WHFB Die barmherzige Shallya

24. März 2008
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Markus starb. Von dieser Tatsache war er überzeugt. Er hatte es im Blick des Feldheilers gesehen. Dieser mitleidige Blick, den der Mann Markus zugeworfen hatte , nachdem der Heiler seine Bauchwunde begutachtet hatte.
Markus würde sterben. Hier in Middenheim. Irgendwo in einer Ecke , in den Kellern des Tempels der barmherzigen Shallya.
Überall um ihn herum lagen die Verwundeten und Sterbenden. Einst starke und mutige Männer, die im Kampf gegen die Horden Archaons verwundet worden waren, schrieen nun wie kleine Mädchen oder riefen nach ihren Müttern. Die Priesterinnen der Shallya und die Ärzte wandelten zwischen ihnen und taten was sie konnten um diese Männer am Leben zu halten. Wo ihre Kunst versagte, nahmen die Priester des Morr sich den Menschen an und sprachen letzte Gebete für die Toten, auf das die Götter die Seelen der Verstorbenen mit wohlwollen in ihre himmlischen Paradiese aufnehmen würden.
Markus selbst, schrie nicht. Er jammerte nicht, beklagte sich nicht über eine Ungerechtigkeit des Lebens. Er rief auch nicht nach irgendeinem weit entfernten Verwandten. Er wusste dass er alleine sterben würde und hatte sich damit abgefunden.
Vierundzwanzig Jahre hatte er gehabt. Zu gerne hätte er sagen können dass es vierundzwanzig schöne Jahre gewesen waren, doch dann hätte er sich nur selbst belogen. Seine Eltern waren nicht arm, aber auch nicht vermögend gewesen. Er war als einziges Kind seiner Eltern aufgewachsen. Seine Mutter war zwar noch einmal schwanger geworden, doch die Hebame hatte nur ein totes Kind zur Welt bringen können. Es war eine Schwester gewesen. Danach hatte sich viel für Markus verändert. Seine Eltern hatten unentwegt gestritten oder ihren Frust an ihm ausgelassen. Nie hatte er etwas richtig machen können. Egal wie er sich angestrengt hatte. Für seine Eltern war es nie genug gewesen.
Dann, als er gerade achtzehn Sommer zählte war sein Vater verschwunden. Am Morgen war er zu seiner Arbeit in den Lagern am Hafen aufgebrochen und nie wiedergekehrt.
Markus hatte mit seiner Arbeit in einer kleinen Schreibstube etwas Geld verdient und so versucht seiner nun bedürftigen Mutter unter die Arme zu greifen.
Es hatte jedoch kaum genügt und seine Mutter hatte entschieden ebenfalls einer Arbeit am Hafen nachzugehen. Eine Arbeit von der kein Sohn wissen sollte. Nach einem Jahr hatte man ihre Leiche nackt in einer Seitengasse gefunden. Die Stadtgarde hatte zwar versprochen den Mörder seiner gerechten Strafe zuzufügen doch Markus war nicht dumm. Er wusste das Frauen wie seine Mutter nicht gerade die höchste Priorität bei der Stadtgarde besaßen und ihr Mörder würde sehr wahrscheinlich nie gefunden werden.
Nun hatte er nichts mehr was ihn in seiner Heimat hielt. Nein, eine Heimat war Altdorf nie gewesen. Nur ein Ort der ihn am Leben gehalten hatte jedoch ein Leben verwehrt hatte.
So war es mit nur wenigen Habseligkeiten ausgezogen um in der Welt einen Ort zu finden den er sein Zuhause hätte nennen können. Welch Ironie. Er hatte nur den Tod gefunden.
Ein nahes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Er versuchte sich zu konzentrieren doch das fiel ihm immer schwerer.
Eine zierliche Hand legte sich auf seine Schulter. Markus hob den Kopf und sah dort eine jnge Frau stehen. Sie mochte kaum achtzehn Sommer zählen. Sie hatte ein feines Gesicht, mit traurigen grauen Augen und schulterlange dunkelblonde Haare die zu einem Zopf zurück gebunden waren. Sie war schlank und in ein einfaches Leinenkleid gehüllt.
„Darf ich mich zu dir setzen?“ fragte die junge Frau mit einer Stimme wie ein kühler Frühlingsmorgen.
„ Nur zu. Ich werde dir nicht mehr lange Gesellschaft leisten können“ erwiderte Markus barsch. Es tat ihm augenblicklich leid. Diese Frau hatte sicherlich nicht solch einen unfreundlichen Tonfall verdient.
Sie setzte sich trotzdem vorsichtig neben ihn. Dabei nahm sie ihre Hand nicht von seiner Schulter.
„ Entschuldige meinen Tonfall, ich….“stotterte Markus. Es tat ihm wirklich leid.
„Es gibt nichts zu entschuldigen“ erwiderte die junge Frau gelassen. Ihrer Stimme haftete etwas Trauriges an.
Markus wollte widersprechen. Er wollte sagen wie leid es ihm tat. Das es ihm leid tat, so unfreundlich zu dem letzten Menschen mit dem er in seinem Leben noch sprechen würde gewesen zu sein, aber er konnte nicht. Ihre traurigen Augen fesselten ihn wie noch nie Etwas zuvor.
In diesen Augen lag Mitleid und Liebe, wie Markus sie nie hatte erfahren dürfen. Er verlor sich in diesen Augen und seine Welt schrumpfte. Die Schreie, der Gestank, die Kälte verließen seine Welt und übrig blieben nur Wärme, Geborgenheit und Liebe.

„ Bruder Joseph?
Der alte Morr Priester drehte sich um und suchte nach der Person die ihn gerufen hatte. Eine Shallya Priesterin kam durch den Raum auf ihn zugeschritten.
„ Verehrter Bruder, ich brauche deine….“brachte die Junge Frau durch Tränen hindurch hervor. Sie war erst vor kurzem aus den oberen Räumen des Tempels in die Kellergewölbe gekommen um den Verletzten beistand zu leisten.
Er blickte sie mitleidig an. Sie war klein und mollig. Sie trug die schlichten grauen Gewänder des Tempels.
Zusammen schritten sie durch den Raum zu einem jungen Mann der an die Land gelehnt war.
Seine Augen waren offen und sein Kopf ruhte an der kalten Mauer. Joseph erkannte sofort dass der Mann tot war. Der Blick des Mannes war leer.
„ Ist er alleine gestorben? „fragte Joseph und kniete sich vor den Mann.
Die Priesterin blickte den Morr Priester traurig an „Nein. Eine junge Frau war bei ihm. Ich kann sie suchen wenn sie das wünschen“
Joseph antwortete nicht. Er folgte dem Blick des Jungen Mannes, denn er wollte wissen was das letzte gewesen war dass diese arme Seele im Leben gesehen haben mochte.
Er erblickte eine kleine Statue in einer der Wandnischen nicht weit entfernt. Sie stellte Shallya dar. In einfache Gewänder gehüllt. Ihr feines Gesicht. Die Haare zu einem Zopf nach hinten gebunden. Ihre Augen voller Mitleid und Liebe.
„Ich glaube das ist nicht nötig“ erwiderte Joseph knapp und begann mit dem Gebet des letzten Geleits.


Zu der Geschichte. Rechtschreibefehlerinteressieren mich nicht ;-) Ich bin auch nicht irgendwie gefährdet. Ich hoffe nur ihr konntet der Geschichte etwas abgewinnen. Vielleicht mal mit einer anderen Art der Warhammer Geschichten.
 
Also diese Rechtschreibfehler...kleiner Scherz😀.

Die Geschichte hat mir sehr sehr gut gefallen.
Du hast unheimlich viele Details und Atmosphäre in einem relativ kurzen Text untergebracht, ohne dass er überladen wirkt - das allein ist schon ein Lob wert.

Dazu kommt noch die düstere und absolut glaubwürdige Lebensgeschichte von Markus und seiner Familie, die der Geschichte eine gewisse Tiefe verleiht.

Der Stil und die Wortwahl sind stimmig und "erwachsen", was sehr gut in den Kontext passt.

Hoffentlich beglückst du uns bald mit mehr von deinen Ergüssen😀.
 
hm, wirklich nicht schlecht, auch wenn es nicht das ist, was mir wirklich gefällt. Handlung ist ja absichtlich wenig drin, fehlt auch kaum, einfach wegen der ganzen Informationen, die man so über den jungen Mann bekommt.

Ich hab nur eine Frage: War die Frau nun echt? Ich meine, es klingt am Ende ja so, als ob er sie sich nur eingebildet hätte, als er die Statue betrachtet hat. Aber wieso wusste dann die Priesterin von ihr? Also da könntest du vielleicht nochmal gucken, liest sich nicht ganz schlüssig.