefressen hatte. Es dauerte nicht lang, da wurde er von der nächsten Frage in seinem Monolog mit der Maschine unterbrochen.
„Un wat macht er, dein Apparat?“ Mit zwei gebrochenen Fingern deutete der Ork mit dem muffigen braunen Shirt nun sichtlich verhaltener auf den wirren Kasten.
„Dat würdest du sowieso nich versteh’n. Dafür haste zu wenig zwischen den Ohren!“
„Waaat?!“ Viel mehr erschrocken als beleidigt griff sich der blasse Ork zur Kontrolle mit beiden Händen ins Gesicht, schrie dann zweimal in hohen Tönen, erstens weil er sich die gebrochenen Finger angestoßen und zweitens, weil er sich dabei ins Auge gestochen hatte, und kippte rücklings von der Sitzbank. Es fand sich sofort ein grobschlächtige Ork mit zerfleddertem roten Oberhemd und Metallkiefer, der den freien Sitzplatz ausfüllte und sich nun seinerseits berufen fühlte, die Fragerunde fortzuführen. „Für wat is der große rote Knopp da an der Seite?“
„Der macht den Apparat an. Für wat soll der denn sonst sein? Sach mir nich, du hast schonma ‘n Knopp gesehen, der wat anderes macht!“ Nach einer Weile des angestrengten Grübelns schüttelte der den Kopf und sah gebannt zu, wie der Mek mit seinem Schraubenschlüssel eine kleine Klappe aufdrosch und sich dann an den verknoteten Kabeln darunter zu schaffen machte.
Mittlerweile war das Getöse der Schlacht allgegenwärtig und füllte den scheppernden Innenraum des Kampfpanzers mit ohrenbetäubendem Krach. Etwas schlug unmittelbar neben dem rasenden Fahrzeug ein und schüttelte sämtliche Insassen durch.
„Festhalt’n Jungs, jetzt schreiben wa Geschichte!“ Brizzelhamma ließ sein Werkzeug fallen und drückte auf den vielversprechenden roten Knopf. Der Apparat begann zu surren, Funken sprühten aus den Spulen und irgendein Aggregat im Innern schien jaulend anzulaufen. Die grüne Rotte war eng zusammengerückt über das Lichterspektakel gebeugt und begleitete das Klappern der Maschine mit einem erwartungsvollen „Aaaaaah“. Sie ließen jedoch ebenso schnell ein enttäuschtes Stöhnen hören, als diese mit einem klagenden Wimmern absoff. Ein wiederholtes Einhämmern auf den großen roten Knopf zeigte keine Wirkung und Brizzelhamma sprang auf und drosch wütend in die Menge der gaffenden Gesichter.
„Jetzt habta mein Apparat kaputt geglotzt! Der hat et gestern noch astrein getan.“ Vor Wut schnaubend ließ er sich wieder auf sein Hinterteil fallen, nahm seine Erfindung in beide Hände und schüttelte sie wild. Aus dem Innern der metallenen Box drang leises Klimpern und Brizzelhamma verzog vielsagend das vernarbte Gesicht, während er eines seiner riesigen Ohren an das kalte Gehäuse presste. Prüfend sah er sich im Raum um und verharrte mit dem Blick auf dem Ork, der gerade fragend seinen feuerroten Metallkiefer kratzte. Nieten, zwei Schraubbolzen und irgendwas, das ihm auch wichtig erschien. Mehr brauchte er nicht.
„Gib mir dat mal her, ich brauch Ersatzteile!“ Ohne eine Antwort abzuwarten fingerte Brizzelhamma nach dem Kauwerkzeug des Orks und griff ins Leere, als dieser ihm den Zugriff verwehrte und einen Schritt zurück tat.
