Der Fluff
Srakk Schneefells Geschichte
2391 IC wurde Srakk Schneefell in Skavenblight geboren. Sein kennzeichnenstes Merkmal, sein schneeweißer Pelz, gab ihm seinen Namen und das Stigma, unter dem er aufwuchs – da größere und stärkere Skaven üblicherweise ein dunkles Fell besitzen, wurde er in den zahlreichen Intrigen und Verschwörungen der Stadt oftmals als Schwächling betrachtet, obwohl er die meisten seiner Mitskaven gut um Haupteslänge überragte. Seine mangelnde Durchsetzungsfähigkeit glich Srakk schnell durch unverhohlenen Sadismus und ein scharfes Gespür für die Schwächen seines Gegenüber aus, was mancher Rivale erst zu spät bemerkte. So erschlug Srakk nicht nur zwei seiner Brüder im Schlaf, sondern machte seinen Status als Führernatur schnell unter den anderen Kriegern seiner Heimat geltend - meistens weniger mit Handelsgeschick und Intrigen als vielmehr mit roher Muskelkraft und guten Fähigkeiten als Redner, was ihn schnell zum Krallenführer eines Sturmrattenregiments aufsteigen ließ.
Nach mehreren Überfällen auf Siedlungen und Gehöfte des Imperiums konnte er sich der (zweifelhaften) Unterstützung einiger loyaler und/oder gekaufter Sturmratten sicher sein und startete einen Putschversuch gegen den Kriegsherren vom Klan Krezz – dieser scheitere jedoch, teils an der Feigheit seiner Mitverschwörer, teils, weil Klan Krezz seine Interessen statt mit der Androhung von Gewalt mit Warpsteinmünzen regelte. Bis auf seine loyalsten Mitstreiter verließen ihn seine Regimenter, was Srakk zur Flucht zwang.
Auf unterirdischen Wegen zog er nach Norden, in die Ausläufer des Weltrandgebirges, wo er mithilfe der ihm noch gebliebenen Sturmratten und einigen Sklaven und Begleitern ein provisorisches Lager in einer verlassenen Mine aufschlug – dort stieß er schnell auf seine späteren Partner, Kupferklaue und Gelbfang.
Torrek Kupferklaues Geschichte
Unzählige Intrigen, ein zu schneller Aufstieg in der Hackordnung und ein Unfall (?) mit einigen Giftwindkugeln, bei dem mehrere ranghohe Warlocktechniker zu Tode kamen, sorgten im Jahr 2405 IC für die Flucht von Torrek Kupferklaue aus dem Klan Skyre. Zusammen mit anderen Ausgestoßenen und einigen entkommenen Sklaven baute er sich eine schäbige Existenz am Rande Skavenblights auf, die er größtenteils mit Ränkeschmieden und dem Experimentieren in seinem Labor verbrachte – nach einigen "freiwilligen" Experimenten an anderen Skaven allerdings ließen ihn viele seiner zweifelhaften Freunde zurück, was den ohnehin schon zu manisch-depressiven Phasen neigenden Torrek nur noch mehr verbitterte.
Im Laufe der Zeit wuchsen Torreks Misantrophie und Größenwahn ins Unermessliche. In seinen Experimenten versuchte er immer öfter, das Leben als solches zu ersetzen, Körperteile gegen Maschinen auszutauschen und Gefühle durch kalte Effizienz. An normalen Wachsen und Gedeihen lag ihm nichts mehr, obwohl seine Experimente mit Warpstein und Stahl seinen "Testpersonen" in Form von Sklaven kaum größere Kraft verlieh.
Als sich sein Weg mit dem Krit Gelbfangs kreuzte, schienen ihm neue Wege offen...
Krit Gelbfangs Geschichte
Krit Gelbfang galt in der Hierarchie des Züchterklans als begabt, aber größenwahnsinnig: In den tiefen Brutgehegen der Höllengrube arbeitete er nicht nur an immer groteskeren Kreaturen aller Art, sondern experimentierte auch fortwährend mit komplizierter Chirurgie, die sich größtenteils um das Implantieren von Warpsteinbrocken und das Ersetzen von Gliedmaßen durch Waffen und technische Vorrichtungen drehte. Zwar waren Krits Experimente nicht weniger erfolgreich als die anderer Meisterzüchter, aber durch den immensen Verbrauch von Warpstein und die teuren Bestellungen bei Warlocktechnikern und deren Machtgewinn sank sein Ansehen im Züchterklan zusehends. Als auch noch eine seiner "Kreationen" bei einer Vorführung vor dem Klanrat ausbrach und in den Tunneln der Höllengrube üble Verwüstungen anrichtete, wurde Krit gezwungen, sein Labor in die tiefsten Winkel des Tiefenreichs zu verlegen.
Auf der Suche nach Lieferanten für Sklaven, Technik und Warpstein stieß er irgendwann auf den einzigen Skaven im Tiefenreich, dem Leben so wenig bedeutete wie ihm selber: Torrek Kupferkralle. Schnell zeigte sich der Nutzen dieser Zweckverbindung: Krit bekam mehr als genug wahnsinnige Einfälle und mechanische Kreationen, während Torrek die Möglichkeit hatte, seine lebensverachtenden Ambitionen auszuleben.
