WHFB Meine Story

Awatron

Tabletop-Fanatiker
25. November 2002
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Hi Leute!

Manche von euch werde sie vielleict noch kennen, meine story.
Aber ich hab die wohl nur im alten forum gehabt und hier kan ich sie nicht finden. Deshalb, für alle noch einmal und ich hab auch weitergemacht.

Und damits nicht zu viel auf einmal wird, hier das erste kapitel:
(Kritik natürlich wie immer erwünscht)

Kapitel 1


Die Sonne stand mittlerweile schon hoch am Himmel. Für den Anfang des Frühlings war es ungewöhnlich heiß, aber so war nunmal das Wetter in den Ausläufern der Himmelspfeiler. Vor zwei Tagen war es noch bitterkalt gewesen, jetzt aber schien die Hitze wegen der Winterkleidung fast unerträglich zu sein. Eine Woche war vergangen, seit die kleine Streitmacht von Friedburg aufgebrochen war. Vlad erinnerte sich noch genau an Manfreds Befehl und an den seltsamen Gesichtsausdruck Archibalds, dieses elenden Speichelleckers, von dem Manfred so viel hielt. Als er mit seinen Soldaten die Tore Friedburgs passierte, hatte Archibald ihnen zugewunken und ihnen Glück gewünscht. Nun, Glück war etwas, was der junge von Friedburg bei diesem Feldzug gänzlich vermisste. Man konnte dieses Unternehmen ja auch nur insofern als Feldzug bezeichnen, wenn man es wörtlich nahm. Sie zogen buchstablich seit einer Woche durch die Felder und suchten, bis jetzt erfolglos, nach den Grünhäuten. Seit beginn der Expedition wurde Vlads kleine Streitmacht vom Pech verfolgt. Drei Männer sind bei der Überquerung des Flusses ertrunken, als das Seil plötzlich riss, die Hälfte ihres Schießpulvers haben sie auch in diesem Fluß gelassen. Andauernd brachen die Achsen bei irgendeinem Wagen und ein Ende der Pechsträhne war nicht abzusehen. Der junge Adlige hatte sogar schon Konstantin, den Magier, gefragt, ob nicht ein Fluch auf ihrem Unterfangen lastete. Wie immer hatte er den Zauberer mit seinen Fragen zum Lachen gebracht. Konstantin erklärte ihm, mal wieder, nachdem er wieder zu Atem gekommen war, dass man nicht hinter jedem kleinem Missgeschick Geister und Flüche vermuten sollte. Was übernatürliche Dinge anging, war Vlad wirklich ein Laie. Mit seiner wilden Mischung aus Gläubigkeit und Aberglauben hatte er seine Freunde und auch Konstantin schon immer zum Lachen gebracht. Sogar sein Studium an der Universität von Nuln hatte ihm wenig geholfen. In seine Gedanken vertieft brachte Vlad sein Pferd zum Stehen und nahm seine Feldflasche aus einer der Satteltaschen. Er füllte seinen Mund mit dem lauwarmen Wasser und schluckte schwer. Es war mittlerweile wirklich heiß und seine Plattenrüstung, feinste Zwergenarbeit, ein Geschenk von seinem Vater, Viktor von Friedburg, trug nicht viel dazu bei, die Hitze der Sonne zu lindern. Seine Soldaten, die an ihm vorbei die Straße entlang zogen, waren müde und schmutzig. Es hatte am Morgen geregnet und die Straße war zu einem Schlammfluß geworden. Nun trocknete der Matsch und wurde allmählich heller.Wegen dem Dreck sah man das Rot-Blau der Uniformen so gut wie nicht. Plötzlich schrie einer der Soldaten auf. Blitzschnell drehte Vlad seinen Kopf, um den Grund für das Geschrei herauszufinden und ließ vor Aufregung fast die Feldflasche fallen. In der Richtung, in die sie marschierten, stiegen hinter einem Wäldchen Rauchsäulen in den Himmel.

***

Man nante ihn nicht umsonst "Badruk der Brandschatzer". Er liebte das Feuer. Er liebte es fast noch mehr als das Schlachten. Aber eben nur fast. DerBauernhof, den er und seine Jungs überfallen hatten, kam ihm sehr gelegen. Er musste imer noch grinsen, wenn er an die Schreie der Bauern dachte, die von seinen Orkkriegern in die brennenden Häuser geworfen wurden. Er wusste, dass die Menschen, die in der Nähe waren, den Rauch gesehen haben mussten. Umso besser! Bald würden sie hier sein und eine Überraschung erleben. Vermutlich die letzte in ihrem Leben. Der große Schwarzork wurde jäh in seinen Gedanken unterbrochen, als ein riesiger, schwarzer Wolf neben ihm zum Stehen kam. Er rannte so schnell, dass er noch fast zwei Meter weiterschlitterte und der Goblin auf seinem Rücken fast gestürzt wäre. Der Wolfsreiter sprang hastig von seinem Reittier und warf sich vor Badruk auf den feuchten Waldboden. Dreck spritzte auf Badruks schwarze Rüstung. Durch die Zerstörung des Bauernhofs war der große Ork jedoch gut gelaunt und traf die Entscheidung, sich erstmal das anzuhören, was der Bote zu sagen hatte. Umbringen konnte er ihn auch später.
"Ooh... Mächtiga Kriega... Ähh"
"Sprich!", grunzte Badruk.
"Äh... die Mänschanz..."
"Was? Schnella!"
Der Goblin wurde am Hals gepackt und hochgerissen.
"Hügel... am Hügel..."
Zufrieden mit dieser Auskunft ließ Badruck den halberstickten Goblin in den Matsch fallen und rief seinen Schamanen zu sich. Wenige Augenblicke später zog sich die gesamte Horde in den Schutz des Waldes zurück.

***

Sonnenstrahlen fielen durch das offene Fenster in das Zimmer. Die blassblauen Vorhänge bewegten sich im leichten Wind. Kleine, goldene Staubteilchen spielten im Licht. An den Wänden standen Bücherregale und am großen Eichentisch, der am Fenster stand, saß ein Mann. Er war ende Fünfzig, hatte graue, schulterlange Haare und einen ebenso grauen, makellos geschnittenen, kurzen Vollbart. Gekleidet war er in kostbare Kleider, die vor zwanzig Jahren am Hofe zu Altdorf als modisch gegolten haben können. Eine weiße Taube landete gurrend auf der Fensterbank und blieb dort sitzen. Der Mann stand auf, legte das Buch, dass er währenddessen gelesen hatte, vorsichtig bei Seite und nahm die Taube, die fröhlich weitergurrte, in seine Hände. Am Fuß der Taube hatte jemand eine kleine Kapsel festgebunden. Einige Zeit später flog die Taube davon.

***

Vom Hügel aus konnte Vlad das ganze Ausmaß der Zerstörung sehen. Der Bauernhof am Fuße des Hügels war vollkommen zerstört.
"Los! Aber seit vorsichtig!", schrie er, als er sein Schwert ziehend hinunter galoppierte. Von den Häusern waren alle, bis auf eins, das größte, vollständig niedergebrannt worden. Und von dem einem Haus war auch nicht viel übrig. Es schien früher ein prächtiges, großes Landhaus gewesen zu sein. Jetzt standen nur drei Wände ohne Dach da. Ein Teil des Obergeschosses war auch noch vorhanden. Die Ruinen waren noch heiß. Kein zweifel, das müssen die Grünhäute gewesen sein. Wären sie nur eine Stunde früher hier gewesen!
Konstantin brachte sein Pferd neben Vlad zum Stehen. Der junge Krieger war mitlerweile abgestiegen und stocherte mit dem Schwert in der Asche herum.
"Du weißt, dass sie ganz in der Nähe sein müssen?"
"Ja, wahrscheinlich im Wald dort drüben.", antwortete Vlad, ohne seinen Blick von der Ruine zu wenden.
"Sag den Soldaten, sie sollen sich bereithalten. Und ruf Wasil und Willhelm zu mir." Vlad sprach jetzt schnell und abgehackt. Man sah ihm seine Aufregung deutlich an.
Minuten später hatten sich die erfahrenen und disziplinierten Soldaten vor den Ruinen aufgestellt. Ein Hundert Speerträger, flankiert von jeweils fünfundzwanzig Musketenschützen. Es wäre ein herrlicher anblick gewesen, wären die Soldaten nicht so schmutzig und die Gegend nicht so trostlos gewesen. Das rot-blaue Banner Friedburgs wurde entrollt. Willhelm Hackebutzen, ein mittelgroßer Mann mitte dreißig mit einem modischen Kinnbart und einem überdimensional großen Schlapphut mit fast einen halben Meter langen, weißen Federn lief neben dem untersetzten, immer unrasierten und immer schlecht gelaunten Wasil, dem Feldwaibel der Speerträger, zu Vlad und Konstantin, die neben den Ruinen standen. Willhelm hatte es anscheinend als einziger geschafft sauber zu bleiben. Vlad hatte ihn, als er ihn zum ersten Mal sah, für einen eitlen Stadtgockel gehalten, von denen er genug in Nuln gesehen hatte, und nicht für einen erfahrenen Soldaten. Er wurde jedoch eines Besseren belehrt, als er sah, wie gut Willhelm mit seinen beiden großen Pistolen, die er um die Hüften trug, umgehen konnte. Außerdem schien Willhelm immer gut gelaunt zu sein. Selbst nach dieser furchtbaren Woche erfreute er sich bester Laune.
"Na, gibts was zu tun für meine Jungs?", fragte er und zwinkerte Vlad zu.
"Mehr als dir lieb ist.", antwortete Wasil anstelle von Vlad.
Gerade als Konstantin sich einmischen wollte, wurden sie alle von Trommelklang unterbrochen, der aus dem Wald kam.
"Ihr wisst, was ihr zu tun habt! Möge Sigmar uns allen gnädig sein!", schrie Vlad und trieb sein Schlachtross, das nun frei von belastendem Gepäck war, aber dafür in einer Rüstung steckte, die der von Vlad nicht unähnlich war, in die Mitte der Formation der Speerträger.
Das barbarische Trommeln wurde immer lauter. Plötzlich brach es ab. Es wurde völlig still, nur die Fahne flatterte im Wind. Vlad blickte sich schnell um. Die Lunten der Musketenschützen rauchten und auch die Kanoniere machten einen ruhigen Eindruck. Willhelm zwinkerte ihm zu. Vlad kam sich vor, als wäre der einzige, der vor Aufregung sein Schwert kaum halten konnte. Aber er war nicht der einzige. Neben ihm stand ein junger Soldat, der ziemlich kräftig zitterte und er konnte viele sehen, die das Zeichen des Sigmar machten. Vlad hielt sein Schwert nun so fest, dass seine Knöchel weiß hervorttraten. Zum Glück sah niemand, wie fest er den Schwertgriff umklammerte, denn seine Hände steckten in Panzerhandschuhen. Er klappte sein Visier herunter und betete still zu Sigmar. Und auch zu Myrmidia, rein vorsichtshalber.
Plötzlich, und ohne Vorwarnung, setzten die trommeln wieder ein und die Orks erschienen am Waldrand. Vlad schätzte ihre Anzahl auf 200. Ihre Überzahl erschreckte ihn jedoch nicht, denn er konnte keinen von den Primitivlingen entdecken, der etwas trug, das wenigstens entfernt an eine Fernkapfwaffe erinnerte. Bevor die Grünhäute die 500 Meter zurücklegen konnten, die zwischen dem Wald und der Schlachtlinieder Friedburger Soldaten lagen, würden zweifellos drei Viertel von ihnen tot sein.
Die Orks trommelten nun schneller und prügelten mit ihren grobschlächtigen Waffen auf ihre Schild ein, um den Lärm zu verstärken. Auf ein unsichtbares Zeichen hin stürmten sie auf die Friedburge zu.
Weiße Rauchwolken verdeckten die Reihen der Musketenschützen, als sie auf die heranstürmenden Orks feuerten. Die erste Reihe ließ nun die zweite Reihe vor und lund die Musketen neu. Zum Knattern der Musketen gesellte sich das ohrenbetäubende Donnern der Großkanone, welches die Troßpferde, die hinter den Kriegern zwischen den Ruinen standen, angsterfüllt aufwiehern ließ. Die Kanonenkugel pflügte durch die Grünhäute und hinterließ eine blutige Schneise in ihren Reihen. Die Lücke wurde jedoch sofort von den Weiterstürmenden geschlossen. Durch das Feuer der Musketen stürzten die Angreifer zu Dutzenden auf den Boden. Ungeachtet der schrecklichen Verluste trampelten die grünhäutigen Wilden einfach über ihre Gefallenen und setzten ihren Angriff fort.
Mit einem gewaltigen Scheppern trafen die Orks auf die Menschen. Sie standen jedoch einer nahezu unüberwindbaren Wand aus Stahlspitzen gegnüber. Klingen trafen auf Schilde und manchmal auch auf ungeschütztes Fleisch. Der Lärm der Schlacht, die gutturalen Schreie der orkischen Krieger und die Schreie der Verwundeten, alles vermischte sich zu einem Dröhnen. Vlad kämpfte in der ersten reihe und teilte mit seinem Schwert Hiebe nach rechts und links aus. Die wuchtigen Schläge der Gegner blockte er ohne Mühe ab. Er war immerhin einer der besten Fechter an der Universität gewesen. Die Orks, die durch den Beschuss schon viele Verluste erlitten hatten, wurden langsam zurückgedrängt und wandten sich schließlich zur Flucht.
"Lasst keinen entkommen!", brüllte Vlad und gab seinem Pferd die Sporen. Seine Soldaten folgten ihm und schlugen die Fliehenden nieder.

