40k Metellus

Haarspalta

Codexleser
22. August 2007
338
0
6.906
Für meinen Armeeaufbau-Thread habe ich vor ein paar Tagen diese (Kurz?)Geschichte geschrieben. Von den meisten beteiligten Personen gibt es auch Modelle ^^ Und jetzt möchte ich sie hier mal den "Experten" vorstellen und eure Meinung hören.



Metellus


Bruder-Sergeant Metellus erreichte die Spitze der Aussichtsplattform. Sie lag auf dem halben Weg zwischen der Stadt und St. Isidors Schrein. Vermutlich war sie einst errichtet worden, um wohlhabenden Pilgern einen erhabenen Eindruck der weitläufigen Gartenanlagen in der Umgebung des Schreins zu vermitteln.

Davon war nun nichts mehr übrig. Metellus bot sich der Anblick der gleichen Kraterlandschaft, die er schon auf unzähligen Welten, in unzähligen Schlachten gesehen hatte. Lediglich St. Isidors Schrein ragte inmitten dieses Ödlands heraus. Die imperialen Streitkräfte hatten ihn bis zum letzten Mann eisern verteidigt und erstaunlicherweise konnte keine Waffe seinem uralten Mauerwerk ernsthaften Schaden zufügen. Dort musste ein wahrer Heiliger ruhen, der die Imperialen beschützte. Wie allerdings die Plattform unter Metellus’ Füßen die vergangenen Kämpfe ebenfalls unbeschadet überstehen konnte, war dem Sergeant ein Rätsel.

Er bekam keine Gelegenheit, diesen Gedanken weiter zu verfolgen. Im Wald jenseits des Schlachtfeldes knickten eine Reihe von Bäumen um und grobschlächtige, rote Fahrzeuge preschten hervor. Die Orks griffen tatsächlich durch den Wald an – sie mussten dabei eine Menge ihres Fuhrparks verloren haben, aber sie erwischten die Verteidiger damit an ihrer schwächsten Stelle. Bruder-Captain Antilleus hatte etwas derartiges vorhergesehen, aber der imperiale Lord-General hatte sich geweigert, das Gebiet um den Schrein zu verstärken. Metellus hätte ihn den Zorn eines Space Marines spüren lassen, aber der Captain hatte es vorgezogen, die Verteidigung des Schreins stattdessen mit seinen wenigen Truppen selbst zu übernehmen.

Aus dem Helmlautsprecher drang die Stimme des Captains: „Bruder Metellus, dieser Xenos-Abschaum soll das Feuer des Imperators schmecken! Sofort!“ Metellus wechselte auf die Trupp-Frequenz: „Übermittle Zielkoordinaten. Feuern in drei…“ Er überflog die Ork-Streitmacht. Es waren knapp fünfzig Ork-Transporter, mindestens zehn davon schwer gepanzert. Bei ihrer jetzigen Geschwindigkeit würden sie den Schrein in wenigen Minuten erreichen. Sein Trupp war der einzige, der nennenswerten Schaden anrichten konnte, aber es waren zu viele Ziele, um sie schnell genug zu vernichten.

„Zwei…“ Die Aufgabe war unmöglich. Metellus sah, wie Captain Antilleus, Trupp Maximus und Sanguiniuspriester Sanos die Verteidigungspositionen vor St. Isidors Schrein einnahmen. Selbst wenn er es schaffte, die Hälfte der Fahrzeuge zu vernichten, blieben noch genug übrig, um den Captain und die anderen Silver Angels einfach zu überrennen. Bis die imperialen Truppen einträfen, würden die Orks längst den Schrein entweiht und geplündert haben und sich auf dem direkten Weg in die Stadt befinden. Es sei denn…

„Eins…“ Es gab eine Möglichkeit. Im Wald waren die Orks in einer Art Kolonne gefahren. Die Führungsfahrzeuge hatten mit Sägen und Walzen eine Schneise geschlagen, in der die übrigen folgten. Und natürlich hatten sie sich nach Verlassen des Waldes nicht neu formiert – zu groß war ihre Kampfeslust. Es musste nur alles genau berechnet werden. Metellus’ Signum spuckte unermüdlich Koordinaten aus und schließlich glaubte er, die richtigen gefunden zu haben.

„Feuer!“ Die vier Raketen flogen auf die vorderen Transporter zu und explodierten gemeinsam zum perfekten Zeitpunkt und mit der gewünschten Stärke. Die kombinierte Druckwelle war stark genug, die Führungsfahrzeuge plötzlich in die entgegengesetzte Richtung zu schleudern, was diese waghalsigen Konstruktionen nicht verkrafteten – sie wurden förmlich zerrissen. Die weggeschleuderten Trümmer zerstörten einige weitere Transporter. Andere versuchten erfolglos auszuweichen, fuhren über die Wracks und überschlugen sich spektakulär.

Mit einer Salve hatte Metellus mindestens fünfzehn Ork-Fahrzeuge zerstört und die verbliebenen hatten Mühe, sich durch das Trümmerfeld zu kämpfen. Er dankte dem Imperator für diese Eingebung. Doch dieser Trick würde nicht noch einmal funktionieren, denn die Formation der Orks war nun buchstäblich gesprengt. Ab jetzt musste er konventionellere Mittel anwenden, aber die Chancen standen nun deutlich besser. Er ließ seine Brüder weitere Salven abfeuern, aber schon hatten die ersten Orks den Schrein erreicht und griffen die Verteidiger an. Solange Metellus dafür sorgen konnte, dass dies nicht zu vielen Xenos gelang, würde sein Captain die Stellung halten können.

