[Archiv] [Storywettbewerb III 2011] [WFantay] "Auf zu großen Taten"

SHOKer

Mentor der flinken Federn
03. Februar 2006
4.790
4
33.391
33
Langsam und ohne Eile durchtrennte die scharfe Klinge den schlammigen Boden, glitt knirschend über einen verborgenen Stein, um schließlich mit Schwung durch die Luft gezogen zu werden und sanft auf einer Schulter zu landen. Franz trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk.
Die Linie war nicht tief, aufgrund des durch beständigen Regen aufgeweichten Untergrunds war sie noch nicht einmal gerade, dennoch betrachtete der Mensch sie voller Stolz. Doch es war mehr die Symbolik, als die eigentliche Schönheit dieser Linie, die ihm nahe ging. Es war soweit, sein Ziel war nahe. Sobald er diese Linie überschritt, gab es kein Zurück mehr.
Ohne zu zögern trat Franz vor, überschritt die Linie und sofort schien es ihm, als ob sein altes Leben wie ein Sack voller unnützer Dinge von ihm abfiel und sein neues nun endlich beginnen konnte. Er legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und genoss die erfrischend kalten Regentropfen auf seinem Gesicht, sowie das Trommeln, das sie auf seinem Kürass hinterließen. Er fühlte sich stärker als je zuvor. Die Augen wieder öffnend betrachtete er versonnen sein Spiegelbild in einer der dreckigen Pfützen am Boden.
Ein blondgelockter Jüngling, der noch keine 20 Lenze auf dem Buckel hatte, lächelte ihm entgegen. Eine strahlende Gestalt, eingehüllt in eine matt silbrig schimmernde Rüstung und einen großen Schild um den Rücken geschnallt. Wurfmesser, Miniarmbrust, Seil, Köcher mit Bolzen, Trinkbehälter und ein Beutel mit gemischtem Inhalt hingen an seinem Gürtel, er war auf jede Eventualität vorbereitet. Seinen Helm mit Rosshaarbusch hatte er an einem Band um seinen Hals hängen und lässig ruhten zwei großen Schwerter auf seinen Schultern. Der bestechende Blick des Blondschopfs strotze nur so vor Selbstvertrauen und als wäre es ein Duell trat er vor und vollführte einige einstudierte Schlagkombinationen.
Parade, Wegducken, auf die Knie sinken und Stich unter dem Schild eines imaginären Gegners hindurch in seinen ungeschützten Bauch! Attacke, Finte, Drehung der Angriffsrichtung, Schlag auf die ungeschützte Stelle des Gegners.
Zufrieden mit sich selbst wandte er seinen Blick den beiden silbrigen Klingen in seinen Händen zu.
Tod und Verderben!
So hatte er sie getauft und genau das würden sie unter seinen Feinden verbreiten. Sein von den Furchen des Alters freies Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an, als er an die abfällige Art und Weise dachte, mit der sich der Alte von gestern Abend über sie ausgelassen hatte. Die lächerlichsten Namen für Schwerter, die er je in seinem Leben gehört hatte, hatte er gespottet und ohne innezuhalten gleich ausgeführt, dass kein Mensch vernünftig mit zwei so großen Klingen gleichzeitig kämpfen könnte. Sie wären zu schwer und bräuchten außerdem jede für sich zu viel Aufmerksamkeit und so konnte man keiner der beiden wirklich gerecht werden.
„Was weiß der schon von einem Kampf!“, redete sich Franz zu, obwohl er zugeben musste, dass der Alte durchaus wie ein Veteran früherer Kämpfe und nicht wie der einbeinige Krüppel gewirkt hatte, der er nun war. Er spuckte in den Matsch vor sich, setzte den Helm auf und sah sich um. Unter ihm, am Fuße des Hügels auf dem er stand, lag eine Stadt oder besser gesagt die Überreste einer solchen. Die ehemals stolze Ansiedlung war kaum mehr als ein Schatten ihres früheren Glanzes. Rußgeschwärzte, halb verfallene Ruinen erstreckten sich über den ganzen Horizont. Umgestürzte Bäume, zerbrochene Fenster und Straßen, die von gewaltigen Kräften aus dem Erdinneren buchstäblich entzwei gerissen worden waren, boten sich dem Krieger, wohin er auch blickte. Obwohl die Stadt augenscheinlich tot war, wehte der Wind eine Fülle von Geräuschen zu ihm hinüber. Seltsame stöhnende Stimmen, das Knarren von alten Bäumen im Wind, die Schreie von allen möglichen Arten von Tieren und ein verheißungsvolles Flüstern. Franz hatte das Gefühl, als würden die flüsternden Worte ihm schmeicheln wollen, doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nichts Genaues verstehen.
Als er sich den Hügel hinab in Bewegung setzte, ging der Regen in einen leichten Nieselregen über und nicht weit von sich entfernt sah Franz Helmut vorrücken, der auf einem weiteren Weg in das Innere der Stadt eindringen würde. Nach kurzer Zeit erreichte er die ersten Häuser und betrat vorsichtig die Stadt. Der andauernde Regen hatte den Ruß der Häuser an einigen Stellen abgewaschen und die Spuren, die er dabei hinterlassen hatte, wirkten auf Franz, als ob sogar die Häuser hier ihr Dasein bekümmerte und zum Weinen brachte.
Er verwarf den Gedanken und spähte durch die engen Sehschlitze seines Helmes die Straße vor ihm hinunter. Noch ließen sich keinerlei besondere Vorkommnisse ausmachen, doch Franz war gewarnt. Zu viele hatten ihm versichert, dass an diesem Ort hinter jeder Ecke Gefahr lauerte. Wie um diese Tatsache zu unterstreichen, erklang plötzlich schauerliches Wolfsgeheul, oder mochte es gar etwas anderes, schlimmeres sein? Es irritierte ihn, dass er die Quelle des Geräuschs nicht wirklich ausmachen konnte, zunächst erklang es so, als ob es aus seinem Rücken kam, doch als er sich umdrehte erklang das Geräusch wiederum aus seinem Rücken. Wohin er sich auch wendete, das Geheul schien von überall und nirgends zu kommen, bis es mit einem Mal abbrach und nur noch das Rauschen des Windes dumpf an sein Ohr drang. Er seufzte. Ging die Warterei schon wieder von vorne los?
Die Warterei!
Viel zu lange hatte sie schon angedauert! Es schien ihm bereits eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit er sich den „Marienburger Glanzlichtern“ angeschlossen hatte, um seine alte, langweilige Existenz gegen ein Leben voller Kampf, Heldenmut und Abenteuer einzutauschen, für das er sich geboren fühlte. Für seinen Geschmack hatte sich jedoch viel zu wenig verändert.
Die Reise zu ihrem Ziel war ereignislos verlaufen und endlich angekommen hatte ihr Hauptmann nichts Besseres zu tun gehabt, als volle 3 Wochen in den Lagern vor der Stadt zu versauern. Franz hatte jeden einzelnen Moment gehasst, all diese dahinvegetierenden Gestalten, diese hoffnungslosen Kreaturen, die in den vorortartigen Lagern ein trostloses Dasein fristeten, hatten ihn angeekelt. Er war gekommen, um Monster zu erschlagen, Bösewichte zu jagen und Brocken des verfluchten Steins zu finden, nicht um sich mit heruntergekommenen Kreaturen abzugeben. Der Einbeinige von gestern Abend aber, er war der schlimmste von allen gewesen!
Nur missmutig hatte sich Franz von den anderen Mitgliedern der Bande zu dem Besuch des Kneipenzelts überreden lassen und das Zusammentreffen mit dem Alten, der sich ihnen als Veteran der früheren Tage vorgestellt hatte, hatte dem eh schon verkommenen Abend schließlich die Krone aufgesetzt. Der Veteran war ein von Paranoia geplagten Nörgler der übelsten Sorte, der ständig nur davon berichtete, wie viel besser es früher gewesen war. Hatte er mal nichts dergleichen zu erwähnen, hatte er sich Franz als Opfer ausgesucht und ständig etwas an ihm auszusetzen gehabt.
Nur zu gut erinnerte sich dieser an die nervenden Ratschläge des alten Kriegers:
„Du trägst zu viele unnütze Sachen mit dir herum, mein Freund, das taugt doch alles nichts. Du bist damit zu unbeweglich, zu steif, damit entkommst du keiner Gefahr, wenn es drauf ankommt. Außerdem erwischt dich doch so jede kleine Ratte! Lass mich dir einen Rat geben, der auf langer Erfahrung in diesem verkommenen Loch beruht, hör auf den alten Beppo, du wirst es nicht bereuen!“
Erneut wallte Zorn in Franz auf, als er an die Sprüche des abgetakelten Recken denken musste. Er hätte ihm seine vorlaute Zunge herausprügeln sollen, doch Mitleid hatte seine Hand zurückgehalten, was war diesem entstellten und verkrüppelten Kerl denn noch geblieben? Sich wieder auf die Gegenwart konzentrierend, hielt Franz einen kurzen Moment inne und lauschte. Außer dem allgegenwärtigen Gemisch aus verstörenden Geräuschen konnte er nichts ausmachen und so spähte er vorsichtig über eine verfallene Mauer, hinter der er Deckung gesucht hatte. Doch da war nichts, gar nichts. Etwas frustriert sprang er mit einem Kriegsschrei auf den Lippen über die Mauer. Doch kein bis dato verborgener Feind trat hervor und stellte sich dem Jüngling. Das einzige, was er mit seiner Tat erreichte, war dass die Mauer hinter ihm mit einem leichten Gepolter in sich zusammenfiel. „Wenn es hier irgendjemand mit mir aufnehmen will, dann komme er gefälligst hervor und stelle sich wie ein Mann, bei Sigmar!“. Sein Ruf verhallte unbeantwortet und wurde schon bald von dem allgegenwärtigen Wispern des Windes überlagert.
