WHFB Die Jagd

Uthred

Aushilfspinsler
3 April 2012
20
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4.761
Hi,
ich wollte hier mal das erste Kapitel einer möglicherweise etwas längeren Kurzgeschichte aufschreiben. Also nicht wundern, dass der Text momentan noch nichts mit der Überschrift zu tun hat.

Schwer fielen die Regentropfen auf den Boden, die Bäume und auf alles Andere. Die ganze Welt versank in einem Schleier aus Wasser und alles was sich bewegen konnte verkroch sich unter Bäumen, Büschen oder in seinen Bauten. Die Wege verschlammten, die Bäche verwandelten sich in reißende Ströme und die Wiesen wurden zu tückischen Tümpeln.
Leon der Stallknecht unterbrach kurz das Würfelspiel, welches er mit einigen der Tavernenbesucher spielte, lauschte kurz dem lauten Trommeln der Regentropfen auf das Schieferdach und war froh, nicht bei diesem Wetter draußen sein zu müssen.
Im Inneren der Taverne war es warm, stickig und laut und trotzdem war es im Moment besser, sich hier drinnen aufzuhalten, wie er fand. Die Kneipengänger sangen und unterhielten sich, das Holz im Kamin knackte und der Rauch sammelte sich zumindest teilweise unter der Decke des Raums. Hier drinnen war es sicher, während draußen der Wind heulte und der Regen auf das Dach herab prasselte.
Mit einem Krachen wurde die Tür zum Schankraum mit Wucht aufgestoßen und herein trat ein völlig durchnässter Mann. Sein Umhang triefte vor Feuchtigkeit und als er die Kapuze vom Kopf streifte sahen die Anderen sein Gesicht. Der Neuankömmling hatte die Blüte seiner Jugend schon längst hinter sich. Sein kurzgeschnittenes blondes Haar, welches sich an den Schläfen schon grau verfärbt hatte, klebte völlig durchnässt an seinem Schädel. Im Lauf der Jahre hatten sich diverse Sorgenfalten in seinem Gesicht eingegraben, während sein Mund anscheinend in einem Moment permanenter Verärgerung festgefroren war. Mit festem Schritt näherte sich der Fremde Richard, dem Wirt.
„Schick einen Stallburschen raus, Wirt!“ blaffte er diesen an, „mein Pferd muss gefüttert und trocken geschrubbt werden. Außerdem brauche ich etwas zu trinken und zu essen!“
Etwas verunsichert bewegte sich Richard ein Stück in Richtung der Nagelkeule unter der Theke, bevor er antwortete. „Jawohl Herr, ich werde mich darum kümmern. Leon, du unnützer Taugenichts, hör mit dem Spielen auf und tu endlich mal etwas nützliches!“ hallte Richard's Stimme durch den Schankraum. „Ich kümmere mich schon darum, Herr...“ antwortete Leon, als er sich mit einem leicht gequälten Lächeln und einem Schulterzucken von seinen leise murrenden Mitspielern entfernte. Mit schnellem Schritten eilte er durch die Menge der Besucher, sich dabei seinen Gugel überstreifend, um schließlich ins Freie zu treten. So schnell wie möglich eilte er über den Hof der Taverne, um den Stall wenigstens nicht völlig durchnässt zu erreichen. Im Inneren roch er den ihm so wohlvertrauten Geruch feuchten Strohs, Tierfutters und vieler warmer Tierkörper. Leon ging die Boxen des Viehs einzeln ab und schaute zuerst nach den Tieren von Richard, bevor er sich dem Pferd des Fremden widmete. Zu seiner Enttäuschung war das das Reittier des Mannes kein Kriegspferd, sondern nur ein etwa zehn Jahre alter Klepper. Das Tier blickte ihn mit seinen, wie Leon fand, gutmütigen Augen lange an, so als warte es nur darauf versorgt zu werden.
Seufzend begann er damit die Satteldecke und das andere Gepäck, welches noch befestigt war, vom Pferd herunter zu laden. Danach schrubbte Leon das Fell des Kleppers mit Stroh trocken, in der Hoffnung, von dem Reiter vielleicht etwas Geld für die geleistete Arbeit zu bekommen. Denn hier in Beinhöfen waren alle Leute, selbst die größeren Bauern, nicht sehr reich. Denn der schlechte Boden und die hohen Steuern ihres Landesherren, des Kurfürsten von Stirland, verhinderten das auch nur irgendwer viele Wertsachen besaß.
