Friedenstaube Europa?

Rene von Carstein

Tabletop-Fanatiker
01. März 2002
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Gerade wurde der Friedensnobelpreis verliehen und da jede Menge ausgewiesene "Experten" nicht müßig waren, dem diesjährigen "Preisträger" eine Laudatio zu halten, sollte doch mal die Meinung des "kleinen Mannes" zu diesem Thema erkundet werden. Ich würde ja fast behaupten, dass sich Nobel im Grabe rumdrehen würde, wenn er wüsste, wer bisher schon mit dem "Friedensnobelpreis" ausgezeichnet wurde.

Die Europäische Union erhält tatsächlich den Friedensnobelpreis 2012 und genauso wie die davorhergehende Wahl des amtierenden Präsidenten der USA scheint mir niemand unpassender für diese Auszeichnung zu sein.
Aber vielleicht sehe ich nur nicht, was die Jury dazu bewogen haben mag (ich kenn mich mit dem Verleihungsverfahren nicht direkt aus). Aber wie seht ihr das? Gerade Deutschland, aber auch viele andere EU-Mitglieder, exportieren den Krieg durch Waffenlieferungen in die Krisenregionen dieser Welt (u.a. Frankreich und Großbritannien), während sie bei echten Krisen (z.B. Afghanistan oder Syrien) so standfest wie ein feuchtes Handtuch sind. Hat eine solche mMn eher schwerfällige unmenschlich-bürokratische Organisation wie die EU so eine Auszeichnung verdient und das vielleicht nur, weil hier seit einigen Jahren kein einziger Schuss mehr zwischen den "zivilisierten" Europäern (den Bürgerkrieg auf dem Balkan würde man demnach mal ausblenden) gefallen ist?

Ich bin mal gespannt, wer hier pro und contra für diese Entscheidung des Komitees ist und wie eure Begründung ausfällt.
 
Ich finde es sehr passend, die EU hat Frieden geschaffen, wo es die blutigsten Kriege gab. Warum sollte man den auf den ,,kleinen Mann" (auch bekannt als: Bild-Leser) hören?

Waffenhändler exportieren keinen Krieg, zumal die meisten Waffen nicht in Kriesengebiete gehen und letzendlich nur anderen (schlimmeren) das Geschäft wegschnappen.

Wo ist die EU denn unmenschlich?
 
Wir haben es in Europa immerhin trotz Erbfeindschaften geschafft, uns seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr gegenseitig die Birnen wegzupusten. Das sollte doch einen Friedensnobelpreis wert sein. :cat:

Leider kann ich in den letzten Jahren den Friedensnobelpreis nicht mehr wirklich ernst nehmen. Naja, besser als Nasarbajew ist die Wahl schon, allerdings habe ich unter den bekannten Nominierten deutlich würdigere Namen gesehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wollte der Dicke Helmut nicht einen haben?
Ich bin für ihn froh, dass er ihn nicht bekommt. Himmel, schon sie kürzliche Ehrung seiner ehemaligen Kanzlerschaft war aus meiner Sicht für ihn eher demütigend. Der Mann ist alt und krank und letztendlich sind solche öffentlichen Auftritte in seinem Zustand nicht mehr als ein Vorführen des ehemals stolzen Mannes. Jemanden zu ehren ist eine Sache, aber wenn man ein Wrack zeigen will, dann sollte man doch lieber zu Aufnahmen von der Titanic denn zu einer öffentlichen Zurschaustellung greifen.

Die Entscheidung für die EU erscheint mir insgesamt halt sehr seltsam. Sicher, die EU hat für Frieden in Europa gesorgt und hätte dafür bereits vor Jahren ausgezeichnet werden sollen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich keinerlei friedenspolitischen Anlass für eine Auszeichnung der Art. Ich habe eher den Eindruck, dass ihnen inzwischen peinlich ist, dass sie zum richtigen Zeitpunkt den europäischen Friedensprozess nicht gewürdigt haben und jetzt sollte es noch schnell nachgeholt werden.
Wie auch immer, ich kann weder derart verspätete Ehrungen wirklich gutheißen, noch verfrühte.
 
