Langweilige Miniaturen + Licht

Annexis

Aushilfspinsler
10. April 2012
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Hallo zusammen,

ihr werdet es alles kennen: man fängt an eine Einheit zu bemalen, erzielt rasch Fortschritte und ist mit dem Ergebnis weitestgehend zufrieden. Aber irgendwann kommt der Punkt an dem man an seinem Werk zu zweifeln beginnt und einhunderttausend Sachen findet, die man am liebsten anders machen würde. Bei Charakter-/Einzelmodellen mag das noch gehen, daran kann man wirklich bis zum Erbrechen herumdoktorn aber wenn man große Blöcke Infanterie bemalen will/muss nervt das einfach nur.

Ich habe dieses Problem gerade mit meinen Nachtgoblins. Ich nehme mir ein Modell vor, bin mit dem Ergebnis wirklich zufrieden, doch jetzt wo die ersten Gobbos in einer Reihe stehen wirkt das ganze einfach nurnoch kontrastlos, eintönig und Langweilig.

Aber dieser Eindruck hängt von so vielen Faktoren ab. Wie dem Betrachtungsabstand und vor allem dem Licht.

Daher meine Frage:
Bemalt ihr eure Modelle für den Betrachtuntsabstand den man beim spielen hat oder muss die Detailgenauigkeit gegeben sein, wenn man die Figur in die Hand nimmt? Oder ist es sogar möglich beides zu erreichen? Wenn ja wie?

Und bei welchem Licht bemalt ihr eure Miniaturen? Tageslicht? Helle Schreibtischlampe die alles ausleuchtet? Die besten Ergebnisse habe ich bisher immer mit Tageslicht erzielt aber sobald die Puppen in etwas dunklerem Kunstlicht am Abend auf der Platte stehen, fehlt es wieder an Kontrast.

Ich weiss der Ansatz ist schon fast philosophisch und geht eher an die Künstler/Bemalfreaks hier 🙂
 
Hallo Annexis

Die von dir geschilderten Probleme/ Zweifel kann ich zu 100 % nachvollziehen, da ich eben diese auch schon mehrfach erlebt habe. Vermutlich hat das jeder mal, der sich länger als drei Wochen mit der Bemalung einer Armee beschäftigt hat.

Thema Kontrast: Dass der von dir wahrgenommene Kontrastreichtum einer Miniatur nicht nur von der Bemalung sondern auch vom Umgebungslicht und dem Betrachtungsabstand abhängt, hast du ja schon selbst festgestellt.

Es ist grundsätzlich möglich, eine Miniatur so zu bemalen, dass sie sowohl noch bis zu einer gewissen Distanz als auch aus der Nähe betrachtet gut aussieht. Wenn man sich vorher ein paar Gedanken dazu macht, das vorausgesetzt.
Man könnte es - stark vereinfacht - in etwa so formulieren: Je größer der Kontrast zweier aneinander angrenzender Farben und je leuchtender die Farben, desto mehr nimmt das Auge sie auf Distanz noch wahr. Wenn du dir mal auf der GW-Seite das Bild des Nachtgoblinregiments anschaust, kann man das anhand von ein paar Details am besten erklären:
Man hätte für die Waffenschäfte und die Fahnenstange auch braun oder eine ähnliche, gedeckte Farbe nehmen können. Das sieht dann unter Umständen aus der Nähe betrachtet netter aus, halt nicht so knallebunt, auf Distanz siehst du sie dann aber nicht mehr so gut als Details. Sie gehen dann in dem schwarz der Mäntel unter, da braun und schwarz recht dicht beieinander liegen. Das in diesem Falle verwendete helle rot jedoch ist ein guter Kontrast, der sich gut genug von schwarz abhebt - sowas funktioniert dann auch noch bei der Blickdistanz, die man zum Modell hat, wenn man sie auf einem Spieltisch hin und herschiebt.
Das gleiche gilt für das gelb als Wappenfarbe - ebenfalls ein guter Kontrast.

Heißt nun für die Praxis: Wenn du verhindern möchtest, dass das Modell auf Distanz zu eintönig ausschaut, musst du Farbklekse und Kontraste setzen. Mit Armeen, die von vorneherein auf knallige Farben zurückgreifen hat man es dabei natürlich leichter, z.B. Bretonen. Schwieriger wird es mit Armeen wie der imperialen Armee von 40k. Wenn man sich bei den Tarnmustern an der Realität orientiert, hast du auf Distanz logischerweise auch den gleichen Effekt wie in der Realität: Die Farben verschwimmen zu einem Einheitsbrei, insbesondere dann, wenn sie noch der Umgebung des Spielfeldes angepasst werden.

Wenn das von dir gewählte Farbschema in etwa dem auf der GW-Seite entspricht, wird das von dir wahrgenommene Problem mit allergrößter Wahrscheinlichkeit durch die schwarzen Mäntel erzeugt. Daran kannst du auch nichts ändern, schwarz ist eine eigentlich ungeeignete Farbe für den Spieltisch (ich als BT-Sammler kann da wirklich ein Lied von singen. 😉). Es schluckt Licht und ist obendrein schwierig zu akzentuieren, ohne ins grau abzugleiten - das ist nunmal so. Entgegenwirken kann man also nur über Kontraste und Farbtupfer.
Es muss übrigens nicht jedes Modell besonders kontrastreich bemalt sein - das geht mitunter einfach nicht. Wichtig ist, dass das Regiment als ganzes ein paar Farbtupfer hat.
Bei Nachtgoblins würde ich beides über das gelbe Wappen zu erzielen versuchen, das würde ich genau so übernehmen. Das springt dem Betrachtet dann auch auf Distanz noch ins Auge.
Damit sich Haut und Mantel voneinander zumindest halbwegs unterscheiden, würde ich drauf achten, das grün der Haut nicht zu dunkel zu halten.

