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Equilibrium (letztes Update: Februar 2021)
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Beitrag
<blockquote data-quote="Sistermarynapalm" data-source="post: 3213745" data-attributes="member: 18790"><p style="text-align: center"><strong>So, Ihr Lieben – lange ging es hier nicht weiter.</strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong>Das letzte Jahr war, gelinde gesagt, chaotisch und wie auch viele andere, hatte es mich ziemlich im Griff. Daher hatte ich wirklich weder Zeit, noch große Motivation zu schreiben. Inzwischen habe ich auch einen neuen Job und muss viel erledigen, dass in der letzten Zeit liegengeblieben ist. Von daher wird es auch weiterhin nur langsam vorangehen.</strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong>Aber es geht weiter, wenn vorerst auch nur in Häppchen.</strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong>Colonel Ekko ist eben nicht totzukriegen.</strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong>Vielen Dank an Nakago für’s Drüberlesen.</strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong></strong></p> <p style="text-align: center"><strong>15</strong></p><p></p><p></p><p style="text-align: justify">Gut einen halben Kilometer entfernt bahnte sich Gren Krood seinen Weg über das Schlachtfeld, das der zeitgleich mit dem Massaker an der Tribüne stattgefundene Angriff auf die Goroni-Brücke zurückgelassen hatte.</p> <p style="text-align: justify">Wie die Tribüne und deren Umfeld, war auch der massive Körper der Brücke mit den Leibern der Toten und Sterbenden übersät, den physischen Zeugen eines unbeschreiblichen Blutbads.</p> <p style="text-align: justify">Abgerissene und zerfetzte Extremitäten lagen auf dem rot getränkten Sand verstreut, und die schwarz verbrannten Krater von Granatexplosionen akzentuierten das sie umgebende Leichenfeld wie die Oberfläche eines mit Asteroideneinschlägen gesäumten Mondes.</p> <p style="text-align: justify">Zwischen den Toten und Sterbenden irrten die Überlebenden des Massenmords umher, kehrten aus dem Schockzustand zurück, der sie nur wenige Minuten zuvor in alle Winde verstreut hatte.</p> <p style="text-align: justify">Wie betäubt torkelten sie durch das unter einer leichten Staubwolke liegende Gebiet; gleich Luftmolekülen, die von den Detonationen zuerst verdrängt worden waren und die nun zurückkehrten, aber ihren angestammten Platz im unsichtbaren Gefüge der Atmosphäre nicht mehr fanden.</p> <p style="text-align: justify">Väter suchten ihre Familien, Mütter ihre Söhne und Töchter. Weinende Kinder riefen nach ihren Eltern.</p> <p style="text-align: justify">Der Kasrkin passierte eine junge Frau, die inmitten der Tragödie saß, so als wäre all das überhaupt nicht geschehen. Der Kopf ihres Geliebten ruhte in ihrem blutverschmierten Schoß, während sie ihm sanft und mit leerem Blick durchs dunkle Haar strich. Der Rest des Mannes hatte sich unter der Einwirkung einer nahen Explosion und einer gut platzierten Sturmwaffensalve in eine Masse verwandelt, die einem grob gehackten Fleischerzeugnis glich.</p> <p style="text-align: justify">Nicht weit entfernt davon lagen die Überreste einer vierköpfigen Familie. Offensichtlich hatten sich die Eltern während der Schießerei auf ihre beiden Kinder geworfen, um sie vor dem grässlichen Wüten der unbekannten Angreifer zu schützen.</p> <p style="text-align: justify">Gerettet hatte sie das nicht.</p> <p style="text-align: justify">Die aufgeplatzten Körper der Toten, ausgeweidet und im unmittelbaren Umkreis verstreut, erweckten eher den Eindruck, dass die Attentäter mindestens ein volles Magazin aus nächster Nähe auf die am Boden Liegenden geleert hatten.</p> <p style="text-align: justify">Über all dem waberte der unerträgliche Gestank des Todes. Es war jene widerliche Mischung aus Promethium, Fyzelen, Exkrementen, Blut und verbranntem Fleisch, die dem Kasrkin allzu vertraut war, und die seine ohnehin bereits aufs äußerste gespannten Nerven noch ein gutes Stück stärker reizte.</p> <p style="text-align: justify">Er beeilte sich weiterzukommen.</p> <p style="text-align: justify">Über ihm heulte die Walküre ihren Todesgesang, erstickte das Jammern und Wehklagen der noch Lebenden wie eine Löschdecke, kroch einem Schatten gleich über die sandige Oberfläche des Anschlagsorts und griff mit langen, unsichtbaren Fingern nach dem Mann, den Krood in all dem Chaos zu finden versuchte.</p> <p style="text-align: justify">Er hatte ihn nur kurz gesehen, und im Orchester der Eindrücke ließen sich derart flüchtige Momente selbst für den Geist eines geschulten Elitesoldaten nur schwerlich festhalten. Die Züge und das Aussehen seines Gegenübers waren eher schemenhaft in seinem Unterbewusstsein verankert.</p> <p style="text-align: justify">Er wusste, wie der Mann aussah – und er hätte ihn vermutlich überall gefunden. Nur ihn bewusst beschreiben, das wäre ihm nicht gelungen.</p> <p style="text-align: justify">»Habt ihr ihn?«, erkundigte er sich, indem er in das vor seinem Mund befindliche Mikrofon sprach. Kurz rauschte es, dann erklang die Antwort. »<em>Negativ. Ziel verloren.</em>«</p> <p style="text-align: justify">Der Elitesergeant hob den Kopf und blickte in den Himmel über sich, wo der Walküre-Sturmtransporter, auf dem seine beiden Kasrkin die Lageentwicklung aus der Luft verfolgten, langsam seine Kreise zog.</p> <p style="text-align: justify"><em>Thronverdammte Scheiße</em>. Er atmete tief durch. »Verstanden. Er darf uns nicht entkommen.«</p> <p style="text-align: justify">»Roger.«</p> <p style="text-align: justify">Krood passierte einen in zerfetzte Lumpen gehüllten Mann, dessen blutüberströmter Körper wie eine besonders abartig gestaltete Statue inmitten des Schreckens stand. Seine Augen starrten in weite Ferne, leer und abwesend.</p> <p style="text-align: justify">Nicht weit entfernt eilte eine Gruppe Arbitratoren auf mehrere imperiale Soldaten zu, die mit einem anderen Mann am Boden rangen.</p> <p style="text-align: justify">Krood folgte ihnen.</p> <p style="text-align: justify">Kaum, dass sie das Knäul erreicht hatten, stürzten sie sich in den Kampf. Schockstäbe sausten nieder und trafen Körper. Schreie erklangen. Die Luft knisterte.</p> <p style="text-align: justify">Als hätten sie eine besonders giftige Tierart angefasst, lösten sich die Soldaten eilig von dem am Boden Liegenden, der unter den Stromstößen der auf ihn niedergehenden Vollzugswaffen zuckte und bebte.</p> <p style="text-align: justify">Krood näherte sich einem Sergeant, der in der Nähe der Szenerie Befehle an eine Gruppe Infanteristen verteilte.</p> <p style="text-align: justify">»Wie sieht es aus?«, wollte er wissen, als er den Mann erreicht hatte.</p> <p style="text-align: justify">Der musterte ihn kurz, dann nahm er Haltung an. Kasrkin galten als der Inbegriff des Elitesoldaten, und jeder gewöhnliche Soldat tat gut daran, dies nicht zu vergessen.</p> <p style="text-align: justify">»Sir«, grüßte ihn der ranggleiche Mann, bevor er damit begann, seine Lagemeldung abzuspulen: »Vor wenigen Minuten erfolgte ein überfallartiger Angriff gegen den Umzug und die umstehenden Personen durch eine Gruppe von mehreren bewaffneten Personen. Der Angriff erfolgte multidirektional und wurde mit Schnellfeuerwaffen sowie Sprengkörpern geführt.« Dabei wies der Sergeant auf die sandigen Flächen beiderseits der Brücke. »Der Angriff wurde durch Arbitratoren und Teile der Ehrenformation beantwortet« – damit meinte er Retexers Einheit – »wobei Captain Retexer schwer verwundet wurde. Ich habe bisher keinen Überblick über weitere Verluste.«</p> <p style="text-align: justify">»Feindlage?«</p> <p style="text-align: justify">»Drei der Angreifer sind bereits tot. Zwei von anwesenden Arbitratoren getötet, einer durch Selbstmord.