Irgendwie scheinen die Spieler alle etwas anderes unter dem Begriff zu verstehen! Aufgrund meines Berufs habe ich bis zum Erbrechen mit dem Begriff "Metakommunikation" (und den metakommunikativen Axiomen) hantieren müssen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Metakommunikation
Tatsächlich spielen wesentlich mehr Faktoren innerhalb einer Kommunikationssequenz eine Rolle, als das bloße gesprochene (digital-verbale) Wort. Bei einer Metakommunikation reflektieren Dialogpartner über Körperhaltung, persönliche Einstellungen, Beziehungsaspekte, unmittelbare Aussagen usw, welche der Kommunikation erst ihren Stempel aufdrücken und deren Sinngehalt radikal verändern können.
Auf das Spiel übertragen:
Ich bastel eine Liste, welche aus objektiver Betrachtung (aber lediglich nur gemessen an dem Einheiten Kosten/Nutzen Faktor) gut zusammen passt und vielversprechend wirkt. Mit dieser bestreite ich ein paar Spiele und bekomme nur auf die Mütze! Was könnte passiert sein?
Ich könnte eine Nahkampfarmee gebastelt haben, obwohl ich ein sehr defensiver Spielertyp bin! Ich zögere die ein oder andere Runde zu lange, bevor ich eine Einheit in einen nötigen Nahkampf werfe und verschanze Truppen lieber in Deckung, als wichtige Angriffe zu initiieren.
Oder: Es wirken bestimmte Einheiten auf mich bedrohlich, also neige ich dazu, Feuer auf diese zu konzentrieren, wo es an anderer Stelle nützlicher wäre! (hier z.B. Orkbosse, die nicht selten unter konzentriertes Feuer aller Waffen geraten, wenngleich nur bestimmte diesen wirklich gefährlich werden können. Alle anderen wären, auch wenn die Bosse schon bedrohlich nahe sind, an anderer Stelle besser aufgehoben... oder: flankende Einheiten, welche nicht nur den Effekt ihrer tatsächlichen Zerstörungskraft beinhalten, sondern den Gegner bereits während der Aufstellung pychologisch beeinflussen)
Metagaming spielt sich natürlich auch auf Turnierebene ab, wo ich als Spieler auf sich verändernde Bedingungen zeitig reagieren muss. Das Beispiel der Fahrzeuge ist hierbei oft genannt, aber es gibt auch andere:
Zu Beginn der 5.Edition brach eine Standard-Panik aus, am besten 5-6 Trupps, sonst kann man ja keine Ziele halten. Erschaffen wurden die Überbossbiker, welche von den unzähligen Standardtrupps nicht aufgehalten werden konnten. Dennoch konnte man als findiger Spieler recht früh erkennen, dass auf diese Einheit bald reagiert werden würde und die Bedeutung der Standards relativiert wird. Obwohl Bossbiker kein anderes Profil bekamen, die gleichenPunktkosten besitzen und sich an ihrer Stärke nichts geändert hat, sind sie erheblich weniger gut als zuvor. Ähnlich ergeht es der Spielerlandschaft mit neuen Regelwerken, wie beispielsweise dem Impcodex und der Vermehrung an DW-ignorierenden Waffen. Auch diese federn die Wirksamkeit von Massenarmeen ab.
Die Veränderungen an Armeelisten sind für mich allerdings nur ein kleiner Bereich, den Metagaming für mich ausmacht. Ich sehe hier auch viel psychologische Aspekte mit in dem Begriff! Auch hier ein einfaches Beispiel: Ich kenne einen Spieler, der sich durch spaßige aber stichelnde Bemerkungen immer wieder hinreißen lässt, unkonzentrierte und übermotivierte Manöver zu fahren, welche ihn nicht selten auch den Sieg kosten. Ich selbst neige auch dazu, nach 1-2 guten Runden überheblich und nachlässig zu spielen und gebe damit reihenweise Spiele aus den Händen. Ein Gegner kann, wenn er das auf Metaebene registriert, daraus Kapital schlagen, es ist ein Faktor, der über die eigentlichen, stichhaltigen Regeln hinausgeht.
Was genau ist dann Metagaming für mich? Ich fühle mich da kaum im Stande, eine kurze aber prägnante Definition dafür zu geben, aber sie würde mit Sicherheit eine Vielzahl an Faktoren umfassen, welche direkt oder indirekt einen Einfluss auf das Spiel haben, ohne dass sie klar ersichtlich sind und nur durch Abstrahierung des eigentlichen Spiels wahrgenommen werden können!
Verglichen mit der Metakommunikation:
Es ist oftmals nicht so entscheidend was man sagt, sondern wie und wann man es sagt!
Deswegen können bestimmte Listen nicht von Spielern kopiert und ebenso erfolgreich gespielt werden wie von anderen Spielern, die Faktoren des Metagamings würden erklären warum man mit einer Liste kläglich scheitert, mit der ein anderer Spieler abräumt!