40k Die Befragung - zu lang für eine kurze

gul_aldret

Hintergrundstalker
05. April 2010
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Die Makropole Inwitt...
Eine der oberen Ebenen...
Nahe der Residenz des Gouverneurs, im Hauptquartier des Adeptus Arbites...
Ein kleiner Raum ohne Fenster...
Der von niemandem genutzt wird, außer von dem alten Manne, der jetzt in einem plastextilüberzogenen Holzlehnstuhl mit Armstützen hinter seinem Schreibtisch aus Holz sitzt und auf den rechten der beiden Monitore starrt. In dem linken Monitor laufen taktische, politische und wirtschaftliche Informationen von unten nach oben ... ununterbrochen, er darf sie nicht abschalten, denn dies ist ein Aufzeichnungsgerät des Administratums. Ohne Wiedergabefunktion. Die findet woanders statt. Auf Terra. Ungefiltert und objektiv...

Der alte Mann hat mit den Jahren gelernt, sich auf den rechten Monitor zu konzentrieren...

Die Türklinke wird heruntergedrückt, die Tür öffnet sich ohne einen Laut. Frische Luft strömt herein... Und ein Knabe von vielleicht 15 Standardjahren.

„Hier ist ihr Tee, Lord Allen.“
„Hm. Danke, Paul. Ich würde verdursten, wenn du mich nicht so gut versorgen würdest. Sei doch bitte so gut, und nimm die leere Tasse mit, ja?“
„Selbstverständlich, Lord Allen. Habt ihr noch einen Wunsch, Mylord?“
„Nein. Oder doch. Sieh in einer Stunde noch einmal nach mir, ja mein Junge?“
„Selbstverständlich, Lord Allen.“

Die Tür schließt sich ohne einen Laut, die Türklinke wird heruntergedrückt und wieder hochgezogen, die frische Luft wird wieder ausgesperrt. Ein kurzes Zögern, während neugierige Augen in die linke hintere Ecke des Raumes schauen... Dann ist die Tür endlich zu.
Und die Arbeit kann weitergehen.

„Das nächste Vidlog, Bren.“
„Jawohl, Inquisitor Allen.“

Bren ist mit dem rechten Bildschirm verbunden. Er ist der Sekretär des Inquisitors. Vor vielen Jahren hatte er Pauls Rolle inne, verlor aber während einer Reise nach Taurían seine Beine und erlitt eine tödliche Wunde, als der Inquisitor nur knapp einem Anschlag entrann. Nun ist er ein Servitor Cogitaris. Ein Gerät mit Wiedergabefunktion, mit Aufzeichnungsfunktion, mit Laufketten statt Beinen aber ohne Verstand. Allen mochte Bren; noch immer...
„Vidlog 32 des Produktionskomplexes 4 auf Ebene 9.“
„Fahr ab.“

Das Bild entsteht. Der Betrachter sieht einen kahlen Hinterkopf am rechten Bildschirmrand. Der gehört Vorarbeiter Larssen. Vor Vorarbeiter Larrsen sitzt ein Junge in Pauls Alter... er rutscht nervös auf dem Hocker herum. Seine erste zweijährliche Befragung...

„Deine Position und der Name deines Schlafplatzes.“
„Kolbenschrauber 1, Band 5 in 4 strich 9. Mein Schlafplatz trägt den Namen Julia.“
Der Junge wirkt ruhig und gefasst. Sein Blick ist klar und offen.
„Julia, beschreibe mir deinen Tagesablauf so genau du kannst.“
„Ja, mein Herr Larssen.“
„Und vergiß auch nicht dabei deine Beichte abzulegen. Du weißt ja. ER auf Terra sieht alles und ER auf Terra hört alles.“
„Natürlich, mein Herr Larssen.“
„Fang an.“
Er spricht Herr Larssen direkt an, ohne Scheu und Zurückhaltung.
„Jeden Morgen werde ich von Julia geweckt. Sie schläft in meinem Bett, während ich meine Pflicht erfülle. Weil ich ja in ihrem Bett schlafe, während sie ihre Pflicht erfüllt. Danach begebe ich mich schnell zu Kolbenschrauber 1, Band 5 in 4 strich 9 und laufe dabei durch die Reinigungspforte um den Segen der Hygiene zu empfangen. An meinem Platz bei Kolbenschrauber 1, Band 5 in 4 strich 9 erwarte ich den von euch gesprochenen Segen für die tägliche Pflichterfüllung gegenüber IHM auf Terra. Dann singen alle Arbeiter von 4 strich 9 ein Gloria für IHN auf Terra und schwören dem Adeptus Munitiorum unseren unerbittlichen Arbeitswillen. Dann beginnen die Bänder zu laufen und wir arbeiten. Dann gibt es das erste Mahl des Tages. Es besteht aus Paste und Tabletten. Dann arbeiten wir wieder. Dann gibt es das zweite Mahl des Tages. Es besteht aus einer anderen Paste und einer Soße. Hin und wieder ist auch eine Scheibe Brot dabei. Dann bekommen wir die Gelegenheit unsere Notdurft zu verrichten und haben ein paar Minuten Zeit, mit unseren Freunden und Familienmitgliedern, die dem selben Arbeitszyklus angehören, zu reden oder Sport zu treiben. Einmal in jeder Periode nehme ich mit 9 anderen an einer Andacht teil, in der wir über unser Glück, IHM auf Terra zu dienen nachdenken und sprechen können. Diese Andacht wird von Bruder Ignius gehalten. Dann gehen wir wieder an die Arbeit, bis der Arbeitszyklus beendet ist. Ich gehe zurück zu meinem Schlafplatz, wecke Julia und lege mich schlafen.“
Die Mimik und Gestik des Jungen sind konstant. Kein Zeichen von Lüge und Hinterlist.
„Gut. Beantworte mir jetzt noch einige Fragen. Sprich nur die Wahrheit“
„Ja, mein Herr Larssen.“
„Wie findest du es, nach dem zweiten Mahl noch etwas Zeit für dich zu haben?“
„Es ist schön. Ich sehe Vater und Mutter und ich unterhalte mich mit ihnen. Zuerst hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil wir seit einiger Zeit soviel Pause machen, aber ich schaffe seit dieser Neuerung 10 Kolben mehr am Tag.“
Der Junge mit dem Namen Julia lächelt.
„Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?“
„Daß ich das gesegnete Lasergewehr für die Armeen vollende. Ich setzte das letzte Teil an. Das ist für mich ein erhebendes Gefühl.“
„Das freut mich zu hören. Du machst deine Arbeit auch wirklich gut.“
„Danke, mein Herr Larssen!“
„Nun zur nächsten Frage: Wen magst du in der Fabrik am liebsten?“
„Julia, die in meinem Bett schläft. Wir kennen uns seit der Kinderzeit, damals, als wir noch keine Position und keinen Schlafplatz und keinen Namen hatten...“
„Gut, das reicht. Ich komme zur nächsten Frage: Was tust du, das mich und IHN auf Terra erzürnen könnte. Sprich die Wahrheit.“
Das Gesicht des Knaben wird ernst.
„Ja, mein Herr Larssen. Ich nehme zum ersten Mahl des Tages etwas von meinem Teller und stecke es hier in die Hosentasche. Das esse ich nicht selbst, sondern gebe es der Katze, die mit im Bett von Julia schläft. Das tue ich, seit ich Julia heiße. Die Katze war schon dort, als ich die vorherige Julia ersetzt habe... Sind sie darüber böse, mein Herr Larssen?“
„Nein, Julia. Ich weiß von der Katze. Die andere Julia hat mir auch davon erzählt. Sie beeinträchtigt euch in keiner Weise bei der Arbeit, und so lange das so bleibt, könnt ihr sie an eurem Schlafplatz behalten. Hat die Katze eigentlich einen Namen?“
Der Junge ist sehr erleichtert.
„Julia.“
„Natürlich. ... Ich habe eine letzte Frage. Wenn du in der Armee von IHM auf Terra dienen dürftest, würdest du das tun wollen?“
Ein Anflug von Euphorie erscheint im Gesicht des Jungen.
„Ja, mein Herr Larssen! Dann könnte ich womöglich eines der gesegneten Lasergewehre benutzten, die wir herstellen!“
„Ja, womöglich. Gut, Julia, die Befragung ist beendet. Du kannst jetzt schlafen gehen.“
„Danke, mein Herr Larssen. Ich gehe jetzt zu Bett.“
Der Junge erhebt sich und verlässt nach links das Bild.
Der Monitor wird schwarz.
Inquisitor Allen sitzt einen Moment schweigend da. Dann hebt er den Kopf und beginnt zu sprechen.
„Bren, zeichne auf: Die Auswertung der Vidlogs des zweiten Arbeitszyklus des Produktionskomplexes 4 auf Ebene 9, 1 bis 32 läßt keine Anzeichen von Häresie wider den Imperator erkennen. Die Arbeiter scheinen sich nicht an den ketzerischen Arbeiteraufstand auf Ebene 9 vor 2 Standartjahren zu erinnern. Weder daran, wie er zustande kam, noch an die Schäden, die er anrichtete. Die daraufhin von mir entwickelte Wiedereingliederungsstrategie für Ebene 9 sah die Applikation von oralen Gedächtnisneutralisatoren und später der Pacificatorsubstanz vor. Des Weiteren habe ich eine Neuorganisation des Arbeitsprozesses veranlasst, welche die Persönlichkeitsbildung des Arbeiters an seinen Ruhe – und Arbeitsplatz bindet und ihm die Freiheit zur Pflege sozialer Kontakte einräumt . Subjekt 4 strich 9 32, genannt Julia, kann hier exemplarisch herangezogen werden. Nichts in seiner Persönlichkeit weist auf eine zumindest indirekte Teilnahme an dem Aufstand hin, diese Erinnerungen scheinen komplett gelöscht zu sein.
Die Ergebnisse der Produktionskomplexe 1 bis 4 sind alle einheitlich.
Ich fahre gleich mit der Auswertung von Prodktionskmplex 5, Ebene 9 fort.“

Der alte Inquisitor betätigt einen Beinernen Knopf, der schräg rechts vor dem Monitor in den Tisch eingelassen ist.


Die Türklinke wird heruntergedrückt, die Tür öffnet sich ohne einen Laut. Frische Luft strömt herein... Und ein Knabe von vielleicht 15 Standardjahren.

„Hier ist ihr Tee, Lord Allen.“
„Danke, Paul. Wo wäre ich bloß, wenn du mich nicht so gut versorgen würdest. Sei doch bitte so gut, und nimm die leere Tasse mit, ja?“
„Selbstverständlich, Lord Allen. Habt ihr noch einen Wunsch, Mylord?“
„Nein. Aber sieh in einer Stunde noch einmal nach mir.“
„Selbstverständlich, Lord Allen.“

Die Tür schließt sich ohne einen Laut, die Türklinke wird heruntergedrückt und wieder hochgezogen, die frische Luft wird wieder ausgesperrt. Ein kurzes Zögern, während neugierige Augen in die linke hintere Ecke des Raumes schauen...
Dort steht ein anderer Aufzeichnungsapparat… ER sieht alles, ER hört alles…
Dann ist die Tür endlich zu.
Und die Arbeit kann weitergehen.
 
Danke für die Blümchen...
Ich schreibe sehr selten, da ist das Handwerkliche nicht so dolle ausgeprägt...

Aber ehrlich gesagt erschließt sich mir der Sinn der Geschichte nicht. Es gibt keinen Spannungsbogen und keine echte Handlung, aber auch nicht wirklich eine Message die rüber kommt. Ich habe die ganze Zeit auf die Pointe gewartet, aber sie kam nicht.
Genau das soll der Sinn der Sache sein... Das völlig eintönige Leben in 40k Universum abseits der Schlachtfelder...

Außerdem wollte ich arbeitsmedizinische Ansätze jenseits von Auspeitschen darstellen...
 
Ich versteh schon, was mit der Geschichte erreicht werden sollte und die Pointe ist für mich die exakte Wiederholung der Episode mit dem Jungen am Ende.

Auch wenn ich eigentlich der Meinung bin, dass ein Inquisitor solch eintönige Arbeit an einen Untergebenen geben könnte und sich nur mit der Zusammenfassung zu beschäftigen. Die Eintönigkeit des Alltags trifft auf die Arbeiter (die ja nur Eigentum sind) und die Unterschichten (die keine andere Wahl haben, als zu arbeiten) zu, aber nicht unbedingt auf alle Teile der Gesellschaft.

Fazit: Schließe mich Blackorc in dem Punkt "ganz nett" an.
 
Servus,

ich persönlich würde den Inquisitor durch einen Schergen der Inquisition ersetzten, und das ganze würde besser wirken. Denn, sind wir mal ehrlich, ein Inquisitor hat doch anderes zu tun, als unzähligen Videologs zu sichten. Die Eintönigkeit wurde allerdings ganz gut getroffen.

Alles in allem ne kurzweilige gut zu lesende Geschichte.

Grüsse

Ludin
 
Und ich dachte mir...
Ein Inquisitor, sagen wir vom Ordo Haereticus, verfügt über das Know-How, die Durchsetzungskraft und vor allem die Reinheit und Menschenkenntnis, die nötig ist, um eine solche Aufgabe zu erfüllen.
Denn mMn kann es auch in einer Rieseninstitution wie der Inquisition nicht nur Helden ála Eisenhorn, Draco etc. geben.

Stell dir vor du mußt die Belegschaft vom BASF-Werk in Ludwigshafen (das ist doch dieses riesige häßliche, aber monumentale Ding am Fluß?) befrieden, jemanden davon überzeugen sie nicht einfach abzuknallen, aussieben, hirnwaschen und dann noch diene Arbeit überprüfen... Wie lange brauchst du dafür?

Aber ja, es ist ein Schreibtischjob, und lange Geschichten haben solche Leute nie...