WHFB Es geschah am hellichten Tag

DaNilz

Blisterschnorrer
26. September 2005
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Soooo, meine allererste Geschicht, entstanden während meiner "Langeweile-16-18Uhr-Schicht". Ich hoffe sie gefällt, sicherlich kann man es besser machen 🙂


Die Bäume zeigten sich in ihren schönsten Herbstfarben, als Gerome de Bataile, Lehnsmann des Grafen von Aleande im schönen Bretonia mit seinem Gefolge in den Wald von Loren zog. Die von Moos überwucherten und mit Runen bedeckten Steine schreckten ihn nicht – Kinder und Mägde mochten sich davon beindrucken lassen – und sogar seine Kriegsknechte kniffen nur den Mund ein wenig enger zusammen und griffen ihre Hellebarden fester, ohne zu murren. Er war stolz auf seine Bauern, die Ausbildung von Ritter Balthasar hatte Früchte getragen. Er wendete sich in seinem reich verzierten Kriegsattel um und ließ seine Augen über seinen Trupp Gefolgsleute schweifen: mehrere Dutzend Ritter, etliche Knappen, unzählige Kriegsknechte und sogar einige Gralsritter waren seinem Ruf gefolgt und mit ihnen diese lästigen Gralspilger, die um sie herumscharwenzelten, wie die Meute um den Jäger.

Seine Vision der Herrin hatte alle überzeugt: Mitten im Wald befand sich eine Quelle und jeder, der einen Schluck daraus nahm, auf dem sollte ewig ihr Segen ruhen um ihn vor böser Magie zu bewahren. Seit er den Questschwur geleistet hatte, waren erstaunliche Veränderungen mit ihm vorgegangen: er konnte im Dunkeln sehen, er verspürte keinen Hunger mehr, und brauchte keinen Schlaf. Seine Muskeln wuchsen, sein Gang wurde federnder. Seine Augen strahlten – über ihm lag wahrlich schon jetzt der Segen der Herrin.
Als auch der letzte seiner Gefolgsleute im Schatten der Bäume verschwunden war, wandelte sich die fröhliche Farbenvielfalt des Waldes in eine irgendwie böse Kakophonie von Farben, Geräuschen und Bewegungen, die Gerome unwillkürlich nach seinem Schwert greifen ließ. Die Herrin stellt ihn wahrlich auf eine harte Probe, aber er würde nicht fehltreten.
Der erste Tag verlief ohne nennenswerte Ereignisse, wenn man einmal davon absah, dass der Weg in völlig irrsinnigen Kurven verlief, um sich scheinbar immer wieder selbst zu kreuzen, ohne dass es ihnen vorher aufgefallen wäre.
Die Nacht war grauenvoll – die Tiere des Waldes waren so laut, das Knacken der Bäume so bedrohlich, dass kaum jemand ein Auge zutat und die Waffen von mehr als einer Faust umklammert blieben.
Als die Sonne vereinzelte, kümmerliche Strahlen durch das Blätterdach Lorens stieß, ließ Gerome wecken. Zwei Abteilungen seiner Kriegsknechte waren verschwunden. 40 Mann! Gerome war außer sich, wie konnten sie es wagen, einfach zu desertieren? Er hatte ihnen zu essen gegeben, ein Dach über dem Kopf und eine Ausbildung – mehr als sie in ihrem kümmerlichen Leben zu träumen hätten wagen dürfen! Er würde sie finden, wenn er seine Queste erfüllt hatte, das schwor er sich.
Nachdem die Pferde wieder gesattelt waren, ging die Suche weiter und es wurde immer schlimmer: der Wald schien sich zu bewegen, immer dann, wenn man gerade nicht hinsah. Ließ man den Blick verharren, sah alles aus wie immer. Geromes Leute wurden zunehmend nervös. Pfeile wurden abgeschossen, in dunkle Schatten, wo nichts zu sehen war. Gerome befahl, mit dieser Verschwendung aufzuhören und zog die Pfeile den Knechten vom Sold ab. Er, der Sohn vom Maxime de Bataille, dem Helden der Schlacht von Arguile würde sich nicht von ein paar Schatten und ein paar Geräuschen nervös machen lassen...
Der Weg führte nun schnurgerade ins Herzen von Athel Loren. Die Bäume thronten über ihm und verliehen dem Pfad den Charakter eines Kreuzgangs, oder einer riesigen Höhle. Nach einer halben Tagesreise machte er einen Knick – und hinter dem Knick brach das Grauen über Gerome und seine Schar herein…

Als der Questritter - mutig an der Spitze seiner Gruppe - um die Ecke ritt, fiel ein abgetrennter Arm in seinen Farben auf den Sattel. Das Pferd bäumte sich auf, doch er brachte es schnell wieder zur Raison. Blut tropfte auf ihn herab und besudelte seinen seidenen Wappenrock und seine wildledernen Reithandschuhe. Angewidert warf der den Arm auf den Boden und schaute nach oben. Einer seiner Kriegsknechte hing an den Füßen aufgehängt etwa 10m über dem Boden und schaukelte leicht hin und her. Sein Hals war bis zur Wirbelsäule durchtrennt und baumelte locker am Rest seines grauenvoll zugerichteten Torsos, der aussah wie durch den Fleischwolf gedreht. Geromes Blick richtete sich nach vorne: alle paar Meter hing einer seiner Knechte wie ein grausiger Lampion an den Füßen aufgehängt und ließ einen kleinen Schauer von Blutstropfen und Körperteilen herabregnen. Der Weg vor ihm war übersäht mit Leichenteilen und Blut. Gedärme hingen in den Zweigen, Augäpfel waren auf Äste gespießt.
Blut tropfte auf seinen Helm und durch sein Visier auf seine Lippen, der Geschmack gefiel ihm und er konnte sich eines angenehmen Kribbelns auf der Haut nicht verwehren. Er schüttelte diese Empfindungen schnell ab.
Die in Geromes Abteilung verbliebenen Kriegsknechte murmelten und rissen die Augen auf – eine Massenflucht schien anzustehen. Gerome riss den ihm am nächsten stehenden Knecht zu sich herauf und schüttelte ihn, als wäre er eine Strohpuppe. Der mit einem rostigen und verbeulten Helm geschützte Kopf baumelte locker hin und her, als Gerome ihn immer stärker schüttelte. Mit einem leisen Knacken brach das Genick des Mannes und der Wahnsinn in dessen Blick wich stumpfem Starren. Gerome warf ihn angewidert fort.
„Nicht nachlassen!“, brüllte Gerome und zog sein blitzendes Schwert aus der Scheide. „Wir werden diese Bestien finden, die euren Kameraden und meinen Knechten das angetan haben und dann gnade ihnen der Herr des Sees!“ Die Ritter zogen ihre Schwerter und bekräftigten den Schwur ihres Herren durch einen gellenden Kriegsschrei, der den Knechten wieder Mut machte, auch wenn das dichte Blätterwerk, ihn irgendwie dünn und dumpf klingen ließ. Ein wenig beherzter zogen sie weiter, ihre Augen angstvoll abgewendet vom Schicksal ihrer Kameraden.
Nun wurde es mit jedem Tag und jeder Nacht schlimmer: Nachzügler verschwanden spurlos, Fallschlingen wurden Pferden und Menschen zum Verhängnis, morgens nach der Nachtruhe fand man Knechte und Ritter mit zerfetzter Kehle und oder gebrochenem Genick.
Erst als Gerome anordnete, dass immer nur die Hälfte seiner inzwischen auf 80 Mann geschrumpften Gefolgschaft schlief und der Rest dicht gedrängt Wache hielt, hörten diese nächtlichen Attacken auf. Der Weg veränderte sich wieder – ohne eine Abzweigung wand er sich in engen Kehren durch den Wald, und hinter jeder Kehre verlor er mehr von seinen Soldaten.
Am Ende der Woche war seine Streitmacht auf 30 Ritter und 6 Gralsritter geschrumpft. Gerome schlief nun gar nicht mehr, er ließ sein Pferd den Weg entlang trotten und sah sich immer wieder schreckhaft um. Seine Ritter drängten sich eng zusammen und der Wahnsinn war ihnen ins Gesicht geschrieben. Wenn die Pferde nicht mehr konnten, stiegen sie ab, bildeten einen Kreis um sie herum und wachten über sie.
Nach drei weiteren Tagen waren alle am Ende. Gerome befahl einen zügigen Trab, gegen alle Vernunft, um so schnell wie möglich durch diesen verwunschenen Wald zu gelangen.
Nach ein paar Minuten erwachte der Wald zum Leben: Pfeilschauer über Pfeilschauer regneten auf die schwer gepanzerte Scharr herab, und kleine Bäume schwärmten auf den Weg und griffen nach den verwirrten Rittern. Gerome legte seine Lanze an und ritt die ersten Dryaden einfach nieder, bevor er in einen Baumschrat schmetterte und ihn mit einem Stoß durchbohrte.
Seine Ritter hatten wieder die Fassung gewonnen und begannen ihr blutiges Werk mit jahrelang geübter Routine: alles war besser als diese Ungewissheit und sie starben lieber in einer Schlacht, als in einer Falle oder auf Wache mit zerfetzter Kehle. Dryaden wurden zu dutzenden niedergemacht, Ritter die ihre Pferde verloren hatten, stürmten mit einem Schlachtlied auf den Lippen in den Wald und erschlugen dort Elfen, die sie unter ihren Tarnmäntel auf dem Boden liegend fanden. Auch Gerome fiel auf, dass er nicht nur im Schatten der Bäume genauso deutlich sehen konnte wie am helllichten Tag – er bemerkte auch getarnte Waldläufer in den Baumkronen und mit Mänteln getarnte Kundschafter im Gebüsch, als seien sie in grellgelbe Kleidung gehüllt. „Herr des Sees, ich danke dir!“ murmelte er vor sich hin, als er mit seinem inzwischen grell leuchtenden Schwert unter seinen Feinden wütete. „Herr des Sees?“ Hatte er gerade „Herr“ gesagt? Je länger er nachdachte umso klarer wurde es ihm – sie war schwach. Die Herrin des Sees hatte ihm nicht beigestanden – ER war es…ER? Ihr Gemahl, in strahlendem Federkleid hatte ihn geleitet. Mit seinem wunderschönen Schnabel, er, der ihm den Weg bereitet hatte, er, der ihn beschützt hatte, er der ihm half, diese Brut zu vernichten…Tzeeentch!
Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen – all die Zeremonien, die sie unternommen hatten, um sich auf diese Expeditionen vor zu bereiten, all die Schwüre, die sie geleistet hatten, all das war kein Dienst an der Herrin gewesen – es war ein Dienst an IHM…an Tzeentch!
Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, als er Veränderungen an sich bemerkte. Seine Arme wuchsen, seine Muskeln sprengten sein Kettenhemd, der Helm beulte sich aus, als sein Kopf anschwoll und ihn ausfüllte. Auch bei seinen Gefolgsleuten bemerkte er Veränderungen – einen dritten Arm auf dem Rücken, der gerade einen Waldelfen den Hals zerquetschte, lange Beine, mit denen ein Ritter nach oben sprang wie ein Floh und einen Kundschafter wie Fallobst aus den Bäumen pflückte. Doch trotz ihrer dämonischen Vorteile, wurde die kleine Meute von Gerome langsam aber sicher niedergemacht.
Plötzlich riss auf dem Weg die Realität: eine schillernde Blase entstand und aus ihr sprangen leuchtend bunte Kreaturen heraus, aus deren grotesken Gesichten Feuer über die Dryaden und Schrate hereinbrach. In dem Inferno aus Feuer und Hitze vergingen auch seine treuen Gefolgsleute, aber das scherte Gerome nicht, sein neuer Körper fühlte sich gut an und er nutzte dessen Macht, um weiter Elflinge zu zerstampfen. Weitere Pfeile fanden ihr Ziel – selbst mit der dämonischen Verstärkung konnten sie die Angreifer nicht besiegen – nach und nach verpufften die Dämonen und hinterließen eine schillernde Suppe von Warpessenz auf dem Boden.
Gerome steigerte sich ein einen Wahn – er riss, biss, schlug, kratzte, keilte und prügelte um sich, traf Freund und Feind zugleich und zerstückelte alles um sich herum. Als die Hitze, die Anstrengung, der Blutverlust und die Rage ihren Tribut forderten, brach er zusammen und es wurde dunkel um ihn…

…als er wieder aufwachte war es finstere Nacht. Er blickte sich um – der Boden um ihn herum war mit verkohlten Leichen übersäht und mit noch qualmenden Baumstümpfen gesprenkelt. Gerome stand auf. Sein Körper fühlte sich gut an. Ein Blick an ihm herunter offenbarte mit dichten bunten Federn bewachsene Hühnerbeine, , seine Arme waren grotesk lang und mit dichtem grellrotem Fell überwuchert, aus seinem Gesicht ragte ein großer kräftiger Adlerschnabel. Er hob sein Schwert auf, dass - kaum dass er es berührte - wieder zu leuchten anfing und lief mit federndem Schritt weiterden Weg entlang.
Nach einigen Stunden erreichte er eine Lichtung – wie in der Vision, die ER ihm geschickt hatte. Auf dieser Lichtung befand sich eine riesige Eiche, aus deren Wurzeln ein kleines Bächlein hervorsprudelte. Das musste es sein. Er lief zur Quelle, um gierig aus ihr zu trinken. Er beugte sich schon über das Wasser, als der Mond einen Schatten über ihn fallen ließ. Blitzschnell drehte er sich herum und erhob sein Schwert zum Schlag, aber es war zu spät. Ein Ast, so dick wie sein Rumpf, sauste, einem Hammer gleich auf ihn hernieder und zerschmetterte seinen Schädel. Er fiel rücklings auf den Boden und hauchte sein verdorbenes Leben am Fuße des Baumältesten aus, der leise hinter ihn getreten war. Als Grünwurzel sich umdrehte, vermeinte er, ein leises Lachen zu hören…
Das Blut Geromes sprudelte in kleinen Strömen aus seinem unheiligen Körper heraus und suchte sich seinen Weg zu dem Bächlein, dass sich erst rot und dann grellgelb färbte. Die Eiche stöhnte und ihre Blätter verloren die bunten Farben und wurden zu einem unheiligen schwarz…
 
Erstaunlich! Wirklich eine äußerst gelungene Geschichte mit jeder Menge Überraschungselementen. Auch der Übergang mit dem Herrn des Sees war mehr als nur gelungen. Es würde mich freuen, wenn dir noch einige Male solche Lasngeweile innewohnen würde, die dich beflügelt solche Werke zu schreiben.

In Freudiger Erwartung;

MüMa


:tzeentch: