Ausgegliedert aus FFG-Neuigkeiten: Deutsche Übersetzungen von TT-Regeln sinnvoll?

Moiterei_1984

-Fremdhersteller Troll-
31. Januar 2010
4.656
116
31.778
Ein (zumindest für mich) interessantes Thema wie ich finde, deswegen aus dem Dust-Thread mal ausgegliedert:

Zuallererst muss ich jetzt doch ausnahmsweise mal eine Lanze für FFG brechen:

Ich kann ja schimpfen, was ich will und mag über FFG und deren Verhalten, aber ich finde es absolut klasse von ihnen, dass sie bisher sämtliche Regeln und Szenariobücher zum Gratis-Download freigegeben haben (auch dass Heidelberger die dt. Fassung frei anbietet ist absolut top). Bei Warfare vermute ich mal, dass das Regelwerk selbst nicht zum (gratis) download verfügbar sein wird, aber Listen, Szenarien etc. könnte ich mir durchaus vorstellen.

Desweiteren zu einer deutschen Edition:
Ich habe mich vor kurzem mal mit einem deutschen Spieledesigner unterhalten, der seine Regelwerke auf englisch veröffentlicht. Man muss einfach sehen, dass der deutsche Raum für die Veröffentlichung von TT's erstmal zweitrangig ist, da eine englische Version sich einfach (fast) überall verkaufen lässt und der deutsche Sprachraum zu klein ist, als dass er groß ins Gewicht fallen würde, vorallem für Spielsysteme ab von GW (als Marktführer zähle ich die Jungs mal nicht... die können sich ihre (zugegeben miserablen) Übersetzungen leisten).
Seien wir doch mal ehrlich, wieviele Tabletopper gibt es im deutschen Sprachraum insgesamt? Ich denke wenn es viel sind, dann auf keinen Fall mehr als 100.000. Wenn wir jetzt von diesen 100.000 (was mMn sowieso schon viel zu hoch gegriffen ist) als fiktiver Zahl ausgehen, dann muss man auch mal schauen wieviele davon ausschließlich GW spielen... ich würde mal auf ca. 75-80% tippen. Bleiben also noch ca. 20.000 bis 25.000. Diese teilen sich wiederum auf historische und sämtliche anderen Tabletops auf... am Schluss hast du also noch ca. 1000 Spieler für die ein deutsches Regelwerk für Warfare interessant wäre. Wenn man das jetzt dem möglichen Absatz im Rest der Welt gegenüberstellt wird auch klar, warum es so wenige Regelwerke überhaupt auf deutsch gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jein, deutsche Bücher verkaufen sich schon gut, das Problem liegt darin, dass viele Firmen meinen mit einer "besseren Fanübersetzung" könnten sie die deutschen Kunden billig abspeisen. Das merken die natürlich und wechseln zur englischen, die deutlich weniger Fehler enthält.

Bei Heidelberger ist der Fall umgekehrt, die wissen, dass gute Übersetzungen sich auch in Verkaufszahlen niederschlagen und investieren deswegen auch in solche und heuern professionelle Übersetzer mit Ahnung vom Übersetzungsgebiet an. Das dauert dann zwar ein paar Monate, aber immer noch deutlich kürzer als bei der Konkurrenz, die sich teilweise nur auf Fanübersetzungen stützt. Deswegen übersetzt auch GW selber und bei aller Kritik sind deren Übersetzungen immer noch besser, als das was man sonst so im TT-bereich vorgesetzt bekommt.

Der deutsche Markt könnte deutlich größer sein, aber durch schlechte Übersetzungen schiebt man nur einen Teufelskreis an. Leider merken das einige Firmen immer noch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nunja... darüber lässt sich sicherlich endlos streiten, aber ich denke für kleine Firmen wie die des Spieldesigners, mit dem ich mich unterhalten habe, ist es schon ein Unterschied ob die Bücher in Englisch auf den Markt kommen, oder ob er sich auch noch die Zeit nimmt das ganze ins Deutsche zu übersetzen. Man muss sich ja schließlich auch erstmal etablieren um dann im Gegenzug evtl auf die (im ganzen) eineutig kleinere deutsche Fanbase zuzugehen.

Dass sich viele Firmen mit der "besseren Fanübersetzung" selbst ins Bein schiessen ist mir vollkommen klar, aber ich glaube dass es sich in erster Linie einfach nicht rentiert für den deutschen Markt viel zu übersetzen... wenn sich das System mal etabliert hat sehe ich da durchaus Potential, aber nicht gleich zu Beginn, wo man Chancen und Risiken noch nicht abschätzen kann. Da sehe ich es durchaus ein, wenn man erstmal lieber die Kosten auf den Absatzmarkt in der ganzen Welt verteilt, bevor man auch nur an eine deutsche Übersetzung denkt. FoW ist da mMn ein super Besipiel: Das System ist inzwischen so etabliert, dass sie sich eine (gute) deutsche Übersetzung leisten könnten, wenn sie denn wollten, und dabei sicherlich auch nicht viel Risiko eingehen. Bei anderen Spielen z.B. "War and Conquest" von Scarab Miniatures, das gerade erst auf dem Markt ist, wäre es wahrscheinlich Selbstmord für die Firma...
Black Powder & Hail Cesar wäre mMn übrigens auch Kandidaten für eine gute deutsche Übersetzung.
 
Ich sag es mal so:
Eine professionelle Übersetzung kommt in der Regel billiger als eine Fanübersetzung, und vor allem wird sie schneller angefertigt. Während eine Fanübersetzung von 128 Seiten gern mal bis zu 1 Jahr braucht macht ein Profi sowas in 1-2 Monaten. Wenn man dann noch hinzuaddiert, dass man einen braucht der die Fanübersetzung betreut, sie korrigiert, die layoutete Fassung redigiert, dann kann man es auch gleich Profis machen lassen. Und selbst wenn sie etwas mehr kosten sollte, holt man sie durch die Monate die sie früher fertig ist spielend wieder rein.

Ich habs mal durchgerechnet, ein 128 Seiten-Regelwerk in 4-Farb mit 500er Auflage in Digitaldruck würde incl. Übersetzung etwas um die 4000 Euro kosten. Wenn man die nicht hat, wenn man auf einen neuen Markt geht, dann spart man echt am falschen Ende.
 
Ich will dir da ja gar nicht wiedersprechen, den Punkt sehe ich ja durchaus ein, nur wenn jetzt eine neue Firma ein Regelwerk veröffentlicht, so muss dieses ja erstmal seine Kosten auch wieder reinholen und das geht mMn am einfachsten indem man es universell auf Englisch veröffentlicht. Die meisten Menschen, die sich eingehender mit dem Thema Tabletop abseits von GW beschäftigen sind durchaus in der Lage englische Regelwerke zu lesen und zu verstehen (teilweise gezwungenermaßen ob des dürftigen Angebotes deutscher Regeln).
Auf der anderen Seite muss man aber eben auch sehen, dass jetzt eine Firma mit einem neuen Regelsystem dieses ja nicht nur für den deutschen Markt übersetzen lassen müsste, sondern es gibt ja auch noch ein paar andere Sprachen auf diesem Erdball. Zusammengenommen summiert sich das mMn auf eine Summe, die für kleiner Unternehmen oder unabhängige Schreiberlinge, nicht stemmbar wäre.
 
Mag sein, letztendlich ist eine deutsche Fassung nur in den Ländern interessant, in denen Deutsch die erste Sprache ist, also Deutschland, Österreich, Schweiz (in Teilen zumindest) und Liechtenstein. In den anderen Ländern ist entweder das wesentlich verbeitetere Englisch die regulär gesprochene Landessprache, Englisch ist neben Deutsch genau so verbreitet oder das Land ist als Absatzmarkt zu unbedeutend.

Der deutschsprachige Raum hat einfach das Problem, dass Wargaming zu unbedeutend als Hobby ist. Diejenigen, die es dennoch betreiben und über den Rand des GW-Tellers hinausblicken, sind meist bereit, die englischen Regelwerke zu kaufen. Teilweise bevorzugen sie diese wegen des Fehlens von Übersetzungsfehlern sogar.

Osprey hatte ja z.B. mit Field of Glory den Versuch gestartet und Übersetzungen (u.a. auch in Deutsch) angefertigt. Nachdem sich die übersetzten Regelwerke für Mittelalter und Antike nicht verkauften, wurden keine Übersetzungen für die Renessaince- und Napoleon-Varianten mehr geplant.

So sehr ich deutsche Übersetzungen begrüße, ich glaube wirklich, dass sie sich oftmals einfach nicht rentieren, da Englisch zu sehr im TT-Bereich akzeptiert wird.
 
Naja, die Opsrey-Bücher hatten aber auch ein paar dicke Klopse drin, da haben seitenweise Tabellen gefehlt. Das FoW-Buch war teilweise grauslig übersetzt und bei Warmachine/Hordes sind die Layoutfehler und Falschübersetzungen auch nicht grade unproblematisch.

Sorry, das waren alles halbherzige Versuche, die so mit einem professionellen Studio nicht passiert wären und im Endeffekt haben sie sogar mehr Geld ausgegeben und durch ein mäßiges Produkt gleichzeitig ihre Verkaufszahlen eher eingeschränkt als sie zu erweitern.

Der deutsche Markt ist schon groß genug. Und viele vergessen, dass viele osteurop. Spieler auch Deutsch können und sich regelmäßig in deutschen Läden eindecken.

Wieviel man aus dem deutschen Markt rausholen kann zeigen die Spiele von FFG. Die sind auch nicht weniger speziell als TTs und sicherlich keine Massenware aber verkaufen sich sehr gut. Und ein Brettspiel in entsprechender Auflage kommt schon mal auf Anschubkosten da schlackern TT-Hersteller mit den Ohren. Auch der historische TT-Bereich ist weitaus größer als viele SF/Fantasy-Spieler warhaben wollen.

Es ist übrigens eine Mär, dass die engl. Fassungen immer besser sind.

Nebenbei lässt sich so eine Übersetzung heutzutage problemlos via Croudfunding finanzieren. Das Interesse ist da, nur die Firmen schlafen da noch... leider....
 
Zuletzt bearbeitet: