Eisenhorn-Trilogie / Bequin-Trilogie: Ist Bequin in "Pariah" out of charakter?
Achtung: Der Nachfolgende Post enthält einige Spoiler zur Romanreine der Eisenhorn-Trilogie und deren Nachfolgeromane!
Hallo zusammen,
Ich habe in den letzten Wochen die Trilogie "Eisenhorn" verschlungen und lese gerade "Pariah", dem ersten Band der Bequin-Trilogie. Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle gar nichts weiter spoilern, als großer Fan der Eisenhorn-Trilogie sind mir bei "Pariah" jedoch einige (teilweise recht grobe) Logiklücken aufgefallen, die sich mir einfach nicht erklären wollen.
Es geht um Alizbeth Bequin, Protagonistin in Pariah. Das Buch an sich ist sehr gut geschrieben und vermag einen mitzureißen, allerdings habe ich das dumpfe Gefühl, dass Bequin vollkommen out of charakter ist - also in vielen Dingen wenig mit der Alizbeth Bequin gemein hat, die man aus der Eisenhorn-Trilogie kennt.
Nun sind natürlich beide Romane aus der Ich-Perspektive der jeweiligen Person geschrieben und obendrein auch zeitlich gar nicht mehr zueinander passend. Gewisse Unstimmigkeiten sind daher vorprogrammiert, vielmehr sind sie sogar zu erwarten, da die Charaktere schließlich ihre persönliche Sicht auf die Handlung und die anderen Charaktere wiedergeben und man nicht die neutrale, objektive Sichtweise eines omnipotenten Erzählers hat. Einige Schnitzer jedoch kann man eigentlich nicht ignorieren.
1. Bequins Wissen über den Pariah-Effekt
Bequin ist eine Unberührbare - in "Pariah" wird in diesem Kontext vom Pariah-Effekt gesprochen, doch beides ist dasselbe. In "Pariah" ist eben diese Unberührbarkeit für Bequin alltäglich, ein Werkzeug, um dessen Mittel und Wirkung sie sich vollends bewusst ist - und etwas, was für sie geradezu alltäglich geworden ist. In "Eisenhorn: Xenos" hingegen fällt sie offenbar aus allen Wolken, als Eisenhorn ihr kurz nach ihrer ersten Begegnung offenbart, sie sei eine Unberührbare. Wie kann es sein, dass Bequin dort offenbar keine Ahnung davon hat, dass sie eine Unberührbare ist? Ihre Emotionale Reaktion darauf war schließlich einigermaßen heftig.
Die logischste Erklärung wäre es, dass sie Eisenhorn lediglich getäuscht hat - andererseits sollte man von einem Inquisitor seines Kalibers doch erwarten, dass er früher oder später dahintergekommen wäre.
2. Bequins Kampftauglichkeit
Etwas seltsamer und weniger leicht zu erklären sind Bequins Kampfkünste in "Pariah". in "Eisenhorn: Xenos" wird sie als die ehemalige Prostituierte beschrieben, die ein recht lockeres und abwechslungsreiches Leben hinter sich hatte, aber keinerlei Kampferfahrung besitzt. Auf ihrem ersten Einsatz mit Eisenhorn bekommt sie massenhaft Panik (zugegebenermaßen durch den Anblick eines Chaos Space Marine), verkriecht sich in einem Schuppen und leistet im Kampf auch sonst keinen konstruktiven Beitrag, abgesehen davon, dass sie Eisenhorn vor Psioniker-Angriffen schützt. Die ersten "richtigen" Kampfkünste bringt ihr erst später Eisenhorns Pilot Midas Betancore bei, und das in einem fortlaufenden Training über viele Wochen.
In "Pariah" hingegen erzählt Bequin von ihrer Kindheit in einem Waisenhaus, und dass sie ihre Zeit als Jugendliche und junge Erwachsene in einer Art Spionen-Ninja-Ausbildungsschule, die sehr an die Schule von Professor Xavier aus X-Men erinnert, verbracht hat. Natürlich lag dort der Schwerpunkt auf Tarnen und Täuschen, aber die Kampfszenen in Pariah (Bequin gegen den Interrogator, Bequin gegen die Telekinetin, etc.) offenbaren eine kämpferische Raffinesse, die die spätere Alizbeth Bequin in den Eisenhorn-Romanen schlicht und ergreifend nicht HAT.
Auch hier wüsste ich keine andere geschichtskonforme Erklärung als "Sie hat sich eben verstellt." - was ich im Angesicht lebensbedrohlicher Situationen für denkbar dämlich halte.
