40k Assassine: Eversor

psychris

Fluffnatiker
23. Juli 2001
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Ok, mein erster Versuch eine 40k Geschichte zu schreiben. Das wird für längere Zeit auch der einzige sein, der so lang ausfällt. Ich weiss jetzt, das es ziemlich viel Arbeit macht, eine brauchbare Story zu verfassen. Ich habe sie absichtlich an einem Stück gepostet, damit ich den Thread nicht pflegen muss und ihr, meine verehrte Leserschaft, alles in einem Rutsch zu sehen bekommt. Kritik erwünscht!


Das mehr oder weniger obligatorische: Dies ist eine Fan-Geschichte, und damit nicht unbedingt mit dem offiziellen GW-Fluff vereinbar. In Wahrheit ist so ein Eversor nämlich ganz lieb, der tut nix und hatte ne schwere Kindheit...






°°°


Die eiförmige Kapsel folgte ihrem vorprogrammierten Kurs, der Maschinengeist verfolgte aufmerksam Richtung und Geschwindigkeit, um seine kostbare Fracht an ihren Bestimmungsort zu bringen. Es bedurfte lediglich geringer Korrekturen, um den Kurs einzuhalten.

Im Inneren der mattschwarzen Kapsel erwachten andere Systeme und Maschinengeister zum leben. Ein Permafrost-System wechselte in den Reanimations-Modus. Datenströme wurden aus Speichern abgerufen und in andere Speicher geladen. Die Lebenszeichen der Fracht entwickelten sich gemäß den Vorgabewerten und die Kapsel und ihre Systeme waren voll funktionsfähig - die Mission wurde fortgesetzt.

Beim Eintritt in die Atmosphäre begann der Hitzeschild zu glühen, kirschrot, orange, gelb und schließlich grellweiß. Weitere Systeme nahmen die Arbeit auf, Implantate aktivierten sich und der Maschinengeist der Kapsel entschied sich für einen Landeplatz. Während die Kapsel durch den morgendlichen Himmel raste war die Reanimation der Fracht fast abgeschlossen, lediglich letzte Sicherheitsmaßnahmen hielten sie in einem künstlichen Dämmerzustand. Die Hände bewegten sich bereits unruhig, voll Vorfreude auf künftige Ereignisse. Der Boden kam schnell näher, und Schutzsysteme aktivierten sich, um zu verhindern, dass die Fracht zerstört wurde. Hohlräume wurden mit Schaum gefüllt, Treibstoffreste wurden verbrannt oder ausgestoßen, Beschleunigunsdämpfer waren bereit, die Energie des jetzt unvermeidlichen Aufpralls abzufangen. Der Maschinengeist selbst ahnte nichts davon, dass seine Existenz bald ein abruptes Ende nehmen würde.


°°°


„Patrouille 4 von Basis, kommen“
„Patrouille 4 hört, Ende.“
„Patrouille 4, wie ist die Lage? Ende.“
„Basis, hier ist alles ruhig, Ende und Aus.“
„Basis Aus“

Sgt. Marten hasste diese ständige Funkerei. Wie sollte er etwas Ungewöhnliches hören, wenn alle fünf Minuten sein Funkgerät plärrte?
Außerdem, bevor hier etwas geschah würde die Raumüberwachung sich melden. Wie sollte das Imperium sie überraschen, wenn es dazu erstmal Truppen auf den Planeten schaffen müsste. Und die Loyalisten waren seit 3 Wochen keine wirkliche Bedrohung mehr, sie hatten sich in die abgelegenen Wüstensiedlungen zurückgezogen. Es sah so aus, als würde das Trent-System tatsächlich die Unabhängigkeit erlangen können. Ein Umstand, den er begrüßte – das Imperium hatte auf Trent weniger Bedeutung als ein Gerücht, und der Herrscher versprach, die Last der Bevölkerung zu lindern.

Hinter sich hörte er Kant durch den Wald vom Feuer zurückkehren. „Was Neues?“ fragte er die dunkelgekleidete, mit Gras, Tarnschminke und entsprechender Kleidung fast unkenntlich bar gemachte Gestalt. „Nein, hier ist nichts, und die anderen beiden schlafen.“ Mit einem „mhh“ nahm er die Meldung entgegen.
Er würde seine Fähigkeiten und die seiner Männer lieber im Kampf gegen die letzten Loyalisten einsetzen, anstatt hier Wache zu schieben. Aber seine Kompanie war nun mal abkommandiert worden, um den ehemaligen Planetaren Gouverneur und jetzigen König Morgan Fay in seinem Kommandobunker zu schützen. Wenn man ihn gefragt hätte, dann wäre diese Maßnahme überflüssig gewesen, da sowieso niemand außer den hier stationierten Männern den Aufenthaltsort des Königs kannte.
Noch 6 Stunden, dann würde die Nacht zu Ende sein und sie würden in den Bunker zurückkehren. Nicht, dass er sich darauf freuen würde. Der Himmel als Dach wäre ihm genug gewesen. Aber nein, der beste Fährtenleser von ganz Trent und musste nun für einen Bunker Wache schieben.


°°°


Er wachte auf, und sofort übernahmen Training, Instinkte und Reflexe die Kontrolle. Blitzschnell und geübt befreite er sich aus dem Schaum, der ihn vor dem Aufprall geschützt hatte und den Trümmern der Landekapsel. Ein schneller Blick in alle Richtungen verriet ihm, dass er in einem dichten Waldgebiet gelandet war. Die Tatsache, dass es gerade dämmerte wurde ihm nur nebenbei bewusst. Für ihn machte es keinen Unterschied, seine verbesserten Sinne nahmen alle Details der Umgebung war. Nichts konnte sich vor ihm verbergen.

Unbewusst fanden seine Hände zu seinen Waffen. Als er den Griff der Eliminatorpistole umfasste, strömten Daten in sein Gehirn. Der Maschinengeist der Waffe teilte ihm mit, dass beide Magazine mit Standardmunition geladen waren und das es keine technischen Probleme gab. Schwert und Neurotoxinkralle waren ebenfalls vollständig einsatzbereit.

Jetzt, als er sicher war, dass keine unmittelbare Gefahr bestand erlaubte er sich, sich etwas zu entspannen. Er betrachtete den Rest seiner Ausrüstung. Die üblichen 5 Melterbomben, 2 Ersatzmagazine für die Boltpistole. 3 Kartuschen zum Nachfüllen der verschiedenen Stimulanzmittel. 1 Kartusche Nährstoffgel. Alles was er brauchte war vorhanden und intakt.
Er ging zu den Resten der Landekapsel hinüber. Sie sah jetzt aus wie ein Ei, das jemand verbrannt und anschließend aufgebrochen hatte. Dann entfernte er das Phosphorpulver aus der Halterung und verteilte es großzügig über den Resten. Die Wärmestrahlung des immer noch glühenden Hitzeschildes reichte aus, das Phosphorpulver zu entzünden und die Landekapsel zu vernichten. Bis jemand bemerken würde, was hier geschehen war wäre er längst fertig.

Er stand in einiger Entfernung von der brennenden Kapsel und betrachtete die Flammen, als sich seine Körperhaltung leicht straffte und Unruhe ihn erfüllte. Er wusste jetzt, wo er hin musste. Geschmeidig drehte er sich um und bahnte sich seinen Weg durch den Wald. Geschickt bahnte er sich seinen Weg durch das lichte Unterholz. Sein Lauftempo würde ihn, ohne ihn zu ermüden, in weniger als einer Stunde zu seinem Ziel bringen. Ihm blieb mehr als genug Zeit.


°°°


Loring und Hel hatten den Sarge und Kant abgelöst. Wache schieben war auch nicht nach ihrem Geschmack. Wenn es wenigstens etwas Spannenderes als eine Waldpiste zu bewachen gäbe… Aber außer gelegentlichen Zielübungen mit den Präzisions-Lasergewehren auf die eine oder andere vorbeihuschende, kurz auf der Piste verweilende, Tyr-Gazelle gab es wenig zu tun. Wenigstens konnte man zu dieser Zeit des Jahres besonders viele Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen sehen. Dieser spektakuläre Anblick machte die langweilige Nacht wenigstens halbwegs wett. Beide waren erst kurz vor der Sezession in die Armee eingetreten. Durch ihr besonderes Talent für Heimlichkeit und Tarnung waren sie bald in eine Aufklärungseinheit versetzt worden. Sergeant Marten war allerdings nicht ihr Fall, es war unmöglich, ihn zufrieden zu stellen. Aber der Mann war eine Legende in ihrer Einheit, man sagte ihnen, sie sollten es als glückliche Fügung sehen, dass er ihre Ausbildung beenden würde. In ihren Augen war das meiste pure Schinderei.

„Patrouille 4 von Basis, kommen“
„Patrouille 4 hört, Ende.“
„Patrouille 4, wie ist die Lage? Ende.“
„Basis, hier ist immer noch alles ruhig, Ende und Aus.“
„Basis Aus“

„Mann, sind die nervös, oder was?“ „Keine Ahnung, ich weiß nur, das es nervt. Ich hol uns noch ein bisschen Gazelle.“ „Gute Idee, hoffentlich reicht die Glut noch aus, um das Fleisch warm zuhalten.“ Die Glut war nicht mehr warm genug, also gab es für beide nur lauwarmes Fleisch. Aber immer noch besser als Standardrationen. Auf Dauer wird Soja mit Bottichfleisch halt doch langweilig.


