Der Falsche Weg
So, ich habe mich jetzt auch mal an einer WH40K-Geschichte versucht. Das Problem ist, dass ich wohl zu wenig über den Hintergrund weiß. Wenn ich also dinge schreibe, die nicht passen, sagt ruhig Bescheid. So hier ist dann mal der Prolog.
Gespanntes Gemurmel und das sanfte Rauschen der Luftaufbereitung waren die einzigen Geräusche, die durch die enge Kammer drangen. Vier Gestalten hockten auf metallenen Stühlen, die im Boden verschraubt waren. Aber obwohl sie saßen, waren drei der Menschen schon so groß wie ein stehender Mann. Die Stühle waren deshalb so klobig, weil sie die Masse der schweren Servorüstungen tragen mussten, in denen die Leiber der Menschen steckten. Diese technischen Wunderwerke waren in einem dunklen Violett gestrichen, das schon beinahe schwarz erschien. Auf ihren Schultern prangte das Symbol, das sie alle verband: ein goldener Adler, der eine grün und rot schimmernde Schlagen in den Krallen trug.
Einer der Übermenschen erhob sich erstaunlich geschmeidig und wanderte mit schweren Schritten über den rauen Metallboden der Beobachtungskammer. Ein vernarbtes Gesicht wurde von einer krummen Nase beherrscht, während der kurze, graue Bart einen Gegensatz zur haarlosen Kopfhaut bildete. Er erreicht mit zwei langen Schritten die verstärkte Wand und kehrte wieder um.
„Diese Warterei ist schlimmer als alles, was uns in den nächsten Minuten erwarten könnte.“, brummte er missmutig. Einer der anderen Space Marines drehte den Kopf und hielt ihn am Arm fest, sobald er wieder einmal den Raum durchquert hatte. „Beruhige dich, Bruder Riktor, es kann nicht mehr lange dauern, bis der Servoschädel sendet. Setz dich, durch dein Rumgerenne wird es auch nicht besser.“
Der Angesprochene brummte noch einmal Unverständliches und ließ sich dann wieder auf seinen Stuhl fallen, bevor er dem Blick seiner Ordensbrüder folgte und auf den Bildschirm stierte, der derzeit nur graues Geflimmer zeigte.
„Was glaubt Ihr, Bruder-Scriptor Meruos, werden wir dort unten finden?“, fragte Riktor, nachdem das gespannte Schweigen mehrere Minuten immer unangenehmer geworden war. Der Scriptor war ein älterer Mann mit dünnen, grauen Haaren und eingefallenen Wangen, deren Schlaffheit von dem Glanz in seinen tiefbraunen Augen ausgeglichen wurde. Er zuckte hilflos mit den Schultern.
„Was erwartet Ihr von einem Chaos-Kult, Ordensmeister? Vielleicht werden wir ihre Truppen beobachten können, vielleicht essen sie gerade. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass sie gerade jetzt eines ihrer ketzerischen Rituale vollziehen und wir es zufällig zu Gesicht bekommen.“
Der Ordensmeister hob abwehrend die Hand. „Das weiß ich. Nun, dann sollten wir wohl einfach warten, bis…“ Ein plötzliches Flackern des Bildes unterbrach ihn.
„Transmission erhalten, Versuche Stabilisierung“, ertönte eine helle Computerstimme und nach wenigen Sekunden klärte sich das Bild. Für eine Weile sahen die vier Menschen kahles Felsgestein und flackernde Lichter, dann wurde die Szene wieder körnig und flimmerte, bis nichts mehr zu erkennen war. Rote Runen und Symbole tauchten am Bildschirmrand auf, wurden gelb, dann grün, wieder rot, bis schließlich alle Zeichen in freundlichem grün strahlten. Nun war das Bild klar und gewährte einen Blick auf Fels und Gestein.
„Keror, könnt Ihr die Sonde bewegen?“, fragte Riktor, wobei er ein wenig Aufregung nicht verbergen konnte. Einer der anderen Space Marines, ein jüngerer Mann mit schulterlangem, rotbraunem Haar und blauen Augen, nickte und drückte mehrere Tasten vor sich. Sofort schwenkte das Bild herum und zeigte eine weite Steppe, der sich am Fuße der gewaltigen Steilwand ausbreitete, die der Servoschädel bis eben gezeigt hatte. Als die Sonde einmal fast um die eigene Achse rotiert war, gerieten regelmäßige Formen an der Felswand in Sicht.
