WHFB Die Wiege der Träume

the_lifeless

Aushilfspinsler
10. Januar 2007
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yay, neue ideen,
ursprünglich der entwurf eines rollenspiel szenarios ist die zerbrochene welt der schauplatz dieser geschichte.
ich hoffe es gefällt, und für jene, die das WHFG aufmerksam verfolgen warten ein paar überraschungen, sobald ich eine möglichkeit finde, mich selbst in den hintern zu treten.
oh shut up, the_lifeless, lassen wir die geschichte für sich selbst sprechen.


Die WIege der Träume


I Ein Windhauch

Irgendwo im Sternenmeer liegt eine zerbrochene Welt. So vieles was war ist verloren, denn niemand erinnert sich, die Menschen der schwebenden Inseln haben vergessen. Die Namen der Götter vergangener Tage sind im Nebelmeer versunken und niemand lebt mehr, der die alten Lieder singt.
Ein neues Lied klingt dieser Tage im Wind. Ein Lied von Rauch und Räderwerk. Die Menschen des Kaiserreiches von Rhuyn haben sich neue Götter erschaffen. Ihre Leiber sind aus Stahl und Eisen, ihre Münder verschlingen die Kohle der schwarzen Felder von Kalyr, ihr Atem färbt die Himmel schwarz und löscht das Licht der Sterne....

Die Luft ist warm und schwer, sie presst ihr den Atem aus der Brust und lässt ihre Zunge verdorren. Endlos kreischen die Zahnräder, und tosen die tausend Fäden, ein Meer von singendem, messerscharfem Garn. Hungrig brüllen die Flammen der eisernen Öfen und schwarz ist der Atem der Kaiserstadt.
Diese Welt ist aus dunklem Eisen und gleißendem Stahl, Messing hell wie ein Tropfen Sonnenlicht und Kupfer rot wie Blut im Flammenschein, Ruß und Rost. Hitze und Lärm, Öl und Schweiß.
Ihre Finger fliegen, ihre Augen, tot und blind sehen das rasende Silber, doch sie sehen nicht. Ihre Lippen sind spröde, ihre Kehle trocken wie Asche und Staub. Sie ist eines von abertausend Zahnrädern. Endlos sind die Fäden, müde sind ihre Finger, und müde, so endlos müde sind ihre Augen. Ein kühler Windhauch wispert im Lärmen der Halle und streicht ihr sanft die aschenen Schleier von den Augen. Nur für einen Moment, einen Augenblick, eine Ewigkeit von vielen. Und nur der Wind sieht sie lächeln....

Der Himmel über der Kaiserstadt der Inseln von Rhuyn ist von einem kränklichen blassroten Violett, als die Sonne im Nebelmeer versinkt. In dunklen Säulen steigt der Rauch aus unzähligen Kaminen. Der Wind trägt die Stimmen der Fabriken heran, das Kreischen von Metall und die Schreie der Flammen.
Niemand spricht ein Wort. Eine lärmende, erdrückende Stille liegt auf ihren Lippen, als sie aus den Schlünden der grauen Hallen strömen. Ihre Haut ist schwarz vom Ruß und der Wind streicht sanft durch aschenes Haar.
Das rasende Schweigen verstummt, langsam, langsam sickert ein Rinnsal von Worten aus ihren trockenen Mündern. Es wächst, als sie über die Bögen riesiger eiserner Brücken gehen, wird ein Fluss. Ein Meer, als sie eintauchen in das wogende Leben der Straßen der Kaiserstadt. Die Fabriken, die Hitze, der Lärm und der Gestank sind nur eine Erinnerung, nur ein dumpfer Schmerz der ihre müden Körper beugt. Nur ein Wispern im Wind, nur ein dunkler Schatten, der unaufhörlich aus den Kaminen kriecht.
Hier hat sie einen Namen, hier hat sie ein Lachen. Die Menge kriecht durch die Gassen, ein Meer von Ellbogen und Stimmen. In den Fenstern der Häuser erblüht Licht, als sich Dunkelheit leise und sanft über die schwebenden Inseln legt.
Ein alter Mann sitzt am Straßenrand, auf einem Tuch hat er seine Waren ausgebreitet. „Heilende Salben, schützende Amulette, magische Tränke,“ seine Stimme geht unter im rasenden Leben, „mein Herr, dieses Zeichen wird euch vor dem Feuer schützen, nur zwei Räder.“ Mit einem angewiderten Lächeln weist der Mann den Greis ab. „Nur zwei Räder.“ Nur ein atemloses Flüstern kriecht von den Lippen des Alten, niemand hört ihn.
Die alte Magie ist tot, sie ist versickert und versiegt, ein leerer Brunnen. Es ist die neue Magie, die Magie der roten Priester, die den Menschen der Inseln Wohlstand und Sicherheit verspricht.
Volltrunken im Rausch ihrer Jugend umtanzt eine Gruppe von Kindern den Greis. „Krötenzunge,“ rufen sie ihn, „Schattenfresser,“ und „Staublippe.“ Sie stampfen auf den wertlosen Wundern seiner Erinnerung herum, werfen die Zeichen vergangener Macht in den Staub und verschwinden in der Menge, lachend und wiehernd, begeistert von der berauschenden Sinnlosigkeit ihrer Taten. Mit knorrigen Fingern tastet der Greis zwischen den tausend Füßen jener, die nie zu Boden blicken. Auf seinen Zügen jedoch brennt nicht die Flamme des Zorns, sondern eine stille, eine tiefe und verzweifelte Traurigkeit, überzieht seine Wangen mit kalten Tränen.
Während der Tag langsam im Westen versinkt sucht sich Liszara ihren Weg durch einen wimmelnden Nebel von Blicken und Stimmen. Hoch ragen die Häuserschluchten über ihr auf, tausend Lichter erblühen hell wie die verborgenen Sterne in den Fenstern. Die Straßen winden sich wie riesige Schlangen um den steinernen Leib der Sieben Felsen. Brücken aus dunklem Eisen überspannen bodenlose Abgründe, ein aus Asphalt und Stahl gewobener Schleier.
Sie ist müde, unendlich müde. Die eisernen Gerippe der Brücken ächzen, als der Wind an den Ketten der riesigen Felsen zerrt. Es heißt, dass die Nächte auf den Inseln des Mondes von einem rätselhaften Silber sind, finster und kalt. Es heißt, der Himmel über den Inseln der Sonne färbt sich des Nachts in sanftem Gold, als würde Honig über die Himmel fließen. Die Nacht über der Kaiserstadt der Inseln von Rhuyn jedoch ist erhellt vom Widerschein der Flammenschlünde in den düsteren Wolkenpalästen, ein unheimliches schwarzrotes Zwielicht.
Wenn die blasse Sonne im Nebelmeer versinkt erwacht ein Königreich der Schatten, flackernd und wogend tanzen sie durch die engen Gassen. Blicklos, gedankenlos kriechen die Massen durch die Straßen, es ist spät, schon bald werden die grauen Gassen tot und leer sein, niemand wandelt im Licht des Mondes in der Kaiserstadt, denn es ist Krieg...


vielleicht sollte ich erst irgendwas zu ende bringen, bevor ich was neues anfange, aber die bilder der zerbrochenen welt erschienen mir einfach zu gut um ungeschrieben zu bleiben. 🙄
tja, möge es euer gefallen finden, und falls nicht, bleibt immer noch die möglichkeit, kritik zu üben. ich bin für fast alles, was kommt dankbar. 😀
 
Wunderbar, der meister hat seine Irische Kampfkatze niedergerungen ^^,
sich internet organisiert meldet sich jetzt wieder zu Wort.
ich muss sagen dass ich die idee von der zerbrochenen Welt schon damals als wir
das rollenspiel gespielt haben geil gefunden hab, aber deine geschichten
sind nochmal besser als das was du damls improvisiert hast,
weiter so...

der harlequin
 
Ich machs mal andersrum.

