Die untergehende Sonne tauchte die Welt in ein warmes Rot. Die Hitze des Tages war gewichen und die Luft angenehm warm.
„Schon wieder! Du bist zu dumm. Ich werde dir beibringen, wann das Essen auf dem Tisch sein muss!“, schrie die Stimme seines Vaters, gefolgt von einem heftigen Krachen. Geschirr zerbarst und das schluchzende Heulen seiner Mutter begann. Wieder schrie der Vater, immer zorniger und lauter werdend. Seine Wut äußerte sich in einem schrecklichen Gewirr aus hintereinander folgenden Beschimpfungen und Flüchen schlimmster Sorte. Hilflos musste Frank zusehen, wie der Vater unaufhörlich auf die am Boden kauernde Mutter einschlug. Immer und immer wieder schlug er zu. Als er fertig war, nahm er sich die angebrochene Schnapsflasche vom Küchentisch und trank einen großen Schluck. Den in der anderen Ecke des Raumes kauernden Frank übersah er einfach, als er mitsamt der Flasche ging, runter ins Dorf lief um dort in eine der Schenken einzukehren und später vielleicht noch eine Prostituierte zu besuchen.
Schlagartig schlug Frank die Augen auf. Schweißgebadet lag er auf dem Bett in dem kleinen Gasthaus, in welchem er untergekommen war. Routinemäßig blickte er sich um, entdeckte dabei, dass die Bettdecke auf dem Boden lag. Vermutlich hatte er sie während des schrecklichen Traums verloren.
Da das Grauen nun vorbei war, stand er auf. Sein Blick streifte die vielen leeren Schnapsflaschen, als er zum Spiegel ging.
„Verdammt! Wenn ich so weitermache, werd ich noch ein Alkoholiker“, sprach er zu sich. Als er sein eigenes Gesicht im Spiegel sah, wurde er ruhig. Lange blickte er sich in die eigenen, hellgrauen Augen, die, von vielen dunklen Ringen umgeben, tief in dem unrasierten Gesicht lagen.
Langsam nahm er sein Rasiermesser, legte es neben die Schale mit Wasser, die zusammen mit dem Spiegel auf einem kleinen Tisch stand.
„Heute ändert sich dein Leben! Für immer. Endlich raus aus dieser Scheiße.“, sagte er sich. In Gedanken ging er sein Leben durch. Angefangen bei dem kleinen Bauernhof wo er lebte mit Vater und Mutter. Die Mutter stark depressiv und schwächlich und der Vater, der alkoholkranke Vater, der die Mutter betrog und mit Gewalt seinen Willen durchsetzte. Die Gewalt, die Frank und die Mutter fast täglich zu spüren bekamen. In der Öffentlichkeit wurden die blauen Flecken und andere Blessuren mit Unfällen erklärt oder versteckt. Doch trotzdem munkelten die Leute im Dorf und deshalb hatte Frank auch keine Freunde. Die Kinder im Dorf mieden ihn, stellten ihn als Außenseiter und Bösewicht dar. Darum zog sich Frank immer mehr zurück, redete kaum noch und konnte oft nicht schlafen vor Angst. Als Frank zwölf Jahre alt war, starb der Vater. Die Angst blieb.
Und sie wurde noch schlimmer, als die Mutter zu ihrer Schwester zog und ihn, ihren zwölfjährigen Sohn, in die Stadt Altdorf schickte, wo er bei einem Verwandten unterkommen sollte, der jedoch schon lange tot war, weshalb Frank in einem Obdachlosenheim landete.
Das Heim war kein schöner Ort. Bei dem Gedanken an diese Zeit stieg Frank der Geruch von Urin und Schweiß in die Nase, den die anderen, meist alten und kranken Bewohner besaßen. Das Heim war eine wahre Sammelstelle für Krankheiten aller erdenklichen Arten und es war ein Wunder, dass Frank sich nicht die Pest oder eine andere schlimme Krankheit damals eingefangen hatte.
Es dauerte nur wenige Wochen, bis Frank zusammen mit dem zwei Jahre älteren Busgard floh. Busgard war Franks erster richtiger Freund und zusammen schlugen sie sich durch das harte Stadtleben.
Anfangs mit kleinen Diebstählen und Einbrüchen, dann wurden sie Mitglieder einer berüchtigten Straßenbande.