Doch dann hörte er es. Dumpf klang das Geräusch von rutschenden Gegenständen von oben rechts an sein Ohr, dann hörte er den ersten Aufprall. Er wirbelte herum und streckte „Verderben“ in Erwartung einer Attacke vor. Über ihm, im ersten Stock eines Gemäuers ganz in seiner Nähe, bemerkte er eine kleine Staubwolke. Sie stammte von einigen rußverschmierten Ziegeln, die sich vom Dach gelöst hatten und nun krachend aufschlugen. Leider jedoch verursachte die Bewegung der ehemals roten Schindeln kein dort verborgener Gegner, sondern nur eine Krähe, die er wohl mit seinem Schrei aufgeschreckt hatte. Verärgert schrie er dem Vogel einen Fluch hinterher und richtete seinen Blick wieder auf den Weg der vor ihm lag.
Die Straße verlief von seiner Position aus mehrere hundert Schritt weit schnurgerade, bevor sie in einem weiten Platz mit einem Brunnen endete. Der Kopf des Jünglings bewegte sich aufmerksam zwischen beiden Seiten der Straße hin und her, als er die Strecke nach Möglichkeiten für einen Hinterhalt absuchte. Mit einem grimmigen Lächeln auf dem Gesicht sprach er leise zu sich: „Hier hast du vielleicht sogar einmal recht gehabt, du alter Bastard!“
„Und dann dein Helm, was glaubst du dass du bist? Ein Ritter? Ein Held? Oder doch nur ein Narr, wie all die anderen vor dir? Ich sage dir, er schränkt deine Sicht viel zu sehr ein. Du kriegst nicht mit, was neben oder hinter dir passiert und hören wirst du wahrscheinlich auch nur dumpfes Zeug, wenn du das Ding aufhast. Dazu noch dieser rote Schweif obendrauf, was willst du beweisen und wie willst du dich damit hinter einer Mauer verstecken?“
„Es geht nicht ums verstecken, es geht um den Kampf!“, sprach Franz leise zu sich selbst, als er vorsichtig weiterschlich. „Du hättest auch ganz gut daran getan, deinen Kopf etwas zu schützen“, flüsterte er weiter und erinnerte sich an die tiefe Narbe, die sich quer über das Gesicht des Veteranen gezogen hatte. „Was bringt es dir, wenn du mitkriegst, dass in deinem Rücken etwas passiert, du aber nicht über ausreichenden Schutz verfügst, um dagegen gewappnet zu sein?“ Je mehr er darüber nachdachte, desto lächerlicher kamen ihm die Argumente des Alten vor, er würde ihm beweisen, dass seine Ratschläge unnötig, ja unnütz, waren. Es galt, diesem vorlauten Wicht zu zeigen, was es heißt, ein wahrer Krieger zu sein.
Das Krächzen von aufgescheuchten Krähen holte ihn kurzzeitig aus seinen Gedanken, mittlerweile hatte er das Ende der Straße und den Platz erreicht und noch immer war nichts geschehen. Aus einer zweiten Straße etwas weiter rechts kommend sah er Helmut, der die großen schwarzen Tiere aufgeschreckt zu haben schien.
„Frischling!“
So hatte ihn der Veteran genannt, doch er lag falsch. Franz war vorbereitet auf das, was vor ihm lag, Helmut dagegen, der war wirklich ein Frischling! „Kaum 16 Jahre alt, aber schon den großen Abenteurer spielen wollen!“ Franz grinste: „Und schon bin ich der nörgelnde Alte!“
Kurz verständigte er sich mit Helmut per Handzeichen über ihr weiteres Vorgehen und wandte sich kurz um. Wie besprochen bemerkte er den Rest der Bande, die den beiden als Späher auserkorenen Jünglingen folgten. Dann wandte er sich nach links und überquerte den Platz. Der Schlamm gab seine Stiefel nur wiederstrebend und mit einem schmatzenden Geräusch frei und ein helles Klirren erklang, wenn seine Habseligkeiten gegen das Metall seiner Rüstung schlugen. Obwohl das Geräusch leise war, konnte man es deutlich vernehmen, da es sich stark von dem tiefen Grollen abhob, das in der Ferne von Wetterumschwung kündete. Schritt für Schritt näherte er sich einer von dem Platz abzweigenden Straße.
Vorsichtig lugte er um die Ecke und zuckte augenblicklich zurück. Doch es war nur die tiefstehende Sonne, die seine bereits an das Dämmerlich gewohnten Augen geblendet hatte. Als er sich an das Licht gewöhnt hatte, konnte er wiederum keinerlei feindliche Aktivitäten erkennen. Genervt steckte er „Tod“ zurück in seine Scheide. Er gestand es sich nur ungern ein, aber die Klinge war auf die Dauer doch ganz schön schwer geworden. Vorsichtig tastete er sich weiter, spähte in eine abzweigende Straße und sehnte die Gefahr, oder einfach dass etwas passieren würde, herbei. Doch so sehr ihn alle vor ihr gewarnt hatten, sie hatten übertrieben. So gefährlich wie sie meinten, war diese Stadt einfach nicht. Eigentlich war sie sogar überhaupt nicht gefährlich, sie war einfach nur eine fast vollständig zerstörte Stadt, die Tag für Tag weiter auseinanderfiel. Er ließ seine Vorsicht fahren und trat um die nächste Ecke.
Mit einem Mal stockte ihm der Atem. Etwas links von ihm erhob sich eine Wand aus Ziegelsteinen, mit der augenscheinlich etwas nicht stimmte. Einige Handbreit über seinem Kopf gelegen schälte sich ein riesiges Gesicht aus der Wand. Es schien, als ob der Besitzer einen gewaltigen Schrei ausgestoßen hatte und sein aufgerissenes Maul auf ewig in Stein festgehalten wurde. Fasziniert trat Franz näher heran und betrachtete die Abnormalität genauer. Deutlich konnte er einzelne Zähne erkennen, kräftige Kiefermuskeln, die den Mund zum Bersten weit aufrissen und sogar den Ansatz einer Zunge. Die Wangenknochen und Augen, sowie die Stirn waren dagegen nur andeutungsweise zu erkennen. Er streckte die Hand aus und ließ sie über die aus der Wand hervortretenden Strukturen wandern. Der Stein fühlte sich ungewöhnlich warm für die fortgeschrittene Jahreszeit an und Franz hatte das Gefühl, als ob das Gestein seine Hand festhalten, ihn zu sich ziehen und mit ihm verschmelzen wollte.
Nur mit Mühe riss Franz sich los und betrachtete verwirrt seine Hand. Dieses steinerne Maul fesselte den jungen Menschen auf eine ihm bisher völlig unbekannte Art und Weise. Er konnte gar nicht anders, als völlig gebannt zu ihm hinaufzustarren und sich zu fragen, was hier wohl passiert sein mochte. „Wie der Schrei wohl geklungen haben musste, der nunmehr still, für alle Ewigkeit in Stein gebannt, nur noch mit den Augen erkennbar war?“, waren seine Gedanken und plötzlich bemerkte er instinktiv, dass hier etwas nicht stimmte:
Es war die Stille!
Seit er die Stadt betreten hatte, waren stets Geräusche um ihn herum gewesen, hatten ihn aufgeschreckt, seine Aufmerksamkeit erregt und auf bestimmte Dinge oder Ereignisse gelenkt. Hier aber ertönte nichts, sogar weniger als nichts, alle Geräusche schienen mit einem Mal verstummt, verschluckt und aufgesogen. Mit einer flüssigen Bewegung riss er „Tod“ wieder aus seinem Gürtel, fuhr herum und musterte eingehend die Umgebung. Vorsichtig tastend wich er zurück, bis er die schützende Mauer direkt hinter sich wusste.
Da zerriss ein krachendes Geräusch die Stille und ließ den Jüngling erneut herumfahren. Angstgeweitet blieb sein Blick auf der riesigen steinernen Fratze hängen und unfähig sich zu bewegen, sah Franz wie sich das Maul nach vorne beugte, um ihn buchstäblich zu verschlingen. Dann presste der Aufprall der Mauer ihm alle Luft aus den Lungen und ihm wurde kurzzeitig schwarz vor Augen.
Sekunden später kam er wieder zu sich, gefangen in den verbeulten Überresten seiner Rüstung und begraben unter einem Haufen von rußgeschwärzter Ziegel, drangen primitive Worte bis in sein steinernes Gefängnis vor.
“Ich Söldner, ich kämpfen wollen für Essen! Für Essen und für Geld!” Steine kullerten umher oder zerbarsten knirschend, unter den Füßen einer schweren Kreatur, die sich ihren Weg über die Reste der Mauer bahnte, die sie soeben zu Fall gebracht hatte.
Aus dem rechten Sehschlitz seines Helmes gelang es Franz einen Blick auf den Oger zu werfen, der auf ihn zustapfte. Er versuchte sich aus der Umklammerung der Steine zu befreien, doch es half nichts. Wehrlos am Boden gefesselt, sah er den gewaltigen Fuß des Wesens auf sich niederfahren und ein letztes Mal erinnerte er sich an die Worte des Veteranen vom vorherigen Abend.
„Vergiss eines nicht, mein Junge! Diese Stadt ist kein Vergnügen, sie ist kein Abenteuer! Diese Stadt ist Mortheim, die Stadt der Verdammten, und Frischlinge wie dich verspeist sie zum Frühstück!”
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf zu großen Taten:
Nette Geschichte mit allzu ersichtlichem Twist am Ende. Eigentlich kann man nicht viel mehr dazu sagen (außer, dass ein oder zwei Absätze dem Ganzen wirklich gut getan hätten) – solides Machwerk ohne sonderlichen Höhen oder Tiefen und mit sehr starker Zentrierung auf einen einzelnen Charakter. Kann man so oder gekürzt sicher in einem Mortheim-Regelbuch unterbringen.
Macht drei Punkte.
 
