Gute Idee oder Ökoschwindel: Ecosia

Blackorc

Tabletop-Fanatiker
26. September 2007
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Hell-O together,

Gopostal hatte ja bereits einen wenig aussagekräftigen Thread zu dem Thema aufgemacht, der geschlossen wurde. Ich werde es nun noch einmal mit einem etwas ausführlicheren Startpost versuchen. Es geht um folgende neue Suchmaschine:

http://ecosia.org/

Wer sich fragt, warum in aller Welt die Menschheit eine weitere Suchmaschine brauchen könnte, kann sich mit diesem Video informieren: http://www.ecosia.org/how.php

Wie wir hier erfahren produzieren die Serverfarmen von Google Unmengen an CO2 und überhaupt ist das Unternehmen ja eine reine Gelddruckerei und sehr unsympatisch. Wie wir nun weiterhin erfahren, setzt Ecosia genau an diesem Punkt an. Man schützt mit jeder Suche zwei Quadratmeter Regenwald und zusätzlich läuft Ecosia ausschließlich mit Ökostrom. Glaubwürdig wird dieser Gedanke, weil das WWF an Ecosia beteiligt ist. Stutzig gemacht haben mich eher Yahoo und Bing als selbstlose Unterstützer des Umweltschutzes. Doch dazu später mehr.

Zunächst einmal erschien mir die gesamte Idee etwas zu...nett...um wahr zu sein. Daher habe ich mich auf die Suche nach Infos gemacht und bin recht schnell fündig geworden:

http://zeitblick.wordpress.com/2009...sia-suchmaschine-verursacht-fragend-bei-user/
wer mehr wissen will findet hier Input:
http://zeitblick.wordpress.com/2009/12/12/ecosia-org-rettung-oder-schwindel/

Fassen wir also zusammen, dass das Werbevideo von Ecosia dem User einen Bären aufbindet: Seine Suchanfragen bewirken nicht mal einen Millimeter Umweltschutz, nur ein Klick auf Sponsored Links. Auch ist unklar, wie viel Ökostrom gepowerte Rechenleistung eigentlich von Ecosia selbst gestellt wird, der Löwenanteil wird wohl über Bing laufen, also der Suchmaschine von Microsoft.

Was für mich die Quintessenz der ganzen Geschichte ist, ist dass der Kampf von Microsoft & Co gegen den Riesen Google langsam aber sicher die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet. Hier wird versucht, die User mit dem Ökogedanken zu ködern und man erzählt ihnen die Mär davon, wie mit jedem ihrer Mausklicks ein Stückchen Regenwald gerettet wird. In Wahrheit geht es aber wohl ausschließlich darum, Google Marktanteile abzutrotzen. Grundsätzlich ist Konkurrenzkampf etwas ganz Normales, aber die Gutgläubigkeit der User so zu benutzen erscheint mir als sehr zweifelhafte Methode.

Was ist eure Meinung? Sehe ich das vielleicht zu negativ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja selbst wenn wie versprochen ein m² Regenwald pro Suche geschützt wird, wie wollen sie den den schützen? Fliegt pro Klick ein Mitarbeiter nach Kolumbien und zäunt den Quadratmeter ein, oder setzt eine formschöne Betonmauer hin? Die Flächen im Regenwald werden ja in der Regel nicht aus Spaß an der Freude abgeholzt, sondern weil die Leute die dort leben Ackerland haben wollen.
Und wenn erst einmal ein Feuerchen brennt, dann dürfte es dem auch reichlich egal sein wem der m² gehört auf dem es lodert.


In meinen Augen wird bei solchen Aktionen lediglich auf den „gute Wille“ bzw. einen Absolutions Gedanken bei den Leute abgezielt, für eine Sache die so oder so keinen wirklichen ökologischen, sondern meist einen ökonomischen Nutzen hat. Oder schützt Krombacher wirklich den Regenwald mit einer Bierkistenmauer? 😀
 
Sehe ich das vielleicht zu negativ?

Absolut nicht, sehe das ähnlich wie du, finde sowas einfach geschmacklos.
Als ich Ecosia zum ersten mal entdeckt hatte dachte ich mir auch einfach nur : "Klasse, sowas war mal bitter nötig!", nach ein paar Augenblicken hat sich dann allerdings realistisches Denken eingeschlichen, denn ich frage mich wie man mit einer Suche 2 m² Regenwald schützen soll, Regenwaldgrundstück ist zwar nicht teuer, aber bei einer enormen Häufung von Nutzern wird das selbst für Microsoft mies zu bezahlen und wohl kaum Geld einbringen.

Meiner Meinung nach geht es mieser kaum noch, grenzt schon fast an eine Haiti Suchmaschine...

Naja selbst wenn wie versprochen ein m² Regenwald pro Suche geschützt wird, wie wollen sie den den schützen? Fliegt pro Klick ein Mitarbeiter nach Kolumbien und zäunt den Quadratmeter ein, oder setzt eine formschöne Betonmauer hin? Die Flächen im Regenwald werden ja in der Regel nicht aus Spaß an der Freude abgeholzt, sondern weil die Leute die dort leben Ackerland haben wollen.
Und wenn erst einmal ein Feuerchen brennt, dann dürfte es dem auch reichlich egal sein wem der m² gehört auf dem es lodert.

Fläche im Regenwald kann man ganz einfach kaufen, selbst du kannst das.


Edit: Sorry, für Doppelpost. 🙁
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Fläche im Regenwald kann man ganz einfach kaufen, selbst du kannst das.


Edit: Sorry, für Doppelpost. 🙁

Ihm geht es ja eher darum, wie ein solches Stück Wald geschützt werden kann. Einmauern, Bierkisten stapeln etc.

Zum Thema: Ich würde hier gar nicht von Geschmacklosigkeit reden. Umweltschutz verkauft sich (siehe Krombacher) und Suchmaschinen versuchen halt Anteile zu bekommen und dann macht man halt auf Umweltschutz.

Dennoch finde ich die Artikel von BlackOrk interessant, da sie die Ungereimtheiten der Versprechungen aufzeigen.
 
Yep, die Urkunde zum Selbstausfüllen davon habe ich auch noch irgendwo. ^^.

Zu Ecosia: sieht für mich aus wie der Versuch, durch die Hintertür Marktanteile für Yahoo und M$ zu erkämpfen und damit Geld zu verdienen. Erinnert mich irgendwie an Biogemüse, da ist auch nicht alles Gold, was glänzt (ich sag' nur Bioweinanbau).
 
Ihm geht es ja eher darum, wie ein solches Stück Wald geschützt werden kann. Einmauern, Bierkisten stapeln etc.

Richtig ;D
Was mach ich denn mit meinem m² Regenwald? Wenn ich mir da drauf nicht zufällig ein Haus und einen Jägerzaun drumherum baue sieht mein m² genauso aus wie der m² links und der m² rechts davon. Das hält einen (gelegten oder natürlichen) Waldbrand auch von nichts ab. Und den Bauern der danach die verbrannte Fläche durchpflügt und bestellt ebenfalls nicht.

Wäre ja auch eine tolle Sache, wir kaufen mal die Hälfte der Fläche von Südamerika und lassen die Einwohner auch nichts mehr damit machen. Ist ja nicht so als ob wir selber ein Großteil unserer Wälder gerodet haben, damit hier Ackerbau/Rohstoffbeschaffung/Verstädterung im großen Stil möglich ist. Was wäre denn wenn der europäische Forst nicht unserem Wachstum zum Opfer gefallen wäre, gäbe es dann vielleicht auch weniger Treibhausgase? Lässt sich halt dummerweise nicht mehr feststellen, weil die Gase selbst ja erst entdeckt wurden, nachdem hier schon kräftig gerodet wurde und heute heißt es der Regenwald sei ja so wichtig. Mit welcher Berechtigung klauen wir also den kleinen Kolumbianern ihre Ackerfläche, bestehen aber auf unserer eigene? Für jeden gekaufte m² Regenwald, dann auch bitte einen m² Acker in Deutschland kaufen und wieder aufforsten.

Nur weil wir schneller waren bringt uns das nicht in die Position andere zu diktieren. Wir können lediglich mit gutem Beispiel vorangehen und Hilfestellung leisten, zumindest unter moralischen Gesichtspunkten.
 
Richtig ;D
Was mach ich denn mit meinem m² Regenwald? Wenn ich mir da drauf nicht zufällig ein Haus und einen Jägerzaun drumherum baue sieht mein m² genauso aus wie der m² links und der m² rechts davon. Das hält einen (gelegten oder natürlichen) Waldbrand auch von nichts ab. Und den Bauern der danach die verbrannte Fläche durchpflügt und bestellt ebenfalls nicht.

Wäre ja auch eine tolle Sache, wir kaufen mal die Hälfte der Fläche von Südamerika und lassen die Einwohner auch nichts mehr damit machen. Ist ja nicht so als ob wir selber ein Großteil unserer Wälder gerodet haben, damit hier Ackerbau/Rohstoffbeschaffung/Verstädterung im großen Stil möglich ist. Was wäre denn wenn der europäische Forst nicht unserem Wachstum zum Opfer gefallen wäre, gäbe es dann vielleicht auch weniger Treibhausgase? Lässt sich halt dummerweise nicht mehr feststellen, weil die Gase selbst ja erst entdeckt wurden, nachdem hier schon kräftig gerodet wurde und heute heißt es der Regenwald sei ja so wichtig. Mit welcher Berechtigung klauen wir also den kleinen Kolumbianern ihre Ackerfläche, bestehen aber auf unserer eigene? Für jeden gekaufte m² Regenwald, dann auch bitte einen m² Acker in Deutschland kaufen und wieder aufforsten.

Nur weil wir schneller waren bringt uns das nicht in die Position andere zu diktieren. Wir können lediglich mit gutem Beispiel vorangehen und Hilfestellung leisten, zumindest unter moralischen Gesichtspunkten.


Wenn es denn den kleinen Kolumbianer gehören würde... Tut es aber nicht.
 
@ Topic: Werbung, die die Gutgläubigkeit der Menschen ausnutzt? Am Ende noch mit deren Gewissen spielt, und das bewusst? Für mich bricht gerade eine Welt zusammen... 😱

Für dich vielleicht nicht. Ich finde das unter der Warte bedenklich, dass Microsoft normalerweise nicht in dieser Liga spielt. Gut, wenn du Werbung jetzt per se verteufelst weil sie mit den Emotionen der Menschen spielt brauchen wir nicht weiter reden. Aber es ist ja ein Unterschied, ob beispielsweise hier Skoda ihren neuen Kombi in Szene setzen, beziehungsweise man sich hier mit Humor präsentiert, oder ob man dem Konsumenten suggeriert, er würde eine gute Tat vollbringen und Regenwald schützen wenn dies gar nicht stimmt.
 
Die Ökonummer ist einfach bärig in Mode, die Leute werden da echt zu Bekloppten, und jeder der irgendwas erreichen will, behauptet einfach mal, seine Sache wäre gut für die Umwelt.

Das fängt beim Prius an, und hört bei 'Getränkekartons aus nachwachsenden Rohstoffen' auf.

Jeder Konzern entdeckt auf einmal seine klimafreundliche Seite, bis es ins Lächerliche geht. Aber das zieht ja noch ganz grandios.

Bis auf wirklich seltene Ausnahmen is meine klare Erfahrung: wenns in die Ökorichtung geht, kanns eigentlich nur Schwindel sein.
 
@ Blackorc:

Werbung hat immer den Zweck, eine Begehrlichkeit zu wecken oder zu schüren, die normalerweise weniger stark oder gar nicht vorhanden wäre. Und da ist auch der Appell ans "ökologische Gewissen" schon längst nichts Neues mehr (siehe Capt. Nuss' Beitrag - selten genug, daß wir mal übereinstimmen 😉 ). Ist jetzt vielleicht noch ein Schock, aber auch die ganzen leergetrunkenen Krombacherkästen haben wenig bis gar nichts zum tatsächlichen Erhalt des Regenwalds beigetragen...

In welcher "Liga" das Geschäftsgebaren von Microsoft sonst so gespielt hat, muss man doch aber nicht ernsthaft diskutieren, oder? Da finde ich diese Sache noch Vergleichsweise harmlos. "Etikettenschwindel" ist doch sowieso schon längst Gang und Gebe. Saturn und Media Markt, die "großen Konkurrenten" - Ein- und derselbe Konzern. Im Süßigkeiten(- oder auch ganz allgemein Lebensmittel)regal findest Du zu 80% nur Produkte von Kraft Foods oder Nestle - auch, wenn Produkte vom gleichen Konzern nach außen gern im "Konkurrenzverhältnis" präsentiert werden und natürlich nicht überall deren Logo draufprangt.
Kauf mal eine Cola und versuch, eine zu finden, die nicht vom Coca Cola-Konzern oder Pepsi vertrieben wird, wenn es bei Dir im Ort nicht gerade einen kleinen Abfüllbetrieb gibt. Usw. usf.

Spätes EDIT: Nicht falsch verstehen, ich find's immer gut und richtig, wenn auf sowas explizit hingewiesen wird, da sich viel zu wenig Leute um sowas Gedanken machen - ich verstehe nur die offensichtliche "Überraschung" bei solchen Enthüllungen meist nicht so ganz.

Noch ein EDIT: Ein anderes aktuelles - und in meinen Augen moralisch weitaus niederträchtigeres - Beispiel wäre z.B. ein großer Windel-Hersteller, der damit wirbt, daß man mit dem Kauf seiner Produkte eine lebenswichtige Impfung für Kinder in Afrika bezahlt. Mit anderen Worten: Wenn die kleinen Negerlein sterben, sind da ganz allein die gewissenlosen, geizigen Schweine dran schuld, die ihre Windeln im Discounter kaufen... <_<
 
Zuletzt bearbeitet:
Und da ist auch der Appell ans "ökologische Gewissen" schon längst nichts Neues mehr (siehe Capt. Nuss' Beitrag - selten genug, daß wir mal übereinstimmen
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).

Verdammt nochmal... :huh: stimmt.

Ist jetzt vielleicht noch ein Schock, aber auch die ganzen leergetrunkenen Krombacherkästen haben wenig bis gar nichts zum tatsächlichen Erhalt des Regenwalds beigetragen...

Und ich hab mir SOOO ne Mühe gegeben.