„Dat is meina! Den wirste mir nich einfach vom Kopp schrauben!“ Er fletschte die gelben Zähne und schlug sich mit der Faust auf die breite Brust. Die Boys rochen instinktiv eine gewaltsame Auseinandersetzung und jene, die in der Nähe standen, wichen in die hintersten Winkel des Vehikels zurück, um ihre Visage nicht irrtümlicherweise zwischen den Fronten zu finden. Noch eine Detonation ließ den Kampfpanzer erbeben und das Gebrüll aus den Fahrzeugen, die zu ihren Flanken preschten, wuchs zu einem markerschütternden Kriegsschrei heran. Sie mussten schon ganz nah sein. Aus Angst, seine geliebte Maschine nicht lauffähig zu bekommen, und bei der Vorstellung, dass ihm über kurz oder lang sogar sein Panzer auseinander geschossen würde, verlor Brizzelhamma augenblicklich die Geduld. Er maß sein Gegenüber mit all seinem vorhandenen Verstand. Diesen schmückte eine gewaltige Narbe auf der Stirn, er trug als einer der wenigen einen prachtvollen zweischneidigen Spalta und er war ziemlich groß. Nicht groß genug! Mit einer Geschwindigkeit, die man dem massigen Mek niemals zugetraut hätte, sprang dieser auf die Füße, hechtete über seinen noch immer toten Apparat hinweg und trat dem reaktionsschwachen Widersacher mit Anlauf vor die Brust. Dieser flog in einem beachtlichen Bogen durch den Laderaum und krachte gegen die Heckklappe, die unter dem Aufprall nachgab und aufsprang. Vergebens nach Halt suchend ruderte er mit den Armen und wurde im letzten Moment vor dem Fall mit einem Mal aufgefangen. Mek Brizzelhamma stand im Heck des Fahrzeugs, hatte die linke Pranke um den hervorstehenden Unterkiefer seines Gegenübers geschlossen und holte mit der Rechten zum Schlag aus. Jedem seiner Worte folgte ein gewaltiger Hieb auf die breite Stirn des an seinem Arm baumelnden Orks.
„Wenn – ich – sach – gib – dat – her – dann – wirst – du – …“ Ein Ruck durchfuhr den Arm des Mek und er wurde seines Gegengewichtes beraubt. Das Metallgestänge wurde dem Ork samt Unterkiefer aus dem Schädel gerissen. Dieser kippte wie ein nasser Sack aus dem fahrenden Fahrzeug, überschlug sich am Boden mehrmals und verschwand dann in einer Staubwolke. Begeistertes Spaltagekloppe und freudiges Gebrüll wurden dem Mek entgegengebracht, als sich dieser mit seiner blutigen Beute in der Faust wieder dem Objekt seines Interesses zuwandte. Sichtlich zufrieden mit sich puhlte er die Fleisch- und Hautfetzen von dem vernieteten Metallkiefer und bog ihn in Form. Die grüne Meute zog den Kreis wieder enger und beobachtete gespannt das technisch versierte Treiben.
„Dat wars, nu sollt es dat wieder tun.“ Präsentierend hob er den überarbeiteten Apparat in die Höhe und bedeutete mit der freien Hand, erneut den roten Knopf zu drücken. „Ich hab et euch doch gesacht, nu macht uns nix mehr Ärger.“
Boss Waaaghzahn sah aus einer der Feuerluken nach draußen. Sein Kampfpanzer raste in einer waagerechten Kette von Fahrzeugen über den weißen Wüstensand. So langsam wurde er ungeduldig, sein Mek hatte ihm doch eine gewaltige Überraschung versprochen. Bisher jedoch sah er nichts, dass seine Neugierde befriedigte, abgesehen von der Grünhaut, die eben im hohen Bogen die Karre von Brizzelhamma verlassen hatte. Gehörte wohl zum Plan, dachte er und bohrte in seiner Nase nach etwas Interessantem. Seine Aufmerksamkeit wurde von einer jähen Druckwelle wieder auf die Außenwelt gezogen. Der Panzer Brizzelhammas stand in blauen Flammen. Er brannte vom Bug bis zum Heck lichterloh und nahm unverhofft Fahrt auf. Einer pfeilschnellen Fackel gleich überholte er die Reihen der Trukks, Buggies und Panzer im Nu und raste unaufhaltsam auf die nicht mehr ferne Frontlinie zu. Waaaghzahn streckte den Kopf aus der Luke und beobachtete mit Entzücken, wie das blaue Leuchten nach wenigen Augenblicken erlosch und sich dann in einer wahnsinnigen Explosion entlud, die die Trümmer des Panzers und allem was er mitgerissen hatte noch bis zu ihm zurück trug. Eine in rotes und blaues Licht gehüllte Rauchsäule kroch an der Front empor und wuchs unaufhörlich in die Höhe. Boss Waaaghzahn stieß einen triumphierenden Schrei aus und klopfte seinem Schrauber in Gedanken auf die Schulter.