Mit gleichgesinnten zogen sie Nachts randalierend durch die Straßen der Armenviertel Altdorfs und verdienten ihr Geld durch Schmuggel, Erpressung und Schutzgeldeinnahmen. Frank erinnerte sich, dass er schon als Kind kräftig gebaut war und in dieser Zeit begann, seine Muskeln gezielt zu trainieren und eine gewaltige Kraft aufbaute. Busgard übernahm das Reden, denn Frank hatte in seiner Kindheit kaum mit anderen Menschen außer seiner Mutter gesprochen und selbst diese Gespräche waren oft nur sehr kurz. Frank war für den Teil, in dem Muskeln die Hauptrolle spielten, der Fachmann.
Doch diese Art von Leben zieht eine Spirale der Gewalt mit sich. Immer öfter kam es zu Auseinandersetzungen mit den Stadtgardisten, die für Ordnung sorgen sollten und anderen Banden, die ihren Teil der Stadt für sich beanspruchten.
Fäuste, Schlagringe und Messer waren die typischen Waffen, mit denen Frank in dieser Zeit gegen seine Feinde vorging. Alle nur möglichen Gegenstände, von Schürharken bis zu Pflastersteinen war alles vertreten, wurden in den Straßenschlachten eingesetzt. Ihre Wirkung war oft tödlich.
Frank strich über die Narben, die seinen Körper bedeckten und von denen viele aus dieser Zeit stammten. Die körperlichen Schmerzen, die Frank erleiden musste, waren schlimm, doch im Vergleich zu den Angstträumen, die ihn jede Nacht heimsuchten, kamen sie ihm wie eine willkommene Ablenkung vor. Frank konzentrierte sich ganz auf den Kampf und begann seine Angst und Panik in Wut umzuwandeln. Er wollte raus und jeden zerfetzen, der sich ihm in den Weg stellte. Sein Hass manifestierte sich in purer Gewalt und seine Gegner bekamen ihn zu spüren. Zusammen mit Busgard und der Bande fürchte er weder Tod noch Teufel.
Vielleicht war dies die beste Zeit seines Lebens.
Alles war in Ordnung bis zu dem Tag, an dem Busgard starb.
Bei dem Gedanken spannten sich Franks Muskeln und seine Züge wurden hart.
Er und Busgard waren damals zusammen mit Zedock und ein paar anderen in einer Spelunke namens „Miese Möwe“. Es hatte einen heftigen Streit gegeben, weil ein Bandenmitglied bei der Stadtwache gesungen hatte und deshalb ein wichtiges Geschäft geplatzt war. Normalerweise drohten Verrätern schreckliche Strafen. Doch der Verräter hatte sich in den Schutz der Garde begeben und genoss eine Bewachung rund um die Uhr. Die nachfolgende Diskussion, oder sollte man eher Streit sagen, war ziemlich heftig und besonders Busgard und der alte Zedock vertraten ihre jeweils unterschiedlichen Meinungen. Busgard war der Ansicht, sich die Unachtsamkeit der Garde mit Schmiergeld zu erkaufen und den Verräter dann zu entführen und zu bestraften. Zedock war der Ansicht zu warten, da sie ihn nicht für immer würden beschützen können. Irgendwann stand Busgard auf mit den Worten: „Mir reicht`s! Wenn ihr wollt, dass dieser Wichser seine Strafe kriegt und wir nicht alle wie Trottel dastehen, dann müssen wir schnell handeln. Ich geh jetzt raus, Luft schnappen. Brauch einen klaren Kopf. Wenn ich wiederkomm` will ich eine Entscheidung. Denk nach Zedock, er weiß zuviel, wir müssen schnell sein.“
Damit verließ er die „Miese Möwe“.
Als er fünfzehn Minuten später nicht wieder zurück war, Busgard ließ nie lange auf sich warten, und man langsam über sein Fernbleiben rätselte, war es bereits zu spät. Busgard war hinterrücks gemeuchelt worden. Der Kehlenschnitt war von keinem Fachmann, aber dennoch in seiner Wirkung tödlich gewesen.
Bis heute wusste Frank nicht, wer der Mörder war. Es hätte jeder sein können. Es gab zu viele, denen Busgard und er schon übel mitgespielt hatten. Aber ein Tod auf diese hinterhältige Weise war schrecklich. Kein Kampf, keine Chance sich zu wehren, kein ehrenvoller Tod.
Frank hatte nicht nur seinen besten Freund, sein Vorbild und seinen Bruder verloren, sondern auch einen Teil seiner Seele. Ab diesem Tag kam die Angst zurück. Die Angst ganz allein zu sein. Zuflucht konnten ihm weder Alkohol, Frauen und Geld, noch die Bande bieten.
Irgendwann verließ Frank die Stadt, schlug sich mehr schlecht als recht durch die Tage und Wochen. Sein tägliches Brot verdiente er sich als Tagelöhner.
Frank strich über eine seiner vielen Narben, während die Erinnerung anhielt. Er lernte das Kämpfen mit dem Schwert und anderen Waffen. Wurde Söldner, der für jeden kämpfte, der genug Geld bietet. Seine Erfahrungen aus der Zeit als Mitglied einer gefürchteten Bande konnte er so sinnvoll nutzen.
Als Wache für Ladungen reicher Händler zog er durch die Lande. Schließlich endete er wieder hier, in Altdorf, im runtergekommenen Gasthaus „Goldene Sirene“.
Vorsichtig zog er das Rasiermesser über das angefeuchtete Gesicht. Heute würde er einen neuen Weg einschlagen. Sein Auftrag war sehr gut bezahlt und würde ihn in die fernen Urwälder Lustrias führen. Die Abwechselung und Ruhe auf der langen Schiffsfahrt würde ihm gut tun.
Als er fertig war mit Rasieren, zog er sich seine schlecht gepflegte und aus allen möglichen Teilen bestehende Rüstung an und verließ das kleine Zimmer. Bevor die Reise losging, ließ es sich noch einrichten einen trinken zu gehen und vielleicht noch eine Hafenhure aufzugabeln.
Als Frank den Weg zur Tür zurückgelegt hatte, sah er sich noch mal um. Die leeren Flaschen blickten ihn, wie die Schädel all jener an, die er auf dem Gewissen hatte.
„Was wollt ihr noch von mir? Ihr seid tot. Tot, tot, tot!“, schrie er sie an, als könnte er damit sein Gewissen beruhigen. Doch hier ging es nicht um sie, nicht um seine Eltern, nicht um Busgard. Hier ging es nur um ihn. Und er würde heute Nachmittag auf das Schiff gehen, dann würde er auch sein altes Leben hinter sich lassen.
Egal, was der nächste Morgen bringen würde, schlechter als früher konnte es nur schwerlich werden.
„Schon wieder! Du bist zu dumm. Ich werde dir beibringen, wann das Essen auf dem Tisch sein muss!“, schrie die Stimme seines Vaters, gefolgt von einem heftigen Krachen. Geschirr zerbarst und das schluchzende Heulen seiner Mutter begann. Wieder schrie der Vater, immer zorniger und lauter werdend. Seine Wut äußerte sich in einem schrecklichen Gewirr aus hintereinander folgenden Beschimpfungen und Flüchen schlimmster Sorte. Hilflos musste Frank zusehen, wie der Vater unaufhörlich auf die am Boden kauernde Mutter einschlug. Immer und immer wieder schlug er zu. Als er fertig war, nahm er sich die angebrochene Schnapsflasche vom Küchentisch und trank einen großen Schluck. Den in der anderen Ecke des Raumes kauernden Frank übersah er einfach, als er mitsamt der Flasche ging, runter ins Dorf lief um dort in eine der Schenken einzukehren und später vielleicht noch eine Prostituierte zu besuchen.
Schlagartig schlug Frank die Augen auf. Schweißgebadet lag er auf dem Bett in dem kleinen Gasthaus, in welchem er untergekommen war. Routinemäßig blickte er sich um, entdeckte dabei, dass die Bettdecke auf dem Boden lag. Vermutlich hatte er sie während des schrecklichen Traums verloren.
Da das Grauen nun vorbei war, stand er auf. Sein Blick streifte die vielen leeren Schnapsflaschen, als er zum Spiegel ging.
„Verdammt! Wenn ich so weitermache, werd ich noch ein Alkoholiker“, sprach er zu sich. Als er sein eigenes Gesicht im Spiegel sah, wurde er ruhig. Lange blickte er sich in die eigenen, hellgrauen Augen, die, von vielen dunklen Ringen umgeben, tief in dem unrasierten Gesicht lagen.
Langsam nahm er sein Rasiermesser, legte es neben die Schale mit Wasser, die zusammen mit dem Spiegel auf einem kleinen Tisch stand.
„Heute ändert sich dein Leben! Für immer. Endlich raus aus dieser Scheiße.“, sagte er sich. In Gedanken ging er sein Leben durch. Angefangen bei dem kleinen Bauernhof wo er lebte mit Vater und Mutter. Die Mutter stark depressiv und schwächlich und der Vater, der alkoholkranke Vater, der die Mutter betrog und mit Gewalt seinen Willen durchsetzte. Die Gewalt, die Frank und die Mutter fast täglich zu spüren bekamen. In der Öffentlichkeit wurden die blauen Flecken und andere Blessuren mit Unfällen erklärt oder versteckt. Doch trotzdem munkelten die Leute im Dorf und deshalb hatte Frank auch keine Freunde. Die Kinder im Dorf mieden ihn, stellten ihn als Außenseiter und Bösewicht dar. Darum zog sich Frank immer mehr zurück, redete kaum noch und konnte oft nicht schlafen vor Angst. Als Frank zwölf Jahre alt war, starb der Vater. Die Angst blieb.
Und sie wurde noch schlimmer, als die Mutter zu ihrer Schwester zog und ihn, ihren zwölfjährigen Sohn, in die Stadt Altdorf schickte, wo er bei einem Verwandten unterkommen sollte, der jedoch schon lange tot war, weshalb Frank in einem Obdachlosenheim landete.
Das Heim war kein schöner Ort. Bei dem Gedanken an diese Zeit stieg Frank der Geruch von Urin und Schweiß in die Nase, den die anderen, meist alten und kranken Bewohner besaßen. Das Heim war eine wahre Sammelstelle für Krankheiten aller erdenklichen Arten und es war ein Wunder, dass Frank sich nicht die Pest oder eine andere schlimme Krankheit damals eingefangen hatte.
Es dauerte nur wenige Wochen, bis Frank zusammen mit dem zwei Jahre älteren Busgard floh. Busgard war Franks erster richtiger Freund und zusammen schlugen sie sich durch das harte Stadtleben.
Anfangs mit kleinen Diebstählen und Einbrüchen, dann wurden sie Mitglieder einer berüchtigten Straßenbande.
Mit gleichgesinnten zogen sie Nachts randalierend durch die Straßen der Armenviertel Altdorfs und verdienten ihr Geld durch Schmuggel, Erpressung und Schutzgeldeinnahmen. Frank erinnerte sich, dass er schon als Kind kräftig gebaut war und in dieser Zeit begann, seine Muskeln gezielt zu trainieren und eine gewaltige Kraft aufbaute. Busgard übernahm das Reden, denn Frank hatte in seiner Kindheit kaum mit anderen Menschen außer seiner Mutter gesprochen und selbst diese Gespräche waren oft nur sehr kurz. Frank war für den Teil, in dem Muskeln die Hauptrolle spielten, der Fachmann.
Doch diese Art von Leben zieht eine Spirale der Gewalt mit sich. Immer öfter kam es zu Auseinandersetzungen mit den Stadtgardisten, die für Ordnung sorgen sollten und anderen Banden, die ihren Teil der Stadt für sich beanspruchten.
Fäuste, Schlagringe und Messer waren die typischen Waffen, mit denen Frank in dieser Zeit gegen seine Feinde vorging. Alle nur möglichen Gegenstände, von Schürharken bis zu Pflastersteinen war alles vertreten, wurden in den Straßenschlachten eingesetzt. Ihre Wirkung war oft tödlich.
Frank strich über die Narben, die seinen Körper bedeckten und von denen viele aus dieser Zeit stammten. Die körperlichen Schmerzen, die Frank erleiden musste, waren schlimm, doch im Vergleich zu den Angstträumen, die ihn jede Nacht heimsuchten, kamen sie ihm wie eine willkommene Ablenkung vor. Frank konzentrierte sich ganz auf den Kampf und begann seine Angst und Panik in Wut umzuwandeln. Er wollte raus und jeden zerfetzen, der sich ihm in den Weg stellte. Sein Hass manifestierte sich in purer Gewalt und seine Gegner bekamen ihn zu spüren. Zusammen mit Busgard und der Bande fürchte er weder Tod noch Teufel.
Vielleicht war dies die beste Zeit seines Lebens.
Alles war in Ordnung bis zu dem Tag, an dem Busgard starb.
Bei dem Gedanken spannten sich Franks Muskeln und seine Züge wurden hart.
