Die Pylos-Offensive
Ein Warhammer 40.000 Spielbericht
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Imperiale Armee vs. Tau
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Prolog
Zur atmosphärischen Einstimmung

Die Doppelsonne um die Euboiäa kreiste, würde bald aufgehen, denn die Dämmerung war angebrochen.
Es genügten lediglich drei oder vier Schritte, ehe sich die wuchtige Gestalt aus dem improvisierten Kommandostand heraustrat und einen Überblick über das Feld verschaffen konnte. Der kalte Morgenwind schnitt die aristokratischen Züge des Offiziers, und seine linke Hand griff instinktiv zum Leopardenfell das ihm, fein mit roter purpurroter Seide verarbeitet, als Umhang diente. Ehe er weiterschritt, beobachtete er die beiden Wachen vor seinem Kommandostand. Es waren die Sergeanten Elgabal und Salaam, Mitglieder seiner Stabsabteilung und den Worten der Soldaten nach die tapfersten Soldaten des Regiments, von denen der Erste sogar Regimentsstandarte der Partizier tragen durfte. Es war die sanfte Nuance des Wehmuts als der Aristokrat die beiden Männer begutachtete; Wie sie in ihren Paradeuniformen aus goldenen Burstpanzern, den weissen Handschuhen und dem rituellen Leupardenfell der Esseles Patrizier vor ihm standen - lebenden Zeugen für den den ehrlosen Raub der Traditionen durch das Oberkommando, dass sein Regiment genötigt hatte, in Tarnfarben aufzumarschieren.
Während der Mann in dem massiven Plattenpanzer die Blicke einiger Soldaten in der Nähe auf sich zog, schweifte sein Blick über die vor ihm versammelte Armee, welche die Ruhe vor dem Sturm genoss. Sein Blick traf die 20 Mann der herakleischen Garde, welche diszipliniert die Befehle ihrer beiden Sergeanten, den Zwillingsbrüdern Castor und Pollux Arrian aufnahmen und sie rasch bestätigten. Er konnte die Masse der regulären Truppen sehen, welche gerade der letzten Andacht des Paters Sergios von der Kirche des neunmal stigmatisierten Märtyrers gelauscht hatten und sich nun erhoben, schon vollständig uniformiert mit ihren olivgrünen Uniformen und ihren dunklengrünen Harnischen. Rasch kommandierten Leutnant Maximinus Daia, Kommandant des zweiten Zuges, die Männer in ihre Trupps, während der dunkelhäutige Leutnant Amelianus parallel die schweren Waffen inspizierte.
Etwas abgelegen konnte die Gestalt im Plattenpanzer auch die Milizen sehen, die ihm zugeteilt worden waren. Es waren harte und doch unerfahrene Männer die sich dem Kriege angeschlossen hatten. Es waren ehemalige Arbeiter der Synthtik-und Fleischfabriken um die Makropole Morea, welche zu Beginn der Gegenoffensive des Imperiums vollständig vernichtet worden war und sich die wenigen Überlebenden dank der Propaganda des imperialen Kommissariats den Truppen des Lordgenerals Delvadarus anschlossen, dem Oberkommandierenden dieses Feldzuges. Das Kommissariat hatte die Legenden verbreitet, dass es das Vergeltungsfeuer der widerwärtigen Xenoi vom Sternenreich der Tau war, welche lieber verbrannte Erde zurückließen, als dem Imperium die Schmelzhütten zu überlassen. Mehrere zehntausend unschuldige Zivilisten hatten bei dem Feuerschlag und der kurz danach einsetzenden Offensive ihr Leben verloren, kaltherzig als „annehmbarer Kolletaralschaden“ in den Akten des Administratums vermerkt.
Mit einem bitteren Lächeln konnte der Mann im Plattenpanzer, der auf den Namen Enver Sejanus, Oberst der XXXIV. Esseles Patrizier, den formellen Anführer der Morea-Synthetikmilizen, Sergeant „General“ Takvim Lysander, sehen wie er die Waffen seiner Männer inspizierte und sie anmahnte sie noch einmal zu überprüfen. Die ehemaligen Bewohner der Aussenhabs der Morea-Makropole bewunderten den „General“ seitdem er sie aus dem Inferno der Feuerwalze herausgeholt hatte. Sein Spitzname kam durch die improvisierten Generalsabzeichen aus Kronkorken bestehend, die an seiner Schulter befestigt waren – ein kleiner Taschenspielertrick um die Moral seiner Irregulären zu heben. Oberst Sejanus hatte darauf verzichtet, sie entfernen zu lassen.
Es war eine schwierige Situation für den Oberst und sein Regiment. Ihnen war die Aufgabe gegeben worden, den strategisch wichtigsten Punkt in der gesamten Gegenoffensive in einem festen Zeitplan anzugreifen und zu übernehmen. Nur wenn ihnen das gelingen würde, konnte der rechte Flügel dem sie zugeteilt waren, mit einer schnellen Bewegung die Tau-Einheiten einkreisen. Obwohl sich einige seiner Offiziere gewundert hatten, warum das Infantrieregiment der Esseles Patrizier diesen Auftrag erhalten hatte und keine motorisierten oder gar mechanisierten Regimentern die sonst auf den Flügeln positioniert waren, war die Antwort doch einfach. Die Befähigung der Patrizier, einen disziplinierten Sturmangriff auf einem begrenzten Frontabschnitt durchzuführen war mehrfach während des gesamten Konflikts zum tragen gekommen und hatte, trotz der Verluste von bisher 42% des Regiments, stets die Stellungen des Gegners genommen. Und genau das war hier gefragt. Ein konzentrierter Schwerpunktangriff auf diesen wichtigen Abschnitt der Befestigungen des Feindes. Schulter an Schulter mussten die Patrizier auf den Feind vorrücken und ihn mit Gewehr und Bajonett aus ihren Stellungen treiben, wohlwissend, dass die überlegene Technologie der Tau ihnen horrende Verluste zufügen würde. Aber sie würden die Verluste mit dieser störrischen Starrsinnigkeit aufnehmen, wie sie auch den Spott der anderen Regimenter ertragen hatten. Wozu Panzer oder andere mechanischen Wunderwerke? Die Tradition von Esseles hatte ihnen den Sturmangriff geschenkt, und Esseles war eine Welt, die dem Imperator mutige Söhne und keine Kampfpanzer schenkte.
Mit grimmiger Miene kam Kommissar Thracian Probus auf den Oberst zu, die dunkle Kommissarsmütze und den schwarzen Ledermantel über seinen Plattenpanzer geworfen. Auch den mechanischen Handschuh der Energiefaust hatte die sehnige Gestalt des Politoffiziers schon angezogen, gerüstet für die Schlacht. Es war dem Oberst klar, dass er gerade eine letzte Visite zelebriert hatte, um die Moral der Esseles Patrizer zu kontrollieren, der Männer des Oberst. Seinem Regiment...dem XXXIV. Esseles.
Mit einem Nicken gab Enver Sejanus Probus die Möglichkeit zu sprechen:
„Die Männer sind nervös, Enver. Ihre Ausbildung und ihr Stolz haben sie hart gemacht und sie werden in der Schlacht nicht schwanken. Doch du kennst mehr als nur die Gerüchte, welche die Söhne von Esseles erreicht haben. Diesen widerwärtigen Xenoi, diese Tau haben modernste Technologie und haben den Ruf, unsere Truppen zu zerreissen. Sie erreichte die Nachricht von östlichen Angriffsspitze...es ist mehr Argwohn als Freude, gleich in die Schlacht zu marschieren.“
„Danke, Thracian mein alter Freund.“
sagte der Oberst bestimmt als er die Worte des Kommissars vernommen hatte. Es waren die Gerüchte und der Nimbus der Unbesiegbarkeit, der langsam aber sicher die Tau in den Himmel hob und die Moral der imperialen Armee zerbrechen liess. Bei den Zähnen des heiligen Sankt Herakleios, es war verflucht! Selbst die Esseles Patrizier murrten schon und machten sich Gedanken, obgleich sie in unzählige Schlachten marschiert waren und gesiegt hatten, mir wenig mehr als ihrer Tradition, ihrer Disziplin und dem Bajonett auf ihrem Lasergewehr bewaffnet. Doch diese Gerüchte waren mehr als nur beunruhigend. Vor einigen Stunden war die Nachrich aus dem Osten der Offensive eingetroffen, dass die Tau in einem Hinterhalt zwei komplette Regimenter vernichtet hatte. Das LII. Keldonia Panzerregiment und ein Regiment PVS (= Planetare Verteidigungsstreitkräfte) aus der inzwischen zerstörten Morea-Makropole waren im mörderischen Kreuzfeuer niedergemacht worden. Ein leichtes Nicken traf den Kommissar, ehe er sein fein verarbeitetes Energieschwert aus der Scheide zog, das Familienerbstück seiner Dynastie, getragen von dem grossen Horatio Sejanus, der rechten Hand des heiligen Kriegsherren Macharius...Abkömmling dieses grossen Generals aus der 26. Generation. Ein sanfter Druck auf eine der Runen reichte aus um es einzuschalten. Bläuliches Licht umgab nun die sanft summende Klinge des Langschwerts.