Diese Geschichte wurde von Ominus geschrieben und erreichte den 1. Platz
„Los, rein mit euch! Wenn wa wegen euch zu spät komm, mach ich euch n Kopp kürza!“ Heftig gestikulierend stand Mek Brizzelhamma am Heck des Kampfpanzers und spornte seine Jungs zur Eile an. Sie waren erschreckenderweise das letzte Gefährt, das noch regungslos auf dem Hof von Waaaghzahns Camp stand. Um sie herum wurden meterhohe Staubwolken von davonbrausenden Panzern, Trukks und Bikes aufgestoben und das Quietschen von verrosteten Kettenantrieben und das Geräusch durchdrehender Reifen auf sandigem Untergrund erfüllte die mit Abgasen geschwängerte Luft. All das wurde begleitet vom Gebrüll und Getöse aberhunderter Orks, die wie Gepäck gestapelt in, an oder auf den Gefährten hingen und sich lauthals auf das bevorstehende Gekloppe einstimmten. Der unruhige Pulk der Grünhäute, der sich vor dem metallenen Ungetüm angesammelt hatte, verschwand zusehends im Innenraum und Brizzelhamma half hier und da mit saftigen Tritten nach, wenn er der Meinung war, dass sich der ein oder andere nicht genug beeilte. Ein kurzer Blick über die Schulter ließ ihn annehmen, dass seine Rotte komplett war und so sprang er mit einem Satz am Ende der Reihe selbst in die muffige Ladefläche und versuchte, das unablässige Gewusel zu überblicken.
„Köppe zähln!“, bellte er in die Runde. Der Ork, der der Heckklappe am nächsten saß, fing den Befehl auf und schrie mit reibeisener Stimme „Einz!“, der nächste „Zwei!“, „Drei!“, „Neun?“, „Sechsundelfzig!“ –
„Schnauze halten jetzt! So wird dat nix, wir sin vollzählig!“ Brizzelhamma warf wütend die rostige Heckklappe ins Schloss und ignorierte gekonnt das laute Gekreische, das von einem seiner Boys kündete, dem er dabei die Finger eingeklemmt hatte. Er hinkte die paar Schritte zum anderen Ende der Ladefläche und hämmerte mit der Faust zwei Mal gegen die Metallwand, auf deren anderer Seite sich das Führerhaus befand. Der Kampfpanzer setze sich ächzend in Bewegung und die Moschaboys verfielen in einen munteren Sprechgesang, der ihrer Vorfreude und ihrer Ungeduld Ausdruck verlieh. Doch schon nach der zweiten Strophe waren gut zwei Drittel völlig ratlos, was den weiteren Verlauf des Textes anging, und so begnügte man sich damit, rhythmisch mit dem Spalta auf den scheppernden Fahrzeugboden zu hämmern. Jene, die keinen Boden unter ihren Füßen hatten, begnügten sich mit dem Kopf des Nebenmannes, was dieser mit einem fast ebenso klirrenden Grunzten belohnte. Das ferne Donnern der Kanonen und das Rattern der Wummen speisten das Ensemble mit weiteren Wohlklängen.
Brizzelhamma ließ unterdes unbeeindruckt von alldem den schweren Rucksack von seinen Schultern und setzte ihn auf dem Boden zu seinen Füßen ab. Er löste Knoten, schlug Planen zurück und entblätterte Stück für Stück einen wild zusammengewürfelt anmutenden Apparat. Mehr und mehr Boys hörten zu hämmern auf und betrachteten den Mek dabei, wie er sich auf dem auf und ab wippenden Boden des dahin rasenden Gefährts niederließ und in seiner Werkzeugtasche zu kramen begann.
„Wat is dat, Boss?“, wandte sich ein äußerst blasser und dümmlich dreinschauender Vertreter seiner Art an Brizzelhamma und streckte eine seiner klobigen Hände nach dem metallenen Irgendwas aus. Hastig fuhr ihm der Mek, der den anderen um einen guten Kopf überragte, wenn er nicht wie jetzt auf seinem Hintern saß, dazwischen und schlug ihm mit aller Gewalt auf die ausgestreckten Finger. Zwei davon brachen, doch das schien dieser nicht einmal zu bemerken, denn er nahm die vorgereckte Hand nur beleidigt zurück und zog seine Unterlippe zu einer Schnute über seine gewaltigen Hauer.
„Wenn mir dat einer von euch Dummschädln kaputt macht, reiß ich ihm alle Zähne raus!“ Geifer troff aus seinen Mundwinkeln und der gelbe Schein seines bionischen rechten Auges flackerte unruhig. Einen Schraubenschlüssel wie zu einem mahnenden Finger erhoben, deutete er in die Runde der neugierig dreinblickenden Grünhäute. Er ließ die Hand sinken und tätschelte mit der anderen den schäbigen rostigen Kasten.