Ihren ersten Einsatz hatten ihre Kriegsbestien im Jahr 2410, als bei einem Überfall auf die Zitadelle "Sigmars Wacht" mehrere Rattenoger, denen Teile von Skyres zerstörerischsten Kriegsmaschinen implantiert wurden, das Haupttor einrissen und im Inneren der Festung Amok liefen. Zwar wurde ein Rattenoger von einigen Musketenschützen tödlich getroffen und ein anderer starb, als der Tank eines Warpflammenwerfers in seinem Innern detonierte, aber der Einsatz wurde dennoch als voller Erfolg gewertet.
Obwohl mehrere Klans versuchten, Torrek und Krit auf ihre Seite zu ziehen, lehnten sie jede Mitarbeit mit anderen Skaven ab, die von ihnen meistens als schwach, dumm und engstirnig gesehen wurden. Auf langen Wanderungen stießen sie im Norden, am Fuß des Weltrandgebirges, schließlich auf jemanden, der ihre Ambitionen nicht als verschroben abtat: Kriegsherr Srakk Schneefell. Der Grundstein für Klan Shirrik war gelegt...
Der KontaktSüdlicher Ausläufer des Weltrandgebirges, 2412 IC
Fluchend stapften die Männer der Patroullie durch den Schnee. Es war eisig kalt in den Höhen, langsam zog die Nacht herauf und obwohl sie den Fußspuren bereits seit vier Stunden folgten, war von den Plünderern immer noch nichts zu sehen. Markus Helweg, ihr Anführer, hatte es nicht anders erwartet: Seit Monaten schon waren die Aufgaben der Stadtwache fast immer dieselben. Irgendwo außerhalb wurde ein Hof oder einige Handelsreisende überfallen, die Häuser niedergebrannt und geplündert und die Überlebenden offenbar verschleppt, und die Soldaten verfolgten die Spuren jedesmal stundenlang, ohne auf die Täter zu stoßen. Vermutlich waren es irgendwelche Banditen oder Orks, und es hätte die Stadtverwaltung auch nicht weiter gestört, wären die Übergriffe mit der Zeit nicht immer unverfrorener geworden.
Markus seuftze und schlang seinen Mantel enger um die Schultern. Liebend gerne hätte er seine Männer gar nicht erst in diese verfluchte Einöde geschickt, aber diesmal war der Fall etwas besonderes: Die Banditen, wer immer sie auch waren, hatten eine Art Drohung hinterlassen - der abgeschlagene Kopf eines Söldnerhauptmannes, der zur Wache an den nördlichen Gehöften aufgestellt worden war, lag in der Ruine eines Hofes. Um ihn herum waren mehrere Runen in den Boden gekratzt, fremdartige Zeichen, die in der Form eines verworrenen Dreiecks überall auf dem Schlachtfeld zu finden waren.
Markus Männer waren diesmal ebenso schlecht gelaunt wie er, zudem lag eine Nervosität in der Luft, die auch von den Musketen und Schwertern, die sie erhalten hatten, nicht vertrieben wurde.
Der gellende Ruf eines Soldaten hallte über die Felsen: Offenbar war er auf etwas gestoßen. Markus trieb seine Männer zu neuer Eile an und schnappte im nächsten Moment nach Luft: Vor ihnen lag der Eingang einer Art Mine. Hunderte, wenn nicht tausende von Fußspuren gingen vom Eingang aus, überall lagen ausgebrannte Fackeln und Schutt herum und der Fels war übersät von den gleichen Dreiecksrunen, die auch auf dem Boden der Ruine gefunden wurden. "Verflucht... meint ihr, das waren Chaosanhänger?" hörte Markus einen Soldaten hinter sich murmeln. "Wohl kaum. Dann hätten sie öfter Zeichen hinterlassen..." antwortete ein anderer, und sofort brach eine Diskussion unter den Soldaten los, gefolgt von den üblichen Gerüchten und Geschichten.
"Ruhe!" brüllte Markus, mittlerweile nicht nur müde und gereizt, sondern auch beunruhigt. Was immer sie hier gefunden hatten, es war weit größer und unheilvoller als irgendwelche Banditenlager. "Stellt Wachen auf und schickt sofort einen Boten zurück... wir werden hier abwarten."
Mittlerweile zog eine mondlose Nacht herauf. Es wurde mit jeder Stunde kälter, obwohl überall Fackeln herumstanden. Die gedrückte Stimmung der Soldaten machte die Lage nicht eben besser, zumal die Schauergeschichten über das Weltrandgebirge immer wüster wurden. Mittlerweile waren einige der älteren Veteranen zu den Legenden um das Tiefenreich gekommen, in denen immer wieder von abscheulichen Kreaturen berichtet wurde, die angeblich unter der Erde lebten und die Welt versklaven wollten. Markus hasste das Aufschneiden der älteren zwar, war aber froh, dass sich die Soldaten wenigstens ein wenig von ihrer Lage ablenken konnten. Ihm selber war nicht nach Scherzen zumute, denn er wusste: Wenn der Befehl kam, würde er in die Mine herabsteigen müssen, und dort würde seine Patrouille unweigerlich auf die Macht stoßen, die seit Wochen die Dörfer und Städte überfiel...
