Miniaturenbemalung: Kunst oder nicht?

Tegres

Bastler
08. Juni 2008
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Hallo zusammen!

Mich würde mal interessieren, wie ihr über die Frage denkt, ob Miniaturenbemalung auch Kunst sein kann. Würdet ihr eure eigenen Werke als Kunst bezeichnen oder nicht? Ist das, was manchmal so auf CMON rumgeistert Kunst?
Warum ja bzw. nein?

Ich persönlich muss sagen, dass das was ich so abliefere kaum als Kunst bezeichnet werden kann, auch wenn es technisch in Ordnung ist.
Aber das eine Diorama, das auch mal hier im Forum gepostet wurde, wo die Situation einer bevortehenden Vergewaltigung einer Eldarfrau durch Implinge dargestellt wurde, könnte meiner Meinung nach schon Kunst sein, weil es etwas aufnimmt, was sonst im Tabletopbereich sehr unterrepräsentiert ist, nämlich den (unheroischen) Schrecken des Krieges.
Auch das was Jarhead und Picster so abliefern ist meiner Meinung nach Kunst, und zwar weil sie den Spaß, den sie am Bemalen haben, richtig zelebrieren mit ihrem Blog. Es kommt einfach gute Laune auf, wenn man auf massivevoodoo rumsurft.

Schreibt einfach, was ihr dazu denkt.

Schöne Grüße
Tegres
 
Also ich denke es kommt darauf an wie eine Mini bemalt ist und wie sie auf einen Betrachter wirkt. Kunst kommt ja nicht nur von Können sondern wird erst dadurch zur Kunst, dass jemand sagt dies sei Kunst. Eine Miniatur kann technisch einwandfrei bemalt sein, wird aber den Kunststatus nicht erreichen, wenn sie nicht aus der Masse der solide bemalten Figuren hervorsticht, durch was auch immer.
 
Ich halte es für meinen Teil so, dass ich dem Gedanken der l'art pour l'art einiges abgewinnen kann (ich bleibe hier bewusst an der Oberfläche, die Ausnahmen und historischen Sonderfälle aufzulisten, sprengte den Rahmen und brächte keinerlei zusätzlichen Erkenntnisgewinn).
Das ergibt konkret auf die Miniaturen bezogen zwei mögliche Fälle:

A) Die Bemalung ist unabhängig von ihrem qualitativen Niveau funktional, dient vorrangig, wenn nicht sogar ausschließlich dazu, "spielfertige" Miniaturen abzuliefern. Hier ist das zugrundeliegende Talent akzidentell, d.h. hinzukommend und nicht von substantieller Bedeutung, da selbst bei hervorragenden Ergebnissen nicht die Absicht zugrundelag, eigentliche "Kunstwerke" zu schaffen. Hier ist von einer handwerklichen Arbeit besser zu sprechen, vorurteilsfrei verstanden natürlich.

B) Gestaltung und Konstruktion unterwerfen sich einem selbstlosen, nur durch sich selbst definierten Gedanken der künstlerischen Beseelung, archetypischer Vertreter hierfür ist das Diorama. Die Bemalung soll nicht dazu herhalten, einen gewissen Vorteil zu erlangen (z.B. den, nicht mit unbemalten Figuren spielen zu müssen), sondern ist Ausdruck einer künstlerischen Idee (im altgriechischen Sinn des Urbildes, der intrinsischen Vorstellung).
Zugegebenermaßen fällt es hier deutlich schwerer, subjektiv die qualitative Fertigkeit des Künstlers außer Acht zu lassen. Es muss geradezu irrwitzig anmuten, eine prächtig bemalte Spielfeldarmee als Handwerk, aber ein untalentiertes Diorama als Kunst dahinzustellen, insonderheit im direkten Vergleich zueinander, jedoch scheint mir das richtiger und nachvollziehbarer als eine rein auf Fertigkeiten beruhende Betrachtung. Es bietet sich hier vielleicht an, das Adjektiv "künstlerisch" im Gegensatz zu "kunstvoll" zu gebrauchen, um graduelle Unterschiede auszumachen.

Ich bin übrigens der Erste, der Mängel und erschreckende Simplizität bei diesem Modell einräumt. Die meisten der größten Kunstwerke aller Zeiten sind Auftragsarbeiten gewesen, übersprudelnde Kreativität ohne die nötigen Handfertigkeiten wird niemals das gebären, was so gerne und weithin Kunst genannt wird, es besteht deutlich sichtbar eine klaffende Lücke zum Alltagsgebrauch des Wortes "Kunst".

Glücklicherweise aber ist die gestellte Frage ja nicht die, wie innerhalb der Miniaturenbemalung differenziert werden soll, sondern, ob es darin überhaupt Kunst geben kann. Das zuzugestehen ist mir allerdings ein Leichtes; die Zu- oder Absprache des Kunstbegriffes lediglich am Vorhandensein klassischer Arbeitsmaterialien wie Pinsel und Leinwand zu treffen, dünkt mir widersinnig zu sein.
 
Ein wirklich gutes Thema, denn Ich hatte diese Diskusion mit meiner Mutter
(ja auch ich als erwachsener Mann muss mir das anhören, naja selbst Schuld wen man ins Wohnzimmer einen Tisch mit doppelten Boden stellen will... mein Hobby wurde dann in den [ca 35m2] Keller verwiesen, ein akzeptable Zwischenlösung für den Sommer 😛 )

Die Haltung meiner Mutter war: Modelle bemalen sei keine Kunst, da man nur etwas quasi vorgegebenes, vor gedachtes mit Farbe versieht.
Die Farb- und Effektwahl selbst entbehre auch der Definition von Kunst.

Meine Haltung war: Reine Reproduktion im Zusammenbau, wenn man nicht umbaut und nicht selbst modelliert ist keine Kunst, sondern nur eine Sonderform des Plagiats.

Das Umbauen selbst stellt jedoch einen künstlerischen Akt da und legt dabei das Fundament für die Bemalung als Kunst.
Ich verwies darauf, wie jeder Film jede TV Serie, ja ihr geliebter Tatort von entsprechenden vorhergegangen Formaten beeinflusst wurden.
[zb wie aus Genere Movies .. Starwars , oder Godfather, Indian Jones etc wurden]

Also everything is a remix. (Googelt es und schaut euch die ersten beiden oder mittlerweile drei Teile an um die Argumentation zu verstehen, falls euch diese Fausformel nicht schon aufgrund eurer Leben und Medienerfahrung einleuchet)

(Ich konnte sie mit meinem hoch gegriffen Ansatz natürlich nicht überzeugen, bzw da sich diese Diskusion spontan ergeben hat ich keine gute Argumentationskette aufbauen konnte, aber wenigsten anhand der Definition von Kunst sie zumindest dazu bringen meinen Standpunkt anzuerkennen)

Um auf eine Antwort zu kommen: Minaturen bemalen ist Kunst, wenn man über ein vorgegebenes Schema hinausgeht.

Sprich Armeen bemalen ist keine Kunst. Einzelminiaturen mit entsprechenden Base Eigenheiten etc. ist Kunst.

Der letzte Punkt ist: Kunst ist Kunst wenn sei sich verkauft: Onkel Jarhead könnte sein Arbeiten an den Mann bringen keine Frage. Ergo ist er ein Künstler.

Aber schlussendlich wollen wir doch nicht zu viel von Definitionen leben gell Kog, am Ende ist der künstlerische und kreative Funke in jedem unsere Minis zu finden auch, wenn es halt der 138 imperiale Soldat ist. (dagegen wirkt die berühmte Scheiße in der Dose doch wahrlich gleichrangig)
 
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