«</p> <p style="text-align: justify">Kroods Blick fixierte den Mann wie der Ziellaser eines auf ihn gerichteten Geschützes, forderte ihn zum Weiterreden auf. »Er hat in der Aussichtslosigkeit seiner Lage eine Handgranate vor der Brust gezündet.«</p> <p style="text-align: justify">»Irgendjemanden mitgenommen?«, hakte der Kasrkin nach.</p> <p style="text-align: justify">»Nein«, erhielt er zur Antwort. »Vermutlich aber auch nur, weil in der Nähe bereits alles niedergemäht war.«</p> <p style="text-align: justify">»Das stellt nicht unbedingt ein Hindernis dar«, bemerkte der Elite-Sergeant knappt, bevor er in Richtung des niedergestreckten Mannes in PVS-Kleidung wies. Es war definitiv nicht der Mann, den er suchte. Aber das musste nichts heißen. »Haben Sie den da auf Waffen durchsucht?«</p> <p style="text-align: justify">Sein Gegenüber schüttelte den Kopf und wies auf den am Boden fixierten. »Selbst wenn er noch Waffen am Mann hat, dann wird er sie nicht mehr einsetzen können.«</p> <p style="text-align: justify">»Solange ihn niemand fernzündet«, meinte Krood lakonisch.</p> <p style="text-align: justify">Darauf wusste der Basteter keine Antwort. Diese Chance nutzte der imperiale Kommandosoldat, um seinen eigenen Auftrag zu erläutern.</p> <p style="text-align: justify">»Eine ähnliche Attacke wurde auf die Tribüne ausgeführt«, berichtete er. »Einer der Terroristen hat sich nach der Schießerei abgesetzt und ist in Richtung Brücke geflohen. Ich konnte ihn bis hierher verfolgen, habe ihn aber in der allgemeinen Unordnung verloren.«</p> <p style="text-align: justify">»Beschreibung?«</p> <p style="text-align: justify">»Groß, dunklerer Hautton, dunkle Haare. Trägt vermutlich Überreste von Militärkleidung.«</p> <p style="text-align: justify">Sein Gesprächspartner blickte sich um, schürzte die Lippen und wies dann hinter sich. »Viel Erfolg«, meinte er ebenso lapidar wie der Kasrkin zuvor.</p> <p style="text-align: justify">Krood folgte der Geste mit den Augen. Zu seiner eigenen Unzufriedenheit begriff er recht schnell, was ihm der basteter Infanterist mitteilen wollte: Die Brücke war gesäumt von Soldaten in Kampf- und Paradeuniformen, die den verfügbaren Medicii und Vigiles zur Hand gingen, Verletzte und Tote wegtrugen oder sich um eigene Verwundungen kümmerten.</p> <p style="text-align: justify"><em>Thronverdammt</em>, dachte er. <em>Natürlich</em> – Retexers Leute, allesamt aufgerödelt und optisch ansprechend zurechtgemacht, reduzierten seine Chance, den flüchtigen Angreifer zu fassen, deutlich.</p> <p style="text-align: justify">»Gut«, schloss er, um keine weitere Zeit zu verlieren. »Sie sind informiert. Jeder, der nicht zu ihnen gehört, aber in Uniform unterwegs ist, muss gestoppt werden. Egal, wie.«</p> <p style="text-align: justify">»Verstanden«, bestätigte der andere, bevor er sich umwandte: »Ramin!«</p> <p style="text-align: justify">Ein Soldat löste sich aus der Gruppe, die um den nun bewusstlosen, arg lädierten Attentäter herumstanden und trabte an die Seite seines Vorgesetzten. Der begann sofort mit der Befehlsausgabe.</p> <p style="text-align: justify">Krood setzte seinen Weg fort. Er hatte bereits zu viel Zeit verbrannt bei dem fruchtlosen Versuch, Informationen über den Verbleib der Zielperson einzuholen oder zu teilen.</p> <p style="text-align: justify">Eigentlich hätte er sich über diese Ablenkung ärgern können, doch dafür war Krood viel zu professionell. Zudem: er hatte sie ja selbst verursacht.</p> <p style="text-align: justify">Noch während er daran dachte, schob sich eine neue Szene in sein Blickfeld: ein kleines Kind, das allein und verlassen auf der Brücke saß, inmitten des Tumults einer unorganisierten Rettungsaktion, und dennoch keine Beachtung fand.</p> <p style="text-align: justify">Die Überreste seiner Eltern lagen, von schweren Festwagen überrollt, auf dem sandbedeckten Fahrweg der Brücke; in den Staub gemahlene Rümpfe aus Fleisch, die den umliegenden Boden mit Blut getränkt hatten.</p> <p style="text-align: justify">Die kleinen, glänzenden Augen der zurückgelassenen Waise trafen den Kasrkin mit einer Intensität, die ihn überraschte. Wirklich viel konnte er aus dem Blick nicht erkennen. Es lag keine Aussage in ihnen, keine Frage oder Klage. Vielmehr blickte der imperiale Elitesoldat in das Gesicht eines jungen Menschen, dessen Welt sich gerade in Leere aufgelöst hatte.</p> <p style="text-align: justify">Im Angesicht dieser unheimlichen Begegnung verpasste ihm die Erinnerung an seine Jugend auf Cadia einen wohlplatzierten Kinnhaken, der sein inneres Gleichgewicht zurücktaumeln ließ.</p> <p style="text-align: justify">Er schüttelte sich und lenkte die Aufmerksamkeit zurück auf seinen Auftrag.</p> <p style="text-align: justify">Die Aufregung, die just am anderen Ende der Brücke wie ein Buschfeuer aufflammte, war ihm dankenswerterweise dabei behilflich.</p> <p style="text-align: justify">»ZP erkannt. Eine Geisel«, erwachten seine Kopfhörer zum Leben, während sich die Schritte des Elitesoldaten bereits beschleunigten.</p> <p style="text-align: justify">Er spürte, wie erneut Adrenalin in seinen Adern zu pumpen begann, fühlte den Schweiß, der urplötzlich eisig kalt auf seiner Haut prickelte und empfand eine gewisse Aufregung bei der Erkenntnis, sein anvisiertes Ziel nun doch noch erreichen zu können. »Bericht!«, rief er ins Mikrofon, während er an einer Gruppe Vigiles vorbeieinleite, die gerade abgerissene Arme einsammelten. »Ich brauche ein Lagebild.«</p> <p style="text-align: justify">»Bestätige Geiselnahme«, knisterte die leidenschaftslose Stimme von Tall in seinem Ohr. »Geisel weiblich, circa 20-25 Jahre alt – Trennung – Angreifer durch mehrere Soldaten und Arbitratoren eingekreist – Trennung – Angreifer hat eine Faustfeuerwaffe gezogen und bedroht die vor Ort befindlichen Kräfte.«</p> <p style="text-align: justify">»Ja, verstanden«, quittierte Krood die Meldung. »Bin gleich da.«</p> <p style="text-align: justify">Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er den Eingekreisten entdeckte. Ein Blick reichte, um das Erscheinungsbild des Mannes mit seiner Erinnerung an den Angreifer abzugleichen. Der Erkennungsdienst in seiner zerebralen Kommandozentrale nickte und hob den Daumen: Ja, das war er.</p> <p style="text-align: justify">Krood kam näher, die Laserpistole im Anschlag.</p> <p style="text-align: justify">Er trat in eine surreale Situation.</p> <p style="text-align: justify">Wie ein Rudel tollwütiger Hunde kreisten mehrere Arbitratoren den vom Kampf der letzten Minuten sichtlich gezeichneten Mann ein. Völlig verstaubte Soldaten, in verdreckte Galauniformen gehüllt und mit Zeremonialwaffen ausgerüstet, mischten sich unter die Gesetzeshüter. Die Blankwaffen ihrer Lasergewehre deuteten auf den Körperbereich des Attentäters, dessen Leib hinter einem schlanken Mädchen Deckung suchte. Da er den Arm diagonal um ihre Brust geschlungen hatte, zog er sie bei jeder Bewegung mit sich. Das wallende braune Haar der hübschen, reich geschminkten jungen Frau wippte wie loses Stroh und ihre Augen tanzten Walzer der Panik. Der Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet, aber schien unfähig, irgendeinen Laut von sich zu geben.</p> <p style="text-align: justify">Die Augen des Entführers hinter ihr waren ebenfalls weit aufgerissen, und auch sie huschten alarmiert umher.</p> <p style="text-align: justify">Im Gegensatz zu ihr, die zwischen einem Verbrecher und seinen Jägern stand und in jedem Fall Schaden erleiden würde, versuchte er, alle seine Verfolger im Blick zu behalten und so zu verhindern, dass sie ihn flankierten und aus einer ungeschützten Richtung angriffen.</p> <p style="text-align: justify">Sein Waffenarm zuckte wie eine beißwütige Schlange umher, vollführte einen komplizierten Tanz mit den ihn bedrohenden Vollstreckern des imperialen Willens.</p> <p style="text-align: justify">Die Anspannung peitschte umher, kontrollierte den Kalten Krieg zwischen ihnen wie ein Parasit. Eine graue Eminenz, die das laute und blutige Ende herbeiführen wollte, nachdem sie den grassierenden Schrecken in vollen Zügen ausgekostet hatte.</p> <p style="text-align: justify">Inzwischen hatte der stumme Kampf die Kontrahenten an die Brüstung der großen Maat-Brücke gedrängt. Die Situation schien aussichtslos.</p> <p style="text-align: justify">Krood schob sich zwischen den Arbitratoren und Soldaten hindurch, packte einen Infanteristen an der Schulter und bugsierte ihn aus dem Weg.</p> <p style="text-align: justify">Augen und Köpfe wandten sich ihm zu. Für einen Augenblick schien es, als wäre sich die Aufregung seiner gewahr geworden und hätte sich mit einem klammheimlichen Sprung von der Brücke in den Tod gerettet. Suizid war immer noch eine humanere Alternative zu einem Nahkampf mit einem imperialen Grenadier.</p> <p style="text-align: justify">Und auch der Attentäter bedachte ihn mit einem Blick, der endgültiges Verstehen im Angesicht der Niederlage signalisierte.</p> <p style="text-align: justify">Hatte sich in ihm zuvor noch den bereits erlöschenden Funken der Hoffnung genährt, trotz der überwältigenden Anzahl von Imperialen auf irgendeine Weise heil aus der Situation entkommen zu können, so zerschlug sich dieses Vorhaben spätestens mit Kroods Ankunft.</p> <p style="text-align: justify">Die Hoffnung war verloren.</p> <p style="text-align: justify">Krood hob die HE-Laserpistole, entsicherte sie mit einer deutlich sichtbaren Geste und richtete die Waffe auf den Kopf seines Gegners. Dass sich das hübsche Gesicht der jungen Frau zwischen ihm und dem Angreifer befand, ignorierte er.</p> <p style="text-align: justify">»Was … was soll das werden?«, zischte der in die Enge getriebene, falsche PVS-Soldat. Der Rumpf der Walküre zog in einer Entfernung hinter ihm über das sprudelnde Wasser der Maat hinweg.</p> <p style="text-align: justify">Krood antwortete nicht, neigte lediglich den Kopf und senkte ihn so auf eine Linie mit seinem Waffenarm. Wenn er jetzt abdrückte, bestand eine gute Chance, dass er an der jungen Frau vorbeischoss und ihrem Entführer dennoch ein Loch ins Hirn stanzte.</p> <p style="text-align: justify">Für einen kurzen Moment hielt das Universum den Atem an, beratschlagte über die Frage, ob es Krood empfehlen sollte, den Schuss zu versuchen oder besser dem Angreifer riet, die Waffe niederzulegen und schnelles, unspektakuläres Ende hinzunehmen.</p> <p style="text-align: justify">Zu einer Entscheidung gelangte es allerdings nicht mehr.</p> <p style="text-align: justify">Ein neues Geräusch mischte sich unter den Lärm der sie umkreisenden Walküre und das Durcheinander.</p> <p style="text-align: justify">Ein sanftes Summen, fast unhörbar und dennoch präsent genug, damit Kroods Gehirn einen geringen Teil seiner Leistung auf dessen Identifizierung verwendete.</p> <p style="text-align: justify"><em>Ein Sturmfahrzeug der Imperialen Armee</em>, dachte er. Vermutlich ein Tauros Venator, wie sie erst vor kurzem in die Reihen des 512. Regiments aufgenommen worden waren.</p> <p style="text-align: justify">Vermutlich traf gerade Verstärkung ein. Noch mehr Leute, die aufgeregt mit ihren Waffen herumfuchtelten und die Gefahr eines unkontrollierten Feuergefechts erhöhten. Gerade das, was er im Augenblick nicht benötigte.</p> <p style="text-align: justify">Die Stimme, die kurz darauf erklang, hob diese Möglichkeit mit der Leichtigkeit einer explodierenden Handgranate in das grausige Gewand des <em>absolut Wahrscheinlichen</em>: »Krood!«</p> <p style="text-align: justify">Er reagierte nicht, tat so, als hätte er die Ansprache nicht gehört.</p> <p style="text-align: justify">Dennoch konnte der imperiale Elitesoldat nicht verhindern, dass sich sein Finger ganz allmählich um den Abzug krümmte. Es war ein subtiler Vorgang, der vermutlich durch den steigenden Druck in seinen Adern ausgelöst wurde – und es gab nur einen Menschen, dessen Präsenz ihn so sehr in Wut versetzte, dass sich sein Körper seiner Kontrolle entwand.</p> <p style="text-align: justify">Es spürte den Widerstand, als der Abzugsfinger den Druckpunkt ertastete. Nur ein kleines Stück weiter und die Waffe in Kroods Händen würde einen kohärenten Energiestrahl auf sein Ziel emittieren.</p> <p style="text-align: justify">Sie besaß dabei genügend Energie, um einen menschlichen Körper sauber zu durchschlagen, die entstehende Wunde zu kauterisieren und sämtliche Blutungen zu verschließen. Sie war präzise und kraftvoll. Die Waffe eines Elitekriegers. Selbst die Armaplastwesten der imperialen Armee oder Körperpanzer der Arbites waren für sie kein Hindernis.</p> <p style="text-align: justify">Er wäre ein Leichtes gewesen, den Abzug nun durchzuziehen und eine Salve abzufeuern, die alles vor ihm durchlöchert und verbrannt hätte.</p> <p style="text-align: justify">Ob es dieser Gedanke war, der ihn stoppte, hätte er später nicht mehr sagen können, doch die Anspannung fiel so plötzlich von ihm wie ein Gravschirm mit Schnelllöseverschluss. Sein Zeigefinger entspannte sich, ließ den Abzug der Laserpistole langsam wieder nach vorne gleiten.</p> <p style="text-align: justify">»Krood!«, ertönte die Stimme seines Vorgesetzten hinter ihm erneut, dann fuhr sie fort: »Rahael, gehen Sie hin und lösen Sie ihn ab.«</p> <p style="text-align: justify">»Ja, Sir!«</p> <p style="text-align: justify">Unter dem Heulen der Walküre, dem Rauschen des Windes und dem konzentrierten Atmen der Männer um ihn herum hörte der cadianische Elitegrenadier, wie eine Person zu ihm aufschloss und sich an seiner Seite positionierte.</p> <p style="text-align: justify">»Colonel Ekko bittet Sie zu sich, Sir«, meldete Soldat Rahael. »Ich übernehme solange Ihre Position.«</p> <p style="text-align: justify">Krood überlegte, welche Antwort er dem jungen Soldaten geben sollte. Im Grunde verspürte er kein Bedürfnis, sich gerade jetzt mit dem Regimentskommandeur des 512. Sera zu unterhalten. Vor allem nicht in dieser Situation.</p> <p style="text-align: justify">Eigentlich hätte Ekko wissen müssen, dass es ein Fehler war, ihn jetzt aus der Feuerlinie zu ziehen. Das Statement, das der Colonel mit dieser Aktion machte, konnte für den Attentäter lediglich eine Schlussfolgerung zulassen: Das Imperium nahm seinen Bluthund an die Leine.</p> <p style="text-align: justify">Und allein Kroods Stolz verbot es, dass er dieser Ansicht Vorschub leistete.</p> <p style="text-align: justify">Als guter Kommandeur wäre Ekko an seine Seite gekommen, anstatt ihn zu sich zu rufen.</p> <p style="text-align: justify">Schließlich aber ergab er sich in sein Schicksal. Noch war ein Befehl ein Befehl.</p> <p style="text-align: justify">Er hätte es ohnehin nicht verhindern können.</p> <p style="text-align: justify">»Fuß an Fuß«, befahl er, ohne seinen Blick von dem aufgeregt schnaufenden Angreifer zu nehmen.</p> <p style="text-align: justify">Sand knirschte. Rahaels Stiefel berührte Krood.</p> <p style="text-align: justify">»Drehe raus«, schloss der Kasrkin das Verfahren ab. Dann fuhr er herum und eilte in Richtung des hinter ihnen stehenden Taurus, wo Colonel Ekko ihn bereits erwartete.</p> <p style="text-align: justify">Der Colonel saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Beifahrersitz des Venator-Kommandowagens, einer Variante des imperialen Tauros Venator-Sturmfahrzeugs, die deutlich breiter war als der Rumpf des Kampffahrzeugs, und bei der – neben dem zusätzlichen Beifahrersitz an der Front - der hintere Gefechtsraum durch eine nach oben offene Funk- und Kommandozelle ersetzt worden war.</p> <p style="text-align: justify">Das Fahrzeug hatte sich mehr oder weniger zielsicher einen Weg über die Brücke gebahnt und es dabei fertiggebracht, keinen der willkürlich auf dem blutigen Sand verteilten Körper zu überfahren. Statt einem imperialen Soldaten konnte Krood erkennen, wie sich eine gut gebaute junge Frau aus dem Fahrersitz löste und sich über die Seite des Venators schwang. Der imperiale Elitesoldat bedachte sie mit kurzen Blicken und überlegte, wo er sie bereits gesehen hatte.</p> <p style="text-align: justify">Sie war eine imperiale Administratin, so viel war sicher. Die zerrissene Kleidung an ihrem Körper verströmte noch einen letzten Hauch von Eleganz, und trotz des verstaubten und zerschrammten Gesichts wirkte sie erhaben – ja, vielleicht sogar ein wenig aristokratisch.</p> <p style="text-align: justify">Aber seit wann steuerte eine Administratin das Stabsfahrzeug eines Offiziers?</p> <p style="text-align: justify">Ekko hingegen blieb sitzen.</p> <p style="text-align: justify">Dass der Colonel das Fahrzeug selbst bei bestem Willen nicht hätte verlassen können, sah Krood erst, als er bereits neben der Karosserie stand.</p> <p style="text-align: justify">Gesicht und Körper des imperialen Offiziers zeichneten sich durch Schrammen, blaue Flecke und ein Gemisch aus Sand und verkrustetem Blut aus. Seine Uniform war zerschlissen und zwischen den zerfetzten Hosenbeinen ließen sich die blutigen Formen seiner Beine erkennen.</p> <p style="text-align: justify">Ekko folgte Kroods Blick, dann nickte. »Ja«, meinte er und lächelte jungenhaft – was auf Krood eher schmerzhaft und gequält wirkte, »mittendrin statt nur dabei.«</p> <p style="text-align: justify">Colonel Ekko konnte also auch bluten. Ein Funken Respekt glomm tief in Kroods Innerem.</p> <p style="text-align: justify">Aus dem Funktornister, der zwischen dem Colonel und dem Fahrersitz stand, knisterten aufgeregte Funksprüche. Vorsorglich hatte der Regimentskommandeur die Lautsprecher heruntergeregelt, sodass das Crescendo sich als verhältnismäßig leise säuselndes Kauderwelsch aus Schreien, Brüllen und statischen Entladungen manifestierte.</p> <p style="text-align: justify">»Also, Sir«, begann Krood, »was gibt es?«</p> <p style="text-align: justify">Die Nachdrücklichkeit, mit der er diese Worte sagte, ließ die Fahrerin des Colonels aufblicken. Dass sie die relative Schärfe des Tonfalls überraschte, ließ sich aus ihrem Blick ablesen. Dass Ekko dies allerdings vollkommen ignorierte, schien sie umso mehr zu erstaunen.</p> <p style="text-align: justify">»Das wollte ich von Ihnen wissen, Krood«, meinte er lediglich und wies auf die Szenerie vor sich. »Ist das einer der Spaßvögel?«</p> <p style="text-align: justify">»Hat eine Geisel genommen, Sir«, erklärte der Kasrkin kurz angebunden. Der Begriff ‚Spaßvögel‘ war seinem Erachten nach in dieser Situation mehr als nur unangemessen, »Aber er ist in einer Situation, aus der er nicht entkommen kann. Das Problem sollte bald bereinigt sein.«</p> <p style="text-align: justify"></p> <p style="text-align: justify">Ein Moment der Stille folgte.</p> <p style="text-align: justify">»Bereinigt?«, erkundigte sich der Colonel, bevor er fortfuhr: »Krood, wir haben es hier nicht mit einer einfachen Terroraktion zu tun. Die Gruppe, zu der dieser Mann gehört, hat gerade einen äußerst erfolgreichen Handstreich gegen ein Fest mit tausenden Teilnehmern, Zuschauern und Sicherheitskräften geführt.«</p> <p style="text-align: justify">Wild gestikulierend hob der imperiale Offizier zu einer seiner recht extrovertierten, bisweilen ins Sarkastische abgleitenden Äußerungen an, dann schloss er den Mund und setzte neu an: »Ich hatte schon oft mit Aufständischen zu tun«, erklärte er und deutete vage auf das Blutbad um sie herum. »Das hier hat eine Dimension, die ich bisher nicht kannte. Ich verstehe es nicht.«</p> <p style="text-align: justify">»Wer sollte das von Ihnen verlangen?«, meinte der Kasrkin und umfasste seine HE-Laserpistole stärker. Ein seltsames Gefühl kroch seinen Nacken empor. Eine eigenartige Empfindung, die sich einfach nicht greifen lassen wollte. Doch sie flüsterte ihm drei Worte zu, die das Alarmlevel in seinem Geist auf eine höhere Stufen hoben: »Pass auf! Gefahr!«</p> <p style="text-align: justify">»Eine Inquisitorin ist auf dieser Welt aktiv – und glauben Sie mir – die will wissen, was hier gerade abgegangen ist«, meinte Ekko lapidar und seufzte.</p> <p style="text-align: justify">Ja, natürlich. Krood erinnerte sich an sie. Hochgewachsen, wohl proportioniert, ein ansprechendes Gesicht – und ein kaltes Wesen, eine berechnende Persönlichkeit. <em>Oh, ja</em>. Krood erinnerte sich gut an sie. Und dabei hatte er die Frau nur einigen Minuten lang gesehen.</p> <p style="text-align: justify">»Sie war das Ziel«, merkte die zerschrammte Frau in den Überresten eines einstmals sehr eleganten Kleids an.</p> <p style="text-align: justify">Ekko zögerte kurz, fixierte den Kasrkin vor sich mit einem finsteren Blick und verrenkte sich dann bei einer ungelenken Drehung den Hals in Richtung seiner gut gebauten Begleiterin. »Das war jetzt wirklich unnötig«, stellte er fest. Er wandte sich wieder Krood zu, überlegte und setzte dann an, um etwas zu sagen, doch soweit kam er nicht.</p> <p style="text-align: justify">Plötzlich brach das Chaos über ihnen zusammen wie eine Flutwelle, die einen Wellenbrecher überspülte.</p> <p style="text-align: justify">Sturmtransporter des Munitoriums, Walküren und Vendettas gleichermaßen, kreischten aus allen Richtungen heran, die Insignien der PVS Bastets auf den Rümpfen.</p> <p style="text-align: justify">Ungeachtet der heiklen und unübersichtlichen Situation stürmten die Maschinen wie kopflos angreifende Rekruten auf den Tatort des Massakers zu, erstickten Stimmen, genauso wie Geräusche, mit ihrem infernalischen Lärm.</p> <p style="text-align: justify">Staub wirbelte in dichten Wolken auf, bedeckte die Szenerie mit einem nebligen Schleier. Leichenteile und Körper wurden vom heißen Strahlatem der mechanischen Vögel in die Luft gehoben und in alle Richtungen verteilt.</p> <p style="text-align: justify">Im Nu wurde aus dem heillosen, unorganisierten Durcheinander eines überfallenen Festzugs ein völliges Chaos.</p> <p style="text-align: justify">Heckrampen fielen, Seitenluken sprangen auf. Befehle gellten an die heiße Luft, als Infanteristen im Eilschritt aus den stählernen Körpern stürmten und sich im Gelände verteilten.</p> <p style="text-align: justify">»Thronverdammte Scheiße!«, brüllte Ekko gegen das Crescendo aus Heulen, Schreien und Brüllen an. »Man versteht sein eigenes Wort nicht!« Zumindest reimte es Krood sich so zusammen.</p> <p style="text-align: justify">Unter dem Dröhnen der sie umkreisenden Maschinen kam keinerlei akustische Kommunikation zustande.</p> <p style="text-align: justify">Schwerfällig wandte sich der Regimentskommandeur dem Funkgerät zu und griff nach dem Handsprecher, der in eine Halterung der portablen Anlage eingehängt war.</p> <p style="text-align: justify">Kroods Blick schweifte zu Ekkos Begleiterin, die, ein Bein elegant über den Überrollbügel geschwungen, wie eine Königin auf dem Dach des Fahrzeugs thronte und die Szenerie vor ihnen beobachtete. Der Anspannung in ihrem Körper war zu vernehmen, dass sie vermutlich selbst am Liebsten in das Geschehen eingegriffen hätte, aber aufgrund der Entfernung und ihrer körperlichen Verfassung dazu nicht in der Lage war.</p> <p style="text-align: justify">Allerdings dauerte es nicht lange, bis sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Ein kurzer Einschnitt in ihrer ausdruckslosen Miene, ein Blitzen in ihren Augen, bevor sich ihr Mund zu einem Warnruf öffnete, den man unter dem Lärm der über ihnen tobenden Walküren ohnehin nicht hätte hören können.</p> <p style="text-align: justify">Alarmiert fuhr der Kasrkin herum. Die Pattsituation hinter ihm war gleich dem sich verändernden Druck in einer Magmakammer in Bewegung geraten; ein pyroklastischer Strom, der sich die Flanken der Zeit herabbewegte und dabei an Geschwindigkeit, Hitze und Intensität gewann.</p> <p style="text-align: justify">Es ließ sich für Krood später nicht mehr rekonstruieren, was erste Aktion ausgelöst, die erste Reaktion bedingt hatte. In dem Moment allerdings, in dem er sich der schnell zu Tal stürzenden Lawine aus Bewegungen zuwandte, hatten sich die klaren Fronten in ein Knäuel aus Armen, Beinen und Körpern verwandelt, die gefährlich dicht am Geländer um die Vorherrschaft über die Waffe kämpften. Ein gutes Dutzend Infanteristen und Arbitratoren waren vorgesprungen und versuchten, den Delinquenten niederzuringen, der sich heftig wehrte. Fäuste, Gewehrkolben und Schockstäbe schwangen durch die Luft, trafen Köpfe, Körper und Panzerungen.</p> <p style="text-align: justify">Das Gerangel war heftig und gnadenlos, und auch wenn man sie nicht hörte, so konnte man sich die wütenden Rufe, gebellten Befehle und Schmerzensschreie selbst noch am Kommandofahrzeug vorstellen.</p> <p style="text-align: justify">Dann sah der Kasrkin etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: Die Geisel, das hübsche junge Mädchen, wurde im allgemeinen Hin und Her über die Brüstung geschoben.</p> <p style="text-align: justify">Da sie deutlich schlanker als die Kämpfenden und bei weitem auch nicht so schwer war, konnte sie deren Wucht nichts entgegensetzen.</p> <p style="text-align: justify">»Passt auf!«, brüllte Krood und lief los. Er wusste, dass man ihn nicht hören würde und dass er der jungen Frau nicht mehr rechtzeitig zur Hilfe würde kommen können. Dennoch: Er musste es versuchen.</p> <p style="text-align: justify">Ein gutes halbes Dutzend Schritte trennten ihn noch vom Rand der Brücke, als sie endgültig den Halt verlor und unter lautlosen Schreien der Panik in die Tiefe stürzte.</p> <p style="text-align: justify">Ein zweiter Körper schwang über das eherne Geländer, versuchte nach dem fallenden Leib zu greifen. Einer von Ekkos Männern. Nur Augenblicke später sprengte das wütende Gerangel auch ihn von der Brücke.</p> <p style="text-align: justify">»Nein!«, brüllte Krood und warf einen Soldaten, der ihm just in diesem Moment in den Weg taumelte, regelrecht zur Seite. »Thronverdammte <em>Scheiße</em>!«</p> <p style="text-align: justify">Sekunden später erreichte er den Rand der Überführung, doch unter ihm gurgelte lediglich das weiß schäumende Wasser der Maat.</p> <p style="text-align: justify">Die beiden Menschen waren fort.</p></blockquote><p></p>
[QUOTE="Sistermarynapalm, post: 3213745, member: 18790"] [CENTER][B]So, Ihr Lieben – lange ging es hier nicht weiter. Das letzte Jahr war, gelinde gesagt, chaotisch und wie auch viele andere, hatte es mich ziemlich im Griff. Daher hatte ich wirklich weder Zeit, noch große Motivation zu schreiben. Inzwischen habe ich auch einen neuen Job und muss viel erledigen, dass in der letzten Zeit liegengeblieben ist. Von daher wird es auch weiterhin nur langsam vorangehen. Aber es geht weiter, wenn vorerst auch nur in Häppchen. Colonel Ekko ist eben nicht totzukriegen. Vielen Dank an Nakago für’s Drüberlesen. 15[/B][/CENTER] [JUSTIFY]Gut einen halben Kilometer entfernt bahnte sich Gren Krood seinen Weg über das Schlachtfeld, das der zeitgleich mit dem Massaker an der Tribüne stattgefundene Angriff auf die Goroni-Brücke zurückgelassen hatte. Wie die Tribüne und deren Umfeld, war auch der massive Körper der Brücke mit den Leibern der Toten und Sterbenden übersät, den physischen Zeugen eines unbeschreiblichen Blutbads. Abgerissene und zerfetzte Extremitäten lagen auf dem rot getränkten Sand verstreut, und die schwarz verbrannten Krater von Granatexplosionen akzentuierten das sie umgebende Leichenfeld wie die Oberfläche eines mit Asteroideneinschlägen gesäumten Mondes. Zwischen den Toten und Sterbenden irrten die Überlebenden des Massenmords umher, kehrten aus dem Schockzustand zurück, der sie nur wenige Minuten zuvor in alle Winde verstreut hatte. Wie betäubt torkelten sie durch das unter einer leichten Staubwolke liegende Gebiet; gleich Luftmolekülen, die von den Detonationen zuerst verdrängt worden waren und die nun zurückkehrten, aber ihren angestammten Platz im unsichtbaren Gefüge der Atmosphäre nicht mehr fanden. Väter suchten ihre Familien, Mütter ihre Söhne und Töchter. Weinende Kinder riefen nach ihren Eltern. Der Kasrkin passierte eine junge Frau, die inmitten der Tragödie saß, so als wäre all das überhaupt nicht geschehen. Der Kopf ihres Geliebten ruhte in ihrem blutverschmierten Schoß, während sie ihm sanft und mit leerem Blick durchs dunkle Haar strich. Der Rest des Mannes hatte sich unter der Einwirkung einer nahen Explosion und einer gut platzierten Sturmwaffensalve in eine Masse verwandelt, die einem grob gehackten Fleischerzeugnis glich. Nicht weit entfernt davon lagen die Überreste einer vierköpfigen Familie. Offensichtlich hatten sich die Eltern während der Schießerei auf ihre beiden Kinder geworfen, um sie vor dem grässlichen Wüten der unbekannten Angreifer zu schützen. Gerettet hatte sie das nicht. Die aufgeplatzten Körper der Toten, ausgeweidet und im unmittelbaren Umkreis verstreut, erweckten eher den Eindruck, dass die Attentäter mindestens ein volles Magazin aus nächster Nähe auf die am Boden Liegenden geleert hatten. Über all dem waberte der unerträgliche Gestank des Todes. Es war jene widerliche Mischung aus Promethium, Fyzelen, Exkrementen, Blut und verbranntem Fleisch, die dem Kasrkin allzu vertraut war, und die seine ohnehin bereits aufs äußerste gespannten Nerven noch ein gutes Stück stärker reizte. Er beeilte sich weiterzukommen. Über ihm heulte die Walküre ihren Todesgesang, erstickte das Jammern und Wehklagen der noch Lebenden wie eine Löschdecke, kroch einem Schatten gleich über die sandige Oberfläche des Anschlagsorts und griff mit langen, unsichtbaren Fingern nach dem Mann, den Krood in all dem Chaos zu finden versuchte. Er hatte ihn nur kurz gesehen, und im Orchester der Eindrücke ließen sich derart flüchtige Momente selbst für den Geist eines geschulten Elitesoldaten nur schwerlich festhalten. Die Züge und das Aussehen seines Gegenübers waren eher schemenhaft in seinem Unterbewusstsein verankert. Er wusste, wie der Mann aussah – und er hätte ihn vermutlich überall gefunden. Nur ihn bewusst beschreiben, das wäre ihm nicht gelungen. »Habt ihr ihn?«, erkundigte er sich, indem er in das vor seinem Mund befindliche Mikrofon sprach. Kurz rauschte es, dann erklang die Antwort. »[I]Negativ. Ziel verloren.[/I]« Der Elitesergeant hob den Kopf und blickte in den Himmel über sich, wo der Walküre-Sturmtransporter, auf dem seine beiden Kasrkin die Lageentwicklung aus der Luft verfolgten, langsam seine Kreise zog. [I]Thronverdammte Scheiße[/I]. Er atmete tief durch. »Verstanden. Er darf uns nicht entkommen.« »Roger.« Krood passierte einen in zerfetzte Lumpen gehüllten Mann, dessen blutüberströmter Körper wie eine besonders abartig gestaltete Statue inmitten des Schreckens stand. Seine Augen starrten in weite Ferne, leer und abwesend. Nicht weit entfernt eilte eine Gruppe Arbitratoren auf mehrere imperiale Soldaten zu, die mit einem anderen Mann am Boden rangen. Krood folgte ihnen. Kaum, dass sie das Knäul erreicht hatten, stürzten sie sich in den Kampf. Schockstäbe sausten nieder und trafen Körper. Schreie erklangen. Die Luft knisterte. Als hätten sie eine besonders giftige Tierart angefasst, lösten sich die Soldaten eilig von dem am Boden Liegenden, der unter den Stromstößen der auf ihn niedergehenden Vollzugswaffen zuckte und bebte. Krood näherte sich einem Sergeant, der in der Nähe der Szenerie Befehle an eine Gruppe Infanteristen verteilte. »Wie sieht es aus?«, wollte er wissen, als er den Mann erreicht hatte. Der musterte ihn kurz, dann nahm er Haltung an. Kasrkin galten als der Inbegriff des Elitesoldaten, und jeder gewöhnliche Soldat tat gut daran, dies nicht zu vergessen. »Sir«, grüßte ihn der ranggleiche Mann, bevor er damit begann, seine Lagemeldung abzuspulen: »Vor wenigen Minuten erfolgte ein überfallartiger Angriff gegen den Umzug und die umstehenden Personen durch eine Gruppe von mehreren bewaffneten Personen. Der Angriff erfolgte multidirektional und wurde mit Schnellfeuerwaffen sowie Sprengkörpern geführt.« Dabei wies der Sergeant auf die sandigen Flächen beiderseits der Brücke. »Der Angriff wurde durch Arbitratoren und Teile der Ehrenformation beantwortet« – damit meinte er Retexers Einheit – »wobei Captain Retexer schwer verwundet wurde. Ich habe bisher keinen Überblick über weitere Verluste.« »Feindlage?« »Drei der Angreifer sind bereits tot. Zwei von anwesenden Arbitratoren getötet, einer durch Selbstmord.« Kroods Blick fixierte den Mann wie der Ziellaser eines auf ihn gerichteten Geschützes, forderte ihn zum Weiterreden auf. »Er hat in der Aussichtslosigkeit seiner Lage eine Handgranate vor der Brust gezündet.« »Irgendjemanden mitgenommen?«, hakte der Kasrkin nach. »Nein«, erhielt er zur Antwort. »Vermutlich aber auch nur, weil in der Nähe bereits alles niedergemäht war.« »Das stellt nicht unbedingt ein Hindernis dar«, bemerkte der Elite-Sergeant knappt, bevor er in Richtung des niedergestreckten Mannes in PVS-Kleidung wies. Es war definitiv nicht der Mann, den er suchte. Aber das musste nichts heißen. »Haben Sie den da auf Waffen durchsucht?« Sein Gegenüber schüttelte den Kopf und wies auf den am Boden fixierten. »Selbst wenn er noch Waffen am Mann hat, dann wird er sie nicht mehr einsetzen können.« »Solange ihn niemand fernzündet«, meinte Krood lakonisch. Darauf wusste der Basteter keine Antwort. Diese Chance nutzte der imperiale Kommandosoldat, um seinen eigenen Auftrag zu erläutern. »Eine ähnliche Attacke wurde auf die Tribüne ausgeführt«, berichtete er. »Einer der Terroristen hat sich nach der Schießerei abgesetzt und ist in Richtung Brücke geflohen. Ich konnte ihn bis hierher verfolgen, habe ihn aber in der allgemeinen Unordnung verloren.« »Beschreibung?« »Groß, dunklerer Hautton, dunkle Haare. Trägt vermutlich Überreste von Militärkleidung.« Sein Gesprächspartner blickte sich um, schürzte die Lippen und wies dann hinter sich. »Viel Erfolg«, meinte er ebenso lapidar wie der Kasrkin zuvor. Krood folgte der Geste mit den Augen. Zu seiner eigenen Unzufriedenheit begriff er recht schnell, was ihm der basteter Infanterist mitteilen wollte: Die Brücke war gesäumt von Soldaten in Kampf- und Paradeuniformen, die den verfügbaren Medicii und Vigiles zur Hand gingen, Verletzte und Tote wegtrugen oder sich um eigene Verwundungen kümmerten. [I]Thronverdammt[/I], dachte er. [I]Natürlich[/I] – Retexers Leute, allesamt aufgerödelt und optisch ansprechend zurechtgemacht, reduzierten seine Chance, den flüchtigen Angreifer zu fassen, deutlich. »Gut«, schloss er, um keine weitere Zeit zu verlieren. »Sie sind informiert. Jeder, der nicht zu ihnen gehört, aber in Uniform unterwegs ist, muss gestoppt werden. Egal, wie.« »Verstanden«, bestätigte der andere, bevor er sich umwandte: »Ramin!« Ein Soldat löste sich aus der Gruppe, die um den nun bewusstlosen, arg lädierten Attentäter herumstanden und trabte an die Seite seines Vorgesetzten. Der begann sofort mit der Befehlsausgabe. Krood setzte seinen Weg fort. Er hatte bereits zu viel Zeit verbrannt bei dem fruchtlosen Versuch, Informationen über den Verbleib der Zielperson einzuholen oder zu teilen. Eigentlich hätte er sich über diese Ablenkung ärgern können, doch dafür war Krood viel zu professionell. Zudem: er hatte sie ja selbst verursacht. Noch während er daran dachte, schob sich eine neue Szene in sein Blickfeld: ein kleines Kind, das allein und verlassen auf der Brücke saß, inmitten des Tumults einer unorganisierten Rettungsaktion, und dennoch keine Beachtung fand. Die Überreste seiner Eltern lagen, von schweren Festwagen überrollt, auf dem sandbedeckten Fahrweg der Brücke; in den Staub gemahlene Rümpfe aus Fleisch, die den umliegenden Boden mit Blut getränkt hatten. Die kleinen, glänzenden Augen der zurückgelassenen Waise trafen den Kasrkin mit einer Intensität, die ihn überraschte. Wirklich viel konnte er aus dem Blick nicht erkennen. Es lag keine Aussage in ihnen, keine Frage oder Klage. Vielmehr blickte der imperiale Elitesoldat in das Gesicht eines jungen Menschen, dessen Welt sich gerade in Leere aufgelöst hatte. Im Angesicht dieser unheimlichen Begegnung verpasste ihm die Erinnerung an seine Jugend auf Cadia einen wohlplatzierten Kinnhaken, der sein inneres Gleichgewicht zurücktaumeln ließ. Er schüttelte sich und lenkte die Aufmerksamkeit zurück auf seinen Auftrag. Die Aufregung, die just am anderen Ende der Brücke wie ein Buschfeuer aufflammte, war ihm dankenswerterweise dabei behilflich. »ZP erkannt. Eine Geisel«, erwachten seine Kopfhörer zum Leben, während sich die Schritte des Elitesoldaten bereits beschleunigten. Er spürte, wie erneut Adrenalin in seinen Adern zu pumpen begann, fühlte den Schweiß, der urplötzlich eisig kalt auf seiner Haut prickelte und empfand eine gewisse Aufregung bei der Erkenntnis, sein anvisiertes Ziel nun doch noch erreichen zu können. »Bericht!«, rief er ins Mikrofon, während er an einer Gruppe Vigiles vorbeieinleite, die gerade abgerissene Arme einsammelten. »Ich brauche ein Lagebild.« »Bestätige Geiselnahme«, knisterte die leidenschaftslose Stimme von Tall in seinem Ohr. »Geisel weiblich, circa 20-25 Jahre alt – Trennung – Angreifer durch mehrere Soldaten und Arbitratoren eingekreist – Trennung – Angreifer hat eine Faustfeuerwaffe gezogen und bedroht die vor Ort befindlichen Kräfte.« »Ja, verstanden«, quittierte Krood die Meldung. »Bin gleich da.« Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er den Eingekreisten entdeckte. Ein Blick reichte, um das Erscheinungsbild des Mannes mit seiner Erinnerung an den Angreifer abzugleichen. Der Erkennungsdienst in seiner zerebralen Kommandozentrale nickte und hob den Daumen: Ja, das war er. Krood kam näher, die Laserpistole im Anschlag. Er trat in eine surreale Situation. Wie ein Rudel tollwütiger Hunde kreisten mehrere Arbitratoren den vom Kampf der letzten Minuten sichtlich gezeichneten Mann ein. Völlig verstaubte Soldaten, in verdreckte Galauniformen gehüllt und mit Zeremonialwaffen ausgerüstet, mischten sich unter die Gesetzeshüter. Die Blankwaffen ihrer Lasergewehre deuteten auf den Körperbereich des Attentäters, dessen Leib hinter einem schlanken Mädchen Deckung suchte. Da er den Arm diagonal um ihre Brust geschlungen hatte, zog er sie bei jeder Bewegung mit sich. Das wallende braune Haar der hübschen, reich geschminkten jungen Frau wippte wie loses Stroh und ihre Augen tanzten Walzer der Panik. Der Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet, aber schien unfähig, irgendeinen Laut von sich zu geben. Die Augen des Entführers hinter ihr waren ebenfalls weit aufgerissen, und auch sie huschten alarmiert umher. Im Gegensatz zu ihr, die zwischen einem Verbrecher und seinen Jägern stand und in jedem Fall Schaden erleiden würde, versuchte er, alle seine Verfolger im Blick zu behalten und so zu verhindern, dass sie ihn flankierten und aus einer ungeschützten Richtung angriffen. Sein Waffenarm zuckte wie eine beißwütige Schlange umher, vollführte einen komplizierten Tanz mit den ihn bedrohenden Vollstreckern des imperialen Willens. Die Anspannung peitschte umher, kontrollierte den Kalten Krieg zwischen ihnen wie ein Parasit. Eine graue Eminenz, die das laute und blutige Ende herbeiführen wollte, nachdem sie den grassierenden Schrecken in vollen Zügen ausgekostet hatte. Inzwischen hatte der stumme Kampf die Kontrahenten an die Brüstung der großen Maat-Brücke gedrängt. Die Situation schien aussichtslos. Krood schob sich zwischen den Arbitratoren und Soldaten hindurch, packte einen Infanteristen an der Schulter und bugsierte ihn aus dem Weg. Augen und Köpfe wandten sich ihm zu. Für einen Augenblick schien es, als wäre sich die Aufregung seiner gewahr geworden und hätte sich mit einem klammheimlichen Sprung von der Brücke in den Tod gerettet. Suizid war immer noch eine humanere Alternative zu einem Nahkampf mit einem imperialen Grenadier. Und auch der Attentäter bedachte ihn mit einem Blick, der endgültiges Verstehen im Angesicht der Niederlage signalisierte. Hatte sich in ihm zuvor noch den bereits erlöschenden Funken der Hoffnung genährt, trotz der überwältigenden Anzahl von Imperialen auf irgendeine Weise heil aus der Situation entkommen zu können, so zerschlug sich dieses Vorhaben spätestens mit Kroods Ankunft. Die Hoffnung war verloren. Krood hob die HE-Laserpistole, entsicherte sie mit einer deutlich sichtbaren Geste und richtete die Waffe auf den Kopf seines Gegners. Dass sich das hübsche Gesicht der jungen Frau zwischen ihm und dem Angreifer befand, ignorierte er. »Was … was soll das werden?«, zischte der in die Enge getriebene, falsche PVS-Soldat. Der Rumpf der Walküre zog in einer Entfernung hinter ihm über das sprudelnde Wasser der Maat hinweg. Krood antwortete nicht, neigte lediglich den Kopf und senkte ihn so auf eine Linie mit seinem Waffenarm. Wenn er jetzt abdrückte, bestand eine gute Chance, dass er an der jungen Frau vorbeischoss und ihrem Entführer dennoch ein Loch ins Hirn stanzte. Für einen kurzen Moment hielt das Universum den Atem an, beratschlagte über die Frage, ob es Krood empfehlen sollte, den Schuss zu versuchen oder besser dem Angreifer riet, die Waffe niederzulegen und schnelles, unspektakuläres Ende hinzunehmen. Zu einer Entscheidung gelangte es allerdings nicht mehr. Ein neues Geräusch mischte sich unter den Lärm der sie umkreisenden Walküre und das Durcheinander. Ein sanftes Summen, fast unhörbar und dennoch präsent genug, damit Kroods Gehirn einen geringen Teil seiner Leistung auf dessen Identifizierung verwendete. [I]Ein Sturmfahrzeug der Imperialen Armee[/I], dachte er. Vermutlich ein Tauros Venator, wie sie erst vor kurzem in die Reihen des 512. Regiments aufgenommen worden waren. Vermutlich traf gerade Verstärkung ein. Noch mehr Leute, die aufgeregt mit ihren Waffen herumfuchtelten und die Gefahr eines unkontrollierten Feuergefechts erhöhten. Gerade das, was er im Augenblick nicht benötigte. Die Stimme, die kurz darauf erklang, hob diese Möglichkeit mit der Leichtigkeit einer explodierenden Handgranate in das grausige Gewand des [I]absolut Wahrscheinlichen[/I]: »Krood!« Er reagierte nicht, tat so, als hätte er die Ansprache nicht gehört. Dennoch konnte der imperiale Elitesoldat nicht verhindern, dass sich sein Finger ganz allmählich um den Abzug krümmte. Es war ein subtiler Vorgang, der vermutlich durch den steigenden Druck in seinen Adern ausgelöst wurde – und es gab nur einen Menschen, dessen Präsenz ihn so sehr in Wut versetzte, dass sich sein Körper seiner Kontrolle entwand. Es spürte den Widerstand, als der Abzugsfinger den Druckpunkt ertastete. Nur ein kleines Stück weiter und die Waffe in Kroods Händen würde einen kohärenten Energiestrahl auf sein Ziel emittieren. Sie besaß dabei genügend Energie, um einen menschlichen Körper sauber zu durchschlagen, die entstehende Wunde zu kauterisieren und sämtliche Blutungen zu verschließen. Sie war präzise und kraftvoll. Die Waffe eines Elitekriegers. Selbst die Armaplastwesten der imperialen Armee oder Körperpanzer der Arbites waren für sie kein Hindernis. Er wäre ein Leichtes gewesen, den Abzug nun durchzuziehen und eine Salve abzufeuern, die alles vor ihm durchlöchert und verbrannt hätte. Ob es dieser Gedanke war, der ihn stoppte, hätte er später nicht mehr sagen können, doch die Anspannung fiel so plötzlich von ihm wie ein Gravschirm mit Schnelllöseverschluss. Sein Zeigefinger entspannte sich, ließ den Abzug der Laserpistole langsam wieder nach vorne gleiten. »Krood!«, ertönte die Stimme seines Vorgesetzten hinter ihm erneut, dann fuhr sie fort: »Rahael, gehen Sie hin und lösen Sie ihn ab.« »Ja, Sir!« Unter dem Heulen der Walküre, dem Rauschen des Windes und dem konzentrierten Atmen der Männer um ihn herum hörte der cadianische Elitegrenadier, wie eine Person zu ihm aufschloss und sich an seiner Seite positionierte. »Colonel Ekko bittet Sie zu sich, Sir«, meldete Soldat Rahael. »Ich übernehme solange Ihre Position.« Krood überlegte, welche Antwort er dem jungen Soldaten geben sollte. Im Grunde verspürte er kein Bedürfnis, sich gerade jetzt mit dem Regimentskommandeur des 512. Sera zu unterhalten. Vor allem nicht in dieser Situation. Eigentlich hätte Ekko wissen müssen, dass es ein Fehler war, ihn jetzt aus der Feuerlinie zu ziehen. Das Statement, das der Colonel mit dieser Aktion machte, konnte für den Attentäter lediglich eine Schlussfolgerung zulassen: Das Imperium nahm seinen Bluthund an die Leine. Und allein Kroods Stolz verbot es, dass er dieser Ansicht Vorschub leistete. Als guter Kommandeur wäre Ekko an seine Seite gekommen, anstatt ihn zu sich zu rufen. Schließlich aber ergab er sich in sein Schicksal. Noch war ein Befehl ein Befehl. Er hätte es ohnehin nicht verhindern können. »Fuß an Fuß«, befahl er, ohne seinen Blick von dem aufgeregt schnaufenden Angreifer zu nehmen. Sand knirschte. Rahaels Stiefel berührte Krood. »Drehe raus«, schloss der Kasrkin das Verfahren ab. Dann fuhr er herum und eilte in Richtung des hinter ihnen stehenden Taurus, wo Colonel Ekko ihn bereits erwartete. Der Colonel saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Beifahrersitz des Venator-Kommandowagens, einer Variante des imperialen Tauros Venator-Sturmfahrzeugs, die deutlich breiter war als der Rumpf des Kampffahrzeugs, und bei der – neben dem zusätzlichen Beifahrersitz an der Front - der hintere Gefechtsraum durch eine nach oben offene Funk- und Kommandozelle ersetzt worden war. Das Fahrzeug hatte sich mehr oder weniger zielsicher einen Weg über die Brücke gebahnt und es dabei fertiggebracht, keinen der willkürlich auf dem blutigen Sand verteilten Körper zu überfahren. Statt einem imperialen Soldaten konnte Krood erkennen, wie sich eine gut gebaute junge Frau aus dem Fahrersitz löste und sich über die Seite des Venators schwang. Der imperiale Elitesoldat bedachte sie mit kurzen Blicken und überlegte, wo er sie bereits gesehen hatte. Sie war eine imperiale Administratin, so viel war sicher. Die zerrissene Kleidung an ihrem Körper verströmte noch einen letzten Hauch von Eleganz, und trotz des verstaubten und zerschrammten Gesichts wirkte sie erhaben – ja, vielleicht sogar ein wenig aristokratisch. Aber seit wann steuerte eine Administratin das Stabsfahrzeug eines Offiziers? Ekko hingegen blieb sitzen. Dass der Colonel das Fahrzeug selbst bei bestem Willen nicht hätte verlassen können, sah Krood erst, als er bereits neben der Karosserie stand. Gesicht und Körper des imperialen Offiziers zeichneten sich durch Schrammen, blaue Flecke und ein Gemisch aus Sand und verkrustetem Blut aus. Seine Uniform war zerschlissen und zwischen den zerfetzten Hosenbeinen ließen sich die blutigen Formen seiner Beine erkennen. Ekko folgte Kroods Blick, dann nickte. »Ja«, meinte er und lächelte jungenhaft – was auf Krood eher schmerzhaft und gequält wirkte, »mittendrin statt nur dabei.