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Equilibrium (letztes Update: Februar 2021)
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Beitrag
<blockquote data-quote="Sistermarynapalm" data-source="post: 3000111" data-attributes="member: 18790"><p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"><strong>So, endlich ist ein neuer Part fertig.</strong></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"><strong>Es wird von jetzt an deutlich langsamer vorangehen.</strong></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"><strong>Ich habe leider kaum noch Zeit und kann aktuell auch nicht wirklich gedankenfrei schreiben.</strong></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"><strong>Die Story ist aber nicht vergessen, und selbst wenn es nur langsam vorangeht, geht es solange weiter, bis ich etwas anderes sage.</strong></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"><strong>Und jetzt viel Spaß beim Lesen</strong></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"><strong>Wie immer natürlich auch Danke an Nakago für’s Beta-Lesen</strong></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"></span></p> <p style="text-align: center"><span style="font-size: 10px"><strong>14</strong></span></p> <p style="text-align: center"></p><p></p><p>In dem Moment, als Ekko seinen Fuß auf die Tribüne setzte, explodierte die Welt. Ein kurzer, orangener Blitz flackerte auf, gefolgt vom grässlichen, trockenen Krachen eines von Menschen geschaffenen Sprengkörpers.</p><p>Der Colonel ging zu Boden. Er hatte es nicht einmal beabsichtigt.</p><p>Ein heftiger Stoß traf den imperialen Offizier, schnitt ihm scharf in die Beine und riss ihm die Füße unter dem Körper weg.</p><p>Blut spritzte ihm ins Gesicht, ein Sud aus von der Detonationsdruckwelle klein gerissenen Fleischfetzen und Körperflüssigkeiten.</p><p>»<em>Thronverdammte</em> …!«, schoss es ihm durch den Kopf, dann schlug er mit dem Geräusch eines umfallenden Armeesacks auf die Treppe, die den Rand der Tribüne bildete.</p><p>Für einen Augenblick war er zurück, der Schock von Agos Virgil, öffnete die Flutventile des Adrenalins in seinem Körper und schickte sich an, dem Colonel all die Energien zur Verfügung zu stellen, die er in einer unübersichtlichen Situation wie dieser benötigen würde.</p><p>Im nächsten Augenblick kollidierte sein Kopf mit dem verwitterten Stein. Die Lichter gingen aus.</p><p>»Colonel!«, rief Gireth entsetzt, während eine zweite Explosion ertönte, überleitete in das Knallen von automatischen Waffen.</p><p>Evi Biasz neben ihm ging fast zeitgleich in Deckung. Etwas scharfes, unglaublich schnelles, hatte einen Menschen vor ihr durchschlagen und war dann, hohl pfeifend, nur eine Fingernagelbreite entfernt an ihrem Kopf vorbeigerauscht.</p><p>Besucher schrien, als Körper in ihrer Mitte von Projektilen und Geschossen getroffen und durchstoßen wurden. Gliedmaßen und Leiber gaben dem Druck schnell expandierender Luft nach und fetzten in alle Richtungen davon.</p><p>Mit ihnen breitete sich Panik aus. Anwesende sprangen von ihren Plätzen, wie Vieh durch die entstehende Lärmkulisse erschreckt. Gleich Wellen, die vom Aufschlag eines Steins auf der Wasseroberfläche aufgebracht wurden, suchten sie ihr Heil in der Flucht, kletterten über Sitze, Tote und Verletzte hinweg.</p><p>»Colonel!«; widerholte der Funker und machte einige Schritte auf seinen Vorgesetzten zu.</p><p>»Nein!«, rief Biasz, als sie erkannte, was er vorhatte, und sprang auf. »Nicht!«</p><p>Aber es war zu spät.</p><p>Die sie Umgebenden befanden sich in kopfloser Flucht, schoben, drückten und pressten sich aneinander vorbei, um dem Ort des Schreckens möglichst schnell zu entkommen. Schreie, Stöhnen und Jammern verdichteten sich zu einer akustischen Kuppel über dem Geschehen, die nur vom harten Tackern schnell feuernder Maschinenwaffen durchstoßen wurde.</p><p>Gireth erhielt nicht einmal mehr die Gelegenheit aufzusehen. Ein kräftiger Stoß traf ihn und ließ ihn zurücktaumeln. Im nächsten Moment lag er am Boden, spürte das Gewicht von Füßen und Körpern, die sich auf ihn und über ihn wälzten.</p><p>Aus den Augenwinkeln konnte er noch erkennen, wie eine Welle aus Leibern Evi Biasz verschluckte und sie die steil aufsteigenden Ränge herabspülte, dann verschwand sie aus seinem Blickfeld.</p><p>Ein Stiefel erwischte ihn am Helm.</p><p>Mit einem dumpf aus seinen Innereien aufbegehrenden Seufzen der Furcht und des Schmerzes versuchte er, zurück zu seinem Vorgesetzten zu robben, den die Tritte der fliehenden Masse bereits zwischen die Sitzreihen geschoben hatten, doch der Versuch erwies sich als fruchtlos. Irgendjemand verhakte sich in seinem Funktornister, stolperte und stürzte. Andere folgten nach. Unversehens befand sich der junge Soldat inmitten einer Lawine aus Körpern, die aufeinander fielen, verzweifelt umherkrochen, schrien und unter dem Gewicht der über sie Klettenden zerdrückt wurden.</p><p>Ein grässliches Knirschen erklang, begleitete den Tod eines kleinen Mädchens, das, den Händen ihrer Mutter entrissen, in Gireths Blickfeld getrieben und dort von den Fliehenden zertreten wurde.</p><p>Eine Mischung aus Entsetzen, Ekel und Adrenalin trieb einen Schwall trockenen Würgens die Kehle des Regimentsfunkers empor, versuchte den ohnehin inhaltslosen Magen auf die sich langsam mit Blut tränkenden Stufen zu entleeren.</p><p>Ein neuerlicher Tritt erwischte den Funker am Kopf, trieb seinen Schädel auf den aufgeheizten Stein. Der Schmerz schallte mit der Energie eines kräftigen Gongschlags durch seinen Körper, ließ den beruhigenden Nebel der Bewusstlosigkeit in ihm aufbegehren.</p><p>Glockenhelles Pfeifen erkämpfte sich die Kontrolle über sein Gehör, narkotisierte seine Sinne und deutete mit akustisch erhobenem Zeigefinger auf die plötzliche Reduktion der temporalen Geschwindigkeit.</p><p>Gireth fand sich mit dem höchst faszinierenden, wenn auch ängstigenden Phänomen der Kampfzeit konfrontiert: einer schlagartigen Zeitlupe, die einem Soldaten das Gefühl gab, die Welt um ihn herum halte den Atem an, um auf seine nächste Reaktion zu warten. Als gäbe sie ihm die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen, bevor sie ihn wieder in den Tumult der Schlacht warf.</p><p>Gireth konnte sich erinnern, ein ähnliches Gefühl bereits erlebt zu haben, wenn auch weniger intensiv. Dennoch: Die von dumpfen Tönen und leicht verschwommenen Bildern dominierte Wahrnehmung, mit der er sich hier, inmitten der schrecklichen Szenerie auseinander setzen musste, war in seiner Lage nicht unbedingt hilfreich. Sie verlängerte sein Leiden lediglich.</p><p>Er sah wieder auf, gerade rechtzeitig, damit ein von Projektilen getroffener Junge zwischen die Sitze vor ihm fiel. Sein Rücken war durch eine Geschossgarbe zerfetzt worden.</p><p>Tote und Verletzte lagen auf dem Boden, umgeben von abgerissenen Körperteilen, und Blut floss in dünnen Bächen über die Treppenstufen. Ein Feuer brannte, irgendwo weiter im Zentrum der Tribüne und selbst oberhalb seiner Position konnte Gireth Rauchschwaden erkennen, auch wenn diese dicker und öliger waren und ein wenig fehlfarben wirkten.</p><p>Luft roch verbrannt.</p><p>Noch immer war er umgeben von Leuten, die zu den weiter unten gelegenen Ausgängen drängten, aber dort schien es ebenso wenig weiterzugehen.</p><p>Das dumpfe Krachen von Gewehrfeuer erklang, beantwortet vom Fauchen entfernt abgefeuerter Laserwaffen.</p><p>»Lauf!«, schrie ihm eine Stimme in seinem Kopf zu. »Geh in Deckung! Du wirst sonst sterben!«</p><p>Langsam, fast schildkrötenartig, kroch der Funker von dem Massaker weg, stieß mit den Fingern gegen ein Geländer und zog sich mit aller Kraft daran hoch. Um ihn herum kletterten Leute auf die Balustrade und sprangen in die Tiefe, versuchten sich aus dem Gefahrenbereich zu bringen</p><p>Irgendjemand packte ihn und schob ihn auf den erhitzten Stahl. Dann gab die Balustrade nach.</p><p>In einem Moment wurde Gireth noch gegen das Geländer gedrückt, im nächsten Augenblick spürte er, wie die Leere nach ihm griff und ihn mit sich in die Tiefe zog.</p><p style="text-align: center">***</p> <p style="text-align: center"></p><p></p><p>Das trockene Krachen einer Sprengstoffexplosion echote über die Tribüne hinweg, schloss den von Tervor Fortis beobachteten Vorgang mit einer für seine Größe eindrucksvollen Staubwolke ab.</p><p>Menschen, gerade noch deutlich sichtbar und ausgelassen feiernd, verschwanden im sandigen Nebel, erstaunt, erschrocken und entsetzt.</p><p>Um den Manufactorums-Abgesandten wirbelten Köpfe herum, richteten ihre Aufmerksamkeit auf den gerade erfolgten Knall.</p><p>Ein weiterer Schlag ertönte, begleitete einen durch das aufgewirbelte Sediment flammenden Blitz, bevor er überging in heftiges, rhythmisches Krachen.</p><p>»Gorak!«, hörte Fortis die Stimme eines Soldaten einen Befehl vorbereiten, während sich nicht weit entfernt ein ekklesiarchischer Diener zu der Nobeldame neben ihm umwandte.</p><p>»Milady!«, wollte er noch ausrufen, schaffte aber nur die ersten zwei Silben, dann platzte sein Körper wie von einer mächtigen Faust durchschlagen nach hinten auf, verspritzte Blut und Innereien auf die hinter ihm befindlichen Zuschauer.</p><p>Das Rattern einer automatischen Gewehrsalve hallte an Fortis vorbei, beantwortete die zuvor erfolgte Detonationen.</p><p>Um sie herum geriet die Welt in Bewegung, als Menschen aufsprangen und in alle Richtungen flohen.</p><p>Die Frau – Inquisitorin Gallia Sinwell, wie Fortis zuvor auf Nachfrage erfahren hatte – starrte nur kurz auf den direkt neben ihr gefällten Leib, während ihr Körper in den Gefechtsmodus hochfuhr.</p><p>Fortis hatte bereits mit Inquisitoren zu tun gehabt, daher wusste er, dass diese Form der Selbstalarmierung nur Herzschläge in Anspruch nehmen würde, und anstatt in Deckung zu gehen und sein eigenes Leben zu schützen, konnte er nicht anders, als die wenigen Augenblicke zu warten, bis die Frau herumfuhr und sich an die neben ihr Sitzenden und ihre Entourage wandte.</p><p>»In Deckung!«, schrie sie aus vollem Leib, sodass ihr Busen im Kleid erbebte. Zeitgleich glitt sie aus ihrem Sessel in Richtung Boden.</p><p>Sie hatte den Platz kaum verlassen, da löste sich ihr Sitz in einer Wolke aus Splittern auf.</p><p>Weiter oben auf der Tribüne wanden sich Menschen wie von Stromstößen gemartert, zuckten und zappelten, währende ihre Körper von Projektilen getroffen und durchlöchert wurden.</p><p>Das Krachen von Maschinenwaffen ertönte erneut, ging von einzelnen Feuerstößen über in ein ohrenzerfetzendes Crescendo.</p><p>Ein Schrei erklang rechts von Fortis, als einer der sie begleitenden Soldaten getroffen und getötet wurde.</p><p>Dahinter fielen Leute auf- und übereinander, durch die Ereignisse sämtlicher Sinne beraubt und nur von dem Wunsch beseelt, so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich zu entkommen.</p><p>Zu seinem eigenen Erstaunen sah sich der Abgesandte von Ghersom IV trotz dieser Ereignisse unfähig, der Aufforderung nach Deckung nachzukommen. Sein Geist drängte ihn, sofort hinter die Mauer vor ihm abzutauchen, welche die Tribüne von der Straße trennte, und die vermutlich schon so manchem Würdenträger das Leben gerettet hatte. Seine Beine allerdings schienen nicht Willens zu sein, dem Befehl Folge zu leisten. Tatsächlich fühlten sie sich so schlaff an, dass es ihm in jeder anderen Situation vermutlich so vorgekommen wäre, als gehörten sie nicht ihm.</p><p>In diesem Augenblick allerdings wusste er nur eins: wenn er sich nicht bald bewegen konnte, dürfte ihm nicht mehr viel Zeit bleiben, das erstaunliche Verhalten seiner Beine zu Bedauern.</p><p>Eine Hand packte ihn im Genick. »Runter!«, bellte ihn der Besitzer an, drückte ihn aus dem Sitz und warf ihn regelrecht zu Boden.</p><p>Noch im Fallen sah er, wie einer der Infanteristen aus der Deckung hochschnellte, über die Balustrade zielte und aufs Geratewohl eine Lasersalve in Richtung der Straße abgab.