***

Badruk grinste selbstgefällig, als er sah, wie die Friedburger seinen Kriegern folgten. In den Wäldern um den Hof hatte er weitaus mehr Krieger. Und nun verließen die Menschen den Hof und liefen auf das offene feld hinaus. Er hob seine Waffe, die für einen Menschen zu groß und zu schwer gewesen wäre, um sie zu führen. Die Orks nannten diese Waffen "Spalta". Auf dieses Signal hin spannten die Orkbogenschützen ihre Bögen.

***

Vlads Soldaten waren nun fast am Waldrand angekommen. Viele der Grünhäute wurden auf der Flucht von ihnen erschlagen. Die feigen Orks rannten in den Schutz der Bäume, als plötzlich mehrere Speerträger von schwarzgefiederten Pfeilen durchbort zu Boden stürzten. Die Schrei der Verwundeten mischten sich mit den Siegesschreien der Soldaten. Eine zweite Pfeilsalve kam aus dem Wald herangeflogen, während der Angriff der friedburger ins Stocken kam.
Mehrere hundert Orks kamen nun aus dem Wald und an den Flanken erschienen auch einige Orkmobs. Von den Ruinen konnte man die Schreie der Musketenschützen vernehmen, die dort geblieben waren. Anscheinend hatten auch sie die Gefahr erkannt.
"Rückzug!", befahl Vlad, als ein Pfeil zitternd in seinem Schild stecken blieb. Für einen Rückzug war es jedoch zu spät, denn der Ring aus Orks hatte sich schon fest um die Friedburger geschlossen.

***

Willhelm schaute fassungslos zu, wie die Grünhäute seine kameraden umzingelten. Er konnte den Feuerbefehl nicht geben, da er befürchtete, seine eigenen Freunde treffen zu können. Wahrscheinlich muste er den Ring mit seinen Musketenschützen im Nahkampf aufbrechen. Schüsse, die hinter ihm erklangen, brachten ihn dazu, sich umzudrehehn.
"Feuer! So schießt doch!", rief er, als er den Grund für diese Schüsse erkannte und riss seine Pistolen hoch. Eine Horde Goblins, die auf riesigen Wölfen ritten, hatte sich in ihren Rücken geschlichen und griff sie nun an. Die kleinwüchsigen Grünhäiute duckten sich hinter ihre Schilde und senkten ihre kurzen Speere.
"Bei Sigmar!", flüsterte der Feldwaibel, als er mehrere Orks sah, die hinter den Wolfsreitern herliefen.
Die Goblins waren schon zu nah, um noch durch Beschuss aufgehalten zu werden. Ein blutiges Handgemenge brach aus, als die riesigen schwarzen Wölfe die ersten Musketenschützen einfach über den Haufen rannten. Willhelm schoss dem Goblin, der ihm am nähesten war, genau zwischen die Augen, woraufhin sein Reittier sich zur Flucht wandte. Der tote Goblin schien sich irgendwo verfangen zu haben, denn der Wolf, der davongaloppierte, schleifte ihn hinter sich her und sein Kopf sprang auf dem unebenen Boden auf und ab. Ein zweiter Wolf stürmte auf Willhelm zu. Er war jedoch schneller und sprang zur Seite, um nicht einfach niedergetrampelt zu werden. Als der Wolf an ihm vorbeisprang, duckte sich Willhelm unter einem Hieb des Wolfsreiters und schoss aus nächster Nähe. Das schwarze Biest überschlug sich und begrub den kreischenden Goblin unter seinem Körper. Seinen beiden Pistolen nun an den Läufen haltend, bereitete sich der Feldwaibel darauf vor, dem nächsten Goblin mit den schweren Pistolengriffen den Schädel einzuschlagen. Die Zeit zum Nachladen hatte er nicht mehr.

***

Der Ring war durchbrochen. Die Speerträger zogen sich durch die entstandene Lücke zu der Ruine zurück, um sich dort zusammen mit dem Rest der Streitmacht zu verteidigen. Die Dinge standen nicht gut für die Friedburger. Die Orks waren hoffnungslos in der Überzahl und es schien, las würde keiner von ihnen nach Friedburg zurückkehren. Vlads Rüstung war an mehreren Stellen verbeult und sein Schwert war mit schwarzem Orkblut bedeckt. Er und einige Speerträger, die sich um ihn herum gruppiert hatten, zogen sich als letzte zurück. Die Orks, die gegn Vlads kleine Gruppe kämpften, zogen sich jedoch unerwarteterweise auch zurück. Wo vorher noch mit bestialischer Wildheit gekämpft wurde, lagen nur noch die Körper der Gefallenen. Die Grünhäute bildeten eien Wall aus grünem Fleisch, Schilden und Waffen. Aus ihrer Mitte erschien ein gewaltiger Ork, der auf einem Wildschwein von kolossalen Ausmaßen ritt. Sein Kopf war von einem Helm bedeckt, der die Form eines Orkkopfes nachahmte. Die Rüstung, die er trug, bestand aus grob zusammengeschmiedeten Eisenplatten, und auf seinem runden, metallbeschlagenen Schild war eine menschliche Hand festgenagelt worden. Die Haut des Orks, der sein Wildschwein vor den restlichen Orkkriegern zum Stehen gebracht hatte, war ungewöhnlich dunkel. Beinahe Schwarz. Allem Anschein nach war er der Anführer der Horde. Er hob seine grobschlächtige Waffe und richtete sie herausfordernd auf Vlad. Der junge Adlige schluckte schwer. Das war die größte Grünhaut, die er bis jetzt gesehen hatte. Was allerdings nicht viel hieß, denn bis zum heutigen Tage hatte er nicht allzuviele Orks gesehen. Sein Vater hatte einmal, vor vielen Jahren, einige marodierende Orks gefangen. Es waren armselige, zerlumpte Kreaturen gewesen. Vlad war damals acht Jahre alt. Dieser Ork überragte seine Kameraden jedoch um mindestens zwei Köpfe. Seine Fäuste waren so groß wie Vlads Helm. Die schwarze Rüstung bedeckte nicht allzuviel vom Körper des Orks. Sein Körper sah wie ein dunkelgrün angemalter Sack aus, den jemand mit Kanonenkugeln gefüllt hatte. Vlad zweifelte nicht daran, dass die Muskeln der Kreatur genauso hart wie Eisen waren. Aber er hatte noch nie in seinem Leben eine Herausforderung abgelehnt. Und er würde es schon gar nicht in der ersten Schlacht in seinem Leben machen. Sein Hengst bäumte sich auf, als Vlad ihm die Sporen gab.
"Für Friedburg!", hallte Vlads Stime über das Schlachtfeld, als er auf den Orkzuraste, der völlig ruhig dastand. Wie ein stählerner Blitz sauste das Schwert auf den Schild des Orks nieder, als diesr den Hieb lässig abblockte. Nun war es an ihm, zurückzuschlagen. Ein gewaltiger Hieb traf Vlads Schild, brachte ihn zum Splittern und warf Vlad beinahe aus dem Sattel. Weißglühende Schmerzen schossen durch seinen linken Arm. Er konnte dem zweiten Hieb nur mit Mühe ausweichen. Ein dritter Schlag zerschmetterte seinen Schild volends und die Klinge durchdrang die Rüstung an Vlads Arm. Die Rüstung hatte jedoch den Hieb abgeschwächt und Vlad kam mit einer tiefen Schnittwunde davon, anstatt die Hand zu verlieren. Er hatte einmal mit Klaus, dem stärksten Mann ín Friedburg, der heute als gewöhnlicher Speerträger mitkämpfte, in einem Übungskampf mit Holzwaffen gekämpft. Nach diesem Kampf tat ihm eine Woche lang alles weh. Im Vergleich zu diesem Kampf kamen ihm Klaus´ Schläge jedoch wie zarte Liebkosungen vor. Außerdem hatte sein Gegner jetzt eine echt Waffe und kein Holzschwert. Ein weiterer Hieb fand sein Ziel. Diesmal war jedoch nicht Vlad das Opfer der Klinge geworden, sondern sein Schlachtross. Funkenstiebend durchschlug der Spalta die Rüstung am Hals des bemitleidenswerten Geschöpfs. Dunkelrotes Blut spritzte auf den Brustpanzer dessen Reiters. Vor Schmerz wiehernd bäumte sich das Pferd auf. Vlad, geschwächt durch den vorhergehenden Kampf und die vernichtenden Hiebe des Orks, konnte sich diesmal nicht im Sattel halten. Das Pferd brach neben ihm zusammen. Triumphierend hob der Sieger des Zweikampfes seine blutverschmierte Waffe und brüllte in der gutturale Sprache der Orks. Vlad kam trotz der schweren Rüstung auf die Beine. Die Angst hatte ihm neue Kräfte verliehen. Sein gebrochenr linker Arm hing nutzlos an seiner Seite herab. In seiner rechten Hand hielt er jedoch immer noch Schwert. Die Orks standen immer noch um ihn herum.
"Na los, ihr Bestien! Worauf wartet ihr?", schrie Vlad. Er wolte nicht kampflos untergehen. Als ob sie auf diese Aufforderung gewartet hatten, stürzten sich die Oks mit bestialischer Wildheit auf ihn.

