WHFB Krieger im Namen Sigmars

Dragonslayer

Erwählter
13. September 2002
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So, die Geschichte steht eigentlich innem anderen Forum (inklusive der Fortsetzung), wollte aber auch hier mal gucken, wie sie so ankommt. Bin für jede Kritik offen.

Abraham von Hall grinste diebisch. Dies würde eine erfolgreiche Nacht werden. 30 Bauern standen hinter ihm, bewaffnet mit Fackel, Mistgabeln, Sensen und sonstigem Arbeitsgerät. Jetzt würden sie sich die Hexe holen, die hier am Waldrand lebte. Er blickte den Hügel hinab, auf dem er stand zu der kleinen Holzhütte. Rauch stieg aus dem Kamin und in der Stube brannte Licht. „Vorwärts Männer. Holen wir sie uns!“ brüllte er seiner Gefolgschaft zu und alle stapften hinter ihm her, den sanften Abhang hinab. Vor der Türe blieb er stehen. „Eintreten!“ sagte er dem nächststehenden Bauern, während dessen Abraham im Geiste noch einmal seine Rede durchging, die er am Scheiterhaufen halten würde. Mit einem Mal wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Von Hall rieb sich die Augen, er konnte es kaum glauben. Anstatt die Türe einfach einzutreten stand der Bauer nun davor, und klopfte. Er KLOPFTE. „Was bei Sigmar tust du da?“ Fauchte ihn der Hexenjäger an. „Naja, vielleicht hat sie ja grade keine Zeit, oder ist im Bad.“ „Wir wollen eine HEXE gefangen nehmen, keine lieben alten Bekannten besuchen!“ schrie er den dümmlich in die Landschaft starrenden Dörfler an. So etwas hatte er in seiner gesamten 30 jährigen Karriere im Kult des Sigmar noch nie erlebt. „Aber man kann ja trotzdem höflich sein.“ Melde sich nun ein anderer Bewohner von Dinkeldorf zu Wort, der hinter ihm stand. „NEIN!!!!! Wir wollen eine Hexe ergreifen und auf den Scheiterhaufen bringen. Dabei muss man NICHT auf seine Manieren achten. Jetzt geh bei Seite du Trottel, ich mach es selbst.“ Abraham war bekannt für sein Temperament und seinen äußerst kurzen Geduldsfaden. „Seht zu und lernt!“ Brüllte er den ihn umgebenden Pöbel an, nahm Anlauf, drehte sich leicht, so dass er die Tür mit voller Wucht treffen würde, rannte los und – rannte durch die Tür, welche gerade geöffnet worden war, mitten in die Hütte hinein, wo er über einen im Raum stehenden Stuhl stolperte und sich äußert ungraziös auf den Boden legte. Im Eingang stand eine hübsche Frau, von vielleicht 22 Jahren, bekleidet mit einem langen weißen Nachthemd. Sie blickte irritiert auf den Hexenjäger hinab und fragte: „Werter Herr, was führt euch zu so später Stunde zu meiner bescheidenen Hütte?“ Abraham war mittlerweile wieder auf den Beinen, klopfte sich den Staub von seinem langen Mantel, und öffnete seinen Mund, um den Befehl zur Ergreifung der Hexe zu geben, als sich einer der Bauern wieder zu Wort meldete: „Werte Frau, wir sind gekommen, um sie abzuholen. Wenn sie es einrichten können, versteht sich.“ Von Halls Unterkiefer klappte nach unten. Was war denn hier los? Die Bauern sollten aufgebracht und wütend sein und nicht die Hexe auch noch freundlich fragen, ob sie es einrichten könne zu ihrer eigenen Hinrichtung zu kommen. Irgendwas lief hier verkehrt. Er schüttelte den Kopf. So leicht würde dieses Pack nicht seinen schönen Plan für diesen Abend zunichte machen. Heute sollte seine 200te Hexe auf den Scheiterhaufen kommen und das würden ihm keine Bauern vermiesen. Ehe ein weiteres Wort gesprochen werden konnte, ging er zu der jungen Frau, packte sie und warf sie sich über die Schulter. „Mein Herr, lasst mich runter, was habt ihr vor.“ Rief sie und hämmerte auf seinen rücken ein, und trat auf der anderen Seite wild mit ihren Füßen um sich. Abraham trat vor die Tür und warf die Mais in die Menge der wartenden Bauern. „Fesselt und knebelt sie, dann schaffen wir sie zurück ins Dorf!!!“ Brüllte er, so laut, dass einige der Männer furchtsam zurück wichen. „Aber Herr, wenn wir sie freundlich fragen, kommt sie vielleicht von sich aus mit. Müssen wir denn gleich so gewaltsam vorgehen?“ Van Hall blickte zur Seite. Dort stand wieder derselbe dummdreiste Bauer, dem er zuvor aufgetragen hatte die Tür ein zu treten. „Nein, wir fragen sie nicht freundlich.“ Antwortete er mit zuckersüßer Stimme. „Ihr nehmt sie, fesselt sie, stopft ihr irgendetwas in den Mund, damit sie nicht schreit oder uns verflucht und tragt sie ins Dorf!!!!! Ist das klar? Wir sind hier bei der Ergreifung einer Hexe!!! Einer HEXE !!!!!!!!!!!Soll ich es dir buchstabieren??“ brüllte er den Mann an. Irgendetwas ging hier furchtbar daneben schoss es Abraham erneut durch den Kopf. Er wusste nur noch nicht woran es lag.


Abraham war verzweifelt. Sie hatten die Hexe ins Dorf geschafft. Soweit so gut. Aber der Weg dorthin war furchtbar gewesen. Erst hatte ein Mitglied seines Pöbels der Hexe eine Jacke geliehen, „Damit sie sich nicht erkältet“ und danach hatten die Bauern sich darum geprügelt, wer die junge Frau den nun tragen durfte. Man hatte sich dann darauf geeinigt unterwegs immer mal ab zu wechseln. So waren sie denn von der Waldhütte aufgebrochen. Abraham hätte ja noch über die ständigen Nachfragen: „Geht es ihnen auch noch gut Fräulein?“, hinwegsehen können, aber auf halbem Weg hatten die Dörfler angefangen zu singen. Nicht etwa passende Lieder wie „Sigmar wir loben dich“ oder „Ihr Ketzerlein brennet“, nein, es musste ja unbedingt das Kinderlied sein, was Bauer Schultz immer von seiner Großmutter vorgesungen bekommen hatte. Es war zum verzweifeln gewesen. Von Hall hatte überlegt, eins, zwei Bauern zu erschießen, um die Ordnung wieder her zu stellen, sich aber schlussendlich doch dagegen entschieden. Schwarzpulver war schließlich teuer.
Nun bog er um die letzte Kurve der Gasse, die zum Marktplatz führte, auf dem er mittags liebevoll selbst den Scheiterhaufen aufgebaut hatte. Er ging um die Kurve und blieb stehen. Der erste Bauer hinter ihm, überrascht von dem plötzlichen stopp rannte in ihn hinein, aber das störte Abraham wenig. Er war viel zu entsetzt von dem Bild, was sich ihm bot. An der Stelle, an der noch wenige Stunden zuvor ein Pfahl gestanden hatte, um den er rundherum trockenes Holz gestapelt hatte, brannte ein schönes großes Feuer. Der Pfahl war verschwunden und stand achtlos an eine Hauswand gelehnt. Statt einer Hexe rösteten die Einwohner von Dinkeldorf ein großes Schwein über dem Feuer, während kleine Kinder lachend ums Feuer tanzten. In einem Hauseingang stand ein großer Tisch, an dem der Ortsansässige Brauer Bier ausschenkte. „WAS BEI SIGMAR IST DEN HIER LOS????!!!!“ schoss es aus dem Templer heraus. „Was habt ihr mit meinem schönen Scheiterhaufen gemacht?“ Er packte einen Mann, der am Feuer stand und schüttelte ihn. „Was habt ihr getan?“ Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie die meisten Mitglieder seines Gefolges sich auf den Weg zum Bierstand machten. Er begann den Mann, den er sich gegriffen hatte zu würgen. „Was habt ihr gemacht, was habt ihr gemacht?“ Der Dörfler röchelte und begann blau an zu laufen. Mit einem Mal legte sich eine Hand auf von Halls Schulter. „Also, soweit ich das verstanden habe Chef, wird hier gerade ein spontanes Dorffest gefeiert.“ Es war derselbe Bauer, der sich schon geweigert hatte die Tür ein zu treten. In einer Hand hielt er einen Humpen schäumenden Bieres. Langsam ließ der Hexenjäger von seinem Opfer ab. Der Unglückliche, dessen Gesicht sich mittlerweile dunkelviolett verfärbt hatte stolperte keuchend und nach Luft japsend davon. „Wie bitte? Deine Leute haben was getan?“ Von Hall war zu schockiert, um wütend zu reagieren. „Nun ja,“ antwortete ihm der Mann, von dem er mittlerweile wusste, dass er Braun hieß: „Ihr wart ja lange mit uns unterwegs und da dachten die anderen, ihr bräuchtet eueren Haufen heute nicht mehr. Und da sie keine Lust hatten alles wieder weg zu räumen haben sie halt angefangen zu grillen.“ Abraham war verzweifelt. Man hatte seinen wunderschönen Scheiterhaufen in einen Grill umfunktioniert. Wie konnte ihm denn das nur passieren? Wie sollte er denn jetzt standesgemäß die Hexe verbrennen? Das Feuer war doch schon an. Obwohl, schoss es ihm durch den Kopf, es gab noch eine Chance. Wenn man das Ferkel vom Spieß nähme und daran die Hexe festbinde, könnte es noch funktionieren. Es wäre zwar eine neue Methode, die horizontale Verbrennung, aber er hatte keine andere Wahl. Mit gezielt gebrüllten befehlen gab er die Kommandos. Die Leute waren zwar ein bisschen Wiederstrebend, das Schwein vom Feuer zu nehmen, solange es noch nicht gar war, aber als Von Hall dem Bürgermeister seine Pistole an die Schläfe hielt, war diese Angelegenheit schnell geklärt. Danach ging es wieder bergab mit seinen Plänen. Es begann, als die Bauern die Junge Frau an den Spieß binden sollten. Natürlich, mussten sie ihn erst in kaltes Wasser tauchen, damit sie sich nicht verbrannte. Und dann kam einer der Witzbolde auf die Idee, den Metallstab gründlich ab zu waschen, sonst könnte sie sich ja ihr Nachthemd an dem kalten Fett beschmutzen. „Wenn euch soviel daran liegt, dass ihre Klamotten sauber bleiben, dann zieht sie ihr AUS!!“ brüllte er seine Untergebenen an. Aus gründen der Sittlichkeit verzichteten sie darauf, und verdreckten lieber das Kleidungsstück. Nun war also alles soweit. Hexe an Stab, Feuer schon im Gange, ruhe auf dem. Von Hall schritt auf die gefesselte Hexe zu, die von zwei Bauern mit besonders tumbem Gesichtausdruck auf ihren Schultern getragen wurde. In ihren Augen erkannte er dieselbe Todesangst, die er bei allen anderen Hexen und Ketzern zuvor gesehen hatte. „So HEXE. Im Namen Sigmars, unseres Erlösers und Gründers unseres geliebten Imperiums übergebe ich dich nun den reinigenden Flammen. Möge dir in Morrs Reich Erlösung zu teil werden.“ An die beiden Träger gewand sprach er: „Nun verbrennt die Hexe!“ Alles wäre gut gegangen, wenn an dieser Stelle nicht eine Frage aus der versammelten Menge alles durcheinander gebracht hätte. Auf alle Fälle ertönte nun hinter ihm ein zaghaftes, aber dennoch deutlich hörbares „Warum eigentlich?“
Abraham fuhr auf den Absätzen herum. Natürlich, wie hätte es anders sein sollen, war die Frage von seinem besonderen Freund Braun gekommen. „Weil sie ein Hexe ist. Darum! Hexen werden verbrannt. Aus! Schluß! Basta! Sie ist eine HEXE!!“ Abraham war frustriert, das lief doch sonst immer sehr viel besser. Er hatte keine Zeit, weiter an alte Zeiten zu denken, denn schon folgte die Frage, diesmal von seinem Würgeopfer: „Wer sagt eigentlich, dass sie eine Hexe ist?“ Von Hall kam ins Stottern: „Na, na, an ihr. Ich kam hier in dieses Dorf vorgestern Mittag und da wurde mir das zugetragen, das am Wald eine Hexe hause.“
Er war durcheinander. Wie konnte es sein, dass man ihn erst darauf aufmerksam machte, aber dann nicht die Verbrennung durchführen wollte?“ Er zeigte auf eine besonders hässliche alte Frau. Sie ging gebückt, und hatte mehr Haare im Gesicht, als ihr Mann. „Sie hat gesagt, die Hexe hätte ihren Mann verflucht.“ Die Alte meldete sich sofort: „Das stimmt ja auch.“ Krächzte sie los. „Die da hat ihn verhext. Seit sie am Waldrand wohnt, geht mein Alter immer dahin zum Holz sammeln, und spricht von nicht anderem mehr als der da.“ Mit ihrem knorrigen Finger zeigte sie auf die junge Frau. „Mit einem Liebeszauber hat sie ihn belegt. Mich mag er ja kaum noch angucken. Weil freiwillig würd der sich doch nie in so a hässlich Ding vergucken.“ Abraham schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte verzweifelt. In einem letzten Versuch deutete er auf einen anderen Mann. „Er sagte, sie habe ihn verflucht, er habe mehrere Tage nicht schlafen können, und sich in Krämpfen gewunden, nachdem er einen Trank eingenommen hatte, den die Hexe gebraut hatte.“ Der Einwohner schaute etwas bedröppelt aus der Wäsche, fuhr sich mit den fingern verlegen durch den Bad und begann vor sich hin zu brummeln: „Joa mei, des is fei nit ganz richtg. I hoab gesoat, I hoab mit Krämpf dahoam gelgen und sie hoat mir an Trank gebroacht, doa hat augeheert. Die Krämpf die koame von moam neue Selbstgbrannte.“ So ging es immer weiter. Alle Ankläger fanden auf einmal eine andere Erklärung für das Geschehen, oder ihre Anklagen waren selbst für Abraham nicht haltbar. Am Ende lag der Hexenjäger weinend am Boden, während die junge Frau wieder losgemacht wurde. Auch hatten die Bauern recht flugs das Schwein wieder auf dem Feuer. Und das Fest war binnen kürzester Zeit wieder in vollem Gange. Mit einem Mal wurde Abraham aus seiner Depression gerissen. Braun stand neben ihm. „Nehmen sies doch nicht so schwer Chef. Hier ich hab ihnen ein Bier mitgebracht.“ Er streckte dem verzweifelten Sigmariten einen Krug mit frisch gezapftem Bier entgegen. Das war zuviel. Irgendetwas in Von Hall schaltete um. Diese Idioten riefen ihn her. Schickten ihn in den Wald, mit einer Gruppe völlig inkompetenter Bauern, die noch nicht einmal wütend genug waren eine Feldmaus zu verbrennen, benutzten seinen Scheiterhaufen als Grill, vernichteten seine Wunderschöne Anklage und feierten mit der potenziellen Hexe ein Dorffest, weil sie keine Lust dazu hatten sie zu verbrennen. Es war genug. Von Hall sprang auf und stieß Braun beiseite, dabei spritzte Bier auf seine Kleider, doch auch dass störte ihn nicht. Abraham stürmte durch die Menge, jeden aus dem Weg schiebend und stoßend, der ihm in die Quere kam.
Das letzte was die Einwohner Dinkeldorfs von ihm sahen war sein wehender Mantel, als er auf seinem Pferd in der Nacht verschwand.