Kurzgeschichte - König Olaf / Drachenritter
In der glühenden Hitze der Vulkanhöhle zischte die Luft wie eine tödliche Viper. König Olaf schritt mit festen Schritten voran, seine schwere, schwarze Rüstung von Drachenschuppen geschmückt, die er in früheren Schlachten erbeutet hatte. Zu seiner Rechten und Linken gingen seine Töchter, Brynja und Sigrun, in eiserner Rüstung mit kühlem Blick der Entschlossenheit. Hinter ihnen schritten seine Leibwächter: Fafnir und Halvar, massige Männer wie aus Erz gehauen, bewaffnet mit Äxten und Speeren, die jeder so groß wie ein herkömmlicher Mensch der Tiefebenen war.
Ihr Ziel war ein Drachenjunges, das sich in den Tiefen der Höhle verborgen halten sollte – eine leichte Beute, so hatten sie gehofft. Doch in der kohlenschwarzen Finsternis, nur unterbrochen vom schwelenden Glühen der Lava, erhob sich eine Gestalt, die ihre Schritte zum Stocken brachte.
Ein gigantischer Drakonide, ein Wesen halb Mensch, halb Drache, überragte sie alle. Seine Schuppen glitzerten in einem tiefen Smaragdgrün, die Augen glühten wie die Lava unter ihren Füßen. Er war doppelt so groß wie jeder der Männer Olafs und eine schützende Wand vor dem Drachenjungen hinter ihm. Entgegen seinen wilderen Verwandten war dieser in Metall gerüstet, ähnlich der Panzer von Olaf und seinen Leuten. In seiner klauernbewehrten Hand hielt er ein gekrümmtes Schwert, mit welchem er auf den König unter dem Berge zeigte.
„Kehrt um“, donnerte die Stimme des Drachenkriegers durch die Höhle, „dieses Wesen steht unter meinem Schutz.“
König Olaf lachte kalt und ließ seine gigantische Klinge auf den Boden krachen, sodass Funken sprühten. „Wir sind nicht gekommen, um zu verhandeln, sondern um zu kämpfen.“
Mit einem brüllenden Schrei stürmten die beiden Leibwächter nach vorne, während Brynja und Sigrun die Seiten umrundeten, die Waffen gezogen und kampfbereit. Der Drakonide drehte sich blitzschnell, seine Bewegung erstaunlich geschmeidig für ein Wesen seiner Größe, und schlug sein Sschwert nieder, um Fafnir und Halvar zu Boden zu reißen. Doch Fafnir wich aus und warf sich dem Drachenkrieger entgegen, während Halvar mit einem Wutschrei seine Axt schwang.
Das Dröhnen der Waffen hallte von den Wänden wider, jeder Schlag ein Donnerschlag. Funken stoben, Metall traf auf Metall, und die Hitze des Kampfes vermischte sich mit dem Schwefelgeruch der Höhle. Brynja und Sigrun wichen geschickt den Schlägen des Drachenkriegers aus und setzten zu gezielten Angriffen an. Doch seine Schuppen erwiesen sich als undurchdringlich wie die Panzerungen der größten Ritter.
Olaf selbst näherte sich langsam, beobachtete die Bewegungen seines Feindes, suchte nach einer Schwachstelle. Er wusste, dass dieser Drakonide kein gewöhnlicher Gegner war. Jeder Hieb und jeder Stoß wurde mit der Grazie eines erfahrenen Kriegers pariert, doch sein Blick blieb auf das Drachenjunge hinter ihm gerichtet. Olaf erkannte, dass der Drakonide kämpfen würde, bis sein letzter Atemzug dem Jungen Leben verschaffen würde.
In einem Moment der Unachtsamkeit ließ der Drakonide eine Öffnung frei, und Olaf nutzte die Gelegenheit. Mit einem wuchtigen Schlag donnerte seine Axt gegen die Schulter des Drachenkriegers, der unter dem Stoß zurücktaumelte. Doch statt zu fallen, entfaltete er seine Schwingen, breitete sie in einem imposanten Bogen aus und ließ ein tiefes Grollen hören, das die ganze Höhle erzittern ließ.
Plötzlich begann die Erde unter ihnen zu beben, als der Vulkan erwachte, als wäre er selbst durch den Kampf erzürnt. Lava blubberte und strömte bedrohlich in ihre Richtung. Der Drakonide nutzte das Chaos, um sich erneut zwischen Olaf und das Junge zu schieben, sein Blick voller stummer Entschlossenheit.
König Olaf und der Drakonide starrten sich an, beide verletzt, beide entschlossen, bis zum Ende zu kämpfen.
Dann, inmitten der glühenden Hitze und dem zitternden Boden, pausierten beide Seiten, als hätten sie begriffen, dass der nächste Schlag vielleicht nicht nur über ihren Sieg, sondern über das Überleben aller in der Höhle entscheiden würde.