***

Die Sonne ging unter und färbte den Himmel blutrot. Die Farbe des Himmels passte zu dem, was sich auf dem Boden um den niedergebrannten Bauernhof abspielte. Die weinigen überlebenden Friedburger hatten isch in der Ruine verschanzt. Um das verbrannte Haus herum lagen zahlreiche Körper der erschlagenen Orks und Menschen. Willhelm schoss auf einen Wolfsreiter, der sich zu nah an die Ruine herangetraut hatte. Er verfehlte ihn knapp und der Goblin jagte davon, allerdings nicht ohne vorher noch einen Pfeil abzuschießen. Die Orks waren außerhalb der Musketenreichweite stehengeblieben. Konstantin, der Magier, der wie durch ein Wunder als einziger unverletzt geblieben war, hatte sich auch in die Ruine gerettet. Schweißtropfen glänzten an seiner Stirn. Es hatte sich herausgestellt, dass die Orks einen Schamanen bei sich hatten. Nun war Konstantin damit beschäftigt, dessen Zaubersprüche zu bannen. Wegen dem SChamanen konnte auch er nicht mehr zaubern. Die beiden Magieanwender befanden sich in einem Patt. Ihre Kräfte waren sich ebenbürtig. Die Soldaten verstanden nicht, warum die Orks stehengeblieben waren. Es hatten nur an die dreißig Friedburger überlebt. Von den Grünhäuten waren mit Sicherheit an die fünf Hundert übrig. Die Sonne war nun untergegangen, aber die Orks trauten sich immer noch nicht heran.
"Verflucht! Ich hätte bei ihm bleiben sollen.", schimpfte Konstantin. "Dann hätte er vielleicht überlebt."
"Du hättest eh nichts machen können.", versuchte Willhelm ihn zu beruhigen. "Du hast keine Schuld. Was mir aber mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, dass die verdammten Günhäute auf einmal so gerissen sind. Und warum kommen sie nicht näher?"
"Habt ihr dass gehört?", unterbrach ihn ein Soldat, der mit seiner Muskete in die Dunkelheit hinaus zielte. Außer dem Stöhnen der Verwundeten hörten Willhelm und Konstantin zunächst nichts. Doch dann drang Lärm an ihre Ohren. Es schien, als ob die Orks gegen irgend jemanden kämpfen würden. Alle, die stehen konnten, waren nun aufgesprungen und lauschten in die Nacht hinein. So verbrachten sie die ganze Nacht.
Als die Sonne aufging, waren die Orks nicht mehr da.
 
Ok, hier ist das 2. Kapitel :