„Das ist mir zu regelmäßig, um natürlich zu sein“, murmelte der Scriptor und sein Ordensmeister nickte. „Es scheint, als hätten wir gut geschätzt, wo die Sonde niedergehen sollte. Bring sie näher heran, Keror.“
Der jüngere Space Marine nickte und betätigte erneut mehrere Tasten. Sofort stoppte die Rotation der Sonde und sie näherte sich schnell den Formen, die sich bald als grauschwarze Gebäude entpuppten, die teilweise in den Fels gebaut worden waren. Es war ein ganzer Komplex aus Generatoren, Fahrzeuglagern und Wohngebäuden, der sich dort teilweise in den Fels bohrte, teilweise hunderte Meter in die Savanne erstreckte. Zwischen den Beton- und Stahlkonstruktionen verliefen Röhren unterschiedlicher Dicke, meist halbrund auf dem Boden, teilweise als Zylinder in mehreren Metern Höhe.
Als die Sonde vorsichtig zwischen die Bauten glitt, offenbarten sich mächtige Geschützstellungen, die in den Himmel ragten, während auf den Dächern der äußersten Gebäude Aussichtstürme errichtet worden waren. Ganz offensichtlich war man hier nicht unvorbereitet gegenüber eventuellen Angreifern.
„Ich hatte es mir anders vorgestellt.“, meinte Keror, während er den Servoschädel vorsichtig weitersteuerte. Die Bemerkung brachte ihm einen tadelnden Blick des Scriptors ein.
„Man merkt, dass Ihr zum ersten Mal gegen das Chaos kämpft, Bruder. Die verbreiteten Erzählungen von Warpportalen und feurigen Gruben, aus denen die Basen dieser Ketzer bestehen, sind mehr als übertrieben. Denk immer daran: auch wenn sie nicht mehr als solche gewertet werden dürfen, sind sie biologisch immer noch Menschen. Die meisten jedenfalls. Und als solche brauchen sie, Mutationen hin oder her, gewisse Lebensbedingungen. Bedingungen, die sie auf diesem Planeten nur innerhalb künstlicher Gebäude finden.“
Bei diesen Worten drehte sich der Ordensmeister zur vierten Person vor dem Bildschirm um. Es war eine Frau, deren blonde Haare ein strenges Gesicht umrahmten. Sie war keine Spacemarine-Kriegerin, sondern diente ihnen als Bibliothekarin und Beraterin. Zwischen ihren Brauen war eine steile Falte zu sehen, während sie über das Chaos auf diesem Planeten nachdachte.
„Ferwax, welche Bedingungen herrschen dort unten?“
Die Frau antwortete, während sie den Computer noch um weitere Daten bat.
„Die Luft ist nicht atembar, allerdings nicht gefährlich für die Haut. Auch die Temperaturen sind für Menschen erträglich. Theoretisch könnte man also mit Atemgerät einige Zeit dort herumlaufen. Allerdings ist gerade diese Region sehr bekannt für ihre gnadenlosen Sand- und Staubstürme und außerdem wird die kosmische Strahlung fast gar nicht von der Atmosphäre absorbiert. Man würde also nach wenigen Tagen oder Wochen unter diesen Bedingungen sterben. Sollte man nicht vorher ersticken.“, fügte sie hinzu und sah Riktor fragend an. Der Ordensmeister nickte, er hatte genug gehört.
„Seht Ihr das?“, rief Keror plötzlich, lauter als beabsichtig. Als die anderen sich vorbeugten, um zu sehen, was ihr so überrascht hatte, vergrößerte der Zoom der Sonde einen Teil am Fuße der Felswand. Dort arbeiteten mehrere Dutzend nackter, muskulöser Gestalten. Sie trieben ein Loch in den Fels und montierten die Teile für ein neues Gebäude, während andere die Gesteinsreste in motorisierten Karren abtransportierten. Als die Sonde näher heran flog, erkannten die Space Marines, dass jede der Gestalten breite, metallene Bänder um Hals sowie Hand- und Fußgelenke trug. Abgesehen davon und von einem knappen Lendenschurz und einer Atemmaske waren sie nackt und somit der Strahlung ausgeliefert.
„Sklaven“, murmelte der Scriptor angewidert. „Das Schlimmste an diesen Ketzern, neben ihren Pakten mit den Dämonen.“
Die anderen Space Marines schwiegen, doch auch ihnen gingen ähnliche Gedanken beim Anblick der schutzlosen Gestalten durch den Kopf. Als die Sonde vorsichtig näherglitt, fielen auch die Hünen auf, die, in dicke, blau-violette Servorüstungen gehüllt, zwischen den Sklaven standen und gelegentlich Gebrauch von ihren langen Peitschen machten oder auch Warnschüsse mit ihren Boltpistolen in die Luft abfeuerten, wenn die Sklaven zu langsam arbeiteten.
„Könnt Ihr mal das Symbol auf ihren Schulterplatten vergrößern, Bruder Keror?“, fragte Ferwax. Sofort konzentrierte sich der Ausschnitt des Zooms auf die Oberkörper der Chaosspacemarines. Als die Vergrößerung scharf genug war, fluchte Riktor ausgiebig, während Keror scharf die Luft einsog. Denn das Zeichen dieser Chaoslegion war demjenigen der Spacemarines ziemlich ähnlich. Ein goldener Adler hielt in den Krallen eine grün-violett strahlende Schlange. Aber die Unterschiede entsprachen dem kranken Humor des Chaos: Das Gold des Adlers war verblasst und wirkte irgendwie krank, während sich die Schlage fest in den Hals des Vogels verbissen hatte.
„Also die Violett-Snakes, diese verdammten Hunde.“, zischte der Ordensmeister. „Seit sie sich von uns abgewandt haben, trachte ich danach, sie endlich zu vernichten. Hier bietet sich offenbar die perfekte Gelegenheit.“ Die anderen nickten mit grimmiger Miene. Jeder Spacemarine des Ordens wusste vom Verrat ihrer Brüder, die sich dem Chaos verschrieben hatten.
„Irgendwas stimmt mit diesem Sklaven nicht.“, murmelte Keror und holte die anderen dadurch in die Gegenwart zurück. Er deutete auf eine der nackten Gestalten, doch es dauerte eine Weile, bis sie begriffen, was er meinte. Der Mann hatte ein attraktives Gesicht und wären seine langen, blonden Haare gepflegt worden, wäre er zweifellos ein ziemlicher Frauenheld geworden, mit seinen klaren, blauen Augen, den strammen Muskeln und der makellosen braunen Haut. Und genau das war es, was Keror meinte. Die Strahlung und der Flugsand hatten bei allen anderen Sklaven hässliche Eiterbeulen und Narben hinterlassen und ihre Körper gezwungen, am ganzen Körper Hornhaut zu bilden. Dieser Mann jedoch wirkte, als könne ihm all das nichts anhaben. Nicht, dass er das wüsste, sein Verhalten unterschied sich in nichts von dem der anderen, aber offenbar schien er trotz der Belastungen kerngesund.
„Ferwax, was kann uns der Computer über diesen Kerl sagen?“, fragte Scriptor Meruos, dem das Gesicht des Mannes irgendwie bekannt vorkam. Es dauerte fast eine Minute, während der Computer arbeitete und Daten verglich. Dann blickte Ferwax mit ernster Miene in die Runde.
„Der Sklave heißt Wirrs. Er galt als potentieller Rekrut für unseren Orden, wurde aber während der Abspaltung des Violett-Snakes entführt. Wahrscheinlich ist er seitdem hier. Er war damals vier Jahre alt und bei ihm war psionisches Potential festgestellt worden. Er hätte mindestens Gamma-Psioniker werden können.“
„Stattdessen schuftet er sich hier zu Tode.“, beendete Meruos ihre Ausführungen. „Nun, das erklärt zumindest, weshalb er so gesund ist. Wahrscheinlich schützt er sich unbewusst. Ah, was ist das?“
Auf dem Bildschirm trieben die Chaosspacemarines ihre Sklaven zusammen und stellten sie in einer Reihe auf, wo sich sofort die Halsbänder durch energetische Ketten verbanden. Als alle so verbunden waren, trieben die Hünen sie durch den Komplex, wobei der Servoschädel ihnen folgte. Unterwegs kam ihnen ein ganzer Zug ketzerischer Spacemarines entgegen, der wohl aus mindestens sechzig Kriegern bestand.
„Es sind verdammt viele. Zusammen mit ihren Geschützen könnte ein Angriff gefährlich für uns enden.“, meinte Riktor, während die Sklaven durch in eine riesige Luftschleuse wankten. Dort legten sie ihre Atemmasken ab, traten schnell unter eine Dusche und wurden schleunigst weitergetrieben, denn auf der anderen Seite warteten schon weitere Chaosspacemarines.
„Noch mehr“, fluchte Keror, während er die Sonde den Sklaven folgen ließ.
Die lange Kolonne der aneinandergebundenen Menschen wankte durch Gänge, deren Wände mit den Symbolen des Chaos und der vier Götter bemalt waren, immer wieder unterbrochen von grotesken Statuen, die sich in Schmerzen wanden oder selbst andere peinigten. Schließlich versperrten zwei der hünenhaften Chaossoldaten den Weg der Kolonne. Sie marschierten die Reihen ab und blieben schließlich vor dem Sklaven stehen, den der Computer als Wirrs identifiziert hatte. Ein schneller Griff und die Fesseln gaben ihn frei. Ohne ein Wort der Erklärung schleppten sie ihn davon.
„Die Sonde überträgt keine Worte.“, entschuldigte sich Keror, der den Servoschädel nun den drei Menschen hinterher steuerte. Es war offensichtlich, dass der Sklave schreckliche Angst hatte, wahrscheinlich fürchtete er, Opfer eines obskuren Rituals zu werden. Auch war der Anblick der ernsten Gesichter der Chaosspacemarines, die ihn problemlos einen halben Meter über dem Boden trugen, nicht gerade erbaulich.
Schließlich erreichten sie einen kleinen Raum aus schwarzem Marmor, in dessen Mitte Kissen und Decken ausgebreitet lagen. Die Soldaten ließen den Sklaven auf die Kissen fallen und verließen den Raum. Es war dem Mann anzusehen, dass er in Gedanken alles durchging, von dem er glaubte, man würde es ihm antun und dass er überlegte, wie groß die Chance war, diesen Raum wieder zu verlassen.
Er musste nicht lange grübeln. Schon nach wenigen Minuten trat eine junge Frau ins Blickfeld. Langes, braunes Haar fiel ihr offen über den gerade Rücken, während die dünne, schwarze Seide ihres Kleides nichts von ihrem perfekten Körper verbarg. Die Lippen bildeten in freundliches Lächeln, das sich überraschenderweise auch auf ihre hellblauen Augen erstreckte.
„Was sagen die Daten über die, Ferwax?“, fragte der Ordensmeister, der sich nur mit Mühe vom Anblick der Frau lösen konnte.
„Die Daten sagen eine Menge. Dass sie gerademal zwanzig Jahre alt ist, dass sie kerngesund ist, dass sie noch Jungfrau ist… was wollt Ihr denn wissen?“, sie klang leicht genervt, zweifellos durch die Wirkung der Frau auf ihre männlichen Kollegen.
Scriptor Meruos verdrehte die Augen. „Wer ist sie?“
„Das ist Lwilisa, die Tochter von Herquertis, der sich vor sechzehn Jahren zum Kriegsfürst der Violett-Snakes ausgerufen hat. Sie war damals auch nur ein Kind mit psionischer Begabung, allerdings kleiner als die von Wirrs.“
„Sieht so aus, als wäre sie nicht mehr lange Jungfrau.“, unterbrach Keror sie. Tatsächlich streifte Lwilisa gerade mit einer anmutigen Bewegung ihr Kleid ab, während sie auf den Sklaven zuging, der trotz seiner Angst seine Erregung nicht verbergen konnte. Aber er wich auch nicht zurück, als sie sich über ihn hockte und ihm irgendwelche Worte ins Ohr hauchte. Noch während sie ihm übers Gesicht leckte, hockte sie sich auf seinen Schoß und begann, ihn erst vorsichtig, dann immer entschlossener zu reiten.
„Schaltet ab, Keror. Wir wissen, wie das ausgeht, sie wird ihn umbringen, das gehört zu diesen dreckigen Ritualen.“, meinte Meruos angewidert. Aber der Ordensmeister schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich möchte, dass Ihr das aus den Aufzeichnungen streicht, Ferwax.“ Die Frau nickte und stoppte die Aufnahme der Bilder.
Inzwischen bebten die beiden Körper unter der geteilten Lust und die Space Marines waren dankbar, dass die Sonde keinen Ton übertrug. Dann kam der Sklave zum Höhepunkt seiner Erregung, er richtete seinen Oberkörper auf, schlang die Arme um die junge Frau auf seinem Schoß und biss ihr in die Schulter, bevor beide sich beruhigten. Ein wenig Blut lief aus der Wunde, aber das schien die Frau nicht zu stören, als sie sich erhob und ankleidete.
„Sie hat ihn nicht getötet.“, murmelte Meruos überrascht.
„Ok, das reicht vorerst, lasst die Sonde irgendwo hinfliegen, wo sie sicher ist, Keror.“, befahl Riktor. Während Keror dem Befehl nachkam, wandte sich der Ordensmeister an seien Brüder. „Wir haben gesehen, dass sie auf Angriffe vorbereitet sind und dass sie mehr als genug Soldaten haben, um sich zu wehren. Wir sind zu wenige, um sie selbst mit einem Überraschungsangriff zu vernichten. Ferwax, wann kommt die Verstärkung?“
„In einer Woche, Ordensmeister“, erwiderte sie ohne Zögern. Der Primarch nickte.
„Dann informiert die Krieger. In einer Woche greifen wir diesen Abschaum an. Bis dahin bleiben wir in Warteposition. Noch Fragen?“ Niemand sagte etwas. Riktor nickte, stand auf und verließ den Raum. Es würde noch einiges an Vorbereitung nötig sein, damit der Angriff auf die verhassten Erzfeinde gelang.
So, ich habe mich jetzt auch mal an einer WH40K-Geschichte versucht. Das Problem ist, dass ich wohl zu wenig über den Hintergrund weiß. Wenn ich also dinge schreibe, die nicht passen, sagt ruhig Bescheid. So hier ist dann mal der Prolog.
Gespanntes Gemurmel und das sanfte Rauschen der Luftaufbereitung waren die einzigen Geräusche, die durch die enge Kammer drangen. Vier Gestalten hockten auf metallenen Stühlen, die im Boden verschraubt waren. Aber obwohl sie saßen, waren drei der Menschen schon so groß wie ein stehender Mann. Die Stühle waren deshalb so klobig, weil sie die Masse der schweren Servorüstungen tragen mussten, in denen die Leiber der Menschen steckten. Diese technischen Wunderwerke waren in einem dunklen Violett gestrichen, das schon beinahe schwarz erschien. Auf ihren Schultern prangte das Symbol, das sie alle verband: ein goldener Adler, der eine grün und rot schimmernde Schlagen in den Krallen trug.
Einer der Übermenschen erhob sich erstaunlich geschmeidig und wanderte mit schweren Schritten über den rauen Metallboden der Beobachtungskammer. Ein vernarbtes Gesicht wurde von einer krummen Nase beherrscht, während der kurze, graue Bart einen Gegensatz zur haarlosen Kopfhaut bildete. Er erreicht mit zwei langen Schritten die verstärkte Wand und kehrte wieder um.
„Diese Warterei ist schlimmer als alles, was uns in den nächsten Minuten erwarten könnte.“, brummte er missmutig. Einer der anderen Space Marines drehte den Kopf und hielt ihn am Arm fest, sobald er wieder einmal den Raum durchquert hatte. „Beruhige dich, Bruder Riktor, es kann nicht mehr lange dauern, bis der Servoschädel sendet. Setz dich, durch dein Rumgerenne wird es auch nicht besser.“
Der Angesprochene brummte noch einmal Unverständliches und ließ sich dann wieder auf seinen Stuhl fallen, bevor er dem Blick seiner Ordensbrüder folgte und auf den Bildschirm stierte, der derzeit nur graues Geflimmer zeigte.
„Was glaubt Ihr, Bruder-Scriptor Meruos, werden wir dort unten finden?“, fragte Riktor, nachdem das gespannte Schweigen mehrere Minuten immer unangenehmer geworden war. Der Scriptor war ein älterer Mann mit dünnen, grauen Haaren und eingefallenen Wangen, deren Schlaffheit von dem Glanz in seinen tiefbraunen Augen ausgeglichen wurde. Er zuckte hilflos mit den Schultern.
„Was erwartet Ihr von einem Chaos-Kult, Ordensmeister? Vielleicht werden wir ihre Truppen beobachten können, vielleicht essen sie gerade. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass sie gerade jetzt eines ihrer ketzerischen Rituale vollziehen und wir es zufällig zu Gesicht bekommen.“
Der Ordensmeister hob abwehrend die Hand. „Das weiß ich. Nun, dann sollten wir wohl einfach warten, bis…“ Ein plötzliches Flackern des Bildes unterbrach ihn.
„Transmission erhalten, Versuche Stabilisierung“, ertönte eine helle Computerstimme und nach wenigen Sekunden klärte sich das Bild. Für eine Weile sahen die vier Menschen kahles Felsgestein und flackernde Lichter, dann wurde die Szene wieder körnig und flimmerte, bis nichts mehr zu erkennen war. Rote Runen und Symbole tauchten am Bildschirmrand auf, wurden gelb, dann grün, wieder rot, bis schließlich alle Zeichen in freundlichem grün strahlten. Nun war das Bild klar und gewährte einen Blick auf Fels und Gestein.
„Keror, könnt Ihr die Sonde bewegen?“, fragte Riktor, wobei er ein wenig Aufregung nicht verbergen konnte. Einer der anderen Space Marines, ein jüngerer Mann mit schulterlangem, rotbraunem Haar und blauen Augen, nickte und drückte mehrere Tasten vor sich. Sofort schwenkte das Bild herum und zeigte eine weite Steppe, der sich am Fuße der gewaltigen Steilwand ausbreitete, die der Servoschädel bis eben gezeigt hatte. Als die Sonde einmal fast um die eigene Achse rotiert war, gerieten regelmäßige Formen an der Felswand in Sicht.
