40k Nurglige Geschichte (Mehrteiler!)

Paule

Blisterschnorrer
17. April 2009
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7.511
Prolog:
Die Gestalt stand mit gebeugtem Haupt und blickte auf die Sterne. Langsam glitten sie am Raumschiff vorbei. Das früher so stolze Schlachtschiff trieb nun steuerlos durch den Raum.
„Wie konnte dies nur geschehen?! Warum hat der Imperator es zugelassen?!“ die Gedanken des Mannes waren düster und er war der Verzweiflung nahe. So tief war sein Orden gesunken, so tief war er selbst gefallen.

Der Verrat Horus hatte sie alle tief getroffen, der Bruderkrieg war verheerend, und das Chaos und die Qualen danach unerträglich. Nichts war mehr so wie es einmal war. Statt auf ihre alte Stärke zusetzen, wurden sie gezwungen sich von ihren Brüdern, ihrem Mutterorden, zu trennen. Sie versuchten das Beste daraus zu machen. Dem Imperator und dem Imperium weiterhin zu dienen, die Feinde abzuwehren und die Menschheit zu schützen, doch die Aasfresser welche sich auf den verwesenden Kadaver des Imperiums stürzten, waren unendlich an Zahl und Stärke.
Zu viele Feinde und zu wenig loyale Soldaten des Imperators. Sein Orden wurde von einer Mission zur anderen geschickt. Welten zu erobern, zu befreien, oder zu vernichten. Überall brannte es. Niemals Ruhe, niemals Frieden!
Er kam bereits als Krieger auf die Welt, kämpfte um zu leben bis er von den Männern des Imperators aufgenommen und ein zweites Mal als der perfekte Soldat wiedergeboren wurde. Eine gewaltige Ehre, der er sich als würdig erwies, als er Jahrzehnte nach seiner Aufnahme in den Orden zum Rang des Ordensmeisters aufstieg um seinen Orden in eine glorreiche Zukunft zu führen
Doch die Jahre nach dem Verrat schonten auch ihn nicht. Seine Brüder und er führten in einem Krisengebiet nach dem anderen Krieg, nur um nach einem Sieg sofort wieder in den nächsten Krieg, Kreuzzug oder Schlacht zu ziehen. Selbst an einem Übermenschen wie einem Space Marine zerrte dies und hinterlies seine Spuren.
Bald waren die Ressourcen des Ordens aufgebraucht. Der Nachschub verzögerte sich immer öfter und die Einsatzgebiete entfernten sich immer weiter von Terra und dem Licht ihres Imperators. Die Zahl der einsatzfähigen Brüder ging zurück, die Verbleibenden mussten zu Viele ersetzten. Der Stress, die Anstrengungen, die Qualen und der Feind selbst forderten so viele Opfer. Ihr Orden war schon erheblich geschrumpft bevor sie zu dieser neuen Mission aufbrachen.
Es war eine gefährliche Mission, die sie an das äußerste Ende des imperialen Hoheitsgebiets führen würde.
 
Kapitel 1:

Der Orden war dazu verdammt zu sterben. Sein Untergang war bereits besiegelt.
Doch die Marines in ihren Raumschiffen ahnten davon noch nichts, als sie in den Orbit des Planeten eintraten.
Ihr Aufmarsch auf der Planetenoberfläche war unvergleichlich. Noch einmal kehrte der Glanz des mächtigen menschlichen Imperiums zurück. Landungskapseln fielen auf die Oberfläche hernieder wie ein Hagel der Strafe und des göttlichen Zorns! Trupp um Trupp marschierten sie in ihren glänzenden Rüstungen auf. Präsentierten die mächtigen Waffen des Adeptus Astartes. Ihre Fahrzeuge rollten unaufhaltsam vorwärts, die mächtigen Senex Antiquii stapften in ihrer metallener Haut zwischen ihnen und über ihnen am Himmel zogen die Jäger- und Bomberstaffeln ihre Bahnen.
Friedrichs Brust wölbte sich vor Stolz, als er den prächtigen Anblick seiner Legion sah. Er war erst seit Kurzem zum neuen Ordensmeister gewählt worden. Neben seiner beeindruckenden Gestalt und seinem Kampfgeschick, war es vor allem seinem enormen Ehrgeiz zu verdanken, dass er vom Rat der Veteranen nach dem unglücklichen Tod seines Vorgängers zum neuen Führer seines Ordens bestimmt wurde.
Wider Erwartens, war die Verteidigung des Feindes recht schwach. Die orbitalen Verteidigungsstationen des Planeten waren allesamt außer Funktion als sie ankamen und so wurden sie kurzer Hand als Zielscheiben verwendet, um die Bordwaffen der Ordensschiffe nach der langen Reise im Warp neu zu kalibrieren. Auch die geostationären Verteidigungslaser waren ein Witz. Anscheinend liefen sie nur mit Hilfe der KI, so dass ihr Beschuss so gut wie völlig ineffektiv war!
Nach dem Sichern einer Landungszone, den Absetzten der Hauptstreitmacht und den sofortigen Ausbau des Standorts zum Lager, wurden Trupps zum erkunden der Gegend ausgesendet. Bisher gab es noch keinen direkten Feindkontakt. Selbst die Systeme an Bord der Raumschiffe erfassten keine genauen Werte von Lebenszeichen.
Der Planet verfügte nämlich nicht nur über eine üppige und bizarre Vegetation, sondern auch die verschiedenen Gasschichten in der Atmosphäre störten die Sensoren.
Friedrich ärgerte die Verzögerung und die scheinbare Feigheit des Feindes und wütend stapfte er von einer Ecke des HQ-Containers zur anderen. Die schweren Schritte und das Gewicht seiner uralten Servorüstung ließen die karge Einrichtung erzittern. Schließlich kamen die ersten Meldungen der Scoutmannschaften zurück. Über seine Helm-Kommunikation ließ er sich mit den Truppführern direkt verbinden. Die meisten Berichte handelten von der erfolglosen Suche nach Feindeinheiten.
Da auch die Kommunikation nur äußerst eigenwillig auf diesem Planeten funktionierte, dauerte es 15 Tage bis der letzte Trupp endlich Nachricht über ein feindliches Lager senden konnte. Die Aussagen im Bericht waren jedoch so unerwartet, dass Friedrich beschloss, sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.
 
Kapitel 2:

Die Schubdüsen des Thunderhawks ruckelten, irgendwie tat der Maschine die Luft auf diesem Planeten nicht gut. Die Scouts sicherten bereits den Landeplatz. Friedrich hatte seine kampferprobtesten Männer in seinem Kommandotrupp.
„Wie ist die Lage Sarge? Bericht!“, waren seine kurzen Worte, noch bevor er den morastigen Boden betrat. Hier war die Luft noch feuchter und drückender als in ihrem Hauptlager. Er schloss die externe Sauerstoffversorgung seines Helms und stellte auf interne Versorgung um.
Auch die Scouts hatten ihre Atemmasken aufgesetzt. Einer von Ihnen kam nun auf ihn zu, grüßte kurz und meldete: „Bruder Kommandant,… die Lage ist… ruhig. Keine Feindbewegungen sichtbar! Lager… bereits erkundet. Überlebende entdeckt. …Gefahrenstufe Grün! Keine Bedrohung erkennbar. … Sollen wir das Lager säubern?“
„Überlebende?!“, Der verwendete Begriff verwirrte Friedrich, lenkte ihn sogar kurz von der erschöpften Erscheinung des Scoutsergeant ab.
Dennoch, selbst wenn man sich 15 Tage im Dschungel befindet, war die Aufmachung des Scouttrupps so nicht hinnehmbar. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass nicht nur die Rüstung und Kleidung der Soldaten verdreckt, zerschlissen und zerkratzt war, sondern selbst ihren Waffen gegenüber ließen es die Brüder an Aufmerksamkeit mangeln. Außerdem machten sie durchwegs einen müden und schlappen Eindruck. Einer zeigte sogar nicht einmal soviel Anstand, dass er bei Erscheinen seines Kommandanten, auf dem Boden hocken blieb.
„Kamerad, Haltung! Wo ist euer 10ter Mann? …Hey du, auf!“ Der Bruder Scout erhob sich schwankend. „Sir, berichte Bruder Gru ist vor einer Stunde gefallen. Ist einfach zusammengebrochen und hat zu atmen aufgehört. Weitere Brüder leiden an verschiedenen Symptomen.“
„Diese neuen Brüder, eigentlich noch Neophyten, sind auch nicht mehr das, was sie zu meiner Zeit waren.“ Friedrich gab seinem Leib-Apothecarius ein Zeichen. Dieser hatte bereits alles mitgehört und begann sofort mit seiner Arbeit. Ungeduldig musste Friedrich warten. „Die Aspiranten werden wegen zu vielen Ausfällen zu früh in den Kampfeinsatz geschickt. Pah-, Einigen passten ja noch nicht einmal ihre Scoutanzüge richtig. Sie sind einfach noch nicht so weit. Sind ja fast noch Kinder!“, dachte er verbittert bei sich.
Die Scouts umringten die Gestalt in der weißen Servorüstung und ließen sich von ihr der Reihe nach durchleuchten. Friedrich schaltete den Com-Link für den Trupp aus, damit ihm nicht das Gejammere und das unehrenhafte Gequatsche über Wehwehchen der jüngeren Brüder noch mehr verärgerte, als es bereits der Fall war. Sie vertrödelten nur wertvolle Zeit. Zeit, in der er dem Imperium dienen müsste. Zeit, in der auch sie dem Imperium dienen und seinen Befehlen gehorchen müssten.
Er dachte bereits daran die Scoutbrüder zum Hauptlager zurückzuschicken und mit seinem Kommandotrupp allein ins entdeckte Lager einzumarschieren.
Doch das feindliche Lager wollte er nicht nur mit einem Trupp, selbst wenn es die Elite seines Ordens war, angreifen. Nachschub von der Hauptstreitmacht würde zu lange brauchen und so musste er gezwungenermaßen zuvor sicher gehen, dass der zweite Trupp, die Scouteinheit, einsatzbereit war.
Anscheinend während den Untersuchungen einmal mit dem Kopf schüttelnd und dann aber auch wieder mal nickend, war der Apothecarius mit den restlichen Scouts fertig.
Aus einem hellgrünen Gebüsch in der Nähe des Landeplatzes und des provisorischen Scout-Camps wurde der 10te Scoutbruder in einem großen Plastiksack herbeigezogen. Dgrat, ein guter und in seiner Aufgabe versierter Mann, kniete sich neben den feuchtglänzenden schwarzen Sack, fingerte etwas am Reisverschluß herum, bis er diesen endlich mit seinen behandschuhten Fingern erwischte. Mit der Routine von Jahrhunderten öffnete Dgrat, der Apothecarius des Kommandotrupps, mit einem Ruck den faltigen Sarg.
 
Kapitel 3:

Der Apothecarius drehte sich zu den Scouts. Er begann wild zu gestikulieren, der Sergeant der Scouteinheit fuchtelte zurück. Anscheinend gab es irgendein Problem mit dem Leichnam. Friedrich schaltete die anderen Trupps wieder seinem Com-Link zu.
„1 Stunde Bruder Scout? 1 Stunde?
Bruder Scout, da musst du einem Irrtum unterliegen!“ Dgrat, herrschte den Sarge gerade ziemlich barsch an. Der Sergeant des Scouttrupps war zwar noch jung, jedoch erfahren und bekannt als kompetenter Anführer und ehrenhafter Bruder des Ordens. Trotzdem stand der Apothecarius des Kommandotrupps, der persönliche Apothecarius des Ordensmeisters selbst, in der Ordens-Hierarchie weit über ihm, so dass er seine Worte bedacht und eher unterwürfig wählte: „Entschuldigt … Bruder Dgrat, der lange Aufenthalt im Feindgebiet muss mich … ausgelaugt haben. Dennoch, bitte glaubt mir, … er starb nur wenige Minuten vor eurer Ankunft. Kaum mehr als 1 Stunde her!“
Friedrich schritt über den schwammigen Boden. Jeder seiner Schritte verursachte ein Platschen, gefolgt von einem saugenden Geräusch, wenn er seinen Fuß wieder anhob. Die großen Stiefel der schweren Servorüstung hinterließen tiefe Abdrücke bis er schließlich neben dem noch immer knienden Apothecarius stand.
Sein Blick fiel auf den geöffneten Plastiksack.
Als Krieger war er einen solchen Anblick gewöhnt. In seiner Laufzeit als Soldat des Imperiums begegneten ihm schon die grausamsten Dinge auf den Schlachtfeldern. Kinder, deren Beine von Minen zerfetzt wurden, dass sie noch an Ort und Stelle verbluteten, Haufen von Leichen die sich meterhoch türmten, wochenalte verwesende Wasserleichen, die ganze Wasserreservoirs verseuchten, ganze Städte deren Gebäude mit Innereien und menschlicher Haut geschmückt waren. Und geköpfte Frauenleichen, deren aufgeblähten Leiber geöffnet wurden um ihnen ihre ungeborenen Söhne und Töchter herauszureißen.
Es war daher nicht das Schlimmste was er bis dahin gesehen hatte, auch wenn der gequälte Ausdruck und die verdrehten Augen des toten Bruders einen erschreckenden Anblick abgaben. Das Gesicht des Leichnams war eingefallen, die Haut schimmerte in leichten Grüntönen und wirkte wie aus Wachs. Das Haar des Bruders lag in Büscheln neben der Leiche, sein Schutzanzug hatte Braune Flecken und gelblicher Eiter drückte aus den Öffnungen. Jeder der Umstehenden war dankbar über seine Atemmaske!
Diese Leiche konnte niemals nur 1 Stunde alt sein, nicht einmal nur 1 Tag. Der Verwesungsgrad war einfach viel zu weit fortgeschritten.
Dgrat konnte mit seinen Geräten nicht mehr viel erkennen. An ein Ernten der Progenoiddrüse war gar nicht mehr zu denken. Schon gar nicht als der Apothecarius zu dem Schluss kam, dass der Tod des Bruders anscheinend durch einen Defekt der implantierten Organe zurückzuführen sei. Die feuchte warme Luft musste den Verwesungsvorgang beschleunigt haben, oder der Sergeant des Scouttrupps log, aus welchen Gründen auch immer!?
Der Apothecarius zog den Reißverschluss wieder zu, senkte kurz seinen Helm, kreuzte die Arme und verschränkte seine beiden Daumen vor der Brust, um mit dem Aquila Imperialis noch ein letztes Mal dem Toten zu gedenken.
Seine Scoutbrüder brachten den Leichensack ins Thunderhawk! Hier war alles getan, was getan werden konnte.
Friedrich drängte bereits weiter. Seine harten Befehle holten seine Brüder wieder zurück aus ihrer Trauer. Es galt noch immer den Feind zu stellen!
Für das Imperium! Für den Orden! Für ihre Brüder! Für Gru! Damit sein Tod nicht umsonst war.
Von den Scouts in den Flanken geschützt brachen sie endlich zum feindlichen Lager auf.
 
Kapitel 4:

Der Scoutsergeant stand leicht gebückt hinter einer Art Busch, die übrigen Scouts waren ausgeschwärmt, Friedrich selbst stand hinter einem breiten abgestorbenen Baum und blickte auf die Ansammlung an kärglichen Hütten nur wenige hundert Meter vor ihnen. Im Visier seines Helms wechselten die verschiedenen Ansichten schnell hintereinander. Infrarotansicht konnte man vergessen. Fast die gesamte Umgebung strahlte eine ähnliche Wärmesignatur aus. Im Ultraviolettspektrum konnte er keine dominante Strahlung feststellen. Totale Vergrößerung zeigte ihm nur wie heruntergekommen und Ungeziefer befallen die einfachen Behausungen waren. Es gab keine sichtbaren Verteidigungsanlagen. Weder Lasertürme, noch Schützenstellungen waren zu erkennen. Noch nicht einmal aufgescharte Wälle oder Gruben! Von seinem Standpunkt aus war kein feindliches Anzeichen auszumachen. “Bruder Nekogami, du berichtetest von „Überlebenden“!?“ Der Scoutsergeant drehte seinen Kopf langsam zu Friedrich. Seine Augen waren gerötet, sein Haar klebte ihm klatschnass am Kopf. Kein Visier hielt die unangenehmen Gase, die seine Augen reizten, fern, selbst seine Atemmaske konnte keinesfalls mit der internen Sauerstoffversorgung der Servorüstungen mithalten. Man sah dass es ihm schlecht ging, doch er erfüllte seine Aufgabe weiterhin. Mit dem Finger seiner rechten Hand, die leicht zitterte, deutete er auf die größte der Hütten. „Dort…, Sir! Überlebende. …! ... Sind alle … krank! Der Feind hat sie wahrscheinlich …. als unnötigen Ballast zurückgelassen. … Sind keine Gefahr, können sich ... kaum noch rühren!“ Die Stimme war heiser, selbst über die Com-Anlage konnte man das deutlich hören.
Friedrich hatte Fast etwas Mitleid mit seinem jungen Bruder, dennoch, jetzt war nicht die Zeit sich von so etwas ablenken zu lassen. Ein Space Marine ist hart im Nehmen. Nekogamis Körper braucht nur wieder etwas Zeit um sich zu erholen. Erholen könnte er sich jedoch erst später, nach der Mission. So lange musste der Scout noch warten, solange weitermachen und kämpfen! Das verlangte Friedrich von seinen Ordensbrüdern und natürlich auch von sich selbst. Keine Schwäche darf schuld daran sein, einen Auftrag nicht zu erfüllen!
Über Com kam die Bestätigung. Das Lager galt als gesichert.
Während die Scouts eine versteckte Stellung etwas außerhalb des Zielgebiets einnahmen, schritt Friedrich inmitten seines Kommandotrupps geradewegs ins feindliche Lager hinein. Sie wurden immer schneller. Legten die letzten Meter beinahe im Sprint zurück, bis sie im Lager des Feindes waren.
Sie stürmten in die ersten Behausungen. Verschwanden in den dunklen Öffnungen nur um kurz darauf wieder herauszukommen. „Nichts!“, waren die Meldungen. Friedrich war jetzt da, wo er sein wollte! Ohne Servorüstung hätten wohl seine Hände und Beine vor Aufregung und Anspannung gezittert. Trotz so vieler Schlachten, war jeder Angriff wieder eine neue Herausforderung.
Sie sammelten sich in der Mitte des Lagers und stürmten dann geschlossen auf den größten Verschlag zu. Friedrich hörte seine zwei Herzen pochen, spürte sein Blut rasen. Sein gesamter Körper machte sich bereit. Bereit um zu Kämpfen!
Mit einem mächtigen Tritt trat er die Tür auf, seinen gesegneten Bolter im Anschlag. Die Tür zerbarst in tausend Einzelstücke, die auf den schmutzigen Boden der Hütte regneten. Das Helmvisier schaltete automatisch auf Restlichtverstärkung und die Rüstungssensoren zeigten eine Temperatur und Luftfeuchtigkeit wie in einem übersteuerten Gewächshaus an. Es dampfte regelrecht und es bildeten sich augenblicklich Kondenstropfen auf den Rüstungen. Nach wenigen Sekunden ran das Wasser die Rüstungen herunter und trübte auch die Linsen des Visiers. Damit hatten sie nicht gerechnet!
Friedrich riss als Erster seinen Helm vom Kopf um wieder einen freien Blick zu bekommen. Eine bessere Sicht gegen eine nun ungeschützte Stelle, einen perfekten Angriffspunkt für potenzielle Feinde, tauschend.
War es eine Falle? Wenn ja, konnten sie ihr dann noch lebend entkommen?
 
Bevor du noch verzweifelst und aufhörst zu schreiben, gebe ich dir mal ein paar Tipps und Kritik.

1. Benutze auch indirekte Rede. Es klingt besser, wenn du anstelle:

„Wie konnte dies nur geschehen?! Warum hat der Imperator es zugelassen?!“ die Gedanken des Mannes waren düster und er war der Verzweiflung nahe.

Der Mann fragte sich, wie dies nur geschehen konnte, warum es der Imperator zugelassen habe. Die Gedanken des Mannes waren düster und er war der Verzweiflung nahe.
schreibst.

Und '?!' kommt in Literatur auch eher weniger gut. Entweder '?' oder '!'. Insgesamt ist dein Einsatz von Ausrufezeichen sher ungewöhnlich. Meist benutzt ein Autor Ausrufezeichen nur in Dialogen und nicht in solchen Sätzen: Landungskapseln fielen auf die Oberfläche hernieder wie ein Hagel der Strafe und des göttlichen Zorns! Das passt hier einfach nicht. Seine Scoutbrüder brachten den Leichensack ins Thunderhawk! Wieso Ausrufezeichen?

2. 'Friedrich' passt mehr zu einem Imperialen Soldaten aus der Alten Welt, als zu einem Space Marine der Zukunft. Loken, Ekaddon, Eidolon, Uriel. Das sind Namen die zu Space Marines passen.

3. Auch die geostationären Verteidigungslaser waren ein Witz.
Sorry, aber...nein.Über so etwas stolpert der Leser, weil es einfach nicht passt.

4. Friedrich ärgerte die Verzögerung und die scheinbare Feigheit des Feindes und wütend stapfte er von einer Ecke des HQ-Containers zur anderen.
Meinst du wirklich, dass ein Ordensmeister der Space Marines so reagiert, ist er so leicht erzürnbar? Er wird eher versuchen eine Taktik hinter der offensichtlichen Feigheit zu finden, um darauf so gut wie möglich zu reagieren.