Manfred war vollständig in das Schreiben vertieft. Der Brief, den er schrieb, war für ihn von höchster Bedeutung. Und nicht nur für ihn, sondern für ganz Friedburg. Er legte die Feder vorsichtig weg, als er durch das offene Fenster seines Arbeitszimmers ein Lachen hörte. Die Tochter des Grafen scheint sich ja prächtig zu amüsieren, und das obwohl ihr Bruder auf einem Feldzug ist, dachte er. Eine Schublade wurde geöffent und der Brief verschwand in ihr. Erst dann erhob sich der grauhaarige Mann vom Tisch und schritt zum Fenster. Das Bild, das sich ihm bot, hatter er beinahe schon erwartet. Katherina von Friedburg, die junge Tochter des kürzlich verstorbenen Grafen von Friedburg, Viktor, saß am Rand des Schloßbrunnens. Neben ihr saß ein junger Mann. Er war sonnengebräunt und trug einfache, aber zweckmäßige Kleidung. Ein auf seinen Knien ruhendes Schwert kennzeichnete ihn als einen Krieger. Seine dunkelblonden Haare waren kurzgeschnitten. Überhaupt machte er einen sportlichen, durchtrainierten und kampfbereiten Eindruck. Er schien der Grund für die gute Laune der jungen Adeligen zu sein. Ihr herzlichen Lachen unterbrach den jungen Mann, der ununterbrochen zu sprechen schien, ziemlich oft. Ab und zu sagte sie auch etwas, was wiederum ihren Gesprächspartner zum Lachen brachte. Der junge Mann war Maximus von Waldestätt. Er war der beste Freund von Vlad, dem jüngeren Sohn Viktors. Er war der beste Freund gewesen, korrigierte sich Manfred. Und nun unterhielt er sich schon wieder mit Katherina. Für seinen Geschmack sah Manfred die Beiden zu oft zusammen. Eindeutig zu oft, dachte er. Dabei hate er ganz andere Pläne mit ihr. Jetz, wo Vlad tot war, war sie die einzige Erbin von Friedburg. Nun, nicht wirklich die einzige, verbesserte er sich. Da gab es noch Konrad,den ältesten Sohn Viktors. Aber er war schon seit einem Jahr in Arabia verschollen. Überhaupt schien er mehr an den Schätzen der Alten Könige, die es in der Wüste zu holen gab, interresiert gewesen zu sein, als an der Herrschaft über Friedburg. Auch schien die angeborene Religiosität der Friedburgs eine große Rolle gespielt zu haben. Was gab es besseres, als die Möglichkeit, heidnische arabianische Piraten bestrafen zu können und dabei noch vielleicht unsagbar reich zu werden? So hat Konrad vor gut einem Jahr eine ansehnliche Schar Freiwilliger um sich gesammelt und ist dann in das ferne Arabia aufgebrochen. Nun, so fern war es doch nicht. Sie waren hier immerhin in den Grenzgrafschaften. Er musste also nur den Schwarzen Golf überqueren und dann nach Süden segeln. Dann kam schon die berüchtigte Piratenküste von Arabia. Früher, vor unglaublich langer Zeit, herrschte ein Volk dort, wo jetzt Wüste war. Diese Zivilisation war unglaublich hoch entwickelt. Ihre Armeeen waren groß und ihre Schätze gewaltig. Doch dann geschah etwas. Manfred wusste als einer der wenigen, was wirklich mit der Zivilisation von Nehekhara geschehen ist. Man sagte, dass die Alten Könige, die nun in den Pyramiden inmitten ihrer Nekropolen lagen, selbst im Tode noch eifersüchtig über ihre Schätze wachten. Um so besser, dachte Manfred. Dies würde die Angelegenheit vielleicht beschleunigen. Er hatte einige gute Männer mit auf die Reise geschickt. Um sicher zu gehen, dass Konrad einen, wenn möglich heldenhaften, Tod findet. Die angeblich echte Schatzkarte, die der Anlaß für diese Expedition gewesen war, war eine perfekte Fälschung und sie hatte Manfred eine hübsche Summe Gold gekostet. Der Tileaner war ein Meister seiner Kunst. Leider hatte er nie die Gelegenheit, das Geld auszugeben. Jetzt, wo die männlichen Erben ausgeschaltet worden waren, war Katherina also das einzige Hindernis auf Manfreds Weg zur absoluten Macht. So stand Manfred am Fenster, beobachtete die beiden jungen Leute und gab sich seinen Gedanken hin. Seine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als jemand an der Tür klopfte.
***
"Das interessantesete habe ich Euch aber naoch nicht erzählt.", sagte Maximus zu Katherina. "Als ich nämlich heute Morgen vom Jagtausflug zurückkehrte, wurde ich auf dem Weg zur Burg von einem reiter überholt. Er ritt so schnell, als wären Dämonen hinter ihm her. Und er trug die Farben Friedburgs!"
"Ach, Maximus! Ihr seid fast so schlimm wie meine Brüder.", erwiederte Katherina und lächelte bei dem Gedanken an ihre Brüder. "Ich glaube nicht an Dämonen. Das sind doch alles nur Schauermärchen, mit denen man kleinen Kindern Angst einjagt. Ich glaube viel eher, es war ein Bote von Vlad. Wahrscheinlich bringt er die Nachricht von seinen Sieg."
"Das hoffe ich auch. Jedoch habe ich eine schlimme Vorahnung."
"Wieso sagt Ihr so etwas? Was habt Ihr gesehen?" Katherina war nun aufgestanden und griff nach seiner Hand.
"Ähm... Nun..." Maximus warf einen schnellen Blick auf ihre Hände, die seine Hand immer noch festhielten. Für ihn war es schon das höchste Glück auf Erden, sich mit Katherina unterhalten zu dürfen. Wenn sie lächelte, schien für ihn die Zeit stehen zu bleiben und er vergaß alles, was er sagen wollte. Er blickte kurz in ihre Augen und als sie seinen Blick erwiederte, drehte er seinen rasch rot werdenden Kopf schnell zur Seite.
"Der Reiter.. er war ganz dreckig und seine Uniform war zerrissen. Sein Gesichtsausdruck und sein fast zu Tode gehetztes Pferd... Nein, so sieht kein Siegesbote aus.", sagte er.
Katherina wollte noch etwas fragen, jedoch wurden sie beide aufgeschreckt, als ein Husten hinter ihnen erklang. Hastg lies sie Maximus´ Hand los und drehte sich um. Auch Maximus war aufgesprungen und suchte nach der Quelle der Störung. Er wurde schnell fündig, als er Manfred, den Minister und derzeitigen Verwalter Friedburgs, erblickte. Dieser war unbemerkt an sie herangetreten und stand nun mit einem Gesichtsausdruck da, den Maximus nicht deuten konnte. Bildete er sich es nur ein, oder sah er Verachtung im Gesicht des alten Mannes?
"Ich grüße Euch, Katherina. Und auch Euch, Maximus.", äußerte sich Manfred und brach damit das verlegene Schweigen.
"Oh, wir grüßen dich auch, Manfred. Was gibt es denn? Ist es so wichtig, dass du dich in den Garten wagst?", spöttelte Katherina. In der Tat sah man Manfred in letzter zeit nur selten draußen. Er war, seit Viktor gestorben war, damit beschäftigt, im Archiv zu stöbern und das Land zu regieren. In Abwesenheit der Söhne Viktors war er praktisch der Herrscher von friedburg. Dies lag daran, dass Viktor, der alte Graf von Friedburg, ein Testament hinterlassen hatte. Es besagte, dass sein ältester Sohn der Herrscher von Friedburg werden sollte, sobald er das Alter von 25 Jahren erreicht hatte. Konrad hatte diese Voraussetzung zwar erfüllt, aber er war zur Zeit sehr weit weg. Vlad, der seine Nachfolge hätte antreten können, war auch nicht hier. Somit blieb nur noch Katherina, die laut Testament auch einen Anspruch auf die Grafschaft hatte. Aber sie konnte erst herrschen, sobald sie ihren 25. Geburtstag gefeiert hatte. Und bis dahin waren es noch sechs lange Jahre.
"Katherina, ich muss Euch sprechen. Es ist sehr wichtig.", wandte Manfred sich an sie. Maximus fragte sich, wie der alte Mann nur so gefühllos sprechen konte. Wie ein Geist.
"Dann gehe ich, denn was Staatsgeschäfte angeht...", sagte Maximus, der schon im Begriff war, zu verschwinden. In Manfreds Anwesenheit fühlte er sich imer unbehaglich.
"Nein, ich bestehe darauf, dass Ihr bleibt. Diese Angelegenheit erfordert auch Euere Anwesenheit.", flüsterte Manfred und hielt ihn zurück. Auch die seltsame Eigenart, unerwartet mit das Flüstern anzufangen, hate er sich erst kürzlich angewöhnt.
"Und wir sollten auch hineingehen. Ich glaube es wird bald regnen.", fügte er hinzu.
***
Wilhelm Hackebutzen schlief jetzt in einem der Zimmer im Schloß. Nicht in einem der Zimmer für Diener und Gemeine. Er schlief auf einem riesigen Himmelsbett in einem Gästezimmer. Dabei hate er seine, mittlerweile völlig verschmutzte und an mehreren Stellen zerrissene, rot-blaue Uniform angelassen. Sein breitkrempiger Hut hing an der Lehne eines Stuhls. Als die Orks verschwunden waren, hatten sich die überlebenden Soldaten schnell zurückgezogen. Da niemand gewusst hate, wo die Grünhäute hin waren, waren sie so schnell wie möglich in Richtun Friedburg marschiert. Da sie fürchteten, die Orks könnten jeden Moment zurückkehren, haben sie nicht einmal ihre Gefallenen beerdigt. Bei der nächsten Ortschaft hatte sich Willhelm dann ein Pferd genommen. In einer schier unmöglich kurzen zeit hatte er die Strecke zwischen den Ausläufern der Himmelspfeiler und Friedburg zurückgelegt, um die Nachricht von Vlads Tod und vom wirklichen Ausmaß der Orkbedrohung zu überbringen. Dabei hatte er zwei Pferde zu Tode geritten. Das letzte brach unter ihm zusammen, als er durch die Tore von Friedburg ritt. Nun schlief er den Schlaf eines erschöpften Mannes.
***
"Katherina, Maximus, setzt Euch besser.", sagte Manfred, als sie im Salon waren und wies auf die Sessel, die um den Kamin standen. Die Abende waren noch ziemlich kühl und es brannte ein Feuer. Die Angesprochenen schauten sich erst verwirrt an, setzten sich dann jedoch. Nachdem sie alle Platz genommen hatten, fing Manfred an, zu sprechen:
"Ihr habt sicherlich den Boten bemerkt, der erst kürzlich zu mir kam. Nun, es war Willhelm. ich weiß nicht, ob Ihr ihn kennt."
"Natürlich kennen wir ihn! Er ist der beste Schütze in den ganze Grenzgrafschaften!", unterbrach ihn Maximus, der sein hitziges Gemüt mal wieder nicht zügeln konte.
"Nun, um so besser. Jedenfalls brachte er Nachrichten von Vlad.", sprach Manfred unbeirrt und immer noch ohne jegliche Emotion weiter. Er räusperte sich und setze fort:
"Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll... aber..." Irgendwas stimmt hier nicht, dachte Maximus. Wieso war die Stimme des Alten auf einmal so zittrig? Hatte er etwa doch Gefühle? War er vielleicht doch ein Mensch und kein Felsbrocken? Maximus brannte innerlich vor Neugier.
Manfred holte tief Luft, und dann wurden ihre schlimsten Erwartungen bestätigt.
"Wir haben allen Anlass zu glauben, dass Vlad tot ist." Nachdem er die Furchtbare Nachricht überbracht hatte, wischte Manfred eine Träne vom Gesicht. Eine Zeit lang starrte Maximus und Katherina geschockt auf Mafred. Dann stand Katherina langsam auf. Ihr schönes Gesicht, wenn man Maximus gefragt hätte, hätte man erfahren, dass es auf der Welt kein schöneres gäbe, und er war nicht der Einzige, der diese Meinung vertrat, war nun weiß wie Schnee geworden. Plötzlich drehte sie sich um und stürmte so schnell aus dem Salon, dass ihr rotbraunes Haar hinter ihr her wehte, als würde sie in einem gewaltigen Sturm laufen. Maximus, der von der Nachricht von Vlads Tod gelähmt war, saß imer noch im Sessel. Sein Schwert lag auf seinen Knien. Er umklammerte es mit beiden Händen. Mit der Rechten umklammerte er den Heft, so daß die Knöchel weiß hervortraten. Die linke Hand zog er plötzlich vom Schwert zurück. Er hatte es nicht in die Scheide gesteckt. Nun starrte er verständnislos auf seine blutende Hand. Manfred war auch aufgestanden und schrie in den Gang hinaus. "Ruft den Medikus!", brüllte er. Für sein Alter hatte er eine enorme Stimme, bemerkte Maximus und wunderte sich sofort über diesen Gedanken. Dann dachte er, es gäbe momentan wichtigere Dinge, als sich über die Stimmen von alten Leuten zu wundern oder nach Ärzten zu rufen. Er war plötzlich fasziniert. Was für merkwürdige Gedanken er doch hatte. Und wieso tat seine Hand immer noch nicht weh? Manfred eilte zu Maximus, welcher immer noch auf seine Hand starrte und in einer ganz anderen welt zu weilen schien.
"Erst versorgen wir Euere Hand, und dann sollten wir nach Katherina sehen. Sie braucht im Moment unsere ganze Aufmerksamkeit.", redete er auf Maximus ein.
"Ja.", antwortete dieser knapp und stand auf. Er reagierte immer noch nicht auf die auf die ziemlich starke Blutung. Mittlerweile hatte sich schon eine ordentliche Blutlache auf dem arabianischen Teppich gebildet.
Der Medikus und die durch die Schrei Manfreds aufgeschreckten Diener, die jetzt im Türrahmen standen, starrten entsetzt auf das blutige Schwert, das Maximus in seiner Hand hielt.
