Hallo!
Ein Freund hat mich gebeten, eine Kurzgeschichte für seine untote Bretonenarmee zu schreiben. Ich mache das immer ganz gerne,, da die ganze Thematik einer Armee dann einfach greifbarer wird. Der langen Rede kurzer Sinn: hier die Geschichte.
Herzog Eugene de Castillon rempelte sich rüde durch seine Männer die Wendeltreppe nach oben, die ihn auf den ersten Wehrgang seiner Feste führen würde. Der Aufgang wurde von in regelmäßigen Abständen angebrachten Fackeln in unruhiges, flackerndes Licht getaucht, das nur zu gut zum aufgewühlten Inneren des Herzogs passte. Wild durch seinen Kopf schießende Gedanken verdrängten sich gegenseitig, wetteiferten um seine Aufmerksamkeit und sorgten dafür, dass er seine Umgebung kaum noch wahrnahm. Wer waren diese Eindringlinge? Wo kamen sie so plötzlich her? Warum belagerten sie die mächtige Burg, anstatt die umliegenden Ländereien zu plündern?
Eugene fluchte hingebungsvoll. Diese Bastarde hätten sich keinen besseren Zeitpunkt für ihren Überfall aussuchen können. Beinahe sein gesamtes Heer war auf der Jagd nach der Bestie. Es musste Wochen von hier entfernt sein. Niemand würde ihm und seinen Gefolgsleuten helfen.
Unvermittelt gelangte er aus dem kleinen Turm, der den Aufgang beherbergte, ins Freie. Kühle und feuchte Nachtluft schlug ihm ins Gesicht. Vor ihm lag der Wehrgang, voll besetzt mit bewaffnetem Landsknechten, die ihre Waffen umklammert hielten. Doch die Bauern zeigten nicht die Art von hektischer Aktivität, die man normalerweise bei den Vorbereitungen zur Abwehr eines Sturmangriffes erwarten würde. Stattdessen starrten sie wie gebannt nach unten, auf das, was sich vor den Mauern der Burg ausbreitete. Der Herzog konnte ihre Angst förmlich spüren. Was war es, das sie hinter den starken Befestigungen mehr fürchteten als seinen Zorn?
Eugene de Castillon drängelte sich durch die erstarrten Soldaten nach vorn, während er wahl- und ziellos um sich schlug.
„Bei der Herrin, was tut ihr nichtsnutzigen Tölpel da? Bewegt euch, oder soll sich das Pech von alleine erhitzen? Na los, oder wollt ihr es lieber mit mir aufnehmen?“
Sein Gebrüll klang in der beinahe absoluten Stille unnatürlich laut. Wie ein Mann zuckte die Besatzung des Wehrganges zusammen. Plötzliche Aktivität brach aus, als die verängstigten Kämpfer übereinander stolperten, um seine Befehle auszuführen.
Der Herzog arbeitete sich zu den brusthohen Zinnen vor, um selbst einen Blick auf die mysteriösen Aggressoren werfen zu können. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Unter ihm, noch außerhalb der Reichweite eines Langbogens, hatte sich eine beeindruckende Streitmacht versammelt. Reihen disziplinierter Krieger, die großen bretonischen Schilde vor sich haltend. Das Licht der Fackeln, die sie trugen, spiegelte sich auf dem Metall der Waffen, die sie bedrohlich schwenkten. Doch der orangene Schein brach sich noch auf etwas anderem. Eugene kniff die Augen zusammen. Sein Herz schien für einen Moment auszusetzen. Er schnappte unwillkürlich nach Luft.
Das dort unten waren keine Menschen, jedenfalls nicht mehr. Hinter den breiten Schilden konnte der blanke Knochen sehen. Leere Augenhöhlen starrten unter eingedrückten Helmen hervor zu ihm herauf. Kein einziges Geräusch drang von der anrückenden Horde zu ihm vor. Lediglich ein leises klappern, wenn sich die unirdischen Krieger bewegten.
Die ersten Reihen des Feindes kamen zum Stehen. Hinter den Linien konnte der Bretone nun auch Reiter erkennen. Sturmleitern und primitive Rammböcke wurde nach vorne gebracht. Immer wieder ertönte ein leises Stöhnen, das unmöglich von gesunden Lungen stammen konnte. Die schreckgeweiteten Augen des Herzogs fielen auf wankende Gestalten, die sich nun zwischen den Reihen der feindlichen Krieger nach vorne bewegten. Sie waren nicht skelettiert wie die anderen. Sie trugen noch ihre Kleidung, auch wenn sie an vielen Stellen zerfetzt und zerrissen war. Getrocknetes Blut bildete großflächige dunkle Stellen auf den Stofffetzen. Nicht alle Körper waren noch vollständig. Trotzdem konnte Eugene bretonische Bauern, Landbevölkerung, in ihnen erkennen.