3. Bequins Unberührbarkeit / Die Liebesbeziehung Bequin-Eisenhorn / Die "Anti-Pariah"-Schellen
Der dritte Punkt, der mir aufgefallen ist, ist der praktisch fundamentalste. Eisenhorn und Bequin lieben sich. In "Eisenhorn: Malleus" offenbart Eisenhorn dem Leser seine Liebe zu Bequin und hadert noch, ob sie ihn wohl auch lieben würde, doch spätestens in "Eisenhorn: Hereticus" wird felsenfest klargestellt: Beide lieben einander. Eisenhorn berichtet davon, die Angehörige des Femininuns berichtet davon und auch Eisenhorns Ex-Freundin weiß davon, dass die beiden sich lieben. Zugleich wird aber stets eins betont: Sie lieben sich, aber sie können nicht zusammen sein. Eisenhorn ist Psioniker, Bequin ist eine Unberührbare. Für sie wäre eine Beziehung natürlich toll, aber Eisenhorn als Psioniker würde, wenn er dicht bei Bequin ist (beim Schlafen, etc.), permanent starke körperliche und geistige Schmerzen verspüren und auf lange Sicht schlicht und ergreifend wahnsinnig werden. Beide lieben sich - wenn man nach Eleena geht, vergöttern sie einander sogar ("Eisenhorn: Hereticus") - aber sie können nicht zusammen sein.
Nun werden in "Pariah" gleich zu Beginn jedoch Anti-Psioniker-Schellen (im Buch zumeist nur "die Schelle/-n" genannt) vorgestellt, welche den Pariah-Effekt offenkundig vollends zu unterdrücken wissen - so sehr, dass Psioniker in der direkten Nähe eines Unberührbaren ihre Kräfte voll entfalten können und der oder die Unberührbare sogar selbst für psionische Angriffe/Sondierungen empfänglich werden - der Grund, warum Eisenhorn und Bequin kein Paar sein konnten, wird damit ja praktisch außer Kraft gesetzt.
Wie passt das alles zusammen? Warum hat Bequin als junge Erwachsene in "Pariah" Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie später in "Eisenhorn" nicht mehr hat? Warum hat Bequin - wo sie Eisenhorn doch angeblich liebt - ihm und allen anderen die Unberührbarkeits-Unterdrückungs-Schellen verschwiegen, obwohl die beiden damit wohl hätten zusammen sein können? Diese und viele andere Fragen wirft "Pariah" - zumindest der erste Teil der Geschichte - auf, ohne sie zu beantworten.
Was ist nun die Antwort auf das alles? Hat Bequin sich die ganze Zeit über gegenüber Eisenhorn und allen anderen verstellt? Gibt es irgendein verstecktes Plot-Hole, wodurch sie irgendwie ihre gesamte Kindheit und alles, was mit dem Pariah-Effekt zu tun hat, vergisst? Hat Dan Abnett die Details einfach nur beim Schreiben der Bequin-Trilogie vergessen?
Achtung: Der Nachfolgende Post enthält einige Spoiler zur Romanreine der Eisenhorn-Trilogie und deren Nachfolgeromane!
Hallo zusammen,
Ich habe in den letzten Wochen die Trilogie "Eisenhorn" verschlungen und lese gerade "Pariah", dem ersten Band der Bequin-Trilogie. Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle gar nichts weiter spoilern, als großer Fan der Eisenhorn-Trilogie sind mir bei "Pariah" jedoch einige (teilweise recht grobe) Logiklücken aufgefallen, die sich mir einfach nicht erklären wollen.
Es geht um Alizbeth Bequin, Protagonistin in Pariah. Das Buch an sich ist sehr gut geschrieben und vermag einen mitzureißen, allerdings habe ich das dumpfe Gefühl, dass Bequin vollkommen out of charakter ist - also in vielen Dingen wenig mit der Alizbeth Bequin gemein hat, die man aus der Eisenhorn-Trilogie kennt.
Nun sind natürlich beide Romane aus der Ich-Perspektive der jeweiligen Person geschrieben und obendrein auch zeitlich gar nicht mehr zueinander passend. Gewisse Unstimmigkeiten sind daher vorprogrammiert, vielmehr sind sie sogar zu erwarten, da die Charaktere schließlich ihre persönliche Sicht auf die Handlung und die anderen Charaktere wiedergeben und man nicht die neutrale, objektive Sichtweise eines omnipotenten Erzählers hat. Einige Schnitzer jedoch kann man eigentlich nicht ignorieren.
1. Bequins Wissen über den Pariah-Effekt
Bequin ist eine Unberührbare - in "Pariah" wird in diesem Kontext vom Pariah-Effekt gesprochen, doch beides ist dasselbe. In "Pariah" ist eben diese Unberührbarkeit für Bequin alltäglich, ein Werkzeug, um dessen Mittel und Wirkung sie sich vollends bewusst ist - und etwas, was für sie geradezu alltäglich geworden ist. In "Eisenhorn: Xenos" hingegen fällt sie offenbar aus allen Wolken, als Eisenhorn ihr kurz nach ihrer ersten Begegnung offenbart, sie sei eine Unberührbare. Wie kann es sein, dass Bequin dort offenbar keine Ahnung davon hat, dass sie eine Unberührbare ist? Ihre Emotionale Reaktion darauf war schließlich einigermaßen heftig.
Die logischste Erklärung wäre es, dass sie Eisenhorn lediglich getäuscht hat - andererseits sollte man von einem Inquisitor seines Kalibers doch erwarten, dass er früher oder später dahintergekommen wäre.
2. Bequins Kampftauglichkeit
Etwas seltsamer und weniger leicht zu erklären sind Bequins Kampfkünste in "Pariah". in "Eisenhorn: Xenos" wird sie als die ehemalige Prostituierte beschrieben, die ein recht lockeres und abwechslungsreiches Leben hinter sich hatte, aber keinerlei Kampferfahrung besitzt. Auf ihrem ersten Einsatz mit Eisenhorn bekommt sie massenhaft Panik (zugegebenermaßen durch den Anblick eines Chaos Space Marine), verkriecht sich in einem Schuppen und leistet im Kampf auch sonst keinen konstruktiven Beitrag, abgesehen davon, dass sie Eisenhorn vor Psioniker-Angriffen schützt. Die ersten "richtigen" Kampfkünste bringt ihr erst später Eisenhorns Pilot Midas Betancore bei, und das in einem fortlaufenden Training über viele Wochen.
In "Pariah" hingegen erzählt Bequin von ihrer Kindheit in einem Waisenhaus, und dass sie ihre Zeit als Jugendliche und junge Erwachsene in einer Art Spionen-Ninja-Ausbildungsschule, die sehr an die Schule von Professor Xavier aus X-Men erinnert, verbracht hat. Natürlich lag dort der Schwerpunkt auf Tarnen und Täuschen, aber die Kampfszenen in Pariah (Bequin gegen den Interrogator, Bequin gegen die Telekinetin, etc.) offenbaren eine kämpferische Raffinesse, die die spätere Alizbeth Bequin in den Eisenhorn-Romanen schlicht und ergreifend nicht HAT.
Auch hier wüsste ich keine andere geschichtskonforme Erklärung als "Sie hat sich eben verstellt." - was ich im Angesicht lebensbedrohlicher Situationen für denkbar dämlich halte.
3. Bequins Unberührbarkeit / Die Liebesbeziehung Bequin-Eisenhorn / Die "Anti-Pariah"-Schellen
Der dritte Punkt, der mir aufgefallen ist, ist der praktisch fundamentalste. Eisenhorn und Bequin lieben sich. In "Eisenhorn: Malleus" offenbart Eisenhorn dem Leser seine Liebe zu Bequin und hadert noch, ob sie ihn wohl auch lieben würde, doch spätestens in "Eisenhorn: Hereticus" wird felsenfest klargestellt: Beide lieben einander. Eisenhorn berichtet davon, die Angehörige des Femininuns berichtet davon und auch Eisenhorns Ex-Freundin weiß davon, dass die beiden sich lieben. Zugleich wird aber stets eins betont: Sie lieben sich, aber sie können nicht zusammen sein. Eisenhorn ist Psioniker, Bequin ist eine Unberührbare. Für sie wäre eine Beziehung natürlich toll, aber Eisenhorn als Psioniker würde, wenn er dicht bei Bequin ist (beim Schlafen, etc.), permanent starke körperliche und geistige Schmerzen verspüren und auf lange Sicht schlicht und ergreifend wahnsinnig werden. Beide lieben sich - wenn man nach Eleena geht, vergöttern sie einander sogar ("Eisenhorn: Hereticus") - aber sie können nicht zusammen sein.
Nun werden in "Pariah" gleich zu Beginn jedoch Anti-Psioniker-Schellen (im Buch zumeist nur "die Schelle/-n" genannt) vorgestellt, welche den Pariah-Effekt offenkundig vollends zu unterdrücken wissen - so sehr, dass Psioniker in der direkten Nähe eines Unberührbaren ihre Kräfte voll entfalten können und der oder die Unberührbare sogar selbst für psionische Angriffe/Sondierungen empfänglich werden - der Grund, warum Eisenhorn und Bequin kein Paar sein konnten, wird damit ja praktisch außer Kraft gesetzt.
Wie passt das alles zusammen? Warum hat Bequin als junge Erwachsene in "Pariah" Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie später in "Eisenhorn" nicht mehr hat? Warum hat Bequin - wo sie Eisenhorn doch angeblich liebt - ihm und allen anderen die Unberührbarkeits-Unterdrückungs-Schellen verschwiegen, obwohl die beiden damit wohl hätten zusammen sein können? Diese und viele andere Fragen wirft "Pariah" - zumindest der erste Teil der Geschichte - auf, ohne sie zu beantworten.
Was ist nun die Antwort auf das alles? Hat Bequin sich die ganze Zeit über gegenüber Eisenhorn und allen anderen verstellt? Gibt es irgendein verstecktes Plot-Hole, wodurch sie irgendwie ihre gesamte Kindheit und alles, was mit dem Pariah-Effekt zu tun hat, vergisst? Hat Dan Abnett die Details einfach nur beim Schreiben der Bequin-Trilogie vergessen?
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