WHFB Aus dem Leben eines Nekromanten

da Red Gobbo

Hintergrundstalker
08. Januar 2006
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Hallo allerseits. Ich habe heute mal eine Abwechslung zu der Hintergrundgeschichte meiner Tiermenschen (nachzulesen im Armeeaufbau) gebraucht und daher diese kleine Geschichte verfasst:
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Die Nacht ist in den kalten Tagen der Vorhexen besonders düster und nicht selten kommt es vor, dass Morrslieb in einem giftigen Grün am Himmel erstrahlt und die weiten Flure in seinem bedrohlichen Licht erhellt. Wenn dann auch noch Nebel heraufzieht, scheint es, als erheben sich die Geister der Gefallenen aus der Unterwelt, um dieses Land zu verschlucken.

In Kreuzbach, einem kleinen Dorf in den Randgebieten des Averlandes werden in jenen Nächten oft Wächter am Friedhof und den Eingangstoren des Palisadenwalls aufgestellt.
So geschieht es auch in jener unheilvollen Nacht, in der sich die Geißel Kreuzbachs aus den kalten Gräbern erheben würde.

„Es ist nun an der Zeit, Morrslieb erstrahlt hell am Himmel.“, murmelt Necodemus leise vor sich hin, während er noch aus dem Fenster seines sicheren Zuflucht Ortes in den wolkenklaren Sternenhimmel schaut. Er hält seinen abgemagerten Arm in das Licht des Mondes und spürt regelrecht, wie die Kraft der Ahnen durch seine Adern und Muskeln pulsiert. „ Roland, hole mir sofort das Schwarze Buch herbei!“ befehlt er seinem Diener, welcher gerade neues Holz in den alten Kamin gelegt hat. Roland dreht sich langsam um und setzt sich daraufhin stöhnend und wankend in Bewegung. Necodemus wartet, bis sein Diener das Zimmer verlassen hat und wendet sich von dem Fenster ab. Er ergreift seinen alten Spazierstock und stolziert langsam durch das Arbeitszimmer, vorbei an den alten Experimenten vergangener Tage, hin zu dem Kamin in welchem langsam ein neues Feuer erwacht.

Er nimmt den Goldenen Kelch von dem Kaminsims und geht weiter zu dem Großen Regal, in welchem er die verschiedensten Reagenzien gelagert hat. Dort entnimmt er eine kleine Ampulle, gefüllt mit Fledermausblut und träufelt davon einige Tropfen in den noch leeren Kelch. Als nächstes humpelt er hinüber zu dem Schreibtisch und füllt dort den Kelch mit frischem Wein auf.

In diesem Moment erfüllt das schrille quietschen der Scharniere das Zimmer und Roland kommt mit dem Buch unter dem einen Arm und seinem Kopf unter dem Anderen durch die Tür hindurch. Er geht langsam zu dem Tisch und legt dort das Buch ab. Necodemus nickt ihm zu und befiehlt im durch eine Geste, sich zu entfernen, woraufhin Roland seinen Meister erneut alleine in dem Arbeitszimmer zurücklässt.

Währenddessen in Kreuzbach:

Marius, der Anführer der Dorfmiliz mustert die drei neuen Freiwilligen die sich als Neuanwärter zur Dorfmiliz gemeldet haben. Sie sind alle nicht viel älter als 13 Jahre und noch sichtlich Grün hinter den Ohren, aber Marius ist dankbar um jeden Arm, der im Notfall für die Erhaltung des gesamten Dorfes kämpfen wird und spricht: „ Ihr also wollt euch unserer Miliz anschließen? Dann müsst ihr zunächst eine Mutprobe überstehen. Eure Aufgabe heute Nacht wird es sein die Patrouille rund um das Dorf zu bilden. Denn wenn ihr nicht einmal dort eure Angst besiegen könnt, dann habt ihr hier nichts verloren! Und lasst euch noch eines gesagt sein, bleibt zusammen und macht keine Dummheiten!“

„ Ja, aber wieso müssen wir die Mutprobe dann außerhalb der Sicheren Palisaden absolvieren? Wenn wir nicht auch einfach hier am Friedhof Wache schieben könnten, im Herzen des Dorfes?“, erwidert Friedhelm, der Sohn von Bauer Reinhardt und mit 21 Jahren der älteste Neuanwärter. „Weil sich dort die Toten als erstes erheben werden, wenn der Nekromant aus den alten Ruinen wieder zuschlägt, und ihr dort mit Sicherheit sofort Fahnenflucht ergreifen, und das ganze Dorf gefährden würdet. Also schweig und tu das was man dir befiehlt!“, antwortet ihm Marius mit ernster Miene daraufhin.

Die Neuanwärter rüsten sich daraufhin mit Schwertern und Fackeln aus und beginnen etwas beunruhigt ihre Erste Aufgabe im Namen der Dorfmiliz. Langsam und vorsichtig gehen sie in die Nacht hinaus, die alles andere als Dunkel ist.
„ So hell wie der Mond heute wieder leuchtet, hätten wir die Fackeln nicht einmal benötigt“, prahlt Friedhelm unbeeindruckt. „Sei froh dass wir sie dennoch haben, es ist hier so schon unheimlich genug“, antwortet Emil, der jüngste im Bunde mit zitternder Stimme.

Zurück in den zerfallenen Gemäuern des alten Klosters:

„Roland! Wir beginnen nun mit der Zeremonie“, ruft Nicodemus seinem Diener mit lauter, trockener Stimme zu, woraufhin sich die Fledermäuse aus dem alten Glockenturm, östlich seines Arbeitszimmers aufgeschreckt gen Nachthimmel erheben. Nicodemus ergreift das Schwarze Buch welches er noch eben nach der richtigen Zeile durchsucht hat. Er zieht das schwarze Zeremoniengewand über und verlässt das Arbeitszimmer. Vorbei an alten Rüstungen und an gekokelten Gemälden stolziert er entlang des schmalen Flures gen Wendeltreppe, welche hinab in die alte Haupthalle führt. In diesem Moment denkt er, wie immer, wenn er von hier aus herunter zu der Haupthalle schaut, an die fürchterliche Zeit zurück, in der er in diesem Kloster einst selbst als Mönch gedient hat und die Lehre Sigmars ausüben sollte. Er ist nur allzu froh über den Beschluss, den er als junger Gelehrter getroffen hat, das unheilvolle Buch, welches sich in den heutigen Tagen als sein heiligster Almanach erwiesen hat nicht zu verbrennen, wie es ihm befohlen worden ist, sondern die darin enthaltenen Lehren zu studieren. Nur so ist es ihm gelungen sich dem Zwang dieses Klosters zu entziehen, und durch das Töten der anderen Mönche hat er gleich genügend Körper gehabt um sein neues Wissen anwenden zu können. Doch nur bei Roland ist die Wiedererweckung gelungen, dies ist der Grund wieso der klapprige Zombie Roland, welcher einst der Bibliothekar des Klosters gewesen ist, Nicodemus so viel bedeutet.

Nicodemus steigt die Treppe hinab, während die Dielen unter seinen Stiefeln leise knarren. Am Boden angelangt bahnt er sich seinen Weg durch die mit Säulen versehenen Überreste der Haupthalle gen Ausgang. Draußen angelangt führt sein Weg gen Mausoleum, wo ihn Roland schon erwartet. „Heute ist der Tag. Ich spüre es! Heute habe ich die Kraft, all jene Körper die über die Jahrhunderte hinweg in diesem Grab beerdigt worden sind zu neuem Leben zu erwecken und unter meinem Willen dieses Land erobern zu lassen!“, spricht er voller Inbrunst, als er die Tore des Mausoleums erreicht hat. Über der Pforte hängt ein Schild mit der Aufschrift:“ Hier ruhen all jene Krieger, die mit all ihren Mitteln unser geliebtes Land Tapfer gegen die Finsternis beschützt haben. Nur ihnen ist es zu verdanken, dass wir alle noch am Leben sind. Mögen wir ihnen ewig für ihre Taten Gedenken!“.

„ Eine Ironie des Schicksaals, dass es jene Menschen gewesen sind die dieses Land einst vor meines gleichen gerettet haben, und nun selbst diejenigen sein werden die dieses Land und seine Bewohner vernichten werden“, denkt sich Nicodemus während er die lange Treppe in das Massengrab hinabsteigt um dort mit dem dunklen Ritual zu beginnen.

„Ha-Habt ihr das dahinten auch gesehen?“, fragt Emil schlotternd. „Das wird nur wieder dein eigener Schatten sein! Reiß dich zusammen und lauf weiter“, begegnet ihm Lothar, der Dritte im Bunde der Neuanwärter mit kühler Stimme. Die Jünglinge führen ihre Patrouille in dem dichten Nebel fort, ohne zu merken, dass sie von dem Weg abgekommen sind und sich immer weiter von dem Dorf entfernen.
Unbehelligt laufen sie weiter, noch immer in dem Glauben, sie seien nicht weit von dem sicheren Palisadenwall entfernt. Erst als ein alter Wegweiser in dem Licht der Fackel erscheint bemerken sie, dass sie nun schon 5 Meilen von dem Dorf entfernt sind. „W-Wir müssen umkehren! S-Sofort!“ stottert Emil. „Diesmal hat er recht“, fügt Lothar hinzu:“ Wir sollten wirklich umkehren, nach dort hinten geht es nur zu dem alten Kloster und du weißt was man sich im Dorf über diesen Ort erzählt“. „Seid still ihr Angsthasen! Natürlich kenne ich all die Geschichten von dem Mönch der die Toten erwecken kann. Aber ich sage euch, dass man uns diese Gruselgeschichten nur aufgetischt hat, damit wir dort nicht spielen und um euch das zu beweisen gehen wir nun direkt dorthin!“, erwidert Friedhelm und marschiert geradewegs Richtung Kloster.
Widerwillig folgen ihm Emil und Lothar, ihren Befehl befolgend, der da lautet zusammen zubleiben.

Nach einigen Minuten erreichen sie das Kloster und schleichen vorsichtig durch die zerstörten Mauern hindurch, vorbei an dem Glockenturm. Im Hof angekommen bemerkt Lothar das unwirkliche, gelbliche Licht welches aus dem großen Mausoleum glimmert. Zudem fallen die knorrigen Geräusche und das Klirren von Panzerhemden und Schwertern markant auf und so beschließen die Jünglinge, sich vorsichtig heran zu pirschen, um in das Mausoleum zu blicken. Dort erblicken sie ein Schauspiel was ihre Muskeln gefrieren lässt. Eine Horde von dem Grab entflohener Skelette, gerüstet mit Schwert und Schild erhebt sich dort unten zu neuem Leben. Von Furcht erfüllt schreit Emil laut und rennt weg, auch Lothar und Friedhelm folgen ihm in die Finsternis.

Nicodemus bemerkt die Neugierigen, schenkt ihnen aber keine weitere Aufmerksamkeit. Er geht, gefolgt von Roland, zurück in das Kloster während sich immer mehr Skelette unter den alten Bannern versammeln. Nicodemus steigt den Glockenturm herauf auf die alte Aussichtsplattform und blickt über den Hof des Klosters, welcher sich mehr und mehr mit seinen neuen Dienern füllt. Hunderte sind seinem Ruf der Erweckung gefolgt und folgen nun seinem Willen.

„Heute gilt es wichtiges zu erledigen! Meine Krieger! Reiht euch auf und marschiert gen Westen! Wir müssen heute noch ein Dorf vertilgen!“, brüllt er in die Nacht hinaus. Die Skelette schlagen, wie sie es einst auch in den Reihen des Imperiums taten mit ihren Waffen auf die alten Schilde. Neben dem klirren des Metalls auf Holz erfüllt auch das knorrige Geklirre aufeinanderprallender Knochen die Ebene und die Musiker der alten Regimenter blasen zum Marsch.

„Es ist immer wieder ein köstlicher Anblick auf meine alten Tage hin zu sehen, wie die erweckten Musiker ohne Lungen versuchen ihre Trompeten zu blasen. Aber noch viel amüsanter ist es, dass die Skelette ihnen auch noch folgen obwohl sie doch gar keine Ohren haben um es zu hören.“, denkt sich Nicodemus und kehrt zurück in sein Arbeitszimmer, um von dort aus mittels Glaskugel dem Treiben seiner unheilvollen Armee zuzuschauen. Erst wenn die Schlacht gewonnen ist wird er das Kloster verlassen, um die frisch gefallenen Körper der Sterblichen in ein neues Leben zu zwingen: „Ich spüre es. Heute ist der Tag. Mit Kreuzbach fängt es an. Dort werde ich zunächst meine Armee vergrößern und dann immer weiter gen Westen ziehen bis meine Armee unaufhaltsam sein wird!“.
 
Zuletzt bearbeitet:
„Es ist immer wieder ein köstlicher Anblick auf meine alten Tage hin zu sehen, wie die erweckten Musiker ohne Lungen versuchen ihre Trompeten zu blasen. Aber noch viel amüsanter ist es, dass die Skelette ihnen auch noch folgen obwohl sie doch gar keine Ohren haben um es zu hören.“
:lol: super! stimmungsmäßig fällt das sowas von aus der geschichte raus, ist aber zu schön um es rauszulassen!

verdeutlicht außerdem die zerstreutheit deines nekromanten.
find die geschichte super geschrieben, auch wenns im mittelteil bandwurmsätze hagelt.
gern mehr davon!
 
Ich hatte auch meinen Spass beim Lesen deiner Geschichte! Und wie schon Neologist sagte, der letzte Absatz ist einfach super!!!

Mach weiter so!

PS: Ein Manko hab ich gefunden. So ungefähr nach dem 1. Drittel wird Necodemus zu Nicodemus.
Aber sonst fand ich die Geschichte richtig gelungen. Hat Spass gemacht sie zu lesen 😉