Er und Busgard waren damals zusammen mit Zedock und ein paar anderen in einer Spelunke namens „Miese Möwe“. Es hatte einen heftigen Streit gegeben, weil ein Bandenmitglied bei der Stadtwache gesungen hatte und deshalb ein wichtiges Geschäft geplatzt war. Normalerweise drohten Verrätern schreckliche Strafen. Doch der Verräter hatte sich in den Schutz der Garde begeben und genoss eine Bewachung rund um die Uhr. Die nachfolgende Diskussion, oder sollte man eher Streit sagen, war ziemlich heftig und besonders Busgard und der alte Zedock vertraten ihre jeweils unterschiedlichen Meinungen. Busgard war der Ansicht, sich die Unachtsamkeit der Garde mit Schmiergeld zu erkaufen und den Verräter dann zu entführen und zu bestraften. Zedock war der Ansicht zu warten, da sie ihn nicht für immer würden beschützen können. Irgendwann stand Busgard auf mit den Worten: „Mir reicht`s! Wenn ihr wollt, dass dieser Wichser seine Strafe kriegt und wir nicht alle wie Trottel dastehen, dann müssen wir schnell handeln. Ich geh jetzt raus, Luft schnappen. Brauch einen klaren Kopf. Wenn ich wiederkomm` will ich eine Entscheidung. Denk nach Zedock, er weiß zuviel, wir müssen schnell sein.“
Damit verließ er die „Miese Möwe“.
Als er fünfzehn Minuten später nicht wieder zurück war, Busgard ließ nie lange auf sich warten, und man langsam über sein Fernbleiben rätselte, war es bereits zu spät. Busgard war hinterrücks gemeuchelt worden. Der Kehlenschnitt war von keinem Fachmann, aber dennoch in seiner Wirkung tödlich gewesen.
Bis heute wusste Frank nicht, wer der Mörder war. Es hätte jeder sein können. Es gab zu viele, denen Busgard und er schon übel mitgespielt hatten. Aber ein Tod auf diese hinterhältige Weise war schrecklich. Kein Kampf, keine Chance sich zu wehren, kein ehrenvoller Tod.
Frank hatte nicht nur seinen besten Freund, sein Vorbild und seinen Bruder verloren, sondern auch einen Teil seiner Seele. Ab diesem Tag kam die Angst zurück. Die Angst ganz allein zu sein. Zuflucht konnten ihm weder Alkohol, Frauen und Geld, noch die Bande bieten.
Irgendwann verließ Frank die Stadt, schlug sich mehr schlecht als recht durch die Tage und Wochen. Sein tägliches Brot verdiente er sich als Tagelöhner.
Frank strich über eine seiner vielen Narben, während die Erinnerung anhielt. Er lernte das Kämpfen mit dem Schwert und anderen Waffen. Wurde Söldner, der für jeden kämpfte, der genug Geld bietet. Seine Erfahrungen aus der Zeit als Mitglied einer gefürchteten Bande konnte er so sinnvoll nutzen.
Als Wache für Ladungen reicher Händler zog er durch die Lande. Schließlich endete er wieder hier, in Altdorf, im runtergekommenen Gasthaus „Goldene Sirene“.
Vorsichtig zog er das Rasiermesser über das angefeuchtete Gesicht. Heute würde er einen neuen Weg einschlagen. Sein Auftrag war sehr gut bezahlt und würde ihn in die fernen Urwälder Lustrias führen. Die Abwechselung und Ruhe auf der langen Schiffsfahrt würde ihm gut tun.
Als er fertig war mit Rasieren, zog er sich seine schlecht gepflegte und aus allen möglichen Teilen bestehende Rüstung an und verließ das kleine Zimmer. Bevor die Reise losging, ließ es sich noch einrichten einen trinken zu gehen und vielleicht noch eine Hafenhure aufzugabeln.
Als Frank den Weg zur Tür zurückgelegt hatte, sah er sich noch mal um. Die leeren Flaschen blickten ihn, wie die Schädel all jener an, die er auf dem Gewissen hatte.
„Was wollt ihr noch von mir? Ihr seid tot. Tot, tot, tot!“, schrie er sie an, als könnte er damit sein Gewissen beruhigen. Doch hier ging es nicht um sie, nicht um seine Eltern, nicht um Busgard. Hier ging es nur um ihn. Und er würde heute Nachmittag auf das Schiff gehen, dann würde er auch sein altes Leben hinter sich lassen.
Egal, was der nächste Morgen bringen würde, schlechter als früher konnte es nur schwerlich werden.