Schwer atmend und frierend schleppte sich schließlich der Soldat, den er vor Stunden losgeschickt hatte, ins Lager - in seiner Hand eine versiegelte Schriftrolle. Der Befehl.
Fluchend stapfte Markus mit drei seiner Männer in das Dunkel. Der Rest seiner Männer blieb als Wache draußen, zudem mussten sie Fackeln sparen. Immerhin waren sie in der Mine vor dem Wind geschützt, und etwas wärmer war es auch - allerdings trugen die immer häufigeren Runen und der immer stärker werdende Gestank nicht grade zum Heben der Stimmung bei. Schier endlos lief der Gang immer weiter, immer wieder stießen sie auf Ratten, Abfall und hastig gestapeltes Plündergut, bis schließlich eine Art Fellvorhang, der mit einer einzelnden, schlichten Rune verziert war, das Ende des Ganges markierte.
Vorsichtig schob Markus das Fell beiseite, während seine Mänenr nervös ihre Musketen anlegten - und schnappte entsetzt nach Luft.
Vor ihnen tat sich eine gewaltige Kaverne auf, größer als jede Tempelhalle, die er je betreten hatte. Hängebrücken und Plattformen, übersät mit Fackeln und Bannern, waren überall zwischen den Tropfsteinen befestigt, während Höhlen und Gänge direkt in den Fels gehauen waren. Der Gestank nahm unglaubliche Ausmaße an, und nun sahen sie auch, warum...
Der komplette Hallenboden und die meisten der Plattformen waren übersät von den abscheulichten Kreaturen, die Markus je gesehen hatte - große, hektisch wimmelnde Rattenbestien, scheußliche Mischwesen aus Mensch und Kreatur, gehüllt in Lumpen und unablässig umherwimmelnd und zischend. Es mussten mindestens fünftausend sein, die sich im Fackelschein rund um eine Art Podest scharten, wo drei besonders riesige Exemplare standen und sich über einen kleinen Altar beugten.
"Skaven..." flüsterte Helbrecht, einer von Markus dienstältesten Soldaten. "Es gibt sie wirklich..."
"Wovon redest du?" raunte Markus.
"Hast du nie die alten Legenden gehört? Vom Tiefenreich? Angeblich gibt es dort ein Volk von Rattenmenschen, die sich dort vermehren und nur darauf warten, die Oberfläche zu überfallen - ich habe sie immer für Legenden ge-"
Weiter kam Helbrecht nicht - ein widerhallendes Krachen schnitt ihm das Wort ab. Dicht neben seinem Kopf rauchte ein kleines Loch in der Wand. "Musketen! Wir sind entdeckt!" schrie Markus, während er entsetzt bemerkte, dass ihr Anführer, ein riesiger Albino, auf ihre kleine Gruppe zeigte und seinen Untergebenden Befehle entgegenbrüllte.
Die gesamte Masse der Skaven kam in Bewegung und stürmte über die Hängebrücken auf den Ausgang zu, während einige mit Musketen oder seltsamen technischen Vorrichtungen das Feuer eröffneten.
"Raus! Alle Raus!" schrie Markus, als ob es dazu eines Befehls bedarft hätte. Panisch sprinteten seine Männer in den Tunnel zurück, vorbei an den Ratten und Beutehaufen. Nach endloser Zeit erreichten sie das fahle Licht des Morgens und schöpften neue Hoffnung - bis er sah, was von seinen Wachen übrig war.
Alle Männer, allesamt erfahrene Soldaten, waren von weiteren der abscheulichen Rattenmenschen überrannt worden. Verletzte kauerten neben Toten, während die Angreifer einen Halbkreis um den Höhleneingang bildeten und ihre Speere auf Markus richteten.
Eine Weile lang herrschte Stille, nur gelegentlich unterbrochen von einem hysterischen Kichern aus den Reihen der Skaven oder leisem Wimmern von den Verletzten.
Hinter Markus und seinen Männern traten die Anführer, flankiert von schwer gepanzerten Kriegern, aus dem Dunkel. Der größte von ihnen, der Albino, knurrte nur gehässig, während ein anderer, der haufenweise Metallteile und Maschinen an seiner Rüstung befestigt hatte, höhnisch lachte. Der dritte, gehüllt in eine schmutzige Robe, spielte unablässig mit einer kleinen Ratte herum, die auf seinen Schultern hockte.
Bevor die beiden kleineren zu einer Rede ansetzen konnten, drängte sich der Albino zwischen ihnen hindurch und baute sich vor Markus auf - obwohl dieser schon nicht gerade groß war, überragte er den Skaven immer noch.
"Deine Suche endet-endet hier, Mensch-Ding!" fauchte er, und noch bevor Markus antworten konnte, fuhr der peitschende Knall der Pistole des Technikers durch die Berge.