Er drehten sich nur einige Soldaten um, dann immer mehr. Kommissar Probus ging einige Schritte zurück, während Der Oberst einen kleinen Hügel erklommen hatte, und nun von allen Soldaten der A Kompanie des XXXIV. Esseles Patrizier zu sehen war. Er wartete noch einige Augenblicke, schwer ausatmend, bis er sich sicher war dass alle Männer ihn in das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit gerückt hatten.
„Seht Ihr meine Klinge?“
fragte die schallende Stimme des Obristen fest in die Masse der annähernd 200 Soldaten die sich nun wie eine Traube um den kleinen Hügel positioniert hatten. Bestätigende Rufe und Nicken war die Antwort.
„Hört Ihr meine Stimme?“
frage Enver Sejanus nun, die Klinge immer noch in den dunklen Nachthimmel von Euboiäa gereckt. Die Antworten kamen nun lauter und selbstsicherer. Ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen des Obristen als er erkannte, das Thracian Probus und sein ihm untergebener Kommissarskadett Loompa den Musiker der Kompanie rasche Befehle gaben.
„Fühlt ihr die Entschlossenheit in meinem Herzen?“
Nun wurden die Antworten der Esseles Patrizer immer lauter, aufgepeitscht durch die wenigen Worte ihres Anführers. Es war der Glanz in ihren Augen der Enver Sejanus daran erinnerte, dass der Tag nicht verloren war. Auch die Irregulären der Morea-Makropole schwenkten in die Rufe der Regulären ein.
„Dann wisst Ihr dass ich an Euch glaube! An die Ehre und Stärke des XXXIV. Esseles Patrizier und an den Mut der Morea-Synthetikmilizen! Wir haben keine Angst vor diesem Xenoi-Pack! Lasst uns Sie vernichten wie wir schon Myriaden Feinde vor ihnen vernichtet haben! Mit dem Mut in unserem Herzen und dem Bajonett auf unseren Lasergewehren!"
Die Rufe wurden lauter und eskatatischer, die aufpeitschenden Worte des Obersts erfüllten ihren Zweck. Manche mögen es einen wohl inszenierten Propagandotrick nennen, manche nur heroischen Zufall. Doch in genau dieser kleinen Pause brachten die beiden Sergeanten Elgabal und Salaam dem Nachkommen des grossen Goratio Sejanus die Regimentsflagge des XXXIV. Esseles. Ein uraltes Relikt in strahlendem blau und starkem bordeauxrot, welches den güldenen Aquelia wie auch den herabstürkenden Falken der Esseles Patrizier gleichermaßen beherbergte. Es war eine schnelle und doch würdevolle Prozedur, als die beiden Sergeanten dem Oberst die Flagge überreichten und er sie mit der linken Hand umkrallte, das Energieschwert mit der Rechten immer noch erhoben. Er drückte sie an seine Brust, ehe er die Stimme wieder erhob:
"Seht Euch diese Flagge an, tapfere Krieger. Ich liebe diese Flagge wie Ich Euch alle und den Imperator liebe. So umarme und küsse ich unsere heilige Flagge als Zeichen der Verbundenheit zu euch allen, meine Söhne, meine Brüder! Für Esseles, für Morea...für den goldenen Thron! Marschiert und bereitet Euch auf den Angriff vor, meine tapferen Männer FÜR DEN IMPERATOR!“
„FÜR DEN IMPERATOR“ erklang aus den unzähligen Kehlen gleichzeitig, als die Männer von der kurzen Ansprache des Obersts aufgestachelt worden waren. In genau diesem Augenblick begannen die Musiker der Kompanie den Marsch des Regiments mit ihrer Trommeln zu zelebrieren, während die traditionellen Flöten von Esseles mit ihren merkwürdigen dissonanten Tönen zusammen mit dem Trommeln eine betörende Melodie bildete.
Enver Sejanus lächelte.
Die Esseles Patrizier waren bereit.