Die Schlacht um "Torus Solari"
Prolog
Heulend und pfeifend zerrte der Wind an der engen Robe und dem schütteren, kurzgeschorenen, grauen Haar des Mannes. Hoch oben, auf einem der zahlreichen Türme mit ihren Balustraden und Balkonen, winzig klein und unscheinbar, ein Sandkorn im Vergleich zur unvorstellbaren Größe der Makropole, ein winziges Insekt im überdimensionalen Termitenbau, stand der Mann an einer verzierten Brüstung. Seine müden Augen blickten nach Westen, auf die Ebene der Tausend Tode. Seine Lungen zogen rasselnd und schweratmig die dünne, aber relativ sauber Luft ein. Der Mann genoss es immer, diese Luft einzuatmen, wenn er hierher kam. Sie war dünn, kalt, eisig, aber sie schmeckte nicht so abgestanden wie die Luft in der Makropole, die wieder und wieder und immer wieder recycelt wurde.
Sein Blick wanderte nach Norden, die Makropole zog kilometerlange Schatten und tauchte die Hügelketten zu ihren Füßen in tiefe Schatten. In der Ferne waren hohe Berge zu sehen, grau und kahl. Sie waren schon vor langer Zeit ihrer Eispanzer beraubt worden, als die Atmosphäre sich begonnen hatte aufzuheizen. Die Ausläufer dieser Berge zogen sich über niedrige Berge und Hügel bis wenige Kilometer vor die Makropole. Sie waren allesamt kahl und öd, leblos, tot...wie alles um die Markopole. Soweit das Auge von hier oben Blicken konnte, war alles ein tristes grau-braun.
Der Mann kannte es jedoch nicht anders. Er wusste nicht das dieser Ort hier, seine Heimat, einstmals fruchtbare Steppe mit wogenden Grasebenen war, mit leicht bewaldeten Hügeln, großen Seen und reichem Wildbestand.
Vor einigen tausend Jahren, als das große Kolonieschiff an dieser Stelle niedergegangen war und sich tief in die Planetenkruste gebohrt hatte, war dieser Ort ein Paradies gewesen. Doch die Markopole war gewachsen, und mit ihr andere und jetzt umgab die Makropole, auf viele tausend Kilometer Umkreis nur kahle Aschehügel, hier und da kleine „Wälder“ aus Industrieabfall und stinkende Tümpel aus giftiger Schlacke.
Dies war der Ort an dem der Mann seit seiner Geburt gelebt hatte, nur das er früher nicht wusste was außerhalb der Makropole lag, ja er nicht einmal gewusst hatte, dass er in einer Makropole lebte.
Der Mann drehte seinen Kopf langsam nach rechts, schaute nach Süden. Die Türme, Brücken und Plattformen der Makropole nahm ihm einen grossteil der Sicht, doch am Horizont konnte man den Ozean schimmern sehen. Er glitzerte in der Sonne und der Mann hatte in den letzten einigen Jahrzehnten oft dort hingeschaut und an die Legenden gedacht, ein großer, weiter Ozean, klares Wasser, sanfte Wellen, eine leichte Brise Meeresluft. Doch inzwischen wusste er, dass der Schein trog. Die Einleitungen der Abwässer der Makropole in den großen Fluss hatten die gesamte Küstenregion schon vor vielen Jahrhunderten in eine leblose Wüste und eine stinkende, schlammige Brühe verwandelt. Was dort am Horizont schimmerte, waren keine Wellen klaren Wassers, es war der verkrustet Teppich aus Öl und Chemikalien der auf der Oberfläche von dem schwamm, was einst Wasser gewesen war.
Der Mann zog seine Robe enger um sich und fröstelte. Obwohl die Sonne im Zenit stand und erbarmungslos von einem wolkenlosen Himmel auf das Ödland brannte, war es hier oben, mehr als 3000 Meter über dem Grund, bitterkalt, lange hielt man es nicht im Freien aus.
Über dem Mann erhoben sich die Türme weitere 6500 Meter, doch diese Makropole war noch jung, sie würde noch wachsen. Eine alte, ausgewachsene Makropole überstieg, je nach Gravitation und tektonischer Stabilität des Planeten, die 20km Marke bei weitem.
Weiter oben sanken die Temperaturen auf Werte von bis –60°, und ein Aufenthalt im Freien war nur mit Schutzanzügen möglich.
Nach einiger Zeit ließ der Mann seinen Blick wieder zurück nach Westen schweifen.
Unter ihm, 7 km von der Makropole, von hier jedoch scheinbar nur einen Katzensprung entfernt, sah man einen dunstigen Schleier der sich durch die Landschaft zog, der große Strom. Es hieß, dass es einem den Fuß wegätzen würde, sollte man ihn hinein halten. Der Mann wusste nicht, das sich dieser Fluss einstmals glasklar durch grüne Hügel gewunden und nur so vor Leben gewimmelt hatte. Jetzt lag immer eine trübe, toxische Wolke über ihm, ein Folge der chemischen Reaktionen der Einleitungen die fortwährend giftige Dämpfe absonderten.
Der Mann schaute langsam vom Strom zurück zur Makropole, folgte einem winzig erscheinenden grauen Band. Von hier aus gesehen kaum mehr als ein Strich, war es die Fernüberlandtrasse, eine 150 Meter breite Stahlbetonfahrbahn, die einzigste befestigte Strasse die von der Makropole wegführte. Mehrmals in der Woche brachten riesige Zugmaschinen noch riesigere Frachtanhänger zur und von der Markopole fort. Gerade jetzt wand sich so ein Intermakropol-Lastzug wie ein urtümlicher Riesenwurm tief unten dahin.
Der Blick des Mannes strich über die Ebene der Tausend Tode.
Die Ebene der Tausend Tode.
Eigentlich waren zig Tausende gewesen, die hier gestorben waren, sowohl Menschen wie Xenos. Schreckliche und Ruhmreiche Taten waren hier vollbracht worden.
Das heulen des Windes änderte plötzlich seine Tonlage. Stimmen hallten leise darin wider, Stimmen aus längst vergangenen Tagen, kaum mehr als ein säuseln. Rufe flirrten durch das rauschen des Windes in den Ohren des Mannes.
Der Mann schüttelte den Kopf, wie um einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Blick folgte dem Lastzug tief unten auf der Ebene und sein Mund verzog sich zu einer Grimasse des Schmerzes als die Stimmfetzen immer noch im Wind mitschwangen.
Donnergrummeln überlagerte die Stimmen, doch der Mann machte sich nicht die Mühe, sich umzuschauen ob sich ein Gewitter näherte. Er kannte diesen Donner, wusste das er keinen physischen Ursprung hatte... nicht mehr.
Während seine Augen dem Lauf der Strasse folgten verharrten sie irgendwann auf einem Punkt und sein Blick wurde leer, als erblickten seine Augen etwas, das nur er sehen könne.
Eine Windböe heulte durch die Brüstung und der Wind schwoll zu einem hohen Pfeifen an, eine feste, unverständliche Stimme überlagerte das pfeifen, rief etwas... und dann brach ein Höllensturm los, eine Kakophonie aus Tod und Vernichtung, welche der Mann niemals vergessen würde und seine alten, aber immer noch breiten Schultern erschauerten. Er spürte wie ihm heiße Tränen in die Augen stiegen....
Prolog
Heulend und pfeifend zerrte der Wind an der engen Robe und dem schütteren, kurzgeschorenen, grauen Haar des Mannes. Hoch oben, auf einem der zahlreichen Türme mit ihren Balustraden und Balkonen, winzig klein und unscheinbar, ein Sandkorn im Vergleich zur unvorstellbaren Größe der Makropole, ein winziges Insekt im überdimensionalen Termitenbau, stand der Mann an einer verzierten Brüstung. Seine müden Augen blickten nach Westen, auf die Ebene der Tausend Tode. Seine Lungen zogen rasselnd und schweratmig die dünne, aber relativ sauber Luft ein. Der Mann genoss es immer, diese Luft einzuatmen, wenn er hierher kam. Sie war dünn, kalt, eisig, aber sie schmeckte nicht so abgestanden wie die Luft in der Makropole, die wieder und wieder und immer wieder recycelt wurde.
Sein Blick wanderte nach Norden, die Makropole zog kilometerlange Schatten und tauchte die Hügelketten zu ihren Füßen in tiefe Schatten. In der Ferne waren hohe Berge zu sehen, grau und kahl. Sie waren schon vor langer Zeit ihrer Eispanzer beraubt worden, als die Atmosphäre sich begonnen hatte aufzuheizen. Die Ausläufer dieser Berge zogen sich über niedrige Berge und Hügel bis wenige Kilometer vor die Makropole. Sie waren allesamt kahl und öd, leblos, tot...wie alles um die Markopole. Soweit das Auge von hier oben Blicken konnte, war alles ein tristes grau-braun.
Der Mann kannte es jedoch nicht anders. Er wusste nicht das dieser Ort hier, seine Heimat, einstmals fruchtbare Steppe mit wogenden Grasebenen war, mit leicht bewaldeten Hügeln, großen Seen und reichem Wildbestand.
Vor einigen tausend Jahren, als das große Kolonieschiff an dieser Stelle niedergegangen war und sich tief in die Planetenkruste gebohrt hatte, war dieser Ort ein Paradies gewesen. Doch die Markopole war gewachsen, und mit ihr andere und jetzt umgab die Makropole, auf viele tausend Kilometer Umkreis nur kahle Aschehügel, hier und da kleine „Wälder“ aus Industrieabfall und stinkende Tümpel aus giftiger Schlacke.
