[Paintmaster] Sauberes, strahlendes Weiß

Laminidas

Eingeweihter
27. Juni 2009
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Sauberes, strahlendes Weiß – wie bewerkstellige ich das?

In diesem Tutorial möchte ich dem geneigten Leser erläutern, wie ich das Weiß auf meinen Modellen male.
Ein paar Beispiele gefällig? Siehe hier.

Zunächst gehe ich kurz auf die Vorbereitung des Modells, dann auf die Grundlagen und detailiert auf den eigentlichen Malprozeß ein. Entschuldigend muß ich erwähnen, daß ich leider keine Fotos vom Malprozeß selbst angefertigt habe. Ich kann somit nur das Ergebnis vorzeigen.
Dennoch ist das ganze nicht so kompliziert, als daß man es nicht auch ohne Fotos verstehen kann... nur Geduld muß man mitbringen.


Vorbereitung:
  • Modell sorgfältig entgraten (wird sehr oft unterschätzt!).
  • Modell so weit wie sinnvoll zusammenbauen, daß möglichst wenige Teile vorhanden sind, aber immer noch alle Stellen leicht erreichbar sind.
  • Lose Teile mit einem Stift versehen, damit man diese Teile handhaben kann, ohne die zu bemalenden Stellen mit den Fingern berühren zu müssen. Sehr zu empfehlen, da häufiger Fingerkontakt die weiße Farbe beschmutzt und sogar wieder abreibt.
  • Falls nötig, sollte die Miniatur entfettet werden, besonders bei ForgeWorld-Modellen!
Diese Punkte sollen nicht Teil des Tutorials sein, daher liste ich sie nur der Vollständigkeit halber auf.


Grundlagen:
Um später ein reines, strahlendes Weiß zu erzielen, bedarf es der passenden Grundierung. Ich verwende dafür das weiße Grundierungsspray von GW.
In kurzen Sprühstößen aus ca. 25cm Entfernung wird das Modell in einem gut belüfteten Raum oder gleich außerhalb des Hauses in mehreren dünnen Schichten auf allen Seiten weiß grundiert. Laßt erst die Farbe trocknen, bevor die nächste Schicht aufgesprüht wird. Seid geduldig und arbeitet in mehreren dünnen Schichten, damit die Farbe nicht verklumpt und die Details nicht zugedeckt werden.
Das Ergebnis sollte ein möglichst überall gleichmäßig deckendes Weiß sein.

Gedankenexperiment:
Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, aber es könnte einen Versuch wert sein: Plastikmodelle, insbesondere die neuen wie der aktuelle Eldar-Phantomlord, haben eine extrem glatte Oberfläche, auf der sich das Weiß nur schwierig mit dem Pinsel gleichmäßig und ohne Schlieren auftragen läßt, was zur Folge hat, daß das Weiß in sehr vielen Schichten aufgetragen werden muß.
Vielleicht läßt sich dem entgegenwirken, indem man das fertig grundierte Modell noch einmal leicht mit der Sprühfarbe einnebelt, um eine etwas rauhere Oberfläche zu erzeugen? Dürfte gerade bei großen, glatten Flächen sehr hilfreich sein.

Ergänzung nach ein paar (erfolgreichen) Experimenten:
Das Einnebeln der grundierten Modelle zur Herstellung einer rauhen Oberfläche ist unbedingt sehr zu empfehlen. Ich hatte ein eingenebeltes Modell vorliegen, dessen eigentliche Grundierung eher noch plastikgrau aussah. Und siehe, eine Schicht zur Deckung und eine weitere Schicht zum glatten Abschluß genügten, gerade bei diesen glatten Plastikoberflächen. Wenn das mal keine Arbeitserleichterung ist!

Mehr zum Grundieren zeigt uns der freundliche Kollege Jarhead.


Das Weiß an sich:
Jetzt brauchen wir Skull White von GW, einen guten Pinsel der Größe 1 bzw. 2, je nach Größe des Modells, für alle Arbeitsschritte mit Weiß frisches und sauberes Spülwasser für die Pinsel und eine so weit möglichst staubfreie Arbeitsfläche.

Es empfiehlt sich, das Skull White im Vorfeld noch im Topf zu verdünnen, das spart das spätere Verdünnen und massig Zeit. Eine Naßpalette ist natürlich auch sehr hilfreich. Die Konsistenz sollte etwa milchig sein, nicht zu wässrig, so daß die Farbe sich flüssig auftragen läßt, ohne zu verschwimmen.

Sauberes Wasser sollte klar sein; wir wollen jetzt keinen häßlichen Grün- oder Braunton im Weiß haben. Eine (möglichst) staubfreie Arbeitsfläche ist nicht zu unterschätzen, denn jeder Staubfaden ist deutlich auf dem Weiß zu erkennen und muß mühselig wieder vom Modell entfernt werden. Sollte das dennoch passieren, den Pinsel sofort gut auswaschen und abwischen, dann mit der noch feuchten Pinselspitze den Staubfaden entfernen und anschließend den Pinsel erneut auswaschen. Gut ist auch eine Art Plastikfolie zum Abdecken der Modelle, damit diese während der Nicht-Arbeitszeit nicht verstauben. Also: Keep everything clean, auch die Finger!

Jetzt kommt die Farbe auf das Modell: Mit einem nicht zu kleinen Pinsel (etwa Größe 1) wird nun eine dünne Schicht Skull White auf alle Stellen, die später weiß werden sollen, aufgetragen. Wenn diese Schicht vollständig getrocknet ist, folgt die nächste Schicht Weiß. Das wiederholt sich so lange, bis das Weiß überall vollständig sauber deckt und keinerlei Schlieren mehr zeigt.
Viele dünne Schichten sind hierbei besser als wenige dicke, da sonst Gefahr besteht, daß das Weiß auf dem Modell verklumpt, Details von der Farbe verschluckt werden oder scharfe Kanten verschwimmen können und so der Gesamteindruck vom Modell leidet.
Wieviele Schichten es letztendlich werden, hängt wesentlich davon ab, ob das Modell aus Plastik oder Metall besteht und ob es nach der Grundierung noch ordentlich eingenebelt worden ist; bei Plastik braucht es mehr Schichten. Aber kein Grund zur Verzweiflung: Farbe auftragen, trocknen lassen, nächste Schicht. Geduld zahlt sich hier aus! Am Ende sollte es wie ein weißes Blatt Schreibpapier aussehen.

Hinweis:
Dieser Durchgang sollte nach der Grundierung der erste Arbeitsschritt am Modell sein, denn so muß man (meist) keine Rücksicht auf die Stellen nehmen, die nicht Weiß werden, denn man kann sie später immer noch übermalen. Das aber beschleunigt diesen Schritt erheblich.

Gedankenexperiment:
Mit einem mit Skull White gefüllten Airbrush sollte das auch sehr gut funktionieren, sogar wesentlich schneller als von Hand mit dem Pinsel. Da ich keinen Airbrush besitze, kann ich leider nicht über derartige Erfahrungen berichten.


Greylining (aka Darklining):
Wenn das Weiß nun zufriedenstellend ist, ist das Blacklining (hier besser: Greylining oder Darklining) an der Reihe.
Dafür mischen wir in einem Extrapott etwa fünf Teile sauberes Wasser mit Shadow Grey und fügen noch etwas Spülmittel hinzu, um die Oberflächenspannung des Wassers zu brechen, damit die Farbe nachher sich besser von der Oberfläche des Modells in die Vertiefungen fließt und nur dort deckt.
Das funktioniert auch mit jedem anderen Grauton. Ich wähle hier Shadow Grey, da es meiner Meinung nach am besten mit Weiß harmoniert. Schwarz ergibt einen zu harten Kontrast, es sei denn, dieser ist aus künstlerischen Gründen so gewollt.

Mit einem feinen Pinsel (etwa Größe 2/0) wird das dünnflüssige Grau in direkt die Vertiefungen und Fugen aufgetragen und diese so schattiert. Man sollte sich hierbei von vornherein im Klaren sein, wie breit diese Linien werden sollen. Je feiner und gleichmäßiger diese werden, desto sauberer sieht das Modell später aus. Zu dünn dürfen sie auch nicht werden, sonst fallen sie nicht mehr ins Auge.
Es läßt sich dabei in der Regel nicht vermeiden, daß dabei etwas Farbe unerwünschterweise auf andere eigentlich weiße Stellen kommt. Haltet den Pinsel leicht schräg zu einer Seite, dadurch kann man zumindestens dafür sorgen, statt beider Seiten nur eine Seite der grauen Linie später ausbessern zu müssen. Hier ist einfach eine ruhige Hand gefordert.

Wer möchte, kann selbstverständlich auch einen sauberen Farbverlauf von Grau zu Weiß zaubern. Das jedoch ist eine schwierige Technik für Fortgeschrittene und soll hier nicht erläutert werden.


Ausbesserungen und Abschluß:
Sobald alle Vertiefungen und Fugen mit Grau ausgemalt worden sind, geht es ans Ausbessern. Ein simpler, aber recht zeitaufwendiger Prozeß, bei dem mit einem feinen Pinsel alles unerwünschte, danebengegangene Grau einfach vorsichtig übermalt wird, bis eine gleichmäßig breite Linie entsteht.
Meist reicht hier eine Schicht Weiß. Wenn nicht, erst trocknen lassen, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird.
Bei ausmodellierten Fugen gibt es einen kleinen Trick, praktisch wie mit dem Lineal gezogene graue Linien zu erzeugen. Mann kann bewußt mit dem Weiß die graue Fuge leicht übermalen, um dann sofort mit einem ausgewaschenen, noch feuchten Pinsel das noch nicht getrocknete Weiß aus der Fuge wegzuwischen und aufzunehmen. Klappt aber nur bei abschnittsweisem Arbeiten, denn sonst ist das Weiß dort schon trocken, während man noch hier arbeitet.

So sollte es dann zum Schluß aussehen:

110617%252520Eldar%252520-%252520Serpent%252520Unterseite%2525201a.jpg

110617%252520Eldar%252520-%252520Serpent%252520Unterseite%2525201b.jpg


090712%20Phantomlord%201.jpg


090712%20Phantomlord%204.jpg



Und dann haben wir es: Sauberes, strahlendes Weiß, dessen verschiedene Flächen durch graue Linien voneinander abgegrenzt sind und das Modell so definierter aussehen lassen.


Viel Spaß beim Malen!

--Laminidas


PS: Das könnte jetzt jemand auch in das Tutorial-Subforum legen, oder?

PPS: Danke fürs Verlegen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Oberflächenspannung haben die relativ wenig, neigen halt auch fast garnicht dazu ränder beim trocknen zu hinterlassen.

Allerdings laufen die nicht soooo gut in Vertiefungen wie man meinen Mag!

Also die Tuschen sind echt gut, aber neigen leider leicht dazu besonders beim ausfüllen von vertiefungen darunter ne Luftblase zu bilden wodurch nach dem trocknen gerne mal "ungetuschte" stellen entstehen.

Lässt sich aber gut umgehen, wenn du die Vertiefungen einmal richtig mit einem entsprechend feinen Pinsel "durcharbeitest", sodas die Tusche einmal richtig auf die entsprechenden Stellen "gemalt" werden.
 
Wenn das Weiß nun zufriedenstellend ist, ist das Blacklining (hier besser: Greylining oder Darklining) an der Reihe.
Dafür mischen wir in einem Extrapott etwa fünf Teile sauberes Wasser mit Shadow Grey und fügen noch etwas Spülmittel hinzu, um die Oberflächenspannung des Wassers zu brechen, damit die Farbe nachher sich besser von der Oberfläche des Modells in die Vertiefungen fließt und nur dort deckt.

Wollte fragen was 5 Teile Wasser Bedeuten ^^

Sollte das verhältniss von Wasser auch so sein wie beim Skull White ??? oder was ist damit gemeint ???
 
Moin,

Kite Zitat:
<table width="100%" border="0" cellpadding="6" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td class="alt2" style="border: 1px inset ;"> Wenn das Weiß nun zufriedenstellend ist, ist das Blacklining (hier besser: Greylining oder Darklining) an der Reihe.
Dafür mischen wir in einem Extrapott etwa fünf Teile sauberes Wasser mit Shadow Grey und fügen noch etwas Spülmittel hinzu, um die Oberflächenspannung des Wassers zu brechen, damit die Farbe nachher sich besser von der Oberfläche des Modells in die Vertiefungen fließt und nur dort deckt. </td> </tr> </tbody></table>
Wollte fragen was 5 Teile Wasser Bedeuten ^^

Sollte das verhältniss von Wasser auch so sein wie beim Skull White ??? oder was ist damit gemeint ???

5 Teile Wasser sind eine Verhältnismäßigkeit. Dazu kommt dann noch der Farbanteil. Selbstredend müssen die Teile/Tropfen immer gleich groß sein. Also z.B. 5 Tropfen Wasser mit 1 Tropfen Farbe mischen. Dabei nutzt man eine Pipette, die die Menge eines Tropfens ziemlich genau und gleichbleibend bemisst.
Somit hast du ein Mischungsverhältnis 5:1; Wasser:Farbe...

LG
Bram1970
 
Nein, da das GW-Sprühweiß eben nicht strahlend weiß ist, sondern ein eher stumpfes Weiß, das nicht zu den Eldar paßt.
Ganz abgesehen davon muß man sowieso von Hand nachmalen, weil die Sprühdose nun mal nicht jede kleine Ecke erreicht. Und das Skull White unterscheidet sich schon recht deutlich vom Sprühweiß, deswegen malt man besser gleich noch einmal komplett darüber. Erst dann kommt ein solches Weiß wie bei meinem Phantomlord heraus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal eine Anfängerfrage:

Du schreibst, dass das Weiß, wenn es verdünnt ist, etwa die Konsistenz von Milch haben sollte. Das Problem bei mir ist nur, wenn ich mein Weiß verdünne und auftrage, verschwimmt es und wird ungleichmäßig. Habe ich zu stark verdünnt? Oder gibt es bei Weiß eine Besonderheit beim verdünnen?

Ich hab jetzt schon recht viel rumprobiert, bin allerdings zu keinem annehmbahren Ergebnis gekommen(Hilfe!!!).
 
Wenn die weiße Farbe derart verschwimmt, hast du zu sehr verdünnt. So ist es schon fast eine Tusche und eigentlich nur als Lasur zu gebrauchen. Flüssig wie Wasser darf sie auf keinen Fall sein, eher so wie komplett durchgeschmolzenes Vanilleeis. 🙂 Ist schwierig zu beschreiben, aber versuch mal so etwa zwei, drei Teile Farbe und einen Teil Wasser.
Sehr gut ist auch eine Naßpalette. Die liefert stets die richtige Feuchtigkeit, so daß die Farben immer gut flüssig bleiben, auch über längere Zeit.

Die ersten Schichten sind immer ungleichmäßig deckend. Geht einfach nicht anders bei Weiß. Laß erst eine Schicht komplett trocknen, bevor du die nächste aufträgst.