Servus,

Hochmut kommt vor dem Fall. Dieses Sprichwort spiegelt die Geschichte sehr genau wieder. Der Protagonist, welcher auf dem Weg ist, es sich und der Welt zu beweisen, und doch nur seine Unfähigkeit klarstellt.

Obwohl es absehbar war, das der Jüngling nicht allzu lange leben wird, war der Weg dorthin sehr stimmig.

Handwerklich gut geschrieben, mit einigen Spannungsbögen. Ich tendiere zu 3-4 Punkten.

Grüsse

Ludin
 
Bereits nach wenigen Absätzen wird dem geneigten Leser klar, dass dieser Jüngling sein Abenteuer nicht überleben wird. Dennoch ist der Weg zum unvermeidlichen Ende gut geschrieben und es wird eine stimmige Atmosphäre erzeugt. Schön ist am Rande bemerkt auch, dass hier mit Mortheim ein Spielsystem bedacht wurde, dem leider nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wird. Der Charakter unseres jungen Kriegers ist so gut ausgebaut, wie dies im Rahmen einer Kurzgeschichte möglich ist, seine Überheblichkeit, sein jugendlicher Leichtsinn glaubwürdig geschildert. Auch sein verbitterter, alter Ratgeber kommt glaubwürdig rüber und dessen Ratschläge machen Sinn.

So weit so gut, was jedoch leider fehlt ist eine tiefgreifendere Spannung oder ein wirklich überraschendes Element. Dem Autor ist es zwar gelungen, meine Neugier zu wecken, jedoch nicht, bis zum Ende einen starken Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Schön waren jedoch einige Momente, die zum Schmunzeln angeregt haben, wie z.B. die zusammenfallende Mauer.

4 Punkte dürften angemessen sein.
 
Diese Geschichte gefällt mir sehr gut. Sie enthält Charaktere, die meist nachvollziehbar handeln, auch wenn eine Söldnertruppe, die ihre Unerfahrensten zum Erkunden vorausschickt äußerst zynisch anmutet. Dies ist aber trotzdem begründbar, ohne im Text Erwähnung finden zu müssen.
Ganz so vorhersehbar wie Rabenfeder und Blackorc es empfinden sehe ich das Schicksal des Jungen nicht. Trotzdem springt nicht der zündende Funke über. Die Geschichte fesselt. Aber eben nicht herausragend.
Hier noch ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Wenn man sich umsieht und einen Helm mit schmalen Augenschlitzen hat, sollte man sich umsehen bevor man diesen aufsetzt. Andersrum, wie hier, erscheint mir unlogisch.

„Wenn es hier irgendjemand mit mir aufnehmen will, dann komme er gefälligst hervor und sich stelle sich wie ein Mann, bei Sigmar!“
Ein "sich" zuviel. Und kurz vorher erscheint mir der Ausdruck: "die vorlaute Zunge herausprügeln" ungeschickt gewählt.

Dass Helmut Vögel aufscheucht, wobei Franz kurz zuvor Mauern einebnet und Kampfschreie sowie wüste Flüche von sich gibt, wäre sicher eine Erwähnung wert, wie Helmut es fertig bringt noch lauter zu sein. Dass die Vögel abgestumpft sind kann gut sein, aber nicht so sehr.

„Wie der Schrei wohl geklungen haben musste, der nunmehr still, für alle Ewigkeit in Stein gebannt, nur noch mit den Augen erkennbar war?“
Klingt etwas zu poetisch im Vergleich zu den anderen Äußerungen und Gedankengänge von Franz. Und ein kleiner Tempusfehler.


Abschließendes Urteil gibt es erst wenn ich die anderen Geschichten ebenfalls gelesen habe. Bisher vergebe ich hier gerne 4 Punkte, wobei 5 durchaus noch drin sein können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mir hier fehlt ist ein richtiger Kern. Das Ende ist irgendwie unbefriedigend. Rums und dann trampelt ihn ein Oger tot - Mortheim hin oder her, das finde ich schon schwach für den doch recht guten Aufbau mit den Rückerinnerungen, die natürlich schon früh suggerieren, dass der Typ weniger ist, als er sein will.

Nett - mehr auch nicht. Malus für maues Ende - da wäre ein kleiner Kampf schon nett gewesen.
 
In sich stimmige Mortheim-Geschichte, auch wenn das Ende schon früh absehbar ist. Hätte der Jüngling das ganze durch Zufall/Glück/Eingreifen seiner Kameraden überlebt und trotzdem seine Lektion gelernt wäre das Finale überaschender gewesen und ich hätte mich wohl zu 5 Punkten hinreissen lassen. So wartet man eigentlich die ganze Zeit darauf wann er denn nun stirbt, auch wenn der weg dahin spannend geschrieben ist.

Tendenz: 4 Punkte
 
Eine wirklich gelunge Geschichte. Die Charaktere werden hervorragend beschrieben und so kann man sich den jungen, übermütigen Protagonisten sehr gut vorstellen. Auch wie er trotzig da steht während der alte Veteran ihn als Blender verspottet. Ein tolles Setting. kein Wunder das es den Jüngling noch eine Weile beschäftigt, er immer wieder daran zurück denkt und die Äusserungen des Alten im Gedanken pariert. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich auf- und ausgebaut. Und so wie der Hauptcharackter dem Warten auf den Kampf immer überdrüssiger wird eilt der Leser dem unzweifelhaft schlimmen Ende von diesem entgegen. Sprachlich auf hohem Niveau hat diese Erzählung locker 4 bis 5 Punkte verdient.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, ich habe die Geschichte jetzt zum zweiten Mal gelesen und denke, ich kann nun auch eine Bewertung dazu abgeben.

Also ehrlich gesagt finde ich es ziemlich schwierig, diesen Text fair einzuordnen. Auf der einen Seite überzeugt er mit einem durchaus guten Schreibstil, schönen Formulierungen und ruhigen Beschreibungen, auf der anderen Seite fehlt mir irgendwie der Inhalt. Die Handlung plätschert so ein bisschen vor sich hin, dreht sich größtenteils um die Gedanken des Protagonisten und beschreibt ansonsten, wie er durch die Stadt schleicht. Spannung fehlt hier völlig.

Aber ich denke, ich gehe mal ein bisschen strukturiert vor.

Also sprachlich braucht sich diese Geschichte definitiv nicht zu verstecken. Der Stil ist nicht makellos, aber zeugt durchaus von Erfahrung und Talent. Das einzige, was ich hier zu meckern habe, sind ein paar zu verschachtelte Sätze, ein paar Wortwiederholungen und ein paar holprige Formulierungen, aber das ist Kritik auf hohem Niveau.
Was ich vielleicht ankreiden sollte, ist aber, dass der Autor sich vielleicht zu sehr bemüht hat, möglichst stilvolle Formulierungen zu verwenden. Einige Stellen wirken ein bisschen sehr gezwungen und hinterlassen den Eindruck, als würde der Autor dort versuchen, Atmosphäre durch kunstvolle Sprache aufzubauen, sich dabei aber vielleicht ein bisschen übernehmen.

Hier zum Beispiel:
Leider jedoch verursachte die Bewegung der ehemals roten Schindeln kein dort verborgener Gegner, sondern nur eine Krähe, die er wohl mit seinem Schrei aufgeschreckt hatte.

Der Satz ist sprachlich völlig in Ordnung, wirkt aber unnötig verworren.
Mein Tipp an der Stelle: Einfach du selbst sein. Schreib, wie es dir in den Sinn kommt, auch wenn du vielleicht denkst, dass das zu einfach ist. Manchmal ist weniger mehr.

„Wie der Schrei wohl geklungen haben musste, der nunmehr still, für alle Ewigkeit in Stein gebannt, nur noch mit den Augen erkennbar war?
Die Stelle wurde ja schonmal angesprochen. Also wer so poetisch denkt, hat als Krieger vermutlich den Beruf verfehlt. Die Formulierung ist wirklich schön und eigentlich verdient der Autor ein großes Lob dafür, aber in der Verwendung passt sie einfach nicht.

Die Charaktere gefallen mir bei dieser Geschichte durchaus. Sowohl der Alte, der hier nun nicht aktiv auftritt, aber dennoch eine wichtige Rolle spielt, als auch der gute Franz sind gut beschrieben und wirken größtenteils überzeugend. Hier liegt auch definitiv die Stärke der Geschichte, denke ich, denn sie rückt den Hauptcharakter ja sehr in den Mittelpunkt. Leider macht dieser eigentlich keinerlei Entwicklung durch, was angesichts dieser Konzentration und des Umfangs seiner Gedankenwiedergabe zu erwarten gewesen wäre. Zumindest keine wirklich nachvollziehbare.

Und damit kommen wir auch schon zur Schwäche der Geschichte, nämlich dem Inhalt und dessen Unschlüssigkeiten.
Es fängt schon mit der Linie an. Weshalb zeichnet er irgendwo eine Linie in den Dreck und meint, danach gäbe es kein Zurück mehr? Soweit ich das verstanden habe, hat er sich ja schon ein paar Wochen vorher für das Leben eines Kriegers entschieden und ist von zu Hause weggegangen. Da würde das passen. Auch an der Grenze der Stadt so einen Schritt zu setzen, wäre vielleicht noch nachvollziehbar, aber einfach so im Nirgendwo? Ne, gefällt mir nicht.
Weiter geht es mit dem Spähen an sich. Wenn er als Späher eingesetzt wird, dann sollte er eigentlich wissen (und dumm kommt er mir eigentlich nicht vor, nur unerfahren), dass Schleichen und Kriegsschreie einfach nicht zusammen gehen 😉 "Bei Sigma" brüllen und gleichzeitig halbwegs verborgen vorrücken, gehen einfach nicht zusammen.
Dass es nicht gerade sinnvoll ist, die beiden unerfahrensten Mitglieder der "Bande" als Späher einzusetzen, wurde ja bereits erwähnt. Dass die Bande dann auch noch direkt hinter den beiden auftaucht, als die sich wiedertreffen, zeigt allerdings, dass die den Sinn von Spähern auch nicht so ganz verstanden haben.
Und wieso bitte verständigt man sich per Handzeichen, nachdem man vorher wilde Kriegsschreie ausgestoßen und sich außerdem noch unterhalten hat?
„Frischling!“
So hatte ihn der Veteran genannt, doch er lag falsch. Franz war vorbereitet auf das, was vor ihm lag, Helmut dagegen, der war wirklich ein Frischling! „Kaum 16 Jahre alt, aber schon den großen Abenteurer spielen wollen!“ Franz grinste: „Und schon bin ich der nörgelnde Alte!“Kurz verständigte er sich mit Helmut per Handzeichen über ihr weiteres Vorgehen und wandte sich kurz um. Wie besprochen bemerkte er den Rest der Bande, die den beiden als Späher auserkorenen Jünglingen folgten.

also diese paar Zeilen ruinieren die Geschichte in meinen Augen fast völlig. Erstmal kann ich nicht nachvollziehen, wer wann spricht. Falls Franz ausschließlich mit sich selbst spricht, hätte man das mal erwähnen müssen. Ist so nicht sicher aus dem Text zu entnehmen, sondern nur dadurch, dass alles andere noch weniger Sinn ergibt. Zumal das erste mit dem Ausrufezeichen wie ein Ruf wirkt.

Und dann bleibt natürlich noch die Frage, wieso sie überhaupt Späher brauchen, wenn die Stadt doch wie tot, angeblich aber verfluch ist. Da wären kleine Gruppen doch sinnvoller als einzelnde Männer. Vor allem, wenn die Bande gleich hintendreinkommt, statt außerhalb der Stadt auf den Bericht der Späher zu warten.

Das Ende mit dem Oger weiß mir auch nicht so ganz zu gefallen. Dass der Junge ohne Kampf stirbt, geht in Ordnung, aber ist das Verhalten für einen Oger normal? Regungslos dastehen und Mauer spielen, während ein Mensch in seinem Gesicht rumtatscht? Wozu überhaupt? Einfach draufhauen hätts doch auch getan. Außerdem setzt diese Art der Tarnung ja voraus, dass der Oger von der Annäherung von Franz wusste. Gut, aufgrund dessen scheppernder Ausrüstung erklärbar, aber für einen Oger, der nur ein bisschen war zum Fressen will, doch erstaunlich umständliches Denken.

Was dessen Satz dann eigentlich für eine Aussage haben sollte, verschließt sich mir völlig. Ist er jetzt sauer, weil er nicht kämpfen muss, bevor er Franz essen kann? Das widerspricht aber dem vorherigen Tarnverhalten. Wieso überhaupt "der auf ihn zustapfte"? Ich dachte, der steht direkt über ihm?

Vielleicht stelle ich einfach zu viele Fragen, aber das ist so das, was mir beim Lesen negativ aufgefallen ist und was mir den Gesamteindruck doch ziemlich trübt.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Autor während des Schreibens noch sehr viele Ideen hatte, die er gerne einbauen wollte, die dann aber leider nicht immer in den restlichen Text passten. Bzw. das vorher geschriebene wurde nicht entsprechend angepasst.

Nun dann:
Fazit: Eine sprachlich gelungene Geschichte mit erfrischend simpler Grundidee, die leider sowohl an der zu starken Konzentration auf die Charakterdarstellung und des daraus resultierenden Mangels an Handlung und Spannung als auch an diversen Unstimmigkeiten und Logikbrücken krankt.
Hier vergebe ich gerne 4 Punkte, aber mehr sind leider nicht drin.
 
[...], aber ist das Verhalten für einen Oger normal? Regungslos dastehen und Mauer spielen, während ein Mensch in seinem Gesicht rumtatscht? Wozu überhaupt? Einfach draufhauen hätts doch auch getan. Außerdem setzt diese Art der Tarnung ja voraus, dass der Oger von der Annäherung von Franz wusste. Gut, aufgrund dessen scheppernder Ausrüstung erklärbar, aber für einen Oger, der nur ein bisschen war zum Fressen will, doch erstaunlich umständliches Denken.[...]

Ich bin davon ausgegangen, dass die Fratze in der Mauer einer der damaligen Bewohner aus den Zeiten des Einschlages ist, der nun, was nicht selten vorkam, mit der Mauer verschmolzen ist. Es gibt derlei Merkwürdigkeiten in Mortheim zuhauf. Von Blut weinenden Statuen, aggresivem Gras, bis zu Blasen schlagenden eigentlich festen Oberflächen, etc. Von umherwandernden Chaosbruten und anderem Gesocks mal abgesehen.
Der Oger hatte auf der anderen Seite der Mauer wohl auf Franz gewartet. Und als dessen Federbusch über die Mauer lugte (was man sich hier denken muss, aber vorher vom Alten angekreidet wurde) schiebt sich der Fleischberg einfach durchs Gemäuer. Einfache Mahlzeitbeschaffung.
 