5. Die Scouts sicherten bereits den Landeplatz. Friedrich hatte seine kampferprobtesten Männer in seinem Kommandotrupp.
Das kann man doch schöner machen.
Scouteinheiten rückten bereits zum Landeplatz vor, um die Sicherheit des Landeplatzes zu gewähren. Sollten sie unerwartet auf Widerstand treffen, würde Friedrich dem Gegner mit den kampferprobtesten Männern seines Kommandotrupps schwer zusetzen.

6. Das Thema mit 'Sarge' hatten wir schonmal. Passt einfach auch nicht.

7. „Die Aspiranten werden wegen zu vielen Ausfällen zu früh in den Kampfeinsatz geschickt. Pah-, Einigen passten ja noch nicht einmal ihre Scoutanzüge richtig. Sie sind einfach noch nicht so weit. Sind ja fast noch Kinder!“, dachte er verbittert bei sich.
Arroganz, Verbitterung und eine ungewöhnliche Wortwahl passen auch nicht zu einem Ordensmeister. Siehe 'Pah-'. Lieber nicht.

8. Dgrat, ein guter und in seiner Aufgabe versierter Mann, kniete sich neben den feuchtglänzenden schwarzen Sack, fingerte etwas am Reisverschluß herum, bis er diesen endlich mit seinen behandschuhten Fingern erwischte. Mit der Routine von Jahrhunderten öffnete Dgrat, der Apothecarius des Kommandotrupps, mit einem Ruck den faltigen Sarg.
Wenn es routinierte Handgriffe sind, wieso hat er dann erst Mühen den Reißverschluss zu fassen?

9. Ohne Servorüstung hätten wohl seine Hände und Beine vor Aufregung und Anspannung gezittert.
Ein Space Marine sollte seinen Körper soweit unter Kontrolle halten können, um ungewollte Körperregungen zu unterdrücken.

Auch wenn ich jetzt doch etwas mehr Punkte als erwartet geschrieben habe, gefällt mir die Geschichte gut. Mich würde es freuen, wenn man erfährt welchem Orden die Space Marines angehören.
Nicht verzagen, schreib einfach weiter!

Gruß Max
 
Kapitel 5

Doch der tödliche Treffer blieb aus!
Ungläubig und beinahe überrascht noch zu leben, bekann Friedrichs Herz wieder zu schlagen. Selbst zu Atmen wagte er nun wieder. Mit einem tiefen Atemzug zog er die Luft ein.
Doch die Entspannung blieb aus. Die Luft hatte noch nicht einmal seine Lungen wieder verlassen, da krümmte sich der Ordensmeister. Er hustete und würgte. Die Luft war so dick, dass man sie beinahe schneiden konnte und der Geschmack nach Verwesung und Verfall war übermächtig. Seinen Brüdern hinter ihm ging es nicht anders. Einer fiel sogar auf seine Knie und erbrach sich über den grünlich schimmernden Holzboden der vermoderten Hütte. In welches Dreckloch waren sie hier geraten?!
Es dauerte Friedrich viel zu lange bis endlich wieder die nötige Disziplin in seiner elitären Leibwache eintrat und sie sich wieder auf die eigentliche Mission konzentrieren konnten.
Nun endlich kamen sie dazu, die Hütte genauer zu untersuchen. Der baufällige Schuppen bestand aus nur einem einzigen großen Raum, der jedoch beinahe kaum höher als eine Servorüstung war. Der hintere Teil lag in dunklen Schatten. Irgendeine Art von Stoffbahnen unterteilten den dunkleren Abschnitt der Hütte. Es war kaum etwas zu erkennen. Die Geräte zeigten jedoch biologische Lebensformen an.
Mit Bolter und Schwert in den Händen näherte sich Friedrich dem Teil des finsteren Raums, aus dem nun auch ein Keuchen und Stöhnen, erst ganz leise, aber dann immer lauter werdend zu hören war. Seine Brüder sicherten bereits den Bereich. Er war sich sicher, dass nun keine Gefahr mehr drohte, ganz gleich um welche Kreaturen es sich da auch immer handeln sollte.
Nun erst bemerkte er die fehlende Kommunikation seiner Brüder untereinander. Nicht einmal das anfängliche Husten von Kalumpel, dem jüngsten Bruder seiner Leibgarde, war mehr zu hören. Sie bewegten sich auch nicht mehr, sondern standen nur noch still da und starrten auf etwas, dass anscheinend auf einer Art Bettgestell verborgen lag hernieder.
Nach jedem Schritt, denn sich Friedrich seinen Brüdern und den Kreaturen in der Hütte näherte, schien es ihm als würde die Luft noch unerträglicher. Jeder Atemzug stach in den Lungen. Jedes Luftholen verursachte Schmerzen in der Brust. Die Männer machten ihm Platz, als er zwischen ihnen hindurch auf eines der Gestelle zuhielt.
Trotz der überragenden Physiognomie eines Space Marines konnte er zuerst nichts in den schmutzigen und verdreckten Lacken erkennen. Nicht nur das Erstarren seiner Männer und die Frechheit ihm, ihren Ordensmeister, keinen sofortigen Bericht zu erstatten verärgerten ihn. Nein, auch seine eigne Schwäche verfluchte er.
Er bemerkte wie sein Körper an seine Grenzen kam. Ihm war schwindelig und seine Augen tränten. Teilweise verschwammen die Bilder vor seinen Augen, dass er kaum noch was erkennen konnte. Gereizt riss er seine Augen weit auf. Jetzt konnte er endlich was erkennen. Doch was er da sah, erschütterte sogar ihn, den absoluten Krieger des Imperators.
 
Kapitel 6
Auf dem Ungeziefer verseuchtem Bett, lag ein aufgequollenes Stück Fleisch. Es war nur schwer als menschliches Mädchen zu erkennen. Sie war vollständig nackt und sicher noch nicht älter als 8 Terrajahre. Ihr Zustand war erschreckend. Der gesamte Körper war mit Pusteln und entzündeten Eiterherden übersät. Ihr Bauch war aufgebläht und beinahe zum Platzen angeschwollen. Ein Teil ihrer Fingerchen waren Schwarz und das rohe Fleisch schälte sich bereits von den Knochen. Sie röchelte und war blind, da ihre Augen von Eiter, Schleim und Erbrochen zugeklebt waren.
Das war selbst den harten Kriegern des Imperiums zuviel. Friedrichs Gesicht wurde noch blasser. Er fasste sich an seine nasse Stirn und sank vor dem Bett des Mädchens auf die Knie.
Sanft, unglaublich sanft berührte sein schwerer behandschuhter Finger die aufgesprungenen Lippen des kleinen Menschenwesens.
Ein Zittern ging durch das kleine Mädchen, doch um ihren Kopf zu heben war sie zu schwach.
„Kindchen, was ist mit dir? Was ist geschehen? Was im Namen des Imperators?“ Dgrat beugte sich über das Bett. Er bekann sofort mit seiner Untersuchung. Doch das kleine Mädchen begann nun zu wimmern. Der erfahrene Apothekarius konnte keine Stelle des kranken Körpers berühren ohne das Wunden aufplatzten, sich Haut vom Körper schälte oder sogar die schwachen und porösen Knochen des Mädchens knackten und brachen. Dicke Tränen kämpften sich ihren Weg aus den verklebten Augen frei und liefen helle Spuren im schmutzigen verfallenden Gesicht des kleinen Kindes hinterlassend die aufgeplatzten Wangen hinunter. Friedrich wurde es zuviel. Fast fluchtartig verließ er die Hütte.
Wieder im freien wurde er sich auch der Anwesenheit seiner Brüder gewahr. Ob sie ihm gefolgt oder voraus geeilt waren, konnte er sich nun nicht mehr entsinnen. Jeder war mit dem Gesehenem beschäftigt, Jeder versuchte den Anblick des kleinen kranken Mädchens zu verarbeiten. „Welche Schande“, dachte Friedrich, „Alles erwachsene und kriegserfahrene Männer!“ Keiner wäre nun in der Lage gewesen einem Angriff abzuwehren. Die Begegnung mit dem Grauen in diesem Raum hinterließ die kampfgestählten Krieger verwirrt und orientierungslos.
„Mein Lord!“ Erschrocken fuhr Friedrich aus seinen Gedanken. Er hatte sich erschöpft gegen eine Hauswand gelehnt. „… mein Lord?“ Es war Nekogami der sich aus den Büschen um die Siedlung gekämpft hatte und nun Friedrich ansprach. Der Ordensmeister nahm sofort Haltung an, richtete sich wieder auf und blickte fast zornig direkt in das Gesicht des Bruders. Keine Schwäche vor einem Bruder, schon gar nicht vor einem Bruder Scout, wollte er zeigen!
„Was?“ herrschte er Nekogami an. Wie als zusätzliche Beschämung und Herabwürdigung seiner Person, schien es dem jungen Sergeant wieder um einiges besser zu gehen. Die vorher beinahe trüben Augen glitzerten nun wieder voll neuer Energie und Tatendrang. „Ein vom Imperator gesegneter Körper, wie der eines Space Marines, wird wohl mit allem fertig“, dachte sich Friedrich dabei und hoffte, dass auch sein Körper sich bald an die vergiftete Umwelt gewöhnt hätte.
„Was soll nun geschehen, mein Lord?“, Negokamis funkelten Augen blickten ihn fragend an.
Das war eine gute Frage. Normalerweise sollte nach dem üblichen Protokoll dieser Ort auf der Stelle gesäubert werden. Im extremsten Fall mussten alle an der Mission beteiligten Brüder, selbst wenn es sich um den Ordensmeister handelte, bis auf weiteres in Quarantäne. Er verfluchte nochmals die Situation, in der er gezwungen war seinen Helm abzunehmen!
Als ihm bewusst wurde, dass der junge Scout noch immer auf seine Antwort wartete, kam gerade Dgrat aus der Hütte gestolpert. Er schien um Jahre gealtert als er sich Friedrichs Position näherte um Bericht zu erstatten! Dgrat würde wissen was zu tun war. Dgrat hätte sicher den passenden Rat für ihn. Oder?
 
Kapitel 7
Der weise Apothekarius hatte bereits seinen Helm wieder aufgesetzt und seine Stimme klang dumpfer als sonst. „Herr“, diese Anrede verwendete der Bruder nur in den offiziellsten Angelegenheiten, „Herr, es ist zu spät! Für diese Menschen gibt es keine Rettung mehr. Nur noch der Tod kann ihre Erlösung sein! Es muss getan werden, was getan werden muss!“ Seine anfangs leicht schwankende und eigenartig vibrierende Stimme wurde von Satz zu Satz, selbst von Wort zu Wort härter und klarer. Der letzte Satz war in der bitteren Stimmlage der Überzeugung und mit einen unleugbaren Entgültigkeit gesprochen.
Nur Friedrichs langjähriger und vertrauter Freund Dgrat, sein persönlicher Apothekarius, durfte sich einer solchen Ausdrucksweise ihm gegenüber erlauben. Wenngleich Friedrich ansonsten genauestens darauf achtete, dass ihm sein Gegenüber immer den nötigen Respekt zollte, so war er in dieser Situation sogar froh, dass es sein Bruder war, der ihm die unangenehme Entscheidung abnahm. Er nickte nur und seine Brüder wussten was zu tun war!
Nur wenige Augenblicke später brannte das ganze Dorf. Friedrich blickte sich noch einmal um. Das Feuer brannte durch die chemischen Brandbeschleuniger ganz in Blau, doch es waren kaum noch Flammen auszumachen, da der Rauch wie schwarze feste Wolken schon bald alles verdeckten. Nichtmehr von dem unnatürlichen Leuchten abgelenkt kamen nun die Geräusche umso deutlicher heraus. Die Flammen knackten und das alte feuchte Holz knisterte unter dem dunklen Rauchschwaden. Doch neben dem Zischen meinte man auch eine Art Stöhnen, beinahe leise Schmerzensschrei zu hören.
Sie kamen um einen Planeten zurück ins Licht des Imperiums zu bringen, doch bisher war ihre Aufgabe nicht so ehrenvoll gewesen wie sie geglaubt hatten. Kranke, hilfsbedürftige und erbärmlichste Wesen waren ihre Gegner. Und sie kannten keine Gnade, kein Erbarmen. Sie brachten den Tod über die Unschuldigen, die sie geschworen haben zu beschützen.
Dieser Tag war kein guter Tag. Dieser Tag war kein glorreicher Tag. Und Friedrich fühlte sich immer noch elend.
Er wunderte sich, wie Negokami, dem es vorher so schlecht zu gehen schien, nun so energiegeladen und frisch sein konnte. Der junge Sergeant war mit seinen Scoutbrüdern vorausgeeilt um den Weg zurück zum Thunderhawk zu sichern. Keine Ahnung wie die sich in dem Dschungel und der wuchernden fast schon feindlich anmutenden Vegetation so einfach zurechtfinden konnten. Die Indifferenzen störten noch immer die Sensoren der Geräte des Kommandotrupps. Sie mussten schon einige Meilen hinter dem Scouttrupp zurückgefallen sein und orientierten sich nun nur noch an den Peildaten und Orientierungszeichen die ihre jüngeren Brüder für sie zurückgelassen hatten. Wäre die Situation nicht so unangenehm und beschämend gewesen, hätte man dies hier als eine Art Schnitzeljagd verstehen und genießen können. Doch jeder Schritt war ein Kampf. Selbst auf diesem kaum noch zu erkennenden Pfad auf dem sie sich fortbewegten mussten sie sich mit Schlingpflanzen und niedrigen Ästen auseinander setzen. Ihre Rüstungen glänzten feucht und die internen Systeme waren maximal ausgereizt. Ein Einsatz im freien Raum des Alls war ein Spaziergang dagegen. Der Pfad vor ihnen schien immer schmaler zu werden. Beinahe meinte man, man könnte die Pflanzen wachsen sehen. Ihnen zusehen, wie sie den Weg wieder verschlossen. Sie den Trupp wie ein realer Feind umzingeln. Oder sogar wie ein abscheuliches eigenartiges riesiges Wesen einen Feind umschließen um ihn ganz und gar zu verschlingen.
In solche Gedanken versunken schrak Friedrich plötzlich hoch. Die Anzeigen auf seinen Helmdisplays schlugen für einen kurzen Augenblick aus. Kurz darauf war es auch zu hören und zu fühlen. Eine Schockwelle ließ die Baumwipfel schwanken und es regnete kleine Äste und schleimige Blätter auf sie hernieder. Fliegen- und Insektenschwärme stiegen wie Rauchschwaden aus den Büschen auf.
Es gab eine Explosion! Eine Explosion genau vor ihnen! Eine gewaltige Explosion aus der Richtung ihres Lagers!
 
Kapitel 8
So schnell es ihnen möglich war brachen sie durch das Dickicht. Die Motoren ihrer Servorüstungen surrten auf Hochtouren. Durch das Blätterwerk war nichts zu sehen bis sie von einem Augenblick zum anderem im Freien standen. Vor ihnen war das Lager. Besser gesagt, dort hätte es sein sollen. Doch nun befanden sie sich am Rande eines Kraters. Dort wo vorher noch das Thunderhawk stand, lagen nur noch brennende Stücke. Zwischen den Teilen des Thunderhawks konnte man die Überreste der Techservitoren und der Crew erkennen.
Ein Angriff! Sofort duckten sie sich und versuchten den Feind auszumachen. Sie bildeten einen Verteidigungskreis und Friedrich, der in der Mitte stand gab mit kurzen Sätzen Anweisung auf alles zu feuern, was sich bewegte.
So verharrten sie einige nervenzerreißende Minuten lang. Niemand sprach ein Wort, kaum zu atmen wagten sie. Dann knackte die Kommunikationsverbindung. Die Körper der Brüder zuckten leicht vor Überraschung zusammen. Friedrich hatte seine Audiosysteme bis zum Anschlag aufgedreht, damit er jede feindliche Bewegung, jedes leiseste Geräusch eines sich nähernden Gegners sofort hören würde. Daher schmerzten ihn nun seine Ohren ein wenig und verärgert senkte er sofort die Lautstärke.
Er ging davon aus, dass bei der Explosion des Thunderhawks Alle umgekommen sein müssten, und so war er umso überraschter, als er die Stimme Nekogamis erkannte.
„Bruder Friedrich, Umgebung durchsucht, Situation nun gesichert!“ Und schon trat der junge Scoutsergeant auf der anderen Seite der unnatürlichen Lichtung aus dem Dschungel. „Welch eigenartiger Verfall der guten Sitten und Missachtung des Respekts gegenüber dem Älteren und Vorgesetzten. Welch unangebrachte neue Mode, die da auch seinen Orden befallen hatte! Wo war den das respektvolle „Mein Lord“ geblieben?!“ Doch der Ordensmeister war zu erfreut den jungen Bruder lebend zu sehen, als dass er ihm deshalb in einer solchen Situation zu Recht weisen hätte können.
Und von einer Sekunde zur anderen brach der Krieg los. Kalumpel, der Jüngste seiner Leibgarde, ausgezeichnet in Jahrzehnten, Krieger auf so vielen Schlachtfeldern, platzte plötzlich der Kopf weg. Die Splitter seines zersprungenen Helms klirrten auf den Rüstungen seiner Kameraden und noch bevor sein lebloser Körper auf den Boden Aufschlug, fing ihn Dgrat auf. Wie aus einem grundlegenden Instinkt heraus rollten sie den schweren Körper herum und gingen dahinter in Deckung. 10 Mann die sich hinter eine Leiche ohne Kopf duckten! Ein Bild für den Imperator!
Friedrich sah hinter dem Leichnam hervor. Er konnte den Scout erkennen, der ebenfalls in Deckung gegangen war. Nekogamis Deckung war was von der rechten Heckturbine des Thunderhawks übrig geblieben war. Eine eindeutig ehrenvollere Deckung als ein aus dem Hinterhalt gemeuchelter Bruder.
„Bruder Lord, ein Scharfschütze!“ „Ha, welche Erkenntnis!“ dachte sich Friedrich und ärgerte sich über die Bemerkung eines seiner übereifrigen Kameraden.
Sie konnten die Richtung aus der der Schuss kam nicht mehr genau lokalisieren. Selbst ihre rüstungsinternen Systeme konnten nicht schnell genug die Flugbahn des Geschosses nachverfolgen. Der Schütze war ein Profi. Selbst wenn sie per Geschossvektorbestimmung die Schussposition errechnen hätten können, war er sich sicher, hätte der Schütze bereits schon längst seinen Standpunkt geändert. Das lernte man ja schon als junger Scout in den ersten Ausbildungsjahren.
Ein zweiter Schuss unterbrach seine Überlegungen. Er hörte wie das Geschoss die Luft zerschnitt. So nah! Zu nahe?
Doch das Geschoss prallte am Schulterpanzer eines Bruders, gleich neben Friedrich knienend, ohne großen Schaden zu hinterlassen ab. Es war zwar kein Mündungsfeuer zu erkennen, doch dieses Mal waren sie vorbereitet gewesen und die Stellung des Schützen zu ermitteln war kein Problem mehr. Wie auf ein stilles Kommando hin, brüllten die Bolter umso lauter los. Friedrich hielt selbst voll drauf. Doch die Entfernung war wohl zu weit. Sie brauchten weitreichendere Waffen. Bruder Saintjimmy, ein Bär von einem Mann, war mit einem schweren Bolter bewaffnet. Doch genauso heftig und verheerend eine Salve aus dieser Waffe auch war, genauso schwierig war es auch sie hand zu haben. Santjimmy hatte die Mündung seiner Waffe noch nicht einmal auf das erahnte Ziel gerichtet, da verstummten bereits wieder die ersten Bolter seiner Brüder. Der Scharfschütze musste bereits wieder seine Position gewechselt haben.
Sie konnten nicht mehr länger warten. Sie saßen hier wie auf dem Präsentierteller. Jeder weitere Schuss könnte der Letzte für Friedrich oder einen seiner Brüder sein. Er musste handeln. Sie mussten die Deckung aufgeben und angreifen. Friedrich gab den Befehl. Auf sein Kommando sollte es losgehen. Jeder der Brüder fühlte die Anspannung in seinen Muskeln, sie überprüften schnell die nötigsten Funktionen ihrer Servorüstungen. Die Motoren der Rüstungen mussten ein Wunder leisten. Sie sicher über das Trümmerfeld des ehemaligen Thunderhawks bringen, bis zu dem versteckten Gegner. Sie warteten auf das Signal. Jeden Moment war es soweit.
 
Kapitel 9
Sie stürmten los! Es ging um ihr Leben. Es ging gegen einen noch unsichtbaren Feind. Die ersten Meter sprangen die Marines von einer Deckung zur anderen. Sie bewegten sich unglaublich schnell mit ihren doch so schweren Rüstungen. Kein weiterer Schuss war gefallen. Der Trupp näherte sich bisher unbehelligt dem gegenüberliegenden Waldrand. Sie befanden sich ungefähr in der Mitte des Kraters als plötzlich die Hölle losbrach.
Die Geschosse flogen ihnen nur so um die Ohren. Von allen Seiten wurden sie nun gezielt unter Beschuss genommen. Verzweifelt versuchten sie sich noch hinter die kleinste Deckung zu ducken. Doch der Kugelhagel forderte seine Opfer. Nur noch etwa die Hälfte seines Kommandotrupps war noch am Leben. Doch dies verdankten sie sicher nicht ihrem Kampfgeschick und der taktischen Vorausschauung, sondern nur ihren gesegneten Rüstungen. Sie kauerten sich jetzt beinahe ängstlich zusammen und waren in einer Falle eingeschlossen. „Wie schlau!“, dachte Friedrich, hätte der vermeintlich einzelne Scharfschütze sie nicht allein unter Feuer genommen, hätten sie sich sicher in den dichten Dschungel zurückgezogen. Doch sie gingen nur von einem einzigen Gegner aus und der lockte sie auch noch zu allem Überfluss in die Mitte dieses Kraters. In die perfekte Falle. Selbst hinter ihnen, in ihrem Rücken mussten bereits Schützen postiert gewesen sein. Noch bevor Bruder Kalumpel der Tod ereilte, warteten sie bereits darauf, dass der Kommandotrupp genau in die Mitte ihres tödlichen Kreises stürmen würde. Jetzt hatte ihr Gegner sie genau da, wo er sie haben wollte! Es gab kein Entrinnen mehr.
Dgrat tastete nach dem Bein von Friedrich. „Kommandant, sind sie schwer verletzt?“ Jetzt erst nach der Frage des Apothekarius wurde sich Friedrich seiner Wunden bewusst. Seine Servorüstung war an einigen Stellen getroffen und an Wenigen sogar aufgesprengt worden. An seinem rechten Bein lief dickes Blut an der Außenseite seiner Rüstung herab. Ein direkter Treffer! Das Geschoss musste mit einer solchen Wucht eingeschlagen sein, dass nicht nur die Servorüstung zersplitterte, sondern auch das darunter liegende Knie des Kommandanten erheblich beschädigt wurde. Friedrich wunderte sich, dass er dennoch keine Schmerzen empfand. Das Adrenalin oder auch das harte Training zur Schmerzunterdrückung, so hoffte er, mussten ihre Wirkung tun. Dgrat duckte sich tiefer als weitere Geschosse scheinbar gezielt auf seinen Kopf abgefeuert wurden. Ein Streifschuss lies ihn kurz zusammenzucken, doch sein Helm schützte ihn vor unangenehmeren Auswirkungen, als wie leichte Kopfschmerzen am nächsten Tag, falls sie diesen heute überhaupt überleben sollten. Der Apothekarius beendete seine kurze Untersuchung mitten im heißesten Feuergefecht. Nahm wieder seinen Bolter zur Hand und hielt gleich neben Friedrich kniend voll auf den Kraterrand drauf. Erst nach einer halben Ewigkeit, stellte er Friedrich die Diagnose. „Die Wunde hat sich wieder verschlossen. Die Blutung ist vollständig gestoppt. Du hattest Glück, Bruder. Dein gesegneter Körper wird vom Imperator beschützt. Deine Wunden heilen schnell! Dennoch die Lage scheint verzwickt zu sein!“ Friedrich lächelte unter seinem Helm. So pessimistisch auch sonst immer der Apothekarius war, in dieser Situation war seine Äußerung noch zynisch untertrieben.
Schließlich nach endlosen Minuten ließ der Feuerhagel nach. Nur noch vereinzelte Schüsse, und die meist von ihren eignen Bolterwaffen, wurden abgegeben. War dem Gegner etwa jetzt schon die Munition ausgegangen oder wartete er auf etwas Anderes? Etwa auf Verstärkung?
Bruder Convenant, einer der schnelleren Brüder, lag nach ihrem abgebrochenen Sturmangriff, äußerst ungünstig hinter einem kleinen Erdhaufen vorne rechts im Sichtfeld von Friedrich. Der Bruder konnte sich kaum bewegen und musste sich unangenehm zusammenkrümmen um hinter dem bisschen Gestein und Dreck überhaupt halbwegs in Deckung bleiben zu können. Friedrich bemerkte wie sich der Körper des Bruders anzuspannen begann. Convenant wollte etwas unternehmen. Einen Ausfall wagen oder wenigstens seine Position wechseln und eine günstigere Deckung suchen. Friedrich erkannte es, doch sein Befehl kam zu spät. Convenant verließ sich auf seine Schnelligkeit, auf die Gewandtheit und Kraft von Jahrzehnten, und vielleicht hatte er auch vorher zum Imperator gebetet. Auf alle Fälle sprang er mit dem Bolter an der Hüfte auf, begann sofort zu schießen und wollte gerade in eine bessere Deckung keine 2 Meter seitlich von ihm hechten, als ihm zwei gutgezielte Schüsse die beiden Unterschenkel von den Oberschenkeln trennten. Der Schütze war ein Meister und nutzte eine der wenigen Schwachstellen einer Servorüstung. Convenant krümmte sich auf den Boden, hielt in jeder seiner beiden Hände einen seiner Beinstummel, aus denen das Blut in hohen roten Blutfontänen herausschoss. Friedrich war froh, dass Convenants Schreie nicht durch dessen Helm nach Draußen drangen. Der Bruder tobte noch eine Zeit, bis er endlich ruhiger wurde und nur noch seine Stummel zuckten. Die Blutung des Marines hatte sich Dank der herausragenden körperlichen Beschaffenheit eines „Gottkriegers“, wie sie oftmals von normalen Bürgern des Imperiums ehrfürchtig genannt wurden, gemäßigt. Der Bruder musste sich in eine Art Wachkomma versetzt haben, um die unglaublichen Schmerzen auszublenden, denn er reagierte nicht auf Anruf über die Kom-Anlage.
Dennoch, er brauchte dringend Hilfe, auch wenn, oder eher, besonders weil sie hier in der Falle saßen. Jeden Augenblick konnte ein weiterer Schuss Convenants Leben und Dienst am Imperator ein Ende setzen. Sie mussten etwas unternehmen. Nicht nur für ihren verletzten Bruder direkt vor ihren Augen, sondern auch für sich selbst. So lange auch Friedrich nachdachte, es gab nur einen Ausweg!
 
Kapitel 10
„Ein letzter glorreicher Ausfall! Ein Wettlauf mit dem Tod! Schneller als ein Projektil! Und am Ende vergessen werden! Zu sterben an einem so unwirtlichen Ort. Getötet und besiegt von einem feigen unbekannten Gegner. Hereingelegt und in die Falle getappt, wie ein frischer Rekrut.“
Friedrich würgte in seiner Rüstung. Sie würden hier fallen. Ohne große Ehre und viel zu früh. Er wollte noch soviel erreichen. Sein glorreicher Name sollte im gesamten Imperium bekannt werden, gefürchtet und respektiert von seinen Feinden, und nun sollte alles vorbei sein?
Er gab seinen Männern die nötigen Befehle. Er blickte einen Jeden an und nickte kurz. Es war soviel mehr als Worte aussagen hätten können. Es war so weit! Ihr aller Tod stand unmittelbar bevor.
Sie wollten gerade aus ihren Deckungen springen als sich Friedrichs Kom-Anlage mit einem lauten Knacken meldete. Ein kurzes Handzeichen und seine Leute, schon unmittelbar auf dem Sprung in ihren Tod, verharrten in ihren Deckungen.
„Ach Friedrich, Friedrich, Friedrich“, kam es aus der Anlage, „was soll ich nur mit dir machen?“
Die Stimme klang warm und dunkel. Sie war so verändert und fremd, und dennoch erkannte sie Friedrich sofort. „Negokami!“, schoss es ihm durch den Kopf! Und schon konnte man die Gestalt des jungen Scouts auf sie zukommen sehen. Er marschierte seelenruhig auf sie zu, ganz ohne Eile. Wie als wüsste er nichts von der Anwesenheit des Feindes. Ja er schien sogar seine Vorsicht vollständig verloren zu haben. Doch es löste sich auch kein Schuss. Nichts stoppte den jungen Bruder! Mit einem beinahe belustigten Gesichtsausdruck blieb er schließlich neben der Deckung, hinter der Friedrich, sein Ordensmeister und Oberster des Ordens, im Dreck lag stehen und blickte auf ihn herab.
Nun lösten sich auch weitere Gestalten aus dem Dschungel am Rande des Kraters. Es waren ihre Scoutbrüder!
Friedrich war trotz dieser anmaßenden Art Negokamis noch nie so froh gewesen seine jüngeren Ordensbrüder zu sehen. Seine zwei Herzen tanzten vor Freude in seiner breiten Brust, tausend Gedanken, nur kurz durch Dankesgebete an den Imperator unterbrochen, schwirrten durch seinen Kopf. Negokami musste es aus dem Krater hinaus geschafft haben, als der Feind sein Feuer auf den Kommandozug konzentrierte. „Der schlaue Fuchs muss wohl auch schon vorher seine Scouts in sichere Positionen oder auch Späherposten gebracht haben, so dass sie vor der Explosion des Thunderhawks in Sicherheit waren.“, zog Friedrich seine Schlüsse. „Als dann der Feind aus dem Hinterhalt auf uns feuerte, brauchten die Scoutbrüder in ihrer Deckung ihrerseits nur noch zu warten bis sich der Gegner selbst verraten würde und konnten ihn dann vollständig auslöschen. Mit soviel Voraussicht und berechnender Geduld kann es ein Bruder im Orden noch weit bringen. Negokami hat eine glorreiche Zukunft vor sich.“, so dachte Friedrich und spielte sogar mit dem Gedanken, ob er den jungen Scoutbruder nicht sogar extra dafür auszeichnen sollte. Immerhin habe Negokami nicht nur den Sieg über einen hinterhältigen Feind errungen, sondern nebenbei auch das Leben einiger seiner besten Männer gerettet. Wenn nicht sogar das seines Ordensmeisters!
Jetzt erst wurde er wieder seiner Umgebung gewahr. Sein Apothekarius war sofort zu dem verletzten Convenant geeilt und kniete nun über den verstümmelten Bruder. Saintjimmy und die weiteren Brüder bildeten eine Art Schutzkreis um ihren Kommandanten. Ihre Aufmerksamkeit schien nicht nachgelassen zu haben, obwohl die Scouts die Gefahr scheinbar gebannt hatten. Auf sie war hundertprozentig verlass. Sie waren die absolute Elite seiner Krieger. Immer Soldat!
Doch etwas störte Friedrich noch. Er hatte noch dieses unangenehme Gefühl. Irgendetwas passte nicht ganz. Irgendwas stimmte hier nicht.
Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen! Es war der Funkspruch! Der Funkspruch von Negokami nach der Explosion. Der Funkspruch, der sie glauben ließ, die Stellung wäre gesichert und kein Feind zu Gegend. Der Funkspruch der sie die sichere Deckung des Dschungels verlassen ließ. Der Funkspruch der seinen Männern das Leben kostete.
 
Kapitel 11
Der Funkspruch der sie in die Falle lockte!
Negokami stand immer noch direkt vor Friedrich und grinste nur. Friedrich fühlte seine Wut in sich aufsteigen. Sein Magen zog sich zusammen und seine Fäuste ballten sich. Am liebsten hätte er diesen dämlich grinsenden Scoutjüngling seine Faust ins Gesicht geschlagen, musste er wohl gedacht haben.
Selbst wenn er sich hätte zurückhalten wollen, sein Temperament war schneller. Friedrichs Rechte kam zu rasch und wahrscheinlich auch zu unerwartet. Sie traf mit großer Wucht auf die linke Gesichtshälfte des jungen Bruders. Dessen Körper flog beinahe Ruck artig nach hinten und schlug mit knochenbrechender Wucht auf den schlammigen Boden des Explosionskraters auf.
Friedrich konnte kaum seine Frage verbalisieren, während seine Zähne abwechselnd knirschten und er mit zur Grimasse verzogenen Gesichtszügen den am Boden liegenden Negokami anschrie. Die letzten vier Brüder seines Kommandotrupps mussten ihn festhalten, damit er nicht über den Scout herfiel. Selbst Saintjimy, ein Hüne von einem Mann mit unglaublicher Körperkraft, hatte es schwer seinen Kommandanten festzuhalten und Dgrat versuchte vergeblich beruhigend auf Friedrich einzuwirken. Die anderen acht Scoutbrüder standen jedoch nur um die Gruppe herum und verfolgten ungerührt die Szene.
Schließlich hatten sie es doch noch geschafft. Friedrich hatte sich wenigstens so weit beruhigt, dass sie ihn loslassen konnten. Auch konnte man ihn nun wieder deutlich verstehen. Friedrich nahm sogar seinen Helm ab, um dem Scoutsergeant direkt in die Augen blicken zu können, als er ihn für den verräterischen Funkspruch zornig mit Hass erfüllter Stimme zur Rede stellte.
Negokami rappelte sich inzwischen wieder auf. Seine Kleidung und die Scoutrüstung war über und über mit Schlamm besudelt und sein Haar klebte voll Blut und Dreck in seinem Gesicht. Er lag etwa 2 Meter von Friedrich, der von seiner Leibgarde umringt wurde, entfernt auf dem Boden. So weit hatte ihn der gewaltige Schlag seines Lords geworfen. Die Brüder des Kommandotrupps waren jeder Zeit bereit ihren Kommandanten erneut festzuhalten, würde dieser wieder austicken. Negokami begann zu kichern. „Diese naiven Menschen“, dachte er bei sich. „So eingebildet und arrogant. Sie wollen mich vor ihrem Meister beschützen, doch eigentlich sollten sie lieber ihren Meister vor etwas wie mir schützen!“ Als er sich aufsetzte wischte er sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Einige Büschel davon fielen auf dem Boden. Negokami kicherte noch immer. Langsam, ganz langsam richtete er sich auf. Er hob seinen Kopf und blickte Friedrich genau ins Gesicht.
Die Gesichter der anderen Kommandotruppmitglieder konnte er unter ihren Helmen nur erahnen. Doch man konnte ihr Entsetzen und den Schock an ihrer Körperhaltung feststellen. Einige wichen sogar einen Schritt nach hinten. Eine verständliche und respektable Reaktion, fand Negokami. Doch am Interessantesten und Erfreulichsten fand er Friedrichs Gesichtausdruck. Es war ein Wandel von Tag und Nacht. Der Übergang war fliesend.
Der zornrote Kopf von Friedrich mit den verkniffenen Schlitzen als Augen und den erbost nach unten gezogenen Mundwinkeln, die verächtlich die gefletschten Zähne des Ordensmeisters entblößten, änderte sich total. Die Augen wurden immer größer, die Augenbrauen, noch kurz vorher in dieser arroganten „V-Stellung“, wanderten die erblassende Stirn hinauf. Es schien, als würde alles Blut aus seinem Kopf fliesen. Sein Mund weitete sich immer weiter. Ihm fiel im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade hinunter.
Friedrich war der absolute Schrecken ins Gesicht geschrieben!
 
Abgesehen von einigen schon angesprochenen Fehlern die sich durch die komplette Geschichte ziehen les ich das hier echt gerne...
Ich nehme an die meisten warten aufs Ende der Geschichte bevor sie etwas dazu sagen... wollte ich auch machen, aber ich wollt dich das mal hören lassen damit du "nicht den Mut verlierst" 😉
 
Kapitel 12
Friedrich hatte Vieles erwartet aber nicht das! Er hätte damit gerechnet, dass Negokami bettelte, eventuell sogar mit Tränen in den Augen um Verzeihung bat, vielleicht sogar einen triftigen Grund für sein Verhalten hätte oder sich wenigstens all seiner Schuld bewusst, den eigenen Tod wünschen würde. Doch das, was nun folgte, damit konnte niemand rechnen.
Wie auf ein stilles Kommando hin, rissen die Scoutbrüder ihre Gewehre in Anschlag. Sie visierten direkt den Kommandotrupp an. Friedrich war schon wieder umzingelt, doch dieses Mal waren es seine eigenen Brüder. Plötzlich dämmerte es Friedrich.
Negokami hatte bisher noch kein einziges Wort gesprochen. Er ging ganz langsam die letzten Schritte auf seinen Ordensmeister zu. Er stolzierte regelrecht und die Leichtigkeit seines Ganges stand in einem totalen Gegensatz zu seinem Gesicht.
Trotz seiner Härte war Friedrichs Schlag niemals brutal genug ausgeführt gewesen um einen Bruder, selbst wenn es sich hier um einen jungen Scout handelte, zu töten. Doch Negokamis Gesicht war mehr als gezeichnet von dem Treffer. Die gesamte linke Gesichthälfte war beinahe vollständig zu einem blutigen Brei zerschlagen. Es war, als hätte Friedrich dem Scout das halbe Gesicht weggeschlagen. Negokami hätte mit einer solchen Verletzung tot sein müssen. Kein Mensch hätte das überleben dürfen.
Doch dem Scoutsergeant schien das gar nicht zu kümmern. Sein linkes Auge baumelte aus der leeren Augenhöhle und berührte schon fast die Schulterpanzerung, während Gehirn und Hautfetzen, vermischt mit gelben und grünen Eiter, auf den Boden tropften. Nun stand er genau vor Friedrich. Sein Geruch war einfach widerlich. Friedrich war wie erstarrt, als Negokami mit seinen Fingern, beinahe sanft und zärtlich, an die Hüfte seines Ordensmeisters fasste, dort wo sich dessen Boltpistole befand. Langsam zog er sie heraus und deutete den anderen Brüdern des Kommandotrupps mit einem verächtlichen Blick aus seinem verbleibenden Auge an, sie sollten ihre Waffen fallen lassen. Erst als Friedrich, nachdem die umstehenden Scouts zusätzlich ihre Waffen auf ihn richteten, seinen eigenen Bolter in den Dreck fallen ließ, warfen auch seine Männer ihre Waffen weg.
Negokami ging vorsichtig ein paar Schritte rückwärts. Die Mündung von Friedrichs Boltpistole war nun auf die Stirn seines früheren Besitzers gerichtet.
Negokami blieb schließlich seitlich neben dem Körper des noch immer bewusstlosen Convenant stehen. Seine Stimme war nur ein leises Flüstern, dennoch verstand Friedrich jedes Wort umso deutlicher. „Nun lass´mich beenden, was ich begann!“, zwinkerte die entstellte Fratze des Scouts, bevor er die Boltpistole genau zwischen Helm und Rumpfpanzerung steckte und abdrückte. Wer sonst, wenn nicht ein Mitglied des Adeptus Astartes, wusste so gut über die Schwachstellen einer Servorüstung bescheid. Ganz besonders wenn es sich hierbei um einen hervorragenden Scharfschützen wie Negokami einer war, handelte.
Negokami, ein Scoutsergeant ihres Ordens war der Verräter. Er hatte Convenants Beine abgeschossen. Er hatte sie mit dem Funkspruch in die Falle gelockt. Mit seinem Erscheinen im Krater in Sicherheit gewiegt, um sie dann mit seinen verräterischen Scoutbrüdern aus dem Hinterhalt heraus zu töten. Wahrscheinlich war er auch für die Explosion des Thunderhawks verantwortlich und nun hatte er zu Allerletzt auch noch Convenant auf dem Gewissen.
Friedrich wäre nun gerne wütend geworden. Am liebsten alles um ihn herum vergessen und sich nur auf diesen verfluchten Negokami gestürzt. Doch er hatte Angst! Ein wirklich unangenehmes und beschämendes Gefühl. Er war starr vor Angst. Er, der harte, kriegsgestählte Ordensmeister, eines der ruhmvollsten Orden der Geschichte des Imperiums, schreckt vor einem Jüngling zurück. Doch Negokami war jetzt anders. Er war nicht mehr der junge vielversprechende Aspirant, der es durch Fleiß und Verstand bis zum Scoutsergeant gebracht hatte, sondern er war nun etwas Anderes. Etwas Dunkleres und Verstörendes. Etwas Angsteinflößendes und Abartiges. Er war kein Mensch mehr.
Friedrich schluckte bei diesen Gedanken und Negokami wandte sich wieder dem Ordensmeister und seiner entwaffneten Leibgarde zu. Wie ein tileanischer Wüstentiger, dem man die Zähne gezogen und seinen Willen gebrochen hatte, buckelte und wich, der sonst so stolze Krieger Friedrich vor ihm, einen früher einfachen Scout, zurück
Negokami begann mit ruhiger und leiser Stimme zu sprechen:
 
Kapitel 13
„Ich bin der Bote des Eiters, ich bin der Überbringer der Pestilenz, der Bewahrer des Glaubens an den Herrn des Verfalls und der Verwesung, doch du schwacher Mensch, dein Gott berührt dich, und du bemerkst es nicht. Ihr alle, wie ihr vor mir steht, wurdet von meinem Meister beschenkt. Seine Seuche, so wunderschön, ein Kunstwerk, wütet bereits in euch. So zeigt euch würdig und kniet nieder. Kniet vor mir und kniet vor der Gnade eures Vaters Nurgle.“
Bei jedem Wort aus dem Mund Negokamis veränderte sich dieser. Sein übriges Auge begann auf unglaubliche Weise in die Mitte des Gesichts zu wandern. Die Haut auf seiner Stirn platzte auf und es wuchs ein eitergelbes Horn daraus hervor. Die übrige Haut warf Buckel und Beulen, färbte sich grün und die Nase fiel im ab. Speichel tropfte aus seinen abwärtshängenden Mundwinkeln. Schließlich schälte und riss er sich die letzten Uniformfetzen der Scoutrüstung vom Körper. Darunter quollen die Gedärme und Berge von Maden und Würmern hervor. Vor ihren Augen, hatte sich Negokami in einen Seuchenhüter verwandelt.
„Kniet nieder, zollt eurem Gott Respekt! Zollt mir euren Respekt!“, schrie sie der Seuchenhüter, der aus Negokami kam, nun mit speichelsprühender Lautstärke an. Doch Keiner aus dem Kommandotrupp reagierte. Sie blickten alle erwartungsvoll zu Friedrich. Zu ihrem Ordensmeister, der sich anscheinend wieder gefasst hatte.
Es dauerte beinahe eine Ewigkeit und man sah dem Seuchenhüter vor ihnen bereits an, dass er ungeduldig wurde, doch endlich öffnete Friedrich seinen Mund. Seine Worte waren klar und gefasst: „Niemals wird sich ein Diener des Imperators herabbegeben um einem falschen Gott zu dienen. Niemals wird ein Ordensmeister des glorreichen Adeptus Astartes mit einem Dämon verhandeln, geschweige diesem gehorchen. Niemals werden ich und meine Brüder mich dir oder deinem verderbten Herrn beugen. Niemals!“
Das letzte Wort war sein Angriffsschrei. Unbewaffnet wie er war, warf er sich auf den Dämon. Seine Brüder reagierten beinahe im selben Augenblick. Die Scouts, die sie umzingelten waren total überrascht und hatten anscheinend nicht mehr mit Gegenwehr gerechnet. Vier unbewaffnete Brüder des Kommandotrupps gegen 8 gut gerüstete verräterische Scouts, während ihr Kommandant mit bloßen Händen versuchte einen Dämon zu erwürgen. Die Chancen standen denkbar schlecht und dennoch warfen sie sich ohne zu zögern in den Kampf, als ihr Ordensmeister den Angriff befahl. Saintjimmy, der Riese im Trupp, packte sich den nächsten Scout noch bevor dieser seine Waffe abfeuern konnte und verwendete ihn als lebendiges Schutzschild gegen einen zweiten Scout. Mit seiner schier unglaublichen Kraft warf er sein Schutzschild mehrere Meter weit genau auf den Scout, der ihn unter Feuer nahm. Noch bevor sich dieser Scout wieder aufrappeln und unter dem Körper des Toten, als Wurfprojektil verwendeten Scoutbruders herauskriechen konnte, stand Saintjimmy schon über ihm. Die kräftigen Arme packten den ungeschützten Kopf des Scouts während sich die Beine auf dessen Körper abstützten. Mit einen heftigen Ruck brach Saintjimmy dem Scoutbruder nicht nur das Genick, sondern riss im beinahe den Kopf von den Schultern. Blut und andere Körpersäfte spritzten und besudelten die Rüstung. Saintjimmy wollte sich gerade nach seinem nächsten Gegner umsehen, als er erkannte, dass die anderen Brüder seines Trupps ebenfalls ihre Arbeit gemacht hatten.
Dgrat stand noch mit einem blutigen Messer über einem weiteren Scout, Bruder Imunar hatte anscheinend einem der Scouts schnell genug die Schusswaffe abnehmen können um damit mit gezielten Schüssen zwei Weitere unschädlich zu machen. Selbst der bereits alternde Tribun hatte zwei Gegner platt gemacht und blieb dabei unverletzt. Nur Daemenoth schien es nicht so gut ergangen zu sein. Sein schwerer Körper lag auf den restlichen Scoutbrüdern. Noch bevor ihn der Tod ereilt hatte, schaltete er seine Gegner entgültig aus. Daemenoth starb in Ehren! Er starb in Erfüllung seiner Pflicht, während er zwei Verräter ihrer gerechten Strafe zuführte. Er sicherte ihnen den Sieg über ihre Gegner indem er sein Leben gab.
Ja, die Scoutbrüder waren noch keine vollständigen Space Marines und es fehlte ihnen auch noch an Erfahrung, dennoch waren sie würdige Gegner und der Kommandotrupp konnte nur mit Glück und großen Opfern den Sieg erringen. Wären sie nicht die absolute Elite ihres Ordens und die Leibgarde ihres Ordensmeisters gewesen, hätte der Ausgang des Angriffs leicht anders enden können. So oder so ähnlich waren die Gedanken von Dgart, Saintjimmy und Imunar.
„Leibgarde des Ordensmeisters! Leibgarde Friedrichs! Friedrich!“, schoss es Dgrat durch den Kopf. „Was war mit Friedrich?“
 
Kapitel 14
Alle Augen richteten sich auf dem Platz, wo sich nur wenige Augenblicke vorher ihr Ordensmeister mit dem Dämon in einem Kampf auf Leben und Tod auf dem Boden gewälzt hatte. Nun saß dort nur noch Friedrich. Zumindest konnte man erahnen, dass es sich um Friedrich handeln musste. Denn das einzige was unter einer bröckeligen und schleimigen Schicht hervorblickte, waren die stechenden Augen ihres Ordensmeisters. Friedrich war über und über mit dem Dämon bedeckt. Er hatte den Dämon in einem grausamen und ekligen Zweikampf regelrecht zu Schlamm zerstampft. Nichts außer ein paar Knochensplitter und sich in gerinnendem rotschwarzem Blut windende weiße Maden waren übrig geblieben. Friedrich hatte gesiegt, doch um welchen Preis? Seine Augen leuchteten irre und er war beinahe apathisch, bis schließlich jeder Glanz daraus verschwand. Die drei letzten verbleibenden Brüder seiner Leibgarde mussten ihm aufhelfen und säubern. Er ließ alles über sich ergehen. Er zeigte keine Reaktion. Sein Blick war nun leer und er starrte auf dem Boden. Irgendetwas in ihm war zerbrochen. Sein Widerstand und seine Kampfeslust, selbst seine sonst so übermächtige Arroganz schienen verschwunden.
Dgrat bemühte sich die Servorüstung seines Kommandanten zu reinigen. Er sprach beruhigend auf ihn ein, doch er war sich nicht sicher, ob er Friedrich überhaupt noch erreichen konnte. Selbst Saintjimmy und Imunar schienen von dem Zustand ihres Kommandanten geschockt und umstanden Dgrat und Friedrich mit gesenkten Häuptern. Schließlich sprach Keiner mehr ein Wort. Es war totenstill im Krater, selbst der Dschungel um sie rum schien zu verstummen.
Plötzlich zeriss ein langes tiefes Stöhnen die Stille. Der dunkle dumpfe Ton wurde immer lauter und er schien von Bruder Daemenoth zu kommen. Friedrich wankte und fiel beinahe hin, als ihn Dgrat so plötzlich los ließ, um sich nach dem Geräusch umzudrehen.
Sie konnten es kaum glauben. Daemenoth bewegte sich! Erst bewegte er nur ganz langsam seine Finger, dann zog er beinahe in Zeitlupe seine Arme an den Körper. Endlich drückte er sich hoch. Erst auf das eine Knie, dann auf das andere. Schließlich stellte er ein Bein auf und dann das Zweite. Wankend kam er auf die Beine. Anfangs zitterten noch seine Knie, bis er letztendlich gerade und aufgerichtet vor ihnen stand.
Sein Helm verdeckte jede Regung, jede Mimik seines Gesichts, die erkennen ließe wie es ihm ginge. Die Funktionsanzeigen seiner Rüstung mussten beschädigt worden sein, selbst seine Kom.-Anlage schien ausgeschaltet und dennoch war da dieses Stöhnen und Ächzen von vorhin. Selbst die schwerfällige Atmung war unter dem geschlossenen Helm zu hören.
Doch bevor sich Dgrat, Saintjimmy, Imunar und Friedrich dieses Paradoxon bewusst werden konnten, bemerkten sie, dass sie die Geräusche nicht über ihre Audio-Systeme empfingen, sondern sie sich viel mehr direkt in ihren Kopf befanden.
Und eine nur zu bekannte Stimme begann zu ihnen zu sprechen: „Ich bin der Bote des Eiters, ich bin der Überbringer der Pestilenz, der Bewahrer des Glaubens an den Herrn des Verfalls und der Verwesung. Die Macht meines Meisters ist unsterblich! Ich selbst bin unsterbl…!“ Das letzte Wort ging unter in den Explosionen der Boltergeschosse. Daemenoth Körper würde trotz Servorüstung aus nächster Nähe regelrecht zerrissen. Das Blut spritze noch meterweit und färbte den Schlamm des Bodens hinter Daemenoth rot.
Die drei Brüder des Kommandotrupps hielten ihre rauchenden Bolter in den Händen. Selbst Friedrich hatte seine Boltpistole plötzlich wieder in der Hand und auf die neue Bedrohung gefeuert. Nun lag der zerschossene Torso Daemenoth vor ihnen im blutigen Schlamm des Kraters. Arme und ein großer Teil des Unterleibs wurden von dem Geschosshagel abgesprengt. Dennoch zuckten die kurzen Stummel und Daemenoth Kopf immer noch.
Friedrich ging langsam und vorsichtig auf die Überreste zu. Seine Boltpistole ununterbrochen auf den zuckenden Kopf gerichtet.
„„Ich bin der Bote des Eiters, … ich bin der Überbringer der Pestilenz, …der Bewahrer des Glaubens an den Herrn des Verfalls...“spuckte der Torso mit blutigen Schleim. „Auch du Mensch, kannst dich seiner Macht nicht entziehen. … Du bist verdammt! …Ihr alle seid es! …Nehmt meinen Meister als den Euren an, und ihr werdet ewig leben! Versagt ihr ihm jedoch den nötigen Respekt, werdet ihr unter grausamsten Qualen und Schmerzen zugrunde gehen!“
„Du wiederholst dich!“ Mit diesen kurzen Satz und einen gut platzierten Schuss aus seine Boltpistole, genau zwischen die Augen, beendete Friedrich die verräterische Rede des Dämons, der von dem Körper seines ehemaligen Bruders Daemenoth besitz ergriffen hatte.
Der Dämon schien vernichtet zu sein. War nun der Alptraum endlich um?
 
Kapitel 15
Friedrich war erleichtert. Die Anspannung der letzten Minuten fiel wie eine schwere Last von seinen Schultern. Er fühlte sich beinahe erfrischt und erholt, trotz dieser so lebensfeindlichen Umgebung und dem gerade grausigen Geschehen. Dgrats Stimme holte ihn jedoch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Herr,“ da war es wieder! „Herr!“, so sprach Dgrat, einer seiner engsten Vertrauten ihn nur an, wenn etwas absolut Unangenehmes auf ihn wartete. „Herr, in den Worten des Dämons lag Wahrheit. Meine Geräte scheinen zwar beschädigt, dennoch, bei einem Scan eures Körpers zeigten sie mir einige beunruhigende Ungereimtheiten auf. Auch Bruder Imunar und selbst ich zeigen diese Abnormitäten der Körperwerte auf. Es scheint sich um einen Virus oder ein äußerst aggressives Bakterium zu handeln. Einzig Bruder Saintjimmys Körperphysiognomie scheint bisher davon verschont geblieben zu sein.“ Der Apothekarius schien beunruhigter als es seinen ruhigen Worten im ersten Augenblick zu entnehmen war.
Ja, dieser Planet konnte einen krank machen. Auch ihre derzeitige Situation trug nicht zu ihrer Gesundheit bei, aber Das? Friedrich konnte es kaum glauben. Seit über 4 Jahrhunderten war er nicht mehr krank gewesen. Eigentlich seit dem Aufstieg zum Elitekrieger des Imperators musste er sich keine Gedanken mehr über seinen Gesundheitszustand machen. Selbst schlimmste Verletzungen und die ansteckensten Seuchen waren für seinen Körper und die helfenden sowie heilenden Hände der Apothekarii nie ein Problem. Und Dgrat war der weiseste und erfolgreichste Apothekarius im ganzen Orden, doch selbst er schien nun im Kampf gegen die Krankheit in ihren Körpern zu resignieren.
Sie mussten schleunigst zurück ins Hauptlager. Dort waren nicht nur ihre Brüder, sondern auch die nötigen medizinischen Geräte. Doch wie sollten sie dort hingelangen? Das Thunderhawk war zerstört. Wahrscheinlich von den verräterischen Scoutbrüdern. Zwischen ihnen und der rettenden Zuflucht ihres Lagers lagen Hunderte von Meilen an beinahe undurchdringlichen Dschungel. Lebensfeindlich, verwachsen, versumpft mit Krankheiten, Seuchen, Ungeziefer und anderen möglichen Feinden vollgestopft. Hinter jedem Baum könnte ein weiterer Dämon oder Verräter auf sie warten. Jederzeit könnte sich eine feindliche Lebensform auf sie werfen. Ein Fußmarsch durch diese undurchschaubare Grüne Hölle wäre nicht nur äußerst beschwerlich, wie sie bereits bei den wenigen hundert Metern zu dem verfallenden Dorf feststellen mussten, sondern wahrscheinlich auch Selbstmord. Drei von ihnen waren krank, die Munition war beinahe aufgebraucht und selbst Saintjimmy sah man seine Erschöpfung bereits an! Keiner wollte und konnte an den langen Rückweg zum Hauptlager denken.
Doch hier konnten sie auch nicht bleiben. Falls weitere Gegner, und davon mussten sie ausgehen, die Explosion mitbekommen hätten, säßen sie hier für weitere Angriffe wie auf dem Präsentierteller. Sie sollten eigentlich sofort aufbrechen, doch sie konnten nicht.
So düster waren Friedrichs Gedanken als die rüstungsinternen Sensoren plötzlich den Annäherungsalarm auslösten. Kurz darauf konnten sie es auch hören. Etwas näherte sich! Es kam von oben! Die Sensoren zeigten etwas Größeres wie es im Tiefflug in die Baumgipfel des Dschungels eindrang. Dann hörten sie das Krachen der Äste und Zweige. Es hielt direkt auf sie zu. War es Freund oder Feind?
 
Kapitel 16
Die dichte Vegetation bremste das näher kommenden Geräusch nicht nur, sondern verbarg den Verursacher auch vollständig vor den Augen der Deckung suchenden Wenigen, die nach den harten Kämpfen übrig geblieben waren.
Die Baumwipfel am Waldrand zitterten und mit einem letzten lauten Tosen spuckte der Dschungel einen dichten Haufen Blätter, Zweige und allerlei kleines Getier und Insekten aus. Der Schlamm spritzte bis an die Beine der abwartenden Marines, als ein noch undefinierbares Objekt oder Wesen sich knapp vor ihnen in die Erde bohrte.
Es hatte sie nur um wenige Meter verfehlt. Doch sie konnten noch nicht wieder aufatmen. Die Spannung durfte noch nicht von ihnen weichen. Dazu war es noch zu früh. Beinahe starr wie Statuen verharrten sie in ihrer Haltung und warteten ab. Durch die feuchten glitschigen Blätter der Pflanzen und die schwirrenden Fliegen und Mücken ließ sich nur langsam etwas mehr erkennen. Und doch, trotz ihrer fortschrittlichen Sensoren und ihren übermenschlichen Sinne konnten sie vor sich nicht mehr als einen großen Haufen pflanzlichen Abfalls ausmachen. Eine weitere Gefahr, die nicht einzuschätzen war.
Schließlich nach langen Minuten des Ausharrens, des Wartens und Hoffens, gab Friedrich mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken das Zeichen. Saintjimmy musste wohl schon damit gerechnet oder auch einfach nur aufmerksam jede Körperreaktion Friedrichs abgewartet haben, denn auf alle Fälle hatte er das leichte Nicken mitbekommen und richtig verstanden. Er setzte sich sofort in Bewegung und näherte sich mit vorsichtigen Schritten den Schlamm- und Blätterhügel. Saintjimmy lief der kalte Schweiß den Rücken hinab, der wiederum sofort von seiner Rüstung absorbiert und wiederaufbereitet wurde. Ein nicht immer angenehmer Kreislauf, der ihn in seiner schützenden Rüstung bis zu einem hohen Grad autonom und für längere Zeit einsatzfähig machte. Ein notwendiges Muss, das ihn nun, wo er sich gerade in solche Gefahr begab, wieder durch den Kopf schoss. Alles Mögliche kam ihn nun auf einmal in den Sinn und er hatte wirklich Mühe, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Nach Aussage Dgrats, war er der Einzige, der bisher noch nicht an dieser seltsamen Seuche erkrankt war. Er war die letzte Hoffnung für seine Kameraden, seinem Ordensmeister, vielleicht sogar für seinen ganzen Orden.
Der ihn plötzlich durchströmende Stolz ließ seine Brust noch mächtiger Anschwellen. Er meinte sogar beinahe seine Rüstung sich ausdehnen zu sehen und seine Schritte wurden wieder sicherer. Immer fester trat er auf, beinahe schon stampfend, kämpfte er sich durch die weiche Erde in einem sicheren Abstand um den entstandenen Hügel. Als es ihm bewusst wurde, was er da machte, erschrak er, stutzte für einen Augenblick und blieb stehen. Auf Einmal so unvorsichtig?
Und plötzlich kam es ihm. War dies wieder eine Falle? Ein heimtückischer Angriff? So wie vorhin die Stimme direkt in seinem Kopf sprach, versuchte man es nun subtiler? Drang ein Feind in seine Gedanken ein und wollte ihn zu unbedachten, wenn nicht sogar zu selbstmörderischen Verhalten verleiten? Sein Atem ging schnell und in seinem Kopf schwirrte es. Doch noch bevor sich die anderen wundern konnten, was den los sei, kam Saintjimmy schließlich für sich doch zu dem Entschluss, dass der Fehler bei ihm lag und setzte sich wieder leise und bedacht in Bewegung. Man kann nicht immer die Ursache, den Fehler bei Jemand anderen suchen. Nicht immer ist es die Einflüsterung des Chaos, wenn etwas nicht funktionierte oder man Fehler beging.
Die Situation, das Erlebte an diesen heutigen Tag hatte selbst ihn, den Hünen, den Unbesiegbaren und stärksten Bruder des Ordens aus dem Gleichgewicht gebracht und verwirrt. Beinahe wäre er erneut erschrocken, als im bewusst wurde, dass er bereits das hintere Ende des Hügels erreicht hatte. Nun konnte man was erkennen. Aus dem Ast- und Blättergewirr ragte es heraus und Saintjimmy erkannt sofort um was es sich handelte.
 
Kapitel 17
„Was? Was? Was ist es?“ Friedrichs gezischtes Flüstern drang mit leisen Knacken versetzt durch Saintjimmys Kom-Gerät.
Friedrich stand noch an der selben Stelle als das Objekt auf sie herab fiel. Seine gesamte Haltung ließ totale Anspannung erkennen. Leicht nach vorne gebeugt, mit eingezogenem Kopf stand er dort. Die ramponierten Panzerhandschuhe seiner Hände öffneten und schlossen sich wieder. Ein leises Knirschen begleitete diese beinahe autistischen Bewegungen.
Dgart schüttelte besorgt den Kopf, als er seinen Ordensmeister so sah. Friedrich war noch nie ein Mensch, den man als gefestigt ansehen konnte. Friedrich fiel schon als junger Rekrut durch sein Temperament auf. Sein Mut, sein Einsatzwille und vor allem sein Ehrgeiz ließen ihn aus den anderen Brüdern des Ordens glänzend herausstechen und bescherten ihn schon bald, vielleicht sogar zu früh, den ehrwürdigen Posten des Ordensmeisters. Doch das war nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite war er auch oft unbeherrscht und aufbrausend. Sein Ehrgeiz kannte oftmals keine Grenzen und er schoss zu oft über das Konventionelle und Erwünschte hinaus. Und selbst alt gedienten Brüdern zollte er nur selten Respekt, sondern behandelte sie voller Arroganz von oben herab. Sein schneller Aufstieg in der Hierarchie des Ordens war ihm zu Kopf gestiegen. Und er hatte sich viele Feinde selbst in den eigenen Reihen gemacht. Doch so hart er auch gegen seine Mitbrüder war, gegen sich war er noch härter. Er verlangte von sich immer das Beste und gab es dann auch. So verdiente er sich wenn nicht die Liebe seiner Brüder, dann wenigstens ihren Respekt.
Daher war es umso Furcht einflössender Friedrich nun in dieser Verfassung sehen zu müssen.
„Was? Verdammt noch mal, was ist es?“ Friedrich konnte sich nun kaum noch beherrschen. Sein Schrei dröhnte in Saintjimmys Ohrmuschel und schreckte diesen aus seiner Erstarrung. Saintjimmy antwortete immer noch nicht, doch er bewegte sich langsam aus dem Blickfeld seiner Kameraden. Schließlich verschwand er vollständig hinter dem Hügel und war den Augen der anderen drei wartenden Marines entschwunden. Ein weiteres leises Knacken zeugte davon, dass Saintjimmy nun endlich bereit zu sein schien sein Kom-Gerät zu benutzen. „Kommandant hier ist etwas. Das müssen sie mit eigenen Augen sehen. Ich glaub es ja selbst kaum.“ Saintjimmy klang ganz aufgeregt und plötzlich erinnerte Friedrich die Stimme dieses riesigen Space Marines an seinen damaligen kleinen Bruder als er noch ein gewöhnlicher Mensch war. Genau der Selbe Ton klang in der sich leicht überschlagenden Stimme seines früheren Bruders aus dem schon so lange vergangenen Leben mit, als dieser das Mannbarkeitsritual ihrer Heimatwelt überstanden hatte und ehrenvoll wieder nach Hause gekommen war. Damals fühlte er Mitleid mit seinem kleinen Bruder, der so aufgeregt in ihrem kleinen Zimmer herum sprang und so stolz auf sich selbst und das erreichte war. Er hatte es geschafft und war als erwachsener Mann, als vollwertiges Mitglied in ihrer Gesellschaft aufgenommen worden. Und trotzdem war er in seinem Innersten noch immer dieses kleine Kind, das schrie und umher tollte. Wie peinlich, kam es ihn in den Sinn.
Und so zog Friedrich eine Verbindung von seinen damals rumtollenden jüngeren Bruder, der nur ein Möchtegern-Erwachsener war, zu den großen schweren aufgeregt stammelnden Space Marine Saintjimmy und hatte ebenfalls Mitleid mit diesem.
Friedrich hatte sich gefangen. Was auch immer Saintjimmy entdeckt und diesen aus seiner sonst so ruhigen und besonnenen Art gerissen hatte, es schien ungefährlich zu sein. Mit großen Schritten, beinahe schon rennend legte Friedrich die wenigen Meter um den Hügel herum zurück. Anfangs verdeckte der Breite Rücken mit dem großen Rückenmodul Saintjimmys den Anblick. Doch schließlich stand Friedrich neben seinem breitschultrigen Bruder und sah was diesen so aus der Reserve gelockt hatte.