„Das ist mir zu regelmäßig, um natürlich zu sein“, murmelte der Scriptor und sein Ordensmeister nickte. „Es scheint, als hätten wir gut geschätzt, wo die Sonde niedergehen sollte. Bring sie näher heran, Keror.“
Der jüngere Space Marine nickte und betätigte erneut mehrere Tasten. Sofort stoppte die Rotation der Sonde und sie näherte sich schnell den Formen, die sich bald als grauschwarze Gebäude entpuppten, die teilweise in den Fels gebaut worden waren. Es war ein ganzer Komplex aus Generatoren, Fahrzeuglagern und Wohngebäuden, der sich dort teilweise in den Fels bohrte, teilweise hunderte Meter in die Savanne erstreckte. Zwischen den Beton- und Stahlkonstruktionen verliefen Röhren unterschiedlicher Dicke, meist halbrund auf dem Boden, teilweise als Zylinder in mehreren Metern Höhe.
Als die Sonde vorsichtig zwischen die Bauten glitt, offenbarten sich mächtige Geschützstellungen, die in den Himmel ragten, während auf den Dächern der äußersten Gebäude Aussichtstürme errichtet worden waren. Ganz offensichtlich war man hier nicht unvorbereitet gegenüber eventuellen Angreifern.
„Ich hatte es mir anders vorgestellt.“, meinte Keror, während er den Servoschädel vorsichtig weitersteuerte. Die Bemerkung brachte ihm einen tadelnden Blick des Scriptors ein.
„Man merkt, dass Ihr zum ersten Mal gegen das Chaos kämpft, Bruder. Die verbreiteten Erzählungen von Warpportalen und feurigen Gruben, aus denen die Basen dieser Ketzer bestehen, sind mehr als übertrieben. Denk immer daran: auch wenn sie nicht mehr als solche gewertet werden dürfen, sind sie biologisch immer noch Menschen. Die meisten jedenfalls. Und als solche brauchen sie, Mutationen hin oder her, gewisse Lebensbedingungen. Bedingungen, die sie auf diesem Planeten nur innerhalb künstlicher Gebäude finden.“
Bei diesen Worten drehte sich der Ordensmeister zur vierten Person vor dem Bildschirm um. Es war eine Frau, deren blonde Haare ein strenges Gesicht umrahmten. Sie war keine Spacemarine-Kriegerin, sondern diente ihnen als Bibliothekarin und Beraterin. Zwischen ihren Brauen war eine steile Falte zu sehen, während sie über das Chaos auf diesem Planeten nachdachte.
„Ferwax, welche Bedingungen herrschen dort unten?“
Die Frau antwortete, während sie den Computer noch um weitere Daten bat.
„Die Luft ist nicht atembar, allerdings nicht gefährlich für die Haut. Auch die Temperaturen sind für Menschen erträglich. Theoretisch könnte man also mit Atemgerät einige Zeit dort herumlaufen. Allerdings ist gerade diese Region sehr bekannt für ihre gnadenlosen Sand- und Staubstürme und außerdem wird die kosmische Strahlung fast gar nicht von der Atmosphäre absorbiert. Man würde also nach wenigen Tagen oder Wochen unter diesen Bedingungen sterben. Sollte man nicht vorher ersticken.“, fügte sie hinzu und sah Riktor fragend an. Der Ordensmeister nickte, er hatte genug gehört.
„Seht Ihr das?“, rief Keror plötzlich, lauter als beabsichtig. Als die anderen sich vorbeugten, um zu sehen, was ihr so überrascht hatte, vergrößerte der Zoom der Sonde einen Teil am Fuße der Felswand. Dort arbeiteten mehrere Dutzend nackter, muskulöser Gestalten. Sie trieben ein Loch in den Fels und montierten die Teile für ein neues Gebäude, während andere die Gesteinsreste in motorisierten Karren abtransportierten. Als die Sonde näher heran flog, erkannten die Space Marines, dass jede der Gestalten breite, metallene Bänder um Hals sowie Hand- und Fußgelenke trug. Abgesehen davon und von einem knappen Lendenschurz und einer Atemmaske waren sie nackt und somit der Strahlung ausgeliefert.
„Sklaven“, murmelte der Scriptor angewidert. „Das Schlimmste an diesen Ketzern, neben ihren Pakten mit den Dämonen.“
Die anderen Space Marines schwiegen, doch auch ihnen gingen ähnliche Gedanken beim Anblick der schutzlosen Gestalten durch den Kopf. Als die Sonde vorsichtig näherglitt, fielen auch die Hünen auf, die, in dicke, blau-violette Servorüstungen gehüllt, zwischen den Sklaven standen und gelegentlich Gebrauch von ihren langen Peitschen machten oder auch Warnschüsse mit ihren Boltpistolen in die Luft abfeuerten, wenn die Sklaven zu langsam arbeiteten.
„Könnt Ihr mal das Symbol auf ihren Schulterplatten vergrößern, Bruder Keror?“, fragte Ferwax. Sofort konzentrierte sich der Ausschnitt des Zooms auf die Oberkörper der Chaosspacemarines. Als die Vergrößerung scharf genug war, fluchte Riktor ausgiebig, während Keror scharf die Luft einsog. Denn das Zeichen dieser Chaoslegion war demjenigen der Spacemarines ziemlich ähnlich. Ein goldener Adler hielt in den Krallen eine grün-violett strahlende Schlange. Aber die Unterschiede entsprachen dem kranken Humor des Chaos: Das Gold des Adlers war verblasst und wirkte irgendwie krank, während sich die Schlage fest in den Hals des Vogels verbissen hatte.
„Also die Violett-Snakes, diese verdammten Hunde.“, zischte der Ordensmeister. „Seit sie sich von uns abgewandt haben, trachte ich danach, sie endlich zu vernichten. Hier bietet sich offenbar die perfekte Gelegenheit.“ Die anderen nickten mit grimmiger Miene. Jeder Spacemarine des Ordens wusste vom Verrat ihrer Brüder, die sich dem Chaos verschrieben hatten.
„Irgendwas stimmt mit diesem Sklaven nicht.“, murmelte Keror und holte die anderen dadurch in die Gegenwart zurück. Er deutete auf eine der nackten Gestalten, doch es dauerte eine Weile, bis sie begriffen, was er meinte. Der Mann hatte ein attraktives Gesicht und wären seine langen, blonden Haare gepflegt worden, wäre er zweifellos ein ziemlicher Frauenheld geworden, mit seinen klaren, blauen Augen, den strammen Muskeln und der makellosen braunen Haut. Und genau das war es, was Keror meinte. Die Strahlung und der Flugsand hatten bei allen anderen Sklaven hässliche Eiterbeulen und Narben hinterlassen und ihre Körper gezwungen, am ganzen Körper Hornhaut zu bilden. Dieser Mann jedoch wirkte, als könne ihm all das nichts anhaben. Nicht, dass er das wüsste, sein Verhalten unterschied sich in nichts von dem der anderen, aber offenbar schien er trotz der Belastungen kerngesund.
„Ferwax, was kann uns der Computer über diesen Kerl sagen?“, fragte Scriptor Meruos, dem das Gesicht des Mannes irgendwie bekannt vorkam. Es dauerte fast eine Minute, während der Computer arbeitete und Daten verglich. Dann blickte Ferwax mit ernster Miene in die Runde.
„Der Sklave heißt Wirrs. Er galt als potentieller Rekrut für unseren Orden, wurde aber während der Abspaltung des Violett-Snakes entführt. Wahrscheinlich ist er seitdem hier. Er war damals vier Jahre alt und bei ihm war psionisches Potential festgestellt worden. Er hätte mindestens Gamma-Psioniker werden können.“
„Stattdessen schuftet er sich hier zu Tode.“, beendete Meruos ihre Ausführungen. „Nun, das erklärt zumindest, weshalb er so gesund ist. Wahrscheinlich schützt er sich unbewusst. Ah, was ist das?“
Auf dem Bildschirm trieben die Chaosspacemarines ihre Sklaven zusammen und stellten sie in einer Reihe auf, wo sich sofort die Halsbänder durch energetische Ketten verbanden. Als alle so verbunden waren, trieben die Hünen sie durch den Komplex, wobei der Servoschädel ihnen folgte. Unterwegs kam ihnen ein ganzer Zug ketzerischer Spacemarines entgegen, der wohl aus mindestens sechzig Kriegern bestand.
„Es sind verdammt viele. Zusammen mit ihren Geschützen könnte ein Angriff gefährlich für uns enden.“, meinte Riktor, während die Sklaven durch in eine riesige Luftschleuse wankten. Dort legten sie ihre Atemmasken ab, traten schnell unter eine Dusche und wurden schleunigst weitergetrieben, denn auf der anderen Seite warteten schon weitere Chaosspacemarines.
„Noch mehr“, fluchte Keror, während er die Sonde den Sklaven folgen ließ.
Die lange Kolonne der aneinandergebundenen Menschen wankte durch Gänge, deren Wände mit den Symbolen des Chaos und der vier Götter bemalt waren, immer wieder unterbrochen von grotesken Statuen, die sich in Schmerzen wanden oder selbst andere peinigten. Schließlich versperrten zwei der hünenhaften Chaossoldaten den Weg der Kolonne. Sie marschierten die Reihen ab und blieben schließlich vor dem Sklaven stehen, den der Computer als Wirrs identifiziert hatte. Ein schneller Griff und die Fesseln gaben ihn frei. Ohne ein Wort der Erklärung schleppten sie ihn davon.
„Die Sonde überträgt keine Worte.“, entschuldigte sich Keror, der den Servoschädel nun den drei Menschen hinterher steuerte. Es war offensichtlich, dass der Sklave schreckliche Angst hatte, wahrscheinlich fürchtete er, Opfer eines obskuren Rituals zu werden. Auch war der Anblick der ernsten Gesichter der Chaosspacemarines, die ihn problemlos einen halben Meter über dem Boden trugen, nicht gerade erbaulich.
Schließlich erreichten sie einen kleinen Raum aus schwarzem Marmor, in dessen Mitte Kissen und Decken ausgebreitet lagen. Die Soldaten ließen den Sklaven auf die Kissen fallen und verließen den Raum. Es war dem Mann anzusehen, dass er in Gedanken alles durchging, von dem er glaubte, man würde es ihm antun und dass er überlegte, wie groß die Chance war, diesen Raum wieder zu verlassen.
Er musste nicht lange grübeln. Schon nach wenigen Minuten trat eine junge Frau ins Blickfeld. Langes, braunes Haar fiel ihr offen über den gerade Rücken, während die dünne, schwarze Seide ihres Kleides nichts von ihrem perfekten Körper verbarg. Die Lippen bildeten in freundliches Lächeln, das sich überraschenderweise auch auf ihre hellblauen Augen erstreckte.
„Was sagen die Daten über die, Ferwax?“, fragte der Ordensmeister, der sich nur mit Mühe vom Anblick der Frau lösen konnte.
„Die Daten sagen eine Menge. Dass sie gerademal zwanzig Jahre alt ist, dass sie kerngesund ist, dass sie noch Jungfrau ist… was wollt Ihr denn wissen?“, sie klang leicht genervt, zweifellos durch die Wirkung der Frau auf ihre männlichen Kollegen.
Scriptor Meruos verdrehte die Augen. „Wer ist sie?“
„Das ist Lwilisa, die Tochter von Herquertis, der sich vor sechzehn Jahren zum Kriegsfürst der Violett-Snakes ausgerufen hat. Sie war damals auch nur ein Kind mit psionischer Begabung, allerdings kleiner als die von Wirrs.“
„Sieht so aus, als wäre sie nicht mehr lange Jungfrau.“, unterbrach Keror sie. Tatsächlich streifte Lwilisa gerade mit einer anmutigen Bewegung ihr Kleid ab, während sie auf den Sklaven zuging, der trotz seiner Angst seine Erregung nicht verbergen konnte. Aber er wich auch nicht zurück, als sie sich über ihn hockte und ihm irgendwelche Worte ins Ohr hauchte. Noch während sie ihm übers Gesicht leckte, hockte sie sich auf seinen Schoß und begann, ihn erst vorsichtig, dann immer entschlossener zu reiten.
„Schaltet ab, Keror. Wir wissen, wie das ausgeht, sie wird ihn umbringen, das gehört zu diesen dreckigen Ritualen.“, meinte Meruos angewidert. Aber der Ordensmeister schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich möchte, dass Ihr das aus den Aufzeichnungen streicht, Ferwax.“ Die Frau nickte und stoppte die Aufnahme der Bilder.
Inzwischen bebten die beiden Körper unter der geteilten Lust und die Space Marines waren dankbar, dass die Sonde keinen Ton übertrug. Dann kam der Sklave zum Höhepunkt seiner Erregung, er richtete seinen Oberkörper auf, schlang die Arme um die junge Frau auf seinem Schoß und biss ihr in die Schulter, bevor beide sich beruhigten. Ein wenig Blut lief aus der Wunde, aber das schien die Frau nicht zu stören, als sie sich erhob und ankleidete.
„Sie hat ihn nicht getötet.“, murmelte Meruos überrascht.
„Ok, das reicht vorerst, lasst die Sonde irgendwo hinfliegen, wo sie sicher ist, Keror.“, befahl Riktor. Während Keror dem Befehl nachkam, wandte sich der Ordensmeister an seien Brüder. „Wir haben gesehen, dass sie auf Angriffe vorbereitet sind und dass sie mehr als genug Soldaten haben, um sich zu wehren. Wir sind zu wenige, um sie selbst mit einem Überraschungsangriff zu vernichten. Ferwax, wann kommt die Verstärkung?“
„In einer Woche, Ordensmeister“, erwiderte sie ohne Zögern. Der Primarch nickte.
„Dann informiert die Krieger. In einer Woche greifen wir diesen Abschaum an. Bis dahin bleiben wir in Warteposition. Noch Fragen?“ Niemand sagte etwas. Riktor nickte, stand auf und verließ den Raum. Es würde noch einiges an Vorbereitung nötig sein, damit der Angriff auf die verhassten Erzfeinde gelang.
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