„Dat is der Apparat, der uns heut die fiesen Wummen der dürren Spitzohren vom Leib hält! Da Waaaghzahn wollt‘s nich glauben, aber da wird sich noch umgucken, wenn dat Ding erstma läuft! Der Big Mek Ohmkopp hat in tausend Jahren nix Besseres erfunden sag ich euch, seine Kraftfelda sin total von gestern. Is’n guter Apparat, n guter iser…“ er murmelte vor sich hin; sprach dem vor ihm aufgebauten, mit einer Vielzahl an Spulen und Lampen ausgestatteten Stück Orktechnologie gutmütig zu, wie einem Squigg, den man dazu bringen wollte, den verdammten Zahn wieder ausspuckt, den er gerade gefressen hatte. Es dauerte nicht lang, da wurde er von der nächsten Frage in seinem Monolog mit der Maschine unterbrochen.
„Un wat macht er, dein Apparat?“ Mit zwei gebrochenen Fingern deutete der Ork mit dem muffigen braunen Shirt nun sichtlich verhaltener auf den wirren Kasten.
„Dat würdest du sowieso nich versteh’n. Dafür haste zu wenig zwischen den Ohren!“
„Waaat?!“ Viel mehr erschrocken als beleidigt griff sich der blasse Ork zur Kontrolle mit beiden Händen ins Gesicht, schrie dann zweimal in hohen Tönen, erstens weil er sich die gebrochenen Finger angestoßen und zweitens, weil er sich dabei ins Auge gestochen hatte, und kippte rücklings von der Sitzbank. Es fand sich sofort ein grobschlächtige Ork mit zerfleddertem roten Oberhemd und Metallkiefer, der den freien Sitzplatz ausfüllte und sich nun seinerseits berufen fühlte, die Fragerunde fortzuführen. „Für wat is der große rote Knopp da an der Seite?“
„Der macht den Apparat an. Für wat soll der denn sonst sein? Sach mir nich, du hast schonma ‘n Knopp gesehen, der wat anderes macht!“ Nach einer Weile des angestrengten Grübelns schüttelte der den Kopf und sah gebannt zu, wie der Mek mit seinem Schraubenschlüssel eine kleine Klappe aufdrosch und sich dann an den verknoteten Kabeln darunter zu schaffen machte.
Mittlerweile war das Getöse der Schlacht allgegenwärtig und füllte den scheppernden Innenraum des Kampfpanzers mit ohrenbetäubendem Krach. Etwas schlug unmittelbar neben dem rasenden Fahrzeug ein und schüttelte sämtliche Insassen durch.
„Festhalt’n Jungs, jetzt schreiben wa Geschichte!“ Brizzelhamma ließ sein Werkzeug fallen und drückte auf den vielversprechenden roten Knopf. Der Apparat begann zu surren, Funken sprühten aus den Spulen und irgendein Aggregat im Innern schien jaulend anzulaufen. Die grüne Rotte war eng zusammengerückt über das Lichterspektakel gebeugt und begleitete das Klappern der Maschine mit einem erwartungsvollen „Aaaaaah“. Sie ließen jedoch ebenso schnell ein enttäuschtes Stöhnen hören, als diese mit einem klagenden Wimmern absoff. Ein wiederholtes Einhämmern auf den großen roten Knopf zeigte keine Wirkung und Brizzelhamma sprang auf und drosch wütend in die Menge der gaffenden Gesichter.
„Jetzt habta mein Apparat kaputt geglotzt! Der hat et gestern noch astrein getan.“ Vor Wut schnaubend ließ er sich wieder auf sein Hinterteil fallen, nahm seine Erfindung in beide Hände und schüttelte sie wild. Aus dem Innern der metallenen Box drang leises Klimpern und Brizzelhamma verzog vielsagend das vernarbte Gesicht, während er eines seiner riesigen Ohren an das kalte Gehäuse presste. Prüfend sah er sich im Raum um und verharrte mit dem Blick auf dem Ork, der gerade fragend seinen feuerroten Metallkiefer kratzte. Nieten, zwei Schraubbolzen und irgendwas, das ihm auch wichtig erschien. Mehr brauchte er nicht.
„Gib mir dat mal her, ich brauch Ersatzteile!“ Ohne eine Antwort abzuwarten fingerte Brizzelhamma nach dem Kauwerkzeug des Orks und griff ins Leere, als dieser ihm den Zugriff verwehrte und einen Schritt zurück tat.
„Dat is meina! Den wirste mir nich einfach vom Kopp schrauben!“ Er fletschte die gelben Zähne und schlug sich mit der Faust auf die breite Brust. Die Boys rochen instinktiv eine gewaltsame Auseinandersetzung und jene, die in der Nähe standen, wichen in die hintersten Winkel des Vehikels zurück, um ihre Visage nicht irrtümlicherweise zwischen den Fronten zu finden. Noch eine Detonation ließ den Kampfpanzer erbeben und das Gebrüll aus den Fahrzeugen, die zu ihren Flanken preschten, wuchs zu einem markerschütternden Kriegsschrei heran. Sie mussten schon ganz nah sein. Aus Angst, seine geliebte Maschine nicht lauffähig zu bekommen, und bei der Vorstellung, dass ihm über kurz oder lang sogar sein Panzer auseinander geschossen würde, verlor Brizzelhamma augenblicklich die Geduld. Er maß sein Gegenüber mit all seinem vorhandenen Verstand. Diesen schmückte eine gewaltige Narbe auf der Stirn, er trug als einer der wenigen einen prachtvollen zweischneidigen Spalta und er war ziemlich groß. Nicht groß genug! Mit einer Geschwindigkeit, die man dem massigen Mek niemals zugetraut hätte, sprang dieser auf die Füße, hechtete über seinen noch immer toten Apparat hinweg und trat dem reaktionsschwachen Widersacher mit Anlauf vor die Brust. Dieser flog in einem beachtlichen Bogen durch den Laderaum und krachte gegen die Heckklappe, die unter dem Aufprall nachgab und aufsprang. Vergebens nach Halt suchend ruderte er mit den Armen und wurde im letzten Moment vor dem Fall mit einem Mal aufgefangen. Mek Brizzelhamma stand im Heck des Fahrzeugs, hatte die linke Pranke um den hervorstehenden Unterkiefer seines Gegenübers geschlossen und holte mit der Rechten zum Schlag aus. Jedem seiner Worte folgte ein gewaltiger Hieb auf die breite Stirn des an seinem Arm baumelnden Orks.
„Wenn – ich – sach – gib – dat – her – dann – wirst – du – …“ Ein Ruck durchfuhr den Arm des Mek und er wurde seines Gegengewichtes beraubt. Das Metallgestänge wurde dem Ork samt Unterkiefer aus dem Schädel gerissen. Dieser kippte wie ein nasser Sack aus dem fahrenden Fahrzeug, überschlug sich am Boden mehrmals und verschwand dann in einer Staubwolke. Begeistertes Spaltagekloppe und freudiges Gebrüll wurden dem Mek entgegengebracht, als sich dieser mit seiner blutigen Beute in der Faust wieder dem Objekt seines Interesses zuwandte. Sichtlich zufrieden mit sich puhlte er die Fleisch- und Hautfetzen von dem vernieteten Metallkiefer und bog ihn in Form. Die grüne Meute zog den Kreis wieder enger und beobachtete gespannt das technisch versierte Treiben.
„Dat wars, nu sollt es dat wieder tun.“ Präsentierend hob er den überarbeiteten Apparat in die Höhe und bedeutete mit der freien Hand, erneut den roten Knopf zu drücken. „Ich hab et euch doch gesacht, nu macht uns nix mehr Ärger.“
Boss Waaaghzahn sah aus einer der Feuerluken nach draußen. Sein Kampfpanzer raste in einer waagerechten Kette von Fahrzeugen über den weißen Wüstensand. So langsam wurde er ungeduldig, sein Mek hatte ihm doch eine gewaltige Überraschung versprochen. Bisher jedoch sah er nichts, dass seine Neugierde befriedigte, abgesehen von der Grünhaut, die eben im hohen Bogen die Karre von Brizzelhamma verlassen hatte. Gehörte wohl zum Plan, dachte er und bohrte in seiner Nase nach etwas Interessantem. Seine Aufmerksamkeit wurde von einer jähen Druckwelle wieder auf die Außenwelt gezogen. Der Panzer Brizzelhammas stand in blauen Flammen. Er brannte vom Bug bis zum Heck lichterloh und nahm unverhofft Fahrt auf. Einer pfeilschnellen Fackel gleich überholte er die Reihen der Trukks, Buggies und Panzer im Nu und raste unaufhaltsam auf die nicht mehr ferne Frontlinie zu. Waaaghzahn streckte den Kopf aus der Luke und beobachtete mit Entzücken, wie das blaue Leuchten nach wenigen Augenblicken erlosch und sich dann in einer wahnsinnigen Explosion entlud, die die Trümmer des Panzers und allem was er mitgerissen hatte noch bis zu ihm zurück trug. Eine in rotes und blaues Licht gehüllte Rauchsäule kroch an der Front empor und wuchs unaufhörlich in die Höhe. Boss Waaaghzahn stieß einen triumphierenden Schrei aus und klopfte seinem Schrauber in Gedanken auf die Schulter.
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