</p><p>Die Antwort erfolgte prompt. Der Kopf des Mannes flog nach hinten wie bei einem mächtigen Kinnhaken, platzte auf und erbrach eine fleischfarbene Wolke aus Knochensplittern, Hirnmasse und Blut, dann prallte der Glücklose mit dem Gesicht auf den Stein, kippte zur Seite weg und rutschte an der Mauer herunter. Eine rote Blutspur zeichnete seinen Weg nach.</p><p>Sofort robbte einer seiner Kameraden an die Seite des Getroffenen und drehte ihn um.</p><p>»<em>Nek</em>!«, fluchte er unterdrückt. <em>Verdammte Scheiße</em>. »Er ist tot!«, meldete der Soldat in die von Schreien, Schüssen und dem hohlen Pfeifen der vorbeizischenden Geschosse erfüllte Luft. Es schien, als nehme niemand Notiz von den Worten.</p><p>»Sicherungspositionen einnehmen!«, ertönte die Stimme des Truppführers. »Aber haltet die Köpfe unten!«</p><p>Ein Großteil der sie begleitenden Infanteristen lehnte gedeckt an der Mauer, bereit in einer sich bietenden Sekunde das Feuer ihrer Angreifer zu erwidern. Zwei von ihnen hoben sogar ihre Lasergewehre über die Brüstung und gaben ungezielte Feuerstöße in die Richtung ab, aus der sie den Angriff vermuteten.</p><p>Fortis wandte den Kopf. Nicht weit entfernt von ihm lagen der Gouverneur, der Konsul des Munitorium und Konfessor Cobis auf dem Boden, umringt von ihren Begleitern.</p><p>Zwei seiner Diener hatten sich schützend auf den Konfessor geworfenen. Fortis fragte sich, ob sie ihr Leben freiwillig für ekklesiarischen Führer in die Waagschale warfen.</p><p>Weitere Männer saßen tot in ihren Sesseln, von Geschossgarben zersiebt. Blut durchtränkte ihre Kleidung und tropfte auf den Boden.</p><p>Sinwell kniete nicht weit entfernt bei den Soldaten, beschützt von zwei leicht gepanzerten Inquisitionsgardisten.</p><p>Einer von ihnen hatte gerade einen Mann abgewehrt, der sich mit von instinktiv gesteuerter Gewalt in den Sicherungsperimeter zu drängen versuchte. Mit einer schnellen Hebelbewegung brachte der Elitesoldat den Unbekannten zu Fall, setzte seine Laserpistole auf dessen Schädel und drückte ab.</p><p><em>Kompromisslos in jeder Situation</em>. Fortis erschauderte.</p><p>»Guard 0512 Command, Guard 0512 Command, hier 05120101, over! Ich löse <em>Abschlag</em> aus. Wiederhole: <em>Abschlag</em>!”, brüllte der Führer des imperialen Armeetrupps gerade ins Funkgerät, wartete einen Augenblick und wiederholte die Worte dann.</p><p>»Ich kriege keinen Kontakt!«, rief er aus.</p><p>Der Funker an seiner Seite schüttelte den Kopf. Aus welchem Grund, wurde dem Abgesandten von Ghersom IV erst nicht bewusst.</p><p>Der Vorgesetzte sah auf, blickte sich auf der von Chaos und Verwüstung beherrschten Tribüne um.</p><p>Ein Feuer war über ihnen ausgebrochen, hatte einige Sitze in Brand gesteckt und sandte schwarzen Rauch in die von Geschossen und Querschlägern beherrschte Luft. Tote und Sterbende lagen auf dem Boden, von Geschossen verletzt oder durch die entstehende Panik niedergetrampelt.</p><p>»Beim Thron«, brachte er hervor. Eilig wandte sich der Soldat um, dachte kurz nach, und nahm das Sprechfunkgerät dann wieder in die Hand. »An alle Rufzeichen im Gebiet Goroni-Brücke: Sicherungstrupp Tribüne unter Beschuss. Feindkräfte in unbekannter Stärke aus vermutlich allen Richtungen. Wir benötigen sofort Kräfte zur Unterstützung! Bitte bestätigen! Kann mich irgendjemand hören?!«</p><p>Keine Antwort.</p><p>»Ist das Ding kaputt?«, wollte der Funkende wissen. »Oder werden wir gestört?«</p><p>Wieder schüttelte sein Begleiter den Kopf. »Negativ, Sir. Keine Störgeräusche«, meldete er. »Es antwortet lediglich niemand.«</p><p>Das hinterließ sichtlich Eindruck auf den Vorgesetzten. »Wir sind von unseren Leuten umgeben – und niemand meldet sich?«, fragte er, um dann urplötzlich abzubrechen. Vermutlich hatte er sich die Frage gerade selbst beantwortet.</p><p>»Was machen wir jetzt, Sir?«, kroch ein anderer Untergebener an die Seite des Sergeants. »Feuerüberlegenheit zurückerlagen?«</p><p>Der Truppführer überlegte kurz. »Wir müssen die Leute von der Tribüne schaffen.« Er meinte den Gouverneur, Cobis, Sinwell, Fradd und die wenigen ihnen verbliebenen Gefolgsleute.</p><p>»Was ist das Problem?«, mischte sich Sinwell ein, während um sie herum Geschosse über die nun leeren Sitzreihen hinwegzischten.</p><p>»Ich habe das Evakuierungsstichwort ausgelöst, aber erhalte keine Antwort!«, meldete der Truppführer und sah die Inquisitorin hilfesuchend an. »Ich habe nicht genügend Leute, um eine Feuerbasis aufzubauen, bis eine Reaktion seitens unserer Kräfte erfolgt.«</p><p>»Dann müssen wir uns anders behelfen«, meinte die imperiale Untersuchungsrichterin. Sie sah sich um. »Die rechte Seite der Tribüne scheint deutlich weniger stark unter Druck zu stehen. Können wir uns in diese Richtung absetzen?«</p><p>Der Truppführer folgte ihrem Blick, dann stieß er seinen Untergebenen an: »Wir werden einen Stoßtrupp unter Nebel zu bilden und die rechte Seite der Tribüne frei zu räumen. Das wird unser Rückzugsweg. Drei Mann voraus – der Rest sichert die Privilegierten.«</p><p>»Verstanden!«, bestätigte der Befehlsempfänger und robbte zu seinen Kameraden, die hinter der Mauer in Deckung kauerten.</p><p>»Können Ihre Leute die Nachhut übernehmen?«, wandte sich der Unteroffizier derweil an Sinwell und deutete auf ihre Leibwächter.</p><p>Sie nickte, eine Nadelpistole schussbereit in der Hand. Woher sie diese gezaubert hatte, würde Fortis vermutlich nie erfahren.</p><p>Der Infanterieführer hingegen schien beruhigt. »Nebelgranaten klarmachen!«, rief er den anderen Soldaten zu.</p><p>Noch während er den imperialen Infanteristen dies sagen hörte, bemerkte Fortis einen kleinen, Ei-förmigen Körper, der fast schleichend über die steinerne Balustrade segelte, an einer Sitzlehne der ersten Reihe abprallte und mit diebischer Freude in seiner Nähe auf den Boden rollte.</p><p>Eine Menge Gedanken schossen dem Abgesandten von Ghersom IV durch den Kopf, doch keiner davon maß sich als wirklich hilfreich aus.</p><p>»Beschütze mich auf all meinen …«, begann er.</p><p>»Handgranate!«, übertönte ihn der Ruf eines Infanteristen.</p><p>Das stimmte – in seinen letzten Augenblicken sollte ihm diese Tatsache aber kein Trost mehr sein.</p><p style="text-align: center">***</p> <p style="text-align: center"></p><p></p><p>Evi Biasz war derweil vom Chaos auf der Tribüne auf das Chaos vor der Tribüne getragen worden. Unfähig, sich der Masse an Menschen zu erwehren, die sie gleich einer Reihe Stromschnellen mit sich zogen, gelang es ihr erst, aus der einschnürenden Umklammerung zu entkommen, als die Traube Menschen vor der Plattform auf die Straße platzte.</p><p>Auch dort herrschten Panik und Entsetzen. Staub, aufgewirbelt von Füßen, Hufen und Rädern, hüllte die Szenerie gleich trocknem Nebel in fahles Licht. Ein von Menschen gemachter Sandsturm, der Formen und Schicksale gleichermaßen verschwimmen ließ.</p><p>Um sie herum schoben, drückten und schlugen sich Menschen, schrien, brüllten und jammerten. Sie wurde umhergestoßen, von der sich zäh bewegenden Ziehharmonika aus Leibern wie in einer Schraubzwinge eingeklemmt und gleich einem nassen Handtuch ausgewrungen. Für einen Moment blieb ihr die Luft weg, wurde die Kraft so groß, dass sie glaubte, sie würde nicht mehr selbst laufen, sondern allein von der Bewegung um sie herum getragen werden.</p><p>Dann ließ der auf ihr lastende starke Druck plötzlich nach. Ohne es zu wollen, zwang man sie aus der Vorwärtsbewegung (zumindest glaubte sie, dass es eine Vorwärtsbewegung gewesen war) in den Krebsgang. Die Interrogatorin, von dieser Entwicklung völlig überrascht, stolperte und wäre beinahe gefallen, hätte nicht ein gegen sie taumelnder Körper eine Barriere gebildet, an der sie sich blind hochziehen konnte. Eine Person hinter ihr trat auf den Saum ihres Kleids, verfing sich und stürzte.</p><p>Mit dem heiseren Schmerzensschrei zerriss das unbezahlbar teure Textil.</p><p>Die Worte des unglücklichen Kollisionsgegners hingegen gingen im Umgebungslärm unter.</p><p>Biasz wäre auch nicht genügend Zeit geblieben, sich nach ihm umzusehen.</p><p>Der Kurs des Tumults trug sie bereits in eine neue Richtung. </p><p>Jemand rempelte sie an, griff nach ihrem Arm und schob sie einfach aus dem Weg. Wie ein Blatt, das von einer besonders starken Strömung erfasst und gegen einen großen Stein gedrückt wird, geriet die Interrogatorin an die straßenseitige Mauerseite der Tribüne und wurde von den hinter ihr drängenden Menschen an dieser entlanggeschleift.</p><p>Luft wich aus ihren Lungen wie aus einem Blasebalg, den man mit aller gebotenen Härte zusammenpresste.</p><p>Der Staub nahm ihr die Sicht und erschwerte das Atmen. Biasz keuchte, hustete und würgte.</p><p>Und dann war die Mauer plötzlich zu Ende. Sie hörte einfach auf.</p><p>Die Umgebungsluft seufzte, als die Menschentraube in den frei werdenden Raum platzte wie eine überreife Melone in ein Vakuum.</p><p>Biasz schob sich weiter an der Mauer entlang, fühlte tastende Hände, die nach ihr griffen und Schreie, die in die Unendlichkeit forthallten. All das nahm sie wie durch einen fernen Schleier war, der sich zu verdichten schien, je weiter sie sich von der Empfindung löste, von Menschen eingezwängt zu werden.</p><p>Noch immer pumpte Adrenalin in kräftigen Schüben durch ihren Körper, hielt ihre Sinne und ihren Leib bis zum Zerreißen gespannt.</p><p>Fast wollte es ihr vorkommen, als versuche ihr Herz das beengte Gefäß ihres Körpers zu verlassen, auf den heißen Wüstensand zu emigrieren und selbst einige befreiende Atemzüge zu tun, auch wenn das natürlich unmöglich war.</p><p>Es dauerte eine Weile, bis ihr aufging, dass der Gedanke an sich absolut absurd war – und daraufhin war es auch nur noch ein kurzer Schritt bis zu der Erkenntnis, dass die Gefahr zwar immer noch vorherrschte, aber keine immanente Bedrohung mehr für sie darstellte.</p><p>Das Adrenalin verflüchtigte sich, verengte die Gefäße in ihrem Körper und ließ einen sichtlich verwunderten Hohlmuskel zurück, der plötzlich nichts mehr mit seiner Kraft anzufangen wusste und dementsprechend ins Stocken geriet.</p><p>Ein Schmerz zuckte durch die Brust der Interrogatorin, ließ sie erneut nach Luft schnappen. Ein Würgen kämpfte sich ihre Kehle empor, als ihre Innereien versuchten, die Erinnerungen an das Erlebte von sich zu stoßen.</p><p>Im Zeitraffer jagten die letzten Minuten an ihrem inneren Auge vorbei, skizzierten ein mehr oder weniger scharfes Bild der Katastrophe, deren Zeugin sie geworden war.</p><p>Und dabei schien es schon ein ganzes Leben her zu sein, dass Ekko durch die Kraft der ersten Explosion gefällt worden war.</p><p><em>Ekko</em>, schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste zurück zum Colonel. Zurück in das Herz der Finsternis. Zurück in das Grauen. Sie musste herausfinden, was beim Thron geschehen war.</p><p>Irgendwo jenseits der Tribüne erklangen nach wie vor Schüsse und Rufen, erinnerten sie daran, dass dort ein Kampf ums Überleben tobte.</p><p>Die Ermittlerin in ihr klopfte an das Hohe Haus ihrer Gedankenführung, räusperte sich und begann mit warnender Stimme zu sprechen. Evi hörte zu.</p><p>Ja. Es stimmte. Die Detonationen, die Schüsse, der Soldat der PVS. All das verdichtete sich zu der schrecklichen Vermutung, dass es sich hierbei vielleicht nicht nur um einen Angriff gegen das Saatfest handelte, sondern – und das war deutlich schlimmer: gegen bestimmte Institutionen der imperialen Administration.</p><p>Sie ahnte auch schon, gegen wen der Angriff gerichtet gewesen sein konnte. Und die unselige Kombination ließ lediglich einen Schluss zu: der Angreifer waren die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte. Oder jemand, der sich für sie ausgab.</p><p>An Verdächtigen mangelte es definitiv nicht. Sei es nun der Imperiale Todeskult, verschiedenste Kulte des Erzfeindes, korrumpierte Elemente des örtlichen Adeptus, interne Querelen von Adelshäusern oder sogar eine psionische Beeinflussung durch den Erzfeind oder andere Xenos – die Liste ließ sich beliebig erweitern.</p><p>Das allerdings warf neue Fragen auf. Fragen, die sie im Augenblick nicht beantworten konnte. Sie würde länger darüber nachdenken müssen.</p><p>Nun aber musste sie sich beeilen, Colonel Ekko finden und sich dann auf die Suche nach ihrer Herrin begeben. Wenn es stimmte, was sie vermutete, dann blieb ihr nicht viel Zeit. Und mit etwas Pech würde sie bald einem neuen Inquisitor zugeteilt werden.</p><p>Eilig, aber ohne Hast, stemmte sie den Fuß gegen die eherne Mauer, welche die Seite der Tribüne abdeckte, hob die zerfetzten Überreste ihres Kleids an und griff an das Stiefelholster, indem eine für den Notfall bereitgehaltene Nadelpistole auf ihren Einsatz wartete.</p><p>Das Holster war leer.</p><p>Ein Schreck durchfuhr die Interrogatorin, ein alarmiertes Aufschreien aller geistigen Selbstverteidigungsmechanismen, die sie auf das Offensichtliche hinwiesen: Sie hatte ihre Waffe verloren.</p><p>Sofort raffte Biasz den Saum ihres Kleids, blickte ihr zerschrammtes Bein entlang und musste zu ihrem Verdruss feststellen, dass das lederne Band, das die kleine Waffe an ihren Fuß schmiegte, während des ganzen Tumults gerissen war.</p><p><em>Thronverdammt</em>, dachte sie und sah auf.</p><p>Die Tribüne zeichnete sich neben ihr ab, eine verwitterte, trostlose Wand, die viele Meter in die Höhe reichte und in der längst ausgefranste Einschusslöcher davon zeugten, dass der Bau bereits den einen oder anderen Angriff überstanden hatte.</p><p>Davor jedoch herrschten Tod und Verderben. Menschen lagen auf dem Boden; Tote, Verletzte. Individuen, die von der entstehenden Panik überrollt und zerquetscht worden waren. Männer, Frauen und Kinder fanden sich, teilweise in absurden Positionen verkrümmt, über den heißen Sand verstreut wie abartige Muster des Schreckens. Opfer, die man einem der unsäglichen Warpgötzen geopfert hatte.</p><p>Biasz erschauderte.</p><p>Dann bemerkte sie etwas anderes. Etwas bewegte sich über ihr. Mit dem Geräusch einer stark erkälteten Peitsche schwang ein dünnes Seil die Mauer herab. Sekunden später erschien ein Schemen am oberen Rand der Tribüne.</p><p>Erst jetzt begriff die Interrogatorin, was diese seltsamen Menschenmuster auf dem Boden bedeuteten. Irgendwann im Verlauf der Katastrophe musste das Geländer nachgegeben haben und die Unglücklichen waren aus mehreren Metern Höhe in die Tiefe gestürzt.</p><p>Der Unbekannte, ebenfalls in die Uniform der PVS gehüllt, ließ sich die aus ultrahochfestem Beton bestehende Mauer herunter.</p><p>Am unteren Ende löste er sein Seil, entledigte sich der Koppel, fuhr herum und bemerkte Biasz.</p><p>Für einen kurzen Moment wechselten die beiden Blicke, und die Interrogatorin wusste, dass sie nun wehrlos war.</p><p>An der Hüfte des Mannes ruhte ein Waffenholster, ein Teil seiner Uniform. Sie hingegen war unbewaffnet.</p><p>Wäre es anders gewesen, hätte sie keine Sekunde gezögert und das Feuer auf den Angreifer eröffnet.</p><p>Der Imperator allerdings hielt sein gütiges Auge auf sie gerichtet, denn der Unbekannte sah zur Tribüne auf, dann wandte er sich ab und lief in Richtung Brücke davon.</p><p>Nur Augenblicke später erschien ein neuer Schatten am oberen Rand der Tribüne, setzte über den Rest der zerbrochenen Absperrung hinweg und flog mehr, als dass er sich abseilte, die Mauer abwärts.</p><p>Ein dumpfer Aufschlag und eine Staubwolke begleiten die Landung des imperialen Soldaten, bevor dieser gleich einer Feder in die Höhe schnellte und dem vermeintlichen PVS-Soldaten folgte. </p><p><em>Der Kasrkin</em>, stellte Biasz erstaunt fest und erinnerte sich, ihn zuvor hinter Ekkos Platz gesehen zu haben. </p><p>»Negativ, negativ! Verliert ihn nur nicht! Wir brauchen den Mistkerl lebend!«, hörte sie ihn noch sagen, dann explodierte das infernalische Kreischen einer Walküre in die Welt, manifestierte sich als das akustische Äquivalent eines flammenden Schwerts, das durch die Luft rauschte.</p><p>Der Schatten des metallenen Raubvogels strich wie die Hand einer Lebenden Heiligen über die mit Blut getränkte Erde, schloss die Augen der Toten und bedeckte sie mit dem Leichentuch einer beruhigenden Präsenz.</p><p>Doch diese Ruhephase dauerte nicht lang. Der Schatten zog vorüber und das ohrenbetäubende Kreischen wurde zu einer Konstante in Biaszs Wahrnehmung, einer Dauerpräsenz, die sich ihres Hörsinns bemächtigte und alle anderen Geräusche erstickte.</p><p>Es bedurfte keiner großen Kombinationsgabe, um die Szene zu verstehen, derer sie gerade Zeuge geworden war, und die Kämpferin in Biasz zwang sie dazu, sich darauf zu konzentrieren, das Beobachtete an ihre Leute weiterzugeben und sie zu warnen. Nur wie?</p><p>Die Interrogatorin hatte sich diese Frage gerade erst gestellt, als sie postwendend eine Antwort darauf erhielt.</p><p>Auf dem blutgetränkten Boden, zwischen den Toten und Verletzten, lag einer von Ekkos Männern. Sie erkannte ihn nicht direkt, sah ab, dass sein junger Körper seltsam verdreht schien. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie begriff, dass der Grund dafür der große Funktornister war, den er auf dem Rücken trug, und der sich teilweise in den Boden gegraben hatte.</p><p>»Gireth«, flüsterte sie und eilte an seine Seite.</p><p>Er lebte noch, wie sie nach einer kurzen Prüfung seines Pulses feststellte, aber die Lebenszeichen waren recht schwach.</p><p>So vorsichtig, wie es die Situation erlaubte, verdrehte sie seine Gestalt weiter, um an den teilweise unter ihm begrabenen Funktornister zu gelangen. Sie suchte nach dem Handsprechgerät, blicke auf die Frequenzanzeige und bestätigte dann den Mikrofonschalter. »Hier spricht Evi Biasz, Interrogatorin der Imperialen Inquisition. Kann mich irgendjemand hören?«</p><p style="text-align: center">***</p> <p style="text-align: center"></p><p></p><p>Die Zeit von Tervor Fortis war abgelaufen.</p><p>Selbst wenn er sich nun würde erheben können, blieb ihm nicht genug Zeit, um sich vor dem explodierenden Sprengkörper in Sicherheit zu bringen – zumal er nicht einmal genau wusste, was nun zu tun gewesen wäre. Der alarmierende Ruf »Handgranate!« leistete seinen eigenen Betrag zur Reduktion von Fortis‘ Bewegungsfähigkeit.</p><p>Auf andere hingegen traf das genaue Gegenteil zu. Die ausgesprochene Warnung war noch nicht ganz verhallt, als bereits der erste Schatten in Fortis Blickfeld flog.</p><p>Er reagierte damit sicherlich nicht auf den heiser ausgestoßenen Befehl, sofort in Deckung zu gehen.</p><p>Ein Körper, gehüllt in die Steppentarnuniform der Basteter, prallte dumpf auf den sandigen Boden vor dem Abgesandten von Ghersom IV. Eine Staubwolke wirbelte auf. Finger streckten sich und bekamen die Granate zu fassen.</p><p>Mit einer ungelenken, von einer vor Aufregung zitternden Hand vollführten, Bewegung schaffte es der Infanterist, den Ei-förmigen Sprengkörper vom Boden aufzuheben und über die Betonabsperrung zu schubsen.</p><p>Keine Sekunde zu früh. Ein lauter Knall ertönte. Splitter pfiffen durch die Luft und prasselten gegen den Beton.</p><p>»Thronverdammt!«, rief jemand aus. »Das war knapp.«</p><p>»Gut gemacht, Rahael«, meinte der Sergeant. Er wandte sich um. »Also – Nebelgranaten klar machen!« Seine Stimme klang mit einem Mal beunruhigend laut, wie Fortis postwendend feststellte.</p><p>Er war nicht der Einzige.</p><p>[SUP]»[/SUP]Sir!«, rief ein anderer Soldat. »Hören Sie!«</p><p>»Was denn?«, ertönte die gebellte Antwort.</p><p>»Er hat Recht«, bestätigte ein riesiger Corporal, dessen Silhouette links von Fortis zwischen den Stühlen emporwuchs. »Hören Sie doch.«</p><p>Alle lauschten.</p><p>»Ich höre nichts«, stellte der Sergeant nach einer Weile fest.</p><p>»Ja, eben«, meinte der Corporal. »Sie schießen nicht mehr.«</p><p>Das stimmte. Abgesehen von fernen Schreien, Wimmern und Stöhnen, präsentierte sich ihnen lediglich das Heulen der Walküre, das ganz allmählich in Richtung der Brücke abdriftete.</p><p>Die ohrenbetäubende Schießerei, die ihnen kurz zuvor noch Trommelfelle und Nerven zerfetzt hatte, war verstummt.</p><p>Vorsichtig kam einer der Soldaten auf die Knie, um dem Grund für diese plötzliche Lageänderung nachzugehen.</p><p>»Bleib unten, thronverdammt«, herrschte ihn der Sergeant an, bevor er weiter vorrobbte, kurz innehielt, und sich dann selbst langsam aufrichtete.</p><p>»Niemand rührt sich!«, ordnete er an, atmete noch einmal durch und federte dann mit seinem Oberkörper über den Rand der Brüstung.</p><p>Die Laserpistole im Anschlag blickte er sich suchend um. Seine Miene verriet, dass er die sich ihm bietende Szenerie nicht fassen konnte. </p><p>»Ich werd‘ wahnsinnig«, meinte der imperiale Unteroffizier und erhob sich schließlich ganz. Jegliche Spannung und Aufregung fiel von ihm ab wie ein Mantel, dessen er sich im Aufstehen entledigte.</p><p>»Nicht!«, rief der Corporal hinter ihm.</p><p>»Schon in Ordnung. Is‘ alles leer«, meinte der Sergeant. Unglaube triefte aus seiner Stimme. »Niemand mehr da.«</p><p>Ganz allmählich standen auch die restlichen Soldaten auf, während die Privilegierten und ihr Gefolge nach wie vor am Boden kauerten.</p><p>Fortis verfolgte, wie der Sergeant ein Bein über die steinerne Balustrade hob, um dann in einer fließenden Bewegung überzusetzen.</p><p>»Rahael, Ekin, mit mir!«, vollführte seine Stimme die Bewegung in Gegenrichtung.</p><p>Die Angesprochenen folgten der Anweisung, schoben ihre Körper über die Mauer und verschwanden aus Fortis‘ Sichtfeld. Augenblicke später ertönte der dumpfe Klang von auf harten Sand prallenden Stiefeln.</p><p>Es schien, als sei die Gefahr – zumindest für den Moment – gebannt.</p><p>Langsam richtete sich der Gesandte von Ghersom IV selbst auf, blickte auf die vom Tod gesäumte Tribüne. Zerschlagene und zertretene Körper lagen wie von riesigen Händen achtlos weggeworfene Puppen auf und zwischen den Sitzen, Körperteile und abgetrennte Gliedmaßen verteilten sich um sie wie die Trümmer eines explodierten Raumschiffs. Blut und andere Körperflüssigkeiten bildeten Lachen und schmale Rinnsale.</p><p>Der Sand vor der Tribüne hatte sich rot gefärbt, und die zerfetzten Körper, teils von außer Kontrolle geratenen Festwagen, Tieren und Menschen in den Boden gemahlen, erweckten den Eindruck, als würden sie sich auf einer Todeswelt befinden. Auf einem Planeten, der seine Bewohner in einem Meer aus Treibsand ertränkte und sie dann ganz langsam aussaugte.</p><p>Über all dem schwebte ein erstickender Gestank, dessen genaue Zusammensetzung Fortis nicht ausmachen konnte. Er wollte es auch gar nicht. Bei dem, was er sah und hörte, konnte er sich sehr gut vorstellen, was wesentliche Geruchsbestandteile ausmachte.</p><p>Nichts davon gehörte zu jenen Dingen, die er als appetitanregend empfand.</p><p>Übelkeit tanzte seine Speiseröhre empor wie eine der halbnackten Tänzerinnen, die noch vor kurzem das fröhliche Treiben begleitet hatten.</p><p>Hinter ihm hingegen entwickelte sich eine vollkommen andere Form von Schrecken.</p><p>Confessor Cobis, die eigentlich eleganten Gesichtszüge zu einer grässlichen Fratze verzerrt, fuhr auf.</p><p>»Das ist ein Skandal!«, beschwerte er sich. »Man hätte mich beinahe umgebracht! Wie konnten Sie das zulassen?!« Seine Worte zielten eindeutig in Richtung des Munitoriums-Konsuln und der imperialen Soldaten, hallten aber in die Ewigkeit fort und schienen den Gott-Imperator selbst anzuklagen.</p><p>Die zuckersüße Antwort darauf erklang postwendend: »Mein lieber Konfessor – wo ist Ihre Demut? Dass Sie noch leben, liegt einzig und allein an diesen Männern«, meinte Sinwell und stand ebenfalls auf.</p><p>»Wie darf ich das verstehen?«, verlangte der ekklesiarchische Vertreter zu erfahren, musste jedoch bald schon feststellen, dass er ignoriert wurde.</p><p>In diesem Moment echote eine leise, von statischen Verzerrungen begleitete Stimme aus der Hörkapsel des Handsprechapparats, der mit dem Tornister auf dem Rücken des Funkers verbunden war: »Hier spricht Evi Biasz, Interrogatorin der Imperialen Inquisition. Kann mich irgendjemand hören?«</p><p>Der Soldat wollte gerade seinen Vorgesetzten rufen, welcher sich mit seinen beiden Begleitern inzwischen etwas von der Gruppe entfernt hatte und die Gegend erkundete, als ihm die neben ihm stehende Inquisitorin das Handsprechgerät aus den Fingern nahm. »Evi!«, sagte sie ruhig, aber dennoch mit einem strengen Unterton, so als wollte sie die jüngere Frau dafür schelten, dass diese sich so lange nicht gemeldet hatte.</p><p>Die Antwort erfolgte prompt: »Milady – es ist gut, Eure Stimme zu hören«, begann die Interrogatorin, um dann ohne Umschweife fortzufahren: »Wie viel habt ihr von dem Angriff mitbekommen?«</p><p>»Mehr als genug«, meinte die Inquisitorin, als sie sich umwandte und auf zerfetzten Sitze und Toten blickte, die sich um die improvisierte Deckung herum verteilten. »Ich glaube, wir waren das Zentrum, wenn nicht sogar das Ziel«, stellte sie fest, ließ ihren Blick weiter zu Cobis, Fradd und schließlich auch zu Fortis gleiten und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit dann zurück auf die körperlose Stimme.</p><p>»Das habe ich mir gedacht«, stellte die Frau am anderen Ende der Leitung fest. »Ich kann offen nicht darüber sprechen, aber: vertrauen Sie niemandem, der wie die PVS aussieht. Ich melde mich wieder. Muss Colonel Ekko finden.« Ein Knacken ertönte und die Verbindung brach ab.</p><p>Der Corporal rutschte an die Seite des ungleichen Paars am Funkgerät. »Was war das gerade?«, erkundigte er sich.</p><p>»Sie hat gerade gesagt, dass die PVS den Angriff ausgeführt hat«, berichtete der Funker.</p><p>»Was?!«, fuhr ihn der Corporal an.</p><p>»Es war die PVS!«, wiederholte der Soldat.</p><p>»Das hat sie nicht gesagt«, berichtigte Sinwell die Worte und reichte den Sprechapparat an den Funker zurück. »Sie hat gesagt, dass wir aktuell niemandem vertrauen sollen, der wie die PVS aussieht.«</p><p>Damit jedoch konnte die Inquisitorin die wilden Gedanken im Kopf von Fortis nicht besänftigen. Und betrachtete man den massigen Körper des imperialen Unteroffiziers, erging es ihm vermutlich ähnlich. Verwirrung und Unglauben verzerrten sein Antlitz. »Die PVS?!«</p><p>»Corporal?«, erkundigte sich Sinwell. Es klang wie eine Ermahnung. Vermutlich war es das auch.</p><p>Der Mann zögerte einen Augenblick, sah über die Brüstung zu seinem Vorgesetzten, der mit seinen beiden Begleitern inzwischen ein gutes Stück von der Tribüne abgerückt war, und wandte sich dann wieder um.</p><p>»Gut«, befand er und nickte. Es war nicht seine Aufgabe, Informationen von diensthöherem Personal der imperialen Administration in Frage zu stellen. »Ihr habt sie gehört, Männer. PVS auf Abstand halten – wenn nötig, mit Gewalt.«</p><p style="text-align: center">***</p> <p style="text-align: center"></p><p></p><p>Einige hundert Meter entfernt kam Galardin Alberic Ekko inmitten einer Blutlache zu sich und war im ersten Augenblick sichtlich verwundert. Wirklich aufregend war der Traum nicht gewesen. Genau genommen konnte er sich gar nicht mehr an das erinnern, was ihm sein Unterbewusstsein vorgespielt hatte. Dennoch – aus irgendeinem Grund fühlte er eine seltsam prägnante Nässe seine Unterhose durchweichen. Ob sie sich von außen Zutritt verschafft hatte oder ihr Ursprung in seinen Innereien zu finden war, konnte er nicht sofort feststellen.</p><p>Das nächste, was er bemerkte war der Geruch. Ein seltsamer, verbrannter Geruch. Fyzelen, offenes Feuer und … Fleisch. Vielleicht auch ein paar Exkremente.</p><p>Hatte die Kantine etwa schon geöffnet?</p><p>Er hob den Kopf und versuchte, etwas zu erkennen, aber seine Augen waren verklebt und in seinem Kopf tanzten Chaosdämonen zur Melodie des Schmerzes.</p><p>Erst langsam klärte sich sein Geist, machte Platz für eigenartige Gerüche und ferne Geräusche; Schüsse, Explosionen und Schreie.</p><p>All das klang seltsam unnatürlich und dennoch richtig, denn die Schlacht um die Himmelskathedrale … war längst vorbei, wie er sich nur Sekunden später selbst erinnerte.</p><p>Langsam kehrten die Gedankendias zurück. Ja, richtig. Das Saatfest. Der Umzug. Die Explosion.</p><p>Schmerz bemächtigte sich seiner Extremitäten, spritzte wie dünnflüssige Lava über die betäubende Kraft eines überraschend muskulösen Kopfschmerzes hinweg.</p><p>Die vermittelte Aussage ließ sich nur schwer missverstehen: <em>Tja, mein Bester – das ist echt doof. Ich glaube, du hast keine Beine mehr.</em></p><p>»Ah-ha-haaa!«, war das Einzige, was dem Colonel einfiel, bevor ein langer Laut des Schmerzes jede weitere Äußerung verhinderte. Die Reizüberflutung war dermaßen stark, dass seine Muskeln zu zittern begannen und nach kurzer Zeit des Widerstands den Dienst quittierten. Geräuschvoll fiel der imperiale Offizier zurück auf die Erde.</p><p>Er benötigte eine Weile, bis sich seine geistige Ausdauer soweit regeneriert hatte, dass er einen zweiten Versuch wagen zu können glaubte.</p><p>Langsam, ganz vorsichtig, drehte er sich auf den Rücken und keuchte. Tränen sättigten seine Augenhöhlen, spülten Schmutz fort und öffneten die klebrigen Vorhänge aus Blut ein wenig.</p><p>Jede Bewegung wurde von einem Gefühl begleitet, das sich wohl am besten mit dem heißen Schmerz vergleichen ließ, den der Biss eines Kroothunds hinterließ – nachdem dieser im gleichen Atemzug die vorher an der Stelle befindliche Gliedmaße amputiert hatte.</p><p>»Thronverdammt«, presste Ekko zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.</p><p>Er benötigte eine Ewigkeit, um sich in eine relativ aufrechte Position setzen zu können und festzustellen, dass seine Beine zwar noch da, aber von Splittern und Schrapnellen perforiert und seine Hosen bis zu den Oberschenkeln zerfetzt und blutig waren.</p><p>Ein weiteres Zeitalter verstrich, das er nutzte, um sich seiner Umgebung vollends gewahr zu werden.</p><p>Der Schrecken der Szenerie traf ihn mit der Wucht einer Energiefaust und ließ ihn für eine Weile sogar die in seinen Beinen residierenden Schmerzen vergessen. »Beim Barte des Propheten …«</p><p>Es war noch nicht lange her, dass er eine ähnliche Szene beobachtet hatte. Das allerdings war ein Kriegsgebiet gewesen.</p><p>Das Blutbad, das sich ihm jetzt allerdings präsentierte – hier, auf seiner Heimatwelt – besaß eine vollkommen andere Qualität.</p><p>Ekko spürte, wie Adrenalin durch seinen Körper flutete, seine Adern und Venen öffnete und Zorn in Detonationswellen gleichen Schüben heißkalte Schauer sein Rückgrat emporschickte.</p><p>Wer auch immer das getan hatte - und dank seiner erst kürzlich erfolgten Begegnung mit dem einsamen PVS-Soldaten wusste er bereits, wen er zum Thema befragen konnte – würde Colonel Galardin Alberic Ekko bald richtig kennen lernen. Ob nun mit oder ohne Beine. Das hieß: falls er es jemals schaffen sollte, diesen Ort zu verlassen. Ohne Beine, stellte er resigniert fest, würde das eine recht mühsame Angelegenheit werden.</p><p>Schnelle Schritte näherten sich ihm vom Fuß der Tribüne. Nach einer Weile gesellte sich auch keuchendes Atmen hinzu.</p><p>Dem Reflex der Selbstverteidigung folgend, griff der Colonel an sein Oberschenkelholster, zog die dort befindliche Laserpistole heraus und richtete sie grob auf den ihm entgegenhallenden Klang aus.</p><p>Er brauchte etwas, bis ihm aufging, dass das, was die glitschigen Stufen emporeilte, die fantastisch proportionierte Figur Evi Biaszs war.</p><p>Gleichzeitig erleichtert und müde senkte er die Pistole und gewährte der Interrogatorin die Ehre, seine persönliche Selbstverteidigungssphäre zu betreten.</p><p>»Colonel!«, rief sie aus und atmete tief durch, als sie an seiner Seite auf die Knie sank. »Der Imperator beschützt! Sind Sie überhaupt noch einsatzfähig?«</p><p>»Ist halb so schlimm«, log er und winkte ab. »Richtet sich alles wieder.« Ein kurzer Handwink auf das zerrissene Kleid der angehenden Untersuchungsrichterin folgte. »Dabei fällt mir ein: habe ich Sie eigentlich schon zu dem tollen Dekolleté beglückwünscht?«</p><p>»Colonel!«, meinte sie streng. Ihre dunkle, von Hingabe durchsetzte Stimme verlieh den Worten eine ganze besondere Note. »Es gibt jetzt Wichtigeres zu tun! Ich brauche Sie!«</p><p>Erinnerungen an die Vergangenheit kämpften sich durch Schmerz, Adrenalin und ein Meer aus alarmiert umherflatternden Gedanken, überschwemmten alle Empfindungen und ertränkten sie, bis sich aus der Nulllinie ein schattenhaftes Bild formte: eine junge Frau, die sich verzweifelt an die letzten Reste einer eingestürzten Brücke klammerte, während ein kleines Mädchen in die weit unter ihr liegende Schlucht stürzte, einen lautlosen Todesschrei auf den Lippen.</p><p>»Ja«, sagte er und starrte ins Leere. »Das habe ich schon mal gehört.«</p><p>Die Bilder verblassten, und das darunter zum Vorschein kommende Leichenfeld aus zerfaserten Gedanken ermöglichte es dem Colonel, neue, deutlich strukturierte Überlegungen anzustellen als es ihm unter dem Eindruck der ersten Momente nach seinem Erwachen möglich gewesen war.</p><p>»Helfen Sie mir hoch«, ordnete er an und streckte der sichtlich zerschrammt wirkenden Interrogatorin seine blutbeschmierte Hand entgegen.</p><p>»Beim Baa-ahhh!«, brüllte er die Pein aus sich heraus, als die schlanke Frau ihm auf die Beine half. Die Schmerzen waren schier überwältigend, brannten wie lebendiges Feuer und ließen seine Knochen knirschen wie das morsche Holz einer alten, sturmumtosten Hütte. Für einen Moment glaubte der Colonel sogar, die lädierten Partien seines Leibs würden unter ihm wegbrechen wie sauber gesprengte Säulen unter einem Tonnengewölbe.</p><p>Dass ihn die Interrogatorin stützen musste, machte die Sache auch nicht besser.</p><p>Er humpelte ein paar Schritte, wandte sich um und wies auf das Massaker: »Was auch immer geschehen ist: haben wir gewonnen?«</p><p>»Ich glaube nicht, dass wir sonst noch hier wären«, erwiderte sie mit dermaßen viel entwaffnender Ehrlichkeit, dass der Colonel erst keine Antwort darauf fand.</p><p>»Ah«, nickte er schließlich verstehend und begann, die blutbeschmierte Treppe abwärts zu hinken, den Arm um seine gutaussehende Begleiterin gelegt. Der Taktiker in ihm hatte die Schmerzen bereits abgeschüttelt und räumte gerade die Trümmer vom Projektionstisch des geistigen Holoplots, während andere Synapsen noch mit der Schadenübermittlung beschäftigt waren.</p><p>Der Feind war fort, so viel stand fest. Zumindest vorläufig. Es stellte sich nun die Frage: warum? Hatten die Angreifer ihr Ziel erreicht oder waren sie rechtzeitig abgeschlagen worden? Handelte es sich nur um ein Ablenkungsmanöver? Stand ihnen der Hauptschlag vielleicht noch bevor?</p><p>Der letzte Gedanke hatte gerade das Licht der Welt erblickt, da verwarf er ihn bereits. Nein. Das Gros der planetaren Regierung hatte sich hier befunden, irgendwo beim oder im Festumzug. Wenn man von einem Hauptschlag sprechen konnte, dann hatte er hier stattgefunden.</p><p>Das allerdings warf eine neue, äußerst beunruhigende Möglichkeit auf. Ekko hob den Kopf und zuckte zusammen, als sich eines seiner Beine vertrat. »Hat sonst noch jemand überlebt?«, presste er hervor und versuchte, das Feuer zu ignorieren, das sich gerade in seinen Muskeln zu entzünden versuchte.</p><p>»Ich habe mit der Inquisitorin gesprochen«, berichtete Biasz, wurde kurzzeitig vom Colonel mit einem heiser gezischten »Nicht so schnell« unterbrochen und fuhr dann fort: »Aus ihrer Stimme konnte ich keine unmittelbare Gefahr erkennen. Daher nehme ich an, dass sie die Situation relativ unbeschadet überstanden hat.«</p><p>»Klingt, als hätten meine Leute ihren Job ordentlich gemacht«, dachte der Colonel laut nach. »Gut. Sehr gut.« Er räusperte sich. »Ich nehme aber nicht an, dass Sie wissen, wer es war, oder?«</p><p>»Jemand, der sich für die PVS ausgegeben hat«, stellte sie unumwunden fest und erntete dafür einen erstaunten Blick des imperialen Offiziers.</p><p>»Wie meinen Sie das?«</p><p>»Ihr Freund war nicht allein«, fuhr sie erklärend fort. »Ich habe noch einen gesehen. Er hat sich vom Rand der Tribüne abgeseilt und ist geflohen, verfolgt von Ihrem Kasrkin.«</p><p>»Krood?«, erwachte Ekkos Jagdinstinkt, verbannte Schmerzen und Nachdenklichkeit zumindest für eine Weile. »Wohin?«</p><p>»Zur Brücke«, erinnerte sie sich und wies auf den über der Szenerie schwebenden Senkrechtstarter. »Vermutlich dort, wo die Walküre gerade schwebt.«</p><p>Diese Information intensivierte den Adrenalinfluss in Galardin Alberic Ekko abermals. »Wir müssen sofort dorthin«, entschied er, ohne ihr weitere Details zu erläutern.</p><p>»Was ist mit Ihren Leuten?«</p><p>»Vergessen Sie meine Leute«, erwiderte er unwirsch. »Die können auf sich selbst aufpassen. Ich muss zur Brücke. Jetzt.«</p><p>Biasz schien von der plötzlichen Entscheidungsfreudigkeit des imperialen Offiziers nicht gerade begeistert. »Gut«, sagte sie dennoch. »Dann brauchen wir ein Fahrzeug.«</p><p>»Und wo finden wir das?«, wollte Ekko wissen.</p><p>»Vermutlich bei Ihren Leuten.«</p></blockquote><p></p>
[QUOTE="Sistermarynapalm, post: 3000111, member: 18790"] [CENTER][SIZE=2][B]So, endlich ist ein neuer Part fertig.[/B] [B]Es wird von jetzt an deutlich langsamer vorangehen.[/B] [B]Ich habe leider kaum noch Zeit und kann aktuell auch nicht wirklich gedankenfrei schreiben.[/B] [B]Die Story ist aber nicht vergessen, und selbst wenn es nur langsam vorangeht, geht es solange weiter, bis ich etwas anderes sage.[/B] [B]Und jetzt viel Spaß beim Lesen[/B] [B]Wie immer natürlich auch Danke an Nakago für’s Beta-Lesen[/B] [B]14[/B][/SIZE] [/CENTER] In dem Moment, als Ekko seinen Fuß auf die Tribüne setzte, explodierte die Welt. Ein kurzer, orangener Blitz flackerte auf, gefolgt vom grässlichen, trockenen Krachen eines von Menschen geschaffenen Sprengkörpers. Der Colonel ging zu Boden. Er hatte es nicht einmal beabsichtigt. Ein heftiger Stoß traf den imperialen Offizier, schnitt ihm scharf in die Beine und riss ihm die Füße unter dem Körper weg. Blut spritzte ihm ins Gesicht, ein Sud aus von der Detonationsdruckwelle klein gerissenen Fleischfetzen und Körperflüssigkeiten. »[I]Thronverdammte[/I] …!«, schoss es ihm durch den Kopf, dann schlug er mit dem Geräusch eines umfallenden Armeesacks auf die Treppe, die den Rand der Tribüne bildete. Für einen Augenblick war er zurück, der Schock von Agos Virgil, öffnete die Flutventile des Adrenalins in seinem Körper und schickte sich an, dem Colonel all die Energien zur Verfügung zu stellen, die er in einer unübersichtlichen Situation wie dieser benötigen würde. Im nächsten Augenblick kollidierte sein Kopf mit dem verwitterten Stein. Die Lichter gingen aus. »Colonel!«, rief Gireth entsetzt, während eine zweite Explosion ertönte, überleitete in das Knallen von automatischen Waffen. Evi Biasz neben ihm ging fast zeitgleich in Deckung. Etwas scharfes, unglaublich schnelles, hatte einen Menschen vor ihr durchschlagen und war dann, hohl pfeifend, nur eine Fingernagelbreite entfernt an ihrem Kopf vorbeigerauscht. Besucher schrien, als Körper in ihrer Mitte von Projektilen und Geschossen getroffen und durchstoßen wurden. Gliedmaßen und Leiber gaben dem Druck schnell expandierender Luft nach und fetzten in alle Richtungen davon. Mit ihnen breitete sich Panik aus. Anwesende sprangen von ihren Plätzen, wie Vieh durch die entstehende Lärmkulisse erschreckt. Gleich Wellen, die vom Aufschlag eines Steins auf der Wasseroberfläche aufgebracht wurden, suchten sie ihr Heil in der Flucht, kletterten über Sitze, Tote und Verletzte hinweg. »Colonel!«; widerholte der Funker und machte einige Schritte auf seinen Vorgesetzten zu. »Nein!«, rief Biasz, als sie erkannte, was er vorhatte, und sprang auf. »Nicht!« Aber es war zu spät. Die sie Umgebenden befanden sich in kopfloser Flucht, schoben, drückten und pressten sich aneinander vorbei, um dem Ort des Schreckens möglichst schnell zu entkommen. Schreie, Stöhnen und Jammern verdichteten sich zu einer akustischen Kuppel über dem Geschehen, die nur vom harten Tackern schnell feuernder Maschinenwaffen durchstoßen wurde. Gireth erhielt nicht einmal mehr die Gelegenheit aufzusehen. Ein kräftiger Stoß traf ihn und ließ ihn zurücktaumeln. Im nächsten Moment lag er am Boden, spürte das Gewicht von Füßen und Körpern, die sich auf ihn und über ihn wälzten. Aus den Augenwinkeln konnte er noch erkennen, wie eine Welle aus Leibern Evi Biasz verschluckte und sie die steil aufsteigenden Ränge herabspülte, dann verschwand sie aus seinem Blickfeld. Ein Stiefel erwischte ihn am Helm. Mit einem dumpf aus seinen Innereien aufbegehrenden Seufzen der Furcht und des Schmerzes versuchte er, zurück zu seinem Vorgesetzten zu robben, den die Tritte der fliehenden Masse bereits zwischen die Sitzreihen geschoben hatten, doch der Versuch erwies sich als fruchtlos. Irgendjemand verhakte sich in seinem Funktornister, stolperte und stürzte. Andere folgten nach. Unversehens befand sich der junge Soldat inmitten einer Lawine aus Körpern, die aufeinander fielen, verzweifelt umherkrochen, schrien und unter dem Gewicht der über sie Klettenden zerdrückt wurden. Ein grässliches Knirschen erklang, begleitete den Tod eines kleinen Mädchens, das, den Händen ihrer Mutter entrissen, in Gireths Blickfeld getrieben und dort von den Fliehenden zertreten wurde. Eine Mischung aus Entsetzen, Ekel und Adrenalin trieb einen Schwall trockenen Würgens die Kehle des Regimentsfunkers empor, versuchte den ohnehin inhaltslosen Magen auf die sich langsam mit Blut tränkenden Stufen zu entleeren. Ein neuerlicher Tritt erwischte den Funker am Kopf, trieb seinen Schädel auf den aufgeheizten Stein. Der Schmerz schallte mit der Energie eines kräftigen Gongschlags durch seinen Körper, ließ den beruhigenden Nebel der Bewusstlosigkeit in ihm aufbegehren. Glockenhelles Pfeifen erkämpfte sich die Kontrolle über sein Gehör, narkotisierte seine Sinne und deutete mit akustisch erhobenem Zeigefinger auf die plötzliche Reduktion der temporalen Geschwindigkeit. Gireth fand sich mit dem höchst faszinierenden, wenn auch ängstigenden Phänomen der Kampfzeit konfrontiert: einer schlagartigen Zeitlupe, die einem Soldaten das Gefühl gab, die Welt um ihn herum halte den Atem an, um auf seine nächste Reaktion zu warten. Als gäbe sie ihm die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen, bevor sie ihn wieder in den Tumult der Schlacht warf. Gireth konnte sich erinnern, ein ähnliches Gefühl bereits erlebt zu haben, wenn auch weniger intensiv. Dennoch: Die von dumpfen Tönen und leicht verschwommenen Bildern dominierte Wahrnehmung, mit der er sich hier, inmitten der schrecklichen Szenerie auseinander setzen musste, war in seiner Lage nicht unbedingt hilfreich. Sie verlängerte sein Leiden lediglich. Er sah wieder auf, gerade rechtzeitig, damit ein von Projektilen getroffener Junge zwischen die Sitze vor ihm fiel. Sein Rücken war durch eine Geschossgarbe zerfetzt worden. Tote und Verletzte lagen auf dem Boden, umgeben von abgerissenen Körperteilen, und Blut floss in dünnen Bächen über die Treppenstufen. Ein Feuer brannte, irgendwo weiter im Zentrum der Tribüne und selbst oberhalb seiner Position konnte Gireth Rauchschwaden erkennen, auch wenn diese dicker und öliger waren und ein wenig fehlfarben wirkten. Luft roch verbrannt. Noch immer war er umgeben von Leuten, die zu den weiter unten gelegenen Ausgängen drängten, aber dort schien es ebenso wenig weiterzugehen. Das dumpfe Krachen von Gewehrfeuer erklang, beantwortet vom Fauchen entfernt abgefeuerter Laserwaffen. »Lauf!«, schrie ihm eine Stimme in seinem Kopf zu. »Geh in Deckung! Du wirst sonst sterben!« Langsam, fast schildkrötenartig, kroch der Funker von dem Massaker weg, stieß mit den Fingern gegen ein Geländer und zog sich mit aller Kraft daran hoch. Um ihn herum kletterten Leute auf die Balustrade und sprangen in die Tiefe, versuchten sich aus dem Gefahrenbereich zu bringen Irgendjemand packte ihn und schob ihn auf den erhitzten Stahl. Dann gab die Balustrade nach. In einem Moment wurde Gireth noch gegen das Geländer gedrückt, im nächsten Augenblick spürte er, wie die Leere nach ihm griff und ihn mit sich in die Tiefe zog. [CENTER]*** [/CENTER] Das trockene Krachen einer Sprengstoffexplosion echote über die Tribüne hinweg, schloss den von Tervor Fortis beobachteten Vorgang mit einer für seine Größe eindrucksvollen Staubwolke ab. Menschen, gerade noch deutlich sichtbar und ausgelassen feiernd, verschwanden im sandigen Nebel, erstaunt, erschrocken und entsetzt. Um den Manufactorums-Abgesandten wirbelten Köpfe herum, richteten ihre Aufmerksamkeit auf den gerade erfolgten Knall. Ein weiterer Schlag ertönte, begleitete einen durch das aufgewirbelte Sediment flammenden Blitz, bevor er überging in heftiges, rhythmisches Krachen. »Gorak!«, hörte Fortis die Stimme eines Soldaten einen Befehl vorbereiten, während sich nicht weit entfernt ein ekklesiarchischer Diener zu der Nobeldame neben ihm umwandte. »Milady!«, wollte er noch ausrufen, schaffte aber nur die ersten zwei Silben, dann platzte sein Körper wie von einer mächtigen Faust durchschlagen nach hinten auf, verspritzte Blut und Innereien auf die hinter ihm befindlichen Zuschauer. Das Rattern einer automatischen Gewehrsalve hallte an Fortis vorbei, beantwortete die zuvor erfolgte Detonationen. Um sie herum geriet die Welt in Bewegung, als Menschen aufsprangen und in alle Richtungen flohen. Die Frau – Inquisitorin Gallia Sinwell, wie Fortis zuvor auf Nachfrage erfahren hatte – starrte nur kurz auf den direkt neben ihr gefällten Leib, während ihr Körper in den Gefechtsmodus hochfuhr. Fortis hatte bereits mit Inquisitoren zu tun gehabt, daher wusste er, dass diese Form der Selbstalarmierung nur Herzschläge in Anspruch nehmen würde, und anstatt in Deckung zu gehen und sein eigenes Leben zu schützen, konnte er nicht anders, als die wenigen Augenblicke zu warten, bis die Frau herumfuhr und sich an die neben ihr Sitzenden und ihre Entourage wandte. »In Deckung!«, schrie sie aus vollem Leib, sodass ihr Busen im Kleid erbebte. Zeitgleich glitt sie aus ihrem Sessel in Richtung Boden. Sie hatte den Platz kaum verlassen, da löste sich ihr Sitz in einer Wolke aus Splittern auf. Weiter oben auf der Tribüne wanden sich Menschen wie von Stromstößen gemartert, zuckten und zappelten, währende ihre Körper von Projektilen getroffen und durchlöchert wurden. Das Krachen von Maschinenwaffen ertönte erneut, ging von einzelnen Feuerstößen über in ein ohrenzerfetzendes Crescendo. Ein Schrei erklang rechts von Fortis, als einer der sie begleitenden Soldaten getroffen und getötet wurde. Dahinter fielen Leute auf- und übereinander, durch die Ereignisse sämtlicher Sinne beraubt und nur von dem Wunsch beseelt, so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich zu entkommen. Zu seinem eigenen Erstaunen sah sich der Abgesandte von Ghersom IV trotz dieser Ereignisse unfähig, der Aufforderung nach Deckung nachzukommen. Sein Geist drängte ihn, sofort hinter die Mauer vor ihm abzutauchen, welche die Tribüne von der Straße trennte, und die vermutlich schon so manchem Würdenträger das Leben gerettet hatte. Seine Beine allerdings schienen nicht Willens zu sein, dem Befehl Folge zu leisten. Tatsächlich fühlten sie sich so schlaff an, dass es ihm in jeder anderen Situation vermutlich so vorgekommen wäre, als gehörten sie nicht ihm. In diesem Augenblick allerdings wusste er nur eins: wenn er sich nicht bald bewegen konnte, dürfte ihm nicht mehr viel Zeit bleiben, das erstaunliche Verhalten seiner Beine zu Bedauern. Eine Hand packte ihn im Genick. »Runter!«, bellte ihn der Besitzer an, drückte ihn aus dem Sitz und warf ihn regelrecht zu Boden. Noch im Fallen sah er, wie einer der Infanteristen aus der Deckung hochschnellte, über die Balustrade zielte und aufs Geratewohl eine Lasersalve in Richtung der Straße abgab. Die Antwort erfolgte prompt. Der Kopf des Mannes flog nach hinten wie bei einem mächtigen Kinnhaken, platzte auf und erbrach eine fleischfarbene Wolke aus Knochensplittern, Hirnmasse und Blut, dann prallte der Glücklose mit dem Gesicht auf den Stein, kippte zur Seite weg und rutschte an der Mauer herunter. Eine rote Blutspur zeichnete seinen Weg nach. Sofort robbte einer seiner Kameraden an die Seite des Getroffenen und drehte ihn um. »[I]Nek[/I]!«, fluchte er unterdrückt. [I]Verdammte Scheiße[/I]. »Er ist tot!«, meldete der Soldat in die von Schreien, Schüssen und dem hohlen Pfeifen der vorbeizischenden Geschosse erfüllte Luft. Es schien, als nehme niemand Notiz von den Worten. »Sicherungspositionen einnehmen!«, ertönte die Stimme des Truppführers. »Aber haltet die Köpfe unten!« Ein Großteil der sie begleitenden Infanteristen lehnte gedeckt an der Mauer, bereit in einer sich bietenden Sekunde das Feuer ihrer Angreifer zu erwidern. Zwei von ihnen hoben sogar ihre Lasergewehre über die Brüstung und gaben ungezielte Feuerstöße in die Richtung ab, aus der sie den Angriff vermuteten. Fortis wandte den Kopf. Nicht weit entfernt von ihm lagen der Gouverneur, der Konsul des Munitorium und Konfessor Cobis auf dem Boden, umringt von ihren Begleitern. Zwei seiner Diener hatten sich schützend auf den Konfessor geworfenen. Fortis fragte sich, ob sie ihr Leben freiwillig für ekklesiarischen Führer in die Waagschale warfen. Weitere Männer saßen tot in ihren Sesseln, von Geschossgarben zersiebt. Blut durchtränkte ihre Kleidung und tropfte auf den Boden. Sinwell kniete nicht weit entfernt bei den Soldaten, beschützt von zwei leicht gepanzerten Inquisitionsgardisten. Einer von ihnen hatte gerade einen Mann abgewehrt, der sich mit von instinktiv gesteuerter Gewalt in den Sicherungsperimeter zu drängen versuchte. Mit einer schnellen Hebelbewegung brachte der Elitesoldat den Unbekannten zu Fall, setzte seine Laserpistole auf dessen Schädel und drückte ab. [I]Kompromisslos in jeder Situation[/I]. Fortis erschauderte. »Guard 0512 Command, Guard 0512 Command, hier 05120101, over! Ich löse [I]Abschlag[/I] aus. Wiederhole: [I]Abschlag[/I]!”, brüllte der Führer des imperialen Armeetrupps gerade ins Funkgerät, wartete einen Augenblick und wiederholte die Worte dann. »Ich kriege keinen Kontakt!«, rief er aus. Der Funker an seiner Seite schüttelte den Kopf. Aus welchem Grund, wurde dem Abgesandten von Ghersom IV erst nicht bewusst. Der Vorgesetzte sah auf, blickte sich auf der von Chaos und Verwüstung beherrschten Tribüne um. Ein Feuer war über ihnen ausgebrochen, hatte einige Sitze in Brand gesteckt und sandte schwarzen Rauch in die von Geschossen und Querschlägern beherrschte Luft. Tote und Sterbende lagen auf dem Boden, von Geschossen verletzt oder durch die entstehende Panik niedergetrampelt. »Beim Thron«, brachte er hervor. Eilig wandte sich der Soldat um, dachte kurz nach, und nahm das Sprechfunkgerät dann wieder in die Hand. »An alle Rufzeichen im Gebiet Goroni-Brücke: Sicherungstrupp Tribüne unter Beschuss. Feindkräfte in unbekannter Stärke aus vermutlich allen Richtungen. Wir benötigen sofort Kräfte zur Unterstützung! Bitte bestätigen! Kann mich irgendjemand hören?!« Keine Antwort. »Ist das Ding kaputt?«, wollte der Funkende wissen. »Oder werden wir gestört?« Wieder schüttelte sein Begleiter den Kopf. »Negativ, Sir. Keine Störgeräusche«, meldete er. »Es antwortet lediglich niemand.« Das hinterließ sichtlich Eindruck auf den Vorgesetzten. »Wir sind von unseren Leuten umgeben – und niemand meldet sich?«, fragte er, um dann urplötzlich abzubrechen. Vermutlich hatte er sich die Frage gerade selbst beantwortet. »Was machen wir jetzt, Sir?«, kroch ein anderer Untergebener an die Seite des Sergeants. »Feuerüberlegenheit zurückerlagen?« Der Truppführer überlegte kurz. »Wir müssen die Leute von der Tribüne schaffen.« Er meinte den Gouverneur, Cobis, Sinwell, Fradd und die wenigen ihnen verbliebenen Gefolgsleute. »Was ist das Problem?«, mischte sich Sinwell ein, während um sie herum Geschosse über die nun leeren Sitzreihen hinwegzischten. »Ich habe das Evakuierungsstichwort ausgelöst, aber erhalte keine Antwort!«, meldete der Truppführer und sah die Inquisitorin hilfesuchend an. »Ich habe nicht genügend Leute, um eine Feuerbasis aufzubauen, bis eine Reaktion seitens unserer Kräfte erfolgt.« »Dann müssen wir uns anders behelfen«, meinte die imperiale Untersuchungsrichterin. Sie sah sich um. »Die rechte Seite der Tribüne scheint deutlich weniger stark unter Druck zu stehen. Können wir uns in diese Richtung absetzen?« Der Truppführer folgte ihrem Blick, dann stieß er seinen Untergebenen an: »Wir werden einen Stoßtrupp unter Nebel zu bilden und die rechte Seite der Tribüne frei zu räumen. Das wird unser Rückzugsweg. Drei Mann voraus – der Rest sichert die Privilegierten.« »Verstanden!«, bestätigte der Befehlsempfänger und robbte zu seinen Kameraden, die hinter der Mauer in Deckung kauerten. »Können Ihre Leute die Nachhut übernehmen?«, wandte sich der Unteroffizier derweil an Sinwell und deutete auf ihre Leibwächter. Sie nickte, eine Nadelpistole schussbereit in der Hand. Woher sie diese gezaubert hatte, würde Fortis vermutlich nie erfahren. Der Infanterieführer hingegen schien beruhigt. »Nebelgranaten klarmachen!«, rief er den anderen Soldaten zu. Noch während er den imperialen Infanteristen dies sagen hörte, bemerkte Fortis einen kleinen, Ei-förmigen Körper, der fast schleichend über die steinerne Balustrade segelte, an einer Sitzlehne der ersten Reihe abprallte und mit diebischer Freude in seiner Nähe auf den Boden rollte. Eine Menge Gedanken schossen dem Abgesandten von Ghersom IV durch den Kopf, doch keiner davon maß sich als wirklich hilfreich aus. »Beschütze mich auf all meinen …«, begann er. »Handgranate!«, übertönte ihn der Ruf eines Infanteristen. Das stimmte – in seinen letzten Augenblicken sollte ihm diese Tatsache aber kein Trost mehr sein. [CENTER]*** [/CENTER] Evi Biasz war derweil vom Chaos auf der Tribüne auf das Chaos vor der Tribüne getragen worden. Unfähig, sich der Masse an Menschen zu erwehren, die sie gleich einer Reihe Stromschnellen mit sich zogen, gelang es ihr erst, aus der einschnürenden Umklammerung zu entkommen, als die Traube Menschen vor der Plattform auf die Straße platzte. Auch dort herrschten Panik und Entsetzen. Staub, aufgewirbelt von Füßen, Hufen und Rädern, hüllte die Szenerie gleich trocknem Nebel in fahles Licht. Ein von Menschen gemachter Sandsturm, der Formen und Schicksale gleichermaßen verschwimmen ließ. Um sie herum schoben, drückten und schlugen sich Menschen, schrien, brüllten und jammerten. Sie wurde umhergestoßen, von der sich zäh bewegenden Ziehharmonika aus Leibern wie in einer Schraubzwinge eingeklemmt und gleich einem nassen Handtuch ausgewrungen. Für einen Moment blieb ihr die Luft weg, wurde die Kraft so groß, dass sie glaubte, sie würde nicht mehr selbst laufen, sondern allein von der Bewegung um sie herum getragen werden. Dann ließ der auf ihr lastende starke Druck plötzlich nach. Ohne es zu wollen, zwang man sie aus der Vorwärtsbewegung (zumindest glaubte sie, dass es eine Vorwärtsbewegung gewesen war) in den Krebsgang. Die Interrogatorin, von dieser Entwicklung völlig überrascht, stolperte und wäre beinahe gefallen, hätte nicht ein gegen sie taumelnder Körper eine Barriere gebildet, an der sie sich blind hochziehen konnte. Eine Person hinter ihr trat auf den Saum ihres Kleids, verfing sich und stürzte. Mit dem heiseren Schmerzensschrei zerriss das unbezahlbar teure Textil. Die Worte des unglücklichen Kollisionsgegners hingegen gingen im Umgebungslärm unter. Biasz wäre auch nicht genügend Zeit geblieben, sich nach ihm umzusehen. Der Kurs des Tumults trug sie bereits in eine neue Richtung. Jemand rempelte sie an, griff nach ihrem Arm und schob sie einfach aus dem Weg. Wie ein Blatt, das von einer besonders starken Strömung erfasst und gegen einen großen Stein gedrückt wird, geriet die Interrogatorin an die straßenseitige Mauerseite der Tribüne und wurde von den hinter ihr drängenden Menschen an dieser entlanggeschleift. Luft wich aus ihren Lungen wie aus einem Blasebalg, den man mit aller gebotenen Härte zusammenpresste. Der Staub nahm ihr die Sicht und erschwerte das Atmen. Biasz keuchte, hustete und würgte. Und dann war die Mauer plötzlich zu Ende. Sie hörte einfach auf. Die Umgebungsluft seufzte, als die Menschentraube in den frei werdenden Raum platzte wie eine überreife Melone in ein Vakuum. Biasz schob sich weiter an der Mauer entlang, fühlte tastende Hände, die nach ihr griffen und Schreie, die in die Unendlichkeit forthallten. All das nahm sie wie durch einen fernen Schleier war, der sich zu verdichten schien, je weiter sie sich von der Empfindung löste, von Menschen eingezwängt zu werden. Noch immer pumpte Adrenalin in kräftigen Schüben durch ihren Körper, hielt ihre Sinne und ihren Leib bis zum Zerreißen gespannt. Fast wollte es ihr vorkommen, als versuche ihr Herz das beengte Gefäß ihres Körpers zu verlassen, auf den heißen Wüstensand zu emigrieren und selbst einige befreiende Atemzüge zu tun, auch wenn das natürlich unmöglich war. Es dauerte eine Weile, bis ihr aufging, dass der Gedanke an sich absolut absurd war – und daraufhin war es auch nur noch ein kurzer Schritt bis zu der Erkenntnis, dass die Gefahr zwar immer noch vorherrschte, aber keine immanente Bedrohung mehr für sie darstellte. Das Adrenalin verflüchtigte sich, verengte die Gefäße in ihrem Körper und ließ einen sichtlich verwunderten Hohlmuskel zurück, der plötzlich nichts mehr mit seiner Kraft anzufangen wusste und dementsprechend ins Stocken geriet. Ein Schmerz zuckte durch die Brust der Interrogatorin, ließ sie erneut nach Luft schnappen. Ein Würgen kämpfte sich ihre Kehle empor, als ihre Innereien versuchten, die Erinnerungen an das Erlebte von sich zu stoßen. Im Zeitraffer jagten die letzten Minuten an ihrem inneren Auge vorbei, skizzierten ein mehr oder weniger scharfes Bild der Katastrophe, deren Zeugin sie geworden war. Und dabei schien es schon ein ganzes Leben her zu sein, dass Ekko durch die Kraft der ersten Explosion gefällt worden war. [I]Ekko[/I], schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste zurück zum Colonel. Zurück in das Herz der Finsternis. Zurück in das Grauen. Sie musste herausfinden, was beim Thron geschehen war. Irgendwo jenseits der Tribüne erklangen nach wie vor Schüsse und Rufen, erinnerten sie daran, dass dort ein Kampf ums Überleben tobte. Die Ermittlerin in ihr klopfte an das Hohe Haus ihrer Gedankenführung, räusperte sich und begann mit warnender Stimme zu sprechen. Evi hörte zu. Ja. Es stimmte. Die Detonationen, die Schüsse, der Soldat der PVS. All das verdichtete sich zu der schrecklichen Vermutung, dass es sich hierbei vielleicht nicht nur um einen Angriff gegen das Saatfest handelte, sondern – und das war deutlich schlimmer: gegen bestimmte Institutionen der imperialen Administration. Sie ahnte auch schon, gegen wen der Angriff gerichtet gewesen sein konnte. Und die unselige Kombination ließ lediglich einen Schluss zu: der Angreifer waren die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte. Oder jemand, der sich für sie ausgab. An Verdächtigen mangelte es definitiv nicht. Sei es nun der Imperiale Todeskult, verschiedenste Kulte des Erzfeindes, korrumpierte Elemente des örtlichen Adeptus, interne Querelen von Adelshäusern oder sogar eine psionische Beeinflussung durch den Erzfeind oder andere Xenos – die Liste ließ sich beliebig erweitern. Das allerdings warf neue Fragen auf. Fragen, die sie im Augenblick nicht beantworten konnte. Sie würde länger darüber nachdenken müssen. Nun aber musste sie sich beeilen, Colonel Ekko finden und sich dann auf die Suche nach ihrer Herrin begeben. Wenn es stimmte, was sie vermutete, dann blieb ihr nicht viel Zeit. Und mit etwas Pech würde sie bald einem neuen Inquisitor zugeteilt werden. Eilig, aber ohne Hast, stemmte sie den Fuß gegen die eherne Mauer, welche die Seite der Tribüne abdeckte, hob die zerfetzten Überreste ihres Kleids an und griff an das Stiefelholster, indem eine für den Notfall bereitgehaltene Nadelpistole auf ihren Einsatz wartete. Das Holster war leer. Ein Schreck durchfuhr die Interrogatorin, ein alarmiertes Aufschreien aller geistigen Selbstverteidigungsmechanismen, die sie auf das Offensichtliche hinwiesen: Sie hatte ihre Waffe verloren. Sofort raffte Biasz den Saum ihres Kleids, blickte ihr zerschrammtes Bein entlang und musste zu ihrem Verdruss feststellen, dass das lederne Band, das die kleine Waffe an ihren Fuß schmiegte, während des ganzen Tumults gerissen war. [I]Thronverdammt[/I], dachte sie und sah auf. Die Tribüne zeichnete sich neben ihr ab, eine verwitterte, trostlose Wand, die viele Meter in die Höhe reichte und in der längst ausgefranste Einschusslöcher davon zeugten, dass der Bau bereits den einen oder anderen Angriff überstanden hatte. Davor jedoch herrschten Tod und Verderben. Menschen lagen auf dem Boden; Tote, Verletzte. Individuen, die von der entstehenden Panik überrollt und zerquetscht worden waren. Männer, Frauen und Kinder fanden sich, teilweise in absurden Positionen verkrümmt, über den heißen Sand verstreut wie abartige Muster des Schreckens. Opfer, die man einem der unsäglichen Warpgötzen geopfert hatte. Biasz erschauderte. Dann bemerkte sie etwas anderes. Etwas bewegte sich über ihr. Mit dem Geräusch einer stark erkälteten Peitsche schwang ein dünnes Seil die Mauer herab. Sekunden später erschien ein Schemen am oberen Rand der Tribüne. Erst jetzt begriff die Interrogatorin, was diese seltsamen Menschenmuster auf dem Boden bedeuteten. Irgendwann im Verlauf der Katastrophe musste das Geländer nachgegeben haben und die Unglücklichen waren aus mehreren Metern Höhe in die Tiefe gestürzt. Der Unbekannte, ebenfalls in die Uniform der PVS gehüllt, ließ sich die aus ultrahochfestem Beton bestehende Mauer herunter. Am unteren Ende löste er sein Seil, entledigte sich der Koppel, fuhr herum und bemerkte Biasz. Für einen kurzen Moment wechselten die beiden Blicke, und die Interrogatorin wusste, dass sie nun wehrlos war. An der Hüfte des Mannes ruhte ein Waffenholster, ein Teil seiner Uniform. Sie hingegen war unbewaffnet. Wäre es anders gewesen, hätte sie keine Sekunde gezögert und das Feuer auf den Angreifer eröffnet. Der Imperator allerdings hielt sein gütiges Auge auf sie gerichtet, denn der Unbekannte sah zur Tribüne auf, dann wandte er sich ab und lief in Richtung Brücke davon. Nur Augenblicke später erschien ein neuer Schatten am oberen Rand der Tribüne, setzte über den Rest der zerbrochenen Absperrung hinweg und flog mehr, als dass er sich abseilte, die Mauer abwärts. Ein dumpfer Aufschlag und eine Staubwolke begleiten die Landung des imperialen Soldaten, bevor dieser gleich einer Feder in die Höhe schnellte und dem vermeintlichen PVS-Soldaten folgte. [I]Der Kasrkin[/I], stellte Biasz erstaunt fest und erinnerte sich, ihn zuvor hinter Ekkos Platz gesehen zu haben. »Negativ, negativ! Verliert ihn nur nicht! Wir brauchen den Mistkerl lebend!«, hörte sie ihn noch sagen, dann explodierte das infernalische Kreischen einer Walküre in die Welt, manifestierte sich als das akustische Äquivalent eines flammenden Schwerts, das durch die Luft rauschte. Der Schatten des metallenen Raubvogels strich wie die Hand einer Lebenden Heiligen über die mit Blut getränkte Erde, schloss die Augen der Toten und bedeckte sie mit dem Leichentuch einer beruhigenden Präsenz. Doch diese Ruhephase dauerte nicht lang. Der Schatten zog vorüber und das ohrenbetäubende Kreischen wurde zu einer Konstante in Biaszs Wahrnehmung, einer Dauerpräsenz, die sich ihres Hörsinns bemächtigte und alle anderen Geräusche erstickte. Es bedurfte keiner großen Kombinationsgabe, um die Szene zu verstehen, derer sie gerade Zeuge geworden war, und die Kämpferin in Biasz zwang sie dazu, sich darauf zu konzentrieren, das Beobachtete an ihre Leute weiterzugeben und sie zu warnen. Nur wie? Die Interrogatorin hatte sich diese Frage gerade erst gestellt, als sie postwendend eine Antwort darauf erhielt. Auf dem blutgetränkten Boden, zwischen den Toten und Verletzten, lag einer von Ekkos Männern. Sie erkannte ihn nicht direkt, sah ab, dass sein junger Körper seltsam verdreht schien. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie begriff, dass der Grund dafür der große Funktornister war, den er auf dem Rücken trug, und der sich teilweise in den Boden gegraben hatte. »Gireth«, flüsterte sie und eilte an seine Seite. Er lebte noch, wie sie nach einer kurzen Prüfung seines Pulses feststellte, aber die Lebenszeichen waren recht schwach. So vorsichtig, wie es die Situation erlaubte, verdrehte sie seine Gestalt weiter, um an den teilweise unter ihm begrabenen Funktornister zu gelangen. Sie suchte nach dem Handsprechgerät, blicke auf die Frequenzanzeige und bestätigte dann den Mikrofonschalter. »Hier spricht Evi Biasz, Interrogatorin der Imperialen Inquisition. Kann mich irgendjemand hören?« [CENTER]*** [/CENTER] Die Zeit von Tervor Fortis war abgelaufen. Selbst wenn er sich nun würde erheben können, blieb ihm nicht genug Zeit, um sich vor dem explodierenden Sprengkörper in Sicherheit zu bringen – zumal er nicht einmal genau wusste, was nun zu tun gewesen wäre. Der alarmierende Ruf »Handgranate!« leistete seinen eigenen Betrag zur Reduktion von Fortis‘ Bewegungsfähigkeit. Auf andere hingegen traf das genaue Gegenteil zu. Die ausgesprochene Warnung war noch nicht ganz verhallt, als bereits der erste Schatten in Fortis Blickfeld flog. Er reagierte damit sicherlich nicht auf den heiser ausgestoßenen Befehl, sofort in Deckung zu gehen. Ein Körper, gehüllt in die Steppentarnuniform der Basteter, prallte dumpf auf den sandigen Boden vor dem Abgesandten von Ghersom IV. Eine Staubwolke wirbelte auf. Finger streckten sich und bekamen die Granate zu fassen. Mit einer ungelenken, von einer vor Aufregung zitternden Hand vollführten, Bewegung schaffte es der Infanterist, den Ei-förmigen Sprengkörper vom Boden aufzuheben und über die Betonabsperrung zu schubsen. Keine Sekunde zu früh. Ein lauter Knall ertönte. Splitter pfiffen durch die Luft und prasselten gegen den Beton. »Thronverdammt!«, rief jemand aus. »Das war knapp.« »Gut gemacht, Rahael«, meinte der Sergeant. Er wandte sich um. »Also – Nebelgranaten klar machen!« Seine Stimme klang mit einem Mal beunruhigend laut, wie Fortis postwendend feststellte. Er war nicht der Einzige. [SUP]»[/SUP]Sir!«, rief ein anderer Soldat. »Hören Sie!« »Was denn?«, ertönte die gebellte Antwort. »Er hat Recht«, bestätigte ein riesiger Corporal, dessen Silhouette links von Fortis zwischen den Stühlen emporwuchs. »Hören Sie doch.« Alle lauschten. »Ich höre nichts«, stellte der Sergeant nach einer Weile fest. »Ja, eben«, meinte der Corporal. »Sie schießen nicht mehr.« Das stimmte. Abgesehen von fernen Schreien, Wimmern und Stöhnen, präsentierte sich ihnen lediglich das Heulen der Walküre, das ganz allmählich in Richtung der Brücke abdriftete. Die ohrenbetäubende Schießerei, die ihnen kurz zuvor noch Trommelfelle und Nerven zerfetzt hatte, war verstummt. Vorsichtig kam einer der Soldaten auf die Knie, um dem Grund für diese plötzliche Lageänderung nachzugehen. »Bleib unten, thronverdammt«, herrschte ihn der Sergeant an, bevor er weiter vorrobbte, kurz innehielt, und sich dann selbst langsam aufrichtete. »Niemand rührt sich!«, ordnete er an, atmete noch einmal durch und federte dann mit seinem Oberkörper über den Rand der Brüstung. Die Laserpistole im Anschlag blickte er sich suchend um. Seine Miene verriet, dass er die sich ihm bietende Szenerie nicht fassen konnte. »Ich werd‘ wahnsinnig«, meinte der imperiale Unteroffizier und erhob sich schließlich ganz. Jegliche Spannung und Aufregung fiel von ihm ab wie ein Mantel, dessen er sich im Aufstehen entledigte. »Nicht!«, rief der Corporal hinter ihm. »Schon in Ordnung. Is‘ alles leer«, meinte der Sergeant. Unglaube triefte aus seiner Stimme. »Niemand mehr da.« Ganz allmählich standen auch die restlichen Soldaten auf, während die Privilegierten und ihr Gefolge nach wie vor am Boden kauerten. Fortis verfolgte, wie der Sergeant ein Bein über die steinerne Balustrade hob, um dann in einer fließenden Bewegung überzusetzen. »Rahael, Ekin, mit mir!«, vollführte seine Stimme die Bewegung in Gegenrichtung. Die Angesprochenen folgten der Anweisung, schoben ihre Körper über die Mauer und verschwanden aus Fortis‘ Sichtfeld. Augenblicke später ertönte der dumpfe Klang von auf harten Sand prallenden Stiefeln. Es schien, als sei die Gefahr – zumindest für den Moment – gebannt. Langsam richtete sich der Gesandte von Ghersom IV selbst auf, blickte auf die vom Tod gesäumte Tribüne. Zerschlagene und zertretene Körper lagen wie von riesigen Händen achtlos weggeworfene Puppen auf und zwischen den Sitzen, Körperteile und abgetrennte Gliedmaßen verteilten sich um sie wie die Trümmer eines explodierten Raumschiffs. Blut und andere Körperflüssigkeiten bildeten Lachen und schmale Rinnsale. Der Sand vor der Tribüne hatte sich rot gefärbt, und die zerfetzten Körper, teils von außer Kontrolle geratenen Festwagen, Tieren und Menschen in den Boden gemahlen, erweckten den Eindruck, als würden sie sich auf einer Todeswelt befinden. Auf einem Planeten, der seine Bewohner in einem Meer aus Treibsand ertränkte und sie dann ganz langsam aussaugte. Über all dem schwebte ein erstickender Gestank, dessen genaue Zusammensetzung Fortis nicht ausmachen konnte. Er wollte es auch gar nicht. Bei dem, was er sah und hörte, konnte er sich sehr gut vorstellen, was wesentliche Geruchsbestandteile ausmachte. Nichts davon gehörte zu jenen Dingen, die er als appetitanregend empfand. Übelkeit tanzte seine Speiseröhre empor wie eine der halbnackten Tänzerinnen, die noch vor kurzem das fröhliche Treiben begleitet hatten. Hinter ihm hingegen entwickelte sich eine vollkommen andere Form von Schrecken. Confessor Cobis, die eigentlich eleganten Gesichtszüge zu einer grässlichen Fratze verzerrt, fuhr auf. »Das ist ein Skandal!«, beschwerte er sich. »Man hätte mich beinahe umgebracht! Wie konnten Sie das zulassen?!« Seine Worte zielten eindeutig in Richtung des Munitoriums-Konsuln und der imperialen Soldaten, hallten aber in die Ewigkeit fort und schienen den Gott-Imperator selbst anzuklagen. Die zuckersüße Antwort darauf erklang postwendend: »Mein lieber Konfessor – wo ist Ihre Demut? Dass Sie noch leben, liegt einzig und allein an diesen Männern«, meinte Sinwell und stand ebenfalls auf. »Wie darf ich das verstehen?«, verlangte der ekklesiarchische Vertreter zu erfahren, musste jedoch bald schon feststellen, dass er ignoriert wurde. In diesem Moment echote eine leise, von statischen Verzerrungen begleitete Stimme aus der Hörkapsel des Handsprechapparats, der mit dem Tornister auf dem Rücken des Funkers verbunden war: »Hier spricht Evi Biasz, Interrogatorin der Imperialen Inquisition. Kann mich irgendjemand hören?« Der Soldat wollte gerade seinen Vorgesetzten rufen, welcher sich mit seinen beiden Begleitern inzwischen etwas von der Gruppe entfernt hatte und die Gegend erkundete, als ihm die neben ihm stehende Inquisitorin das Handsprechgerät aus den Fingern nahm. »Evi!«, sagte sie ruhig, aber dennoch mit einem strengen Unterton, so als wollte sie die jüngere Frau dafür schelten, dass diese sich so lange nicht gemeldet hatte. Die Antwort erfolgte prompt: »Milady – es ist gut, Eure Stimme zu hören«, begann die Interrogatorin, um dann ohne Umschweife fortzufahren: »Wie viel habt ihr von dem Angriff mitbekommen?« »Mehr als genug«, meinte die Inquisitorin, als sie sich umwandte und auf zerfetzten Sitze und Toten blickte, die sich um die improvisierte Deckung herum verteilten. »Ich glaube, wir waren das Zentrum, wenn nicht sogar das Ziel«, stellte sie fest, ließ ihren Blick weiter zu Cobis, Fradd und schließlich auch zu Fortis gleiten und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit dann zurück auf die körperlose Stimme. »Das habe ich mir gedacht«, stellte die Frau am anderen Ende der Leitung fest. »Ich kann offen nicht darüber sprechen, aber: vertrauen Sie niemandem, der wie die PVS aussieht. Ich melde mich wieder. Muss Colonel Ekko finden.« Ein Knacken ertönte und die Verbindung brach ab. Der Corporal rutschte an die Seite des ungleichen Paars am Funkgerät. »Was war das gerade?«, erkundigte er sich. »Sie hat gerade gesagt, dass die PVS den Angriff ausgeführt hat«, berichtete der Funker. »Was?!«, fuhr ihn der Corporal an. »Es war die PVS!«, wiederholte der Soldat. »Das hat sie nicht gesagt«, berichtigte Sinwell die Worte und reichte den Sprechapparat an den Funker zurück. »Sie hat gesagt, dass wir aktuell niemandem vertrauen sollen, der wie die PVS aussieht.« Damit jedoch konnte die Inquisitorin die wilden Gedanken im Kopf von Fortis nicht besänftigen. Und betrachtete man den massigen Körper des imperialen Unteroffiziers, erging es ihm vermutlich ähnlich. Verwirrung und Unglauben verzerrten sein Antlitz. »Die PVS?!« »Corporal?«, erkundigte sich Sinwell. Es klang wie eine Ermahnung. Vermutlich war es das auch. Der Mann zögerte einen Augenblick, sah über die Brüstung zu seinem Vorgesetzten, der mit seinen beiden Begleitern inzwischen ein gutes Stück von der Tribüne abgerückt war, und wandte sich dann wieder um. »Gut«, befand er und nickte. Es war nicht seine Aufgabe, Informationen von diensthöherem Personal der imperialen Administration in Frage zu stellen. »Ihr habt sie gehört, Männer. PVS auf Abstand halten – wenn nötig, mit Gewalt.« [CENTER]*** [/CENTER] Einige hundert Meter entfernt kam Galardin Alberic Ekko inmitten einer Blutlache zu sich und war im ersten Augenblick sichtlich verwundert. Wirklich aufregend war der Traum nicht gewesen. Genau genommen konnte er sich gar nicht mehr an das erinnern, was ihm sein Unterbewusstsein vorgespielt hatte. Dennoch – aus irgendeinem Grund fühlte er eine seltsam prägnante Nässe seine Unterhose durchweichen. Ob sie sich von außen Zutritt verschafft hatte oder ihr Ursprung in seinen Innereien zu finden war, konnte er nicht sofort feststellen. Das nächste, was er bemerkte war der Geruch. Ein seltsamer, verbrannter Geruch. Fyzelen, offenes Feuer und … Fleisch. Vielleicht auch ein paar Exkremente. Hatte die Kantine etwa schon geöffnet? Er hob den Kopf und versuchte, etwas zu erkennen, aber seine Augen waren verklebt und in seinem Kopf tanzten Chaosdämonen zur Melodie des Schmerzes. Erst langsam klärte sich sein Geist, machte Platz für eigenartige Gerüche und ferne Geräusche; Schüsse, Explosionen und Schreie. All das klang seltsam unnatürlich und dennoch richtig, denn die Schlacht um die Himmelskathedrale … war längst vorbei, wie er sich nur Sekunden später selbst erinnerte. Langsam kehrten die Gedankendias zurück. Ja, richtig. Das Saatfest. Der Umzug. Die Explosion. Schmerz bemächtigte sich seiner Extremitäten, spritzte wie dünnflüssige Lava über die betäubende Kraft eines überraschend muskulösen Kopfschmerzes hinweg. Die vermittelte Aussage ließ sich nur schwer missverstehen: [I]Tja, mein Bester – das ist echt doof. Ich glaube, du hast keine Beine mehr.[/I] »Ah-ha-haaa!«, war das Einzige, was dem Colonel einfiel, bevor ein langer Laut des Schmerzes jede weitere Äußerung verhinderte. Die Reizüberflutung war dermaßen stark, dass seine Muskeln zu zittern begannen und nach kurzer Zeit des Widerstands den Dienst quittierten. Geräuschvoll fiel der imperiale Offizier zurück auf die Erde. Er benötigte eine Weile, bis sich seine geistige Ausdauer soweit regeneriert hatte, dass er einen zweiten Versuch wagen zu können glaubte. Langsam, ganz vorsichtig, drehte er sich auf den Rücken und keuchte. Tränen sättigten seine Augenhöhlen, spülten Schmutz fort und öffneten die klebrigen Vorhänge aus Blut ein wenig. Jede Bewegung wurde von einem Gefühl begleitet, das sich wohl am besten mit dem heißen Schmerz vergleichen ließ, den der Biss eines Kroothunds hinterließ – nachdem dieser im gleichen Atemzug die vorher an der Stelle befindliche Gliedmaße amputiert hatte. »Thronverdammt«, presste Ekko zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er benötigte eine Ewigkeit, um sich in eine relativ aufrechte Position setzen zu können und festzustellen, dass seine Beine zwar noch da, aber von Splittern und Schrapnellen perforiert und seine Hosen bis zu den Oberschenkeln zerfetzt und blutig waren. Ein weiteres Zeitalter verstrich, das er nutzte, um sich seiner Umgebung vollends gewahr zu werden. Der Schrecken der Szenerie traf ihn mit der Wucht einer Energiefaust und ließ ihn für eine Weile sogar die in seinen Beinen residierenden Schmerzen vergessen. »Beim Barte des Propheten …« Es war noch nicht lange her, dass er eine ähnliche Szene beobachtet hatte. Das allerdings war ein Kriegsgebiet gewesen. Das Blutbad, das sich ihm jetzt allerdings präsentierte – hier, auf seiner Heimatwelt – besaß eine vollkommen andere Qualität. Ekko spürte, wie Adrenalin durch seinen Körper flutete, seine Adern und Venen öffnete und Zorn in Detonationswellen gleichen Schüben heißkalte Schauer sein Rückgrat emporschickte. Wer auch immer das getan hatte - und dank seiner erst kürzlich erfolgten Begegnung mit dem einsamen PVS-Soldaten wusste er bereits, wen er zum Thema befragen konnte – würde Colonel Galardin Alberic Ekko bald richtig kennen lernen. Ob nun mit oder ohne Beine. Das hieß: falls er es jemals schaffen sollte, diesen Ort zu verlassen. Ohne Beine, stellte er resigniert fest, würde das eine recht mühsame Angelegenheit werden. Schnelle Schritte näherten sich ihm vom Fuß der Tribüne. Nach einer Weile gesellte sich auch keuchendes Atmen hinzu. Dem Reflex der Selbstverteidigung folgend, griff der Colonel an sein Oberschenkelholster, zog die dort befindliche Laserpistole heraus und richtete sie grob auf den ihm entgegenhallenden Klang aus. Er brauchte etwas, bis ihm aufging, dass das, was die glitschigen Stufen emporeilte, die fantastisch proportionierte Figur Evi Biaszs war. Gleichzeitig erleichtert und müde senkte er die Pistole und gewährte der Interrogatorin die Ehre, seine persönliche Selbstverteidigungssphäre zu betreten. »Colonel!«, rief sie aus und atmete tief durch, als sie an seiner Seite auf die Knie sank. »Der Imperator beschützt! Sind Sie überhaupt noch einsatzfähig?« »Ist halb so schlimm«, log er und winkte ab. »Richtet sich alles wieder.« Ein kurzer Handwink auf das zerrissene Kleid der angehenden Untersuchungsrichterin folgte. »Dabei fällt mir ein: habe ich Sie eigentlich schon zu dem tollen Dekolleté beglückwünscht?« »Colonel!«, meinte sie streng. Ihre dunkle, von Hingabe durchsetzte Stimme verlieh den Worten eine ganze besondere Note. »Es gibt jetzt Wichtigeres zu tun! Ich brauche Sie!« Erinnerungen an die Vergangenheit kämpften sich durch Schmerz, Adrenalin und ein Meer aus alarmiert umherflatternden Gedanken, überschwemmten alle Empfindungen und ertränkten sie, bis sich aus der Nulllinie ein schattenhaftes Bild formte: eine junge Frau, die sich verzweifelt an die letzten Reste einer eingestürzten Brücke klammerte, während ein kleines Mädchen in die weit unter ihr liegende Schlucht stürzte, einen lautlosen Todesschrei auf den Lippen. »Ja«, sagte er und starrte ins Leere. »Das habe ich schon mal gehört.« Die Bilder verblassten, und das darunter zum Vorschein kommende Leichenfeld aus zerfaserten Gedanken ermöglichte es dem Colonel, neue, deutlich strukturierte Überlegungen anzustellen als es ihm unter dem Eindruck der ersten Momente nach seinem Erwachen möglich gewesen war. »Helfen Sie mir hoch«, ordnete er an und streckte der sichtlich zerschrammt wirkenden Interrogatorin seine blutbeschmierte Hand entgegen. »Beim Baa-ahhh!«, brüllte er die Pein aus sich heraus, als die schlanke Frau ihm auf die Beine half. Die Schmerzen waren schier überwältigend, brannten wie lebendiges Feuer und ließen seine Knochen knirschen wie das morsche Holz einer alten, sturmumtosten Hütte. Für einen Moment glaubte der Colonel sogar, die lädierten Partien seines Leibs würden unter ihm wegbrechen wie sauber gesprengte Säulen unter einem Tonnengewölbe. Dass ihn die Interrogatorin stützen musste, machte die Sache auch nicht besser. Er humpelte ein paar Schritte, wandte sich um und wies auf das Massaker: »Was auch immer geschehen ist: haben wir gewonnen?« »Ich glaube nicht, dass wir sonst noch hier wären«, erwiderte sie mit dermaßen viel entwaffnender Ehrlichkeit, dass der Colonel erst keine Antwort darauf fand. »Ah«, nickte er schließlich verstehend und begann, die blutbeschmierte Treppe abwärts zu hinken, den Arm um seine gutaussehende Begleiterin gelegt. Der Taktiker in ihm hatte die Schmerzen bereits abgeschüttelt und räumte gerade die Trümmer vom Projektionstisch des geistigen Holoplots, während andere Synapsen noch mit der Schadenübermittlung beschäftigt waren. Der Feind war fort, so viel stand fest. Zumindest vorläufig. Es stellte sich nun die Frage: warum? Hatten die Angreifer ihr Ziel erreicht oder waren sie rechtzeitig abgeschlagen worden? Handelte es sich nur um ein Ablenkungsmanöver? Stand ihnen der Hauptschlag vielleicht noch bevor? Der letzte Gedanke hatte gerade das Licht der Welt erblickt, da verwarf er ihn bereits. Nein. Das Gros der planetaren Regierung hatte sich hier befunden, irgendwo beim oder im Festumzug. Wenn man von einem Hauptschlag sprechen konnte, dann hatte er hier stattgefunden. Das allerdings warf eine neue, äußerst beunruhigende Möglichkeit auf. Ekko hob den Kopf und zuckte zusammen, als sich eines seiner Beine vertrat. »Hat sonst noch jemand überlebt?«, presste er hervor und versuchte, das Feuer zu ignorieren, das sich gerade in seinen Muskeln zu entzünden versuchte. »Ich habe mit der Inquisitorin gesprochen«, berichtete Biasz, wurde kurzzeitig vom Colonel mit einem heiser gezischten »Nicht so schnell« unterbrochen und fuhr dann fort: »Aus ihrer Stimme konnte ich keine unmittelbare Gefahr erkennen. Daher nehme ich an, dass sie die Situation relativ unbeschadet überstanden hat.« »Klingt, als hätten meine Leute ihren Job ordentlich gemacht«, dachte der Colonel laut nach. »Gut. Sehr gut.« Er räusperte sich. »Ich nehme aber nicht an, dass Sie wissen, wer es war, oder?« »Jemand, der sich für die PVS ausgegeben hat«, stellte sie unumwunden fest und erntete dafür einen erstaunten Blick des imperialen Offiziers. »Wie meinen Sie das?« »Ihr Freund war nicht allein«, fuhr sie erklärend fort. »Ich habe noch einen gesehen. Er hat sich vom Rand der Tribüne abgeseilt und ist geflohen, verfolgt von Ihrem Kasrkin.« »Krood?«, erwachte Ekkos Jagdinstinkt, verbannte Schmerzen und Nachdenklichkeit zumindest für eine Weile. »Wohin?« »Zur Brücke«, erinnerte sie sich und wies auf den über der Szenerie schwebenden Senkrechtstarter. »Vermutlich dort, wo die Walküre gerade schwebt.« Diese Information intensivierte den Adrenalinfluss in Galardin Alberic Ekko abermals. »Wir müssen sofort dorthin«, entschied er, ohne ihr weitere Details zu erläutern. »Was ist mit Ihren Leuten?« »Vergessen Sie meine Leute«, erwiderte er unwirsch. »Die können auf sich selbst aufpassen. Ich muss zur Brücke. Jetzt.« Biasz schien von der plötzlichen Entscheidungsfreudigkeit des imperialen Offiziers nicht gerade begeistert. »Gut«, sagte sie dennoch. »Dann brauchen wir ein Fahrzeug.« »Und wo finden wir das?«, wollte Ekko wissen. »Vermutlich bei Ihren Leuten.« [/QUOTE]
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