Sie öffnete ihre Augen, doch um sie herum blieb es dunkel. Ihr Kopf schmerzte und sie versuchte sich zu erinnern was Passiert war. Plötzlich blitzte etwas in der Ferne auf und erleuchtete den langen Gang in dem sie sich befand für einen Wimpernschlag. Eine freigelegte Leitung schwankte hin und her und erzeugte immer wieder einen Kurzschluss.
Langsam kam ihre Erinnerung zurück und ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Hektisch drehte sie sich um und griff dabei an ihren Gürtel um eine Taschenlampe zu ziehen. Dann rief sie nach ihrer Tochter. Der Lampenschein erhellte den Gang, doch im Lichtkegel war ihre Tochter nicht zu sehen. Eben war sie doch noch genau hinter ihr, doch jetzt war sie nirgendwo zu sehen. Hektisch blickte sie sich um, schrie nach ihrer Tochter und wurde immer panischer.
Dann sah sie das kleine Loch in der Wand. Sie rannte auf das Loch zu und musste schnell feststellen, dass ihre Tochter da vielleicht durch passt, aber sie würde dort nicht durchpassen. Doch dennoch schnallte sie ihre Ausrüstung ab und versuchte sich durch das kleine Loch zu quetschen. Der Wartungskanal, welcher parallel zu dem Gang führte, war genau so dunkel und einige Leitungen waren aus ihrer Halterung gefallen. Sie quetschte sich durch das Loch und blieb mit ihrem Oberkörper an einer scharfen kannte hängen. Blut strömte aus einem langen Schnitt und durchtränkte sofort ihre Uniform. Ein Beben erschütterte den Boden und die Wände, weitere Kabel lösten sich aus ihrer Halterung und eines der Schweren Kabel stürzte auf sie hinunter. Das Kabel viel auf ihren Rücken, presste ihr die Luft aus den Lungen und sie spürte wie ihre Rippen geprellt wurden.
Tränen schossen ihr in die Augen, nicht vor Schmerzen, sondern vor Angst um ihre Tochter. Sie versuchte erneut nach ihr zu rufen, doch ihre Stimme war nur noch ein heiseres schreien und Blut sammelte sich in ihrem Mund. Sie kämpfte gegen eine Ohnmacht an und Tränen mischten sich mit dem Dreck und Blut in ihrem Gesicht. Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie die Stimme ihrer Tochter.
Saskesha prüfte kurz seinen Zustand, stellte fest, dass er weitestgehend unverletzt war und überprüfte dann den Status der Brückencrew. Die meisten waren nur leicht verletzt und bei Bewusstsein. Schnell wurde wieder die Routine hergestellt und der Status des Schiffes geprüft.
Auf ihrer Transportroute zwischen den beiden Planeten sollten keine Hindernisse oder Asteroiden sein. Jeder der nicht mit der Instandsetzung beschäftigt war, versuchte herauszufinden was die Ursache des Unglücks war. Es gab zum Glück keine größeren Lecks und das Schiff war noch flugfähig. Doch dann ertönte ein weiterer Alarm. Über die COM ertönten angst erfüllte schreie und Hilferufe.
Saskesha überkam Panik, sofort versuchte er seine Frau zu erreichen. Nach mehreren Versuchen bekam er immer noch keine Antwort. Er Sah sich auf der Brücke um, auch andere hatte das Problem ihre Familien nicht erreichen zu können, das sah er ihren Gesichtsausdrücken an. Wer seine Familie erreichen konnte, war deutlich entspannter. Fragend sah er zu seinem Captain. Er war auch nicht der einzige und sein Captain war durchaus die sorge seiner Untergebenen bewusst. Er Hielt eine kurze Ansprache, die jeden auf der Brücke mit neuen Mut erfüllte. Jeder Erledigte seine Aufgaben so schnell er konnte und meldet sich dann von der Brücke ab um seine Familie zu suchen. Die Brückenmannschaft organisierte sich in mehrere kleine Gruppen. Saskesha rannte mit zwei weiteren seiner Kollegen und Freunde die schmalen Gänge entlang. Einer bog in den Mannschaftsbereich ab der zweite zu den Unterkünften. Alle drei blieben über Handfunkgeräte in Kontakt.
Saskesha bog in einen Bereich ab, in dem die Energie ausgefallen war. Schnell griff er nach seiner Taschenlampe und leuchtete den Gang ab. Vorsichtig aber dennoch schnellen Schrittes bewegte er sich weiter vor. Seine Frau wollte mit seiner Tochter in den Observationsbereich des Schiffes, dies war der Weg dorthin von den Quartieren aus gesehen und er hoffte, dass er sie dort unbeschadet finden würde. Wieder ging ein Ruck durchs Schiff und Saskesha Stolperte über etwas. Als er nach sah, über was er da gestolpert war, erkannte er einen halben Körper der aus der Wand ragte. Erst dann hörte er ein leises weinen hinter der Wand. Es dauerte nur zwei Herzschläge bis er erkannte wer da lag. Sofort forderte er Verstärkung und ein Rettungsteam an, doch die waren überall gefragt und so machte er sich daran, seine Frau so gut er konnte zu bergen. Das weinen hinter der Wand schien aber nicht von ihr selbst zu kommen, es musste seine Tochter sein und Saskesha versuchte sein bestes sie zu beruhigen. Mittlerweile war die Uniform seiner Frau blutgetränkt und er hat noch keine Reaktion von ihr gesehen. Vorsichtig versuchte er weiter seine Frau aus der Öffnung zu bekommen, doch etwas hielt sie auf der anderen Seite fest. Seine Tochter ließ sich nicht beruhigen und die Panik blühte immer mehr auf in Saskesha. Endlich kam ein kleines Rettungsteam doch es dauerte noch weitere quälende Minuten bis seine Frau frei war. Das Team versuchte sofort Rettungsmaßnahmen an seiner Frau durchzuführen während Saskesha seine Tochter befreite und sie sofort fest in seine Arme nahm. Er hielt sie so, dass sie ihre Mutter nicht sehen konnte. Dann bebte das Schiff erneut, diesmal heftiger als die Male davor und sofort ertönte ein Alarmsignal. Aus allen Richtungen kam das Signal das jeder an Board nie hören wollte. Panik überkam sowohl das Rettungsteam, als auch Saskesha, es war das Evakuierungssignal.
Das Rettungsteam sah Saskesha kurz an und er wusste was der Blick zu bedeuten hatte. Geistesabwesend schüttelte er nur den Kopf, doch das Team stand auf, senkte den Blick, entschuldigte sich und eilte zu den Rettungskapseln davon. Saskesha griff nach der Uniform seiner Frau und zog sie hinter sich her. Mit seiner Tochter im Arm versuchte er so schnell wie möglich zu den Rettungskapseln zu kommen.
Die Dichtesten waren beim Observationsdeck, doch in der Situation in der sie sich befanden, kam ihm das gerade wie ein unerreichbares Ziel vor. Wäre er alleine oder auch nur mit seiner Tochter auf dem Arm, würde er die Strecke in weniger als fünf Minuten benötigen. Doch er war nicht gewillt seine Frau zurück zu lassen, ob lebendig oder nicht. Das Schiff bebte erneut, doch diesmal hörte es nicht mehr auf. Ein Zischen ertönte knapp hinter ihm und er wusste, dass sich gerade der Schott geschlossen hatte. Er musste sich beeilen, zwischen den Rettungskapseln und ihm lagen noch zwei weitere Schotts. Wenn es einen Hüllenbruch gab oder gar das Schiff auseinander viel, dann würden diese beiden wohl möglich sich ebenfalls gleich schließen. Er kam einfach nicht schnell genug voran.
Kurz bevor sie den letzten Schott erreichen konnten, setzte sich dieses in Bewegung. Das Weinen seiner Tochter, welche sich so fest um ihn geschlungen hatte das ihm das Atmen schwer viel, oder war es bereits Sauerstoffmangel, wurde plötzlich leiser. Saskesha wusste, würde er seine Frau weiter mit sich ziehen, würde es keiner von ihnen schaffen. Tränen schossen ihm in die Augen, als er die Entscheidung traf seine Frau zurück zu lassen. Alles in ihm wehrte sich gegen die Entscheidung, doch er würde es nicht schaffen. Seine Muskeln brannten bereits und es würde auch so schon knapp werden die Kapseln noch rechtzeitig zu erreichen. Er musste jetzt an seine Tochter denken. Seine verkrampften Finger schmerzten als er seine Frau los ließ. Sie hatten gerade den letzten Schott durchquert und es waren nur noch wenige Meter bis zur rettenden Fluchtkapsel. Seine Tochter regte sich nicht mehr, sie muss bereits durch den Sauerstoffmangel Ohnmächtig geworden sein. Auch ihm wurde langsam schwindelig und er merkte wie sein Blickfeld immer eingeschränkter wurde.
Mit letzter Kraft und erreichte er die Rettungskapsel, setzte seine Tochter in den Sitz und erstarrte. Sie war nicht in Ohnmacht gefallen, sie blickte ihn an, doch ihre Blicke waren leer. Sie sagte nur ein Wort, Mama! Dann zeigte sie auf den Eingang der Rettungskapsel. Sie winkte und ein Lächeln zierte ihr Gesicht. „Auf Wiedersehen Mama, wir haben dich auch lieb und werden dich vermissen!“
Saskesha erstarrte, eine Gänsehaut prickelte über seinen ganzen Körper und ein Kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Er wagte sich nicht umzudrehen. Er hätte es nicht mal gekonnt wenn er gewollt hätte, dafür stand er nach den Worten zu sehr unter Schock. Im nächsten Moment schloss sich die Kapsel und beschleunigte von dem Schiffswrack weg, ohne das Saskesha den Startbefehl dafür gab…