Ölfarben werden größtenteils im Bereich der historischen Miniaturen angewandt. Dort sind die Maßstäbe der Miniaturen teilweise um einiges größer als bei den Püppis die wir sonst so über den Tisch schubsen. Durch die größeren Maßstäbe 54mm-120mm und teilweise noch größer sind diese Figuren mit Acrylfarben sehr umständlich zu blenden. Mit Acrylfarben geht zB Naß-in-Naß nur mit einigen Tricks und dann auch nicht immer perfekt. Mit Ölfarben hat man nun den Vorteil, daß sie ein Trägermedium (Leinöl) haben, daß ein schnelles Trocknen der Farbe gänzlich unterdrückt. Die farben können also perfekt Naß-in-Naß gemalt werden (relativ ähnlich zum malen eines echten Ölbilds).
Nachteil ist die exorbitante Trockenzeit die die Farben benötigen. Selbst wenn man die Minis an der warmen Heizung trocknet dauert es mehrere tage bis die ölfarbe wirklich stoßfest getrocknet ist. man kann zwar die Mini größtenteils fertigmalen und dann zum Trocknen aufstellen, dennoch entstehen große Pausen zwischen Arbeitsschritten. Besonders wenn man mit Ölfarben washt sind die Pausen zwischen den Schritten sehr belastend.
Ich habe zuletzt einige Tests mit Ölfarben an 28-32mm Miniaturen gemacht. Dabei ist herausgekommen, daß man bei dem Maßstab mit Acrylfarben eigentlich fast immer besser fährt. Das verhältnis von Leinölmedium zu Ölfarbe ist bei so kleinen Püppchen besonders wichtig. Bei meinen tests hatte ich sehr dünnflüssige washes mit viel Leinölanteil hergestellt. Diese lassen sich zwar im ersten Moment perfekt blenden und sehen anfangs fehlerfrei aus, jedoch entstehen fehler beim trocknen und das ganze wird fleckig. Bei zuwenig Leinölanteil ist die Farbe etwas zu dick und es kommt zu einer leichten Schlierenbildung. Für mich war das Ergebnis nicht zufriedenstellend, da man etwas weniger Kontrolle über die Farbe hat, als es mit Acrylfarben der Fall ist.
Als letzten test habe ich versucht Acrylfarben mit Leinöl als Trockenverzögerer anzumischen. Das ging so richtig in die Hose, da Acrylfarben im Vergleich zu Ölfarben sehr niedrig pigmentiert sind. Im Gegensatz zu Wasser werden die Pigmente nicht gelöst, sondern schwimmen schön einzeln im Leinölträger ... wobei diese Art des Farbauftrags durchaus nützlich für Weathering und Schmutzeffekte sein kann.