Der Orden der Sengenden Läuterung
(Version 0.9)
Zwischen fernen Sternen
Einst war Xelodia kaum mehr als eine unauffällige Agrarwelt an der Grenze des Segmentum Ultima, tief eingebettet in das Herz des Loki-Sektors. Ihre Bevölkerung, kaum 32 Millionen treue Seelen zählend, erfüllte lediglich einen einzigen Zweck: die Versorgung des als strategisch und ressourcentechnisch weitaus bedeutsameren Mondes Pragmis’ Lock – sowie die Aufrechterhaltung eines essenziellen Umschlagpunkts für den Abtransport wertvoller Erze.
Pragmis’ Lock selbst ist ein vergleichsweise kleiner Mond, umhüllt von einer dünnen, nur bedingt atembaren und auf Dauer tödlich-giftigen Atmosphäre. Seine unter der Oberfläche schlummernden Reichtümer – beachtliche Vorkommen an Adamantium und anderen seltenen Metallerzen – führten zur Klassifikation als offizieller Bergbaumond des Imperiums. Als Arbeitskräfte dienen keine regulären Kolonisten: Stattdessen sind es Strafgefangene, Deserteure und andere Ungewollte, die von vorbeiziehenden Flotten des Astra Militarum abgesetzt und dem Schicksal harter Zwangsarbeit tief unter der Kruste des Himmelskörper überlassen werden.
Die Erste Bedrohung
Im Jahre 677.M41 brach ein Angriffskreuzer unerwartet aus den tobenden Strömungen des Warp hervor und setzte Kurs auf die stille Agrarwelt Xelodia. Geschwärzt von der Finsternis und gebrandmarkt mit dem Symbol einer schwarzen Faust auf blutrotem Grund – dem gefürchteten Wappen der Roten Korsaren – kam er, um sich an den spärlichen Ressourcen der Welt zu weiden und ihre Bevölkerung in Ketten zurück in den Mahlstrom zu verschleppen.
Xelodias Verteidigung war kaum der Rede wert: Eine kümmerliche planetare Miliz und einige wenige orbitale Geschützplattformen standen dem vollen Zorn eines abtrünnigen Astartes-Schiffes gegenüber – machtlos gegen die geballte Feuerkraft eines solchen Monstrums.
Verzweifelte Hilferufe wurden über sämtliche astropathische Kanäle durch die Leere des Alls gesandt. Und nur ein einziges Schiff beantwortete diesen Ruf –
Die Botschaft der Befreiung, ein leichter Kreuzer der Armatus-Klasse unter dem Banner der Navis Imperialis. Doch dieses Schiff war mehr als bloß ein Transporter: An Bord befand sich die 5. Kommende der 1. Praeceptorium des ehrwürdigen Ordens der Ebon Chalice – Kriegerinnen des Adepta Sororitas, deren Glaube ebenso unerschütterlich war wie ihre Waffen heilig.
Als die
Botschaft der Befreiung in das Xelodia-System eintrat, offenbarte sich der Pricipalis und den Offizieren der Navis Imperialis rasch die erdrückende Übermacht ihres Gegners. Und doch wichen sie nicht zurück. Die Roten Korsaren hatten sich tief in den Überfall auf den Planeten verstrickt – eine beträchtliche Zahl ihrer Krieger war bereits durch Landungsschiffe und Thunderhawks auf die Oberfläche verbracht worden. Nur eine knappe Reserve war auf dem Angriffskreuzer verblieben, um das Schiff selbst zu sichern. Ein ausgedehnter Feuerwechsel hätte die
Botschaft der Befreiung nicht überstanden – daher war der Befehl eindeutig: Vorstoß auf volle Fahrt, direkt in Enterreichweite. Die kampfbereiten Trupps der Adepta Sororitas bestiegen ohne zu zögern ihre Landungsschiffe. Unter den Litaneien des Zorns und dem Schutz der Märtyrer stürmten sie an Bord des verdorbenen Molochs, mit dem Ziel, kritische Systeme wie das Enginarium oder die Brücke zu zerstören.
Doch die Verräter hatten bereits reagiert: Entertorpedos wurden abgefeuert, ihre verbliebenen Krieger – abtrünnige Astartes von übermenschlicher Kraft – trafen in mörderischem Tempo auf dem kleineren imperialen Schiff ein. Ein Wettlauf begann – ein grausamer Tanz aus Stahl, Blut und Feuer. Und es war ein Wettlauf, den die Feinde des Imperiums zu gewinnen drohten. Angesichts des drohenden Scheiterns befahl die Pricipalis eine neue Marschrichtung für ihre Truppen: Alle Ziele wurden aufgegeben, einzig der Schildgenerator des Verräter-Schiffes sollte noch fallen. Und die Schwestern des Ebon Chalice vollbrachten das Unmögliche – sie brachen durch die Korridore der Häresie, schlugen sich bis zum Schildkontrollsystem durch und setzten es außer Kraft.
Doch selbst mit deaktivierten Schilden war das gegnerische Schiff noch ein Ungetüm aus gepanzertem Zorn. Der volle Beschuss der
Botschaft der Befreiung reichte nicht aus, um den entscheidenden Schlag zu führen. Die Pricipalis, umfangen von der Klarheit des Glaubens, befahl die Kernüberladung der Reaktoren – und setzte Kurs auf eine letzte, heldenhafte Kollision. Der Kapitän widersprach nicht. Seine Antwort war schlicht, aber voller Würde: „Für den Imperator.“
Ein Himmel in Flammen
Wie ein schlanker Dolch stieß die
Botschaft der Befreiung in die Flanke des monströsen Verräterschiffes und verbiss sich tief in dessen gepanzerte Hülle. Die überladenen Plasmareaktoren des leichten Kreuzers zerrissen sich selbst – und mit ihnen den Bug des feindlichen Angriffskreuzers –, entfesselten eine atemberaubende Kaskade aus glühenden Plasmaeruptionen und elektrostatischen Stürmen, die wie himmlische Peitschen in der Atmosphäre Xelodias brannten.
Loyalisten wie Verräter auf der Planetenoberfläche blickten gen Himmel, als das gewaltige Martyrium des imperialen Schiffes den Himmel für fünf Tage und Nächte in ein pulsierendes, gleißendes Cyan tauchte. Für die Bevölkerung wurde dieser Anblick zu einem göttlichen Zeichen – ein letzter Funke Hoffnung, geboren aus Feuer und Opfer. Für die Roten Korsaren jedoch bedeutete es das Ende ihres Mutterschiffs, das in flammenden Trümmern vom Himmel stürzte und sie auf feindlichem Boden zurückließ.
Getrieben von Verzweiflung kämpften sich die überlebenden Verräter zu den kleinen Raumhäfen Xelodias durch, kaperten die wenigen warpsprungfähigen Schiffe, die sie finden konnten, und flohen hastig in den Orbit – und schließlich in die reißenden Ströme des Warp. Der Feind war geschlagen, aber ein blutiger Preis war gezahlt worden.
In den darauffolgenden Wochen trafen erste imperiale Verstärkungen ein. Schiffe der imperialen Flotte sicherten das System, während sich die Kunde vom selbstlosen Opfer der
Botschaft der Befreiung wie eine junge Heldensage im Dunkel des Segmentum Tempestus verbreitete. Überlebende berichteten vom leuchtenden Cyan, das Himmel und Schlachtfeld gleichermaßen überzogen hatte – dem Licht des Imperators selbst, so schien es, das herabgestiegen war.
Schon bald machten sich erste Pilger auf den Weg nach Xelodia, um dem heldenhaften Opfer zu gedenken. Die Ströme wuchsen mit jeder Woche. Aus den schlichten Städten der Agrarwelt erwuchsen neue Metropolen. Eine permanente Garnison der Navis Imperialis wurde im System stationiert, und auf dem Planeten selbst errichtete man ein Heiligtum zu Ehren der Märtyrerin Diania Luceia – Principalis der 5.Kommende, 1. Praeceptorium, Orden der Ebon Chalice.
Schließlich wurde auch die Ekklesiarchie auf Xelodia aufmerksam. Eine planetare Mission wurde etabliert, und ein Ordo Minoris trat in den Dienst dieser aufstrebenden, jungen Schreinwelt: der
Orden der Sengenden Läuterung, benannt nach dem reinigenden Inferno, das einst den Himmel von Xelodia erleuchtet hatte. In ehrfürchtiger Andacht an diesen heiligen Moment trugen die Schwestern dieses Ordens fortan türkisfarbene Roben – das lebendige Echo jenes Himmelsfeuers, das einst den Sieg über die Häresie verkündet hatte.
Teil 2 in Arbeit !