Ich fand die Auszteichnung Obamas damals schon fragwürdig, weil der Mann quasi Vorschusslorbeeren bekommen hat, denen er garnicht gerecht werden konnte.Er war zum Zeitpunkt der Vergabe immerhin der Oberkommandierende der größten Militärmacht der Welt, die im Krieg befand. Da waren seine Optionen von vornherein begrenzt. Und jetzt also die EU. Mal ganz abgesehen davon, dass es komisch ist, wenn eine Institution ausgezeichnet wird mit einem Preis, der eigentlich Personen und deren Wirken würdigen soll, finde ich, ist es fragwürdig einer Institution, die sich in Zukunft wohl auch militärisch engagieren will, einen Friedenspreis zu überreichen. Denn es hat schon Orwellschen Charakter, wenn man militärisch Interventionen als Friedenspolitik deklariert.
 
Ich habe eher den Eindruck, dass ihnen inzwischen peinlich ist, dass sie zum richtigen Zeitpunkt den europäischen Friedensprozess nicht gewürdigt haben und jetzt sollte es noch schnell nachgeholt werden.
Ich halte es für wesentlich naheliegender, dass der Nobelpreis (darin in der Tat dem Fall Obama nicht unähnlich) eine Art Appell darstellen soll, hinsichtlich der ganzen Nierentischsemantik bzgl. "Scheitert der Euro/die EU, scheitert Europa", "Ohne den Euro gibt es Krieg", "Der Austritt eines Landes aus der EU könnte so starke Verwerfungen hervorrufen, dass die Folgen martialisch wären". Die anstehenden politischen Entscheidungen sollen sich dann wohl im Glanze des Friedensprozesses spiegeln, um wenigstens einen offiziellen Grund vorweisen zu können, regelmäßig von der eher skeptischen Linie des Wahlvolks abzuweichen. Ich würde glatt darauf wetten, dass es nicht allzulange dauern wird, bis mit diesem Pfund ein Spitzenpolitiker wuchert, vorzugsweise einer von denen, dessen Herz ein jedes Mal aufgeht, wenn er von sich in der Zeitung liest, dass er ein "glühender Europäer" ist. Und wer würde ernsthaft von der Linie des Komitees abweichen wollen? Gefundenes Fressen für nationale wie europäische Politiker und anderweitige Beauftragte, den Abweichlern Nationalismus, Großmachtstreben und überhaupt Geschichtsvergessenheit vorzuwerfen.
 
Mal ganz abgesehen davon, dass es komisch ist, wenn eine Institution ausgezeichnet wird mit einem Preis, der eigentlich Personen und deren Wirken würdigen soll,
Gemäß der Statuten der Nobelpreisstiftung dürfen auch Organisationen mit dem Preis ausgezeichnet werden, was bereits 1904 das erste mal geschah. Übrigens waren 20 der 117 Friedensnobelpreisträger Organisationen, darunter mehrfach das Internationale Rote Kreuz. Und ich denke schon, dass es prinzipiell angemessen ist, eine Organisation stellvertretend für die Arbeit der Mitglieder zu ehren, da dadurch eben nicht eine einzelne Person die Ehrung erfährt.
 
Den Friedensnobelpreis kann man inzwischen ruhig auf ne Stufe mit dem Bundesverdienstkreuz setzen...der Preis ist das Blech nicht wert, aus dem er gepresst wird, wenn man sich ansieht, wer einen bekommen hat oder dafür vorgeschlagen wurde und aus welchem Grund. Mich würde es gar nicht wundern, wenn sie irgendwann sogar noch Herrn Putin mit dieser Auszeichnung "ehren".

Gerade so nebenbei fällt mir ein, dass nicht gerade wenige Taler an diesem Preis hängen. Mich würde ja interessieren, wofür man diese Kohle verwenden wird? Gibt es Vorschläge?
 
Gerade so nebenbei fällt mir ein, dass nicht gerade wenige Taler an diesem Preis hängen. Mich würde ja interessieren, wofür man diese Kohle verwenden wird? Gibt es Vorschläge?

Ein paar neue Wasserwerfer fuer Spanien, ein Hilfsfond fuer Blinde in Griechenland, oder ne Bordellflat fuer die Abgeordneten in Staßburg. . . . ach, da gibts so viele tolle Sachen. . .
 
Gestern Abend überkam mich dann doch noch ein ganz akkutes Problem, das mir diese Auszeichnung bringt:
  1. Ich bin Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland.
  2. Die Bundesrepublik Deutschland ist Mitglied in der Europäischen Union.
  3. Dadurch bin ich Mitglied in der Europäischen Union.
  4. Die Europäische Union wird mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
  5. Ich werde also, vertreten durch Abgesandte der Europäischen Union, im Dezember mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Darf ich denn dann als Friedensnobelpreisträger überhaupt noch Wargames zocken??? 😱
 
Eindeutig nein. Du bist ab sofort zu vollumfänglich friedlichem Verhalten verdammt..wollte sagen verpflichtet. Das schließt auch mit ein, nicht weiter unschuldige Plastiksoldaten in völlig sinnlosen Kriegen zu verheizen. Aber es gibt einen Weg dein Seelenheil wiederherzustellen. Du löst sofort sämtliche Plastik und Zinnarmeen unter deiner Fahne auf, will sagen du verschenkst sie. Du wilst ja bestimmt nicht davon profitieren, viele erprobte Veteranenin die Arbeitslosigkeit zu stürzen.

Und da ich ein solch kritischer Zeitgenosse bin, der sich sowieso schwer tut mit Nationalstolz etc. hätte ich keine oder nur geringe Gewissensbisse deine altgedienten Kämpen unter meinen Fahnen willkommenzuheißen.
 
Du missverstehst, Eversor.
Die imperiale Armee ist auf einer Friedensmission unterwegs, die Space Marines, allen voran die UMs, sind nichts anderes als Blauhelmtruppen. Schlimmstenfalls führt die Inquisition mal eine Polizeiaktion durch, die aber, per Definition, zivil ist. Im ewigwährenden Lichte des Imperators gibt es nur Glückseligkeit, Frieden und Freundschaft der Völker, die sich nur vllt. etwas anders ausdrückt, als von uns angenommen.
So ist auch das Chaos nichts anderes als der liebenswerte Punk von Nebenan, oder der leicht verschrobene Messi, etc. Und diese können doch gar nicht gefährlich sein, nein, sie sind integere Teile der Gesellschaft und an unser aller Ziel, der Schaffung eines, evtl. leicht anarchischischen, Friedens beteiligt.
Ebenso die Tyraniden, die doch als carnivore Lebensform wohl kaum kriegerisch sein kann! Tiger werden auch nicht durch den Haag verurteilt.

Man spielt also offensichtlich niemals Wargames - es sind Spiele des Friedens und der EInigkeit, die den ganzen Mikrokosmos einer fantastischen, sportlichen Veranstaltung unter dem Zeichen der Völkervereinigung zelebrieren.
Ergo ist es gradezu deine Pflicht als EU Bürger, ganz wie die uns leitenden Politiker, stets für den Frieden zu Kämpfen - mit allen Waffen, auch und ins Besondere mit Flammenwerfern, Boltern und Kettenschwertern.
Das die Engländer diese friedensschaffende Maßnahme als Wargames verunglimpfen zeigt doch nur die tiefen Ressentiments gegen die EU.
In diesem Sinne: Frieden durch überlegene Feuerkraft!
 
Ach so, dann wüfeln wir also bei Beschuss und Nahkampfphase aus welches Modell getötet worden ist, sondern die Minis treffen sich zum gemeinsamen Umtrunk auf dem Feld. Demnach sind dann die Verluste nicht durch Feindeinwirkung sondern durch unmäßigen Alkoholkonsum zu erklären. Also Verluste die außerhalb der Nahkampfphase auftreten, sind dann jene die auf dem Weg zum Gelage durch Vorglühen selbstmitgebrachter Getränke ausfallen und die Nahkampfphase ist dann das sogenannte Komasaufen um die Wette. Das wäre natürlich eine Erklärung.
 
Wieso Abfluß?

Der Friedensnobelpreis geht an die EU. Na und? Ich mutmaße mal, hier in diesem Forum ist keiner, der auch nur im Fernen mitentscheiden darf.
Das sind Dinge, die uns nichts angehen. Wir lesen und diskutieren drüber, aber letztlich gibt die Stiftung vom Mann, der das Dynamit erfand das Geld, wem sie will. Tröstlich immerhin ist, daß es gute Sitte ist, das Geld zu spenden.

Ich finde einen Preis für Frieden eh recht... dubios. Widerspricht sowas doch irgendwie der menschlichen Natur. Der Preis dafür, Frieden geschaffen zu haben (und ja, auch dies ist in meinen Augen kein Naturzustand der menschlichen Zivilisation), ist der Frieden selbst. Und den gibts nicht geschenkt und den muß man jeden Tag erarbeiten.
Ja, ok. die EU eint Europa mehr oder weniger und deswegen ballern wir uns nichtmehr die Köpfe runter, aber das hätten die EWG oder sonstige vorherige, dem Mammon verpflichtete Bündnisse auch gekonnt.

DIES schafft Frieden. Wenn der Tod oder Schaden des anderen gleichzeitig der eigene Schaden ist...