[DBA] Bericht Ulmer DBA-Turnier

Gantus Insolventus

Tabletop-Fanatiker
17. Dezember 2002
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Hier mein Bericht vom Ulmer DBA-Turnier "1000 Jahre sind ein Tag" im Donauturm am 08.03.2008 und damit gleichzeitig meinen ersten ernsthaften DBA-Spielen überhaupt:

Angekommen an der Donau wurde ich gleich herzlich vom Mitorganisator an der Tür einer kleinen Festungsanlage direkt am Fluß begrüßt und allen bereits Anwesenden vorgestellt.
Ein DBA-Turnier in einem solchen Gemäuer und mit einigen bekannten Szenegrößen, das versprach toll zu werden.

Nach einigem Fachsimpeln, Gelände- und Figuren-Betrachten und Blättern im neuen Field of Glory-Regelwerk ging es dann alsbald auch schon los mit dem ersten Spiel. Alle Spiele wurden auf eine Stunde Dauer festgesetzt.

Im ersten Spiel traf ich mit meinen Polybianischen Römern II/33 (1xCv(Gen), 1xCv, 6xBd, 2xSp, 2xPs) auf Thraker I/48 (1xCv(Gen), 3xLH, 6xAx, 2xPs) und war der Angreifer. Schlechte Voraussetzungen also, war meine Armee doch sehr behäbig und auf offene Feldschlachten ausgelegt, mußte ich nun eine leichte Armee in ihrer Heimat auf schwierigem Terrain stellen. Der Verteidiger legt je 2 Wälder und 2 steile Hügel relativ zentral in die vier Viertel, wodurch es relativ egal war von wo ich angriff.
Der Gegner stellte seine leichte Kavallerie und seinen General im Zentrum auf und eine größere Gruppe Auxilia auf seiner linken Flanke. Ich stellte meine Linien aus Hastati und Principes (Blades) zentral zwischen die Geländestücke, mit Psiloi-Support von hinten gegen die gegnerische Reiterei und stellte meine Triariier (Spears) auf meine rechte Flanke als Gegengewicht zu der Masse an gegenerischen Auxilia. Meine Kavallerie übernahm die linke Flanke die gegenüber nur von einer Auxilia im Wald gehalten wurde und der General blieb als Eingreifreserve in der Mitte.
Das Spiel verlief sehr typisch gegen eine leichte Armee. Indem die thrakische Infanterie meistens im schwierigem Gelände blieben und sich aufspalteten, war ich gezwungen meine Linie weiterhin im Offenen auf die gegnerische Kavallerie, den General und schließlich das Camp zu führen. Meine Triariier blieben hinten um evtl. Umfassungen von leichter Kavallerie zu verhindern. Im Zentrum mußte ich mich nach und nach auch aufspalten um die einzelnen Elemente des Gegners zu stellen. Dieser verwandte seine PIPs meist dazu sich aus meinen ZOCs zurückzuziehen, woraufhin ich nachsetzte und immer mehr Thraker in die Flanke kamen. Das ganze erinnerte mich schon bald an Cannae! Endlich erwischte ich eine Auxilia die sich von einem Hügel ins Offene gewagt hatte mit meinen Hastati und meiner Kavallerie in der Flanke. 5 zu 2 lauteten die Kampffaktoren und ein einfaches Mehr hätte zum Vernichten gereicht. Mit einer grandiosen 1 versiebte ich diesen sicher geglaubten Kill und verlor eine Runde später eines meiner Plänkler-Elemente (also eins von nur zwei Elementen die dem Gegner nicht überlegen oder zumindest gleichwertig waren). Dann war die Stunde Spielzeit auch schon vorbei und ich mußte mich mit einer kleinen Niederlage (5 Punkte) geschlagen geben. Angesichts des feindlichen Terrains, einem sehr erfahrenen Spieler als Gegner und meinem ersten ernsthaften DBA-Spiel überhaupt war ich dennoch zufrieden.

Im zweiten Spiel traf ich auf Iberer II/39a (1xCv(Gen), 1xLH, 6xAx, 4xPs). Wieder war ich der Angreifer, also stand mir ein ähnliches Spiel bevor. Dass die Iberer etwas unbeweglicher waren als die Thraker machten sie dadurch wett, dass sie drei schwierige Geländestücke der maximal erlaubten Größe in minimal erlaubten Abstand zueinander (eine Elementbreite) auf einer Hälfte des Brettes auslegten. Auf offenem Gelände hätten sie auch nur wenig Chancen also durchaus legitim! Auf der anderen Hälfte lag parallel dazu eine Straße aus. Überaschung! Das iberische Camp befand sich auf der unwegsamen Seite des Spielfeldes und die gesamte Armee bezog auf einem der riesigen Hügel Stellung. Ich führte meine Principes (also die Hälfte meiner Blades) zusammen mit den Velites (Psiloi) durch eine enge Gasse zwischen einem zweiten Hügel und einem Wald auf die iberische Position zu, während die Hastati und Triarii über die Straße ein Flankenmanöver versuchten. Der General ritt unterstützt von der Cavalry in der Mitte um beide Kontigente befehligen zu können.
In einem kleinen Wettlauf zweiter Kolonnen die sich dann auffächerten, brachte ich meine Principes auf dem kleinen Stück offenem Gelände vor dem iberischen Hügel in eine Linie in Stellung während die Iberer sich mir gegenüber auf dem Hügel ebenfalls formierten. Die andere Hälfte der Iberer hielt den Kamm und blickte auf die auf der Straße marschierende Kolonne der restlichen Römer. In diesem Spiel machte ich gleich drei große Fehler. Zuerst unterschätze ich die Distanz zwischen der Straße und der gegnerischen Position. 400 Schritt auf einer Straße zu marschieren klingt zwar verlockend, wenn man dann allerdings noch 200 Schritt im Offenen das halbe Brett auf den Gegner zukrebsen muss, relativiert sich das ganze auch schon wieder. Sie kamen einfach zu spät. Der zweite Fehler war ein psychologischer: Man kann sich richtig vorstellen wie die ungewaschenen Iberer die stolzen Römer vom Hügel aus beleidigten und mit Spott bewarfen, so dass die Römer irgendwann genug hatten und einen steilen Hügel gegen leichte Hilfstruppen erstürmten. Im Offenen hätte ich einen Kampffaktor von 5:3 bzw. gar 5:2 gehabt, während sich auf dem Hügel das Verhältnis zu einem 3:4 bzw. 3:3 verwandelte. Das war zwar immer noch ausgeglichen, aber auch gefährlicher. Als ich dann ein Element Blades bei der Erstürmung des Hügels verlor und in einer folgenden Runde nur wenig PIPs warf, war der Wunsch zu groß im zweiten Spiel endlich mal das erste Element zu vernichten. Ich griff ein gegnerisches Psiloi-Element mit meinen eigenen Psiloi an und fiel mit meinem General in die Flanke. Kampffaktor 2:2, ein einfaches Mehr würde mir mein erstes vernichtetes Element bringen und mich gleichzeitig in die Flanke der mit den Principes kämpfenden Iberer. Ein sehr gewagter Angriff, denn es kam wie es kommen mußte, ich verlor diesen Kampf und mein General hatte leider nicht genug Platz zum Zurückprallen. Sudden Death nennt man das wohl, das Spiel war verloren. Immerhin hatte ich eine neue Lektion auf die harte Tour gelernt. Mit 0 Punkten aus diesem Spiel und erst 5 ingesamt war ich ziemlich am Ende der Wertung angelangt.

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Da war noch alles gut..
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...hier nicht mehr..

Das dritte Spiel bescherte mir den dritten historischen Gegner (fein!) und zwar das klassische Matchup gegen Kelten II/11 (1xLCh(Gen), 2xLCh, 8x3Wb, 1xPs). Da das Spiel offensichtlich zu der Zeit stattfand als die Kelten noch Rom selbst bedrohten (Vae victis!), denn mein Gegner hatte die hohe Aggression von vor 225BC gewählt und ich die niedrige von vor 202BC, war es nur umso passender dass ich diesmal endlich Verteidiger sein durfte. Diese Schlacht würde zu meinen Bedingungen ausgetragen. Ich legte eine Straße auf die eine und zwei flache Hügel (kein schwieriges Gelände!) auf die andere Hälfte des Spielfeldes. Die Kelten erwürfelten die hügelige Seite als ihren Angriffsweg und die Schlacht begann. Meine Römer waren in einer breiten Linie aufgestellt mit den Hastati und Principes (Blades) im Zentrum, unterstützt von Psiloi gegen die feindlichen Warbands. Die Triariier übernahmen die rechte Flanke auf der sich die drei Streitwagen der Gallier formierten. Die Cavalry positionierte sich auf beiden Flanken. Die Gallier konzentrierten 6 ihrer 8 Warbands im Zentrum, zwei weitere und ihre Plänkler auf dem Hügel vor ihrem Camp. Die Schlacht konnte beginnen. Während die römische Linie auf die Gallier zumarschierte, formierten sich deren Flankentruppen weiter nach außen, um einer Umfassung durch meine Cavalry vorzubeugen. Eingeläutet wurde das Handgemenge durch die Streitwagen inkl. General die meine Triariier und meinen General angriffen. Erwartungsgemäß schlugen die Speerträger die keltischen Gefährte zurück, doch mein überlappter General mußte sich vor dem Ansturm sovieler Streitwagen ein Stück zurückziehen. Im Folgenden erwehrte er sich einem weiteren Angriff zweier Streitwagen, diesmal einem in der Flanke (das hätte wieder böse enden können), während der andere Streitwagen weiter vergeblich versuchte die Reihen der Veteranen-Speerträger zu durchbrechen. Die Entscheidung jedoch sollte im Zentrum fallen. Zuerst jedoch griff eine Abteilung Hastati die Gallier auf der Flanke an die sich grade von dem Hügel bewegt hatten, unterstützt von meiner überlappenden Cavalry. Der Kampffaktor lautete also 5:3 für mich. Das klassiches Matchup Blades gegen Warbands und ich verlor es! Das bedeutet einen Quickkill (einfaches Mehr reicht zum Vernichten) gegen meine Hastati. In der Folgerunde wurde meine Cavalry eingekesselt und ebenfalls vernichtet. 0:2 nach Elementen, das lief ja wieder ganz hervorragend... Mir blieb also nichts anderes übrig als mein Heil im Zentrum zu suchen wo ich mit meiner Linie auf den kompakten Haufen Warbands eindrang. Dies verschaffte mir auf jeder Seite eine Überlappung, zusammen mit dem Plänkler-Support ein bequemes 6:3 an den Seiten und immer noch 6:4 im Zentrum.
Es prallten 4 der 6 Haufen zurück und zwei hielten stand. Ich hatte die Doppelreihe also erstmal zurückgedrängt, zum Glück grade an der Flanke die die Gallier komplett gewonnen hatten. In der Runde als eben jene Gallier einschwenkten und meine Flanken bedrohten, und sich die zurückgeprallten Warbands im Zentrum wieder ins Schlachtgetümmel warfen, konnte ich das keltische Zentrum brechen, das mir durch die doppelreihige Aufstellung gleich zwei vernichtete Elemente bescherte. So schnell stand es 2:2. Ein abgezogenes Element Blades tat alles um die Gallier in meiner Flanke abzuwehren während ich nun bequem zwei weitere Warbands im Zentrum umfassen konnte, wodurch ich auf einen Faktor von 6:2 kam, wobei mir diesmal ein einfaches Mehr reichte, da ich in der Flanke stand. Trotz einer eigenen 1 schaffte ich dies und vernichtete zwei weitere Warband-Haufen. Das Spiel war gewonnen, da schmerzte auch der endgültige Durchbruch der Gallier auf der Flanke nicht mehr. Mit 40 Punkten aus diesem Spiel hatte ich den anvisierten letzten Platz wohl erstmal aus den Augen verloren.

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Annäherung an den Feind
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Kurz vor dem Durchbruch im Zentrum

Im vierten Spiel bekam ich einen ganz jungen Gegner zugelost der frühkaiserliche Römer II/56 (1xBd(Gen), 1xCv, 1xPs, 4xBd, 4xAx, 1xArt) spielte. Ich war diesmal wieder der Verteidiger und stellte zwei flache Hügel in den Ecken des Spielfeldes auf, die keine Bedeutung für die Schlacht hatten. Auch die Straße wurde nicht genutzt. Da wir beide viele harte Blade-Einheiten aufstellen konnten, entschie ich mich für eine lange Linie um möglichst Überlappungen und Flankenangriffe für mich zu gewinnen. Mein General im Zentrum, flankiert von den Veteranen (Spears) und den Blades, die außen von Plänklern verstärkt wurden. Meine verbliebende Reiterei ritt ganz links. Der Gegner stellte seine Legionen in einem Block auf und seine geländegängigen Truppen in einem zweiten Block. Seine Artillerie stellte sich gegenüber meiner Reiterei auf und sein General verblieb mit seiner Cavalry in Reserve etwas zurück. Dies spielte mir in die Karten, da ich so sogar im Zentrum Overlaps bekommen würde. Ich konnte meinen Gegenüber relativ schlecht einschätzen, da das Alter nun wirklich kein Maßstab für die Spielstärke ist. Ich hätte jedoch anders aufgestellt um meine lange Linie zu kontern. Kurz gesagt traf meine Linie auf seine beiden Blöcke während meine Reiterei geschickt den Schußbereich seiner Artillerie umritt. Durch die vielen Überlappungen und meine einschwenkenden Plänkler hatte ich schnell die Oberhand. Ich mußte hier und da einen Recoil hinnehmen, vernichtete aber auch schnell einige der Auxilia. Meine Reiterei ritt die Besatzung der Balliste nieder, während mein Gegner im Zentrum reihenweise Einsen hinlegte, was mir am Ende 7! vernichtete Elemente einbrachte. Ein klarer Sieg der Urahnen über ihre unvorsichtigen Nachkommen. Ich erreichte dadurch soviele Punkte wie in den gesamten drei Spielen vorher und durfte im letzten Spiel mit einem starken Gegner rechnen.

In diesem abschließenden fünften Spiel traf ich erneut auf Gallier II/11, diesmal aber eine etwas spätere Version (1xLCh(Gen), 2xCv, 8x3Wb, 1xPs). Damit hatte ich in 5 Spielen gleich 4 historische Gegner, sehr schön.
Glücklicherweise war ich auch hier wieder Verteidiger, ich stellte das Gelände etwa wie im Spiel zuvor. Während ich wieder in einer langen Linie mit Plänkler-Support aufstellte, konterte mein Gegenspieler dies mit einer massierten Aufstellung auf einer Flanke. In seiner ersten Runde rauschten seine Plänkler gleich über das halbe Spielfeld, mit den berittenen Truppen im Schlepptau. Sofort war zu erkennen, dass ich es hier mit einem ausgefuchsten Spieler zu tun hatte. In der Zeit bis zum Auftreffen der Gallier, benutzte ich meine ausreichenden PIPs nur dazu meine Formation auf den Gegner auszurichten, was allgemein ein schlechtes Zeichen ist. Da ich oft genug Bewegungspunkte zur Verfügung hatte, ließ ich die 3 Blades + Plänkler auf der gefährdeten Flanke bis zu meiner Tischkante zurückfallen um eine Umfassung zu verhindern, während die anderen 3 Blades + Plänkler auf der anderen Seite einschwenkten. Die Triariier und mein General in der Mitte standen derweil nur herum. Das Spiel selber ist schwer zu beschreiben da sich im Kontakt die Formationen sehr schnell auflösten und man händeringend mit jedem PIP irgendwo Einheiten in den Kampf brachte. Ich lag schnell zurück, konnte da jedoch durch das Ausschalten einer doppelreihigen Warband nochmal ausgleichen. Weiter wurde mit harten Bandagen gekämpft, meine sehr bedrängte Flanke kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung und warf die starken Gallier ein ums andere Mal zurück, während endlich meine rechte Flanke ins Kampfgeschehen eingreifen konnte. Im Zentrum wurden allerhand fiese Manöver ausgepackt um fehlenden Prall-Platz auszunutzen dem auf beiden Seiten Elemente zum Opfer fielen. Durch ein glückliches Würfelhändchen sollten es aber letztlich die Römer sein, die beim Stande von 3:3 das vierte und entscheidende Element ausschalteten. Noch bevor ich richtig realisiert hatte was passiert war, reichte mir mein Gegenspieler auch schon die Hand zum Glückwunsch.

So ging ein sehr schönes Turnier mit einer stetigen Steigerung meiner tapferen römischen Legionäre zu Ende und ich war doch sehr überrascht bei der Siegerehrung meinen Namen erst so spät zu vernehmen, nämlich letztlich an 4. Stelle von 16 Teilnehmern. Das hatte ich mir angesichts meiner ersten DBA-Spiele und dem erwartungsgemäßen Verlauf zu Beginn nicht mal im Traum ausgemalt.
Ein großer Dank sei an dieser Stelle an die Organisatoren des Turniers, an die netten Gegner, die einem Anfänger teilweise nach dem Spiel einige hilfreiche Tipps gaben und an das viele Lob für meine Armee gerichtet. Das war zusammen mit der Besichtigung von Ulm ein sehr schönes Wochenende weshalb ich keinen der nahezu 900 gefahrenen Kilometer bereue.

PS: mehr Bilder evtl. von anderen Fotografen