***
Drei Schiffe pflügten durch die Wellen des Schwarzen Golfs. Sie waren nach Norden unterwegs. Es waren eindeutig arabianische Schiffe, doch wenn man sie genauer betrachtete, fielen einem ungewöhnliche Dinge auf. So war zum Beispiel kein einziger Arabianer auf ihnen zu sehen. Statt dessen waren dort Menschen, die man viel weiter im Norden antreffen konnte. Sie alle trugen blaue Kleider, die stark an Uniformen erinnerten. Die Besitzer der Kleider schienen viel durchgemacht zu haben, denn ihre Uniformen waren von der erbarmungslosen Sonne ausgeblichen worden und es gab kaum einen, dessen Kleidung keine Flicken hatte. Risse an Ellenbögen und Knien waren ebenfalls eins ihrer Erkennungszeichen. Es schien auch keiner von ihnen in den letzten paar Monaten Zeit gehabt zu haben, sich zu rasieren. Ab und zu konnte man ein Pferd wiehern hören. Insgesamt herrschte eine ausgelassene Stimmung auf den Schiffen. Auf dem Deck standen Fässer, an denen sich die Männer bedienten. Hier und dort konnte man kleine Grüppchen sehen, die sich beim Würfelspiel vergnügten. Der Rest schien einfach zu faulenzen. Auf dem ersten Schiff ging es jedoch disziplinierter zu. Ein Mann kletterte dort gerade vom Mast herunter. Er war ungewöhnlich groß und breitschultrig. Trotz der sengenden Hitze trug er einen Brustpanzer, der mehrere Dellen vorzuweisen hate, und einen blauen Mantel. Seine Kleidung schien weniger gelitten zu haben und sein Bart wies Spuren von Pflege auf. Er war blond und seine Haare waren schulterlang. An seiner Seite hing ein Breitschwert und eine Pistole steckte in seinem Gürtel. Er schien geradewegs aus einer Geschichte für junge, adelige Damen entsprungen zu sein, in der von Piraten und romantische Abenteuerern geschwärmt wurde. Seine unsichere Haltung, als das Schiff wieder durch eine Welle schoss, verriet jedoch, dass er ein Mann des Landes war. Nichteinmal die Narbe, die über seine sonnengebräunte Stirn ging, vermochte seinem guten Aussehen zu schaden. Er hatte schon so mancher Frau das Herz gebrochen. Die Narbe machte ihn sogar noch interessanter und exotischer. Es wurde gelacht, als er nach dem Mast griff, um auf den Beinen zu bleiben. Er lächelte zurück und entblößte dabei zwei reihen von großen, makellos weißen Zähnen. Die See war zwar relativ ruhig, doch ab und zu traf eine Welle das Schiff, und es schaukelte dann ziemlich heftig. Wenn ich das hier überlebe, schwöre ich, dass ich nie wieder einen Fuß auf ein Schiff setzen werde, dachte der Mann, während er den Mast umarmte. Er erinnerte sich nur zu gut an den Sturm, den er bei seiner ersten Seereise, vor gut einem Jahr, erlebt hatte. Er hegte keinenen Wunsch, diese Erfahrung zu wiederholen. Ein zweiter Mann, der zwei Köpfe kleiner war, als der erste, sprang leichtfüßig vom Mast und landete sicher auf dem schwankenden Deck.
"Na, alter Freund, fühlst du dich so einsam, dass du dich sogar mit ´nem Mast abgibst?", fragte er den großen Mann und klopfte ihm auf die Schulter.
"Hör´ bloß auf mit deinen dummen Witzen!", sagte dieser mießmütig. Der Angesprochene lächelte und entblößte dabei einige Zahnlücken.
"Ich weiß gar nicht, was du gegen diese Schiffe hast: Immerhin haben die uns nichts gekostet.", entgegnete der Kleine.
"Nichts gekostet? Erzähl das mal denen, die getöten wurden, als die Arabianer sich weigerten, uns die Schiffe zu überlassen!"
"Was heißt hier, weigerten sich? Die haben wir doch gar nicht gefragt. Und fünf Tote sind kein allzuhoer Preis dafür, dass wir endlich nach Hause können!"
Einen Augenblick starrte der große Mann ihn an und sah sich dann um. Zum Glück hatte keiner von den Leuten auf Deck ihre Unterhaltung mitangehört.
"Ich schaue nach den Kisten.", sagte er und stapfte davon. Als er gerade durch die Lucke unter Deck steigen wollte, bemerkte der andere, der ihm gefolgt war, dass es abends einen Sturm geben würde. Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck setzte der große Mann seinen Abstieg fort.
"Pass gut auf die Kistebn auf, Konrad!", schrie der Kleine ihm hinterher.
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Machale Thoth war über alle Maße erzürnt. Die Barbaren hatten es gewagt, seine Ruhe zu stören! Sie haben seine Stadt überfallen und sein Grab geschändet. Seit mehr als dreiandhalb Tausend Jahren warso etwas niemandem gelungen. Die Gebeine derer, die es versucht hatten, lagen in der Wüste, die sich um seine Stadt erstreckte. Er hatte zu seinen Lebzeiten viele Feinde besiegt und seit seiner vorzeitigen Auferstehung, die er dem Großen Feind Nagash zu verdanken hatte, hatte er auch hunderte Schlachten geschlagen. Als die Fremden kamen, hatte er jedoch geruht. Sie hatten seine Wächter erschlagen, seine Sklaven befreit und ihn bestohlen. Jetzt sah er sich zu dem gezwungen, was er noch nie in den Jahrtausenden seines Lebens nach dem Tode getan hatte. Er würde Khazemra, seine geliebte Stadt, verlassen müssen. Er würde sich das zurückholen, was ihm gehörte und er würde den Frevlern keine Gnade gewähren. Seine Priester waren gerade dabei, seine Soldaten, die ihm selbst nach dem Tod noch dienten, zu erwecken. Zornerfüllt schritt Machale Toth aus dem Palast, um die Vorbereitungen persönlich zu überwachen.
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Raben kreisten über dem Schlachtfeld. Sie labten sich sowohl an den Leichen der Menschen, als auch denen der Orks, die alle um die verbrannte Ruine eines Hauses am Rande des Waldes lagen. Die Raben wurden aufgeschreckt und flatterten davon, als sich eine Gestalt aus einem der Leichenhaufen erhob. Unweit des Haufens landeten die Raben und blieben erwartungsvoll sitzen. Die Gestalt trug im Gegensatz zum rest der Leichen, die nur leicht gerüstet waren, eine Vollkörperrüstung. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf dem abgebrochenem Schwert, dass sie in der rechten Hand hielt. Der Krieger ließ das Schwert fallen und stand eine zeit lang schwankend da. Dann nahm er den helm ab und Vlads schmerzverzerrtes Gesicht kam zum vorschein. In seinem kopf drehte sich alles. Er hatte überlebt, dachte er. Aber wie? Und lebte er überhaupt? Bei den Schmerzen, die er spührte, musste er einfach noch am Leben sein. Sein Arm war gebrochen, er hatte mehrere Wunden und ein Hieb hatte ihm fast den Schädel gespalten. Der selbe Hieb hatte ihn auch zu Boden gehen lasse, was ihm vermutlich das Leben gerettet hatte. Die Grünhäute waren einfach über ihn hinweggestürmt. Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und merkte, dass die Haare mit getrocknetem Blut verklebt waren. Was war passiert? Hatten sie gewonnen? Diese Gedanken wältzten sich träge in seinem Kopf. Er sah die sonne untergehen. Wie lange war ich bewusstlos, fragte er sich. Dann kippte er einfach nach vorne und verlor wieder das Bewusstsein.
Vlad spührte brennenden Schmerz, als er wieder zu sich kam. Er lag auf seinem gebrochenen Arm. Mit einem Aufschrei wälzte er sich auf den Rücken. Der Schmerz ließ etwas nach und Vlad lag eine Weile ruhig da und starrte in den Himmel. Da er Sterne sah, musste die Sone schon untergegangen sein. Die Frage war, wieviel Zeit war vergangen? Vielleicht war es schon die nächste Nacht? Da fiel ihm das Fläschchen ein, das Konstantin ihm zu Beginn der Expedition gegeben hatte. Es sein ein Heiltrank, hate er gemeint. Wo war es bloß? Dann erinnerte Vlad sich. Er hatte es in ein Täschchen am Sattel gesteckt. Es war zu wertvol gewesen, und zu nützlich, um es in den großen Satteltaschen verschwinden zu lassen. Jetzt musste er nur noch sein Pferd finden. Der Gedanke an sein Pferd rief ihm die letzten Augenblicke der Schlacht, an die er sich erinnern konnte, ins Gedächtnis. Das arme Tier musste irgendwo in der Nähe sein, dachte er. Der nächtliche Himmel war klar und die beiden Monde, Mannsleib und Morrsleib, leuchteten kräftig, wobei der kleinere der beiden, Morrsleib, den großen fast zu übertreffen schien. In diesem Licht erkannte er den Umriss seines Pferdes, welches, nur wenige Meter entfernt, neben ihm lag. Er robbte auf es zu, da er es einfach nicht schaffte, aufzustehen. Obwohl es nur wenige Meter waren, brauchte er lange für diese Strecke, da er nur einen Arm zur Fortbewegung benutzen konnte. Er musste sich immer wieder ausruhen. Als er beim Pferd angekommen war, erkannter er, mit welcher Kraft der Orkhäuptling das Tier getroffen hatte. Der Kopf seines treuen Streitrosses war fast abgetrennt worden. Sein Ziel, das kleine bronzene Fläschchen hatte er nun erreicht. Sofort entkorkte er es mit den Zähnen und trank die bittere Flüssigkeit. Zuerst spührte er nichts, doch dann setzte ein leichtes Kribbeln ein und die Schmerzen schienen in den Hintergrund zu treten. Sie verschwanden jedoch nicht vollständig, was er bemerkte, als er versucht hatte, aufzustehen. Einen Speer, den er in der Nähe fand, als Krücke benutzend, schaffte er es, auf die Beine zu kommen. Der Tran hatte auch für ein wenig Klarheit in seinem Kopf gesorgt. Wohn jetzt, fragte er sich, während er, an seinen Speer gelehnt, da stand.
Er überlegte kurz und traf dann eine Entscheidung. Langsam bewegte er sich auf die Ruine zu. Die Monde strahlten so hell, dass er in der Lage war, dei Gestalten, die auf seinem Weg lagen, zu erkennen. Es lagen sehr viele Orks herum, die, zumindest bei diesen Lichtverhältnissen, keine erkennbaren Wunden aufwiesen. Vermutlich wurden sie erschossen, dachte Vlad. Einige tote Goblins sah er auch. Dann sah er etwas, was ihn stehenbleiben ließ. Die Gesichter vieler Soldaten, die an diser Schlacht teilgenommen hatten, hatten sich auf ewig in sein Gedächtnis eingebrannt. Und so erkannte er Klaus, der vor ihm lag. Um Klaus lagen ein halbes Dutzend von ihm erschlagener Orks. Die Grünhäute hatten ihn schließlich erschossen. Seinen Speer immer noch umklamernd, lag er, mit schwarzgefiederten Pfeilen gespickt, mit dem Gesicht nach oben da. Neben ihm lag der junge Soldat, der vor der Schlacht so gezittert hatte. Ein gewaltiger Streich hate ihn fast in zwei Hälften gespalten. Mit verdrehten Gliedmaßen lag er da, wie eine hingeworfene Marionette. Weiter hinten sah Vlad die umgekippte Kanone. Um sie herum lag die Bestzung, die sie bis zum Letzten verteidigt hatte. Vlad machte sich um den Ausgang der Schlacht keine Gedanken mehr. Alles war eindeutig. Er versuchte weiter auf die Ruine zu zuhinken, doch sein verletztes Bein gab unter ihm nach. Er fiel um und spührte sofort, dass er auf dem falschen Arm gelandet war. Als die Schmerzen so weit nachgelassen hatten, dass er in der Lage war, wieder klar zu denken, blickte er geradewegs in Gesicht eines toten Soldaten. Der Tod hate den Ausdruck des Schreckens für immer auf den Zügen des abgetrennten Kopfes eingefangen. Dieser Anblick war zu viel für Vlad und er musste sich übergeben. Von Krämpfen geschüttelt, spuckte er eine qualvoll lange zeit, aber sein Magen war leer. Dann saß er da, und rang nach Atem. Ein durch Mark und Bein gehendes Heulen ließ ihn auffahren. Mit einer, für seine Verletzungen, bemerkenswerten Geschwindigkeit hinkte er auf die Ruine zu. Genauso unerwartet, wie es gekommen war, hörte das heulen wieder auf. Dafür war Vlad jetzt nahe genug an der Ruine, um andere Geräusche zu hören. Jemand war eindeutig dort drinnen. Vielleicht hate außer ihm ja noch jemand überlebt. Wenn er es irgendwie geschafft hatte, warum nicht noch jemand? Je näher er der Ruine kam, desto lauter wurden die Geräusche. Schließlich stand er an der Fensteröffnung und warf einen Blick hinein. Was er dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Dort drinnen gab es keine überlebenden Friedburger. Stattdessen sah er dort nackte, drahtige Gestalten, die früher Menschen gewesen zu sein schienen. An ihren Fingern waren jetzt schwarze Krallen und ihre Zähne, mit denen ihre Mäuler voll waren, waren wie Nadeln. Ein gutes Dutzend von ihnen labte sich gerade an den Leichen der Gefallenen. Dabei knurrten sie wie wilde Tiere und stritten sich um die besten Stücke. Seine Anwesenheit war ihnen nicht entgangen und sie beobachteten ihn nun ihrerseits. Ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit. Die Kreaturen schienen sich auf ihn stürzen zu wollen. Ein tiefes Knurren, das von einem großen Tier satmmen musste, jagte sie jedoch in die Ecke der Ruine, wo sie sich wimmernd zusammenkauerten. Vlad sah den Ursprung des Knurrens, als er nach oben blickte. Ein Teil des Obergeschosses hatte den Brand überstanden und dort saß jetzt eine Kreatur, deren Anblick Vlad einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Das Wesen hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit den Leichenfressern, war jedoch um einiges größer und keineswegs dürr. Sie war sogar noch massiger und muskulöser als es der Orkhäuptling gewesen war. Die Nase und die spitzen Ohren erinnerten Vlad an eine Fledermaus. Lange Krallen und Reißzähne rundeten das schreckliche Erscheinungbild ab. Die Fratze des Ungeheuers war blutbesudelt. Es richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Jetzt erst erkannte Vlad, wie gewaltig das Geschöpf wirklich war. Und er konnte sich immr noch nicht rühren. Das Wesen stieß ein scharfes Zischen aus und machte sich sprungbereit. Plötzlich hielt es inne und lauschte in die Nacht. Mit einem gewaltigen Satz verschwand es dann in der Dunkelheit. Als Vlad nach unten blickte, waren auch die Leichenfresser nicht mehr da. Schließlich hörte er das, was die Bestie verscheucht hatte. Er hörte ein Pferd, das sich rasch näherte. Dann sah er es auch. Der Reiter, den es trug, brachte es in einiger Entfernung von Vlad zum Stehen und stieg ab. Es klirrte leise, also musste der Reiter gerüstet sein. Vlad umklammerte den Speer fester und fragte sich, was für eine neue Heimsuchung ihm bevorstand. Egal, was es war, er war bereit!