Ich bin davon ausgegangen, dass die Fratze in der Mauer einer der damaligen Bewohner aus den Zeiten des Einschlages ist, der nun, was nicht selten vorkam, mit der Mauer verschmolzen ist. Es gibt derlei Merkwürdigkeiten in Mortheim zuhauf. Von Blut weinenden Statuen, aggresivem Gras, bis zu Blasen schlagenden eigentlich festen Oberflächen, etc. Von umherwandernden Chaosbruten und anderem Gesocks mal abgesehen.

ok, das kann natürlich auch sein. Wirkte auf mich an der Stelle aber halt eher, als wäre das der Oger selbst, gerade weil der "Stein" ja auch als wam beschrieben wurde.
Ist auch schon komisch, dass Franz genau an der Stelle, an der er zum ersten Mal etwas wirklich Merkwürdiges in der Stadt entdeckt, gleich vom Oger überfallen wird. Gut, vermutlich ist das wortlimit auch mit schuld, aber gefällt mir halt nicht so recht.
 
Wie immer unbeeinflusst jeglicher Vorktitik

Es wird bald klar, dass es sich um Mortheim handelt oder handeln müsste. Gibt ja noch andere zerstörte Städte in der Warahmmer-Welt und notfalls lässt sich eine erfinden. Dennoch hoffte ich inbrünftig, dass das Wort endlich iwann fällt und mir die Tatsache vor Augen führt, dass ich eine Morthim-Geschichte lese^^
Klug vom Autoren sich das bis zum Schluß aufzuheben.

Der Charakter gefällt mir, gerade weil er durch seine inneren Konflikte in der Argrumentation des Alten so detailreich beschrieben ist. Es ist interessant wie der junge eitle Bursche sich immer wieder dabei ertappt, dass der Alte doch Recht hat.

Die Abenteuerlust, der Frust und der fehlende Mangel an Respekt vor der Gefahr lassen aber schnell durchsickern, dass dies kein gutes Ende nimmt... nicht in Mortheim! Nur leider dauert es insgesamt etwas zu lang bis mal wirklich etwas passiert. Der Autor bedient sich zu oft der Irrtümer, in denen sein Hauptcharakter einen Feind zu erblicken glaubt... Schatten, Geheul, Sonne, Krähen.
Das ist wie in einem Horrorfilm (Paradebeispiel Scream), in denen ein Schockmoment das Schlimmste ahnen lässt, nur dass es sich als Irrtum (=Teenie-Scherz) herausstellt, nur um sich wiederum doch als das Schlimmste herauszustellen.

Das Ende war dann zwar nicht überraschend, aber die Art in Verbindung mit dem Zitat des Alten war dann mein Highlight in der Story... und weil es eben ganz zum Schluss war, bleibt der positive Eindruck... (man vergleiche "Nordwesttribüne 42Delta")

Jedoch sind mir zwei Ungereimtheiten aufgefallen...

1. Warum ist es plötzlich still?
- Wie ich es verstanden habe, enstand die Geräuschkullisse durch Wind, Tiere etc. aus allen Richtungen. Da es plötzlich still war, hatte ich ein magisches "Ende" erwartet. Dass es aber ein nur allzu weltlicher Oger ist, der eine Mauer einstürzen lässt erklärt das Phänomen nicht.
Der stilistische Gebrauch von Geräuschen wurde hier eingesetzt, nur um eine ungerechtfertigte, spannendere Atmosphäre zu schaffen.

2. Mit wem redet der Oger? Stellt er sich seinem Opfer vor?
- Ich muss zugeben, ich hab die Beschreibung des großen Schlundes nicht gleich als diesen erkannt. Erst der Oger half mir auf die Sprünge... was dann auch perfekt zu der metaphorischen treffenden Aussage des Alten passte.
Ein Oger mag dumm sein und mit sich selbst reden, daher passt es auch ihn sich einen kurzen Monolog vorstellen zu lassen, aber ich hätte ich einen anderen Text gewählt; etwas ganz simples wie zB. "Endlich Fressen"
(Der Autor soll es mir nicht krumm nehmen, wenn ich ihm andere Worte versuche unterzuschieben 😉 )


Fazit:
Der Detailreichtum der Atmosphäre weiß zu gefallen; ebenso der Konflikt mit den Erinnerungen an den Alten und der großartige Schluß auf den letzten Zeilen.
Nur die langgezogene Nichts-Passiererei, in der Spannung aufgebaut werden soll, die aber eigtl nur genutzt wird, um den Charakter genug Zeit zum Entwickeln zu geben, plus die Ungereimtheiten, lassen mich diese Story im Mittelfeld ansiedeln.

Punkte gibs erst wenn ich alles durch habe... dann im Bewertungsthread.
 
So, da ich nicht viel Zeit habe, aber zumindest noch ein paar Kleinigkeiten erklären will, hier noch ein Statement meinerseits, allerdings ohne Zitate:

Ich hatte mich in dieser Geschichte bewusst dafür entschieden, keinerlei kämpferische Elemente einzubauen und mich stattdessen auf einen einzelnen Charakter zu beschränken. Abhängig von dem Leser scheint das sowohl gut, als auch schlecht angekommen zu sein, womit ich allerdings gerechnet hatte.

Die Sache mit den Spähern ist zugebebenermaßen vielleicht wirklich etwas schlecht ausgedrückt, da es so rüberkommt, als ob die Bande direkt hinter ihnen läuft. Das sollte mitnichten der Fall sein, stattdessen rücken sie einige hundert Meter hinter den beiden Neulingen vor, um notfalls eingreifen zu können. Vorrausspähen/Vorraustrupp wäre hier wohl der richtige Ansatz gewesen, mitnichten wollte ich eine Spähmission beschreiben, in der die beiden danach Meldung geben sollten. Warum man in Mortheim nicht ohne eine Ahnung zu haben vorpreschen sollte, war für mich allerdings so ersichtlich, dass ich nicht der Meinung war, dies nochmal erwähnen zu müssen...

Die Linie ist meiner Meinung nach nicht an der falschen Stelle gezogen, klar hat er sich früher schon für dieses Leben entschieden, als er sich den Söldnern angeschlossen hat, jedoch betritt er erst ab hier die wirklich gefährliche, entscheidende Zone. Den Ort wo er hingelangen wollte um die Abenteuer seiner Vorstellungen zu erleben. Er sagt ja selbst auch, dass die ganzen Geschehnisse die er zuvor erlebt hat (Lager, Reise nach Mortheim) noch nicht wirklich das waren, was er erhofft hatte. Aber nun steht er vor den wirklich gefährlichen (und reich machenden) Bereichen Mortheims, soviel Respekt hat er zu diesem Zeitpunkt durchaus vor der Stadt, dass er das nicht einfach abtut. Desweiteren war dies gerade die Entwicklung, die der Jüngling in der Geschichte durchmachen sollte, deren Fehlen Shoker bemängelt. Zu Beginn geht er vorsichtig, ja für sein Naturell übervorsichtig vor, denn aus den Rückblenden lässt sich ja erschließen, dass er eher zu viel, als zu wenig Selbstvertrauen besitzt! Mit der Zeit aber wird er dieser Vorsicht überdrüssig, es langweilt ihn und so ändert sich seine Vorgehensweise. Er legt den Respekt ab, sein Übermut und seine Unvorsichtigkeit kommen hervor und er will das Schicksal herausfordern! Er ist nun wieder der verträumte Leser oder Lauscher, der den Geschichten von Abenteuern und Heldentaten,. von Schönheit und Anmut etc. seine Aufmerksamkeit schenkt. So war auch die poetische Beschreibung des Schreis Ausdruck dieser Entwicklung, die aber anscheinend nicht wirklich rübergekommen ist. Muss allerdings zugeben, dass die Beschreibung des Schreis dann auch etwas zu krass kommt...

In der von Shoker zitierten Szene mit dem "Frischling", wird meiner Meinung nach ziemlich klar, wer spricht. -"Frischling". So hatte ihn der Veteran genannt!- sollte doch eigentlich klarstellen, von wem das nun kam, oder nicht? Die weiteren Gedankengänge lassen sich meiner Meinung nach wieder klar Franz zu ordnen, weshalb ich nicht ganz verstehe, wieso Shoker mit dieser Stelle solche Probleme hatte. Er denkt zuerst an diese Bezeichnung, wie ihn der Veteran abwertendend genannt hatte und danach kommt die Erklärung, wieso ihm gerade diese Ecke des GEspräches von gestern wieder in den Sinn kommt! Hoffe es ist nun etwas klarer geworden!

Dann die Sache mit dem Oger, die anscheinend leider nicht ganz klar rübergekommen ist. Der Oger ist mitnichten das Gesicht in der Mauer. Stattdessen wollte ich eine der verzerrten Seelen oder in Stein gebannte Dämonen darstellen, die wie "TheMadWarlock" schon ausgeführt hat, öfters in Mortheim vorkommen. Der Oger selbst wartet nicht auf den Jüngling, er ist auch nicht gekommen ihn zu fressen, er ist ganz einfach auf der Suche nach einer Bande von Söldnern, denen er seine Dienste anbieten kann (inspiriert von der zufälligen Begegnung: "Ein Ogersöldner stolziert die Straße herunter und bietet dir seine Dienste an", oder so ähnlich!). Im Nachhinein hätte ich die Sache mit der Stille nicht wirklich so schreiben sollen, da sie nicht richtig passt, ein Oger ist für Mortheim nicht wirklich was gefährliches und warum sollte der Wind und das Rauschen einem solch "stupiden" Wesen gehorchen!

Fast schon ein bisschen Schade finde ich, dass anscheinend keinem die Verknüpfung zwischen dem Zitat des Veteranen "Mortheim frisst Leute wie dich zum Frühstück" und der Tatsache, dass Franz im wahrsten Sinne des Wortes von der Stadt gefressen (zumindest "verschlungen" von einem riesigen Steinmaul) wird. Das hatte ich eigentlich als schönes Gimmick geplant, scheint aber nicht wirklich aufgefallen zu sein, oder hat es nur keiner erwähnt, weil es so offensichtlich war?

Abschließend noch zu Rabenfeder, das mit den Absätzen verzieht sich irgendwie jedesmal bei mir, muss das nächste Mal meinen Text kopiert mal hier im Forum "pre-posten", um sicherzugehen, dass es besser rüberkommt. Abschließend noch eine Frage an Shoker, wann haben denn die ersten Drei ihre Geschichten abgegeben, wenn sie die letzten waren, die bei dir eingetroffen sind? Meine ging ja erst um 23:56 ein, viel später geht ja eigentlich nicht mehr, auch wenn ich mich dann ja dem Triumvirat eigentlich nur anschließe (also in Sachen etwas unfertige Geschichte auf den letzten Drücker abgegeben...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf dein Statement hab ich noch gewartet 🙂

Also ich hab dein Gimmick verstanden 😉

Ich muss zugeben, ich hab die Beschreibung des großen Schlundes nicht gleich als diesen erkannt. Erst der Oger half mir auf die Sprünge... was dann auch perfekt zu der metaphorischen treffenden Aussage des Alten passte.

bin jetzt aber überrascht, dass es sich nicht um ein Symbol des großen Schlundes handelte, und dass sonst das ganze Ende ganz anders gedacht war als ich es verstanden habe. Das ist letztendlich sogar etwas enttäuschend für mich, da die eigtenliche Gefahr, die ich in dem Ende gesehen habe (worin ich die paar Sätze des Ogers auch nicht einordnen konnte), sich als ein dummer Zufall oder eben Pech heraustellt.

Dass die Mauer von selbst zusammenfällt, dann zufällig ein Oger auftaucht und mit irgendjemandem redet, obwohl er die einzige anwesende Person offensichlticherweise übersieht und daher zertritt... da hat mir meine Version der Falle eines Ogers in Form des großen Schlundes besser gefallen.

zum Trost... ich hatte keine Probleme irgendwelche Gedanken oder Zitate sonstwem zuzuordnen 😉
 
Abschließend noch eine Frage an Shoker, wann haben denn die ersten Drei ihre Geschichten abgegeben, wenn sie die letzten waren, die bei dir eingetroffen sind? Meine ging ja erst um 23:56 ein, viel später geht ja eigentlich nicht mehr, auch wenn ich mich dann ja dem Triumvirat eigentlich nur anschließe (also in Sachen etwas unfertige Geschichte auf den letzten Drücker abgegeben...)
ich entschuldige mich für die Falschaussage, ich hab vorher nicht nachgeguckt. Deine Geschichte war die Vorletzte. Daran hab ich mich bloß nicht mehr erinnert, weil ich mit Rabenfeder und Blackorc sowieso in Kontakt stand und das deshalb für mich interessanter war.
Rabenfeders kam Freitag abend, meine hab ich Samstag geschrieben und Blackorcs kam noch ein paar Minuten nach deiner.

In der von Shoker zitierten Szene mit dem "Frischling", wird meiner Meinung nach ziemlich klar, wer spricht. -"Frischling". So hatte ihn der Veteran genannt!- sollte doch eigentlich klarstellen, von wem das nun kam, oder nicht? Die weiteren Gedankengänge lassen sich meiner Meinung nach wieder klar Franz zu ordnen, weshalb ich nicht ganz verstehe, wieso Shoker mit dieser Stelle solche Probleme hatte. Er denkt zuerst an diese Bezeichnung, wie ihn der Veteran abwertendend genannt hatte und danach kommt die Erklärung, wieso ihm gerade diese Ecke des GEspräches von gestern wieder in den Sinn kommt! Hoffe es ist nun etwas klarer geworden!
jein. Also ich habe jetzt gesehen, dass das Wort kursiv war, und damit wird es klar. Ist an der Stelle aber trotzdem misslungen, weil es so aussieht, als würde einer der beiden jungen Männer rufen. Es sieht so nach wörtlicher Rede aus. Dass die Erklärung erst im Absatz darunter kommt, verstärkt den Eindruck, dass "Frischling" gerufen wird und Franz sich dann daran erinnert, dass der Alte ihn (auch) so genannt hatte.
Ich gebe zu, dass ich in meiner Aussage da vielleicht ein wenig überkritisch war, aber die Stelle hätte man trotzdem besser machen können.
Ich kann verstehen, was du damit meintest, aber ich kann nunmal nur das bewerten, was ich als Leser aus dem Text entnehmen kann. "Interpretation des Lesers" beeinhaltet meiner Meinung nach nicht das Enträtseln der Beschreibungen. Ich hab schon vermutet, dass es so sein sollte, wie du es eben beschrieben hast, aber das kam nunmal für mich nicht rüber.

Desweiteren war dies gerade die Entwicklung, die der Jüngling in der Geschichte durchmachen sollte, deren Fehlen Shoker bemängelt. Zu Beginn geht er vorsichtig, ja für sein Naturell übervorsichtig vor, denn aus den Rückblenden lässt sich ja erschließen, dass er eher zu viel, als zu wenig Selbstvertrauen besitzt! Mit der Zeit aber wird er dieser Vorsicht überdrüssig, es langweilt ihn und so ändert sich seine Vorgehensweise. Er legt den Respekt ab, sein Übermut und seine Unvorsichtigkeit kommen hervor und er will das Schicksal herausfordern! Er ist nun wieder der verträumte Leser oder Lauscher, der den Geschichten von Abenteuern und Heldentaten,. von Schönheit und Anmut etc. seine Aufmerksamkeit schenkt. So war auch die poetische Beschreibung des Schreis Ausdruck dieser Entwicklung, die aber anscheinend nicht wirklich rübergekommen ist. Muss allerdings zugeben, dass die Beschreibung des Schreis dann auch etwas zu krass kommt...
Ähm ... Langeweile und daraus resultierende Leichtsinnigkeit ist keine Charakterentwicklung. Und so richtig respektvoll/vorsichtig kam er mir am Anfang auch nicht vor. Tut mir leid, das ist natürlich alles sehr subjektiv und ich akzeptiere auch jede gegenteilige Meinung, aber das war mein Eindruck. Ich möchte betonen, dass ich deine Geschichte sogar zweimal gelesen habe, was nicht bei allen der Fall war.

Die Linie ist meiner Meinung nach nicht an der falschen Stelle gezogen, klar hat er sich früher schon für dieses Leben entschieden, als er sich den Söldnern angeschlossen hat, jedoch betritt er erst ab hier die wirklich gefährliche, entscheidende Zone. Den Ort wo er hingelangen wollte um die Abenteuer seiner Vorstellungen zu erleben. Er sagt ja selbst auch, dass die ganzen Geschehnisse die er zuvor erlebt hat (Lager, Reise nach Mortheim) noch nicht wirklich das waren, was er erhofft hatte. Aber nun steht er vor den wirklich gefährlichen (und reich machenden) Bereichen Mortheims, soviel Respekt hat er zu diesem Zeitpunkt durchaus vor der Stadt, dass er das nicht einfach abtut.
da stimme ich dir durchaus zu, bleibe aber bei der Behauptung, dass es dann doch durchaus passender gewesen wäre, die Linie beim Eintritt in die Stadt, beim Passieren der ersten Häuser also, zu überschreiten. Vielleicht hattest du das anders im Kopf, als ich es verstanden habe, aber ich konnte keinerlei besonderes Merkmal finden, das gerade diese Stelle jetzt zum Überschreiten von Linien prätestiniert.

Es kann natürlich auch sein, dass es für dich weniger eine so große Rolle spielt, wo genau diese Linie jetzt ist, hauptsache irgendwo kurz vor der Stadt, aber für mich gehört zu so einem Schritt im doppelten Sinne eine angemessene Kulisse. In Geschichten wirkt das dann auch einfach besser und eindrucksvoller.

Aber wie gesagt, es ist sehr subjektiv, und es tut mir leid, dass dich meine Kritik anscheinend besonders stört, aber ich kann nur immer wieder betonen: Ich gebe das wieder, was mir beim Lesen aufgefallen war. Ich bin nur ein armer Leser und auch wenn ich den Wettbewerb moderiere, erlaubt mir das keine tieferen Einblicke in deine Gedanken oder deine Absichten hinter dem Text. Ich erfahre nur das, was der Text mir sagt. Und in deinem Fall hat er mir eben an mancher Stelle zu wenig gesagt.

Deine Geschichte war ja trotz allem gut und ich würde es auch begrüßen, wenn du sie vielleicht nochmal ein wenig überarbeitest und im Storyforum erneut postest. Aber du hast an so mancher Stelle sehr viel Potential verschenkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@DREBS: Also eigentlich sollte das Auftauchen des Ogers und der Zusammenfall der Wand auch nicht komplett zufaellig sein, der Oger hat die Wand umgeschmissen, weil sie halt einfach in seinem Weg war (frei nach dem Motto: Wir machen den Weg frei!). Danach sieht er halt die Bande etwas weiter im Hintergrund, nimmt den Verschuetteten aber ueberhaupt nicht wahr und stapft vorwaerts, zum Leidwesen von Franz erwischt einer seiner Fuesse dabei versehentlich seinen Kopf...

@Shoker: Meine "Rechtfertigungen" sollten nicht so rueberkommen, als ob ich mich von deinen, wie du ja selbst sagst, subjektiven Kritikpunkten angegriffen oder gestoert habe. Ich habe halt versucht, die Sachen aus meinem Blickwinkel zu erklaeren, wie sie gemeint waren bzw. was ich mir dabei gedacht habe. Ich habe dabei natuerlich immer den "Vorteil" zu wissen, was ich ausdruecken wollte und ich bin sehr dankbar dafuer, ausfuehrliche Kritik zu bekommen, denn das bringt einen halt wirklich weiter und kriegt man irgendwie viel zu selten! Ausserdem was bringt einem Schoenrederei und ueberall werden Problemzonen ueberlesen... Es ist doch gerade das Problem, dass man oft genug nicht weit genug weg von der Geschichte ist, um sie neutral zu beurteilen. Man weiss ja, wie es gemeint ist und dann fallen einem Schwaechen haeufig gar nicht, oder nicht so sehr, auf. Also nicht das du das falsch verstehst, ich freue mich sehr ueber deine Kritik und hoffe du wirst es dir nicht nehmen lassen schoen weiter zu kritisieren...

Das die Geschichte alles andere als ausgereift war ist mir natuerlich auch bewusst. Man merkt halt, dass sie am letzten Tag in 2-3 Stunden runtergeschrieben wurde, auch wenn die grundsaetzliche Idee schon etwas laenger in meinem Kopf rumgeschwirrt ist! Ob ich es schaffe ne ueberarbeitete Version im Storyforum erneut zu posten muss ich schauen, wie es sich zeitlich einrichten laesst, habe ja auch noch das ein oder andere sonst dort mit Stoff zu versorgen...

Was mir noch kurz einfaellt, ein Veteran waere vielleicht auch nicht unter der einstuerzenden Mauer weggekommen, aber er waere nicht so vollgepackt und dadurch beweglicher gewesen, sodass seine Chancen deutlich hoeher gewesen waeren. Zusaetzlich haette sich ein abgebruehter Krieger wohl nicht durch das Maul so sehr in Bann schlagen lassen!
 
Zuletzt bearbeitet: