Das Betreuungsgeld - Eure Meinung

Rene von Carstein

Tabletop-Fanatiker
01. März 2002
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Dieses Mal ein Thema für alle, die Kinder haben (oder irgendwann haben wollen): Das Betreuungsgeld...die "Herdprämie" für Kinder, die man nicht in den Kindergarten schickt, sondern zu Hause betreut...und um den Vorwurf, dass es vor allem sozial schwache Familien vorziehen, die Kohle zu kassieren und ihre Kinder um die mMn wichtigsten Erfahrungen in ihrem jungen Leben zu bringen, soll es kurzerhand auf die ALG-II-Bezüge angerechnet werden.
Damit ist der Vorwurf zwar vom Tisch, aber die Idee ist trotzdem...naja, ich hab selbst ein Kind mit leichten Entwicklungsrückstand und sehe täglich die rasanten Fortschritte, seit dem er in den Kindergarten geht. Ich frage mich, von welchen Kindern er sich was abschauen sollte (bzw. was Neues lernen), wenn ich ihn zu Hause lassen würde.
Daher wäre es doch eigentlich besser, allen Kindern die Möglichkeit zu geben, einen Kindergarten zu besuchen. Besteht nicht die Gefahr, dass Kinder ohne diesen ersten Lernprozess (wo vieles noch spielerisch vermittelt werden kann) bei der Einschulung in den Fähigkeiten hinter ihren Altersgenossen liegen und damit zu Außenseitern werden? Und wenn man es schon so handhaben will, warum sollte man dann Eltern nicht auch noch die Wahl lassen, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken wollen?

Für mich kommt die Idee vom Betreuungsgeld noch vor dem Euro als gemeinsame Währung und der Abschaffung der Wehrpflicht (zumindest so, wie es dann durchgeführt wurde)... auf der Liste der beklopptesten Ideen, welche je von einer Regierung als "großer Wurf" verkauft wurde.

Aber nun ist eure Meinung gefragt. Ihr könntet auch dazu angeben, ob ihr Kinder habt bzw. für was ihr euch entscheiden würdet, wenn ihr vor der Wahl Betreuungsgeld oder Kita stehen würdet.
 
Ich halte das Betreuungsgeld auch für schwachsinnig. Anstelle das Geld so aus dem Fenster zu werfen, sollte es lieber benutzt werden um Kindergartenplätze günstiger zu machen. Da haben die Eltern und auch die Kinder, die dann nicht zu Hause gelassen werden, mehr davon.
Mit dem Betreuungsgeld sieht die Rechnung ja leicht aus. Ich geb mein Kind in den Kindergarten und bezahle 100 Euro dafür. Mach ichs nicht bekomme ich 150 Euro. Da ist die Lösung leicht, vor allem wenn der Kindergartenbeitrag eh weh tut.
 
Ich bin gegen das Betreuungsgeld kann aber die Logik verstehen, dass derjenige belohnt werden soll, der staatliche Leistungen nicht in Anspruch nimmt. Es ist auch gut, wenn die Erziehungsleistung von Hausleuten und Großeltern honriert wird.

Kann aber auch rot grün verstehen, die sagen die 150€ sind am reizvollsten für die Unterschicht und die sollte nicht zuviel Einfluss auf Ihre Kinder nehmen können weil sie dumm sind.

Verstehen heißt nicht genauso denken.




Arcangel : Man muss aber sehen, dass mit 100€ die Kosten ja nicht abgedeckt sind. Auch nicht mit 100+150€
 
Das Betreuungsgeld macht vor allem dort Sinn, wo die Kommunen nicht mit dem Kitaausbau hinterherkommen. Dort wird ein Teil des Bedarfs einfach weggelobt.
Von der Sache her finde ich es aber nicht zeitgemäß. Grundlegend bin ich der Ansicht, daß Eltern keine Vorschriften gemacht werden sollten (im Rahmen des Erlaubten versteht sich!), wie oder wo sie ihre Kinder erziehen/ erziehen lassen.
Es beruht denke ich auf einem Weltbild, wo Papa genug Geld verdient, daß Mama daheim die Kinder und das Haus hüten kann, und die Kinder ihre sozialen Erfahrungen miteinander (Geschwister und Nachbarn) machen... Na, aus welchem Bundesland kommt die Idee?

Richtig, aber selbst in Bayern oder BaWü sieht es nicht mehr so aus. Es gibt viele Einzelkinder und in urbanen Räumen leben zwar viele Leute, aber man trifft sich nicht mal eben und so richtig nachbarschaftlich ists oft auch nicht.
Wir sind mit Zwillingen gesegnet, die wir 2 Jahre daheim lassen, eben weil auch sie es etwas schwerer hatten... Das Elterngeld ist aber auch irgendwann alle und die Kita, wo unsere Kinder auf jeden Fall hinsollen (Grund siehe Eingangspost), frißt das Kindergeld auf. Also muß und will miene Frau wieder arbeiten gehen, weil ich allein nicht genug Geld verdiene...

Ich finde es gut, das Betreuungsgeld auf Sozialleistungen anzurechnen. Nicht, daß jeder Hartzi zu doof ist, seine Kinder zu erziehen, aber einschlägiges Klientel ist eben vorhanden... Und für Leute mit wenig Geld übernimmt das Amt eh die Kitakosten...
 
Ich sehe das so. Es ist von der bayrischen Landesregierung nicht gewünscht, Kitaplätze in dem Maße zu schaffen, wie eigentlich notwendig. Also wird vorgeschoben, Wahlfreiheit zu schaffen. Tatsächlich ist es eine Fernbleiberegelung. Es ist doch so, dass eine Familie mit Kindern und beiden Partnern voll berufstätig, weil auf das Geld angewiesen, ganz bestimmt nicht für 100 euro auf das zweite Gehalt verzichtet. Übernehmen die Großeltern die Betreuung, so werden die für 100 euro Vollzeit Kinderbetreuer. Billiger gehts nicht mehr für die Staatskasse. Das Interessante ist, dass es einen Bedarf für Kinderbetreuer gibt, weil die Arbeitswelt dies fordert, aber es sollen keine anständigen Gehälter für Erzieher gezahlt werden. Grob unsozial ist es außerdem, wenn H4 Familien über eine Taschenspielertrick, der wahrscheinlich bürokratisch teurer ist als den Eltern ohne Wenn und Aber das Geld auszuzahlen, das Geld vorenthalten wird. Ich finde es schon eine riesen Sauerei, dass Kitaplätze überhaupt beitragspflichtig sind. Meines Erachtens sind Kitaplätze nicht einfach Aufbewahranstalten, sondern Teil des Bildungsweges. Von daher finde ich, dass wir es sogar so machen sollten sie in Frankreich, wo die Schulpflicht mit 3 Jahren beginnt und daher der Besuch des Kindergartens kostenfrei ist. Das ist aber von den Eliten dieses Landes nicht gewünscht, weil es dem Distinktionsgewinn der eigenen Sprösslinge abträglich ist. Nun ich bin zumindest froh in Leipzig zu leben, wo die Lage mit Kitaplätzen nicht so gravierend ist. Mein Sohnemann hat einen Platz sicher.
 
Meines Erachtens sind Kitaplätze nicht einfach Aufbewahranstalten, sondern Teil des Bildungsweges. Von daher finde ich, dass wir es sogar so machen sollten sie in Frankreich, wo die Schulpflicht mit 3 Jahren beginnt und daher der Besuch des Kindergartens kostenfrei ist.

Das wäre toll, aber es kann auch Schattenseiten haben. Ich bin einmal im Leben in einem Schützenpanzer drin gewesen... Im Kindergarten zum Tag der Roten Armee...
Es gäbe genug Leute, die Zeter und Mordio schreien und staatliche Lenkung wittern, und Gehirnwäsche und was weiß ich noch. Auch als strikter Kitabefürworter muß ich die möglichen Stolpersteine sehen... Wenn zB. bei Hardcoreatheists im Wohnvietel die einzige Kita ne katholische ist etc. ... Ich hätte auch leichte Bedenken, mein Kind zu Waldorfs zu schicken... Mit dem Betreuungsgeld wird viel getrickst, keine Frage, aber es stützt die Wahlfreiheit zumindest etwas...
Aber wie gesagt, ich bemühe mich um Objektivität. Ich selbst bin jemand, der sein Kind in die Kindereinrichtung schicken will...
 
Dass du im Zweifel auf einen kirchlichen Kindergarten zurückgreifen müsstest, liegt doch aber nur daran, dass von Staats wegen nicht ausreichend Kindergärten vorhanden sind. Was deinen Einwurf mit dem Besuch in der Kaserne bei den
" Freunden" von Circus Aljosha angeht, denke ich haben wir mittlerweile andere Konzepte. Es gehören zu einer ordentlichen Betreuungssituation anständig bezahlte Fachkräfte in ausreichender Zahl. Und das gilt für alle Bereiche des Sozialen. Kranke, Alte, Kinder erfordern Aufmerksamkeit, wenn man sie menschenwürdig betreuen will. Was fällt aber unserer Politik ein? Von der Leien spielt mit dem Gedanken Arbeitslose zwangszuverpflichten, Bayern denkt sich eine im ersten Blick preiswertere Abhaltevergütung aus usw. Der Einwurf aus Bayern mit der Wahlfreiheit wäre diskutabel, wenn er mehr zusätzliches Geld vorsehen würde und nict aus dem selben Etat wie der Kitaausbau bezahlt würde. Tut er aber nicht und außerdem kommt die CSU natürlich nicht davon ab erstmal noch weiter Ressentiments gegen die faulen Hartz4 Empfänger zu schüren.
 
Was die "Schulpflicht" ab 3 Jahre angeht, bin ich da sehr kritisch. Das Thema hatte ich mal so ca. 2009 hier im Offtopic Bereich, sehr emotional geführt, leider weiß ich nicht mehr in welchem Thread das Thema aufkam, es ist einfach zu lange her. Ich muss ja zugeben, dass ich noch keine Kinder habe, aber ich finde es einfach falsch. Wenn die Eltern keine asozialen Idioten sind (Ausnahmen bestätigen die Regeln), dann muss der Staat den Eltern die Verantwortung über die Kinder in den ersten Jahren (bis zur richtigen Schulpflicht) zugestehen, denn ich bin der Meinung, dass dies für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig ist (ich weiß, zu jeder Studie gibt es eine Gegenstudie, in diesem Fall aus der Psychologie zur kindlichen Entwicklung). Aber der Kinderkarten ab 3 ist dann schon sinnvoll, es muss ja nicht Ganztags sein. Ich bin wahrlich kein Freund der FDP, aber hier kann ich ihren liberalen Vorstellungen, dass der Bürger Eigenverantwortung hat, nur zustimmen. Klar, Kinder brauchen Kontakt zu anderen Kindern, aber die nicht asoziale Mutter (Vorsicht, polemisch ausgedrückt) wird von selbst mit ihrem Kind zur Krabbelgruppe gehen und sich eben nicht isolieren. Und wegen den paar schwarzen Schafen in unserer Gesellschaft, können wir es nicht den vielen anständigen Familien vorschreiben, wie und wann sie ihre Kinder in Betreuungseinrichtungen abgeben müssen. Ganz platt gesagt: Unsere Eltern waren auch nicht im Kindergarten, hatten "nur" mit den Nachbarskindern Kontakt, aus ihnen ist aber trotzdem was geworden, ohne den tollen achso wichtigen Kontakt im Kindergarten.
 
Du übersiehst aber eines Nightgobbo, dass es mittlerweile in Deutschland nicht mehr selbstverständlich ist, dass das Einkommen eines Einzelnen reicht, um die Familie zu ernähren. Das muss jetzt hier niicht diskutiert werden, ob das gut oder schlecht ist. Es muss aber berücksichtigt werden.Es spielt hier nicht nur das Kindeswohl mit rein, sondern das Arbeit- und Lebensumfeld. Wenn es nun mal so ist, dass die Löhne im Schnitt zurückgegangen sind und es notwendig wird, dass beide Elternteile erwerbstätig sind, dann muss von der Gesellschaft entweder das Arbeitsumfeld verändert werden, und zwar so, dass dort Gerechtigkeit herrscht, sprich mit klaren gesetzlichen Vorgaben, oder aber die Gesellschaft setzt die Familien in die Lage, dass sie Lohnerwerb und Kindeserziehung organisiert bekommt. Das gelingt ebenfalls nicht, indem der Staat mit dem Minimalprinzip an die Sache herangeht. Die erste Alternative halte ich kaum für gangbar. Es gibt in der Wirtschaft zu viel Faktoren die berücksichtigt werden müssten. Wollte an dies regeln, hieße das massive Eingriffe des Staates vorzunehmen, dren Nutzen fragwürdig sind. Der Staat kann aber sehr wohl organisieren, dass Infrastruktur geschaffen wird und das nötige Personal eingestellt und angemessen entlohnt wird. Die Frage der Finanzierung ist erst mal nachrangig. Denn es muss erst mal der politische Wille vorhanden sein, dies auch umzusetzen, bevor man über die Finanzierung nachdenkt.

Unter den gegebenen Umständen ist die Frage der Wahlfreiheit eine Frage der Privilegierten, die nicht darauf angewiesen sind, voll dem Lohnerwerb nachzugehen. Alle anderen sind davon ausgeschlossen. Die Hartz 4 Empfänger, weil ihnen damit das Anrecht auf einen Kitaplatz zwar nicht de iure aber de facto verweigert werden. Das ist der geringere Teil. Der andere größere Teil sind diejenigen Lohnempfänger, die auf zwei Einkommen angewiesen sind und denen de facto nur die Wahl zwischen dem zu bezahlenden Kindergarten oder den Verzicht auf das zweite Einkommen bleibt.

Um auf Frankreich zurückzukommen, Frankreich hat Europaweit den größten Anteil voll erwerbstätiger Frauen bei gleichzeitig einer der höchsten wenn nicht gar der höchsten Geburtenraten in der EU. Das sollte zu denken geben. Im Übrigen sagt die Trägerschaft seitens des Staates nichts über das Bildungskonzept aus, oder die Lerninhalte.
 
Klar, diejenigen die es brauchen, denen soll es auch zur Verfügung gestellt werden. Dagegen sage ich nichts. Überspitzt gesagt, macht es aber keinen Sinn dem wohlhabenden Firmenmanager aufzuzwingen daran teilzunehmen. Seine Kinder werden dadurch nicht schlechter entwickelt sein, nur weil er sie vielleicht erst mit 3 in den Kindergarten lässt und noch nicht vorher in die Kinderbetreuung abgibt. Dass die alleinerziehende Mutter keine andere Chance hat, steht auf einem anderen Blatt. Dass sie höchstwahrscheinlich lieber die ersten Jahre bei ihrem Kind bleiben würde, ohne arbeiten zu gehen, ist wieder etwas anderes. Und was aus psychologischer Sicht für die kindliche Entwicklung am besten wäre, ist wieder ein neuer Punkt, den man extra klären könnte.

Gerade zu Frankreich kann man auch mal einen anderen Blickwinkel betrachten. In den letzten Jahren wurde Frankreich oftmals gelobt, was die Kinderbetreuung und die Berufstätigkeit von Frauen angeht. Berichte in denen Frauen, die gerne in den ersten Jahren bei den Kindern bleiben würden, aufzeigen, dass die ausgegrenzt werden, gehen dabei leicht unter. Es kommt eben immer auf das System an. Eine Freundin meiner Mutter, damals in der DDR lebend, wurde auch schief angeschaut, weil sie ihre Tochter nicht früh in die Krippe geben wollte, um sofort wieder zu arbeiten, sondern sich selbst um sie kümmern wollte, parallel dazu wird heute die Französin schief angeschaut, die ihr Kind nicht früh in die Kinderbetreuung geben möchte. Alles hat immer zwei Seiten. Ich kann jeden verstehen der sich in den ersten 3 Lebensjahren selbst um sein Kind kümmern will und kann und sich dieses Recht nicht vom Staat wegnehmen lassen will.
 
mit dem Besuch in der Kaserne

Ha! Der stand im Hof! Weil wir der "sozialistischste Kindergarten in Dresden Prohlis" waren oder so... samt Soldaten-Blaskapelle. Und später zum Tag der NVA gab es schöne Wandzeitungen mit Gefechtssituationen... Tolle Wurst.

Aber du hast Recht, wir sind etwas weiter. Ich wollte nur unschöne Beispiele staatlicher Lenkung geben.
 
Na ja ich kann mich auch noch an die regelmäßigen Besuche bei der NVA zum 1. März erinnern.


@ gobbo. Du musst etwas auseinanderhalten. Den Krippenplatz und den Kindergarten. Der Kindergarten geht erst mit dem dritten Lebensjahr los. Die Krippe schon mit einem halben Jahr. Erst der Kindergarten sollte zum Schulsystem gehören.

Aber ich kann natürlich auch zum Teil die andere Seite verstehen. Nach dem was ich so im persönlichen Umfeld gehört habe, vielleicht irre ich mich da ja, hatten viele Kindergärten im Westen bisher kaum ein pädagogisches Konzept und waren tatsächlich reine Aufbewahranstalten. Da hääte ich auch so meine Probleme mein Kind aus meiner Obhut zu geben.

Wenn aber ein vernünftiges Konzept besteht und auch umgesetzt wird, dann hilft das der Entwicklung des Kindes. Es ist eine Frage des Betreuungsschlüssels und der Motivation und Ausbildung und Bezahlung des Peronals.

Aber gerade um dein Beispiel mit dem Topmanager aufzugreifen, gerade indem man den Eliten gestattet ihre Kinder separiert aufzuziehen, verschärft man das Auseinanderdriften der der sozialen Klassen
 
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Ich sehe das so. Es ist von der bayrischen Landesregierung nicht gewünscht, Kitaplätze in dem Maße zu schaffen, wie eigentlich notwendig. Also wird vorgeschoben, Wahlfreiheit zu schaffen. Tatsächlich ist es eine Fernbleiberegelung. Es ist doch so, dass eine Familie mit Kindern und beiden Partnern voll berufstätig, weil auf das Geld angewiesen, ganz bestimmt nicht für 100 euro auf das zweite Gehalt verzichtet. Übernehmen die Großeltern die Betreuung, so werden die für 100 euro Vollzeit Kinderbetreuer. Billiger gehts nicht mehr für die Staatskasse. Das Interessante ist, dass es einen Bedarf für Kinderbetreuer gibt, weil die Arbeitswelt dies fordert, aber es sollen keine anständigen Gehälter für Erzieher gezahlt werden. Grob unsozial ist es außerdem, wenn H4 Familien über eine Taschenspielertrick, der wahrscheinlich bürokratisch teurer ist als den Eltern ohne Wenn und Aber das Geld auszuzahlen, das Geld vorenthalten wird. Ich finde es schon eine riesen Sauerei, dass Kitaplätze überhaupt beitragspflichtig sind. Meines Erachtens sind Kitaplätze nicht einfach Aufbewahranstalten, sondern Teil des Bildungsweges. Von daher finde ich, dass wir es sogar so machen sollten sie in Frankreich, wo die Schulpflicht mit 3 Jahren beginnt und daher der Besuch des Kindergartens kostenfrei ist. Das ist aber von den Eliten dieses Landes nicht gewünscht, weil es dem Distinktionsgewinn der eigenen Sprösslinge abträglich ist. Nun ich bin zumindest froh in Leipzig zu leben, wo die Lage mit Kitaplätzen nicht so gravierend ist. Mein Sohnemann hat einen Platz sicher.

Dem kann ich mich anschließen, ausser mit dem Leipzigteil und der Schulpflicht ab 3. Aber der Bildungsbericht war doch mehr als eindeutig genug zu dem Thema, ich verstehe nicht, wie man da weiter dran bleiben kann (also ich versteh die Motivation der CSU schon, aber rational oder vernünftig ist dies nicht)
 
@ gobbo. Du musst etwas auseinanderhalten. Den Krippenplatz und den Kindergarten. Der Kindergarten geht erst mit dem dritten Lebensjahr los. Die Krippe schon mit einem halben Jahr. Erst der Kindergarten sollte zum Schulsystem gehören.
Ja gut, man muss das differenziert formulieren: Ich finde es nicht gut, wenn der Staat Eltern zwingt ihre Kinder, bevor sie im Alter der aktuellen Schulpflicht sind, in eine Betreuung anzugeben. Egal ob das nun Krippe oder Kindergarten ist, also bei welchem Alter es konkret ansetzt, es ist Sache der Eltern. Den schwachen Mitgliedern der Gesellschaft muss man auch mal ihr Glück aufzwingen, wie zum Beispiel Sprachkurse für Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, also einen "Sprachkindergarten" für ein solches Kind verpflichtend machen. Aber derjenige, in dessen Familie alles gut läuft, darf aus meiner Sicht nicht dazu gezwungen werden. Natürlich kann man das Argument bringen, dass sich damit derjenige aus dem System entzieht und es eigentlich ideal für die Entwicklung wäre, wenn Kinder aller Schichten und Herkunft gemischt werden würden, aber dagegen spricht, dass wir ein freies Land sind, es passt nicht in mein Bild von mir als freiem Menschen, wenn ich in diesem wichtigen Aspekt des Leben vom Staat vorgeschrieben bekomme, dass ich mein Kind zum Beispiel im Alter von 2 Jahren in eine Betreuung geben soll. Darum geht es mir. In allen anderen Punkten kann der Staat den schwachen der Gesellschaft gerne helfen und den starken muss er nicht helfen, von mir aus braucht die Familie, wo der Vater ein hohes Monatseinkommen hat, weder Kindergeld noch Betreuungsgeld, die Familie mit geringem Einkommen schon. Um also zum eigentlichen Thema Betreuungsgeld zu kommen: ich denke wir brauchen es nicht, es hätte bessere Lösungen zur Förderung der schwachen in unsere Gesellschaft gegeben.
 
Und ich sehe das so, dass solange die sozioökonomischen Bedingungen für alle so sind, dass sie tatsächlich frei entscheiden können, das Argument der Freiheit nur eine Freiheit der ohnehin Privilegierten bedeutet. An diesem Punkt bin ich schon der Meinung, dass die Freiheit des Einzelnen hinter den Interessen der Gesellschaft zurückzustehen hat. Es ist der Freiheitsbegriff der Eliten, der die Unfreiheit der Nichtprivilegierten bedingt. Alledings habe ich die Schulpflicht nur deswegen ins Spiel gebracht, weil sie garantieren würde, dass der Besuch des Kitaplatzes für jedes Kind möglich und kostenfrei ist. Für mich ist jeder Schritt in Richtung Privatisierung der Bildung ein Schritt in Richtung Vertiefung der des Zweiklassenbildungssystems. Demokratie, die den Namen verdient, erfordert den mündigen gebildeten Bürger. Ein Bildungssystem, welches der breiten Masse den Zugang zu Bildung und damit zu kultureller Teilhabe verwehrt, verhindert eine politische Teilhabe. Das klingt jetzt vielleicht hochtrabend, weil wir hier über Kindergärten reden und nicht über Bildung im Allgemeinen.Aber die Separierung nach sozialer Herkunft beginnt tatsächlich in diesem Alter.
 
Geht Montag mal aufs Arbeiutsamt und verlangt Geld. Wenn euch der(die Sachbearbeiterin fragt "für was", antwortet einfach als ausgleichsleistung weil ihr ja kein Arbeitslosengeld bezieht...

....das gibt ungefähr die sinnhaftigkeit der Herdprämie wieder.

Zumal Kindrereichtum in gewissen randständigen Millieus sowieso schon ein zu gängiges Geschäftsmodell ist, das sollte man in keinem Fall auch noch fördern.
 
Das klingt jetzt vielleicht hochtrabend, weil wir hier über Kindergärten reden und nicht über Bildung im Allgemeinen.Aber die Separierung nach sozialer Herkunft beginnt tatsächlich in diesem Alter.
Klar, alleine schon durch den Wohnort bedingt. Ich bringe mein Kind ja nicht in den Kindergarten am anderen Ende der Stadt, sondern in meinem Stadtteil, in dem Menschen wohnen, die grob meiner sozialen Schicht entsprechen. Da dann auch erzwungen durchmischen (Mutter aus dem Villenviertel darf ihr Kind nicht zu Hause betreuen, sondern muss es in den Kindergarten geben und da dann auch noch in dem am anderen Ende der Stadt, wo ärmere Leute leben) wäre einfach zu viel des Guten. Ich finde es nicht gut, habe aber auch keine Angst, dass dies jemals in unserem Staat durchgeführt wird, weil die Politik zu Recht damit nicht durchkommen würde und aus Angst davor, von den Wählern bei der nächsten Wahl abgestraft zu werden, so etwas nicht in Gesetzesform bringen wird.
 
Der sozialen Entmischung kann man aber nicht nur mit direkten Zwang, der nichts an Standesdünkel beseitigen würde, sondern auch mit Städteplanung begegnen. Es ist aber etwas anderes, um den Bogen zum Thema zurückzuschlagen, einer wohlhabenden Mutter einzuräumen, ihr Kind zuhause groß zuziehen, andererseits aber Müttern und Vätern, die dem Lohnerwerb nachgehen müssen, durch die Umstände der Arbeitswelt diese Wahlmöglichkeit vorzuenthalten. Mit der Herdprämie erhält die wohlhabende Mutter noch eine Prämie dafür von ihrem sozialen Privileg, aufgrund besserer finanzieller Ausstattung es sich leisten zu können, Gebrauch zu machen. Noch mal, es geht mir nicht darum irgendwie um jeden Preis Zwang auszuüben, sondern in erster Linie darum, dass der Staat es unternimmt, endlich genügend Geld in die Hand zu nehmen und in das Bildungssystem zu investieren. Aber nicht nach dem derzeitigen Prinzip auf den größten schon vorhandenen Haufen zu sch...., sonder sozial gerecht.

@ SDK dir scheint entgangen zu sein, dass die Kreise, die du verdächtigst, das Kinderkriegen zum Geschäftsmodell erhoben zu haben, eben nicht die Herdprämie erhalten sollen. Im Übrigen ist es ein kaum lukratives Geschäftsmodell. Denn es wird sowohl das Kindergeld als auch Elterngeld als auch die Herdprämuie, sollte sie denn kommen, mit den Hartz4 Bezügen verrechnet,bzw. garnicht erst gewährt. Damit führt man weder eine gemütliches Leben in der sozialen Hängematte, noch kann man seinem Kind in ausreichenden Maße kulturelle Teilhabe ermöglichen.
 
Da sind wir uns durchaus einig. Ich bin auch dafür, dass das System der Bildung und Familienförderung effektiver gemacht wird. Gegen das Betreuungsgeld habe ich mich auch ausgesprochen. Es wurde nur leider in der Vergangenheit zu viel vermasselt, da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Zumal, wenn wir nicht vom Betreuungsgeld reden, sondern auch vom Bildungssystem, da dann jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht.

Im Grunde sind wir uns im Bezug auf das Betreuungsgeld recht einig, bisher hat sich hier im Thread keiner dafür ausgesprochen. Ich habe das mit der Zwangsweisen Betreuung von Kindern auch nur eingebracht, weil es schon mal ein sehr hitzig diskutiertes Thema war und schon hier rein passte. In den weiteren Fragen sind wir uns sicher einig und würden ähnliche oder gleiche Lösungen suchen, um die Problematiken der Kinderbetreuung und Bildung zu beseitigen.
 
Die ersten Jahre seines Kindes zu organisieren scheint ja eh ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Von der Arbeit befreit, wird man zwei Jahre, auf einen KITA-Platz gibt es aber erst einen Rechtsanspruch, wenn das Kind 3 Jahre alt ist...

Was hier noch nicht auftauchte: das Beträuungsgeld ist für Kinder unter drei Jahren. Da würde ich mein Kind auch nicht in die KITA stecken. Allerdings... das Beträuungsgeld bekäme dann praktisch jeder Haushalt, weil zumindest das erste Jahr wohl fast jede Mutter zu Hause bleibt. Nur haben wir ja auch schon das Elterngeld und da frage ich mich schon, warum da noch was drauf soll.

Das Hauptproblem am Elterngeld ist, dass der Betrag letztlich so schmal ist, dass er nicht viel bringt, dem Staat aber Unsummen abverlangt. Die eigentlichte Farce dahinter ist, dass hier die Politik vollends den Bezug zur Realität zu verlieren scheint. Das Betreuungsgeld beantwortet jedenfalls nicht ein einziges Problem, was wir in der Erziehung und im Bildungswesen haben und förderlich für die Geburtenrate ist es auch in keiner Form. Das war schon das Elterngeld nicht wirklich. Unsere Probleme liegen doch ganz woanders.