Nachdem er das Pferd versorgt hatte, ging er wieder in Richtung des Hauptgebäudes, aus dem wieder laute Stimmen und Gesang zu hören war. Als er eintrat, stellte er fest, dass die Bauern und anderen Gäste sich wieder unterhielten und Spaß hatten, wohingegen der Neuankömmling brütend über seinem Bier sowie seiner Mahlzeit hing. Leon selbst ging zu Richard und berichtete diesem von seiner erledigten Aufgabe. Dann setzte er sich wieder zu den Anderen zurück und spielte dort weiter, wo er vorhin hatte aufhören müssen. Obwohl es so aussah, als würde der Unbekannte unbeachtet speisen, blieben die Blicke der Anderen die ganze Zeit auf ihn konzentriert.
Nachdem er mit dem Essen fertig war, stand der Unbekannte wortlos auf, warf dem Wirt ein paar Münzen zu und drehte sich in Richtung der anderen Gäste um. „Ihr alle werdet euch morgen bewaffnet auf dem Dorfplatz versammeln. Ich werde dann etwa ein Dutzend kräftige Männer mitnehmen, die mir dann als Milizionäre helfen werden. Habt ihr verstanden?“ schnarrte seine Stimme durch den plötzlich völlig stillen Schankraum. „Und warum sollten wir das tun? Was erdreistest du dich eigentlich, uns Befehle zu geben!“ Die Stimme gehörte Walther, dem Dorfschmied, der sich schützend vor den Anderen aufgebaut hatte. Die Augen des Fremden verengten sich zu schmalen Schlitzen, während die Dorfbewohner merkten, wie der Unbekannte bei diesen Worten wütend wurde. „Ich erdreiste mich hier gar nichts, denn ich habe das Recht, so etwas zu tun,“ knurrte der Fremde, derweil er seinen Umhang beiseite schlug und eine sorgfältig verwahrte Pergamentrolle hervorholte. „ Das hier...“ er entrollte das Pergament und hielt es den Anderen hin „... ermächtigt mich dazu! Ich gehöre zu den Straßenwächtern und habe somit das Recht, die Miliz einzuberufen falls es nötig ist. Die Gründe warum ich hier bin, werdet ihr morgen auch noch auf dem Dorfplatz erfahren.“ Dann wandte er sich ab, ließ sich von Richard ein Zimmer zuweisen und verschwand in Richtung desselben. Die Stimmung unter den restlichen Gästen war schlagartig gesunken, als sie den kurzen Ausführungen des Mannes gelauscht hatten. Schon nach kurzer Zeit war ein Großteil der Leute verschwunden und sogar die Stammgäste hatten es auf einmal sehr eilig ihr Bier zu trinken.
Der einzige, der noch unglücklicher wirkte, war Richard, der schon früher schließen musste und deswegen weniger Gewinn machen konnte. Leon war damit eigentlich ganz zufrieden damit, hatte er so doch schon früher frei. Er und Maria, das Schankmädchen, verschwanden schnell in den Bedienstetenräumen und unterhielten sich dabei über den Straßenwächter. „Was meinst du Maria, sollte ich mich der Miliz anschließen und mit ihm gehen?“ „Ich weiß nicht, Leon... ich hab irgendwie das Gefühl, dass das keine so gute Idee ist.“ Leon beugte sich nach vorne und begann hektisch auf sie einzureden. „Verstehst du denn nicht, was für eine Chance das für mich ist? Ich hab damit die Möglichkeit Geld zu verdienen, etwas was hier einfach nicht möglich ist. Wenn ich Geld besitze, hab ich es auch nicht mehr nötig die Ställe von Richard auszumisten und kann mir einen eigenen Hof kaufen. Dann musst du auch nicht mehr hier für ihn arbeiten, kannst zu mir ziehen und musst dich nicht mehr von irgendwelchen wildfremden Männern belästigen lassen.“ Maria fiel auf, dass Leon immer aufgekratzter wirkte und immer aufgeregter gestikulierte, während er ihr ihre gemeinsame Zukunft ausmalte. „Damit das aber alles möglich wird, musst du mich gehen lassen. Bitte...“ Maria rang innerlich mit sich, denn sie traute dem Straßenwächter und der noch unbekannten Mission nicht, aber schlussendlich ließ auch sie sich vom Traum einer besseren Zukunft mitreißen. „Ja, ich lasse dich gehen, aber schwöre mir, dass du auf dich aufpasst,“ murmelte sie unsicher, denn ein winziger Funken von Restzweifeln war noch geblieben. „Ich schwöre es dir“ antwortete Leon ihr feierlich, um sie dann leicht auf die Stirn zu küssen. Danach legten sie sich schlafen, beide in Gedanken über die morgige Versammlung vertieft.
 

Uthred

Aushilfspinsler
3 April 2012
20
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4.761
So hier ist jetzt das zweite Kapitel der Kurzgeschichte:


Am nächsten Morgen wachte Leon noch etwas früher als sonst auf, denn er wollte sein Gepäck gepackt haben, bevor er wieder arbeiten musste. Der restliche Vormittag verlief für ihn genauso stumpfsinnig wie jeder andere auch, obwohl ihm auffiel, dass Maria ihm mehrmals besorgte Blicke zuwarf, wenn er in ihre Nähe kam. Er ignorierte diese aber so gut er konnte und war froh, als endlich die von dem Straßenwächter einberufene Versammlung stattfand. Ihm fiel schon bei seiner Ankunft an der Dorflinde auf, dass dort hauptsächlich Bauern mit ihren zweit- oder drittgeborenen Söhnen anwesend waren. Sie alle warteten auf die Ankunft des Mannes, aber dieser ließ sich Zeit und erschien erst, als die Mittagszeit schon längst begonnen hatte.
Im Gegensatz zum vorigen Abend trug er jetzt eine Lederweste und darüber ein kurzärmliges Kettenhemd. Ansonsten hatte er gewöhnliche Kleidung an, wie sie auch von den hiesigen Männer getragen wurde, außer den schweren, ledernen Stulpenstiefeln, die den Anderen nochmals auffielen. Seine Bewaffnung bestand aus einem kurzen Schwert in einer abgenutzten ledernen Schwertscheide und einem langen Dolch. Er marschierte immer wieder die Reihen entlang und begutachtete einige der Jungen, wie ein Metzger sein Schlachtvieh auf dem Markt.
Als er schließlich mit der Menge an anwesenden Menschen zufrieden schien, begann er zu sprechen. „Wie ich schon gestern Abend gesagt habe, bin ich ein Straßenwächter und brauche die Unterstützung der örtlichen Miliz. Vor einigen Tagen habe ich nämlich die Spuren von Wegelagerern und zusätzlich ihr Lager entdeckt. Da es aber mindestens ein halbes Dutzend Bewaffnete sind, bin ich auf eure Unterstützung angewiesen.“ Mehrere der Dorfbewohner nickten großzügig, sich zum ersten mal in ihrem Leben wichtig fühlend. Im Gegensatz zu diesen Männern nickte Leon nicht, denn von dem, was er jemals über Straßenwächter in der Taverne gehört hatte, waren diese bei solchen Einberufungen überhaupt nicht auf das Wohlwollen der Dörfler angewiesen. Dann fuhr der Straßenwächter mit seinen Ausführungen fort: „Aus diesem Grund bräuchte ich mindestens ein Dutzend, wenn nicht sogar noch mehr Freiwillige.“ Dann begann er wieder die Reihen entlang zu schreiten und auf Personen, die er für nützlich hielt, zu zeigen. Die Ausgewählten traten vor und stellten sich den anderen Versammelten gegenüber auf. Kurz hoffte Leon darauf, nicht ausgewählt zu werden, doch dann stach der Zeigefinger auf ihn wie eine Lanze. „Du auch noch.“ Der Straßenwächter wandte sich den ausgewählten jungen Männern, keiner von ihnen war älter als zwanzig Sommer, zu und begann, ihnen Befehle zu geben. „Packt eure Sachen und macht euch abmarschbereit. Ich will spätestens in einer halben Stunde abrücken.“ Mit einem Nicken schickte er sie weg, um dann jedem Familienvater ein paar Münzen als Entschädigung für die fehlende Arbeitskraft in die Hand zu drücken.
Da Leon schon reisefertig war und alles, was er brauchen würde, beisammen hatte, wartete er am Treffpunkt auf die Anderen. Der einzige, der außer ihm schon da war, war sein neuer Vorgesetzter, der gerade sein Pferd belud und es es anscheinend mit dem Abreisen sehr eilig hatte. Nach und nach erschienen auch die anderen Milizionäre mit ihrem Gepäck. Nachdem der Straßenwächter noch einmal nachgeprüft hatte, dass alle da waren, schwang er sich auf sein Pferd und begann los zureiten. „Setzt euch in Bewegung, Männer, ich will heute noch möglichst weit kommen, denn ansonsten haben die Wegelagerer ihr Lager vielleicht wieder woanders errichtet. Der Auszug der Truppe wurde nur von den Frauen des Dorfes begleitet, denn die Männer arbeiteten zu dieser Zeit wieder auf den Feldern. Leon sah zu seiner Enttäuschung nicht Maria, wahrscheinlich war sie noch darüber verärgert, dass er sie einfach so zurück ließ.
Schließlich erreichten sie den Waldrand und verschwanden unter den Kronen der mächtigen Bäume im Zwielicht des Blätterdachs.
 

yinx

Erwählter
8 Oktober 2006
628
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10.286
34
Heyhey,

damit du auch mal Feedback bekommst. ;-)
Das ist ja schonmal ein solider Anfang! Man findet keine grammatikalischen Ungereimtheiten, keine Rechtschreibfehler, keine Wortwiederholungen, also rein formell ist alles sauber.

Die Geschichte an sich kann durchaus viel versprechend sein, ein typischer Abenteuer Anfang. Dennoch fehlt am Schluss ein Spannungsmacher, etwas, das den Leser heiß darauf macht unbedingt den nächsten Teil lesen zu wollen. Das heißt, du musst entweder so viele Teile nachschieben bis einer kommt, oder vorher schon einen einbauen. Zum Beispiel hättest du den zweiten Teil so lang ziehen können, bis irgendwas passiert. Einer der Männer wird von einem Pfeil getroffen, ein Pferd bricht zusammen, einer entdeckt etwas sonderbares am Wegesrand etc. etc. - und dann offen lassen, was genau passiert.

Die zweite Sache die mir auffällt ist:
Du beschreibst sehr wenig. Bist du am Anfang beim Regen sehr ausschweifend, lässt das im Verlauf ein wenig nach. Zum Beispiel weiß man nicht wie Leon eigentlich aussieht, oder Maria. Obwohl er der Held und sie seine Geliebte ist.
Du hättest vorher beschreiben können, wie er sie beobachtet, wie sie durch den Schankraum läuft und er sie bewundert, und dann grabscht ihr einer der Männer an den Hintern, belästigt sie etc. Dadurch hätte der Satz am Schluss vorm ersten Teil auch besser gepasst. ("Du musst dich nicht mehr belästigen lassen".)
Ansonsten fehlt noch ein wenig mehr Beschreibung im Bezug darauf, wieso Leon unbedingt dort weg will. Mal abgesehen davon, dass er wenig Geld verdient, fehlen noch ein paar Dinge, die ihn den Ort am besten richtig hassen lassen, so dass er freiwillig in den Kampf zieht. Zum Beispiel, dass er schlecht behandelt wird, dass seine Eltern an dem Ort gestorben sind und er ihn jetzt daran erinnert und so weiter und so fort.
Alles nur Anregungen. Ansonsten - schreib doch mal weiter. Mal sehen, wohin dich das führt! ;)

Grüße
yinx
 

Uthred

Aushilfspinsler
3 April 2012
20
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4.761
Erstmal vielen Dankfür das Feedback. :)
Ja, irgendwie hab ich beim zweiten Kapitel den abschleißenden Spannungsmacher vergessen. Werd beim nächsten Teil mal dran denken. Passiert mit aber irgendwie öfters, dass ich bei meinen Geschichten für die einzelnen Kapitel einen abschließenden Spannungsmacher vergesse.:happy:
Auch bei den Beschreibungen werd ich mal schauen was ich machen kann. Die Aufbruchsmotivation werd von Leon werd ich dann im nächsten Kapitel beschreiben.
Werd mal versuchen im Verlauf der nächsten zwei bis drei Tage ein weiteres Kapitel hier einzustellen.

Grüße
Uthred
 

Uthred

Aushilfspinsler
3 April 2012
20
0
4.761
So, hab jetzt mal weitergeschrieben und versucht die vorgeschlagenen Anregungen umzusetzen. Wobei mir aufgefallen ist, dass ich irgendwie Probleme habe Emotionen, Gefühle, etc. zu beschreiben und der Text dann insgesamt neutraler klingt als eigentlich beabsichtigt.

Hier das neueste Kapitel der Jagd:

