Schnaufend stieg Brokk auf den Berg aus angehäuften Leibern. In seiner Pranke hielt er den Schädel des feindlichen Orkbosses. Die Grünhäute vom Donnerberg hatten denen aus dem Klingenwindtal eine ordentliche Abreibung verpasst, nachdem irgendwer eine gewaltige Stänkerei innerhalb der Reihen des großen Waaagh! angezettelt hatte. Viele Krieger lagen tot oder verwundet im Dreck, doch alles was für ihn zählte war, dass er und seine Männer sich gegen die aufmüpfigen Talmaden behauptet hatten. Sie hatten allen gezeigt, wer hier die Hauer vorn hatte! Mit einigen Schwierigkeiten erreichte Brokk die Spitze des Haufens und richtete sich zu seiner vollen Größe auf! Triumphierend hob er den Kopf des Häuptlings an den Haaren hoch, brüllte einen Siegesschrei in die kühle Luft und schleuderte seine Trophäe anschließend nach den Orks vom Klingenwindtal, die gerade schimpfend und ihre Wunden leckend vom Feld zogen. Viele von ihnen warfen ihm mürrische, ja wütende Blicke zu, wagten es aber nicht mehr ihre Stimmen oder gar Fäuste gegen ihn zu erheben. Von seinen eigenen Kriegern drangen jubelnde Rufe und Pfiffe an seine Ohren, viele johlten und lachten ausgelassen. Er schlug sich kräftig auf die breite Brust und rief ihnen zu: „Den' ham' wir's gezeicht, Jungz!“
Sein Ruf wurde aus vielen Kehlen aufgenommen und das gesamte Schlachtfeld von triumphierendem Gebrüll geflutet. Gröhlend stampften die Orks mit den Füßen oder Spaltas auf, ließen den Boden unter ihrem Siegestaumel erzittern! Was für ein Augenblick! Zufrieden grunzend kletterte Brokk den Haufen hinunter und mischte sich wieder unter seine Leute. Der feine Duft von ranzigem Schweiß, talgigen Eisenschrottrüstungen, Blut und fetter Beute drang an seine Nase. Die ersten toten Orks wurden bereits geplündert, fachmännisch zerlegt und die Feuer zum Braten angefacht. Bei dem Gedanken an frisches Fleisch lief ihm bereits das Wasser im Mund zusammen! Seine Männer wandten sich zu ihm um, wenn er an ihnen vorbei kam, gröhlten und gaben Beifall, doch einige zeigten auch mit dem Finger auf ihn, hielten sich vor Lachen die feisten Wänste. Er warf ihnen misstrauische Blicke aus seinen kleinen, roten Augen zu und grummelte ein paar böse Flüche, beachtete sie aber nicht weiter.
Wat ham' die denn?
Ausreißer gab es immer, aber ihm stand gerade nicht der Sinn danach ihnen den Kopf zu waschen. Müde und erschöpft suchte er sich eine Feuerstelle aus, an der soeben ein toter Schwarzork ausgeweidet wurde. Die Erde war vollgesogen von seinem dunklen Blut, es roch köstlich nach Tod und rohem Fleisch. Er ließ sich in der Runde der Orks nieder, die ihm allesamt argwöhnische Blicke zu warfen.
„Wat is'?“, grunzte er erbost und hieb dem einen neben ihm hinter die Löffel. „Wat habta denn?“
Irgendwat stimmt nich!
Brokk stützte ärgerlich sein Kinn auf die Hände und beäugte die Krieger um sich herum. Elende Geifermäuler! Ein unsäglich scharfer Schmerz schwoll in seinem Schädel an und wurde immer schlimmer, je länger er in die Glut starrte, ganz so als hätte ihm jemand gehörig eine übergebraten.. Dröhnend pochten seine Schläfen. Er schlug sich ein paar mal heftig gegen die Stirn, um das Brummen zu vertreiben, aber es wollte nicht helfen.
Wat is' nur los?
Plötzlich packten ihn grobe Hände von hinten, umklammerten ihn wie Eisenketten. Brokk brüllte zornig und versuchte sich zu befreien, doch er wurde von mehreren Orks niedergerungen. „Wat macht ihr da, wat glaubt ihr...?“, verlangte er zu wissen, doch alles was folgte war ein harter Kinnhaken. Stöhnend ging er auf die Knie. Ein großer Schwarzork, dessen Kopf fast vollständig von kratzigen, blutverschmierten Verbänden umhüllt war, baute sich vor ihm auf und packte ihn grob am Nasenring, zog ihn dicht zu sich heran. „Du glaubst du kannst hier mach'n, was du willst, hä?“, fragte ihn sein Peiniger, aber Brokk verstand nicht was er meinte. Er hatte die Schlacht doch für seinen Stamm entschieden! „Dat sin' meine Jungz! - Kokkrops Jungz!“, ranzte ihn der bandagierte Ork an und den Worten folgte ein erneuter Hieb gegen sein Kinn. Brokk spürte wie sein Kiefer brach und haltlos runter auf seine Brust sackte. Blut lief ihm in einem dichten Strom über die Lippen. Feurige Schmerzen brandeten durch sein Gesicht, doch er weigerte sich zu winseln, zu jaulen oder zu jammern! Trotzig starrte er seinem Gegenüber in die roten Augen. Der Schwarzork warf ihm lediglich einen spöttischen Blick zu, beugte sich zu ihm hinunter und hielt ihm einen toten, arg ramponierten Snotling vor die Nase, der aussah, als wäre er zwischen zwei Mühlsteine geraten. „Und dat is' auch meinz!“, hauchte Kokkrop ihm grinsend ins Gesicht. Auch damit konnte Brokk nichts anfangen, aber er hatte keine Zeit mehr darüber nachzugrübeln. „Macht ihn kalt!“, war das letzte was er hörte, ehe eine schartige Steinklinge krachend durch seinen Nacken fuhr. Brokk war tot.
Mit einem Schrei stürzte sich Brokk auf den feindlichen Boss, schlug mit bloßen Fäusten nach ihm. Zornig grunzend wich sein Gegner aus, schien aber unwillig seinerseits anzugreifen. Es war nun schon der dritte Schlagwechsel und immer noch hatte der Andere seine Hiebe nicht erwidert.
„Wat soll dat?“, wollte er hingegen wissen. Brokk ließ den Ork gewähren, der einen Schritt von ihm zurückgewichen war, ließ ihn aber nicht für einen Moment aus den Augen. Er schnaubte und reckte die Faust. „Wie, wat, wo, wä >Wat soll dat<? Deinä Orkse ham' doch angefang' mit'm Gekloppä!“, schleuderte er dem Häuptling entgegen und bereite sich darauf vor, erneut anzugreifen. Sein Gegenüber schien verdutzt, ließ seine Deckung sinken und warf ihm einen dümmlichen Blick zu. „Meinä Orks...?“, doch als Antwort bekam er bloß einen deftigen Schwinger ins Gesicht, der ihm einen Hauer zertrümmerte. Brokk warf sich mit einem Hagel aus Hieben auf seinen Feind, rang ihn zu Boden und drosch unablässig auf seine Fratze ein. „Nimm dat – und dat – und dat – und dat...“, kommentierte er jeden seiner Treffer. Seine Fäuste waren besudelt mit dem schwarzen Blut seines Feindes, doch er endete nicht, ehe auch die letzten Todeszuckungen seines Opfers erstarben. Zufrieden grunzend erhob sich Brokk, griff nach dem Kopf des Toten und stemmte einen Fuß gegen seine Brust. Mit aller Kraft zerrte er an dem Schädel, die Finger unter den Kiefer gekrallt, um nicht abzurutschen. Knackend begehrten die Wirbel des Leichnams auf, bis sie schließlich brachen und Brokk das Haupt des Bosses in den Händen hielt. Mit einem höhnischen Grinsen, das ein paar fehlende Zähne entblößte, klemmte er sich den Kopf unter den Arm und warf einen Blick über das Schlachtfeld. Die letzten Klingwindorks hievten gerade ihre windelweich geprügelten Hintern in Sicherheit und seine Meute begann jubelnd aus den Körpern der toten und verwundeten Feinde einen Berg aufzuschichten. Voller Stolz stapfte er auf das eindrucksvolle Mahnmal zu, dass den mickrigen Talmaden endgültig ihre Niederlage unter die Nase rieb. Schnaufend stieg Brokk auf den Berg aus angehäuften Leibern...
„Auf, ihr Maden!“, stachelte Brokk seine Krieger weiter an, die immer wilder gegen die Stänkerer vom Klingenwindtal vorrückten. „Zeigt'z ihnän!“ Mit Spaltas und Fäusten droschen sie auf die jaulende Masse aus stinkenden Orkleibern ein, ein einziger gewaltiger Pulk aus grünen, verschwitzten Körpern, Knochen und Eisenschrott. Der Feind war von ihrer frischen Kampfeslust überrascht und verlor gut an Boden, erschrocken wichen die Talmaden vor ihren rasenden Angriffen zurück! Brokk grinste, als er einen der Klingenwindorks an der Schulter packte, sein verblüfftes Opfer herum riss und ihm gezielt und hart auf die Schnauze schlug. Mit einem lauten Knacken brach die Nase des Getroffenen und der Ork ging winselnd zu Boden! Mit einem Knurren wandte er sich dem nächsten Gegner zu. Es war, als wüssten die Talmaden überhaupt nicht wie ihnen geschah, so wenig Widerstand leisteten sie gegen seinen Ansturm. Mühelos streckte er Ork um Ork mit bloßer Faust nieder und alles was seine Feinde taten war, ihn dumm anzuglotzen. Es war einfach zu leicht! Irgendetwas war faul!
Warum klopp'n sie nich' zurück?
Aber es sollte ihm egal sein, solange er nur seine Feinde fällen konnte! Erneut brach er einem Ork irgendein Körperteil, er hörte es nur laut knacken, dann wandte er sich schon wieder ab und suchte sich den nächsten Pechvogel, dem er die die Schnauze richten könnte. Und er fand ihn. Vor ihm stand einer der Bosse der Talmaden, gerüstet mit einem Spalta und einem schwarzen Panzer, der über und über mit rostigen Ziernieten bedeckt war und gerade einen Donnerbergork mit einer glatten Enthauptung erledigte. Wenn er diesen Krieger erschlug, würde es ein gewaltiges Loch in die Moral ihrer Gegner reißen, ja vielleicht würde es sogar die Schlacht entscheiden! Brokk schnaubte und machte sich bereit, wartete noch bis der andere ihn auch bemerkt hatte. Wut funkelte in den Augen des Klingenwindhäuptlings, als er seinen Herausforderer entdeckte, doch dieser ließ sich davon nicht einschüchtern. Langsam umkreiste Brokk seinen Gegner. Im Gegensatz zu ihm war er unbewaffnet, aber ohnehin schien sein Gegenüber keinen Angriff zu erwarten. War er so überheblich, sich nicht zum Kampf stellen zu wollen? Ein zorniges Knurren drang aus Brokks Kehle. Für diese dreiste Frechheit würde er bezahlen! Er spannte seinen Körper zum Sprung an und gerade als der Orkboss den Mund öffnen wollte, warf er sich auf ihn! Der Häuptling wich seinem ersten Schlag geschickt aus, parierte einen zweiten mit dem Arm und brachte dann zwei Schritte Abstand zwischen sich und seinen Angreifer. „Wat soll dat Ganze?“, fragte er Brokk mit brodelnder Stimme. Doch Brokk verstand nicht, was er meinte. Orkse stänkerten halt.
Wat willa?
Er beschloss keine weiteren Gedanken mehr daran zu verschwenden und dem Boss die Fragen aus dem Leib zu prügeln! Quiekend wie ein Keiler stürmte er auf den Ork zu, drang, gefangen in einem blutigen Rausch, auf ihn ein und wünschte sich nichts mehr, als dieser elenden Talmade die Hauer auszuschlagen!
Mit einem Schrei stürzte sich Brokk auf den feindlichen Boss...
Der Ork stöhnte qualvoll auf, blinzelte ein paar mal, doch sein Blick war von flackernden Lichtern und bunten Sternen getrübt.
Wat... ?
Mit einem Ruck zog sich ein dumpfer Schmerz durch seinen Schädel und setzte sich bösartig pochend in seinen Schläfen fest. Sein Atem ging flach und schnell, Schwindel fraß sich in sein Bewusstsein. Er fragte laut, ob dort irgendjemand sei, doch er hörte nichts, nicht einmal seine eigene Stimme. Ein Rauschen hielt ihn gefangen und füllte seine Ohren mit dumpfem Dröhnen. Grell stach ihm das Sonnenlicht in die Augen und er musste sie zusammenkneifen, damit ihm nicht das Hirn brannte. In seinem Rücken spürte er feuchte, kalte Erde.
Wat is' passiät?
Schwerfällig wälzte er sich auf die Seite, öffnete vorsichtig die Lider und schirmte seinen Blick mit der Hand ab. Noch immer rauschte es zwischen seinen Ohren, doch immerhin konnte er wieder etwas sehen. Verdutzt blinzelte er, als er feststellte, dass um ihn herum eine Prügelei tobte. Orks prügelten sich mit anderen Orks, schlitzten sich gegenseitig die Wänste auf, verteilten Eingeweide und Blut über die Ebene.
Wat? Stänkern?
Allmählich ließ das Rauschen nach und der Lärm der Rauferei drang an seine Ohren. Das Klirren von Metall, das Grunzen der Orks, die Schmerzensschreie der Verwundeten, das Reißen von Haut und das Splittern von Knochen. Mühselig und schnaufend zog sich der verwirrte Ork auf seine wackligen Beine und blickte sich um. Schnell erkannte er, dass die Auseinandersetzung hier mehr war, als eine einfache Keilerei zwischen ein paar Orks, nein, es war eine regelrechte Schlacht! Dutzende Krieger lagen tot oder verwundet am Boden, tränkten die Erde mit ihrem Blut.
Wat is' hiä 'n los? Wie komm' ich'n hiä her?
Er zermarterte sich seine Orkigkeit, aber er konnte sich einfach nicht erinnern. Rasch kam ihm ein weiterer Gedanke:
Wer bin ich?
Krampfhaft grübelte er nach, doch es wollte ihm nicht einfallen. Jeder Versuch die Bilder in seinem Kopf zu ordnen wurde mit einem garstigen Stechen hinter seiner Stirn bestraft. Grunzend rieb er sich die Schläfen.
„Komm Brokk, den Gitzä hau'n wia die Köppe ein!“, vernahm er einen Ruf von irgendwoher.
Brokk! Brokk, ich heißä Brokk!
Erleichtert, dass er sich wieder an seinen Namen erinnern konnte, wandte er sich nach der Stimme um, doch in dem Getöse konnte er niemanden entdecken, der nach ihm gerufen hätte.
Wat... ?
Plötzlich zerschnitt eine Steinaxt, nur einen fingerbreit neben seinem Gesicht, surrend die Luft. Erschrocken wich er einen Schritt zurück und entging so direkt einer folgenden Attacke. Der angreifende Ork setzte ihm sofort nach, doch den dritten Schlag konnte Brokk mit seiner Hand abfangen und konterte ihn mit einer kompromisslosen Kopfnuss. Quiekend sackte der getroffene Krieger zu Boden und blieb reglos im Dreck liegen. Ärgerlich grummelnd rieb Brokk sich die Stirn.
Wat war'n dat jetze für eina?
„Bozz, die Talmad'n dräng' unz zurück!“, schenkte ihm ein weiterer Ruf ein Stück seiner Erinnerung zurück. Boss! Er war einer der Bosse! Mehr und mehr Rufe griff Brokk aus der Luft auf, die ihm Teile seines Gedächtnisses wiedergaben. Er war ein Ork vom Donnerberg, auf einem großen Waaagh! im Menschenreich, der mehrere Stämme in sich vereint hatte. Der Stamm des Klingenwindtals hatte eine Stänkerei begonnen, weil deren Boss einem seiner Bosse den Kopf zermalmt hatte! Zorn stieg heiß und wallend in Brokk auf und verdrängte den puckernden Schmerz in seinem Hirn. Dieses dreckige Pack! Mit raschen Blicken erfasste er die Lage der Schlacht und erkannte, dass es nicht gut für die Donnerbergorks stand. Seine verweichlichten Krieger ließen sich von den Talmaden zurückdrängen. Als einer seiner Leute flüchten wollte, schlug er ihm mit der blanken Faust auf die Brust, dass die Knochen krachten und es den Ork von den Füßen riss.
„Ihr kämpft jetz'!“, brüllte Brokk seinen Kriegern entgegen, „Un' wehe eina von euch Stinkaz rennt wech!“ Seine Worte unterstreichend schickte er einen weiteren Hasenfuß in den Staub und trat ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Knirschend brach der Kiefer, Zähne flogen und Blut spritzte, aber die Nachricht kam an! Mit furchtsamen Mut erfüllt, warfen sich seine Krieger mit neuer Kraft in den Kampf.
„Auf, ihr Maden!“, stachelte Brokk seine Krieger weiter an...
„Un' ich sach dia, ich habz zuerst geseh'n!“
„Aba ich hab's zuerst inne Fingaz gehabt!“
Rabozz weigerte sich beharrlich den quiekenden und jammernden Snotling rauszurücken, den er sich unter den Arm geklemmt hatte. Das Futter war während des Kriegszuges spärlich geworden, seit langem hatten sie keine Menschendörfer mehr geplündert. Was man zu fressen fand, musste man behalten und verteidigen!
„Ich hab' gesacht, >Schau, dort drüb'n is'n Gitzä<! und dat heißt, ich habz zuerst geseh'n!“, maulte ihn Kokkrop, der Boss der Donnerbergorks, der elenden Bergmaden, an. „„Aba ich hab's zuerst inne Fingaz gehaaabt!“, wiederholte Rabozz ärgerlich und klemmte sich seine Beute so fest unter den Arm, dass das Quieken erstarb. „Wer zuäast kommt, der ähh...“, wollte er erwidern, aber er hatte vergessen wie das Sprichwort lautete. „Mach'n Kopp zu un' halt den Schnauzpantoffl, Rabozz! Du bist'n dreckiga Dieb!“, grunzte der Donnerbergboss erbost und ballte seine Hände zu gewaltigen Fäusten, „Du gibzt mir dat Ding jetze, oda ich gib dir meinä Faust in deinä Schnauzä!“, wollte er Rabozz drohen, doch der Boss der Klingenwindorks ließ sich nicht einschüchtern. Um ihn herum standen einige seiner Jungz, bewaffnet und gelangweilt, Kokkrop würde es kaum wagen ihn jetzt anzugreifen und eine Prügelei vom Zaun zu brechen.
„Nein, du kannst...“, setzte er zu einer Antwort an, doch der Donnerberghäuptling war nicht so feige, wie er gehofft hatte. Die Faust des Schwarzorks flog heran und traf ihn im Gesicht. Der Treffer ließ den unvorbereiteten Rabozz keuchend in die Knie gehen. Er ließ den Snotling fallen, doch die kleine Grünhaut rührte sich nicht mehr. Augenblicklich kam Bewegung in die Orkmeute. Einige begannen sich um den toten Snotling zu streiten, andere fingen grundlos an zu zanken, schubsten sich, ließen die ersten Fäuste fliegen. Rabozz hielt sich die Hand vor den Mund und spuckte einen Klumpen Blut und einige seiner Zähne hinein. Wütend stierte er Kokkrop an, doch der Schwarzork beachtete ihn schon gar nicht mehr, sondern prügelte sich mit einer anderen Grünhaut.
Na wartä!
Rabozz sprang auf die Füße, warf sich von hinten auf Kokkrop, rang ihn zu Boden und hämmerte ihm mit der Faust gnadenlos auf den Schädel. Während er sich die Knöchel am Kopf des Donnerbergbosses blutig schlug, entbrannte um ihn herum eine handfeste Stänkerei. Gröhlend und grunzend gingen die Orks der beiden Stämme aufeinander los! Schnaufend ließ Rabozz von seinem leblosen Opfer ab und entblößte mit einem vorfreudigen Grinsen seine neuen Zahnlücken. Seit Tagen hatten die Orks gelangweilt am Rande des Gebirges rumgehangen, nichts zu tun oder zu moschen gehabt, da kam ihnen diese kleine Keilerei gerade recht! Er suchte sich einen Gegner und fand ihn in einem Donnerbergork, der einen schweren Steinhammer trug und unbeteiligt am Rand stand, dümmlich das Gemenge vor sich beglotzte. Selbstsicher marschierte Rabozz auf den Außenseiter zu, packte ihn an der Schulter und schleuderte ihn hart zu Boden. Erschrocken blickte ihn der Ork an, sammelte sich aber schnell und kam wieder auf die Füße. Rabozz schlug nach dem Gesicht seines Widersachers, doch der wich geschickt aus, so dass er ihn nur an der Schulter streifte. Sofort setzte er nach, verfehlte ihn diesmal aber gänzlich. Auch ein dritter Schlag ging fehl. Der deutlich kleinere Ork war viel schneller als Rabozz und schaffte es jedem seiner Angriffe auszuweichen.
„Du glitschigä...“, fluchte der Boss der Klingenwindorks, als es ihm abermals nicht gelang, seinen Feind zu erwischen. „Dia zeig' ich, wie wia vom Kling'nwindtal mosch'n!“, schrie er ihn an und wirbelte herum, wollte sich der Länge nach auf ihn werfen, doch auch diesmal wich der kleine Ork rechtzeitig zurück. Rabozz landete bäuchlings im Staub. „Du namenlosä Bergmade!“, grunzte er zornig. Es konnte doch nicht wahr sein, dass irgendsoein Frischling ihn übertölpelte! Er stieß ein paar herbe Flüche aus und wollte aufstehen, doch der kleine Ork presste ihm einen Fuß auf den Rücken und hinderte ihn daran.
„Mein Name is' Brokk!“, hörte er die Stimme seines Gegners über sich. Und dann hörte er gar nichts mehr. Ein dumpfer Schmerz schoss durch seinen Schädel, als Brokks Hammer auf ihn niederfuhr. Eine kochende Schwärze umhüllte seinen Verstand und raubte ihm das Bewusstsein.
Rabozz stöhnte qualvoll auf, blinzelte ein paar mal, doch sein Blick war von flackernden Lichtern und bunten Sternen getrübt...
Wat... ?
Sein Ruf wurde aus vielen Kehlen aufgenommen und das gesamte Schlachtfeld von triumphierendem Gebrüll geflutet. Gröhlend stampften die Orks mit den Füßen oder Spaltas auf, ließen den Boden unter ihrem Siegestaumel erzittern! Was für ein Augenblick! Zufrieden grunzend kletterte Brokk den Haufen hinunter und mischte sich wieder unter seine Leute. Der feine Duft von ranzigem Schweiß, talgigen Eisenschrottrüstungen, Blut und fetter Beute drang an seine Nase. Die ersten toten Orks wurden bereits geplündert, fachmännisch zerlegt und die Feuer zum Braten angefacht. Bei dem Gedanken an frisches Fleisch lief ihm bereits das Wasser im Mund zusammen! Seine Männer wandten sich zu ihm um, wenn er an ihnen vorbei kam, gröhlten und gaben Beifall, doch einige zeigten auch mit dem Finger auf ihn, hielten sich vor Lachen die feisten Wänste. Er warf ihnen misstrauische Blicke aus seinen kleinen, roten Augen zu und grummelte ein paar böse Flüche, beachtete sie aber nicht weiter.
Wat ham' die denn?
Ausreißer gab es immer, aber ihm stand gerade nicht der Sinn danach ihnen den Kopf zu waschen. Müde und erschöpft suchte er sich eine Feuerstelle aus, an der soeben ein toter Schwarzork ausgeweidet wurde. Die Erde war vollgesogen von seinem dunklen Blut, es roch köstlich nach Tod und rohem Fleisch. Er ließ sich in der Runde der Orks nieder, die ihm allesamt argwöhnische Blicke zu warfen.
„Wat is'?“, grunzte er erbost und hieb dem einen neben ihm hinter die Löffel. „Wat habta denn?“
Irgendwat stimmt nich!
Brokk stützte ärgerlich sein Kinn auf die Hände und beäugte die Krieger um sich herum. Elende Geifermäuler! Ein unsäglich scharfer Schmerz schwoll in seinem Schädel an und wurde immer schlimmer, je länger er in die Glut starrte, ganz so als hätte ihm jemand gehörig eine übergebraten.. Dröhnend pochten seine Schläfen. Er schlug sich ein paar mal heftig gegen die Stirn, um das Brummen zu vertreiben, aber es wollte nicht helfen.
Wat is' nur los?
Plötzlich packten ihn grobe Hände von hinten, umklammerten ihn wie Eisenketten. Brokk brüllte zornig und versuchte sich zu befreien, doch er wurde von mehreren Orks niedergerungen. „Wat macht ihr da, wat glaubt ihr...?“, verlangte er zu wissen, doch alles was folgte war ein harter Kinnhaken. Stöhnend ging er auf die Knie. Ein großer Schwarzork, dessen Kopf fast vollständig von kratzigen, blutverschmierten Verbänden umhüllt war, baute sich vor ihm auf und packte ihn grob am Nasenring, zog ihn dicht zu sich heran. „Du glaubst du kannst hier mach'n, was du willst, hä?“, fragte ihn sein Peiniger, aber Brokk verstand nicht was er meinte. Er hatte die Schlacht doch für seinen Stamm entschieden! „Dat sin' meine Jungz! - Kokkrops Jungz!“, ranzte ihn der bandagierte Ork an und den Worten folgte ein erneuter Hieb gegen sein Kinn. Brokk spürte wie sein Kiefer brach und haltlos runter auf seine Brust sackte. Blut lief ihm in einem dichten Strom über die Lippen. Feurige Schmerzen brandeten durch sein Gesicht, doch er weigerte sich zu winseln, zu jaulen oder zu jammern! Trotzig starrte er seinem Gegenüber in die roten Augen. Der Schwarzork warf ihm lediglich einen spöttischen Blick zu, beugte sich zu ihm hinunter und hielt ihm einen toten, arg ramponierten Snotling vor die Nase, der aussah, als wäre er zwischen zwei Mühlsteine geraten. „Und dat is' auch meinz!“, hauchte Kokkrop ihm grinsend ins Gesicht. Auch damit konnte Brokk nichts anfangen, aber er hatte keine Zeit mehr darüber nachzugrübeln. „Macht ihn kalt!“, war das letzte was er hörte, ehe eine schartige Steinklinge krachend durch seinen Nacken fuhr. Brokk war tot.
Mit einem Schrei stürzte sich Brokk auf den feindlichen Boss, schlug mit bloßen Fäusten nach ihm. Zornig grunzend wich sein Gegner aus, schien aber unwillig seinerseits anzugreifen. Es war nun schon der dritte Schlagwechsel und immer noch hatte der Andere seine Hiebe nicht erwidert.
„Wat soll dat?“, wollte er hingegen wissen. Brokk ließ den Ork gewähren, der einen Schritt von ihm zurückgewichen war, ließ ihn aber nicht für einen Moment aus den Augen. Er schnaubte und reckte die Faust. „Wie, wat, wo, wä >Wat soll dat<? Deinä Orkse ham' doch angefang' mit'm Gekloppä!“, schleuderte er dem Häuptling entgegen und bereite sich darauf vor, erneut anzugreifen. Sein Gegenüber schien verdutzt, ließ seine Deckung sinken und warf ihm einen dümmlichen Blick zu. „Meinä Orks...?“, doch als Antwort bekam er bloß einen deftigen Schwinger ins Gesicht, der ihm einen Hauer zertrümmerte. Brokk warf sich mit einem Hagel aus Hieben auf seinen Feind, rang ihn zu Boden und drosch unablässig auf seine Fratze ein. „Nimm dat – und dat – und dat – und dat...“, kommentierte er jeden seiner Treffer. Seine Fäuste waren besudelt mit dem schwarzen Blut seines Feindes, doch er endete nicht, ehe auch die letzten Todeszuckungen seines Opfers erstarben. Zufrieden grunzend erhob sich Brokk, griff nach dem Kopf des Toten und stemmte einen Fuß gegen seine Brust. Mit aller Kraft zerrte er an dem Schädel, die Finger unter den Kiefer gekrallt, um nicht abzurutschen. Knackend begehrten die Wirbel des Leichnams auf, bis sie schließlich brachen und Brokk das Haupt des Bosses in den Händen hielt. Mit einem höhnischen Grinsen, das ein paar fehlende Zähne entblößte, klemmte er sich den Kopf unter den Arm und warf einen Blick über das Schlachtfeld. Die letzten Klingwindorks hievten gerade ihre windelweich geprügelten Hintern in Sicherheit und seine Meute begann jubelnd aus den Körpern der toten und verwundeten Feinde einen Berg aufzuschichten. Voller Stolz stapfte er auf das eindrucksvolle Mahnmal zu, dass den mickrigen Talmaden endgültig ihre Niederlage unter die Nase rieb. Schnaufend stieg Brokk auf den Berg aus angehäuften Leibern...
„Auf, ihr Maden!“, stachelte Brokk seine Krieger weiter an, die immer wilder gegen die Stänkerer vom Klingenwindtal vorrückten. „Zeigt'z ihnän!“ Mit Spaltas und Fäusten droschen sie auf die jaulende Masse aus stinkenden Orkleibern ein, ein einziger gewaltiger Pulk aus grünen, verschwitzten Körpern, Knochen und Eisenschrott. Der Feind war von ihrer frischen Kampfeslust überrascht und verlor gut an Boden, erschrocken wichen die Talmaden vor ihren rasenden Angriffen zurück! Brokk grinste, als er einen der Klingenwindorks an der Schulter packte, sein verblüfftes Opfer herum riss und ihm gezielt und hart auf die Schnauze schlug. Mit einem lauten Knacken brach die Nase des Getroffenen und der Ork ging winselnd zu Boden! Mit einem Knurren wandte er sich dem nächsten Gegner zu. Es war, als wüssten die Talmaden überhaupt nicht wie ihnen geschah, so wenig Widerstand leisteten sie gegen seinen Ansturm. Mühelos streckte er Ork um Ork mit bloßer Faust nieder und alles was seine Feinde taten war, ihn dumm anzuglotzen. Es war einfach zu leicht! Irgendetwas war faul!
Warum klopp'n sie nich' zurück?
Aber es sollte ihm egal sein, solange er nur seine Feinde fällen konnte! Erneut brach er einem Ork irgendein Körperteil, er hörte es nur laut knacken, dann wandte er sich schon wieder ab und suchte sich den nächsten Pechvogel, dem er die die Schnauze richten könnte. Und er fand ihn. Vor ihm stand einer der Bosse der Talmaden, gerüstet mit einem Spalta und einem schwarzen Panzer, der über und über mit rostigen Ziernieten bedeckt war und gerade einen Donnerbergork mit einer glatten Enthauptung erledigte. Wenn er diesen Krieger erschlug, würde es ein gewaltiges Loch in die Moral ihrer Gegner reißen, ja vielleicht würde es sogar die Schlacht entscheiden! Brokk schnaubte und machte sich bereit, wartete noch bis der andere ihn auch bemerkt hatte. Wut funkelte in den Augen des Klingenwindhäuptlings, als er seinen Herausforderer entdeckte, doch dieser ließ sich davon nicht einschüchtern. Langsam umkreiste Brokk seinen Gegner. Im Gegensatz zu ihm war er unbewaffnet, aber ohnehin schien sein Gegenüber keinen Angriff zu erwarten. War er so überheblich, sich nicht zum Kampf stellen zu wollen? Ein zorniges Knurren drang aus Brokks Kehle. Für diese dreiste Frechheit würde er bezahlen! Er spannte seinen Körper zum Sprung an und gerade als der Orkboss den Mund öffnen wollte, warf er sich auf ihn! Der Häuptling wich seinem ersten Schlag geschickt aus, parierte einen zweiten mit dem Arm und brachte dann zwei Schritte Abstand zwischen sich und seinen Angreifer. „Wat soll dat Ganze?“, fragte er Brokk mit brodelnder Stimme. Doch Brokk verstand nicht, was er meinte. Orkse stänkerten halt.
Wat willa?
Er beschloss keine weiteren Gedanken mehr daran zu verschwenden und dem Boss die Fragen aus dem Leib zu prügeln! Quiekend wie ein Keiler stürmte er auf den Ork zu, drang, gefangen in einem blutigen Rausch, auf ihn ein und wünschte sich nichts mehr, als dieser elenden Talmade die Hauer auszuschlagen!
Mit einem Schrei stürzte sich Brokk auf den feindlichen Boss...
Der Ork stöhnte qualvoll auf, blinzelte ein paar mal, doch sein Blick war von flackernden Lichtern und bunten Sternen getrübt.
Wat... ?
Mit einem Ruck zog sich ein dumpfer Schmerz durch seinen Schädel und setzte sich bösartig pochend in seinen Schläfen fest. Sein Atem ging flach und schnell, Schwindel fraß sich in sein Bewusstsein. Er fragte laut, ob dort irgendjemand sei, doch er hörte nichts, nicht einmal seine eigene Stimme. Ein Rauschen hielt ihn gefangen und füllte seine Ohren mit dumpfem Dröhnen. Grell stach ihm das Sonnenlicht in die Augen und er musste sie zusammenkneifen, damit ihm nicht das Hirn brannte. In seinem Rücken spürte er feuchte, kalte Erde.
Wat is' passiät?
Schwerfällig wälzte er sich auf die Seite, öffnete vorsichtig die Lider und schirmte seinen Blick mit der Hand ab. Noch immer rauschte es zwischen seinen Ohren, doch immerhin konnte er wieder etwas sehen. Verdutzt blinzelte er, als er feststellte, dass um ihn herum eine Prügelei tobte. Orks prügelten sich mit anderen Orks, schlitzten sich gegenseitig die Wänste auf, verteilten Eingeweide und Blut über die Ebene.
Wat? Stänkern?
Allmählich ließ das Rauschen nach und der Lärm der Rauferei drang an seine Ohren. Das Klirren von Metall, das Grunzen der Orks, die Schmerzensschreie der Verwundeten, das Reißen von Haut und das Splittern von Knochen. Mühselig und schnaufend zog sich der verwirrte Ork auf seine wackligen Beine und blickte sich um. Schnell erkannte er, dass die Auseinandersetzung hier mehr war, als eine einfache Keilerei zwischen ein paar Orks, nein, es war eine regelrechte Schlacht! Dutzende Krieger lagen tot oder verwundet am Boden, tränkten die Erde mit ihrem Blut.
Wat is' hiä 'n los? Wie komm' ich'n hiä her?
Er zermarterte sich seine Orkigkeit, aber er konnte sich einfach nicht erinnern. Rasch kam ihm ein weiterer Gedanke:
Wer bin ich?
Krampfhaft grübelte er nach, doch es wollte ihm nicht einfallen. Jeder Versuch die Bilder in seinem Kopf zu ordnen wurde mit einem garstigen Stechen hinter seiner Stirn bestraft. Grunzend rieb er sich die Schläfen.
„Komm Brokk, den Gitzä hau'n wia die Köppe ein!“, vernahm er einen Ruf von irgendwoher.
Brokk! Brokk, ich heißä Brokk!
Erleichtert, dass er sich wieder an seinen Namen erinnern konnte, wandte er sich nach der Stimme um, doch in dem Getöse konnte er niemanden entdecken, der nach ihm gerufen hätte.
Wat... ?
Plötzlich zerschnitt eine Steinaxt, nur einen fingerbreit neben seinem Gesicht, surrend die Luft. Erschrocken wich er einen Schritt zurück und entging so direkt einer folgenden Attacke. Der angreifende Ork setzte ihm sofort nach, doch den dritten Schlag konnte Brokk mit seiner Hand abfangen und konterte ihn mit einer kompromisslosen Kopfnuss. Quiekend sackte der getroffene Krieger zu Boden und blieb reglos im Dreck liegen. Ärgerlich grummelnd rieb Brokk sich die Stirn.
Wat war'n dat jetze für eina?
„Bozz, die Talmad'n dräng' unz zurück!“, schenkte ihm ein weiterer Ruf ein Stück seiner Erinnerung zurück. Boss! Er war einer der Bosse! Mehr und mehr Rufe griff Brokk aus der Luft auf, die ihm Teile seines Gedächtnisses wiedergaben. Er war ein Ork vom Donnerberg, auf einem großen Waaagh! im Menschenreich, der mehrere Stämme in sich vereint hatte. Der Stamm des Klingenwindtals hatte eine Stänkerei begonnen, weil deren Boss einem seiner Bosse den Kopf zermalmt hatte! Zorn stieg heiß und wallend in Brokk auf und verdrängte den puckernden Schmerz in seinem Hirn. Dieses dreckige Pack! Mit raschen Blicken erfasste er die Lage der Schlacht und erkannte, dass es nicht gut für die Donnerbergorks stand. Seine verweichlichten Krieger ließen sich von den Talmaden zurückdrängen. Als einer seiner Leute flüchten wollte, schlug er ihm mit der blanken Faust auf die Brust, dass die Knochen krachten und es den Ork von den Füßen riss.
„Ihr kämpft jetz'!“, brüllte Brokk seinen Kriegern entgegen, „Un' wehe eina von euch Stinkaz rennt wech!“ Seine Worte unterstreichend schickte er einen weiteren Hasenfuß in den Staub und trat ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Knirschend brach der Kiefer, Zähne flogen und Blut spritzte, aber die Nachricht kam an! Mit furchtsamen Mut erfüllt, warfen sich seine Krieger mit neuer Kraft in den Kampf.
„Auf, ihr Maden!“, stachelte Brokk seine Krieger weiter an...
„Un' ich sach dia, ich habz zuerst geseh'n!“
„Aba ich hab's zuerst inne Fingaz gehabt!“
Rabozz weigerte sich beharrlich den quiekenden und jammernden Snotling rauszurücken, den er sich unter den Arm geklemmt hatte. Das Futter war während des Kriegszuges spärlich geworden, seit langem hatten sie keine Menschendörfer mehr geplündert. Was man zu fressen fand, musste man behalten und verteidigen!
„Ich hab' gesacht, >Schau, dort drüb'n is'n Gitzä<! und dat heißt, ich habz zuerst geseh'n!“, maulte ihn Kokkrop, der Boss der Donnerbergorks, der elenden Bergmaden, an. „„Aba ich hab's zuerst inne Fingaz gehaaabt!“, wiederholte Rabozz ärgerlich und klemmte sich seine Beute so fest unter den Arm, dass das Quieken erstarb. „Wer zuäast kommt, der ähh...“, wollte er erwidern, aber er hatte vergessen wie das Sprichwort lautete. „Mach'n Kopp zu un' halt den Schnauzpantoffl, Rabozz! Du bist'n dreckiga Dieb!“, grunzte der Donnerbergboss erbost und ballte seine Hände zu gewaltigen Fäusten, „Du gibzt mir dat Ding jetze, oda ich gib dir meinä Faust in deinä Schnauzä!“, wollte er Rabozz drohen, doch der Boss der Klingenwindorks ließ sich nicht einschüchtern. Um ihn herum standen einige seiner Jungz, bewaffnet und gelangweilt, Kokkrop würde es kaum wagen ihn jetzt anzugreifen und eine Prügelei vom Zaun zu brechen.
„Nein, du kannst...“, setzte er zu einer Antwort an, doch der Donnerberghäuptling war nicht so feige, wie er gehofft hatte. Die Faust des Schwarzorks flog heran und traf ihn im Gesicht. Der Treffer ließ den unvorbereiteten Rabozz keuchend in die Knie gehen. Er ließ den Snotling fallen, doch die kleine Grünhaut rührte sich nicht mehr. Augenblicklich kam Bewegung in die Orkmeute. Einige begannen sich um den toten Snotling zu streiten, andere fingen grundlos an zu zanken, schubsten sich, ließen die ersten Fäuste fliegen. Rabozz hielt sich die Hand vor den Mund und spuckte einen Klumpen Blut und einige seiner Zähne hinein. Wütend stierte er Kokkrop an, doch der Schwarzork beachtete ihn schon gar nicht mehr, sondern prügelte sich mit einer anderen Grünhaut.
Na wartä!
Rabozz sprang auf die Füße, warf sich von hinten auf Kokkrop, rang ihn zu Boden und hämmerte ihm mit der Faust gnadenlos auf den Schädel. Während er sich die Knöchel am Kopf des Donnerbergbosses blutig schlug, entbrannte um ihn herum eine handfeste Stänkerei. Gröhlend und grunzend gingen die Orks der beiden Stämme aufeinander los! Schnaufend ließ Rabozz von seinem leblosen Opfer ab und entblößte mit einem vorfreudigen Grinsen seine neuen Zahnlücken. Seit Tagen hatten die Orks gelangweilt am Rande des Gebirges rumgehangen, nichts zu tun oder zu moschen gehabt, da kam ihnen diese kleine Keilerei gerade recht! Er suchte sich einen Gegner und fand ihn in einem Donnerbergork, der einen schweren Steinhammer trug und unbeteiligt am Rand stand, dümmlich das Gemenge vor sich beglotzte. Selbstsicher marschierte Rabozz auf den Außenseiter zu, packte ihn an der Schulter und schleuderte ihn hart zu Boden. Erschrocken blickte ihn der Ork an, sammelte sich aber schnell und kam wieder auf die Füße. Rabozz schlug nach dem Gesicht seines Widersachers, doch der wich geschickt aus, so dass er ihn nur an der Schulter streifte. Sofort setzte er nach, verfehlte ihn diesmal aber gänzlich. Auch ein dritter Schlag ging fehl. Der deutlich kleinere Ork war viel schneller als Rabozz und schaffte es jedem seiner Angriffe auszuweichen.
„Du glitschigä...“, fluchte der Boss der Klingenwindorks, als es ihm abermals nicht gelang, seinen Feind zu erwischen. „Dia zeig' ich, wie wia vom Kling'nwindtal mosch'n!“, schrie er ihn an und wirbelte herum, wollte sich der Länge nach auf ihn werfen, doch auch diesmal wich der kleine Ork rechtzeitig zurück. Rabozz landete bäuchlings im Staub. „Du namenlosä Bergmade!“, grunzte er zornig. Es konnte doch nicht wahr sein, dass irgendsoein Frischling ihn übertölpelte! Er stieß ein paar herbe Flüche aus und wollte aufstehen, doch der kleine Ork presste ihm einen Fuß auf den Rücken und hinderte ihn daran.
„Mein Name is' Brokk!“, hörte er die Stimme seines Gegners über sich. Und dann hörte er gar nichts mehr. Ein dumpfer Schmerz schoss durch seinen Schädel, als Brokks Hammer auf ihn niederfuhr. Eine kochende Schwärze umhüllte seinen Verstand und raubte ihm das Bewusstsein.
Rabozz stöhnte qualvoll auf, blinzelte ein paar mal, doch sein Blick war von flackernden Lichtern und bunten Sternen getrübt...
Wat... ?