°°°


Der Lauf durch den Wald benötigte nur einen geringen Teil seiner Aufmerksamkeit, so konnte er sich darauf konzentrieren sein Ziel auszumachen. Endlich, Vorfreude erfüllte ihn als er den ersten Feind des Imperators ausmachte. Die Entdeckung des Wachpostens bremste ihn nicht in der Durchführung seiner Mission, im Gegenteil, er wusste, dass sein Ziel nicht mehr weit weg sein konnte. Der Lauf hatte seinen Körper nur unwesentlich beansprucht, aber jetzt, wo das Missionsziel in der Nähe war, straffte sich seine Haltung, Muskeln spannten sich und sein Puls beschleunigte sich. Die Wirkung des Adrenalins setzte ein.

Er hielt kurz an, um sicher zu gehen, dass der Wachposten nicht in seine Richtung sah, dann ging er zum Angriff über. Erfüllt von Mordlust schlich er auf die Wache zu und überbrückte die letzten Meter in einem schnellen, adrenalinbeschleunigten Sprint. Die Wache war keine Herausforderung, trotzdem würde das Töten befriedigend sein.


°°°


„Patrouille 4 von Basis, kommen“
„Patrouille 4 hört, Ende.“
„Patrouille 4, wie ist die Lage? Ende.“
„Basis, ruhig und friedlich, Ende und Aus.“
„Patrouille 4, wir haben neue Befehle für euch. Ihr seid der Flakstellung im Theta-Sektor am nächsten, findet heraus, warum sie sich nicht mehr melden. Ende.“
„Verstanden Basis, Überprüfung der Theta-Flak, Ende und Aus“

„Hey, Loring. Es gibt ´was zu tun, die Theta-Flak meldet sich nicht mehr.“ „Und? Wahrscheinlich haben sie, genau wie wir, die Nase voll von dieser ständigen Melderei...“ „Glaub ich nicht, soweit ich weiß steht die Theta-Flak unter dem direkten Kommando von Leutnant Kruger.“ „Na, bei dem alten Kettenhund ist es jedenfalls keine Faulheit, wenn sie sich nicht mehr melden.“ „Geh du die beiden wecken, ich pack hier schon mal unseren Kram zusammen.“ „Nix da, du bist dran. Ich hab den Sarge letztes Mal geweckt.“ „Echt? Scheiße…“

Hel machte sich daran, die zwei Schlafenden zu wecken. Er wollte grade Sergeant Marten wecken, als er in den Lauf von dessen Laserpistole blickte. „Ihr seid einfach zu laut“ knurrte Marten. „Da bei kann man ja nicht vernünftig schlafen.“ Hel nahm es wortlos zur Kenntnis. Deswegen weckte auch niemand den Sarge gerne. Kant war dagegen schwieriger wach zu bekommen, Hel musste ihn schon gehörig an der Schulter rütteln.
Nach wenigen Minuten war die Glut abgedeckt, die Reste der Gazelle halbwegs versteckt und die Schlafstätten weggeräumt. „Kant, geh vor und finde einen guten Weg, wir werden unsere Kräfte noch brauchen, “ befahl Marten. Den einsetzenden Regen beachteten sie fast nicht, das war das übliche Wetter für diese Jahreszeit auf Trent.

Zweieinhalb Stunden später meldete sich Kant: „Sarge, wir haben ein Problem. Hier hat jemand eine Wache umgelegt.“ „Deckung und Beobachten. Wir kommen.“ Mit einigen Handzeichen gab er Loring und Hel zu verstehen, dass sie ihre Rucksäcke ablegen sollten. Er selbst setzte sein Marschgepäck ebenfalls ab und machte sein Lasergewehr bereit. „Linie bilden, mit mir vorrücken. Und die Köpfe unten halten.“ Fast geräuschlos bewegten sich die 3 Männer weiter.

Marten bemerkte Kant erst, als er noch vier Meter von ihm entfernt war. Das gefiel ihm, Kant war eben sein bester Mann. Dieser deutete auf einen in Flecktarn gekleideten Körper, der in ein paar Metern Entfernung ebenfalls am Boden lag. Nur ziemlich regungslos. Der Sergeant gab Hel und Loring zu verstehen, dass sie die Umgebung im Auge behalten sollten und ging gebückt zu der Leiche. Ein leiser Pfiff kam über seine Lippen. „Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet. Und das heißt, dass wir ein Problem haben.“ Nachdem er die Leiche umgedreht hatte sah Marten, dass die Kehle des Mannes zerquetscht worden war und sein Todeskampf relativ lange gedauert hatte. Die Armaplastweste war ihm jedenfalls keine besondere Hilfe gewesen. Der Anblick des Erstickten war selbst für Marten ungewohnt.


°°°


Ihm war klar, wie er vorzugehen hatte, um maximalen Erfolg zu haben. Er fühlte, wie die ausgeschütteten Stimulanzien ihn veränderten, und er begrüßte jede Veränderung mit offenen Armen. Die Anspannung in ihm stieg. Jede Faser seines Körpers wollte sich bewegen, handeln, töten. Der richtige Moment war gekommen und die Spannung entlud sich. Er sprintete vorwärts, ein Knurren auf den Lippen, die überraschten Wachen hatten ihn kaum wahrgenommen, da war er schon über ihnen. Was folgte, war eine Explosion der Gewalt.


°°°


Marten betrachtete die Lichtung mit der Flakstellung eingehender. Die Hydras sahen gut aus, ihre Türme bewegten sich allerdings nicht. Er verstand nicht, warum sie sich nicht im Ortungsmodus befanden. Der Plas-Stahl-Bunker sah auch gut aus, lediglich das Licht war aus. Das alleine war noch nicht ungewöhnlich, aber die offene Tür irritierte ihn. Am meisten machte ihn aber das Fehlen jeglichen menschlichen Lebens stutzig.
Durch Handbewegungen signalisierte er seinen Leuten, sich langsam zum Rand der Lichtung vorzuarbeiten und dort erstmal zu warten. Er selbst robbte ebenfalls ein paar Meter weiter, um einen besseren Überblick zu haben.
Die Lichtung war künstlichen Ursprungs, und grob kreisförmig. Jetzt erkannte er auch den Zufahrtsweg für die Hydras. Eher eine Schlammpiste, aber immerhin befahrbar. Die Hydras selbst waren zu beiden Seiten des Plas-Stahl-Bunkers platziert worden. Der Bunker war ein rechteckiges Gebilde, an einer Schmalseite eine Tür. Sonst Feuerschlitze. Die Größe war ausreichend, um der Wachmannschaft und den Besatzungen der Hydras Unterschlupf zu gewähren. Auf dem Dach waren noch die Antennen einer Hochleistungsfunkanlage angebracht. Die Lichtung selbst bot keine weitere Deckung, etwas, das Marten gar nicht schmeckte.
Das Fernglas zeigte ihm eine schwarze Brandstelle am Heck einer Hydra. Melterbombe. Und eine gut platzierte dazu, er konnte sich gut vorstellen, wie es im Inneren des Panzers aussah. Nicht besonders appetitlich.

Eine Handbewegung zu seiner Linken erregte seine Aufmerksamkeit. Hel teilte ihm mit, dass er auf eine weitere Leiche gestoßen war. Marten befahl Loring, zur ersten Hydra vorzurücken. Einer musste ja den Anfang machen.

Marten hatte schon seinen Teil an Toten gesehen, als Veteran entgeht einem so etwas nicht. Aber das hier brachte auch ihn zum Schlucken. Er bedauerte die Besatzungen der Hydras nicht mehr, verglichen mit dem Tod der Wachmannschaft war der ihre leicht gewesen. Sie fanden acht Leichen auf der Lichtung selbst, zwei am Rand der Lichtung starben durch präzise Bolterschüsse, ihre Torsi aufgerissen. Drei weitere wurden anscheinend vergiftet, sie lagen in Erbrochenem, mit weit aufgerissenen Augen, aschfahler Haut und verkrampfter Körperhaltung. Bei einem waren die Krämpfe stark genug gewesen, um ihm das Rückgrat zu brechen. Einem Soldat war das Genick gebrochen worden, er lag am Rand der Lichtung. Ein weiterer lag neben einer Hydra, scheinbar unverletzt. Die 8. Wache wies die typischen, am Rand verkohlten, Schnittspuren einer Energiewaffe auf. Es waren allerdings ungewöhnlich tiefe Schnitte.
Das Bild, das sich ihnen im Bunker bot war keinesfalls freundlicher. Die Tür war nicht geöffnet sondern eingedrückt worden und halb aus den Angeln gehoben. Sie hatte dabei den unglücklichen Funker getroffen. Todesursache war allerdings Strangulation mit dem Mikrophonkabel. Dieses hatte sich, trotz seiner Dicke, soweit in die Haut geschnitten, das Blut floss. Leutnant Kruger selbst war ebenfalls erstickt, er lag mit zerfetzter Luftröhre auf dem Kartentisch, seine Laserpistole nur Zentimeter von seiner ausgestreckten Hand entfernt, der Blick seiner starren, furchtgeweiteten Augen auf die Waffe gerichtet. Marten konnte sich nicht vorstellen, welche Kreatur solch ein Blutbad anrichten konnte. Die überraschte Wachmannschaft hatte keinerlei Chance auf Gegenwehr gehabt, und er wusste, dass Kruger und seine Männer ziemlich gut waren.

Jetzt, als die Lichtung gesichert war, widmete sich Marten den Spuren. Der durch den Regen aufgeweichte Boden half ihm dabei. Er hatte Kant damit beauftragt, den Bunker zu kontaktieren, während Loring und Hel Wache standen, eine Aufgabe die sie zu ihrer Erleichterung nicht in allzu intensiven Kontakt mit den Toten brachte – Sie waren halt noch Grünschnäbel. Aber Grünschnäbel mit Potential, seine Grünschnäbel. Jedenfalls konnte er sich so in Ruhe dem Spurenlesen widmen, und niemand würde dabei stören.

Der Angreifer musste die Lichtung in der Nähe der Wache mit der zerquetschten Luftröhre betreten haben, nirgendwo sonst führten Spuren aus dem Wald heraus. Der Tod durch einen Nahkampfangriff bestätigte dies. Von dort lief der Angreifer in einem Bogen auf die Hydras zu, entlang der Spuren fanden sich sieben Hülsen von Boltpatronen. Das Kaliber war ihm allerdings unbekannt, es war zu klein für Standardbolter. Die Schritte deuteten auf einen Menschen, oder etwas Menschenähnliches hin, mit einer Größe von über 2 Metern. Marten wunderte sich, das dieser Angreifer, anscheinend im Sprint, so präzise Schüsse mit einer Boltwaffe hatte abgeben können. Die Melterbombe an der ersten Hydra war ebenfalls aus dem Lauf angebracht worden, aber dennoch an einem der Schwachpunkte der Konstruktion. Danach musste der Angreifer um die Hydra herumgelaufen sein, um den Rest der Wachmannschaft am Rand der Lichtung zu erreichen. Hier fanden sich ebenfalls einige Hülsen. Die Spur führte jetzt zur zweiten Hydra, diese Melterbombe wurde aber anscheinend nicht im Laufen befestigt. Hier verweilte der mysteriöse Angreifer für kurze Zeit, um sich danach in Richtung Bunkereingang zu wenden und auf dem Weg dorthin noch 2 Wachen zu töten.
Im Bunker selbst war es deutlich schwieriger, die Spuren korrekt zu deuten, zum einen, weil Kant schon am Werk war, zum anderen weil es anscheinend keinen wirklichen Kampf gegeben hatte. Der Angreifer musste einfach hereingestürmt sein und hatte mehr oder weniger gleichzeitig die beiden Männer getötet. Marten fragte sich, wie man so etwas vollbringen konnte, beide waren ausgebildete Soldaten der imperialen Armee, aber sie starben ohne eine Chance auf Gegenwehr. Geschlachtet wie Vieh.


°°°


Er verließ die Lichtung parallel zum Fahrweg, hier kam er schneller voran und der Weg führte in Richtung seines zweiten, wichtigeren Ziels. Regen perlte vom Synskin ab, aber diesem Umstand schenkte er keine Beachtung. Er musste weiter. Ohne einen weiteren Gedanken an das zurückliegende Massaker lief er weiter durch den Wald. Das Töten musste weitergehen. Während er rannte, lud er das Magazin der Boltpistole nach, ohne dabei langsamer zu werden. Sein Organismus beruhigte sich etwas und erholte sich vom zurückliegenden extremen Zustand.


°°°


„Der Bunker meldet, dass wir sofort zurückkehren sollen. Dieser Angreifer hat sie anscheinend etwas in Panik versetzt.“
„Ist gut, Kant.“ Sergeant Marten winkte Hel und Loring zurück. „Ok, sammelt eure Sachen, es geht weiter. Zurück zum Hauptbunker, dorthin, wo unser Freund anscheinend auch hin möchte. Loring, diesmal gehst du vor. Zeig uns, was du gelernt hast.“ Der Marsch versprach anstrengend zu werden, es waren gut 12 Kilometer bis zum Bunker. Andererseits hatte Marten zusammen mit Kant schon weitaus härtere Strapazen durchgestanden.


°°°


Jetzt sah er sein Hauptziel, beleuchtet von der Morgensonne. Die Schatten am Waldrand verbargen ihn, als er kurz seinen Angriff plante. In sich spürte er die erneute Wirkung der Drogen. Jede Faser seines Körpers stand unter Strom. Ein angenehm vertrauter, roter Schleier legte sich über sein Bewusstsein. Der Puls hämmerte in seinen Ohren. Tief in sich spürte er Wut aufsteigen, Hass auf diese Menschen. Sie waren im Weg, Feinde des Imperators. Mit einem Schrei purer Wut stürmte er los, getrieben vom unbändigen Wunsch zu morden. Nichts konnte ihm jetzt widerstehen.


°°°


Hektisch winkte Loring ihn nach vorne, der junge Soldat war ziemlich bleich im Gesicht. Marten ahnte das Schlimmste. Und seine Ahnungen wurden übertroffen. „Linie bilden, Sichern. Vielleicht sind wir noch nicht zu spät…“ Aber das bezweifelte er selbst. Vor ihnen lag der Schauplatz einer Gewaltorgie, der Eingang zum Bunker des Regenten.

Aus der Turmluke des Leman-Russ Panzers quollen fette, schwarze Rauchschwaden. Das Tor des Bunkers war aufgesprengt, verbogen von der Wucht der Detonation. Sie näherten sich vorsichtig dem dunklen Schlund des Eingangs, für den sich auch die unbekannte Gefahr interessiert hatte. Loring erschrack, als er die ersten zwei Toten eher zufällig fand. Mit verdrehten Gliedmaßen hinter einer Sandsackbarriere liegend, die Brust ein blutiges Loch, panische geweitete Augen. Hel fand den nächsten, seine gebrochenen Augen blickten ihn aus dem verkrampften Körper vorwurfsvoll an. Diese Anblick war zuviel für ihn, er erbleichte ebenfalls und übergab sich geräuschvoll.
Die Wachmannschaft war abgeschlachtet worden, einige von ihnen kaum mehr als ein blutiges Bündel, nur mit Mühe als menschlich zu identifizieren. Im Bunker selbst war kein Geräusch zu hören, weder das allgegenwärtige Brummen der Luftumwälzungsanlage, noch Gesprächsfetzen. Das Notlicht war an, aber auch nicht an allen Stellen.

„Ich geh da nicht rein. Ich lass mich doch nicht umbringen von diesem… Ding. Was sollen wir denn schon ausrichten können?“ „Ja, Hel hat recht… Das Ding zerlegt Kampfpanzer wie Spielzeug.“ Loring und Hel waren beide bleich und blickten ausgesprochen skeptisch in den Bunkereingang. „Glaubt ihr wirklich, ich gehe ohne Rückendeckung da rein? Ihr bleibt hier und sichert den Eingang. Kant und ich gehen Nachsehen, ob noch jemand hier ist. Erschießt alles, was hier raus möchte und nicht zuerst eine Signalfackel in den Gang wirft. Und lasst die Umgebung nicht aus den Augen, verstanden?“ „Ja Sarge und…“ „Ja?“ „…Danke.“
Marten wusste, wann der Wille eines Mannes gebrochen war. Hel und Loring waren so weit, man sah in ihren Augen, das sie sich nicht dem stellen konnte, was drinnen auf sie warten könnte. Besser, sie zurück zu lassen, bevor sie in einem entscheidenden Moment die Nerven verloren. Marten war als Rekrut in einer ähnlichen Situation gewesen, und er musste mit rein. Diese Erfahrung prägte ihn, ermordete Kinder vergisst man nicht so schnell. Kant dagegen wirkte noch recht normal, aber er war auch fast so lange dabei wie Marten selbst. Und Kant war sowieso hart im nehmen, manchmal glaubte Marten, Kant habe nur einen begrenzten Vorrat an Emotionen – und mit diesem ginge er auch noch sehr sparsam um. Noch sparsamer als mit Worten.
Sie aktivierten die Lampen unter den Gewehrläufen und rückten vor, Nervosität und Anspannung in den Gesichtern. Ein Kundschafter von Trent verschafft sich immer Klarheit – dieser Grundsatz war ihnen in der Ausbildung eingehämmert worden, und sie hatten nicht vor, ihn zu verletzen.


°°°


Sein Opfer blickte ihn entsetzt an, als er den Mann mit einer Hand hochhob und ihm den Hals zerquetschte. Seine Augen zeigten Erkennen, bevor sein Blick brach. Gleichzeitig feuerte der Diener des Todes mit der anderen Hand den Gang hinunter. Mit fast unheimlicher Präzision streckte er zwei völlig überraschte Wachen nieder. Mit einem triumphierenden Gebrüll schleuderte er die Leiche in den Raum, aus dem sie zu Lebzeiten gekommen war und sprintete in Richtung der zwei Soldaten, die er eben erschossen hatte. Plötzlich traf ihn ein Laserimpuls von hinten in die Schulter, der Schmerz brannte sich in sein Gehirn und weckte seinen Selbsterhaltungstrieb. Er durfte nicht versagen, der Imperator vertraute ihm. Im Laufen wirbelte er mit unfassbarer Geschwindigkeit herum, riss die Pistole in die Höhe. Der lange, dröhnende Feuerstoß traf den unglücklichen Soldaten ab, der ihn beschossen hatte. Explosionen zerrissen die Kleidung und den Brustkorb, als die Wache nach hinten taumelte. Er wartete nicht, um zu sehen wie der Soldat starb. Weiter, er musste weiter.


°°°


Die Lampen unter den Läufen ihrer Waffen tauchten die Szenerie in ein bizarres Licht. Dieser Raum war einmal die Funkzentrale gewesen, bis der mysteriöse Angreifer sie gestürmt hatte. Die verschlossene Tür hatte ihm keinen ernsthaften Widerstand geboten, und als er erstmal im Raum war, war das Schicksal der Truppen in ihm besiegelt. Einer lag zusammengebrochen über seiner Funkkonsole, seine Haut gräulich-schwarz verfärbt, die Augen verdreht und die Zunge angeschwollen. Ein Zweiter lag ausgeweidet in einer Ecke des Raums, von übermenschlichen Kräften dorthin geschleudert. Der wachhabende Offizier wurde nahezu zerrissen. Die Funkkonsole selbst wurde unbrauchbar gemacht, indem ein Stuhl in die Zentraleinheit gerammt wurde.


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Hinter dieser Tür war sein Ziel. Der Fokus seines Hasses, Morgan Fay. Er öffnete die Tür nicht, er schmetterte durch sie hindurch. Der Ausdruck auf den Gesichtern der Personen im Raum war der von völliger Überraschung, Verständnislosigkeit und Furcht, Furcht um die eigene Existenz. Diesen kurzen Moment genoss er, denn sie lebten lange genug, um zu erkennen was er war. Der Diener des Todes, die Rache des Imperiums und in seinem Inneren loderte eine Sonne des Hasses auf Morgan Fay, den Ex-König des Trent-Systems. Er schüttelte sich unter einer erneuten, stärkeren Ausschüttung der Drogen, und ein unartikulierter Schrei der Mordlust durchbrach die Stille des Raumes, bevor Exterminatorpistole, Laserwaffen und eine Plasmapistole zu feuern begannen.


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Die trübe Notbeleuchtung erhellte den Gang vor ihnen. Die Stille, nur unterbrochen vom gelegentlichen Tropfen von Kondenswasser und ihren Schritten war schlimmer als jeder Kampfeslärm. Die Verwüstungen nahmen zu, je tiefer sie in den Bunker eindrangen. Die Luftumwälzungsanlage war ausgefallen und der Geruch des Todes breitete sich langsam aus. Sie schauten gar nicht mehr nach, ob einer der Körper am Boden vielleicht noch lebte, diese Hoffnung hatten sie aufgegeben – entweder die Männer waren erschossen, zerrissen oder an einem unbekannten Gift gestorben, Verletzte gab es nicht. Aber sie hatten immer noch keine Idee, wer oder was dieses Massaker angerichtet hatte. Die einzigen Spuren waren die Hülsen von Boltpatronen, schon kalt, und gelegentliche Kratzspuren in den Wänden oder auf dem Boden. Fest stand nur, dass der Angreifer über titanische Kräfte verfügte, manche Türen waren einfach aus den Angeln gerissen oder eingedrückt worden. So wie die Tür vor ihnen.


°°°


Wache halten war nicht nach ihrem Geschmack, erst recht nicht mit all den Toten um sie herum, aber besser als in diesen Bunker zu gehen. Dort konnte alles Mögliche auf sie lauern. Sie verstanden zwar, dass der Sarge Gewissheit haben wollte, aber sie konnten diesen Bunker einfach nicht betreten, die Aussicht auf noch mehr Grausamkeiten war zuviel für sie. Das Geräusch der Signalfackel lies Hel und Loring aufschrecken, sie hatten schon fast nicht mehr mit einer Rückkehr von Marten und Kant gerechnet. Jegliche Fragen blieben ihnen im Hals stecken, als sie die versteinerten, enttäuschten Gesichter der beiden erfahrenen Soldaten bemerkten. Das leichte Kopfschütteln von Kant beseitigte letzte Zweifel. „Was nun?“ „Nicht hier sein, wenn das Imperium sich Trent zurückholt…,“ war die leise Antwort Martens, begleitet von einem Kopfschütteln.