Darüber hinaus, um auf deine andere Frage einzugehen: Ich bemale Modelle immer so, dass sie auch aus der Nähe betrachtet gut aussehen. Vieles davon erkennt man natürlich nicht mehr auf Distanz - niemand sieht dann noch, ob du z.B. bei den Augen nur die Augenhöhle getuscht hast oder ob du dir die Mühe gemacht hast, Augapfel und Pupille, vielleicht sogar die Iris darzustellen.
Es sieht aber auf jeden Fall auf Distanz nicht schlechter aus, wenn du so etwas detaillierter bemalst.

Und zuguterletzt: Miniaturen sollte man immer bei Lichtverhältnissen bemalen, bei denen die Farben unverfälscht wahrgenommen werden können. Sprich, bei Tageslicht. Je mehr Licht, desto besser, denn desto besser siehst du Farbunterschiede.
Klar, bei Zimmerlicht siehst du die dann nicht mehr so gut - aber das ist nunmal völlig normal und liegt nicht daran, dass es künstliches Licht ist sondern daran, dass es einfach zu schwach ausfällt. Mit entsprechend hellen und zahlreich vorhandenen, künstlichen Lichtquellen säh das ganze schon wieder anders aus.

Hoffe, ich konnte etwas helfen.

Nebenbei schlage ich vor, dass du mal ein Foto einer deiner Einheiten machst und das hier mal in dem Thread zeigst, dann kann man vielleicht mehr dazu sagen. So bleiben halt sämtliche Kommentare und Tipps allgemein gehalten.

Gruß, Dante
 
Moin Dante,

besten Dank für deine Ausführliche Antwort. Endlich mal jemand der mein Problem zu verstehen scheint. Die Fähigkeit die Miniaturen im perfekten Kontrast zu bemalen, sodass sie weder von nahmen nach von der Entfernung langweilig bzw. comichaft wirken, beherrsche ich demnach noch nicht. Ich bin grundsätzlich mit meiner Bemalung ganz zufrieden, vllt. ist es meckern auf hohem Niveau. Aber gerade in Hobbyläden passiert es mir immer wieder, dass ich Armeen sehen deren Gesamteindruck deutlich natürlicher und angenehmer ist als der meiner Miniaturen.

Dazu kommen noch die Tatsachen das ich 1. kein schneller Maler bin und es nicht gerade häufig vorkommt das ich wirklich mit einer komplett bemalten Armee aufwarten kann. 2. Das ich während dem Bemalen noch stetig fortschritte bei der Technik mache und mir Miniaturen die ich zu Beginn des Armeeaufbaus bemalt habe, am Ende garnicht mehr gefallen.

Zum Thema Nachtgoblins. Ich habe mich dafür entschieden meinen Gobbos eine hellbraune Robe zu verpassen, inspiriert von einem Armeeaufbau hier im Forum. Kontrastfarben dazu sollen helles Rot und Gelb sein sowie Horden aus bunten Suqigs. Mitlerweile bin ich mir aber nicht sicher ob das die richtige Entscheidung war. Vllt. hätte ich pastelligere Töne und nicht so bissige Kontrastfarben wählen sollen. Anbei ein Foto der ersten Gobbos + Fanatics sowie ein Bild der Squigs (die mir persönlich sehr gut gefallen und komplett mit Washtechnik gemacht sind. Die Base des grünen ist noch nicht fertig).

ctygenvqv4.jpg


 
Zuletzt bearbeitet:
Ehrlich gesagt finde ich die super.
Was aber helfen könnte ist wenn du die Baseränder nicht auch noch grün machst.
Das und das Grün im Gesicht ist etwas zu viel Grün.
Ansonsten sind die wirklich toll und ein ganzes Regiment wirkt noch besser als nur die eine Reihe. Dazu noch eine schöne Regimentsbase und das passt.
 
Danke. Wie gesagt, ich bin auch nicht unzufrieden, nur sehr kritisch mit meinen Arbeiten!
Was würdest du denn als Basefarbe vorschlagen? Dunkleres Grün? Oder Braun? was ganz anderes? Die Gesichter bzw. Hautfarbe generell ist tatsächlich sehr Giftgrün. Aber da sind wir wieder bei der Frage nach dem Kontrast beim Betrachtungsabstand auf der Platte. Eine schöne Regimentsbase macht in der Tat auch richtig viel aus, oder? Habe das jetzt schon oft gesehen aber selbst noch nie eine Regimentsbase ausgestaltet. Hatte immer Angst das die sich schnell "abgreift".
 
Bei Braun musst du dann wieder etwas aufpassen, dass es mit den Kutten nicht zuviel braun wird.
Evtl. solltest du mal etwas rumprobieren. Aber ich denke ein dunkles Braun fast schon hin zu Schwarz könnte das recht gut auffangen.
Wie gesagt, einfach mal testen, zur Not kann man es immer wieder Grün machen.

Die Regimentsbase nutzt sich nur ab, wenn man eben nicht sorgsam damit umgeht. Man kann sie aber auch mit Lack versiegeln und dann sollte nichts passieren.