Dies war der Ort an dem der Mann seit seiner Geburt gelebt hatte, nur das er früher nicht wusste was außerhalb der Makropole lag, ja er nicht einmal gewusst hatte, dass er in einer Makropole lebte.
Der Mann drehte seinen Kopf langsam nach rechts, schaute nach Süden. Die Türme, Brücken und Plattformen der Makropole nahm ihm einen grossteil der Sicht, doch am Horizont konnte man den Ozean schimmern sehen. Er glitzerte in der Sonne und der Mann hatte in den letzten einigen Jahrzehnten oft dort hingeschaut und an die Legenden gedacht, ein großer, weiter Ozean, klares Wasser, sanfte Wellen, eine leichte Brise Meeresluft. Doch inzwischen wusste er, dass der Schein trog. Die Einleitungen der Abwässer der Makropole in den großen Fluss hatten die gesamte Küstenregion schon vor vielen Jahrhunderten in eine leblose Wüste und eine stinkende, schlammige Brühe verwandelt. Was dort am Horizont schimmerte, waren keine Wellen klaren Wassers, es war der verkrustet Teppich aus Öl und Chemikalien der auf der Oberfläche von dem schwamm, was einst Wasser gewesen war.
Der Mann zog seine Robe enger um sich und fröstelte. Obwohl die Sonne im Zenit stand und erbarmungslos von einem wolkenlosen Himmel auf das Ödland brannte, war es hier oben, mehr als 3000 Meter über dem Grund, bitterkalt, lange hielt man es nicht im Freien aus.
Über dem Mann erhoben sich die Türme weitere 6500 Meter, doch diese Makropole war noch jung, sie würde noch wachsen. Eine alte, ausgewachsene Makropole überstieg, je nach Gravitation und tektonischer Stabilität des Planeten, die 20km Marke bei weitem.
Weiter oben sanken die Temperaturen auf Werte von bis –60°, und ein Aufenthalt im Freien war nur mit Schutzanzügen möglich.
Nach einiger Zeit ließ der Mann seinen Blick wieder zurück nach Westen schweifen.
Unter ihm, 7 km von der Makropole, von hier jedoch scheinbar nur einen Katzensprung entfernt, sah man einen dunstigen Schleier der sich durch die Landschaft zog, der große Strom. Es hieß, dass es einem den Fuß wegätzen würde, sollte man ihn hinein halten. Der Mann wusste nicht, das sich dieser Fluss einstmals glasklar durch grüne Hügel gewunden und nur so vor Leben gewimmelt hatte. Jetzt lag immer eine trübe, toxische Wolke über ihm, ein Folge der chemischen Reaktionen der Einleitungen die fortwährend giftige Dämpfe absonderten.
Der Mann schaute langsam vom Strom zurück zur Makropole, folgte einem winzig erscheinenden grauen Band. Von hier aus gesehen kaum mehr als ein Strich, war es die Fernüberlandtrasse, eine 150 Meter breite Stahlbetonfahrbahn, die einzigste befestigte Strasse die von der Makropole wegführte. Mehrmals in der Woche brachten riesige Zugmaschinen noch riesigere Frachtanhänger zur und von der Markopole fort. Gerade jetzt wand sich so ein Intermakropol-Lastzug wie ein urtümlicher Riesenwurm tief unten dahin.
Der Blick des Mannes strich über die Ebene der Tausend Tode.
Die Ebene der Tausend Tode.
Eigentlich waren zig Tausende gewesen, die hier gestorben waren, sowohl Menschen wie Xenos. Schreckliche und Ruhmreiche Taten waren hier vollbracht worden.
Das heulen des Windes änderte plötzlich seine Tonlage. Stimmen hallten leise darin wider, Stimmen aus längst vergangenen Tagen, kaum mehr als ein säuseln. Rufe flirrten durch das rauschen des Windes in den Ohren des Mannes.
Der Mann schüttelte den Kopf, wie um einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Blick folgte dem Lastzug tief unten auf der Ebene und sein Mund verzog sich zu einer Grimasse des Schmerzes als die Stimmfetzen immer noch im Wind mitschwangen.
Donnergrummeln überlagerte die Stimmen, doch der Mann machte sich nicht die Mühe, sich umzuschauen ob sich ein Gewitter näherte. Er kannte diesen Donner, wusste das er keinen physischen Ursprung hatte... nicht mehr.
Während seine Augen dem Lauf der Strasse folgten verharrten sie irgendwann auf einem Punkt und sein Blick wurde leer, als erblickten seine Augen etwas, das nur er sehen könne.
Eine Windböe heulte durch die Brüstung und der Wind schwoll zu einem hohen Pfeifen an, eine feste, unverständliche Stimme überlagerte das pfeifen, rief etwas... und dann brach ein Höllensturm los, eine Kakophonie aus Tod und Vernichtung, welche der Mann niemals vergessen würde und seine alten, aber immer noch breiten Schultern erschauerten. Er spürte wie ihm heiße Tränen in die Augen stiegen....