„Irgendwo im Sternenmeer liegt eine zerbrochene Welt. So vieles was war ist verloren, denn niemand erinnert sich, die Menschen der schwebenden Inseln haben vergessen. Die Namen der Götter vergangener Tage sind im Nebelmeer versunken und niemand lebt mehr, der die alten Lieder singt.
Ein neues Lied klingt dieser Tage im Wind. Ein Lied von Rauch und Räderwerk. Die Menschen des Kaiserreiches von Rhuyn haben sich neue Götter erschaffen. Ihre Leiber sind aus Stahl und Eisen, ihre Münder verschlingen die Kohle der schwarzen Felder von Kalyr, ihr Atem färbt die Himmel schwarz und löscht das Licht der Sterne....“

Die Ansätze, die du drin hast, find ich gut: langer Satz fließt, ist zeitlos; kurze Sätze sind die abgehackte Wirklichkeit. Weil der erste Absatz das „war“ beschreibt, könnte ich mir Folgendes vorstellen:

„So vieles was war ist verloren, denn niemand erinnert sich: die Namen der Götter vergangener Tage sind im Nebelmeer versunken und niemand lebt mehr, der die alten Lieder singt. Die Menschen der schwebenden Inseln haben vergessen.“

Den „...haben vergessen“-Satz würd ich an den Schluss und allein stellen, damit er mehr Gewicht hat und so den Umbruch zum Jetzt zeigt.

Nach Eisen und Kalyr denk ich mir jeweils einen Punkt, so für die brutale, getaktete, rastlose industrialisierte Gegenwart.

Nach „Schattenfresser,“ bitte das Komma weg.

„Sie ist müde, unendlich müde.“ Ein bisschen stör ich mich daran, dass weiter oben steht, sie habe ein Lachen, und ich kann mir ihr Lachen in den Farben der Stadt so warm und gut vorstellen, aber dieses „müde“ ist mir dazu zu traurig, es wirkt auf mich wie ein Widerspruch. Wenn sie unendlich müde zwar, aber dennoch müde lächeln würde...

Und das Lob:

Atmospärisch wunderbar dicht. Ich liebe deine Beschreibungen, ich habe gleich den Comic und den Film dazu vor Augen 😉 Es ist alles so schwebend, und ich sehe diese unglaublich stimmungsvollen Farben vor mir.
Auch kenn ich die Scherbenwelt nicht. Dass du so mit den vier Elementen arbeitest (Meer, Windhauch, Flammen, Stahl), ist das in der Scherbenwelt schon angelegt, oder ist das dein Stil? Jedenfalls ziemlich cool.
Auch der Greis: tragisch, so tragisch...
Also ein wunderbarer establishing shot.

Und natürlich freu ich mich auf die Überraschungen.
 
So, hier nun Teil II

In seinen Händen scheint das Schwert zum Leben zu erwachen. Er sieht sie kämpfen und sterben, sie sind nur Menschen, nur Fleisch und Blut. Und die heimtückischen Klingen der Verräter sind rot vom Leben der tapferen Männer von Rhuyn.
Doch er ist mehr als ein Mensch, gekleidet in dunklen Stahl und Drachenglas, seine Züge verborgen unter einem Helm von grollendem Schwarz ist er Furcht und Tod. Und seine Klinge pflanzt die Saat des Nebels in die Herzen seiner sterbenden Feinde. Er ist der Krieg geboren in Fleisch und Stahl.
Das flammende Auge brennt voll Zorn und sein Blick lässt die Herzen der Meuchelmörder zu Stein erstarren. Wie eine Schlange schnellt sein Schwert nach vorn, und Funken regnen auf weißen Marmor, aufgeschreckt vom Kuss der Klingen. Einen Schleier von Stahl um sich webend fällt er seine Feinde zur Linken und zur Rechten, während er unberührt durch den blutigen Saal schreitet. Er ist der Sturm, ein Blitzschlag sein Schwert, wie Donnergrollen sein eisernes Schweigen.
Der Erhabene muss entkommen. Er hat geschworen, sein Leben zu schützen, er hat es geschworen bei seinem Fleisch und Blut, bei dem Atem in seinen Lungen und dem Schwert in seiner Hand, bei Wind und Regen, bei Stahl und Feuer. Doch er hat versagt.
Er weiß es, als sich der graue Riese aus den Nebeln seiner Träume erhebt. Er war schon einmal hier, er kennt diesen Ort, er kennt diesen Augenblick.
Und er weiß was kommt...
Dunkelheit,... eine Schwärze ohne Wind oder Wort. Und Schmerz,... er ist allein, er weiß was kommt. Schon tausendmal hat er diesen Kampf verloren und er kann sich nicht erinnern, wie viele Leben er schon in der Finsternis verbracht hat.
Die Schatten umfangen ihn, mit Fingern, kalt wie der Tod reißen sie ihn in die Tiefe..
Er fällt, fällt ein Leben lang, und die Welt versinkt in den Schleiern der Finsternis.
Doch es ist nicht die Dunkelheit, die er fürchtet. Es ist das Licht. Es ist nicht die Stille, die ihn in den Wahnsinn treibt, die ihn schreien und singen lässt, die ihn weinen und seufzen hört. Es ist ein Kreischen, das er fürchtet, der Aufschrei rostiger Angeln und das Licht, das durch die Türe fällt. Rot wie Blut und Schmerz... und Feuer...
Sein Schrei fährt durch die Stille wie eine Klinge, dünn und kalt, und messerscharf. Sein Herzschlag dröhnt in seinen Ohren, als ihn das kühle Silber der Nacht umfängt.
Nur ein Traum, nur ein Traum...
Auf der Kante seines Bettes sitzend starrt er in die Finsternis. „Nur ein Traum...“
Ein trauriges Lächeln gräbt sich in seine Züge, als er das stählerne Wunderwerk betrachtet, das seine Schwerthand doch niemals ersetzen kann. Er bewegt Finger, die er nicht fühlen kann, und eine Träne kriecht über seine Wange, „nur ein Traum.“ ...


Möge es Gefallen finden, in diesem erzählstrang wird die "zerbrochene Welt" weniger metaphorisch betrachtet als in Liszaras erlebnis, was die charaktere voneinander scheiden soll, hoffentlich ist er nicht zu kalt geworden. doch das zu beurteilen liegt am leser, also immer her mit kritik.
desweiteren scheint hier ein kleines missverständnis aufgetreten zu sein, denn es handelt sich nicht um die "scherbenwelt", von der ich selbst nicht allzu viel weiß (warcraft??), liebend gern hätte ich diesen namen auch für mein rpg setting verwendet, aber so muss, bis ich was besseres gefunden haben "zerbrochene Welt" als name herhalten.
änderungen am ersten teil werden erwogen, mal sehen, ob vor allem die exposition sprachliche verbesserungen verpasst bekommt, vor allem die idee mit der parataxe für die gegenwart ist gut.
die sache mit den elementen würd ich wohl am ehesten in die stilecke schieben. doch auch sind die elemente für die menschen der zerbrochenen welt ein großer teil ihrer wahrnehmung, entweder ihrer knappheit wegen (wasser, erde) oder wegen der einschüchternden gewalt, mit der sie zeitweise vorherschen (Wind/Sturm und Feuer). alles in allem ein thema, das schonmal an der grundsätzlichen weltidee kratzt, wo eine balance der elemente in der welt verloren gegangen ist und auch die menschen probleme haben, sich zu finden.
das lachen. hmm, ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, wie düster ich die zerbrochene welt haben will und der kontrast der belebten straßen zu den fabrikhallen ist schonmal ein schritt in richtung bespielbarkeit, wobei ich denke, dass nach dem ende dieser geschichte das antlitz der welt sich massiv geändert hat, oder vielleicht auch nicht. allerdings sollen diese stadtsszene und die folgenden auch zur "rußigen" atmosphäre der ersten kapitel beitragen. vielleicht sollten ich mir alfred wolfensteins "städter doch noch ein paar mal durchlesen, der bilder wegen und so 😀
ansonsten viel spaß mit der geschichte und dank im voraus für alles was zurückkommt.

the_lifeless
 
Das du das "rußig" haben willst, hat mich überrascht, weil ich hab mir das in animesken Pastelltönen, hauptsaechlich in einem lachsfarbenen Wolkenton vorgestellt... nunja. Jedem seine eigene Phantasie.
Wegen den letzten zwei Saetzen ist er nicht zu kalt gelungen, er ist tragisch meiner Meinung nach, gebrochen, zerstört. Gewiss, er wird deswegen trotzdem Grausamkeiten begehen, aber er wird FÜR MICH (bis du ihn nicht vllt zwingst, gegen die dem Leser bis dahin besonders liebgewordene Liszara eine üble Grausamkeit zu begehen) kein negativer Charakter sein, sondern einer, der mein Mitleid hat. Grins.
 
tja jedem seine bilder, ich bin gerne fehlinterpretiert, solange sichs so positiv äußert.
hier mehr zum fehlinterpretieren oder sagen wir doch besser selbstausmalen...

Teil III

Dunkelheit ist ein trübes Dämmerlicht in den Straßen der Kaiserstadt. Im schwarzroten Zwielicht der Nacht tragen die Häuserklippen ein rußschwarzes Gewand über einstmals bunten Farben. Über den sieben Felsen hängt dunkel und bedrohlich eine Schattenstadt, wo die Paläste und Brücken, die Türme und Mauern aus Wolkendunst gewoben sind.
Unter ihren Fingern spürt sie die Farbe von den Steinen blättern, wie die Schleier der Zeit. Nur noch ein paar Schritte. Ihre Beine sind schwer wie Stein und um ihren Hals winden sich jene Ketten der Erschöpfung, die aucch ihr Haupt beugen.
„Zu Hause...“
Lächelnd fischt sie den rostigen Schlüssel aus der Tasche. Das Schloss ächzt, als ob es soeben aus einem tiefen Schlummer gerissen worden wäre, und knarrend öffnet sich die Türe. Schweigend betritt sie das geisterhafte Spiegelbild des Raumes, in dem sie erwachen wird. Und eine Melodie, nicht ganz ein Lied, nur ein leises Summen, verträumt und verschlafen erwacht in ihren Gedanken.
Sie weiß nicht weshalb, doch es gehört hierher, in dieses Schattenzimmer, wie der winzige Tisch, wie der kleine, eiserne Ofen oder das Bett mit dem alten Drahtgestell, dessen Knarzen bisweilen lauter ist als die Stimmen ihrer Träume. Sie weiß, es ist seine Stimme, sie hat ihn nie getroffen, obwohl sie diesen winzigen Raum, die Wärme der glimmenden Kohlen und selbst das Bett teilen. Doch er gehört zur Nachtschicht, nie hat er dieses Zimmer betreten, nie hat er es in diesem Licht, schlummernder Würde und schattenhafter Schrecken gesehen. Doch sie weiß, bisweilen lauschen die Wände diesem Lied, und ein leises Summen schleicht von ihren Lippen.
In wispernden Schubladen und in dunklen Regalen findet sie Brot und harten, gelben Käse. Sie bewegt sich in der Dunkelheit, streicht mit suchenden Fingern über eine winzige Welt. Das Rascheln von Papier weckt ihre Aufmerksamkeit. Auf dem kleinen Tisch steht ein Glas, glatt und glänzend im Mondlicht. Daneben die kalten Linien eines Löffels. Nachdem ihre Finger dieses Bild in ihren Geist getragen haben sucht sie stirnrunzelnd nach der Lampe.
Mit einem Glimmspan, der in den glimmenden Kohlen des Ofens Feuer gefangen hat entzündet sie die Gaslaterne und hebt die Nachricht ins Licht.
„Wenn du überall sein könntest, wohin würdest du gehen?“
Hinter dem Papier und der schwarzen Tinte erscheint das Glas vor ihren blinzelnden Augen. Darin ein goldenes Glühen im Laternenlicht.
„Wohin würdest du gehen?“ Vorsichtig schraubt sie den Deckel vom Glas. Nidar? Die singenden Klippen oder in den Silberwald unter dem die Inseln des Mondes verborgen liegen? Tausend Orte, ganze Welten erstehen vor ihrem inneren Auge, verblassen verschwinden und sind mit dem nächsten Lidschlag verändert und verloren.
Zähflüssiges Gold windet sich im Schein der Lampe, und es scheint beinahe, als würde es ein eigenes, inneres Licht ausstrahlen. Sie hebt den Löffel, taucht ihn vorsichtig in das kostbare Leuchten und zieht ihn wieder hervor. In Fäden und Tropfen rinnt Honig vom glänzenden Stahl und fängt das Licht, hält es fest und verwandelt es in einen fließenden Traum von Sonne und Wind.
Die vergessenen Inseln,... oder die freien Städte? Die Süße der hängenden Gärten ist schwer und warm, und sie schließt die Augen. Honig ist eine seltene Kostbarkeit in Liszaras Leben. Für einen Moment lässt sie sich fallen, lässt sich treiben in ihren Träumen von fernen Orten und nie gesehenen Wundern. Die hängenden Gärten von Erravion?
Mit einem flüsternden Atemhauch löscht sie das Licht der Laterne und kriecht unter die Decken. Im Kissen hat sich ein fremder und dennoch seit langer, langer Zeit vertrauter Geruch verfangen. Als sie die Augen schließt träumt sie schon von einem Ort, ohne Räder und Rauch, wo Menschen nicht an Fäden hängen und die Schatten lächeln können. Und während der Schlaf sie leise in die Ferne trägt lauschen die Wände einem leisen Summen, einem Lied, das hierher gehört, wie der winzige Tisch, der kleine Ofen oder das knarrende Bett.