Unvermittelt stieg aus dem Wald ein kleiner Schwarm von Fluggeräten auf. Er erkannte sie als Ork-Kopter. Kein Techpriester wusste, wie sich diese blasphemischen Flieger überhaupt in der Luft halten konnten, aber sie waren äußerst schnell und tödlich. Und sie kamen genau auf Metellus’ Trupp zu…

Die Verteidiger des Schreins waren derweil in blutige Nahkämpfe mit einigen Orkbossen verwickelt und nahmen die Kopter gar nicht wahr. Metellus kannte den Captain allerdings gut genug, um dessen Befehle erraten zu können. Beschütze deinen Trupp! Vernichte die Flieger! Das hätte jedoch bedeutet, die Transporter zu ignorieren und es waren noch genügend übrig, um die Verteidiger zu erdrücken. Er hätte einen solchen Befehl natürlich nicht ignorieren können, also beschloss er, ihn niemals zu bekommen. Metellus deaktivierte die Funkverbindung zu seinem Captain.

Bruder-Captain Antilleus trieb sein Schwert gerade in den Bauch eines riesigen Orks und zog es durch dessen Brustkorb bis zum Kopf hinauf. Nur wenige Trucks hatten es bis zum Schrein geschafft und die Silver Angels konnten sie erfolgreich in Schach halten. Metellus leistete hervorragende Arbeit. Er war der beste Devastor-Sergeant, dem Antilleus je begegnet war. Andererseits hatte Sergeant Pansa natürlich Recht gehabt, als er anmerkte, Metellus’ Nahkampftechnik müsse wohl in der zehnten Kompanie geblieben sein. Pansa war für diese Beleidigung einen Monat vom Ordensgebet ausgeschlossen worden, trotzdem stimmte es. Aber im Umgang mit schweren Waffen machte niemand Metellus etwas vor. Antilleus hatte längst beschlossen, ihm zum Kommando über die neunte Kompanie zu verhelfen, sobald Captain Cato einen glorreichen Tod gefunden hatte.

Im Augenwinkel sag er einen Schatten. Antilleus drehte sich um und erkannte ein Geschwader von Koptern, die auf Metellus’ Plattform zuflogen. Das Schlachtenglück hatte sich wohl gewendet. „Metellus, Ork-Kopter auf ein Uhr. Zerstören Sie sie, bevor die Sie erreichen!“ Keine Antwort. „Beim Imperator! Metellus, kommen! Hören Sie mich?“ Der Lautsprecher blieb still. Es war nahezu unmöglich, dass sie die anfliegenden Kopter nicht sahen, aber die Devastoren feuerten weiter diszipliniert auf die Transporter.

Die Fluggeräte eröffneten das Feuer auf die Silver Angels, aber die Schüsse zeigten kaum Wirkung. Augenblicke später waren die Orks nah genug, um ihre Kreissägen einsetzen zu können und diesen hatten die Marines trotz ihrer Servorüstungen wenig entgegen zu setzen. Metellus tötete den ersten Ork mit Bolterschüssen aus nächster Nähe, aber der nächste erwischte ihn mit seiner Säge und trennte seien Oberkörper glatt von den Hüften.

In diesem Moment traf endlich die Verstärkung in Form eines Geschwaders Lightning-Jäger ein, die sofort das Feuer eröffneten und die Kopter in die Flucht schlugen. Gemeinsam mit den verbliebenen Devastoren zerstörten sie auch die restlichen Transporter, während die wenigen überlebenden Orks angesichts der Bedrohung aus der Luft panisch in die Wälder flohen. Antilleus befahl Sanguiniuspriester Sanos, umgehend nach Metellus zu sehen.

Als Sanos die Plattform erreichte, war sie voller Blut. Ein Großteil davon gehörte Metellus. Obwohl sich die Wunden eines Astartes praktisch sofort von alleine schlossen, waren solche Verletzungen auch für einen Space Marine tödlich. Und doch war noch ein Funken Leben in dem Sergeant. Er war nicht bei Bewusstsein, aber seine Qualen zeichneten sich deutlich in seinem Gesicht ab.

„Bruder-Captain, der Sergeant ist tödlich verletzt. Ich werde seine Seele dem Imperator übergeben und die Progenoiddrüsen entnehmen.“ Er aktivierte seinen Reduktor. „Negativ Bruder Sanos. Bereiten Sie ein Stasisfeld vor! Wir bringen ihn hier raus.“ Sanos war verwirrt. „Captain, der Codex Astartes sieht den Einsatz eines Stasisfeldes nur vor, wenn ein Ordensbruder für eine spätere Heilung konserviert werden muss. Für den Bruder-Sergeant wird es aber keine Heilung mehr geben. Lediglich ein Sarkophagus könnte ihn noch am Leben erhalten, aber dies steht nur Offizieren zu.“ Antilleus’ Stimme drang barsch durch den Lautsprecher. „Lassen Sie das meine Sorge sein, Sanos. Befehl ausführen!“

Als Bruder-Sergeant Metellus erwachte, hatte er zunächst das Gefühl, man hätte ihm eine neue Servorüstung angelegt. Der Maschinengeist war ihm fremd und alles fühlte sich anders an – größer. Er versuchte, seine Arme und Beine zu bewegen und das Ergebnis war wenig erfolgreich und äußert ungewohnt. Seine gesamten Sinneseindrücke kamen ihm unbekannt vor und hatten völlig neue Dimensionen. Vor sich konnte er einen Techmarine erkennen, aber wie hatte der ein Astartes werden können? Es war ein Zwerg, nicht halb so groß wie Metellus. Und dann, ganz plötzlich, verstand er.