Digitales Sculpting und der klassische Modellierer

Modular

Eingeweihter
28. Oktober 2010
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Immer wieder stolpere ich über 3D-Renderings von Modellen, die dann später produziert werden.

In Zeiten von ZBrush, 3dsMAX und anderer 3D-Modellierungssoftware stellt sich für mich die Frage, ob die eigenltliche klassische Modellierarbeit in der Industrie z.B. bei GW langsam überflüssig wird?

...Modellieren...drucken per 3D-Drucker (vllt. ändern)...fertig für die Produktion! (Ist jetzt sehr minimalistisch dargestellt, als "3...2..1.. fertige Miniatur") 😉

Vorteile sind natürlich u.a. keine Aushärtungszeiten, Detailarbeiten sind leichter zu leisten, die "UNDO"-Funktion XD.. usw.

Finde die Thematik sehr interessant...verdrängt das Digitale langsam den "klassischen" Beruf des Modellierers?

Meinungen oder sogar Erfahrungen eurerseits wären interessant zu lesen. 😀

Vllt. kann sogar jemand aus der Industrie mal aus dem "Nähkästchen" erzählen, wie das mit dem digitalen erstellen von Minis so generell ankommt bzw. läuft ...wie gesagt...sehr spannendes Thema, wie ich finde.

-cheers
 
Ich denke, die Betonung liegt auf absehbare Zeit noch auf "langsam", wobei man allerdings auch unterschiedliche Einsatzbereiche und die Finanzmittel in Betracht ziehen muss.

Im Bereich Plastikspritzguss hat sich die Digitale Modellage für Fahrzeug- und Flugzeugmodelle bei den Marktführern (Dragon, Revell, Airfix) soweit ich weiß durchgesetzt. Es hat den Vorteil, dass die Modelle recht glatte, oft auch winklige Flächen haben, für welche man durch Ansteuerung einer 5-Achsen-CNC-Fräse aus der Software eine Spritzgussform schneiden kann. Das eliminiert die Arbeitsschritte des handgefertigten 3-Ups und den Pantographenschnitt, wo traditionell das größte Risiko bestand, die Form zu ruinieren und neu beginnen zu müssen, und was die sehr hohen Kosten für Spritzgussformen (im sechsstelligen Bereich) begründete.

Dennoch sind die Software und besonders auch die erforderliche Maschinerie momentan noch sehr teuer, weshalb es eher für etablierte Firmen interessant sein dürfte.

Hat man wiederum "biologische" Figuren wie Menschen, so kann man dafür natürlich auch den CNC-Schnitt machen, es dürfte aber aufwändiger sein und länger dauern als ein vorwiegend flächiger Schnitt für einen Panzer.

Das Rapid-Prototyping hat derzeit bei den "billigen" Druckertypen noch eine zu niedrige Auflösung, um weiche Kurven annehmbar hinzubekommen. Auch hier stellt sich dann die Frage, ob die traditionelle Methode der Modellierung nicht vorteilhafter ist, wenn man ohnehin eine vulkanisierte Silikonform anfertigen will - ein RP-Muster müsste je nach Qualität des Druckers noch mehr oder minder stark nachgearbeitet werden.

Auch hier ist bei flächigen Modellen ein effektiverer Einsatz möglich, denke ich - d.h. für die Herstellung von Fahrzeugbausätzen aus Resin - hier gibt es einige Firmen wie Company B, die einzelne Komponenten als Master mit RP-Technologie fertigen lassen.

Meine Einschätzung ist, solange die diversen Technologien noch recht teuer sind, beschränkt sich der praktikable Einsatz auf Plastikbausätze bei etablierten Firmen und möglicherweise spezialisierten Dienstleistern wie Renedra. Langfristig wird es auch mehr On-Demand-RP-Anbieter wie Shapeways geben.
 
Soweit ich weiß, setzt GW bereits im großen Stil auf 3D-Modellierung. Wenn ich mich recht entsinne war der Carnifex eines der ersten Modelle, die am Computer entstanden sind. Insbesondere die Großmodelle, die GW ja in wachsender Menge veröffentlicht, dürften diesem Technologiewechsel geschuldet sein.

Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand, ich sehe aber auch Nachteile. Soweit ich das mitverfolgt habe, tut sich GW seit dem Wechsel auf 3D-Modellierung zunehmend schwer mit organischen Formen wie z.B. Fell. Für das klassische Sculpting gab es da bereits sehr ausgereifte Techniken, am Computer scheint man da noch Nachholbedarf zu haben. Besonders negativ fällt dies beim Sortiment der Skaven auf, welches imho über die Jahre stark an Qualität eingebüßt hat. Klar, solche Modelle wie die aktuelle Höllenglocke sind toll, aber die gemeine Klanratte sieht dafür halt doof aus. Ich fände es schöner, wenn man nach wie vor auch auf klassisches Sculpting setzen würde, verstehe aber natürlich auch, dass man nicht doppelgleisig fahren will.
 
Das Computerdesign stört mich persönlich eigentlich nur bei felligen Modellen wie eben Skaven... Könnte man da nicht irgendwie eine Oberfläche einscannen (es gibt ja solche Fellmodellierhilfen...) und dann einfach grafisch in das Computerdesign einfügen? Denn das Fräsen selbst sollte ja kein Problem sein...

Sonst machen die ihre Sache mit den Computern ganz ordentlich, besonders weil man dadurch so feine Sachen wie die Finger des Leichenkarrenfahrers hinbekommt...