Hehehe, so viele ideen, da ich die letzten tage ziemlich flachgelegen bin hatte ich viel zeit, und somit hat die zerbrochene welt nun auch einen geschichtsverlauf und politische karten gekriegt. mit TdL und LiW sollts auch bald weiter gehen, ich muss nur noch ein paar überleitungen finden.
zu der interpretation des herrn in schwarz kann ich nur mr burns zitieren "ausgezeichnet" *fingerspitzen aneinanderleg*
ansosten viel spaß mit der geschichte und ne gute zeit, auf wiederschreiben...

the_lifeless
 
Hmm, nach langer Zeit geht es weiter mit der ungeschriebenen Geschichte der neuen Welt:


Teil IV


“Die Kinder der Fyrr´Daryss ssind erwacht…” Lange schon hat sich das hasserfuellte Zischen des Drachenjuengers in den Schatten verloren. Doch in der Stille, die zwischen den Saeulengaengen widerhallt kann man ein Wispern erhaschen, das von finsteren Zeiten kuendet. Die Steine scheinen zu fluestern. Nur ein Raunen im Wind sind ihre Worte, nur ein geisterhaftes Echo.
Doch der Thronsaal des Kaisers vergisst nicht. Die Steine erinnern sich, erinnern sich an die ersten Sonnenstrahlen einer neuen Welt, an das Erwachen des Kindes. Mit ihren Liedern haben sie es getroestet und mit ihren Geschichten haben sie dem Ewigen die Augen geoeffnet. Sie erinnern sich an den Drachentanz und bisweilen erzaehlen die aeltesten unter ihnen, was war, bevor die Welt zerbrach. Denn die Fluesternden Hallen vergessen nicht.
Es ist ein finsterer Ort, ein Hort der Schatten und gefluesterter Geheimnisse.
Schreitet man durch das letzte der Hundert Tore bleibt nur die Dunkelheit. Niemand weiss, wie weit sich die scheinbar endlosen Saeulengaenge erstrecken, und schon so mancher hat hier seinen Weg in die Nebel gefunden.
Doch es gibt einen Pfad ins Licht. Folgt man ihm, so kann man schon bald die verwitterten Meisterwerke erahnen, die dereinst von kunstfertigen Haenden in den Stein getrieben wurden.
Bisweilen, wenn ein duenner Lichtstrahl zwischen den Saeulen hindurchfaellt glaubt man das Glitzern von Gold und Edelstein im Dunkel zu erkennen. In feinen Linien weben sie wunderbare Muster in die Schatten.
Eine Ewigkeit scheint es, wandelt man durch diese steinernen Gaerten verborgener Pracht, bis das Licht heller wird. …Heller und heller, bis es erstrahlt wie der Schein der Sonne am Sommerhimmel. Dort, im Herzen des Schweigens sitzt Adrahyr, der Kindkaiser, auf ewig gefesselt an Krone und Thron auf dem kristallenen Sitz seiner Macht.
Er ist der Herr ueber die Inseln von Rhuyn und erster unter den Erhabenen. Schweigend umstehen ihn seine Ratgeber, waehrend das Kind auf dem kristallenen Thron dem Lied der Steine lauscht. Lange sinnt es nach ueber die Worte des Drachenjuengers, die seinem Volk solch finstere Zeiten prophezeien.
Als er schliesslich seine Stimme erhebt sind seine Worte klar und kalt, wie der Winter… “Bringt mir den gebrochenen Ritter!”…



So, ich hoffe es gefaellt, kritik und kommentare sind wie wilkommen
zur Storybogenfrage: hmm ziemlich kompliziert zu beantworten, weil in einer Geschichte eben manchmal mehr stecken. aber am anfang jeder geschichte steht ein ende, auch wenn das nicht in stein geschrieben ist. auch hab ich bei den drei im whfg zu lesenden ziemlich unterschiedlich konstruiert, was sie allerdings gemeinsam haben sind jede menge von wirren notizen, die auf zetteln in textdokumenten und notizbuechern durcheinandergeweorfen sind. dann wird die geschichte zerstueckelt, in kapitel und szenen aufgeteilt, wobei besonders bei tdl viel nur auf "dialogen" basiert, d.h. zwei hauptpersonen pro szene, die interagieren, waehrend WDT wesentlich mehr auf alleinstehende momente aufbaut. tja, ne methode, bei der sich, weil die geschichte eben keinen voellig klaren verlauf hat gerne fehler einschleichen, was aber nicht immer schlecht ist, denn einmal gefunden koennen daraus nette, bisweilen nicht sofort ersehbare wendungen gemacht werden.
vielleicht tut es den geschichten ja gut, wenn sie platz zum atmen haben.

thelifeless 😀
 
Oh mei, das ist ja nur n recht kurzes Stück, das aber andeutet, dass wir Einblick in Geschehnisse haben werden, die im Weltenmechanismus selbst geschehen werden. Ich denke nicht, dass ich Adrahyr beneide.

So, aber an drei Stellen würde ich doch Kommata setzen, und zwar:

Saeulengaengen widerhallt KOMMA kann
hindurchfaellt KOMMA glaubt
Stimme erhebt KOMMA sind

Danke für die Antwort zum Storybogen. Plötzlich hats bei mir Klick gemacht, dass meine Probleme daher rühren, dass ich eine Historie schreiben will und mit unfassbar vielen Jahreszahlen jonglieren muss, während du "nur" eine Geschichte erzählst.

Tolle Bilder, wie üblich.
 
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
{Und Bertram: bin am schreiben 🙂}[/b]
:rock:

Sicherlich ist auch an dir nicht vorbeigegangen, dass in letzter Zeit verhältnismäßig hohe Aktivität im Story Forum herrscht.
Du könntest auch ma wieder was zu meiner Story sagen, ich vermisse wieder megalange kritische Posts von dir. 😉
Aber schreib erstmal fertig, mir ist aufgefallen dass du im Mai das letzte mal was zu deiner Story geschrieben hast. 😛h34r:
 
Ja sehr viele Bilder und sehr schöne Bilder, die du da beschreibst. Diese Erzählung entführt den Leser irgendwie wirklich in eine fremde Welt.

Aber für mich persönlich ist das nichts. Irgendwie kommt die Handlung nicht durch und die Zusammenhänge, von denen die meisten wohl eh erst später geklärt werden, versinken unter der Gewalt dieser Bilder. Soll keine Kritik sein, sondern nur meine Meinung. Für mich ist das ganze einfach nicht klar genug. besonders im zweiten Teil. Man erfährt kaum etwas. Nur das er(wer auch immer er ist) ein paar Meuchelmörder plättet, um jemanden zu retten, was er aber nicht schafft. Weshalb schafft er es nicht? Was ist überhaupt passiert? Und was sind das für Schatten, die in einfangen? Wurde er verletzt und sinkt in Ohnmacht oder sind das irgendwelche Arme aus Dunkelheit, also magisch?

Solche und andere Fragen stelle ich mir, wenn ich deine Geschichte lese. Vielleicht liegt es aber auch am Wesen deiner Welt, die du beschreibst. Denn es scheint nicht die Warhammer-Welt zu sein, die man sonst so kennt. Ist das irgendwie ne Welt im Warp, denn so kommt sie mir vor? Oder einfach eine andere Welt?

Na,ja ichrate dir, weiterzuschreiben, denn du schreibst gut. Vielleicht blick ich später ja noch besser durch. 😀