Wie auf ein unhörbares Signal hin hielt die gesamte Armee vor den Wällen plötzlich inne. Direkt dem gaffenden Adligen gegenüber bildete sich eine Gasse in den feindlichen Reihen. Eine einzelne Gestalt ritt auf einem riesigen, stampfenden Schlachtross nach vorne. Der Widerschein der zahllosen Fackeln spiegelte sich auf der blutroten Panzerung von Reiter und Ross.
Die Bestie.
Mit unnatürlicher Gelassenheit ließ sie ihr Reittier in der vordersten Linie anhalten, hob eine gepanzerte Hand und schob ihr Helmvisier zurück.
Auf dem Wehrgang waren alle Tätigkeiten zum Erliegen gekommen, als die Belagerten dieses Wesen anstarrten. Das Quietschen schlecht gewarteter Scharniere war in der Stille deutlich zu hören. Die Bestie enthüllte ein bleiches Antlitz, das auf die Entfernung verstörend menschlich wirkte. Sie zog mit einer flüssigen Bewegung ein breitschneidiges Schwert und wies damit direkt auf den Herzog.
„Nun, Eugene de Castillon.“, sagte sie mit deutlicher, weicher Stimme. „Du schicktest deine Männer aus, um mich zu finden. Es ist ihnen gelungen, hier bin ich.“
Die Gestalt vollführte mit ihrer Waffe eine umfassende Geste, die ihre gesamte Armee mit einschloss. „Ich dachte, es wäre nur anständig von mir, dir deine Soldaten wieder zu bringen.“
Die Erkenntnis traf den Herzog wie ein Schlag ins Gesicht. Mit einem Mal wusste er, was die ganze Zeit in der hintersten Ecke seines Verstandes rebelliert hatte. Die Farben und Abzeichen, die diese Parodien von Kriegern trugen, waren seine eigenen.
Ein Freund hat mich gebeten, eine Kurzgeschichte für seine untote Bretonenarmee zu schreiben. Ich mache das immer ganz gerne,, da die ganze Thematik einer Armee dann einfach greifbarer wird. Der langen Rede kurzer Sinn: hier die Geschichte.
Herzog Eugene de Castillon rempelte sich rüde durch seine Männer die Wendeltreppe nach oben, die ihn auf den ersten Wehrgang seiner Feste führen würde. Der Aufgang wurde von in regelmäßigen Abständen angebrachten Fackeln in unruhiges, flackerndes Licht getaucht, das nur zu gut zum aufgewühlten Inneren des Herzogs passte. Wild durch seinen Kopf schießende Gedanken verdrängten sich gegenseitig, wetteiferten um seine Aufmerksamkeit und sorgten dafür, dass er seine Umgebung kaum noch wahrnahm. Wer waren diese Eindringlinge? Wo kamen sie so plötzlich her? Warum belagerten sie die mächtige Burg, anstatt die umliegenden Ländereien zu plündern?
Eugene fluchte hingebungsvoll. Diese Bastarde hätten sich keinen besseren Zeitpunkt für ihren Überfall aussuchen können. Beinahe sein gesamtes Heer war auf der Jagd nach der Bestie. Es musste Wochen von hier entfernt sein. Niemand würde ihm und seinen Gefolgsleuten helfen.
Unvermittelt gelangte er aus dem kleinen Turm, der den Aufgang beherbergte, ins Freie. Kühle und feuchte Nachtluft schlug ihm ins Gesicht. Vor ihm lag der Wehrgang, voll besetzt mit bewaffnetem Landsknechten, die ihre Waffen umklammert hielten. Doch die Bauern zeigten nicht die Art von hektischer Aktivität, die man normalerweise bei den Vorbereitungen zur Abwehr eines Sturmangriffes erwarten würde. Stattdessen starrten sie wie gebannt nach unten, auf das, was sich vor den Mauern der Burg ausbreitete. Der Herzog konnte ihre Angst förmlich spüren. Was war es, das sie hinter den starken Befestigungen mehr fürchteten als seinen Zorn?
Eugene de Castillon drängelte sich durch die erstarrten Soldaten nach vorn, während er wahl- und ziellos um sich schlug.
„Bei der Herrin, was tut ihr nichtsnutzigen Tölpel da? Bewegt euch, oder soll sich das Pech von alleine erhitzen? Na los, oder wollt ihr es lieber mit mir aufnehmen?“
Sein Gebrüll klang in der beinahe absoluten Stille unnatürlich laut. Wie ein Mann zuckte die Besatzung des Wehrganges zusammen. Plötzliche Aktivität brach aus, als die verängstigten Kämpfer übereinander stolperten, um seine Befehle auszuführen.
Der Herzog arbeitete sich zu den brusthohen Zinnen vor, um selbst einen Blick auf die mysteriösen Aggressoren werfen zu können. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Unter ihm, noch außerhalb der Reichweite eines Langbogens, hatte sich eine beeindruckende Streitmacht versammelt. Reihen disziplinierter Krieger, die großen bretonischen Schilde vor sich haltend. Das Licht der Fackeln, die sie trugen, spiegelte sich auf dem Metall der Waffen, die sie bedrohlich schwenkten. Doch der orangene Schein brach sich noch auf etwas anderem. Eugene kniff die Augen zusammen. Sein Herz schien für einen Moment auszusetzen. Er schnappte unwillkürlich nach Luft.
Das dort unten waren keine Menschen, jedenfalls nicht mehr. Hinter den breiten Schilden konnte der blanke Knochen sehen. Leere Augenhöhlen starrten unter eingedrückten Helmen hervor zu ihm herauf. Kein einziges Geräusch drang von der anrückenden Horde zu ihm vor. Lediglich ein leises klappern, wenn sich die unirdischen Krieger bewegten.
Die ersten Reihen des Feindes kamen zum Stehen. Hinter den Linien konnte der Bretone nun auch Reiter erkennen. Sturmleitern und primitive Rammböcke wurde nach vorne gebracht. Immer wieder ertönte ein leises Stöhnen, das unmöglich von gesunden Lungen stammen konnte. Die schreckgeweiteten Augen des Herzogs fielen auf wankende Gestalten, die sich nun zwischen den Reihen der feindlichen Krieger nach vorne bewegten. Sie waren nicht skelettiert wie die anderen. Sie trugen noch ihre Kleidung, auch wenn sie an vielen Stellen zerfetzt und zerrissen war. Getrocknetes Blut bildete großflächige dunkle Stellen auf den Stofffetzen. Nicht alle Körper waren noch vollständig. Trotzdem konnte Eugene bretonische Bauern, Landbevölkerung, in ihnen erkennen.
Wie auf ein unhörbares Signal hin hielt die gesamte Armee vor den Wällen plötzlich inne. Direkt dem gaffenden Adligen gegenüber bildete sich eine Gasse in den feindlichen Reihen. Eine einzelne Gestalt ritt auf einem riesigen, stampfenden Schlachtross nach vorne. Der Widerschein der zahllosen Fackeln spiegelte sich auf der blutroten Panzerung von Reiter und Ross.
Die Bestie.
Mit unnatürlicher Gelassenheit ließ sie ihr Reittier in der vordersten Linie anhalten, hob eine gepanzerte Hand und schob ihr Helmvisier zurück.
Auf dem Wehrgang waren alle Tätigkeiten zum Erliegen gekommen, als die Belagerten dieses Wesen anstarrten. Das Quietschen schlecht gewarteter Scharniere war in der Stille deutlich zu hören. Die Bestie enthüllte ein bleiches Antlitz, das auf die Entfernung verstörend menschlich wirkte. Sie zog mit einer flüssigen Bewegung ein breitschneidiges Schwert und wies damit direkt auf den Herzog.
„Nun, Eugene de Castillon.“, sagte sie mit deutlicher, weicher Stimme. „Du schicktest deine Männer aus, um mich zu finden. Es ist ihnen gelungen, hier bin ich.“
Die Gestalt vollführte mit ihrer Waffe eine umfassende Geste, die ihre gesamte Armee mit einschloss. „Ich dachte, es wäre nur anständig von mir, dir deine Soldaten wieder zu bringen.“
Die Erkenntnis traf den Herzog wie ein Schlag ins Gesicht. Mit einem Mal wusste er, was die ganze Zeit in der hintersten Ecke seines Verstandes rebelliert hatte. Die Farben und Abzeichen, die diese Parodien von Kriegern trugen, waren seine eigenen.