Der Weg, den sie nun entlang gingen wand sich scheinbar ziellos zwischen den Baumriesen hin und her, so als hätte er Angst diesen zu nahe zu kommen. Je weiter sie sich von Beinhöfen entfernten, desto mehr wandelte sich der anfangs noch breit ausgetretene Weg zu einem immer schmaler werdenden Trampelpfad, welcher so gut wie nicht mehr zu erkennen war. Doch der Reiter an der Spitze der kleinen Kolonne führte zielsicher durch das dichte Unterholz. Die Milizionäre folgten ihm, beäugten misstrauisch den immer näher rückenden Wald, als würde gleich ein Monster hinter einem Busch hervorspringen, um sie anzufallen. Teilweise unterhielten sie sich, wenn leise, um ja nicht die Aufmerksamkeit des Straßenwächters auf sich zu lenken. Einige wenige, wie etwa Leon dachten aber auch über verschiedene Dinge nach. Warum hatte er sich eigentlich nochmal dieser Strafexpedition angeschlossen? Es war ja nicht so, dass er das Kämpfen besonders mochte, auch konnte er wie er fand auch nicht besonderes gut kämpfen, selbst wenn er es wollen würde. So weit er sich zurückerinnern konnte, wurde ihm nie das Kämpfen beigebracht.
Sein Vater konnte ihm nichts beibringen, denn er starb wenige Jahre nach Leons Geburt durch eine Blutvergiftung, die er sich bei einem Unfall im Wald zugezogen hatte. Daraufhin hatte seine Mutter angefangen bei Richard in der Taverne zu arbeiten, aber auch sie starb, bevor er das achte Lebensjahr erreicht hatte. Von da an musst Richard als Ersatzvater fungieren, obwohl Sigmar ihm anscheinend kein Talent dafür gegeben hatte. Leon merkte, wie sich in seinem Hals ein Kloß bildete und auch ihm der Wald immer mehr wie ein einziges feindseliges Wesen vorkam, dass sie mithilfe des verschlungene Pfades mitten hinein in seinen Rachen führte.
Doch da fiel ihm wieder sein einziger Lichtblick ein, den er seit dem Verlust seiner Eltern hatte. Maria, die er wenige Tage nach dem tragischen Tod seiner Mutter kennengelernt hatte. Ein freches Mädchen mit völlig zerzaustem rostroten Haaren und dem frechstem Grinsen, dass er je gesehen hatte. Sie schaffte es ihn durch Streifzüge bei denen die Apfelbäume der Bauern geplündert und so mancher unbewachter Honigkuchen verschwand über seine Trauer hinweg. Auch sie wohnte auf dem weitläufigem Gelände der Taverne und arbeitete damals in der Küche in welche kurze Zeit später auch Leon zum arbeiten geschickt wurde. Wie er später erfuhr war sie das Ergebnis von einer außerehelichen Beziehung Richards zu einer von seinen Mägden. Da Richard Maria nicht verstoßen und als Waise aussetzen wollte, behielt er sie sich um sie bei sich arbeiten zu lassen. So behauptete er es zumindest öffentlich, die Wahrheit kannten aber nur er, Maria und … Leon. In Wirklichkeit wollte er sie nicht weggeben, obwohl sie nur ein Bastard war, denn er liebte sie genauso wie seine ehelich geborenen Kinder.
Einige Jahre konnte Leon deshalb mit ihr zusammen spielen, bis er alt und kräftig genug um in den Stallungen zu arbeiten, während Maria das passende Alter erreicht hatte um als Schankmaid zu arbeiten. Ab da, so erinnerte er sich Leon plötzlich melancholisch, wurde er immer wütender und eifersüchtiger, wenn er mit ansehen musste wie sie von irgendwelchen betrunkenen Bauern oder Durchreisenden begrapscht wurde. Ihm entging auch nicht, dass Richard sich auch nur mit Mühe im Zaum hielt, denn dieser konnte es nur schwerlich ertragen, dass seine Tochter von den Trinkenden zu einem Objekt der Begierde herabgestuft wurde.Doch die beiden konnten nichts dagegen tun, der Eine um der Einnahmen willen, der Andere seines Standes wegen. Wie Leon später durch Zufall herausbekam, wusste Richard von der Beziehung zwischen seiner Tochter und seinem Stallknecht Bescheid. Aber er tolerierte sie, denn so war Maria wenigstens nachts vor Nachstellungen geschützt.
Je mehr Leon so über die Vergangenheit nachdachte, desto mehr Einzelheiten fielen ihm wieder ein. Ihm wurde klar, dass er an dieser Mission bis zum bitteren Ende teilnehmen musste, um genügend Geld zu besitzen, damit er mit Maria einen Hof betreiben konnte ohne in der Gefahr zu leben, wieder Knechte und Mägde zu werden. Und auch Richard würde erst dann einer Hochzeit zwischen den Beiden zustimmen.
Dann bemerkte er wie der Reiter an der Spitze des Zuges seine Faust hochriss und damit der Kolonne das Zeichen zum stoppen gab. Die Männer setzten sich neben dem Weg auf einen schmalen Grasstreifen, welcher die Grenze zwischen der letzten schmalen Grenze der Zivilisation namens Weg und der urwüchsigen Wildheit des Waldes darstellte. Auch der Straßenwächter saß ab, aber nur um sich dann an die Milizionäre zu wenden. „Das war eben kein Zeichen dafür, dass wir jetzt rasten werden.“ Verärgert fuhr er fort: „Macht euch kampfbereit, wir werden in spätestens einer halben Stunde das Lager erreicht haben und ich will die Halunken noch vor der Abenddämmerung hängen sehen.“ Dann wandte er sich ab und lud mehrere in Stoff gepackte Gegenstände von seinem Pferd ab. Ein dieser Gegenstände entpuppte sich als eine alte, zerkratzte Brustplatte, die anscheinend vor Ewigkeiten einmal geschwärzt gewesen war um Rost zu verhindern. Mit schnellen Handgriffen legte sich sein Besitze ihn an, bevor er aus den anderen beiden Beuteln ein kleines mit Schwarzpulver gefülltes Horn und aus der Anderen eine Pistole entnahm. Schließlich hängte er sich noch einen kleinen Buckler an seinen Gürtel. Die Anderen schauten ihm dabei verdrießlich zu, denn alles was sie an Waffen und Rüstungen besaßen, hatten sie schon im Dorf bereit gehalten und angezogen.
Dann redete der Straßenwächter weiter: „So, ich heiße Konrad, wenn ich euch nämlich Befehle gebe, solltet ihr nicht nur meine Berufsbezeichnung sondern auch meinen Namen kennen.“ Die Milizionäre antworteten mit verdrießlichem Schweigen, denn für sie waren im Angesicht eines baldigen Kampfes andere Sachen wichtiger als die Namen ihrer Vorgesetzten. „Ich habe mir überlegt, dass wir das Lager aus drei Richtungen in Angriff nehmen. Die Bogenschützen werden unsere Gegner von links und rechts in die Zange nehmen, während die Nahkämpfer mit mir frontal anstürmen. Habt ihr verstanden?“ Leon verstand sehr schnell die Idee von Konrad, während einige ihrer etwas langsameren Kameraden nichts mit grundlegenden Kampftaktiken anfangen konnten. Schwer seufzend brach Konrad daraufhin einen Zweig ab und ritzte seine Idee in den leicht feuchten Boden. Dann teilte er die Männer in ihre Positionen ein um mit dem Angriff zu beginnen.
Leon befand sich mit sechs Mann auf dem rechten Flügel und rückte jetzt so leise es möglich war mit den Anderen vor. Doch es schien eine Ewigkeit zu dauern sich durch das dichte Unterholz zu kämpfen, wobei er das Gefühl hatte, dass sie so laut wie eine Wildschweinrotte waren. Nach einiger Zeit schwenkten sie nach links, legten Pfeile auf ihre Bogensehnen. Vorsichtig drückte er den Ast eines Wacholderbusches beiseite und schaute sich das Lager vor sich kurz an. Mehrere einfache Unterstände, errichtet aus dicken Ästen und mit belaubten Ästen bedeckt bildeten einen unregelmäßigen Kreis um ein herunter gebranntes Lagerfeuer. Leon hörte entfernt einen Vogelschwarm auffliegen, ansonsten war alles still, verdächtig still. Da er nicht wusste was er jetzt tun sollte, wartete er erst einmal um auf Konrad's Trupp zu warten. Doch dieser schien einfach nicht zu kommen, sodass ein Bogenschütze, Gunther hieß er, die Lichtung betrat und in eines der Zelte spähte. „Hier ist niemand! Kommt mal her und helft mir!“, rief er und winkte in Richtung des Wacholderbusches. Zögernd traten nun jetzt auch die restlichen Bogenschützen, unter ihnen auch Leon auf die Lichtung und durchsuchten das Lager. Leon bemerkte sehr schnell, dass an der Sache hier etwas sehr faul war, denn alles lag unberührt und sortiert in den Unterständen, kein Zeichen eines plötzlichen Aufbruchs, keine Kmpfspuren, einfach gar nichts.
Etwa zehn Minuten später trafen auch restlichen Männer unter der Führung von Konrad ein, sie hatten anscheinend Probleme gehabt, sich mit ihren Stangenwaffen durch das Gestrüpp zu bewegen und waren deshalb aufgehalten worden. Konrad hatte sein Schwert wieder weggesteckt, aber seine Pistole hielt er immer noch in der Linken, so als würden die Banditen gleich aus dem Hinterhalt angreifen und er wolle sich dabei nicht unvorbereitet erwischen lassen. Mit schnellen Schritten näherte er sich Leon und begann ihn mit Fragen bezüglich des Lagers zu löchern. Leon antwortete so gut wie es ihm möglich war und fügte am Ende noch seine Schlussfolgerungen hinzu. „Junge, hier ist irgendetwas im Busch ich kann es förmlich riechen, es leider aber noch nicht packen und ihm den Hals umdrehen,“ knurrte der Straßenwächter und spuckte verärgert aus. Dann wand er sich von Leon ab und fuhr mit seinen Fingern durch die Asche. „Schon kalt, aber anscheinend haben sie hier noch letzte Nacht ein Feuer entzündet. Ich frag mich was sie von hier verschwinden ließ.“ Plötzlich ruckte er mit seinem Kopf nach rechts, so als hätte er etwas hinter sich gehört. In einer fließenden Bewegung stand er auf und drehte sich in Richtung von Leon. Dieser war völlig irritiert, was Konrad denn plötzlich hatte und dann sah er in dessen Augen einen kalten Glanz. Unfähig überhaupt etwas zu tun , schaute er zu, wie Konrad den Arm mit der Pistole durchstreckte und genau auf Leon's Kopf zielte. Leon machte völlig perplex einen Schritt zurück und zeigte auf die Pistole, welche auf ihn gerichtet war. „Was soll das Konrad?“ Er hatte das Gefühl einen Blick in den Lauf der Waffe genau auf die tödliche Kugel zu werfen und die Pistolenmündung schien ihn förmlich anzugrinsen. „Was hast du vor...“ Der Rest des Satzes wurde vom Geräusch zündenden Schießpulvers geschluckt und Leon sah nur noch gleißendes Licht.

Gruß
Uthred
 

yinx

Erwählter
8 Oktober 2006
628
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10.286
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Soo, hab auch diesen Teil gelesen!
Wobei mir aufgefallen ist, dass ich irgendwie Probleme habe Emotionen, Gefühle, etc. zu beschreiben und der Text dann insgesamt neutraler klingt als eigentlich beabsichtigt.
Übung macht den Meister!

An sich ein schöner Teil, die Unklarheiten aus dem ersten Teil hast du ja gut beseitigt. Ein paar Rechtschreibfehler haben sich eingeschlichen, mit noch einmal Korrekturlesen sollten sich die meisten davon finden lassen!
Ein paar kleine stilistische Fehler habe ich mal rausgesucht:
auch konnte er wie er fand auch nicht besonderes gut kämpfen
Wortwiederholung "auch". Man könnte einfach das zweite "auch" weglassen (am sinnvollsten), oder man könnte das erste gegen "ebenfalls", "außerdem" u.ä tauschen.
Sie schaffte es ihn durch Streifzüge bei denen die Apfelbäume der Bauern geplündert und so mancher unbewachter Honigkuchen verschwand über seine Trauer hinweg
Hier fehlt entweder ein Wort (ihm hinweg zu helfen), oder du wolltest den Satz irgendwie gänzlich anders strukturieren? Auf jeden Fall hast du dich verheddert! ;)
wartete er erst einmal um auf Konrad's Trupp zu warten
Wortwiederholung warten. Vielleicht könnte man machen, "sie hielten inne, um auf Konrads Trupp zu warten." Ansonsten wird der Genitiv im Deutschen ohne Apostroph geschrieben. ;) (Also Konrads und nicht Konrad's).

Ein interessantes Kapitel. Man hätte den Wald noch deutlicher beschreiben können, vielleicht die einzelnen Bäume, oder aber wie er sich vom Pferd zum Lager durch dichtes Unterholz kämpft. Wie gesagt - man hätte. Man muss aber nicht.
Diesmal ist wohl ein Spannungsmacher da und siehe da - er wirkt schon Wunder. Man (ich) will auf jeden Fall wissen, was jetzt passiert.
Also - weiter schreiben! ;)

Grüße
yinx