°°°


Der Tod Morgan Fays beendete seinen Blutdurst, jetzt galt es nur noch, zu seinem Tempel zurückzukehren. Er war sehr zufrieden mit sich, die Mission war vollständig ausgeführt worden. Er hatte den heiligen Imperator nicht im Stich gelassen. Den Weg zum Treffpunkt hätte er im Schlaf zurücklegen können. Er wartete dort, und für einen Moment spürte er keinen Hass.
Aber nicht lange.
 
Schliesse mich mal den Meinungen an. Klasse!!

Hattest Du ja schon angekündigt und finde es cool das Du sie vollendet hast.
Der Anfang ist brilliant, wie der Maschinengeist der Kapsel funktioniert.

Die Szenenwechsel sind gut und die Story baut sich schön auf.. erinnerte mich irgendwie etwas an Vietnam (Dschungel) und Predator (unsichtbarer Gegner, die Art wie er tötet)... man kann es sich bildlich vorstellen.

Also eine supi supi Story... :wub:
 
Danke, Danke 🙂

Freut mich, dass sie euch gefällt. Bevor ich es vergesse, ein dickes Dankeschön an Tricy Fish, ohne sein zweimaliges Korrekturlesen wärs bei weitem nicht so gut geworden - er hat mich auch von einer eher... bizzarren idee abgebracht. Ursprünglich hätte ich vieles, was der Assassine bzw. der Maschinengeist der Landekapsel macht in einer Art Programmiersprache geschrieben, war ne Heidenarbeit und hätte bei weitem nicht so gut gewirkt wie das ausformulierte.


vieleicht gibts ja doch mal eine Assassine: Vindicare, Culexus oder Callidus story. schaun mer mal. vieleicht reizen mich auch ganz andere themen... mhh... titanen 🙂
 
heeeeeey... nee nicht Vindicare... da will ich was drüber schreiben 😱

Und die Callidus... also mal unter uns *stimmeverschwörerischsenkt* das ist doch nun wirklich völliger Blödsinn, oder ? 🙄

Ich glaube da haben die bei GW ein bischen zu tief ins Glas geschaut... Drogen die den Körper zu Brei auflösen und formbar machen wie Knete... tststs... vielleicht haben die auch so Taschen, wie die Knetmänchen aus der Sesamstraße, wo die dann alles mögliche rausholen... 😀

Und mit diesen Gestaltenwandlern... erinnert mich an T2... und noch einige B-Movies 🙂

Obwohl es natürlich reizt über eine Assassine zu schreiben, die Xenowaffen die sie benutzt sind auch interessant, finde ich diese Polymorph-Kram doch etwas ZU abgehoben :wacko:
 
*Stimmeauchverschwörerischsenkt*
Ja, die Callidus ist schon komisch. Was die manchmal aus der Tasche zieht... 😀 Aber geile Pilze hatten die an dem Abend bei GW. Trotzdem kenne ich sie nur, weil mich alle immer so nennen, ich habe mir den Namen vorher ausgesucht. Und ich habe keine Ahnung von ihr.

*Stimmewiederheb*
Ja, schreib mal was über Vindicare! Was Du schreibst, gelingt meistens!
 
ja, psychris was soll ich sagen? ich stehe ja wirklich so auf einzelkämpfer und so und auch auf typen die bis zur unkenntlichkeit getarnt sind. das einzeg was mich wirklich an der geschichte gestört hat, waren diese elend langen lücken zwischen den einzelnen szenen.ansonsten liest es sich flüssig und man langweilt sich nicht so doll am anfang, wie bei der award-story, die den ersten platz gemacht hat.(versteckte kritik an der jury :heul: ). weiter so (warum gibts hier eigendlich keinen daumen hoch smilie?)
 
Hey, ein Lob von den Altmeistern persönlich 😉

die assassinen bieten sich als thema schon an, mal sehen. wobei zumindest culexus wirklich schwer würde... seelenlosigkeit ist ein eher seltener charakterzug...

@sister
wenn du was zum vindicare schreiben willst, nur zu. dann lass ich das. es sei denn, deine geschichte spiegelt nicht meine sicht eines vindicare assassinen wieder 🙂

Unabhängig davon, dass die Idee einer Droge, die den Körper formbar macht, wirklich strange ist bietet sich die callidus schon an. der codex assassinen aus der 2nd ed. bietet da schon anhaltspunkte. bevor eine neue geschichte kommt muss ich auf jedenfall noch ein paar mal busfahren, dabei kann man sich sowas gut ausdenken.

Calidus
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Was Du schreibst, gelingt meistens! [/b]

hm, was hast du denn geschichtenmässig noch von mir gelesen? vorschusslorbeeren, oder wie? 😉