Baron Darius of Lancier schnaubte verächtlich, als er vom Rücken seines Pferdes aus auf die Landsknechte sah, die sein Vater ihm als Unterstützung gewährt hatte. Die Bauern zogen grölend durch den Hohlweg, als wenn es keinen Feind zu fürchten gäbe. Wahrscheinlich taten sie das einfach nur, um die aufziehenden Nebelschwaden nicht beständig furchtsam anstarren zu müssen, die im Schatten der großen Eichen, Linden und Fichten aufstiegen.
"Was denkt ihr, mein Baron?", fragte Richard of Aves, dessen Stimme von seinem Gromril-Vollhelm verzerrt wurde. Darius drehte sich zu dem stolzen Mann um, der wie immer die Standarte des Hauses Lancier hoch erhoben hielt. Sein blauer Wappenrock schien von dem staubigen Ritt nichts mitbekommen zu haben. Darius wurde sich der Tatsache bewusst, dass er das von seiner Ausrüstung nicht gerade sagen konnte und strich wie beiläufig mit der rechten Hand über seine Schulter, um den Staub zumindest ein wenig von seinem prächtigen Umhang zu entfernen.
"Ich halte nicht viel von diesen Bauern. Unehrenhaftes Pack. Aber sie werden ihre Aufgabe erfüllen...Zumindest hoffe ich das", fügte Baron Darius leise hinzu, während er seinen Umhang erneut richtete. Sein Blick fiel auf den Fehdehandschuh an seiner rechten Hand. Erinnerungen an gewonnene Duelle mit aufsässigen Querulanten, die die Ehre seiner Familie beschmutzt hatten, kamen ihm in Erinnerung. Wahrscheinlich würde dieser Handschuh auch heute seine Pflicht erfüllen, doch das stand noch aus. Grünhäute hatten angeblich eine verdrehte Form von Ehre, doch Darius war sich sicher, dass sie niemals die Ehre eines bretonischen Ritters haben würden...Oder gar seine kämpferischen Fähigkeiten.
Richard drehte seinen Kopf und sah über die leicht hügelige Wiese vor ihm. Zwischen den in voller Blüte stehenden Hügeln waren die Kriegstrommeln der Grünhäute zu hören. Seine Gedanken waren nicht zu erraten, da sein Gesicht hinter dem Helm verborgen blieb, der den Geschichten zufolge von Zwergen geschmiedet worden war.
"Ich weiß, mein Freund...Wir haben nicht mehr viel Zeit", meinte Darius mit einem unterdrückten Seufzen, als Richard nicht weiter sprach.
"Zeit ist relativ, mein Fürst. Wenn es soweit ist, werden wir im Vertrauen in die Herrin an eurer Seite sein, mein Baron." Darius musste lächeln. Richard war ehrenhaft wie nur ein wahrer Bretone es sein konnte. Ein kühler Luftzug wirbelte vereinzelte Blätter von den Bäumen hinter ihnen auf die Wiese und ließ das Banner in Richards Hand erbeben.
"Gut, Richard, bringt die Männer in Stellung. Ich will, dass unsere Ritter dort zwischen dem Wäldchen und den kleinen Felsen einen Angriff auf diese Bestien reiten können. Nichts soll zwischen unseren Lanzen und unserem Feind stehen." Richard of Aves nickte unmerklich unter seinem Helm, drehte sein Pferd und ritt gemächlich zu der Gruppe wartender Ritter. Darius sah auf, als er ein rauschen in der Luft vernahm. Ein stattlicher, weißer Pegasus ließ sich neben ihm zu Boden sinken. Der Baron dachte wehmütig an Folklion, seinen eigenen, reinrassigen Pegasus. Zu gerne wäre er auf ihm in die Schlacht gezogen, doch seine Fähigkeiten mussten die kleine Schar Ritter unterstützen, wenn sie einen Sieg erringen wollten, der nicht zu viel des edlen bretonischen Blutes kostete.
"Brenton, ich benötige euch und eure Männer dort links hinter dem Hügel. Sorgt dafür, dass die Bauern ihre Stellung halten und stoßt dann vor." Darius musste seine Stimme heben, um über das erwartungsvolle Schnauben des geflügelten Pferdes hinweg verständlich zu werden.
"Jawohl, Baron Darius." Mit diesen knappen Worten erhob sich der Pegasusritter wieder in die Lüfte. Wie immer war der Anführer der kleinen Schar Pegasusritter schweigsam wie die Nacht selbst.
"Möge die Herrin uns beschützen", murmelte Darius, als er einen Riesen erblickte, der langsam über die grünen Hügel der Baronie Lancier wankte. Mit einem selbst auf die Entfernung noch lauten Rülpsen öffnete der Riese ein großes Fass und leerte das darin enthaltene Bier in einem Zug. Angewidert setzte Darius seinen Helm auf und ritt zu der Gruppe wartender Ritter.
"Ritter Bretonias! Wir haben keine Wahl! Greift stolz und entschlossen an. Diese Bestien kennen keine Ehre, so lasst uns keine Furcht kennen! Möge die Herrin uns beschützen!" "Möge die Herrin uns beschützen!", wiederholten die Ritter im Chor und formierten sich in Keilform um ihren Baron, Richard of Aves und den Paladin Leon Bestienschlächter, der wie immer vor einer Schlacht in stillem Gebet versunken war. An seinem Sattel hingen mehrere Köpfe, Schädel und andere konservierte Teile von verschiedenen Bestien, die der Paladin erschlagen hatte. Seine Trophäen sprachen für ihn und bezeugten seinen Ehrennamen. Sein weiß-rotes Gewand blähte sich im Wind.
"Baron, erweist mir die Ehre, mit euch zu reiten", sagte eine glockenhelle Stimme hinter den Rittern. Baron Darius drehte seinen Kopf und erkannte durch die Sichtschlitze seines Helmes das von rotem Haar eingerahmte, attraktive Gesicht der Maid Celina. Ein bezauberndes, figurbetontes blaues Kleid schmeichelte ihrem Körper.
"Es soll mir eine Ehre sein, euch ein Schild zu sein", antwortete Darius, um seine aufwallenden Gefühle zu überspielen. Er ergriff seinen Schild, eben jenen Schild, den Celina einst im Namen der Herrin des Sees gesegnet hatte. Die Ritter formierten sich erneut in aller Stille und nahmen die Auserwählte der Herrin in ihre Mitte. Darius konnte die Augen nicht von der Maid lassen, die in der Blüte ihrer Weiblichkeit stand. An ihrem Gürtel erkannte er den Kelch von Malfleur, ein goldener Kelch, der in der Form eines Schädels geformt war. Die Augenhöhlen waren durch Rubine ergänzt worden.
Er wusste, dass dieser Kelch seiner Mutter gehörte, der ruhmreichen Sophia of Lancier. Das sie diesen Kelch an eine jüngere Dame der Herrin gab, war Zeichen genug, um ihr Wohlwollen auszudrücken. Darius riss sich vom Anblick Celinas los und konzentrierte sich wieder auf den bevorstehenden Angriff. Er hatte später noch Zeit, um der Minne zu frönen.
"Für die Herrin, zum Angriff!"
Die Ritter gaben ihren Pferden die Sporen und ritten auf kapuzentragende Goblins zu, die irre kichernd zwischen den Hügeln aufgetaucht waren und sich mehr damit beschäftigen, einen gefangenen Hasen zu malträtieren, als sich der herannahenden Ritter bewusst zu sein. Wiehernd warfen sich die Pferde nach vorn. Es waren bretonische Rösser, so stolz wie ihre Reiter. Sie witterten die nahe Schlacht und brauchten kaum Anleitung, um in den Kampf zu kommen.
Brennende Pfeile zischten an ihnen vorbei, als Darius' Bogenschützen das Feuer aus dem Hohlweg eröffneten, auf dem die Armee hierher gekommen war. Der Baron wandte den Kopf für einen Moment ab und sah, wie der gewaltige Riese getroffen aufheulte und dann auf die Verursacher seiner Pein zustürmte. Seine Schritte ließen den Boden erbeben, als er mit einer Geschwindigkeit, die man diesem Wesen nicht zugetraut hätte auf die Bogenschützen zustürmte. Darius einziger Gedanke war, dass die Bauern ihre Stellung halten sollten, um den Grünhäuten den Weg in die Flanke der Ritter zu verweigern.
Leon Bestienschlächter rief eine Warnung und die Ritter sprengten erschrocken auseinander, als plötzlich zwei irrwitzig lachende Goblins mit riesigen Stahlkugeln an Ketten durch ihre Reihen wirbelten. Darius dankte der Herrin, dass keiner seiner Ritter fiel, während er seinen Schild erhob. Ein weißliches Glimmen umspielte die annähernd dreieckige Form.
Er dankte zu früh.
Ein gewaltiger Speer durchbohrte Greon of Bastonge und riss den hinter ihm reitenden Fredegar aus dem Hause von Curionne vom Pferd.
Wütend brüllte Darius auf und sprengte vorwärts, um seinen Zorn an den Nachtgoblins auszulassen. Richard of Aves brüllte einen Befehl, damit die Ritter sich wieder sammelten. Er erkannte, was der junge und impulsive Darius nicht erkannte: Allein hatte er keine Chance gegen die Nachtgoblins, so herausragend er auch kämpfen konnte.
Barzog Blutzahn brüllte seine Orks an, still zu sein, während er die heranpreschenden Ritter beobachtete.
"Los Jungz! Zeigän wia da Blechbüchsnz ma, wie n Orkze kämpft!"
Die Orks stürmten brüllend vor Kampfeslust los.
Leon Bestienschlächter führte die Ritter in den Kampf, direkt hinter seinem Baron und spürte, wie die Knochen der Kreatur nachgaben, als seine Lanze sie durchbohrte. Seine Fähigkeiten mit der Lanze waren unübertroffen und es fiel ihm dementsprechend leicht, gleich drei Kreaturen aufzuspießen, bevor er die Lanze losließ und eine zweite aus seiner Satteltasche zu ziehen. Die Reihen der Nachtgoblins wankten, doch die Ritter gaben sich damit nicht zufrieden. Keiner der ihren wurde durch die rostigen Waffen der Grünhäute verletzt, doch sie waren zornig, über den Verlust ihrer Brüder durch die unritterliche Speerschleuder, die hinter den Goblins aufragte. Sie hielten sich nicht damit auf, die Goblins zu stellen, sondern durchritten ihre Reihen. Das Blut der Nachtgoblins verfärbte das saftige Gras. Richard kämpfte wie immer ruhig und besonnen, zerschlug die Deckung der Gegner und tötete mit gezielten Stößen. Ekel ergriff ihn ob des schmierigen Blutes, das ihm entgegenspritzte, doch er ließ nicht nach.
Ein Gebet an die Herrin auf den Lippen verfolgten die Ritter die letzten fliehenden Nachtgoblins. Niemand bemerkte, wie die Maid Celina einen geistigen Kampf ausfocht, um die Ritter vor den schädlichen Einflüssen eines Orkschamanen zu schützen. Sie merkte, dass ihre Kräfte schwanden und nahm erneut einen großen Schluck aus dem Kelch von Malfleur...
Grölend donnerte der Riese, der von den Orks einfach nur Öhm genannt wurde, auf die Landsknechte zu, die zitternd und dicht gedrängt das unausweichliche erwarteten. Junge Bäume durchbrach die riesige Bestie einfach und auch eine ausgewachsene Eiche konnte Öhm nicht aufhalten. In einem Splitterregen durchbrach er ohne Umwege ihren Stamm.
Hätten die Landsknchte bemerkt, dass die Pegasusritter im Sichtschutz, die der Riese ihnen bot, auf die Orks zugeflogen waren und nicht mehr neben ihnen standen, so wären sie sicherlich geflohen. Doch sie hielten stand.
Korporal Hugin brüllte aus Leibeskräften, so dass ihm der Speichel zwischen den Zahnstümpfen herausflog: "Haltet stand! Ihr werdet von unserem Baron bezahlt, um seine Ländereien und seine Familie zu schützen! Haltet stand! Ihr habt euch den Namen 'Des Barons Axt' verdient, also beweist es mir! Begegnet dem Feind frontal und zeigt keine Gnade!"
In Wirklichkeit war er selbst nicht so sicher, ob er diesem Riesen begegnen wollte.
Ritter Brenton führte seine beiden Begleiter in der Luft nach vorn und gab ihnen per Hand das Zeichen, sich am Boden neu zu formieren. Seine Augen waren auf einen großen Mob Orks gerichtet, die einen guten Kampf versprachen. Das Gelände war ideal für einen Angriff geeignet, grasbewachsene, sanfte Hügel, auf denen nur vereinzelte Sträucher wuchsen, waren anscheinend auch für den Anführer der Grünhäute eine gute Gelegenheit, um in den Kampf zu kommen, denn der Mob machte kehrt und hielt genau auf die Pegasusritter zu.
Brenton lächelte grimmig unter seinem Helm, als er seine Lanze senkte.
Darius löste sich aus der Formation der Ritter und stürmte den Hang hinauf auf die Speerschleuder zu. Drei Nachtgoblins versuchten ihn aufzuhalten. Der erste und letzte Fehler ihres Lebens. Darius Lanze brach, als er einen von ihnen aufspießte. Splitternd blieb die Spitze im Rumpf der Kreatur stecken, die vollkommen entgeistert auf ihre blutende Brust sah. Einer der größeren Splitter flog direkt in den Hals der zweiten Kreatur und riss eine tiefe Wunde, aus der das Blut einer Fontäne gleich auf die provisorisch anmutende Holzkonstruktion der Speerschleuder spritzte. Darius hatte keine Gelegenheit, den letzten Goblin mit dem Schwert zu erschlagen.
Sein Pferd bäumte sich auf und zerschmetterte der Grünhaut den Schädel.
Barzog bleckte die Zähne, was einem Grinsen gleichkam. Sein schlauer Plan war aufgegangen. Die Ritter waren auf die mickrigen Nachtgoblins losgegangen und hatten die Spinnenreiter vollkommen übersehen, die nun auf die kümmerlichen Menschen losstürmten, die mit ihren Bögen tatsächlich Öhm verletzt hatten. Aber das würde ihnen kein zweites Mal gelingen.
Traghul da Schmettera ließ das Banner von Barzogs Waaaagh im Wind flattern und brüllte die Orks an, schneller zu sein.
Barzog bleckte erneut die Zähne. Dort vorne waren drei der Ritter, die es tatsächlich mit ihm und seinen Jungz aufnehmen wollten.
Er würde sie einfach zerschmettern, wie lästige Fliegen, auf denen sie augenscheinlich ja auch saßen.
Darius sah zufrieden, dass Richard und Leon die Ritter umlenkten. Er wusste nicht, was die beiden Paladine entdeckt hatten, aber sie hielten zielstrebig auf die niedrigen Felsen zu, an denen sie zu Beginn der Schlacht vorbei geritten waren.
Seine Aufmerksamkeit wurde von einem einzelnen Ork mit einem knorrigen Holzstab beansprucht.
Darius warf entschlossen seinen Fehdehandschuh vor die Füße des Orks. Verwundert betrachtete die gebeugte Kreatur den Gegenstand. Dann sah sie entschlossen auf und lief ihm geifernd entgegen. Darius lachte schallend während er sein Schwert zog und auf den Schamanen zuhielt.
"Wie ist dein Name, Abschaum?"
"Wiesoä willste du das wissen, Menschling?"
"Damit ich an meiner Tafel diese Geschichte zum Besten geben kann, ohne dich einfach nur grüne Ratte zu nennen", lachte Darius schallend.
"Dann wird Glorb Weichschädel dir deinen Schädel zertrümmern!", erwiderte der Ork wütend. Er parierte den ersten Schlag von Darius gekonnt, das musste der Baron zugeben. Dennoch, er war ein Ritter Bretonias, von Kindesbeinen an auf eben diese Situation vorbereitet. Sein Mentor hatte ihm das Selbstvertrauen eingebläut, wie es einst auch der ruhmreiche Carleond de Couronne besaß, Gralsgefährte des Gilles le Bretonne.
Ein begründetes Selbstvertrauen, denn bisher hatte es noch niemand mit Darius im Zweikampf aufnehmen können. Er fintierte einen Schlag von rechts gegen den Hals des Orks, umging den zur Abwehr erhobenen Stab, vollführte einen ausbalancierten Bogen mit der Klinge und spaltete den Kopf des Schamanen in zwei Teile. Als er das Blut des Orks an der Fellkleidung des selbigen abwischte, grinste er: "Tatsächlich, Weichschädel passt zu dir."
Hugin war gefallen. Öhm hatte ihn und sieben seiner Kameraden kurzerhand mit einem Baumstamm erschlagen. Die restlichen Landsknechte flohen ängstlich vor dem Riesen, der sich damit begnügte einem von ihnen den Kopf abzubeißen, um seinen knurrenden Magen zu füllen oder versteckten sich in den Büschen.
Die Bogenschützen hatten ganz andere Sorgen. Fünf Goblins auf riesigen Spinnen waren plötzlich zwischen den Bäumen aufgetaucht und griffen sie an. Die Spinnen fielen über die verunsicherten Bauern her, packten mit ihren giftigen Zangen zu und rammten mit ihren aufgeblähten Leibern, auf denen kichernde Goblins saßen und mit ihren Speeren zustießen. Irgendwie gelang es den Bauern zwei der Goblins zu töten, wahrscheinlich mehr durch Zufall. Doch es machte keinen Unterschied. Kein Ritter bemerkte die Heldentaten.
Als die Ritter die Bogenschützen das nächste Mal sahen, waren sie alle tot.
Brenton und seine Pegasusritter stürmten auf die Orks zu, die ihrerseits über die Wiese stürmten. Grölend trafen sie auf die Lanzen der Ritter. Der Zusammenprall war mörderisch. Brenton rammte seine Lanze in den ersten Ork, der in seine Reichweite kam. Getroffen fiel er zu Boden und wurde von den anderen seiner Art einfach zertrampelt. Die Pegasi erhoben sich in die Lüfte und versuchten so, den Äxten und Schwertern der Orks zu entgehen.
Barzog brüllte frustriert, doch er wusste, die Fliegen mussten wieder auf den Boden kommen, wenn sie weiterkämpfen wollten.
Brenton entschied jedoch anders. Seine Aufgabe war erfüllt. Die Ritter des Königs hielten jetzt auf den Riesen zu, der durch den Hohlweg stapfte und Bäume ausriss, als wenn er nichts Besseres zu tun hätte.
"Wir ziehen uns zurück!", rief er seinen Begleitern zu und führte seinen Pegasus von der Schlacht fort.
William of Gortis schaffte es nicht.
Eine Orkaxt steckte in seinem Rücken.
Er fiel stumm aus dem Sattel mitten in die Orkhorde, die ihn nach einem Herzschlag einfach zu verschlucken schien.
Öhm war der Landsknechte überdrüssig geworden. Er hatte noch einen gefunden und gefressen, dann verlor er das Interesse an den Menschen. Er stapfte durch einen Hohlweg und zerschmetterte mit seiner Keule die Bäume, die in seinen Augen nur da waren, um ihn zu ärgern. So bemerkte er die Ritter nicht, die auf ihn zupreschten.
Darius ritt an einem der riesigen Füße vorbei und schnitt mit seinem Schwert tief in das Bein des Riesen. Er ließ sein Pferd auf der Hinterhand umdrehen, und erkannte, dass der Riese nicht mehr lange stehen würde. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Leon Bestienschlächter führte die Ritter heran und durchstieß mit seiner Lanze das linke Knie des Riesen, woraufhin dieser in eine hundertjährige Linde fiel und sie krachend umwarf.
Paladin Leon Bestienschlächter zeigte einmal mehr, warum er diesen Ehrennamen trug und durchschlug die Kehle des Riesen, die so groß wie ein ausgewachsener Mann war. Blutüberströmt wandte er sich zu Darius um, nahm den Helm ab und nickte anerkennend.
Die letzten drei Spinnenreiter sprinteten zu Barzog.
"Öhm is tot! Öhm is nich ma da!", quiekte einer von ihnen. Barzog schmetterte seine gewaltige Faust in das kleine, angstverzerrte Gesicht des Goblins und brach ihm so das Genick.
"Herhörn Jungz! Füa heutä ham wa genug gemoscht. Wia komm a andärs ma wieda!" Broglop knurrte aufgebracht.
"Aufhörn? Bist du bäkloppt! Wia moschn se allä wech!"
"Fordast du mich häraus?"
"Ich. Will. MOSCHÄN!"
Es knackte hörbar, als Barzog dem Ork sein Spalta in die gewaltige Brust rammte. Dunkles Blut floss an der Klinge vorbei und befleckte das saftige Gras zu Füßen des Orks. Barzog zog Broglop zu sich heran, fletschte die Zähne und knurrte ihn kehlig an. Dann trat er ihn von seiner Klinge.
"Noch eina, der hiableibn will? Gut, dann los jiätze!"
Darius blickte auf die Orks, die feige vom Schlachtfeld flohen.
Die Baronie Lancier war wieder sicher, dank ihm und seiner Ritter.
Es würde seine Zeit brauchen, bis die blühenden Wiesen und alten Bäume die Schäden unkenntlich gemacht hatten, doch Darius wusste, das die hügeligen Wiesen, die einstmals sein Besitz werden sollten, bald wieder in voller Blüte erstrahlen würden.
Er atmete die kühle Luft ein, als er seinen Helm abstreifte. Sein Pferd scharrte mit den Hufen und er tätschelte ihm den Hals.
"Du hast heute ehrenhaft gekämpft", flüsterte er.
"Ihr auch, mein Baron", anwortete Celina, die leise näher gekommen war. Darius versteifte sich, was Celina ein charmantes Lächeln abverlangte.
Darius sah sie an und erkannte, dass sie Schmerzen hatte.
"Was habt ihr, meine Dame?"
"Nichts, was nicht wieder vergehen würde. Der Kelch von Malfleur fordert manchmal etwas dafür, dass er einem mehr Kraft gibt." Gesprochen wie eine wahre Bretonin. Celina wäre eine gute Ehefrau, dessen war sich Darius sicher.
"Mein Baron", machte Richard auf sich aufmerksam. "Wir müssen aufbrechen. Euer Vater erwartet Euch sicher schon."
"Ja...Was ist mit dem Bauernpack?"
"Sie haben ihre Aufgabe erfüllt. Lasst sie nicht Eure Sorge sein. Brenton wird sie sicherlich bald gefunden haben."
"Wo ist er?"
"Ich sah ihn soeben westlich von uns fliegen. Er ist sicher schon auf der Suche. Paladin Leon möchte wissen, ob Ihr einen Teil des Riesen als Trophäe wünscht."
Darius musste lächeln. "Nein, ich nehme nichts in Anspruch. Er hat den Riesen gefällt, also ist es sein Privileg. Sagt ihm das. Wenn er fertig ist, reisen wir ab, bis dahin sollten wir die Pferde ausruhen lassen."
Richard of Aves nickte zustimmend und ritt zu Paladin Leon, um ihm die Entscheidung des Barons mitzuteilen.
Wie immer hielt er die Standarte des Hauses Lancier hoch erhoben. Es wehte in der abendlichen Brise.
Darius und Celina saßen auf ihren Pferden und sahen der untergehenden Sonne zu.
Er genoss die Stille.
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Würde mich über Kommentare freuen^^
"Was denkt ihr, mein Baron?", fragte Richard of Aves, dessen Stimme von seinem Gromril-Vollhelm verzerrt wurde. Darius drehte sich zu dem stolzen Mann um, der wie immer die Standarte des Hauses Lancier hoch erhoben hielt. Sein blauer Wappenrock schien von dem staubigen Ritt nichts mitbekommen zu haben. Darius wurde sich der Tatsache bewusst, dass er das von seiner Ausrüstung nicht gerade sagen konnte und strich wie beiläufig mit der rechten Hand über seine Schulter, um den Staub zumindest ein wenig von seinem prächtigen Umhang zu entfernen.
"Ich halte nicht viel von diesen Bauern. Unehrenhaftes Pack. Aber sie werden ihre Aufgabe erfüllen...Zumindest hoffe ich das", fügte Baron Darius leise hinzu, während er seinen Umhang erneut richtete. Sein Blick fiel auf den Fehdehandschuh an seiner rechten Hand. Erinnerungen an gewonnene Duelle mit aufsässigen Querulanten, die die Ehre seiner Familie beschmutzt hatten, kamen ihm in Erinnerung. Wahrscheinlich würde dieser Handschuh auch heute seine Pflicht erfüllen, doch das stand noch aus. Grünhäute hatten angeblich eine verdrehte Form von Ehre, doch Darius war sich sicher, dass sie niemals die Ehre eines bretonischen Ritters haben würden...Oder gar seine kämpferischen Fähigkeiten.
Richard drehte seinen Kopf und sah über die leicht hügelige Wiese vor ihm. Zwischen den in voller Blüte stehenden Hügeln waren die Kriegstrommeln der Grünhäute zu hören. Seine Gedanken waren nicht zu erraten, da sein Gesicht hinter dem Helm verborgen blieb, der den Geschichten zufolge von Zwergen geschmiedet worden war.
"Ich weiß, mein Freund...Wir haben nicht mehr viel Zeit", meinte Darius mit einem unterdrückten Seufzen, als Richard nicht weiter sprach.
"Zeit ist relativ, mein Fürst. Wenn es soweit ist, werden wir im Vertrauen in die Herrin an eurer Seite sein, mein Baron." Darius musste lächeln. Richard war ehrenhaft wie nur ein wahrer Bretone es sein konnte. Ein kühler Luftzug wirbelte vereinzelte Blätter von den Bäumen hinter ihnen auf die Wiese und ließ das Banner in Richards Hand erbeben.
"Gut, Richard, bringt die Männer in Stellung. Ich will, dass unsere Ritter dort zwischen dem Wäldchen und den kleinen Felsen einen Angriff auf diese Bestien reiten können. Nichts soll zwischen unseren Lanzen und unserem Feind stehen." Richard of Aves nickte unmerklich unter seinem Helm, drehte sein Pferd und ritt gemächlich zu der Gruppe wartender Ritter. Darius sah auf, als er ein rauschen in der Luft vernahm. Ein stattlicher, weißer Pegasus ließ sich neben ihm zu Boden sinken. Der Baron dachte wehmütig an Folklion, seinen eigenen, reinrassigen Pegasus. Zu gerne wäre er auf ihm in die Schlacht gezogen, doch seine Fähigkeiten mussten die kleine Schar Ritter unterstützen, wenn sie einen Sieg erringen wollten, der nicht zu viel des edlen bretonischen Blutes kostete.
"Brenton, ich benötige euch und eure Männer dort links hinter dem Hügel. Sorgt dafür, dass die Bauern ihre Stellung halten und stoßt dann vor." Darius musste seine Stimme heben, um über das erwartungsvolle Schnauben des geflügelten Pferdes hinweg verständlich zu werden.
"Jawohl, Baron Darius." Mit diesen knappen Worten erhob sich der Pegasusritter wieder in die Lüfte. Wie immer war der Anführer der kleinen Schar Pegasusritter schweigsam wie die Nacht selbst.
"Möge die Herrin uns beschützen", murmelte Darius, als er einen Riesen erblickte, der langsam über die grünen Hügel der Baronie Lancier wankte. Mit einem selbst auf die Entfernung noch lauten Rülpsen öffnete der Riese ein großes Fass und leerte das darin enthaltene Bier in einem Zug. Angewidert setzte Darius seinen Helm auf und ritt zu der Gruppe wartender Ritter.
"Ritter Bretonias! Wir haben keine Wahl! Greift stolz und entschlossen an. Diese Bestien kennen keine Ehre, so lasst uns keine Furcht kennen! Möge die Herrin uns beschützen!" "Möge die Herrin uns beschützen!", wiederholten die Ritter im Chor und formierten sich in Keilform um ihren Baron, Richard of Aves und den Paladin Leon Bestienschlächter, der wie immer vor einer Schlacht in stillem Gebet versunken war. An seinem Sattel hingen mehrere Köpfe, Schädel und andere konservierte Teile von verschiedenen Bestien, die der Paladin erschlagen hatte. Seine Trophäen sprachen für ihn und bezeugten seinen Ehrennamen. Sein weiß-rotes Gewand blähte sich im Wind.
"Baron, erweist mir die Ehre, mit euch zu reiten", sagte eine glockenhelle Stimme hinter den Rittern. Baron Darius drehte seinen Kopf und erkannte durch die Sichtschlitze seines Helmes das von rotem Haar eingerahmte, attraktive Gesicht der Maid Celina. Ein bezauberndes, figurbetontes blaues Kleid schmeichelte ihrem Körper.
"Es soll mir eine Ehre sein, euch ein Schild zu sein", antwortete Darius, um seine aufwallenden Gefühle zu überspielen. Er ergriff seinen Schild, eben jenen Schild, den Celina einst im Namen der Herrin des Sees gesegnet hatte. Die Ritter formierten sich erneut in aller Stille und nahmen die Auserwählte der Herrin in ihre Mitte. Darius konnte die Augen nicht von der Maid lassen, die in der Blüte ihrer Weiblichkeit stand. An ihrem Gürtel erkannte er den Kelch von Malfleur, ein goldener Kelch, der in der Form eines Schädels geformt war. Die Augenhöhlen waren durch Rubine ergänzt worden.
Er wusste, dass dieser Kelch seiner Mutter gehörte, der ruhmreichen Sophia of Lancier. Das sie diesen Kelch an eine jüngere Dame der Herrin gab, war Zeichen genug, um ihr Wohlwollen auszudrücken. Darius riss sich vom Anblick Celinas los und konzentrierte sich wieder auf den bevorstehenden Angriff. Er hatte später noch Zeit, um der Minne zu frönen.
"Für die Herrin, zum Angriff!"
Die Ritter gaben ihren Pferden die Sporen und ritten auf kapuzentragende Goblins zu, die irre kichernd zwischen den Hügeln aufgetaucht waren und sich mehr damit beschäftigen, einen gefangenen Hasen zu malträtieren, als sich der herannahenden Ritter bewusst zu sein. Wiehernd warfen sich die Pferde nach vorn. Es waren bretonische Rösser, so stolz wie ihre Reiter. Sie witterten die nahe Schlacht und brauchten kaum Anleitung, um in den Kampf zu kommen.
Brennende Pfeile zischten an ihnen vorbei, als Darius' Bogenschützen das Feuer aus dem Hohlweg eröffneten, auf dem die Armee hierher gekommen war. Der Baron wandte den Kopf für einen Moment ab und sah, wie der gewaltige Riese getroffen aufheulte und dann auf die Verursacher seiner Pein zustürmte. Seine Schritte ließen den Boden erbeben, als er mit einer Geschwindigkeit, die man diesem Wesen nicht zugetraut hätte auf die Bogenschützen zustürmte. Darius einziger Gedanke war, dass die Bauern ihre Stellung halten sollten, um den Grünhäuten den Weg in die Flanke der Ritter zu verweigern.
Leon Bestienschlächter rief eine Warnung und die Ritter sprengten erschrocken auseinander, als plötzlich zwei irrwitzig lachende Goblins mit riesigen Stahlkugeln an Ketten durch ihre Reihen wirbelten. Darius dankte der Herrin, dass keiner seiner Ritter fiel, während er seinen Schild erhob. Ein weißliches Glimmen umspielte die annähernd dreieckige Form.
Er dankte zu früh.
Ein gewaltiger Speer durchbohrte Greon of Bastonge und riss den hinter ihm reitenden Fredegar aus dem Hause von Curionne vom Pferd.
Wütend brüllte Darius auf und sprengte vorwärts, um seinen Zorn an den Nachtgoblins auszulassen. Richard of Aves brüllte einen Befehl, damit die Ritter sich wieder sammelten. Er erkannte, was der junge und impulsive Darius nicht erkannte: Allein hatte er keine Chance gegen die Nachtgoblins, so herausragend er auch kämpfen konnte.
Barzog Blutzahn brüllte seine Orks an, still zu sein, während er die heranpreschenden Ritter beobachtete.
"Los Jungz! Zeigän wia da Blechbüchsnz ma, wie n Orkze kämpft!"
Die Orks stürmten brüllend vor Kampfeslust los.
Leon Bestienschlächter führte die Ritter in den Kampf, direkt hinter seinem Baron und spürte, wie die Knochen der Kreatur nachgaben, als seine Lanze sie durchbohrte. Seine Fähigkeiten mit der Lanze waren unübertroffen und es fiel ihm dementsprechend leicht, gleich drei Kreaturen aufzuspießen, bevor er die Lanze losließ und eine zweite aus seiner Satteltasche zu ziehen. Die Reihen der Nachtgoblins wankten, doch die Ritter gaben sich damit nicht zufrieden. Keiner der ihren wurde durch die rostigen Waffen der Grünhäute verletzt, doch sie waren zornig, über den Verlust ihrer Brüder durch die unritterliche Speerschleuder, die hinter den Goblins aufragte. Sie hielten sich nicht damit auf, die Goblins zu stellen, sondern durchritten ihre Reihen. Das Blut der Nachtgoblins verfärbte das saftige Gras. Richard kämpfte wie immer ruhig und besonnen, zerschlug die Deckung der Gegner und tötete mit gezielten Stößen. Ekel ergriff ihn ob des schmierigen Blutes, das ihm entgegenspritzte, doch er ließ nicht nach.
Ein Gebet an die Herrin auf den Lippen verfolgten die Ritter die letzten fliehenden Nachtgoblins. Niemand bemerkte, wie die Maid Celina einen geistigen Kampf ausfocht, um die Ritter vor den schädlichen Einflüssen eines Orkschamanen zu schützen. Sie merkte, dass ihre Kräfte schwanden und nahm erneut einen großen Schluck aus dem Kelch von Malfleur...
Grölend donnerte der Riese, der von den Orks einfach nur Öhm genannt wurde, auf die Landsknechte zu, die zitternd und dicht gedrängt das unausweichliche erwarteten. Junge Bäume durchbrach die riesige Bestie einfach und auch eine ausgewachsene Eiche konnte Öhm nicht aufhalten. In einem Splitterregen durchbrach er ohne Umwege ihren Stamm.
Hätten die Landsknchte bemerkt, dass die Pegasusritter im Sichtschutz, die der Riese ihnen bot, auf die Orks zugeflogen waren und nicht mehr neben ihnen standen, so wären sie sicherlich geflohen. Doch sie hielten stand.
Korporal Hugin brüllte aus Leibeskräften, so dass ihm der Speichel zwischen den Zahnstümpfen herausflog: "Haltet stand! Ihr werdet von unserem Baron bezahlt, um seine Ländereien und seine Familie zu schützen! Haltet stand! Ihr habt euch den Namen 'Des Barons Axt' verdient, also beweist es mir! Begegnet dem Feind frontal und zeigt keine Gnade!"
In Wirklichkeit war er selbst nicht so sicher, ob er diesem Riesen begegnen wollte.
Ritter Brenton führte seine beiden Begleiter in der Luft nach vorn und gab ihnen per Hand das Zeichen, sich am Boden neu zu formieren. Seine Augen waren auf einen großen Mob Orks gerichtet, die einen guten Kampf versprachen. Das Gelände war ideal für einen Angriff geeignet, grasbewachsene, sanfte Hügel, auf denen nur vereinzelte Sträucher wuchsen, waren anscheinend auch für den Anführer der Grünhäute eine gute Gelegenheit, um in den Kampf zu kommen, denn der Mob machte kehrt und hielt genau auf die Pegasusritter zu.
Brenton lächelte grimmig unter seinem Helm, als er seine Lanze senkte.
Darius löste sich aus der Formation der Ritter und stürmte den Hang hinauf auf die Speerschleuder zu. Drei Nachtgoblins versuchten ihn aufzuhalten. Der erste und letzte Fehler ihres Lebens. Darius Lanze brach, als er einen von ihnen aufspießte. Splitternd blieb die Spitze im Rumpf der Kreatur stecken, die vollkommen entgeistert auf ihre blutende Brust sah. Einer der größeren Splitter flog direkt in den Hals der zweiten Kreatur und riss eine tiefe Wunde, aus der das Blut einer Fontäne gleich auf die provisorisch anmutende Holzkonstruktion der Speerschleuder spritzte. Darius hatte keine Gelegenheit, den letzten Goblin mit dem Schwert zu erschlagen.
Sein Pferd bäumte sich auf und zerschmetterte der Grünhaut den Schädel.
Barzog bleckte die Zähne, was einem Grinsen gleichkam. Sein schlauer Plan war aufgegangen. Die Ritter waren auf die mickrigen Nachtgoblins losgegangen und hatten die Spinnenreiter vollkommen übersehen, die nun auf die kümmerlichen Menschen losstürmten, die mit ihren Bögen tatsächlich Öhm verletzt hatten. Aber das würde ihnen kein zweites Mal gelingen.
Traghul da Schmettera ließ das Banner von Barzogs Waaaagh im Wind flattern und brüllte die Orks an, schneller zu sein.
Barzog bleckte erneut die Zähne. Dort vorne waren drei der Ritter, die es tatsächlich mit ihm und seinen Jungz aufnehmen wollten.
Er würde sie einfach zerschmettern, wie lästige Fliegen, auf denen sie augenscheinlich ja auch saßen.
Darius sah zufrieden, dass Richard und Leon die Ritter umlenkten. Er wusste nicht, was die beiden Paladine entdeckt hatten, aber sie hielten zielstrebig auf die niedrigen Felsen zu, an denen sie zu Beginn der Schlacht vorbei geritten waren.
Seine Aufmerksamkeit wurde von einem einzelnen Ork mit einem knorrigen Holzstab beansprucht.
Darius warf entschlossen seinen Fehdehandschuh vor die Füße des Orks. Verwundert betrachtete die gebeugte Kreatur den Gegenstand. Dann sah sie entschlossen auf und lief ihm geifernd entgegen. Darius lachte schallend während er sein Schwert zog und auf den Schamanen zuhielt.
"Wie ist dein Name, Abschaum?"
"Wiesoä willste du das wissen, Menschling?"
"Damit ich an meiner Tafel diese Geschichte zum Besten geben kann, ohne dich einfach nur grüne Ratte zu nennen", lachte Darius schallend.
"Dann wird Glorb Weichschädel dir deinen Schädel zertrümmern!", erwiderte der Ork wütend. Er parierte den ersten Schlag von Darius gekonnt, das musste der Baron zugeben. Dennoch, er war ein Ritter Bretonias, von Kindesbeinen an auf eben diese Situation vorbereitet. Sein Mentor hatte ihm das Selbstvertrauen eingebläut, wie es einst auch der ruhmreiche Carleond de Couronne besaß, Gralsgefährte des Gilles le Bretonne.
Ein begründetes Selbstvertrauen, denn bisher hatte es noch niemand mit Darius im Zweikampf aufnehmen können. Er fintierte einen Schlag von rechts gegen den Hals des Orks, umging den zur Abwehr erhobenen Stab, vollführte einen ausbalancierten Bogen mit der Klinge und spaltete den Kopf des Schamanen in zwei Teile. Als er das Blut des Orks an der Fellkleidung des selbigen abwischte, grinste er: "Tatsächlich, Weichschädel passt zu dir."
Hugin war gefallen. Öhm hatte ihn und sieben seiner Kameraden kurzerhand mit einem Baumstamm erschlagen. Die restlichen Landsknechte flohen ängstlich vor dem Riesen, der sich damit begnügte einem von ihnen den Kopf abzubeißen, um seinen knurrenden Magen zu füllen oder versteckten sich in den Büschen.
Die Bogenschützen hatten ganz andere Sorgen. Fünf Goblins auf riesigen Spinnen waren plötzlich zwischen den Bäumen aufgetaucht und griffen sie an. Die Spinnen fielen über die verunsicherten Bauern her, packten mit ihren giftigen Zangen zu und rammten mit ihren aufgeblähten Leibern, auf denen kichernde Goblins saßen und mit ihren Speeren zustießen. Irgendwie gelang es den Bauern zwei der Goblins zu töten, wahrscheinlich mehr durch Zufall. Doch es machte keinen Unterschied. Kein Ritter bemerkte die Heldentaten.
Als die Ritter die Bogenschützen das nächste Mal sahen, waren sie alle tot.
Brenton und seine Pegasusritter stürmten auf die Orks zu, die ihrerseits über die Wiese stürmten. Grölend trafen sie auf die Lanzen der Ritter. Der Zusammenprall war mörderisch. Brenton rammte seine Lanze in den ersten Ork, der in seine Reichweite kam. Getroffen fiel er zu Boden und wurde von den anderen seiner Art einfach zertrampelt. Die Pegasi erhoben sich in die Lüfte und versuchten so, den Äxten und Schwertern der Orks zu entgehen.
Barzog brüllte frustriert, doch er wusste, die Fliegen mussten wieder auf den Boden kommen, wenn sie weiterkämpfen wollten.
Brenton entschied jedoch anders. Seine Aufgabe war erfüllt. Die Ritter des Königs hielten jetzt auf den Riesen zu, der durch den Hohlweg stapfte und Bäume ausriss, als wenn er nichts Besseres zu tun hätte.
"Wir ziehen uns zurück!", rief er seinen Begleitern zu und führte seinen Pegasus von der Schlacht fort.
William of Gortis schaffte es nicht.
Eine Orkaxt steckte in seinem Rücken.
Er fiel stumm aus dem Sattel mitten in die Orkhorde, die ihn nach einem Herzschlag einfach zu verschlucken schien.
Öhm war der Landsknechte überdrüssig geworden. Er hatte noch einen gefunden und gefressen, dann verlor er das Interesse an den Menschen. Er stapfte durch einen Hohlweg und zerschmetterte mit seiner Keule die Bäume, die in seinen Augen nur da waren, um ihn zu ärgern. So bemerkte er die Ritter nicht, die auf ihn zupreschten.
Darius ritt an einem der riesigen Füße vorbei und schnitt mit seinem Schwert tief in das Bein des Riesen. Er ließ sein Pferd auf der Hinterhand umdrehen, und erkannte, dass der Riese nicht mehr lange stehen würde. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Leon Bestienschlächter führte die Ritter heran und durchstieß mit seiner Lanze das linke Knie des Riesen, woraufhin dieser in eine hundertjährige Linde fiel und sie krachend umwarf.
Paladin Leon Bestienschlächter zeigte einmal mehr, warum er diesen Ehrennamen trug und durchschlug die Kehle des Riesen, die so groß wie ein ausgewachsener Mann war. Blutüberströmt wandte er sich zu Darius um, nahm den Helm ab und nickte anerkennend.
Die letzten drei Spinnenreiter sprinteten zu Barzog.
"Öhm is tot! Öhm is nich ma da!", quiekte einer von ihnen. Barzog schmetterte seine gewaltige Faust in das kleine, angstverzerrte Gesicht des Goblins und brach ihm so das Genick.
"Herhörn Jungz! Füa heutä ham wa genug gemoscht. Wia komm a andärs ma wieda!" Broglop knurrte aufgebracht.
"Aufhörn? Bist du bäkloppt! Wia moschn se allä wech!"
"Fordast du mich häraus?"
"Ich. Will. MOSCHÄN!"
Es knackte hörbar, als Barzog dem Ork sein Spalta in die gewaltige Brust rammte. Dunkles Blut floss an der Klinge vorbei und befleckte das saftige Gras zu Füßen des Orks. Barzog zog Broglop zu sich heran, fletschte die Zähne und knurrte ihn kehlig an. Dann trat er ihn von seiner Klinge.
"Noch eina, der hiableibn will? Gut, dann los jiätze!"
Darius blickte auf die Orks, die feige vom Schlachtfeld flohen.
Die Baronie Lancier war wieder sicher, dank ihm und seiner Ritter.
Es würde seine Zeit brauchen, bis die blühenden Wiesen und alten Bäume die Schäden unkenntlich gemacht hatten, doch Darius wusste, das die hügeligen Wiesen, die einstmals sein Besitz werden sollten, bald wieder in voller Blüte erstrahlen würden.
Er atmete die kühle Luft ein, als er seinen Helm abstreifte. Sein Pferd scharrte mit den Hufen und er tätschelte ihm den Hals.
"Du hast heute ehrenhaft gekämpft", flüsterte er.
"Ihr auch, mein Baron", anwortete Celina, die leise näher gekommen war. Darius versteifte sich, was Celina ein charmantes Lächeln abverlangte.
Darius sah sie an und erkannte, dass sie Schmerzen hatte.
"Was habt ihr, meine Dame?"
"Nichts, was nicht wieder vergehen würde. Der Kelch von Malfleur fordert manchmal etwas dafür, dass er einem mehr Kraft gibt." Gesprochen wie eine wahre Bretonin. Celina wäre eine gute Ehefrau, dessen war sich Darius sicher.
"Mein Baron", machte Richard auf sich aufmerksam. "Wir müssen aufbrechen. Euer Vater erwartet Euch sicher schon."
"Ja...Was ist mit dem Bauernpack?"
"Sie haben ihre Aufgabe erfüllt. Lasst sie nicht Eure Sorge sein. Brenton wird sie sicherlich bald gefunden haben."
"Wo ist er?"
"Ich sah ihn soeben westlich von uns fliegen. Er ist sicher schon auf der Suche. Paladin Leon möchte wissen, ob Ihr einen Teil des Riesen als Trophäe wünscht."
Darius musste lächeln. "Nein, ich nehme nichts in Anspruch. Er hat den Riesen gefällt, also ist es sein Privileg. Sagt ihm das. Wenn er fertig ist, reisen wir ab, bis dahin sollten wir die Pferde ausruhen lassen."
Richard of Aves nickte zustimmend und ritt zu Paladin Leon, um ihm die Entscheidung des Barons mitzuteilen.
Wie immer hielt er die Standarte des Hauses Lancier hoch erhoben. Es wehte in der abendlichen Brise.
Darius und Celina saßen auf ihren Pferden und sahen der untergehenden Sonne zu.
Er genoss die Stille.
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Würde mich über Kommentare freuen^^