« Colonel Ekko konnte also auch bluten. Ein Funken Respekt glomm tief in Kroods Innerem. Aus dem Funktornister, der zwischen dem Colonel und dem Fahrersitz stand, knisterten aufgeregte Funksprüche. Vorsorglich hatte der Regimentskommandeur die Lautsprecher heruntergeregelt, sodass das Crescendo sich als verhältnismäßig leise säuselndes Kauderwelsch aus Schreien, Brüllen und statischen Entladungen manifestierte. »Also, Sir«, begann Krood, »was gibt es?« Die Nachdrücklichkeit, mit der er diese Worte sagte, ließ die Fahrerin des Colonels aufblicken. Dass sie die relative Schärfe des Tonfalls überraschte, ließ sich aus ihrem Blick ablesen. Dass Ekko dies allerdings vollkommen ignorierte, schien sie umso mehr zu erstaunen. »Das wollte ich von Ihnen wissen, Krood«, meinte er lediglich und wies auf die Szenerie vor sich. »Ist das einer der Spaßvögel?« »Hat eine Geisel genommen, Sir«, erklärte der Kasrkin kurz angebunden. Der Begriff ‚Spaßvögel‘ war seinem Erachten nach in dieser Situation mehr als nur unangemessen, »Aber er ist in einer Situation, aus der er nicht entkommen kann. Das Problem sollte bald bereinigt sein.« Ein Moment der Stille folgte. »Bereinigt?«, erkundigte sich der Colonel, bevor er fortfuhr: »Krood, wir haben es hier nicht mit einer einfachen Terroraktion zu tun. Die Gruppe, zu der dieser Mann gehört, hat gerade einen äußerst erfolgreichen Handstreich gegen ein Fest mit tausenden Teilnehmern, Zuschauern und Sicherheitskräften geführt.« Wild gestikulierend hob der imperiale Offizier zu einer seiner recht extrovertierten, bisweilen ins Sarkastische abgleitenden Äußerungen an, dann schloss er den Mund und setzte neu an: »Ich hatte schon oft mit Aufständischen zu tun«, erklärte er und deutete vage auf das Blutbad um sie herum. »Das hier hat eine Dimension, die ich bisher nicht kannte. Ich verstehe es nicht.« »Wer sollte das von Ihnen verlangen?«, meinte der Kasrkin und umfasste seine HE-Laserpistole stärker. Ein seltsames Gefühl kroch seinen Nacken empor. Eine eigenartige Empfindung, die sich einfach nicht greifen lassen wollte. Doch sie flüsterte ihm drei Worte zu, die das Alarmlevel in seinem Geist auf eine höhere Stufen hoben: »Pass auf! Gefahr!« »Eine Inquisitorin ist auf dieser Welt aktiv – und glauben Sie mir – die will wissen, was hier gerade abgegangen ist«, meinte Ekko lapidar und seufzte. Ja, natürlich. Krood erinnerte sich an sie. Hochgewachsen, wohl proportioniert, ein ansprechendes Gesicht – und ein kaltes Wesen, eine berechnende Persönlichkeit. [I]Oh, ja[/I]. Krood erinnerte sich gut an sie. Und dabei hatte er die Frau nur einigen Minuten lang gesehen. »Sie war das Ziel«, merkte die zerschrammte Frau in den Überresten eines einstmals sehr eleganten Kleids an. Ekko zögerte kurz, fixierte den Kasrkin vor sich mit einem finsteren Blick und verrenkte sich dann bei einer ungelenken Drehung den Hals in Richtung seiner gut gebauten Begleiterin. »Das war jetzt wirklich unnötig«, stellte er fest. Er wandte sich wieder Krood zu, überlegte und setzte dann an, um etwas zu sagen, doch soweit kam er nicht. Plötzlich brach das Chaos über ihnen zusammen wie eine Flutwelle, die einen Wellenbrecher überspülte. Sturmtransporter des Munitoriums, Walküren und Vendettas gleichermaßen, kreischten aus allen Richtungen heran, die Insignien der PVS Bastets auf den Rümpfen. Ungeachtet der heiklen und unübersichtlichen Situation stürmten die Maschinen wie kopflos angreifende Rekruten auf den Tatort des Massakers zu, erstickten Stimmen, genauso wie Geräusche, mit ihrem infernalischen Lärm. Staub wirbelte in dichten Wolken auf, bedeckte die Szenerie mit einem nebligen Schleier. Leichenteile und Körper wurden vom heißen Strahlatem der mechanischen Vögel in die Luft gehoben und in alle Richtungen verteilt. Im Nu wurde aus dem heillosen, unorganisierten Durcheinander eines überfallenen Festzugs ein völliges Chaos. Heckrampen fielen, Seitenluken sprangen auf. Befehle gellten an die heiße Luft, als Infanteristen im Eilschritt aus den stählernen Körpern stürmten und sich im Gelände verteilten. »Thronverdammte Scheiße!«, brüllte Ekko gegen das Crescendo aus Heulen, Schreien und Brüllen an. »Man versteht sein eigenes Wort nicht!« Zumindest reimte es Krood sich so zusammen. Unter dem Dröhnen der sie umkreisenden Maschinen kam keinerlei akustische Kommunikation zustande. Schwerfällig wandte sich der Regimentskommandeur dem Funkgerät zu und griff nach dem Handsprecher, der in eine Halterung der portablen Anlage eingehängt war. Kroods Blick schweifte zu Ekkos Begleiterin, die, ein Bein elegant über den Überrollbügel geschwungen, wie eine Königin auf dem Dach des Fahrzeugs thronte und die Szenerie vor ihnen beobachtete. Der Anspannung in ihrem Körper war zu vernehmen, dass sie vermutlich selbst am Liebsten in das Geschehen eingegriffen hätte, aber aufgrund der Entfernung und ihrer körperlichen Verfassung dazu nicht in der Lage war. Allerdings dauerte es nicht lange, bis sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Ein kurzer Einschnitt in ihrer ausdruckslosen Miene, ein Blitzen in ihren Augen, bevor sich ihr Mund zu einem Warnruf öffnete, den man unter dem Lärm der über ihnen tobenden Walküren ohnehin nicht hätte hören können. Alarmiert fuhr der Kasrkin herum. Die Pattsituation hinter ihm war gleich dem sich verändernden Druck in einer Magmakammer in Bewegung geraten; ein pyroklastischer Strom, der sich die Flanken der Zeit herabbewegte und dabei an Geschwindigkeit, Hitze und Intensität gewann. Es ließ sich für Krood später nicht mehr rekonstruieren, was erste Aktion ausgelöst, die erste Reaktion bedingt hatte. In dem Moment allerdings, in dem er sich der schnell zu Tal stürzenden Lawine aus Bewegungen zuwandte, hatten sich die klaren Fronten in ein Knäuel aus Armen, Beinen und Körpern verwandelt, die gefährlich dicht am Geländer um die Vorherrschaft über die Waffe kämpften. Ein gutes Dutzend Infanteristen und Arbitratoren waren vorgesprungen und versuchten, den Delinquenten niederzuringen, der sich heftig wehrte. Fäuste, Gewehrkolben und Schockstäbe schwangen durch die Luft, trafen Köpfe, Körper und Panzerungen. Das Gerangel war heftig und gnadenlos, und auch wenn man sie nicht hörte, so konnte man sich die wütenden Rufe, gebellten Befehle und Schmerzensschreie selbst noch am Kommandofahrzeug vorstellen. Dann sah der Kasrkin etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: Die Geisel, das hübsche junge Mädchen, wurde im allgemeinen Hin und Her über die Brüstung geschoben. Da sie deutlich schlanker als die Kämpfenden und bei weitem auch nicht so schwer war, konnte sie deren Wucht nichts entgegensetzen. »Passt auf!«, brüllte Krood und lief los. Er wusste, dass man ihn nicht hören würde und dass er der jungen Frau nicht mehr rechtzeitig zur Hilfe würde kommen können. Dennoch: Er musste es versuchen. Ein gutes halbes Dutzend Schritte trennten ihn noch vom Rand der Brücke, als sie endgültig den Halt verlor und unter lautlosen Schreien der Panik in die Tiefe stürzte. Ein zweiter Körper schwang über das eherne Geländer, versuchte nach dem fallenden Leib zu greifen. Einer von Ekkos Männern. Nur Augenblicke später sprengte das wütende Gerangel auch ihn von der Brücke. »Nein!«, brüllte Krood und warf einen Soldaten, der ihm just in diesem Moment in den Weg taumelte, regelrecht zur Seite. »Thronverdammte [I]Scheiße[/I]!« Sekunden später erreichte er den Rand der Überführung, doch unter ihm gurgelte lediglich das weiß schäumende Wasser der Maat. Die beiden Menschen waren fort.[/JUSTIFY] [/QUOTE]
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