40k Ein Gedicht: Schutzpatrone der Narren

Sarash

Hüter des Zinns
08. Dezember 2007
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Mal ein Gedicht vom Wölfchen. Im Bereich Warhammer schreibe ich die zwar eigentlich nicht, aber folgendes Gedicht ist auch nicht direkt auf Warhammer bezogen. Passt thematisch aber dennoch ganz gut rein (wie eigentlich in ziemlich viele Epochen😛) und da dacht' ich mir, nutze ich doch mal eine zusätzliche Plattform.😀


Die Form ist simpel gehalten und die Stilmittel sind auch großteils im Prozess entstanden. Hoffe es gibt wenigstens ein, zwei Kommentare.

Schutzpatroneder Narren


Zwei Brüder, Pech und Schwefel gleich,
Zogen aus zum Streite.
Krieg und Tod, ein' dunkel, einer bleich,
Fochten Seit' an Seite.


Der Ältere, graue Eminenz,
Lenkt auf finst'ren Bahnen
Des Jüngeren, blutrot Persistenz,
Marodierend Scharen.


Zieh'n um: Mal gen Süd und mal gen Nord;
Ihr Erbe währt lang Jahr.
Jubel: Manch ruft Zeter,manch schreit Mord,
Für Gott, für was sei wahr.


Mit Wohlgefallen, beide Brüder
Die Opfer nehmen an,
Die Ihnen Torheitskinder geben, über
Den Streit für Volk und Land.


Dann, wenn die Feuer höhnisch tönen
Und Aschen rieseln seicht,
Könn' Tod und Krieg ihr'n Lastern frönen,
Derweil das Leben weicht.


Und die Gebrüder ziehen weiter,
Trotz Recht und auch trotz Gott.
Zurück bleiben arm Menschen Geister -
Die Religion wird Spott.


Zwei Brüder, Pech und Schwefel gleich,
Ziehen aus zum Streite.
Im Dienst steh'n ihnen die Toren reich,
Bis in endlos Zeite.


PS: Für die Formatierungsfehler kann ich nichts, ist die Forensoftware. Wer's gerne ohne Leerzeichenprobleme lesen möchte, den verweise ich frech auf den Link in meiner Signatur.:lol:
 
Zuletzt bearbeitet:
Applaus! 😉

Also ich war mir nicht immer ganz sicher, ob das vom Rhythmus her passt. Ich habs jetzt nicht laut vorgelesen, aber einige Stellen kamen mir etwas abgehackt rüber. (insbesondere die Stelle "Derweil Leben entweicht." klingt etwas langgezogen. Ich würde ja "derweil das Leben weicht" schreiben, ist aber natürlich nur mein subjektives Empfinden und hat nichts mit tatsächlichen Stilmitteln zu tun 😉)
Macht nichts, trotzdem sehr schön, sprachlich wie inhaltlich. Erinnert mich an "Prometheus" von Goethe und "Der Krieg" von Heym (und das sei als Lob zu verstehen, nicht als Abguck-Vorwurf) Beides sehr schöne Gedichte, die ich auch auswendig kann.

Zumal insofern beeindruckend für mich, dass ich es mit dem Dichten nicht so habe. Ich bleibe lieber bei Geschichten 😉

Frage zum Titel: Inwiefern Schutzpatrone? Genau das sind die hier beschriebenen Brüder ja eigentlich nicht. Ein beabsichtigter Widerspruch?
 
@Nakago: Danke für den Tipp.

@SHOKer: Danke für den Applaus.^^ Und meine Güte, mit Goethes "Prometheus" verglichen zu werden ist eine Ehre sondergleichen.:bounce: Ich verstehs schon nicht als Abguck- Vorwurf.🙂 Tatsächlich lasse ich mich gerne und oft von Goethe inspirieren (zumal ich weite Passagen des Faust Epos auswendig kann).
Dein Vorschlag mit "derweil das Leben weicht" gefällt mir. Werde ich mal übernehmen. Ich hatte lediglich an der Stelle leichte Schwierigkeiten Reim, Metrum und Schema zu treffen. Ursprünglich wollte ich auch auf "sanft" und nicht "seicht" reimen, aber es gibt kaum vernünftige Worte, die sich auf Ersteres reimen.

Zum Titel:
Klar ist das ein beabsichtigter Widerspruch.:lol: Meint eben, dass Fanatiker gerne zu Krieg als Universallösung greifen, ohne zu verstehen, dass es gerade auch sie selbst sind, die darunter leiden und sterben werden. Dem Krieg selbst (wenn wir die Personifikation aufrecht erhalten) ist es dagegen ja wohl egal, wer in seinem Namen stirbt, Hauptsache die kleinen Menschlein hauen und stechen weiter.


Und in der Retrospektive meiner eigenen Arbeit stelle ich mit leichtem Erstaunen fest, dass dieses Gedicht ein Produkt der aktuellen weltpolitischen Situation ist (denn ich hab grad Nachrichten geschaut und mich wieder über den nahen Osten aufgeregt).
 
Nett..haha wie das klingt ^^

Ich finde es klasse..obwohl ich zugeben muss das ich von dichtern und deren arbeit keine ahnung habe, ist es immer wieder schön es zu lesen, vielen dank

zur politik-der nahe osten ist seit jahrzehnten ein kriesenherd und es wird noch jahrzehnte dauern bis er sich beruicht (obamas drohungen an den iran) aber auch weiter im osten regt sich etwas! Der streit zwischen china und japan wird immer heftiger
 
zur politik-der nahe osten ist seit jahrzehnten ein kriesenherd und es wird noch jahrzehnte dauern bis er sich beruicht (obamas drohungen an den iran) aber auch weiter im osten regt sich etwas! Der streit zwischen china und japan wird immer heftiger

Mag sein, aber als aufgeklärter (künftiger) Akademiker liegt es meistens an Menschen wie mir über die Logik des Fanatismus den Kopf zu schütteln. Man könnte sagen, den Fanatikern einen Spiegel vorhalten (oder einen Vortrag halten?), da jene so ein Gedicht aber entweder nicht lesen oder nicht verstehen wollen, ist es eben für meine aufgeklärten Mitmenschen aus dem Abendland.

PS: China und Japan sind anders motiviert, da findet die Aussage dieses Gedichts keine Anwendung.
 
Hallo Sarash,
Ein wahrhaft episches Gedicht. Ich finde sowohl die angestrebte Aussage, wie auch die Ausführung sehr gelungen. Auch, dass der Rhytmus im 3. und 4. Vers etwas holpert tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch. Einzig am Ende hätte ich, eben wegen der erwähnten rhytmischen Ausgestaltung den Artikel vor "Toren" weggelassen. Also: "Im Dienst stehn ihnen Toren reich" aber das ist eher eine Nebensächlichkeit.

Noch einmal: Sehr gelungene Verse über das Wesen des Krieges. Auch sher positiv finde ich, dass Du in den Formulierungen sehr treffsicher in einer bestimmten Terminologie (mittelalterlich) geblieben bist, Bsp.: Torheit, fochten, Pech und Schwefel etc...

Danke für diesen erquiklichen Zeitvertreib nin der Mittagspause.

Besten Gruß H.
 
Neben der üblichen Dankung und bla blub 🙂p) noch ein Kommentar von mir:

Vor "Toren" im der letzten Strophe ist der Artikel schon richtig gesetzt. Sonst passte es nicht in die Silbenzahl. Ich habe mich, ganz nach meinen lyrischen Vorbildern, bemüht, Versmaß, Silbenanzahl und Rhythmus möglichst wenig zu beugen.
Oder habe ich einäugiger Blindfisch (das einäugig stimmt übrigens) mich verzählt? In dem Fall bitte meckern.


Und falls dir im Allgemeinen Stil und Ton des Gedichts gefallen, möchte ich doch unverfroren auf den Link in meiner Signatur deuten. Unter "Nihili Significas libertas" (ich weis, dass es nicht ganz der lateinischen Grammatik folgt) findet sich die Sammlung meiner Lyrik.


Reingehauen.:lol: